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Nr. 260. 34. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplat, Nr. 151 90--151 97.

Sonnabend, den 22. September 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Kernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Die deutsche Antwort an den Dapft.

Die Antwortnote an

für Abrüftung und Schiedsgericht.

Kaiser und

- nach einer ziemlich überflüffigen Einleitung, in der die Neuer Durchbruch an der Düna  . Greiben ajeftät her pajfer amb seönig hat geruht, mir bor ber

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Person des Monarchen mehr als nötig in den Vordergrund gestellt ist durch die entschiedene Wärme, mit der sie sich für den Gedanken der Abrüstung und des internationalen Schiedsverfahrens ausspricht. Wer verkennt, daß in diesem Punkte wirklich ein neuer Geist, ein anderer, aus ihr redet, als jener, der drei Jahrzehnte lang vom Bundesrats­tisch des Reichstags in die Welt hinausgegangen ist? Mit der geographischen Lage Deutschlands   wurde seit jeher die militaristische Theorie des geschliffenen Schwerts und des trodenen Pulvers begründet, und es gab teine Militärvorlage, die nicht durch den Hinweis auf diese geographische Lage ge­stützt worden ist.

Berlin  , 21. September 1917, abends. Amtlich. In Flandern   nachmittags fich steigernder Artillerie­kampf; abends örtliche Infanteriegefechte.

Auf dem linken Düna   Ufer durchbrachen unsere Truppen die russischen Stellungen nordwestlich von Jakob­ stadt  . Bisher find über 1000 Gefangene und mehrere Geschütze als Bente gemeldet.

Westlich des Ochrida- Sees( Mazedonien  ) scheiterte ein französischer Angriff.

Euerer Eminenz Kenntnis zu geben und die Be­antwortung aufzutragen.

Seit geraumer Zeit verfolgt Seine Majestät mit hoher Achtung und aufrichtiger Dankbarkeit die Bemühungen Seiner Heiligkeit, im Geiste wahrer Unparteilichkeit die Leiden des Krieges nach Kräften zu lindern und das Ende der Feindseligkeiten zu be­schleunigen. Der Kaiser erblickt in dem jüngsten Schritte Seiner Heiligkeit einen neuen Beweis edler und menschenfreundlicher Gesinnung und hegt den lebhaften Wunsch, daß zum Heile der ganzen Welt dem päpstlichen Ruf Erfolg befchieden sein möge. Das Bestreben des Papstes Benedikt XV.  , eine Verständigung unter den Völkern anzubahnen, konnte um so sicherer auf sympathische Aufnahme und Heute erfahren wir, daß gerade die geographische Lage Die Uebereinstimmung sämtlicher maßgebenden Faktoren überzeugungsvolle Unterstügung durch Seine Majestät rechnen, als Deutschlands  , die das deutsche Volt auf den friedlichen Ver- mit dieser Reichstagserklärung ist vor aller Welt feierlich be- der Kaiser von der Uebernahme der Regierung an Seine vornehmste fehr mit den Nachbarn und mit dem fernen Ausland anweist, fundet. Und wenn die feindliche Welt, wozu fie ein Recht und heiligste Aufgabe darin gesehen hat, dem deutschen   Volke und für uns ein Grund mehr ist, den Grundgedanken der päpst hat, Zweifel in die Aufrichtigkeit dieser Erklärung fegt was der Welt die Segnungen des Friedens zu erhalten. In der ersten lichen Note zu begrüßen und jeden seiner Richtung ent- hätte sie, die Aufrichtigkeit ihres eigenen Willens vorausgesetzt, Thronrede bei Gröffnung des deutschen   Reichstages am 25. Juni sprechenden Vorschlag zu unterstützen, der mit den Lebens- anderes zu tun, als die deutsche Regierung beim 1888 gelobte der Kaiser, daß die Liebe zum deutschen   Heere und interessen des Deutschen Reiches und Voltes vereinbar ist". ort zu nehmen? In den Verhandlungen würde sich Seine Stellung zu demselben Ihn niemals in Versuchung führen Man wird nach der gegebenen Begründung in dieser Be- zeigen, ob das Bekenntnis zur Abrüstung und zum inter- würden, dem Lande die Wohltaten des Friedens zu verkümmern, merkung keinen einschränkenden, sondern einen erweitern den nationalen Schiedsverfahren aufrichtig ist oder nicht. wenn der Krieg nicht eine durch den Angriff auf das Reich oder Zusatz erkennen müssen. Gerade die Lebensinteressen des Gelingt es aber in den Verhandlungen, die bei dieser dessen Verbündete uns aufgezwungene Notwendigkeit würde. Das Deutschen Reiches und Voltes drängen besonders start nach rage beginnen müssen, auch nur für einen be- deutsche Heer solle uns den Frieden sichern und, wenn er dennoch Abrüstung und internationalen Schiedsgerichten. grenzten Zeitraum, sagen wir für dreißig Jahre, eine abgebrochen würde, imstande sein, ihn mit Ehren zu erkämpfen. Der

