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Unterhaltungsblatt öes vorwärts
Sonnabenö, 22. September
Durch öie Schorfheiöe. Zum Ausgangspunkt unserer Wanderung durch die Schorfheide wählen wir Groh-Schönebeck  . Wir erreichen es mit der sogenannten.Heidekrautbahn' von Reinickendorf  -Rosenthal   über Basdorf shier umsteigen) und Zerpenschleuse, wo die Bahn da« Eberswalder Urstromtal mit dem Finowkanal nnd dem neuen Grob- schiffahrlsweg Berlin   Stettin kreuzt. Bom Bahnhof wandern wir in das Dorf bis zur Aue und folgen dann der Prenzlauer Chaussee nach Nordosten. Manches alte Bauernhaus treffen wir hier an im Schatten hochragender Bäume. Besonders ein großer Lehmiach. loerkbau am Nordende der Dorfaue zeugt noch von der alten Zeit. Seine Giebelseile ist der Straße zugekehrt und die Enden der Wind- latten des Strohdachs bilden ein Eichhörnchen als Verzierung. Eine stattliche Alazie beschirmt da« Gebäude. Nahe dem Nordende des Dorfe  « zweigt recht» die Straße na» Joachimstbal ab. der wir folgen. Anfangs über Felder und an kleinen Waldbeständen vorbei, führt sie uns zum Anfang der Schorfheide, die wir durch«in Gatter betreten. Die Schorfheide besteht in diesem Teil aus lichtem Kiefernhochwald, dessen Boden auf weite Strecken ein Heidelbeerteppich bedeckt. Bald haben wir nach rechts einen schönen Ausblick twer den Kleinen Pinnow  -See der als ein liebltches Waldauge in die Landschaft eingebettet ist. Sobald wir das Gebiet der Schorfheide   betreten haben, fallen uns zahlreiche Wildspuren auf. die von dem Reh-, Dam« und Rot- wild herrühren, das hier in großen Beständen gehegt wird. Auch Schwarzwild ist vorbanden, jedoch kommt es seltener zu Gesicht. Da» Hirschwild ist nicht mehr rein heimisch, weil man in früheren Jahren den Donauhirsch aus Ungarn   einführte, von dem im Jahr« ISOö noch ein reinblütigeS Stück erlegt wurde. Auch sonst bietet die Schorsheide dem Tierfteund noch manche» Sehenswerte, so brütet hier der immer seltener werdende Uhu und auf den Seen die Schell ente aus der Gruppe der Tauchenten. Wir folgen der Straße weiter und sehen linker Hand einen Bergzug aufragen, der sich neben ihr hinzieht. Es sind die Kesselberge. Sie bilden einen Binnendünenzug. AIS   in der Eiszeit der Südrand de» nordischen Inlandeises etwas nördlich von unserem Gebiet, bei Joachimsthal  , lag flosien die ihm entströmenden Schmelzwasser in da» südlich sich hinziehende Eberswalder Urstromtal ab. das wir bei Zerpem schleuse kreuzten. Im Vorlande des Gletschers, also in der Schorf beide, wurden dabei gewaltige Sandmassen aufgeschüttet, die sog. Sandr. Als da» Eis weiter nach Norden zurückgewichen war. und die Schmelzwasser weiter nördlich einen Abfluß fanden, waren auf den ausgedehnten Sandfeldern des ehemaligen Vorlandes die Be» dingungen zur Bildung von Dünen recht günstig«. Die in jener Zeil vom Eise her wehenden trockenen, kalten Winde ließen aus dem unfruchtbaren Sandboden eine zusammenhängende Pflanzen� decke nicht aufkommen. Der Sand wurde zu sichel förmigen Dünen zusammengetrieben, wie dies auch heute noch in großen Sandgebieten geschieht. Ihre Außenseite(Luoseite) war der herrschenden Windrichtung zugekehrt und besaß einen flachen Hang im Gegensatz zur Innenseite(Leeseite), deren Hang st e i l abfiel. Als nach dem völligen Ruckzug des Inlandeises au« unserem Heimatland die klimatischen Verhältnisse den jetzigen gleich wurden, also die West- und Südwestwinde ihre Herrschaft antraten, formten diese die Dünen teilweise um, sie verwandelten den Steilhang gegen Süden und Westen in einen Flachhang, und den Flachhang gegen Norden und Osten in einen Steilhang. Einer vollständigen Umarbeitung war jedoch durch die infolge des eingetretenen feuchteren Wetters sich rascher ausbreitende Pflanzendecke ein Ziel gesetzt. Wenn wir von unserer Straße beim Stein M. 164, 155 nach Nordeu abbiegen und nach wenigen Schritten der Telephon- leitung links auf den Hauptkamm der Kesselbergdüne folgen, so sehen wir. daß die Düne die Grundform der Ostwinddünen besitzt, ihre Hänge jedoch den Einfluß der Westwinde zeigen. Weiter sehen wir sowohl bei der Hauptdüne als auch bei der ihr nach Osten vorgelagerten kleineren Düne, daß der Osthang nur von einem harten Gras bewachsen ist, während auf dem Westhang Preisel» und Heidelbeeren und auch Heidekraut gedeihen. Die