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Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit bezeugt wird, und in dem zugleich durch ein geheimes Zeichen jeder Unternehmer auf- gefordert wird, denselben Arbeiter wie einen Verpesteten von der Schwelle zu weisen? Aber abgesehen von dem Verhältniß zu den Arbeitern, ist nicht bei den herrschenden Klassen gerade die Verrufserklärung gang und gäbe? Wird sie nicht heute noch im ausgedehntesten Maße geübt gegenüber allen Personen, welche sich gesetz- widrigen Bräuchen der herrschenden Klassen wiversetzen? Jede Gesetzesverletzung, ja sebst jede ehrlose Handlung findet in derGesellschaft" noch immer eher eine Vergebung, als die Weigerung, sich ihren gesetzwidrigen Vorschriften zu unterwerfen. Durch diese erst macht sich der Mannun- möglich", wie der übliche Ausdruck lautet. So kann jemand Eerichtsdirektor. Rechtsanwalt, Referendar sein; aber da er die Duellforderung eines rüden Burschen abgelehnt hat, ist er gesellschaftlichunmöglich", und es wird ihm schwer fallen, unter solchen Umständen sich auch nur in seiner anitlichen Stellung zu behaupten, oder gar auf Beförderung zu rechnen. Tie bürgerliche Presse weiß das ganz gut und nicht am wenigsten ist es der ehrsamen Tante Voß, die ihren ganzen Moralvorrath gegen Boykotts und Verrusserklärungen gelegentlich des Brauereiboykotts erschöpft, unbekannt. Darüber, daß die Arbeiter einmal den Spieß gegen die Bourgeoisie umkehren, vergißt sogar Herr Eugen Richter  ftine Entrüstung über die Boykotts, welche seitens der Militärbehörden, natürlich im Interesse des Dienstes und der Disziplin, auch gegen.freisinnige" Blätter und Lokale verhängt sind. Das Band, das ihn mit der Bourgeoisie verknüpft, ist denn doch etwas fester, als die Gummistrippe seiner freisinnigen Programm-Doktrinen. Die Sozial­demokratie hat den Boykott nicht hervorgerufen, diese Waffe ist ihr aufgedrängt worden; wie wirksam sie aber in ihrer Hand geworden ist, sieht man aus dem einmüthigen Wuth- geheul der Presse, der konservativen wie der liberalen, der .anständigen" und vornehmen, sowie der von dieser höchstens mit Naserümpfen genannten..Vossische" undStaats- bürger-", �Freisinnige" undKölnische Zeitung  ", Hammer- stein und Mosse   eine brüderlichere Einheit hat es noch nicht gegeben! Tie Wahl des Geheimen Kommerzienraths Gustav Siegle   als Abgeordneter des 1. württembergischen Rcichstags-Wahlkreises ist bekanntlich von sozialdemokratischer Seite angefochten worden und der Reichstag hat auf An- trag der Wahlprüfungskommission beschlossen, über die in dem Protest behaupteten Thatsachen Erhebungen anstellen zu lasten. Wie dieSchwäbische Tagwacht" in Erfahrung gebracht hat, soll die Sache nun in Fluß kommen und es haben bereits eine Anzahl Vernehmungen stattgefunden, so daß Aussicht besteht, daß beim Wiederznsammen- tritt des Reichstags die Entscheidung getroffen werden kann. TerSchwäbische Merkur" hat zwar schon vor einiger Zeit auf eigene Rechnung den Nachweis zu führen ver- sucht, daß bei der Wahl von Seiten der Anhänger des Herrn Siegle nur mit reellen und gesetzlichen Mitteln vor- gegangen worden sei; bedenklich, sehr bedenklich war indeß der Umstand, daß das würdige Blatt nicht den Versuch ge- macht hat, die Hauptpunkte des Protestes