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Nr. 240.

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Vorwärts

Berliner Volksblaff.

34. Jahrgang.

Der Anzeigenpreis beträgt f. die siebengespaltene Rolonel. geile 60 Pfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedrudte Bort 20 Bfg.( zu lässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Bfg. Etellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Pfg., politische u. gewerkschaftliche Bereins. Anzeigen 40 Pig. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin W. 68, Lindenstraße 3, abs gegeben werden. Geöffnet von 8 11hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Mprisplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 2. September 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Reichstagsauflösung?

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Seit einigen Tagen erschallt aus dem alldeutsch- konser- Feuerkampf in Flandern vativ- großagrarisch- schwerindustriellen Blätterwald ein lautes Geschrei nach Auflösung des Reichstag 3. Es handelt sich dabei offensichtlich um eine gemeinsam verabredete Parole. Wer die Einflußsphäre und die Strategie der annexionistischen Presse kennt, wird nicht glauben, daß es sich hier um ein zu­fälliges leeres Gelärm handle.

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Die Verhandlungen des Hauptausschusses haben eine Hoffnung zerstört, der man sich nach dem Auseinandergehen des Reichstags am 20. Juli in gewissen Streisen offenbar hin­gegeben hatte. Man hatte geglaubt, die Mehrheitsbildung sei nur das Produkt einer durch die Kriegskreditvorlage geschaffenen parlamentarischen Zwangslage gewesen. Man erwartete den alsbaldigen Zerfall des Friedensblocks und war bestrebt, dem nachzuhelfen durch Diskreditierung der Unter­würfigkeitsentschließung" im ganzen Lande. Die erste Sizung des Hauptqusschusses zeigte den klugen Herren, daß sie sich gründlich verrechnet hatten. Das Trommelfeuer der alldeutschen Beschimpfungen und Giftbomben hatte die Mehr­heit nicht ins Wanken gebracht. Sie stand fester und stärker auf dem Plan als zuvor und ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß sie entschlossen sei, kein Abweichen von der Richtschnur ihrer Friedensresolution zuzulassen.

Der Reichstag hat die verfassungsrechtlichen Machtmittel it der Hand, seinen Willen durchzusehen. Gegen das Vero einer geschlossenen Mehrheit der Volksvertretung fann im Deutschen Reiche verfassungsgemäß nicht regiert werden. Daran ist nicht zu zweifeln. Da aber selbst die stärtsten Männer in alldeutschen Lager zurzeit ich nicht getrauen, der Reichsleitung Staatsstreich und Verfassungs bruch zu empfehlen, so bleibt ihnen nur der Weg des Appells an die Wähler, die Reichstagsauflösung.

Versuchten die annerionistischen Treiber porher glauben zu machen, hinter der sogenannten Mehrheit" des Reichs­tags stehe gar keine feste Mehrheit im Parlament, so rufen fie jezt im wohldirigierten Chor, hinter der Reichstagsmehr­heit stehe gar nicht die Mehrheit des Volkes. Sie haben die Rühnheit zu behaupten, das deutsche Volk schwärme für ihre Gewaltzielte nach außen und beuge sich demütig ihren reak­tionären Wünschen im Innern. Wer die wirklichen Verhält­nisse in den breiten Massen unseres Volkes kennt, lacht über diesen Schwindel.

Allein, wir haben ein Regierungssystem, das jeden un­mittelbaren Kontakt der leitenden Männer mit den Volks­massen vermeidet. Dhne politisches Vertrauensverhältnis zwischen Regierten und Regierenden läßt dieses System die Herren oben ohne selbsterworbene Kenntnis von den Stim­mungen in der Tiefe. So muß man mit der Möglichkeit rechnen, daß die Suggestionsbemühungen der anuerionistischen Phantasiepolitiker an den entscheidenden Stellen Erfolg haben.