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bas deutsche   Volt.

1914 einen boffnungsreichen Entwidelungsgang jäh unterbrochen und Europa   in einen blutigen Kampfplatz umgewandelt. und Europa   in einen blutigen Kampfplak umgewandelt.

Gerechterweise wird man nicht verkennen dürfen, daß solute Friedenssicherheit zu erzielen, so Kaiser hat das Gelöbnis, das Er damals ablegte, in 26 Jahren diese Erklärung für die Friedenswilligen im Ausland eine schrumpfen demgegenüber alle anderen Fragen, die der Krieg segensreicher Regierung, aller Anfeindungen und Versuchungen un­neue Situation schafft. Wir haben dieser Tage durch aufgerollt hat, zu belanglosen Nebensächlichkeiten herab. geachtet, durch Taten erhärtet. Auch in der Krisis, die zu dem einen Artikel des Genossen Edgard Milhaud   aus der Dreißig Jahre absolut gesicherten Friedens wären für gegenwärtigen Weltbrand führte, ist das Bestreben Seiner Maje Humanité" unseren Lesern von der tiefen Bewegung alle beteiligten Staaten ein so ungeheurer Gewinn, stät bis zum letzten Augenblick dahin gegangen, den Streit durch Stenntnis gegeben, die heute durch die ganze Welt geht daß Eroberungen und Kriegsentschädigungen dagegen friedliche Mittel zu schlichten; nachdem der Krieg gegen Seinen und die auf die Durchführung eines vom Sozialismus nichts find! Nehmen wir an, ein Staat würde Wunsch und Willen ausgebrochen war, hat der Kaiser im feit Jahrzehnten propagierten, vom Papst mit großer aus seinen besiegten Gegnern die ungeheure Summe von Verein mit Seinen hohen Verbündeten zuerst die Bereit­Wärme aufgenommenen und jetzt auch von der deutschen   hundert Milliarden herauspressen, so müßte er zur Sicherung willigkeit zum Eintritt in Friedensverhand­Regierung anerkannten Grundsakes hinzielt. Die Aner- dieses Gewinnes in dreißig Jahren mindestens wiederum Iungen feierlich kundgegeben. fennung dieses Grundsatzes ist eine Niederlage jenes hundert Milliarden Versicherungsprämie" in Form von Hinter Seiner Majestät stand in werftätigem Billen zum Frieden spezifisch militaristischen Geistes, der heute in Rüstungsausgaben bezahlen. Das heißt, sein Gewinn ginge allen Ländern lebendig ist, als dessen unheilvollen Mittel- mit 0,0 auf, während ihm der gesicherte Frieden das dauernde Deutschland   suchte innerhalb der nationalen Grenzen freie Ent­punkt die Gegner aber immer Berlin   betrachtet haben. Aufblühen seiner Volkswirtschaft verheißt. Und selbstverständ- Deutschland suchte innerhalb der nationalen Grenzen freie Ent­Und wenn dieser Strieg wirklich geführt würde, um einer lich wäre mit einer zeitlichen Begrenzung des Friedens- widelung seiner geistigen und materiellen Güter, außerhalb des großen Idee zum Siege zu verhelfen, nicht um den Er- Garantie vertrages nicht gesagt, daß nach seinem Ablauf Reichsgebietes ungehinderten Wettbewerb mit gleichberechtigten oberungsdrang militaristischer und chauvinistischer Zirkel zu das große Morden von neuem anheben müßte, es wäre im lich in der Welt miteinander ringenden Kräfte hätte zur höchsten und gleichgeachteten Nationen. Gin ungehemmtes Spiel der fried­befriedigen, dann könnten die Gegner heute sehr wohl die Nieder- Gegenteil diesem Vertrage, sofern er kein Volt durch auf- Bervollkommnung der edelsten Menschheitsgüter geführt. Gine u n- lage zwar nicht des   deutschen Volkes in Waffen, wohl aber die gezwungene Bedingungen in unmögliche Lebensverhältnisse heilvolle Verfettung von Ereignissen hat im Jahre der militaristischen Weltauffassung für vollendet hinabstößt, ständige Erneuerung und ewige Dauer gesichert. erklären und in Friedensverhandlungen eintreten. Auf diesen entscheidenden Punkt der   deutschen Antwort. Es wird natürlich im feindlichen Ausland nicht an