dem Regen mehr ausgesetzten Westhänge bieten den Pflanzen günstigere Bedingungen für ihr Fortkommen, al« die vor dem Regen ge- schützteren Osthänge. Eine gute Darstellung der Kesielbergdüne befindet fich im Saal 13 des Märkischen Museums. Von der Kesselbergdüne wandern wir nach Ostsüdost, den.Ver« botenen Weg'. Links liegt Forsthaus Wildfang. Der Kiefernwald wird häufig von Eichenbeständen und Schonungen   unterbrochen. Wir kommen am Luch des Krummen See vorbei, kreuzen eine Straße und wandern in bisheriger Richtung weiter, durch schöne Eichen- und Birkenbestände zum Jagdhaus Hubertus stock  . Von hier folgen wir der kleinen Chaufiee in südöstlicher, später in östlicher und nordöstlicher Richtung zum Forsthaus Schorfheide  . Wir haben den Werbellinsee   erreicht und wandern nun an ihm ent- lang nach Norden. Vom gegenübersiegenden Ufer grüßen uns die
freundlichen Häuser von Altenhof. Prächtige Ausblicke über den See und seine schönen bewaldeten Ufer, über ttäumerisch in stiller Einsamkeit liegende Buchten genießen wir von vielen Punkten der Wanderung. Der Werbellin   ist der schönste See der Uckermark, von ihm fingt der Joachimsthaler Dichter F. Brunold  : Wie ein Gottesauge glänzet, Drüber dunkle Brauen glüh'n, Liegt, von Berg und Wald bekränzet, Märchenhaft der Werbellin  . An den stillen Buchten des Sees haben wir Gelegenheit zu be« obachten, wie das Wasser die angetriebenen Rindenstücke geglättet und abgeschliffen hat. Wir sehen hier die Folgen des durch die stete Unruhe und Beweglichkeit de« Wassers bedingten dauernden Reiben» der einzelnen Stücke an einander und an den Uferwänden, ein Vor- gang, durch den an steinigen Küsten die viel festeren Gesteintrümmer zu glatten Geröllen abgerollt werden. Wir kommen an Holzablagen und an der Siedlung E l s e n a u vorüber und haben das Nordende des Werbellinsee  » erreicht. Noch einmal schauen wir zvrück über den langgestreckten See, der mit seiner Länge von 11 Kilometern und verhältnismäßig geringen Breite von durchschnittlich! Kilometer zu der Gattung der'Rinnenseen gehört. Er besitzt eine Tiefe bis zu 30 Metern. Nach den neuesten Forschungen wurden derartige Seen durch die unter dem Eise strömenden Schmelzwaffer gebildet, als das Eis noch das Gelände bedeckte, in dem sie liegen. Von dem nahebei gelegenen Bahnhof Werbellinsee   fahren wir über EberSwalde   nach Berlin   zurück. Trianon-Theater: ,Der �ebensjchület/. Schauspiel von Fulda  . Da? geschickt gearbeitete und im zweiten Teile in Bahnen einer ernsteren Problematik einlenkende Fuldasche Stück hob sich von dem VerlegenheilSrepertoire, zu dem sonst die kleine Bühne so oft greifen muß, ansehnlich und erfreulich ab. Etwa bis zur Hälfte arbeitet der Verfaffer mit Mitteln und Situationen der üblichen Pariser und Berliner   Salonkomödie. Da ist. ein unschuldsvoller, junger Mann zur Abwechslung diesmal ein Dichter dem sein Freund, ein Advokat und Don Juan  , zu einem Kursus in dem, was er die Lebensschule nennt, verhelfen möchte. Die Dame, die er ihm empfiehlt und die er selbst als ihr Anwalt beim Scheidungsprozeß als ihr«instiger Galan sehr genau kennt. nimmt sich der Aufgabe voll Feuereifer an. Die UnVerdorbenheit deS Jüngling«, der ihr Sichausspielen und den Flitterkram ange- schminkter literarischer Schöngeisterei für bare Münz« hält, reizt sie wie eine völlig neue Sensation. Auch hofft sie, mit ihm vor den Gästen zu glänzen. Im zweiten Alt, der Schilderung des Salons, in den sich allerhand entgleiste Großstadtexistenzen drängen, bot mancherlei satiriich Amüsantes. Die temperamentvoll virtuose Lügenfixigkeit des Dämchens, die, wie sie ihres gutsituierten Zög- lings grenzenlose Verehrung rasch merkt, die Idee faßt, ihn sich zum künftigen Gatten auszusparen, kam im Spiele Ida Mühls sprudelnd echt heraus. Der Typ ist vom Autor gut gesehen. Im Gegensatze zu den allzu karg bedachten(von Herrn Möllendorf gespielten) Jüngling. Die Vertrauensseligkeit streift hart an das Burleske und ist durch keinen Einschuß humorvoll intimeren Charakterisierens, das ja dem Sympathien, die für die Figur gar nicht abträglich zu iein brauchte, gemildert. Die durchsichtigsten Koketterien erscheinen ihm als Abglanz hoher Seelenreinheit und er ist glücklich, daß sie sich der Bitte, seine Eltern auf dem Lande zu besuchen, nicht veriagt. Dem