zu widerlegen, ' sie vielmehr mit Stillschweigen übergangen hat. Hoffentlich wird es bei der Untersuchung gelingen, die für die Kartell- brüder so unangenehme Wahrheit an den Tag zu bringen. Tie eine reaktionäre Masse. Aus dem Wahlkreise ElmShorn-Pin!neberg theilt dieFreisinnige Zeitung" folgendes mit: In Stellingen  -Langenselde im Wahlkreise Elshorn- Pinne berg ist von den nichtsozialistischen Parteien eine eigenartige Vereinbarung getroffen worden. Jede der drei nichtfozial- demokratischen Parteien agitirt für den eigenen Kandidaten; aber man wirkt gemeinsam, um am Wahltage die säumigen Wähler, von denen man weiß, daß sie keine Sozialdemokraten sind, zur Wahlurne abzuholen. Zu diesem Zweck tritt dort am Wahltage von 2 Uhr ab eine gemeinsame Agitation der bürger- lichen Parteien ein. Richter und Lieberniann von Sonnenberg an einen, Strange ziehend, ist ein herrliches Bild. Es ist ein Beweis der Schwäche unserer Gegner, eine Gewähr für den baldigen Sieg der Sozialdemokratie.   Die verhafteten Dresdener   Genossen Eichhorn, Sindeisen und Dr. Gradnauer befinden sich noch immer im efängniß. Ueber die Ursache der mysteriösen Verhaftung ist nichts bekannt. Deutsch  -amerikanische Zolldifferenzen. DieTimes" melden aus Washington  , Deutschland   habe gegen das Votum des nordamerikanischen Senats protestirt, wonach auf ein Pfund Zucker, der aus Ländern eingeführt ist, welche an Zucker- fabriken Prämien gewähren ,H ein Differentialzoll von V10 Cent, gelegt wird. Die deutsche Regierung soll mit eventuellen Repreffalien gegen amerikanische   Produkte gc- droht haben. Die ungarische Ministerkrise hat mit einem Er- folge des Parlamentarismus geendet. Der Justizminister Szckagyi, der geistige Urheber der Kirchenvorlage, gegen dessen Wiedereinsetzung sich der Monarch so entschieden ge- weigert hat, tritt wieder in da? Kabinet ein. Geopfert wurde der dem Kaiser nicht genehme Kultusminister Czally, auf dessen Verbleiben aber von der liberalen Partei wenig Werth gelegt wurde. Neu eingetreten sind zwei Söhne der früheren Minister Andrassy und Eölvös, deren politische Verdienste lediglich darin bestehen, daß sie die Söhne ihrer Väter sind. Die deutsche liberale Presse jubelt über den Verlauf der ungarischen Ministerkrise, den sie als einen großen Sieg des Liberalismus darzustellen be- müht ist. Sie weiß nicht, wie sie sich selbst damit schilt und schmäht. War es ihrer Partei doch selbst zu Zeiten, wo hinter ihr eine erdrückende parlamentarische Mehrheit stand, nicht möglich, Einfluß auf die Regierungsgeschäfte zu er- langen. Ein Altersversorgungskassen-Gesetz für Berg- a r b e i t e r ist in Frankreich   vom Parlamente angenommen worden. Tie italienische Ministerkrise ist noch immer nicht gelöst. Der Versuch, ein Koalitionsministerium zu bilden, scheint mißglückt zu sein. Die Auflösung der Kammer dürste nach Crispi's Wunsch vom König bald ausgesprochen werden. Italien   vonKretins  " regiert. In der Kammer- sitzung vom 7. Juni interpellirte der Abgeordnete I m b r i a n i den Kriegsminister M o c e n n i über eine neue schmachvolle That, die unter den Augen M o r r a' s in Sizilien   geschah. Es handelte sich um die N i e d e r- schießung eine» Bauern durch Karabinieri. Diese schaffen wie zum Spaß, aus purem