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Nr. 131.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel: jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illustr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr. Monat. Eingetr. in der Post Zeitungs: Preisliste für 1894 unter Nr. 6919.

Vorwärts

11. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn and Festtagen bis 9 Uhr Bor­mittags geöffnet.

Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner  

Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Sonnabend. den 9. Juni 1894.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Schamlose Agitation weisen wir auf die Thatsache, daß der Artikel, in dem die Front und daß des vaterlandslosen Gefinders im

schamlose Lüge über unsere Partei und ihre Führer enthalten

"

Hinterhalte!

Natürlich sind uns die Namen dieser Schurken nicht enthüllt worden. Der französische   Gerichtshof hat die Namen derjenigen, welche auf den Quittungen prangen, forg fältig geheim gehalten vermuthlich, damit Frankreich   sich dieser Schurken in künftigen Fällen abermals bedienen könne. Sollten diese Vaterlandsverräther, für die Tausende von Franken   aus dem französischen   Staatsschaze gezahlt worden find, völlig unbekannte Leute innerhalb der fozialdemokratischen Partei Deutschlands   sein? Kaum glaublich!"

bei der Nachwahl in Plauen   getrieben zu haben, wirst der ist, mit keinem Worte des Blum'schen Buches Erwähnung mp.( Paul Mehnert  ?) Korrespondent der Kreuz- Zeitung  " thut. Der Korrespondent bedient sich also gleich in unserer Partei vor. Herr Mehnert, der konservative den ersten Zeilen seiner Korrespondenz einer faust­Mäßchenmacher aus dem sächsischen Landtag, steht in puncto bicken Lüge, und dieser Herr will dann uns Sozialistenfresserei auf dem gleichen Niveau wie der ver- schamlose Agitation"," Aufstachelung" und sozialdemo storbene Sparig, Hans Blum und das Leipziger   fratische Art, unbequeme Dinge aus der Welt zu schaffen" Tageblatt". Das dümmste und gemeinste Zeug, was vorwerfen. über unsere Partei ausgeheckt wurde, ist diesen Ordnungs- Das Sprichwort sagt, der Ehrabschneider sei schlimmer flüßen das willkommenste Rüstzeug. So gleichgiltig es wie der Dieb. Was ist aber der Artikel des Plauener  imms nun sein kann, was Leute von vorhin gekennzeichnetem Blattes anderes gewesen, als eine schamlose Ehrabschneiderei, Man beachte besonders die Schlußzeilen dieser Schlage über unsere Partei sagen und schreiben, so können die nur überboten wurde durch die erbärmliche Feigheit Notiz, man beachte weiter, daß der ganze Artikel, dem sie wir doch nicht schweigen, wenn ihre Kläffereien selbst in mit der sie in Szene gefeßzt wurde. Die Bezichtigung entnommen ist, sich ausschließlich mit der Vaterlands- und ernsten Blättern, wie die Kreuz- Zeitung  " eins ist, Auf- eines Verbrechens, das unser Strafgesetzbuch mit Zucht Religionslosigkeit der Sozialdemokratie beschäftigt und der nahme finden. haus und eventuell mit dem Tode bedroht, einen Tag Zweck, der mit dieser Tartüfferie beabsichtigt war, liegt auf vor der Wahl gegen unsere Partei und ihre Führer der Hand. geschleudert, das ist eine Rampfesweise, für die die Bezeich Unsere Genossen Auer und Liebknecht, die im Wahl­nung Bubenstück" noch ein milder Ausdruck war. Freilich, freise anwesend waren, antworteten in einem Flugblatt mit der Korrespondent der Kreuz- Zeitung  " bezeichnet es als der Ueberschrift Ein Bubenstück" mit folgender Erklärung: schamlose Agitation", daß unsere Genossen das feige Der Verfasser dieses Zügenmachwertes denn von A bis 3. ist alles erlogen Bubenwert mit Keulenschlägen abwiesen. hat sich wohl gehütet, einen Sozialdemokraten namhaft zu machen, der sich jener an­geblichen Landesverrätherei schuldig gemacht haben soll. Wir erklären den Urheber dieses Bubenstücke 3 für einen feigen, elenden Ehrabschneider, und indem wir dies unter Nennung unseres Namens thun, bieten wir ihm Gelegenheit, uns vor die Schranken des Gerichts zu ziehen.

Unsere Leser wissen, daß beim Plauener   Stichwahl tampfe, einen Tag vor der Entscheidung, der bis dahin wenn auch sehr energisch, so doch durchaus sachlich geführte Wahlkampf dadurch einen äußerst scharfen persönlichen Charakter annahm, daß in dem führenden Organ der ,, Ordnungs­parteien", dem Vogtländ. Anzeiger", unserer Partei und ihren Führern in nicht mißzuverstehender, wenn auch indirekter Weise der Vorwurf gemacht wurde, zu landes oerrätherischen Zwecken seinerzeit mit dem General Boulanger   und der französischen   Regierung in Verbindung getreten zu sein und Gelder genommen zu haben.