leichten, spielerischen Auftackt folgt eine Zuspitzung zu schweren seelischen Konflikten. Die Abenteurerin bezaubert auch beide alten Leute. Nur die Schwester, die mit dem Freund des Bruder» in Verbindung steht, mißtraut ihr. Doch als der erscheint, ist e« zu spät. AuS der frivolen Liebschaft, die er dem Schwer« blütigen gewünscht, ist ein Lebensschicksal geworden. Er will die Dame zwingen, ihr Opfer loszulassen, den Nimbus, den sie trügerisch um sich gewoben, zu zerstören. Die neuen Listen, zu denen sie ver- schlagen greift, ihr Anschlag, dem Schwärmer durch eine LiebeSnacht die Rückkehr abzuschneiden da« alles ist mit kräftigem Sinn für. Bühnenspannung und dabei charakteristisch vorgeführt. Ebenso die typisch eigensinnige Verblendung des Liebenden. Auch als ibm der Freund die Augen öffnet, fehlt ihm die Kraft sich loszureißen. Er folgt, sein Elend kennend, dennoch ihrem Rufe. Ein Schluß, der, wenn auch nicht gern in diesem Einzelsalle über« zeugend, durch das Typische, worauf er abzielt, weit be« deuisamer als das hier so nahe liegende gute Ende berührt. Dem reuigen, von K a i s e r« T i e tz sehr gut gespielten Freund und der Schwester, die sich zu einem Lebeusbund vereinen, bleibt nur die Hoffnung, daß er nach Jahren später Kraft und Selbstbesinnung wiederfinden werde. Lebhafter Beifall rief den Verfasier oftmals vor die Rampe.___ dt Schiller-Theater Charlottenburg  :»die Distel'. Robert S a u d e k, der manchen Theaterbesuchern noch al» Mit- verfasier einer sinnigen KomödieHeiligenwald' bekannt sein dürfte,
ist unS diesmal holländisch gekommen. Sein Lustspiel mit dem etwas stachligen Titel bringt uns mit Harlem, der Stadt der Tulpen in Berührung. Wieder auf eine«klegorische Art. Ein Ritter von der Landstraße kommt zufällig in ein Dorf im be- sagten.Blumenland'. Er iegegnet hier zwei Banern Kok. die man die.feindlichen Brüder' nennen kann, und nimmt bei dem einen Dienst al« Blumenzüchter. Und zwar versichert er, innerhalb weniger Monate«u» einer gewöhnkkchen Wegdiitel eine herrliche Chrysantheme zu ziehen. Eigentlich bewog ihn wohl etwas andere?, hier zu bleiben«in Stückchen Fomtlseiigebeimni? sozu- sagen: denn auch er. der improvisierte.Landstreicher', heißt Kok, wie die bäuerlichen Brüder. Sein Großvater ist einst im selben Dorfe ansässig gewesen, aber zwischen ihm und seinem Namens« Vetter, dem Vater jener beiden, gab es ständig Unfrieden; deshalb war er weit übers Meer, nach Amerika   gegangen. Pietje Kok also stößt hier auf eigenartige Hartschädel. Wie die Söhne, so der Alte. E« sind egoistische Streithanseln. Zwischen ihnen kann keine Liebe aufgehen. Pietje demonstriert ihnen aber an seinen Züchtererfolgen, wie alles, auch die Menschenerziehung, nur möglich sei durch liebreiche Be- Handlung. Pietje ist allerdings ein kluger Gesell mit Menschen« kenntnis und Welterfahrung ein Lebensphtlosoph, so eine Art.Steinklopferhan»'. Und wenn er im dritten Akt beinah ans und davon qeht die beiden Blumenbauern und besonders Klaartjc. de» einen Tochter, wiffen Pietje auf originelle Weise zurückzuhalten. indem sie ihm sein im Gasthaus zurückgelasienes Handwerksburschen« habit stibitzen. Schließlich kriegt er sie und sie ihn; denn beide Jungmenschen waren sich seit lange gewogen, aber im paffenden Augenblick immer zu bockig, um darüber miteinander in» Reine zu kommen. Ueberfluß an Handlung ist zwar nirgend» vorhanden. Aber der Dichter weiß die Dialog« so reizvoll zu stimmen, das Ge« plänkel, neidboldige Gezänke und LiebeSwerben mit so warmer Be- haglichkeit zu durchtränken, daß man daran wohl sein« Freude haben kann. Da» Gegenspiel, da» GastwirtSehepaar Hendrik und GeeSje ist zwar eine Mischung au» Shakespeareschen Typen oder altdeutschen HanSnarrenkomödien und bot manches Schablonenhafte an sich. Dennoch erregt es sanfte Heiterkeit. Allerding«, die Aufführung hat ihren Haupteil am hübschen Er« folg. Bei Max Kanfmann, dem jeder Situation überlegenen'Pietje, Leonie Duval, der sonnig-derben Klaartje, zumal bei Harry Förster. der den alten zittrigen, gnidderigen Zänker KeeS ganz vortrefflich charakterisierte, dürste fich der mit den Darstellern mehrfach gerufene Autor extra zu bedanken haben; desgleichen bei Karl El, er und den anderen. Daß die Spielleitung für stimmungsvolle Ausstattung gesorgt hat, gereichte dem Ganzen zum Borteil.<*.