Muthwillen, weil der Arme, als er die Karabinieri sah, fliehen wollte. Zur Cnt- schuldigung der That führten sie an, sie meinten, er wäre ein Räuber gewesen. Jmbriani erklärte die Handlung Morra's, der sich weigerte, die Karabinieri zu bestrafen, ja sie geradezu ihres Pflichteifers wegen belobte, als die Handlung eines Räubers und Mörders. Wüthend fuhr der Kriegsminister aus: er lasse seine Beamten nicht beleidigen. Da rief Jmbriani: Ihr seid nicht im Stande, den Henker Siziliens   zu vertheidigen! Ich erkläre hier vor dem ganzen Lande:er ist ein Kretin! ein Kretin! ein Kretin"!*) Ein ungeheurer Tumult brach bei dieser Erklärung im Parlamente aus. Die gesammte Linke, auch gemäßigte Liberale klatschten wie rasend Beifall; die Rechte brüllte dagegen. Von neuem erscholl der Beifall und die Zustimmung der Linken, und die Sitzung mußte aus kurze Zeit unter- brachen werden. Belgien  . Welcher Art die soeben endgiltig ange- nommene Wahlreform ist, erhellt aus folgenden Zahlen. Wähler für die Kammer sind nach dem neuen Gesetz 1 356 629 mit zusammen 2 067 665 Stimmen, also über 700 000 mehr Stimmen als Wähler. Die Zahl der Wähler mit einer Stimme beträgt 857 059. Die Zahl der Wähler mit 2 und 3 Stimmen beträgt blos etwa 500 000, sie haben aber über 1 200 000 Stimmen, etwa 400 000 mehr als die Wähler mit je einer Stimme,'obgleich dieser fast doppelt so viele sind. Und die Wähler mit 1 Stimme, die große Mehrheit der Wähler, sind das arbeitende Volk, das von der Minderhe it der reichen, mit je und 3 Stimmen versehenen Wähler erdrückend majori i r t wird. Das Schwindelhafte einer solchenReform 'ticht in die Augen. Trotzdem ist es ein Fortschritt, daß !>ie Masse des Volkes überhaupt das Stimmrecht hat; dem spitzen Ende deS Keils wird bald auch das dicke Ende nachfolgen. Für den Senat die erste Kammer-- beträgt die Zahl der Wähler blos 1 149 732, von denen 662 775 blos 1 Stimme haben. Die übrigen Wähler mit je 2 und 3 Stimmen nicht ganz eine halbe Million haben 1 180 000 Stimmen. Die Gesammtzahl der Stimmen ist 1 642 344 Stimmen. Ueber den Liitticher Famuln» de?Bomben-BaronS" schreibt man uns: Deutsche   Genossen in Belgien   befragen uns, ob denn die Most'scheFreiheit"Parlaments- fromm" geworden oder in Deutschland   oder sonstwo ein sozaldemokratisches Parteiblatt" existtre, das sich Freiheit" nennt.-- Die Nr. 129 vom 9. Mai deS Lütticher.Expreß" und Nr. 133 vom 13. Mai a. o. werden uns zugleich eingesandt. In beiden Nummern erklärt der frühere Vertheidrger Ernest Lühr des Gastwirthes M. Pierre Schlebach in Lüttich  (Mitangeklagten im Prozeß Moiueau 1392 und freigesprochen, augenblicklich aber wieder verhaftet aus grund der jüngsten Attentate in Lüttich  ) folgendes zu dessen Entlastung: Was die seiner Zeit bei Schlebach beschl Freiheit" anbelangt, so ist dieselbe das Organ der gesammten sozialistischen   Partei vertritt die Sache von Reichstag  . aus eigenem Wissen oder auf Deutschlands   und 60 Deputirten im Ob Herr Advokat Lühr Erwischt- auch noch ind. Es ist -schäft"- Wunsch Herrn M. Pierre Schlebach'?, die bei demselben faistrte Freiheit" zumOrgan der gesammten sozialistischen   Partei Deutschlands  " und zur Milkombattantin von60 Reichstags- Deputirten" ernannt hat, wissen wir nicht. Aber gespannt sind wir doch, ob