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Französische Angriffe bei Hurtebise und am Winter­ berg Lebhaftere Kämpfe an der Düna Erfolgreicher Vorstoß bei Focsani Neue Angriffe der Italiener auf den Monte San Gabriele abgeschlagen. Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. September 1917.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern dauerte der starke Feuerkampf in den Dünen und beiderseits von Ypern an; außer Vorfeldgefechten keine Infanterietätigkeit.

Im Artois lebte nach ruhigem Tage das Feuer vom La Bassée­Kanal bis auf das südliche Scarpe- Ufer am Abend auf.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Beim Gehöft Hurtebise am Chemin- des- Dames griffen die Franzosen nach heftiger Artilleriewirkung mit starken Kräften an. Anfänglicher Geländegewinn des Feindes wurde durch unseren Gegenstoß zurückgewonnen; um einige Grabenstücke wurde die Nacht hindurch erbittert gekämpft. Eine Anzahl Gefangener ist in unserer Hand geblieben.

Borstöße des Gegners am Winterberg und südlich von Cor­beny scheiterten perfuftreich

Vor Verdun ruhte tagsüber der Kampf; in den Abendstunden steigerte sich die Tätigkeit der Artillerien in einigen Abschnitten

wieder erheblich.

Heeresgruppe Herzog Albrecht.

Ein Unternehmen bayerischer Sturmtrupps am Rhein­Marne- Kanal hatte vollen Erfolg. Außer blutigen Verlusten büßten die Franzosen Gefangene cin.

Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern

An der Düna , vor allem bei Jllurt, ferner bei Smorgon und Baranowitschi war gestern die Gefechtstätigkeit trot ungünstiger Witterung lebhafter als sonst.

Nördlich der Bahn Kowel- Luck stellten unsere Erkunder gute Wirkung unserer Minenwerfer und Artillerie in den feind­lichen Gräben fest, aus denen Gefangene geborgen wurden. Bei Tarnopol und Husiatyn wurden russische Streifabteilungen im Nahkampf vertrieben.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Im Gebirge nordwestlich von Focsani warfen deutsche Truppen die Rumänen aus einer zähe verteidigten Höhenstellung.

Bei Marineni am unteren Sereth brachen deutsche und bul­garische Sturmabteilungen in die russischen Stellungen ein, machten die Besatzung nicder und kehrten mit einer großen Zahl von Ge. fangenen zurück.

Mazedonische Front.

Jm Cerna- Bogen griff ein italienisches Bataillon bei Para­lovo an. Deutsche Truppen warfen den Feind zurück und nahmen ihm Gefangene ab.

Am Dobropolje scheiterten mehrere serbische Angriffe, westlich des Vardar französische Vorstöße vor den Stellungen der Bulgaren . Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 1. September 1917, abends. Amtlich. Im Westen bei Regenwetter nichts Besonderes. Im Osten au mehreren Stellen der Dünafront, hei Smorgon und Baranowitschi lebhafte Gefechtstätigkeit.

Der österreichische Bericht. Wien , den 1. September 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah.

Nordwestlich von Focsani cutrissen deutsche Truppen dem Feinde abermals eine zähe verteidigte Höhenstellung. Bei Hufiatyn und Tarnopol wurden russische Jagdkommandos abgewiesen. Italienischer Kriegsschauplah.

Gestern vormittag fam es am Isonzo zu feinen größeren Kampfhandlungen. Am Nachmittag flammte zwischen Tolmein und der Wippach die Schlacht an zahlreichen Stellen aufs neue empor. Nördlich von Kal, bei Madoni und bei Britof wurden stärkere italienische Angriffe abgeschlagen. Wie an den voran­gehenden Tagen war der Monte San Gabriele abermals der. Schauplatz erbitterten Ringens. Von Norden und Westen her drangen die an Zahl weit überlegenen Angreifer auf unsere tapfere Besatzung ein. Auf dem Nordteil des Berges lag, das Schwergewicht des Kampfes. Unsere über alles Lob erhabene Infanterie fing, wiederholt zum Gegenstoß übergehend, alle An­stürme auf. Bei Görz und im Wippachtal ließ der Feind heftigen Artilleriefeuerüberfällen mehrere Einzelstöße folgen, dic alle glatt abgewiesen wurden. Deftlich von Görz , ein italienisches Grabenstück nehmend, brachten unsere Stoßtrupps 6 italienische Offiziere, 140 Mann und 4 Maschinengewehre ein. Triest war wieder das Angriffsziel italienischer Flieger. Das bischöfliche Palais wurde beschädigt.