note hinzuweisen, ist die Pflicht eines jeden, dem es um die note hinzuweisen, ist die Pflicht eines jeden, dem es um die In Würdigung der Bedeutung, die der Kundgebung Seiner Stimmen fehlen, die den Pazifismus der   deutschen Ant- Sache des dauernden Friedens ernstlich zu tun ist. Damit wortnote nur als die schüßende Larbe erklären werden, hinter ist freilich nicht gesagt, daß die Note alle Wünsche, die wir Seiligkeit zukommt, hat die Kaiserliche Regierung nicht verfehlt, die barin enthaltenen Anregungen ernster und gewissenhafter Prüfung der sich das scheußliche Gesicht des preußischen Militarismus an sie gestellt hätten, erfüllt. Ist auch durch die Anerkennung zu unterziehen; die besonderen Maßnahmen, die sie in engster verberge. Eine solche Auffassung entspricht nicht den Tatsachen, der päpstlichen Grundsäge und der Resolution des Reichstags& ühlung mit der Bertretung des   deutschen Boltes denn was sich in den Ausführungen der   deutschen Note über der Verzicht auf   Belgien dem Sinne nach enthalten, für die Beratung und Beantwortung der aufgeworfenen Fragen die Herabminderung der Streitkräfte und die internationale o wäre, um böswilligen Mißdeutungen entgegenzutreten, eine getroffen hat, legen davon Zeugnis ab, wie sehr es ihr am Herzen Schiedsgerichtsbarkeit zeigt, ist das wahre Gesicht der   deutschen besondere Bezugnahme auf   Belgien rätlich gewesen. Ebenso liegt, im Einklang mit den Wünschen Seiner Heiligkeit und Reichstagsmehrheit, insbesondere das wahre Gesicht der hätte deutlich ausgesprochen werden sollen, daß die Garantie  deutschen Sozialdemokratie. Die deutsche Regie- für einen Dauerfriedensvertrag nur bon Völkern rung fann in ihrer Antwort nicht laut genug beteuern, wie selbst übernommen werden könne, denen die hierzu not­fehr es ihr am Herzen liegt, im Einklang mit" den wendigen Rechte in jedem vertragschließenden Staat zuerkannt brauchbare Grundlagen für einen gerechten und dauerhaften Frieden werden müßten. Wünschen Sr. Heiligkeit und Immerhin, nur Böswilligkeit könnte behaupten, daß die Mit besonderer Sympathie begrüßt die Kaiserliche der Friedenskundgebung des   deutschen Reichstags deutsche Antwort etwas enthielte, was für die päpstliche Regierung den führenden Gedanken des Friedensrufs, worin Sich vom 19. Juli Friedensaktion etwa entmutigend sein müßte. Das Seine Heiligkeit in klarer Weise zu der Ueberzeugung bekennt, daß brauchbare Grundlagen für einen gerechten und dauernden deutsche Volt im allgemeinen und die deutsche Sozialdemo- künftig an die Stelle der materiellen Macht der Waffen die mo­Frieden zu finden". kratie im besonderen verfolgt diese Aktion mit unverhohlener ralische Macht des Rechtes treten muß. Auch wir find Dies ist nach mancherlei wenig rühmenswerten Sympathie und wünscht ihr im eigenen Interesse wie in dem davon durchdrungen, daß der kranke Körper der menschlichen Schwankungen ein Bekenntnis zu der viel umfämpften der gesamten Welt raschen Erfolg. Sollte dieser Erfolg aus- Gesellschaft nur durch eine Stärkung der sittlichen Kraft Friedensresolution des Reichstags, wie es flarer nicht gedacht bleiben, so werden wir dessen ungeachtet auf dem des Rechtes gesunden kann. Hieraus würde nach Ansicht Seiner werden kann. Eine Regierung, die jetzt noch mit Vorbehalten betretenen Wege weiter gehen müssen, weil er der einzige ,, wie ich sie auffasse" u. dergl. gegenüber dem Reichstags- ist, der über kurz oder lang aus dem blutigen Labyrinth beschluß operieren wollte, würde politisch lächerlich und mo- herausführt. ralisch unmöglich sein. Wir wiederholen daher in diesem Zu­sammenhang den Wortlaut dieser von den Alldeutschen so getauften Schmachresolution", soweit er sich auf die Frage des Friedens bezieht:

"

Der   Reichstag erstrebt einen Frieden der Verständi gung und der dauernden Versöhnung der Völker. Mit einem solchen Frieden sind erzwungene Gebietserwerbungen und politische, wirtschaftliche oder finanzielle Vergewaltigungen unver einbar.

Der Wortlaut der Antwortnote.  

Berlin, den 19. September 1917. Seiner Eminenz bem Staatssekretär Seiner Heiligkeit des Papstes Benedikt XV. Herrn Kardinal Gasparri, Rom.

der Friedenskundgebung des Reichstages vom 19. Juli d. J.

zu finden.

Heiligkeit

bie gleichzeitige Herabminderung der

Streitkräfte

aller Staaten und die Einrichtung eines verbindlichen Schiedsverfahrens für internationale Streitfragen folgen. Wir teilen die Auffassung Seiner Heiligkeit, daß bestimmte Regeln und gewiffe Sicherheiten für eine gleichzeitige und gegenseitige Be­grenzung der Rüstungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie für die wahre Freiheit und Gemeinsamkeit der hohen See diejenigen Gegenstände darstellen, bei deren Behandlung der neue Geist, der künftig im Verhältnis der Staaten zueinander herr­schen soll, den ersten verheißungsvollen Ausdruck finden müßte. Der   Reichstag weist auch alle Pläne ab, die auf eine wirt­Es würde sich sodann ohne weiteres die Aufgabe auftauchende ergeben, internationale Mei= schaftliche Absperrung und Verfeindung der Völker nach Euere Eminenz haben die Geneigtheit gehabt, Seiner Majestät nungsverschkebenheiten nicht durch das Aufge= bem Kriege ausgehen. Die Freiheit der Meere muß sichergestellt dem Kaiser und König, meinem Allergnädigsten Herrn, mit bot der Streitkräfte, sondern durch friedliche werden. Nur der Wirtschaftsfriede wird einem-freundschaftlichen Schreiben vom 2. v. M. eine Kundgebung Seiner Heiligkeit des Zusammenleben der Völker den Boden bereiten. Bapstes zu übermitteln, worin Seine Heiligkeit voll Aummer über Mittel, insbesondere auch die Verheerungen des Weltkrieges einen eindringlichen auf dem Wege des Schiedsverfahrens tatkräftig Friedens appell an die Staatsoberhäupter der kriegführenden entscheiden zu lassen, dessen hobe friedens stif Völker richtet. tende Wirkung wir mit Seiner Heiligkeit voll

Der Reichstag wird die Schaffung inter nationaler Rechts- Organisationen

fördern.

Herr Kardinal!