Mr. 259. 34. Jahrg.
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Freitag, den 21. September 1917.
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Stärkster Artilleriekampf in Flandern Vergeblicher Angriff der Franzosen bei Verdun 20 Flugzeuge abgeschossen Russischer Angriff in der Bukowina. Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. September 1917.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
In Flandern dauerte der starke Artilleriekampf tagsüber zwischen Houthoulster Wald und Lys unvermindert an. Feuerstöße größter Heftigkeit lagen wechselnd auf einzelnen Abschnitten unserer Abwehrzoue. Die Nacht unterbrach die gesteigerte Kampftätigkeit der Artilleriemassen nicht.
Gewaltigem Trommelfeuer am frühen Morgen folgten mit Hellwerden nach den bisherigen Meldungen starke englische Angriffe auf breiter Front..
Heeresgruppe Deutscher Kronprins.
Bor Verdun griffen die Franzosen gestern morgens und abends bei der Höhe 344 östlich von Samogneur, wo sie sich tags zuvor schon eine blutige Schlappe geholt hatten, wiederum ohne jeden Erfolg an.
20 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen; Bizefeldwebel Thom brachte auch gestern 2 Gegner im Luftkampf zum Absturz. Deftlicher Kriegsschauplatz.
Front Prinz Leopold.
Bei Dünaburg , am Stochod, bei Brody und, Taruppol war bie Artillerietätigteit lebhaft.. 7
Front Erzherzog Jofeph.
In der Bukowina griffen die Russen westlich von Arbora an; sie wurden durch unser Abwehrfeuer in ihre Gräben zurückgetrieben, aus denen Maschinengewehrfeuer sie erneut vorzutreiben suchte.
Mazedonischen Front.
Nur im Cerna- Bogen lebhafte Gefechtstätigkeit. Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Berlin , 20. September 1917, abends. Amtlich. Die Schlacht in Flandern ist anf der Angriffsfront der Engländer von Langemard bis Hollebeke noch in vollem Gange.
Jm vordersten Teil unserer Abwehrzone wird seit dem Morgen erbittert und wechselvoll gekämpft.
Der österreichische Bericht. Wien , den 20. September 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplah.
Bei Arbora in der Bukowina versuchten die Ruffen nach stärkerer Artillerievorbereitung vorzustoßen. Unser Feuer zersprengte die Angriffstruppen und zwang sie zur Rückkehr in ihre Ausgangsgräben.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Belgien und Elsaß- Lothringen .
Am legten Dienstag hat Herr Ribot, Minister des Auswärtigen im neuen Kabinett Painlevé , über Elsaß- Lothringen gesprochen, und am nächsten Donnerstag wird, wie es heißt. Herr Michaelis im Deutschen Reichstag über Belgien reden. Um die Erwartung nicht allzu übermäßig zu spannen, gibt das Wolffsche Bureau heute schon ein aus München rüdtelegraphiertes Berliner Telegramm der Münchener Neuesten Nachrichten" wieder, wodurch das Rätselspiel, was Herr Michaelis über Belgien sagen werde, nicht allzuschwer gemacht wird. Dieses Telegramm lautet:
In den letzten Tagen sind über die Stellung Deutschlands zur Frage der belgischen Zukunft so viel durcheinanderlaufende Be hauptungen und Vermutungen verbreitet worden, daß es nützlich erscheint, diesem Wirrwarr ein in festen Strichen gezeichnetes Bild von dem bisherigen Stand der Auffassungen gegenüberzustellen. Für uns ist die eine alles beherrschende Tatsache, von der wir aus gehen, die, daß wir Belgien fest in der Hand haben, und daß es dem Gegner versagt geblieben ist, trotz der un geheuerlichsten Anstrengungen und Opfer uns aus dieser festen Stellung zu vertreiben oder in ihr zu erschüttern. Das ist der Ausgangspunkt für jede deutsche Erwägung und für jede Berhandlung mit dem heutigen Gegner. Die Frage der 8utunft Belgiens ist aber, wie sich das von selbst versteht, nicht isoliert zu betrachten und zu lösen. Auch sie muß im Zusammenhang mit den gesamten Kriegs- und Friedensfragen erfaßt und entschieden werden. Für das Gesamtgebiet aller dieser Fragen aber hat sowohl die deutsche Regierung wie die deutsche Boltsvertretung als Richtschnur anerkannt, daß nicht Eroberungen, sondern Verständigung und Ausgleich für uns das Ziel seien, unter der selbstverständlichen Voraussetzung, daß auch unsere Gegner ebenso rüdhaltlos auf Eroberungen. verzichten und Verständigung und Ausgleich suchen. Das gilt gilt für für die Gesamtheit der Fragen, und es gilt im Rahmen dieser Gesamtheit auch für die belgische Frage.. faffung über allgemeine Landesfragen soll eine all- Wenn die Gegner bereit sind, auf ihre territoriale und wirt. ständische, von Vertretern des Großgrundbesizes, der kur- fchaftliche Eroberungspolitik und auf die während dieses ländischen Ritterschaft, der städtischen Einwohnerschaft, Krieges bereits gemachten Eroberungen gegen der Geistlichkeit und des Kleingrundbesizes gebildete über Deutschland und seinen Verbündeten zu verzichten, so find Versammlung in Mitau unter dem Präsidium des Landboten auch wir dazu bereit, und was insbesondere die belgische marschalls, des außerordentlichen Zandtags, der turländischen Ritter- Frage angeht, für deren Beantwortung man sich in England und Landschaft einmalig zusammentreten. Die Zahl der Deputierten foll 80 betragen, und zwar 27 aus dem Großgrundbesitz, 4 aus der furländischen Ritterschaft, 5 aus der Geistlichkeit, 17 aus der städtischen Einwohnerschaft und 27 aus dem Kleingrundbesitz.