Der Chef des Generalstabes.

Stockholm .

Uebrigens wird, wenn die Mehrheitsparteien geschlossen borgehen, der Wahlkampf fehr vereinfacht. Nur in den Kreisen, wo annexionistische Kriegsverlängerer und Gegner der Neuorientierung sigen, wird es ernsthafte Stämpfe geben. In den Kreisen, die von Mitgliedern der Mehrheit vertreten Konferenz stattgefunden, auf der die aus den Unterschriften In Wien hat am 29. und 30. August eine sozialistische waren, werden die Minderheitskandidaten mit vereinten ersichtlichen Parteien vertreten waren. Ueber den Verlauf der Kräften kurzerhand abgestochen. Stichwahlen wird es unter Konferenz wird ein summarischer Bericht veröffentlicht diesen. Umständen kaum geben. werden. Es wurde unter anderem die Absendung des folgen­den Briefes beschlossen: An das holländisch- skandinavische Komitee in Stockholm

Werte Parteigenossen!

Angesichts dieser Sachlage heißt es, bereit sein. An sich ist der Appell ans Volt vom demokratischen Standpunkt aus zu begrüßen. Es liegt darin die prinzipielle Anerkennung der ausschlaggebenden Macht der Volksmehrheit. Auf der Jden­tität des Volkswillens und des Parlamentswillens beruht das dominierende Gewicht des letzteren bei allen Konflikten mit anderen Faktoren der öffentlichen Macht. Wird sie von den, Aber die Feldgrauen? Sie müssen selbstverständlich legteren ernstlich in Zweifel gestellt, so find Neuwahlen ge- mit wählen. Das kann am einfachsten schriftlich geschehen. boten. Bestätigen sie die alte Mehrheit, dann ist der Streit, Die Ausschüsse der vereinigten Mehrheitsparteien in den ein­wie das Regierungsschiff gelenkt werden soll, endgültig erledigt. zelnen Wahlkreisen stellen die Adressen der im Felde befind­In dem vorliegenden Fall bedeutet die Auflösung des lichen Wähler fest, kontrollieren die Wählerlisten und schicken Die sozialdemokratische Partei Deutschlands , die Parteien Reichstags, der verfassungsgemäß Neuwahlen binnen 60 Tagen ihren Anhängern außer den Wahlaufrufen usw. einen Wahl- Oesterreich- Ungarns- Bosniens und die bulgarische zu folgen haben, die Volksabstimmung über den zettel mit amtlichem Umschlag, der für diesen Fall zum Zu- geeinigte sozialdemokratische Partei sind hier zu Berständigungsfrieden und die freiheitliche fleben eingerichtet sein muß. Außerdem ist ein weiterer Um einer Besprechung versammelt, um über wichtige, wesentlich fors Neuordnung im Innern. Es ist selbstverständlich, schlag mit der aufgedruckten Adresse des örtlichen Wahl- male und technische Vorbereitungen für Stockholm einen Ge­daß bei diesem Charakter der Wahl die in normalen Fällen fomitees beizufügen, auf dessen Rückseite der Wähler seinen dankenaustausch zu pflegen. Die Besprechung wurde gerade für berechtigte Taftit der Stimmenzählung der Einzelparteien Namen zu schreiben hat. In diesen zweiten Umschlag wird den jetzigen Zeitpunkt einberufen, weil wir in ihm den Vorabend auszuschalten ist. Die Mehrheitsparteien werden gemein- der erstere verschlossen dem Wahlbureau übersandt, das der Stockholmer Konferenz sahen. Wir finden uns nun in der be­sam auf dem Wahlplan aufzutreten