Diese ganz dem feigen und heimtückischen Charakter der sächsischen Kartellsippe entsprechende Kampfesweise tenn­zeichneten unsere in Plauen   anwesenden Genossen Auer, Gerisch und Liebknecht   sofort in gebührender Weise, indem sie in Versammlungen die Redaktion des Plauener  Blattes der schamlosen Verleumdung ziehen, für welche mit der Hundepeitsche die Antwort gegeben werden müßte. Bu gleich veröffentlichten Auer und Liebknecht   die untenstehende Erklärung, an welche sich dann die Kundgebung des Hans Blum und die Antwort unseres Wahlkomitees anschlossen. Wir veröffentlichen nachstehend sämmtliche Aktenstücke, um den Lesern ein flares Urtheil zu ermöglichen.

Vorher aber haben wir uns noch mit dem resp. Kor­respondenten der Kreuz- Zeitung  " auseinanderzusehen.

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Dieser saubere Herr schreibt:" Der Vogtl. Anzeiger", das von der Sozialdemokratie jener Gegend viel gehaßte Drgan der Ordnungsparteien, hatte bezug genommen auf Blum's Werk Die Lügen der Sozialdemokratie" u. f. w." Dieser Angabe des resp. Korrespondenten gegenüber ver­

"

Feuilleton. Der Inde.

Deutsches Sittengemälde

aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von C. Spindler  .

Zweiter Theil. Erstes Kapitel.

Der Lenz ist angekommen! Habt ihr es nicht vernommen? Es sagen's euch die Vögelein, Es fagen's euch die Blümelein: Der Lenz ist angekommen! Ihr seht es an den Feldern, Ihr seht es an den Wäldern: Der Kuckuck rust, der Finke schlägt, Es jubelt, was sich froh bewegt: Der Lenz ist angekommen! Hier Blümlein auf der Haide, Dort Schäflein auf der Weide! Ach seht doch, wie sich alles freut, Es hat die Welt sich schon erneut: Der Lenz ist angekommen!

Wie das aber geschah, das mögen unsere Leser aus den nachstehenden Erklärungen ersehen, die wir in der Reihen­folge, wie sie erschienen sind, wieder geben.

Ju der Nr. 122 des Vogtl. Anz." vom Donnerstag, 31. Mai- am 1. Juni fand die Stichwahl statt zu lesen:

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war

Plauen  ( Hotel zur Wartburg), den 81. Mai 1894. J. Auer, Mitglied des Reichstages. 2. Liebknecht  , Mitglied des Reichstages.

" Erst in neuerer Zeit ist die Bereitwilligkeit deutscher   Sozialdemokraten, ihr Vaterland an Frankreich   zu verrathen und sogar zu ver­taufen, wieder in einem Prozeß enthüllt worden, der in Der Vogtl. Anzeiger", der mittlerweile Kenntniß von Paris   gegen den zum gemeinen Verbrecher und abenteuernden den Rundgebungen unserer Genossen in den Versamm Staatsverschwörer hinabgesunkenen, vormaligen französischen   lungen erhalten hatte, rückte jetzt mit der Erklärung heraus, Kriegsminister Boulanger geführt wurde, der später durch daß er seine Angaben den" Lügen" des Dr. Hans Blum Selbstmord geendet. In diesem Prozeß ist festgestellt, und zwar entnommen habe, und außerdem erklärte die Redaktion, es unleugbar, sowohl nach den Ausführungen der Anklage, wie sich überlegen zu wollen, event. gegen unseren Genossen nach denen der Vertheidigung, nach den übereinstimmenden Auer eine Beleidigungsklage anhängig zu machen. Berichten der Presse, wie nach den zahlreichen Streitschriften für und gegen Boulanger, daß ein sehr namhafter Theil der französischen   Staatsgelder, deren Unterschlagung dem französischen   Kriegsminister beigemessen worden war, als wirklich ausgegeben belegt worden ist, ausgegeben an deutsche Sozialdemokraten zu dem Zwecke, damit diese im Rücken der deutschen   Heere, wenn diese in den von Boulanger angezettelten Krieg gegen Frankreich   zogen, eine Revolution entzünden sollten, um die deutsche Wehrkraft zwischen zwei Feuer zu bringen, das des Feindes in der

tausend leichtbeschwingte und buntgefiederte Herolde ziehen vor ihm her, seine Ankunft verkündend; himmelblau und golden ist sein Kleid, an das sich der fernen Eisberge Saum 59 anschmiegt, wie Hermelinsverbrämung, und alle Blüthen­büsche fügt er in eine duftende Krone, womit er sich und seine Liebe ziert.