Ein gegen den Monte San Gabriele ohne Feuervorbereitung angesetter italienischer Angriff, tam in unserem Feuer zum Stehen. Am Colbricon versuchte der Feind nach einer Minensprengung anzugreifen, wurde aber schon in der Bereitstellung wirksam gefaßt. Die Zahl der bei Carzano eingebrachten. Gefangenen ist auf 11 Offiziere und 516 Mann gestiegen. Südöstlicher Kriegsschauplak. Keine Ereignisse.
Der Chef des Generalstabe 8.
Dieser turländische Ständetag ist ein wahrer Hohn auf eine Bolksvertretung. Aus seinen Beschlüssen wird man nichts davon erfahren, was die Bevölkerung Kurlands will, oder, wenn etwas
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besonders interessiert, so sind wir unter der genannten Boraussetzung zweifellos bereit, die Unabhängigkeit Belgiens wiederherzustellen unter der Sicherung des Daseinsrechtes der verschiedenen in Belgien . wohnenden Nationalitäten und unter Garantien für die wirkliche Neutralität Belgiens , über die noch zu reden sein wird. Bis zur Entscheidung der Gesamtheit der Friedensfragen dient uns Belgien wie jedes andere bejezte Gebiet, selbstverständlich unverkürzt als Pfand.
Daß mit diesen Ausführungen der Standpunkt der Regierung ziemlich richtig wiedergegeben ist, ist kaum zu bezweifeln. 3n wünschen ist aber, daß bis zum Tage der Kanzlerrede einige Unklarheiten beseitigt werden, an denen die offiziöse Depesche in recht bedenklicher Weise franft.
Berlin , 20. September. ( W. T. B.) In Flandern hat sich die gesteigerte Stampftätigkeit der letzten Tage zu einem neuen anglischen Angriff verdichtet. Das Feuer lag den ganzen 19. September über mit außerordentlicher Heftigkeit auf den deutschen Stellungen. Dreimal: am frühen Morgen, um 11 Uhr vormittags und um 5 Uhr nachmittags steigerte es sich zum Trommelfeuer. Dem morgendlichen Trommelfeuer in Gegend St. Julien folgte der zweimalige Angriff mehrerer Bataillone, die beidemale abgewiesen wurden. Ein in der Gegend Langemard bereitgestellter Angriff kam im deutschen Vernichtungsfeier nicht zur Entwicklung. Am Nachmittag wurden starke englische Stoß- das Gegenteil davon! trupps, die mit einem Tank hart südlich der Straße pernMenin borgingen, durch Abwehrfeuer zerstreut. Der Tank wurde durch Volltrffer zerstört. Am Abend sah man wiederum auf der Straße Opern- Menin Tante vorgehen, die unter Feuer genommen wurden. Gleichzeitig nebelten die Engländer die deutschen Stellungen von St. Julien bis Lange. mard ein. Das starke Feuer hielt die ganze Nacht hindurch an. Um 5 Uhr 30 Minuten früh steigerte es sich von Langemard bis zum Verständig ist der Standpunkt: Wir geben Belgien Kanal pern- Houthen zum stärksten Trommelfeuer. wieder heraus, denken aber gar nicht daran, Elsaß- Lothringen Kurz darauf brach die englische Infanterie auf breiter Front zum Svenska Telegrambyran, meldet vom 19. September amtlich: oder ein sonstiges Stück des Reichsgebiets herauszugeben. Es Angriff vor. Der Kampf ist in vollem Gange. Auch an der Die Mitteilung über die von dem amerikanischen Staatsdepartement ist notwendig, Klarheit nach beiden Seiten zu schaffen, und übrigen englischen Front steigerte sich das Feuer teilweise zu größe- veröffentlichten Telegramme des Grafen Lugburg veranlaßte die Re- nach der neuesten Rede des Herrn Ribot ist es doppelt notrer Stärke. Jm Artois wurde ein englischer Fesselballon herunter- gierung am 10. September, durch den schwedischen Gesandten in wendig. An die Auslieferung Elsaß - Lothringens , das foll geschossen. Bei St. Quentin wurden mehrfach vorfühlende feind- Berlin anzufragen, ob es richtig sei, daß die veröffentlichten Tele- man in Frankreich wissen, denkt in Deutschland kein Mensch, liche Patrouillen abgewiesen. gramme vom deutschen Geschäftsträger in Buenos Aires