haben, um den Beweis ihn unter Kontrolle und zu bestimmter Frist herausnehmen dauerlichen Lage, daß eine abermalige Verschiebung der Konferenz zu erbringen, daß die Mehrheit des Volkes in jenen beiden und in die Urnen zu werfen hat. Die für die schriftliche zu befürchten ist. Wir setzen allerdings voraus, daß die zur selben Schicksalsfragen der äußeren und inneren Politik hinter ihnen Stimmabgabe der im Felde befindlichen Wähler nötigen Be Stunde stattfindende Konferenz der Sozialisten der Ententeländer steht. Die klare Auszählung der annexionistischen Schreier ſtimmungen können binnen weniger Tage von Bundesrat und einhellig beschließen wird, dem Widerstand ihrer Regie­mit ihrer ganzen Gefolgschaft von alldeutschen Ideologen und Reichstag vereinbart werden. rungen zum Troße Stockholm zu beschicken. Wir. Gewaltanbetern wie von großagrarischen und großindustriellen Sorgen dann die Mehrheitsparteien gemeinsam dafür, seßen weiter voraus, daß unsere Genossen in England, Kriegsgewinnlern muß alleiniges Ziel einer solchen Wahl daß es überall mit rechten Dingen zugeht, und daß nament- Frankreich und Italien den Widerspruch der Herrschenden fein. Dem gemeinschädlichen Treiben dieser Herrschaften, das lich die Feldgrauen draußen von Eingriffen in ihr höchstes gegen die proletarische Aktion in Stockholm nur als eine Aufforde= das Deutsche Reich und Volk ins Verderben zu reißen droht, Staatsbürgerrecht und einseitiger Beeinflussung geschützt rung mehr ansehen werden, ihre sozialistische Pflicht muß durch ein überwältigendes Votum der Wähler ein Ende werden, dann wird die Wahl zu einem vernichtenden Volts- zu tun, und daß sie auch Einfluß, Macht und Energie genug bereitet werden. gericht werden über die Gegner des Friedens und der Frei haben werden, die Hindernisse, die ihnen gerade in den Ländern, Daß gegen eine Reichstagsauflösung mit nachfolgendem heit im eigenen Lande. Das deutsche Volt ist start genug, die sich ihrer Demokratie rühmen, in den Weg gelegt werden, zu heftigen inneren Kampfe mitten im Striege schwere Be- einer Welt von äußeren Feinden zu trogen, und es sollte überwinden. Die Verweigerung der Pässe wird, denten geltend gemacht werden können, ist nicht zu ver- nicht fertig werden mit seinen inneren Feinden, mit der Clique wie wir mit Sicherheit erwarten, nicht aufrecht­fennen. Allein das mögen die verantworten, die in Zweifel herrschsüchtiger Interessenpolitiker, die es in Unmündigkeit erhalten werden können. ziehen, daß die Mehrheit des jetzigen Reichstags noch die halten und ihm das Selbstbestimmungsrecht in seinen höchsten Aber, Parteigenossen, wir, die wir die konsequente Zähigkeit Mehrheit der Wählerschaft repräsentiere. Will Herr Graf Schicksalsfragen vorenthalten wollen! Es wird sie so und die Umsicht des holländisch- skandinavischen Komitees on­Reventlow das Tänzlein wagen, die sogenannte Mehrheit" gründlich niederreiten, daß sie das Auf- erkennen, die wir unsererseits von Anfang an mit der größten Be­wird aufspielen. stehen vergessen. Eduard David . reitwilligkeit und mit der größten Geduld alles getan haben, um