vielleicht Herr Advokat Lühr die Güte hat, Verlag und Druckort jener sehr interessantenFrei h e i t" und die Namen der 60 Deputirten auch bekannt zu geben. Ueber die Rolle, die Herr Schlebach 1892 im Prozeß Moineau  gespielt hat. gehen die Meinungen sehr auseinander. Entlastungs versuche wie der erwähnte aber, widerlegen erst recht nicht die Thatsache, daß der sich jetztKommunist" Nennende ein eminent vielseitigerSozialvoütiker" sein und init dem Bomben- baronvon Ungern-Sternberg" geschäftlich verkehrt haben soll, wie der Famulus mit seinem Pro fessor. DerExpreß" in Lütt ich, Nr. 157 vom 6. Juni, bringt übrigens abermals»ine Mittheilung, die durchaus bestätigt, daß Justiz und Polizei alles Mögliche thun, was darauf hinweist, daß außer dem internationalen Lockspitzel und feinen Werkzeugen, an deren Nicht und Nicht- Ueberführtwerden stärkere Faktoren mitinteressirt ebenhüben unddrübendasselbe.____ dessen Agenten und Praktiken vor der Welt in die Luft geblasen zu werden bedroht sind, wenn ernstlich zu- gegriffen wird. L' Expreß schreibt: ., v. Stern berg und die Justiz''. Wir sind in der Lage versichern zu können, daß die Gendarmerie gestern, den 4. Juni, zum Erstenmal den Berhaftsbefehl v. Sternberg's er- halten hat. Begleitet war dieser Berhaftsbefehl vom Porträt und Signalement des BaronS und dieses Stück ist d a t i r t v o ui 20. M a i.(!l) Mit dem besten Willen von der Welt kann man sich nicht des Ge- dankens erwehren, daß je mehr die Sache vor schreitet, desto verdächtigeres Aus- sehen sie annimmt." Holland   steht wieder vor einem Kolonial-Kriege. In der ersten Kammer erklärte nämlich gestern der Kolonial- Minister, daß gegen die kleine Sunda-Jnsel Lombok   eine militärische Expedition geschickt werde, wenn der dortige Radjah die Souveränetät der Niederlande   trotz des Ver- träges vom Jahre 1843 nicht anerkennen sollte. Kreta   ist ein politischer Vulkan, der nie ganz zur Ruhe kommt und den türkischen Staatsmännern stets viel Kopfweh bereitet hat. Die neuesten über London   kommenden Nachrichten von dieser Insel lauten: Nach einer Meldung des Reuter'schen Bureau's auS Syra nehmen die agrarischen Unruhen in Kreta   zu. In Mochos hat der Unterpräfekt die Abhaltung einer gegm die Grund- steuer gerichteten Versammlung verboten und die Verhaftung des Dorfpfarrers angeordnet. Darauf rottete sich die Volks- menge zusammen, umgab die Gendarmeriebureaus, in welche *) Es ist unmöglich, den AusdruckKretin" in all' seiner Schärfe deutsch   wiederzugeben, zumal hier, wo er offenbar nicht auf Morra allein, den Hausknecht, fondern auf dessen Herrn, Crispi, gemünzt war. Der AusdruckBlödsinniger" genügt farnicht; man müßte sagen: ei» boshafter Blöd- inniger. Es erinnert diese? Beispiel lebendig an ein Wort Goethe's  : ein Fremdwort ist oft schärfer und schneidender, als das entsprechende deutsche: z.B. das Wortinfam" sagt viel mehr, als wir durchbösartig" ausdrücken können. Auch hier wäreinfam" das bezeichnendste Beiwort. sich der Unterpräfekt geflüchtet hatte und drohte daS Gebäude in Brand zu stecken. Trotz des Versammlungsverbots deS Gouverneurs halten die Einwohner Protestversammlungen gegen die Grundsteuer ab. Das Sozialkomitee hat dem norwegischenStorthing einen Antrag unterbreitet: den wegen»hrer politischen