abgesandt auch kein Mann der allerallerlinksten Opposition. Würde heute An der Aisne front nördlich Reims und in der Cham - und vom Auswärtigen Amt in Berlin empfangen beispielsweise Karl Liebknecht Reichskanzler, so würde pagne tam es trop lebhafterem Feuer lediglich zu Gefechten mit worden seien. Nachdem die Antwort eingegangen war, wurde der er die französische Forderung nach Elsaß- Lothringen genau starken feindlichen Patrouillen, die abgewiesen wurden. In schwedische Gesandte in Berlin am 15. September beauftragt, unter ebenso zurückweisen müssen wie Herr Michaelis. Gegend Brahe brachte eine deutsche Patrouille 11 Gefangene ein. Hervorheben, daß als festgestellt angesehen werden müsse, daß eine Will Frankreich Elsaß- Lothringen haben, so muß es Auch zwischen Aisne und Bermericount wurden Gefangene gemacht. Deutsche Behörde in besonders ernster Weise das schwedischer- Deutschland erst schlagen, so schlagen, daß jeder WiderAn der Verdun front griffen die Franzosen wiederum, trok seits erwiesene Bertrauen misbraucht hatte, bestimmten Protest stand gegen die Forderungen des Feindes völlig aussichtslos der am 18. erlittenen furchtbaren Verluste mit starken Kräften der schwedischen Regierung anläßlich des Vorfalles zu erheben. Die erscheint. Die Franzosen sollen sich nun selbst die Frage bebeiderseits der Höhe 344 an. Der Angriff wurde frühzeitig er- am 17. September veröffentlichte vom deutschen Gesandten in Stock- antworten, ob sie das können. tannt und unter vernichtendes Abwehrfeuer genommen. Die französ holm dem Minister des Aeußern gegenüber gemachte Mitteilung steht sischen Sturmwellen brachen überall zusammen. An keiner Stelle mit der schwedischen Protest nicht im Zusammenhang. erreichten sie die deutschen Linien. Um 8 Uhr abends creuerten Wolffs Bureau veröffentlicht diesen schwedischen Protest die Franzosen den Angriff mit dem gleichen Mißerfolg. mit folgendem Zusatz: Auch im Chaumewald wurde ein französischer Stroßtrupp abgewiesen. Der Luftkampf war rege. Außer den im Heeresbericht als abgeschossen gemeldeten feindlichen Flugzeugen wurde noch ein französischer Fesselballon zum Absturz gebracht.
Wie hieraus ersichtlich, hat die deutsche Regierung der schwedischen ihr Bedauern aus eigener Initiative ausgesprochen, ohne erst den schwedischen Protest abzuwarten."
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Hoffentlich wird Herr Michaelis nicht so unklug sein zu sagen, daß wir Garantien für die wirkliche Neutralität Belgiens " haben müssen. Belgiens Neutralttät war bis zum Ausbruch des Krieges so gesichert, wie eine Neutralität nur gesichert sein kann. Eine bessere Sicherung tann nur dadurch geschaffen werden, daß auf allen Seiten der gute Wille geschaffen wird, sie zu respektieren. Wie hieraus weiter ersichtlich, hat sich die schwedische Re- Eine Debatte darüber, wo dieser gute Wille vorhanden war gierung durch das deutsch - amtliche Bedauern nicht davon ab- und wo er nicht vorhanden war, nach welcher Seite hin halten lassen, öffentlich zu erklären, daß sie das Opfer eines Belgien eines besonderen Schußes seiner Neutralität bedürfe, Vertrauensmißbrauchs geworden sei. Hoffentlich würde der Sache des Friedens so ungünstig wie nur möglich Mitau, 20. September. Der außerordentliche kurländische hat wenigstens damit der Fall ein Ende, von dem man auch sein. Wenn aber Deutschland , Frankreich und England den Landtag hat folgenden Beschluß über die Bildung einer all- jest schon nicht sagen kann, daß er für die deutschen Behörden kommenden Frieden selbst mit so starten Garantien umgemeinen Landesversammlung gefaßt: Sur Beratung und Beschluß- besonders ruhmvoll sei. geben, daß ein neuer Weltkrieg so gut wie ausgeschlossen er
Kurländische Ständeversammlung.