Jetzt erschien auch Hans Blum mit folgendem Flugs blatt in der Arena:

Ein Bubenstück

ist der richtige Titel für die schmachvolle That, welche seiner Zeit der Boulanger- Prozeß enthüllt hat.

Der vormalige französische   Kriegsminister war bekanntlich angeklagt, franzöfifche Staatsgelder unterschlagen zu haben. Er führte nun den Beweis, daß ein guter Theil dieser Gelder aus­gegeben worden sei zu dem Zwecke, um deutsche Sozial­

in edlen Gemüthern? O wahrlich, diese goldenen Tage sollten fein gezücktes Schwert schauen, die süße Frühlings­luft kein drohend Wort vernehmen! Aber die Leiden­schaften ziehen eine Eiswand um des Menschen Herz, die auch der Lenz nicht zu schmelzen vermag; das rohe jüngere Geschlecht kümmert sich nicht um den Wonnemond, weil seine kräftige Begehrlichkeit nicht nach der Sonnenwende fragt, um Wonne zu genießen; und nur des reifen Alters Vorzug ist's, das Leben zu verstehen, ihm Sinn und Deutung zu geben, und zu wissen, daß unser irdisch Theil ein treues Konterfei des Wechsels in dem Weltall   darstellt.

Und die Braut, im Gewande zarter Hoffnung, um gürtet von den Gilberbändern, deren Juwelenschmuck erst wieder lebendig wurde durch des Ersehnten feurigen Gold blick, winkt dem Nahenden mit jugendlich grünen Zweigen, und scheint ihn demüthig zu fragen: Kommst Du noch ein mal, mit mir den Bund zu schließen in neuer Verjüngung! Wenn er's auch nicht aussprach, so fühlte doch Herr Nicht umsonst, Geliebter, trägst Du die Farbe der Beständig. Diether, der Altbürger, dasselbe, da er an einem wunder­teit, denn viele tausendmal begingen wir schon unsere Feier, schönen Morgen in seinem Gärtlein lustwandelte, das vor und dennoch freist Du keine andere als mich. Der Hoch der Stadt gelegen war, und trotz seinem einfachen Plantens zeiter schüttelt hierauf lächelnd die duftenden Locken, daß gehege und dem darin schlicht von Dielen auferbauten Blüthe auf Blüthe und Perle auf Perle daraus in den Lust- und Werkhäuslein höher von Diether geachtet wurde, Schoß der Freundin sinkt, als ein Geschenk seiner Freigebig- als sein stolzes Haus zu Frankfurt   selbst. Auf den Arm teit. Keine andere als Du, spricht er, schmückt mir Lager seiner Ehefrau gestützt, denn noch war die Wunde, an und Teppich so bunt und reizend; keine wölbt mir Lauben der er darniedergelegen, nicht völlig vernarbt, schritt er luftig und schattig, wie Du; feine andere theilt meine Lust sinnend, aber hellen Auges, auf und nieder, und erging sich das Leben zu beglücken, das aus Dir stammt, in Dir ver in der würzigen Luft und dem warmen Himmelshauche. geht, und wieder von neuem aufsproßt, sich unserer zu freuen Frau Margarethe ihrerseits in Gedanken versunken, aber Glücklich sei das Geschlecht während meines Reiches Dauer dennoch ein Auge sorglich auf den presthaften Gatten ges denn nach mir kommen strengere Herrscher, und die Sorge heftet, während das andere nach dem kleinen Hans hin­und die Welkezeit und die Nacht!- überschweifte, der mit Elsen in einem Winkel des Gartens Wer hat sich nicht schon gefreut unter dem lindwehen- spielte, schwieg gleich ihrem Herrn. Da begehrte der letz­Es ist doch eine gar schöne muntere und selige Beit, den Panier des fröhlichen Lenzes? Wer, der ein fühlend tere zu sigen, und Margarethe führte ihn zu der Bank an wenn der Frühling wieder herein kommt ins Land, der gar Herz in der Brust trägt, hätte nicht schon unter dem der Thüre des Häuschens. Als sie nun beide darauf Platz nicht unebel von den Dichtern einem Bräutigam verglichen sonnigen Frühlingsschein die Arme ausgebreitet mit un- genommen, fingen die Glocken der Stadt an, ihr Geläute wird, welcher seine Braut zu schmücken und zu umfangen nennbarem Sehnen, entzückt von Dankbarkeit, erregt von ertönen zu lassen, Diether schlug die Hände fromm zus naht, im Glanz und Prunt des Hochzeitstages. Ein Fürst milder Nührung? Predigt die schöne Jugendzeit des Jahres sammen, sah eine Weile still vor sich hin, und redete als­der Erde könnte er nicht minder genannt werden, denn nicht Friede und Versöhnung? Entwaffnet sie nicht den Haß bann:" Sie haben in der Stadt ein gottesfürchtig werk

Altd  . Lied aus der Sage vom Venusberge.