Ueberzeugung verabschiedeten Arbeitern von Lisleby eine Entschädigung von 10 000 Kronen zu zahlen und zugleich eine Resolution anzunehmen, in welcher der Storthing folgendes ausspricht:Der Storthing sieht es in Rücksicht auf die Verfassung als ein unbeschränktes Recht jeheS Staatsbürgers an, daß er seine bürgerlichen Pflichten nach eigener freier Ueberzeugung erfüllt, und spricht daher seine Millbilligung darüber aus, daß Leute in abhängigen Stellungen von ihren Vorgesetzten einer ungesetzlichen Beein- flussung ausgesetzt oder sogar ihrer Stellung aus politischen Gründen beraubt werden." Ob derradikale" norwegische Storthing den Muth haben wird, eine solche gerechte Meinung zu der seinigen zu machen? Der Kaiser von Marokko   soll ermordet worden sein. paefciueirficidikcn. An die Parteigenossen! Die Parteigenossen des Wahl- kreises Dortmund   haben beschlossen, dem unvergeßlichen bis zu seinem Tode treu für die Sache des Volkes in den ersten Reihen kämpfenden Genoffen C. W. Tölcke an seiner letzten Ruhestätte ein demselben.würdiges Denkmal zu setzen, den Zeitgenossen zur Erinnerung, unsere Nachkommen zur Nacheiferung anspornend. Die Verdienste des im Alter von 76 Jahren von UNS ge­schiedenen Vorkämpfers für die Sache des Proletariats, seine Verdienste um die Einigung der beiden Gruppen Lassealleaner und Eisenacher im Jahre 1875 find den älteren Genossen noch im Gedächtniß, den jüngeren mögen sie kurz vor Augen gesührt werden. Als nach Lassalle  ' s Tode die ersten Präsidenten den all- gemeinen deutschen   Arbeiterverein durch ihre Taktik fast zu Grunde gerichtet, übernahm Tölcke unter den schwierigsten Verhältnissen als Präsident die Führung und brachte denselben wieder auf die töhe, so daß er schon 1869 es wagen konnte, die damals in erlin fo mächtige Fortschrittspartei in der berühmten Konzert- hausversaminlung auf das Haupt zu schlagen. Berlin   für die Sozialdemokratie zu erobern und hierdurch den Ausspruch Lassalle'S  zur Wahrheit zu machen:Mit der Eroberung Berlins   wird die Bewegung unwiderstehlich I" Als die Regierung es versuchte, den Arbeiterverein für ihre Zwecke sich dienstbar zu machen, den Präsidenten Schweitzer und andere bereits gewonnen hatte, war es Tölcke, der Wache hielt und die Pläne durchkreuzte.____; Als dann Tessendorf die Sozialdemokratie mit allen Mitteln vernichten wollte, da war es Tölcke, der den Eisenachern die Hand zum Frieden bot, so daß im Jahre 1875 die Let- einigung der beiden Parteien auf dem Kongreß in Gotha   voll« zogen wurde. Als Redakteur derWestf. Freien Presse" wurde Tölcke   1878 mit einem Jahr Gefängniß bestraft und obschon er krank, wegen Fluchtverdacht verhaftet. Nach 4 Wochen mußte man ihn ent- lassen, und halbtodt kehrte er zu seiner Familie zurück. Seit dieser Zeit war die kräftige Körperkonstitution Tölcke'S ge- krochen: jedoch sein Geist war und blieb bis zum letzten Augen- blicke in reger Thätigkeit und Klarheit und war er den Dort- mnnder Parteigenossen bis zum letzten Athemzuge«in treuer und sicherer Rathgeber. m. Als T ö l ck e bei der letzten Reichstagswahl ein Mandat au- getragen wurde, nahm er dasselbe trotz seines schlechten Gesund- heitszustandes mit den Worten an:Wenn die Partei es für zweckmäßig hält, daß ich kandidire, so nehme ich an'.und sollte ich im Eisenbahnwagen sterben, so sterbe ich im Dienste der Partei!" So starb er, ein Proletarier, wie in seinem ganzen Leben ein echter, rechter SohndeSVolkes! An die Parteigenossen richten wir die Bitte, uns im Bestreben, dem Verstorbenen ein Denkmal zu setzen, durch Geldbeiträge zu unterstützen. Dortmund  , den 8. April 1894. Das Komitee: O. Bayrich. E. Ewald. C. Rehse. W. Siebel. T. Snßmann. Geldsendungen sind an W. Siebel, Westerbleichstraße 42, Dortmund  , zu senden. Listen zu haben bei Karl Ewald  , Hövelstr. 11. Die Arbciterblätter werden um Abdruck gebeten. »« Der Landesvorstand der fozialdemokrattsche» Partei in Württemberg   erläßt einen Aufruf an die Parteigenossen. in dem anläßlich der Ende des Jahres stattfindenden Land- tagswahlen zur Erwerbung des württembergtschen Staats- bürgerrechtes aufgefordert wird. Die Genossen des Wahlbezirkes Calw   haben schon ein Landtagswahl-Komitee konstituirt und für den 17. d. M. eine Wahlkreiskonferenz einberufen. «» Polizeiliches, Gerichtliche» er. Wegen groben Unfug und Beleidigung hatten sich die Genossen Karl Grünberg  . Herm. Barer, beide au? Hartha  , und Emil Landgraf aus Burgstädt   vom Schöffengericht in Waldheim   zu verantworten. Nach dem Eröffnunasbeschluß sind die Angellagten hin- reichend verdächtig, im Februar 1894 im gegenseitigen Ein- Verständnisse, Grünberg durch die Absassling und den Verlag, Landgraf durch den Druck und Baier durch Verbreitung eines Flug» blattes, a) durch Anspielung aus frühere, in Hartha   allgemein be- kannte Vorkommnisse die Arbeiter Hartha's   aufgefordert zu haben, bei solchen Geschäftsleuten, die sich neuerdings ausdrücklich zu konservativen Aiischaiiungen bekannt und deren Namen geflissent- lich genannt weiden, noch iveniger als bisher zu kaufen, hierdurch aber das geschäftliche Leben Hartha's   beunruhigt, also groben Unfug verübt zu haben, b) die beiden Ortsgeistlichen von Hartha  , den Pfarrer Ritze und den Diakonus Rosenthal  , auf die sich der zweite der oben angegebenen Abschnitte bezieht, namentlich durch die auf sie gemünzte BezeichnungWols in Schafspelz" der Heuchelei und Doppelzüngigkeit geziehen, demnach beleidigt zu aben. Die Verhandlung endete mit der Verurtheilung der Genossen. Grünberg wegen groben Unfug und Beleidigung zu 14 Tagen Gefängniß, Baier wegen desselben Vergehen zu 30 M. Geldstrafe, Landgraf wegen Biihilse zur Beleidigung zu 20 M. Geldstrafe. Prozesse in Heilbronn  . Vor dem Heilbronner  Schöffengerichte wurden am 6. Juni die Genossen Röhrle und Hänel zu je 2 M. Geldstrafe vernrtheilt wegen ,.P r e ß v e r. gehen", welches darin besteht, daß sie das sogenanntePflicht- exemplar" der Abzüge dieses Artikels über den Neuffer'schen Bierboykottprozeß, welcher seinerzeit in derSchwäbischen Tag- wacht" erschien, nicht auf das Oberamt sandten. Am 7. Juni kam die Strafsache gegen den Müller Ludwig Friedrich Golder von Thalheim wegen Beleidigung des Kaisers zur Verhandlung. Das Urtheil lautete auf Freisprechung und Uebernahme der Kosten aus die Staatskasse. Die Anklage war aus einer Denunziation eines Zeugen erfolgt, welcher sich auch während der Verhandlung vqrlaut und srech benahm, Den Aus- sagen dieses Belastungszeugen konnte somit auch der Gerichtshof keinen Glauben schenken.