Ein kleines Mißverständnis. In einem polemischen Artikel einer gewerkschaftlichen.Instanz', wie e» heute so schön heißt, gegen da» Gewerkschaftskartell in einer größeren norddeutschen Stadt, in der vorwiegend der niederdeutsche Dialekt gesprochen wird, ist an einer Stelle die Rede von.Kartell- kämpen'. Da» hat«in biederer Arbeiter in diesem Ort, der mit der hochdeutschen Sprache wahrscheinlich auf sehr gespanntem Fuße steht, gründlich mißverstanden. Er Hot nämlich den modernen hoch- deutschen.Kämpfer', der in der älteren und heute mitunter in ironi  « schem Sinne angewandten Form auch.Kämpe' genannt wird, mit dem niederdeutschen.Kemp'»der.Komp' verwechselt. Da« Wort aber bedeutet die männlich« Ausgabe jene« bekannten Borstentiers, dessen Fett un» in der heutigen Ernährungsweise nur allzu sehr fehlt. Selbstverständlich hat der Schreiber de» in Rede stehenden Artikels nie daran gedacht, die im Kampfe gegen die.Instanz' Stehenden, also Kämpfer, die dem befehdeten Kartell angehören, mit diesem Borstenvieh oder überhaupt mit irgendemem Wesen au» der Tier- Welt zu vergleichen. Da» hat aber die besagte.Instanz' nicht vor dem Schicksal bewahrt, daß ihr der biedere Arbeiter in seinem ge- kränkten Ehrgefühl oder seiner verletzten Menschenwürde schrieb: Wenn die..... Kartellmitglieder Kämpen sind dann seid Ihr alle Ossenl'
Nottze». Die Musikvolksbibliotheken de« Berliner   Ton- künstler-VereinS sind wieder geöffnet, und zwar die Zentrale �V. Zietenstr. 27 täglich von 121 Uhr, Sonntag« von 1112 sowie Mittwoch abend« von Uhr; die Zweiganstalt Char­lottenburg. Savignyplatz 1, Dienstags, Donnerstag» und Sonn- abends von 47 Uhr. D i e Humboldt-Akademie Freie Hochschul« versendet ihr Vorlesungsverzeichnis für Oktober Dezember mit über 200 Vorlesungen. Die Gebiet« der GeschichtS  -, Rechts- und Staatswiffenschaftlichen Abteilung find besonder« bevorzugt. Beginn Donnerztag. 11. Okt. Verzeichnisse in den Theaterkasien von Tietz, vom Kaufhause de« Westen«, in Buchhandlungen und in den Zahl- stellen der Volksbühne.
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Inders hjarmsteö.
Von Jakob Knudsen  . Der Großknecht war der einzige, der überhaupt einiger maßen daran dachte, zu löschen, viel mehr jedoch brachte auch er nicht zuwege. Und inzwischen vergaß er, das Vieh aus dem Stall zu ziehen. In wunderbar kurzer Zeit so schien es jedenfalls den Leuten des Hofes prasselte das Stalldach über dem Gebäude zusammen. Einige wenige Tiere hatten sich losgerissen und kamen in den Hof gestürzt; die allermeisten aber blieben drinnen und wurden von dem Rauche erstickt; es waren gewiß nicht mehr als zehn Minuten vom Einsturz des Daches an verstrichen, so hörte man keinen Laut mehr von drinnen. Inzwischen hatten der Großknecht und der Viehjunge die Pferde aus dem Ostflügel herausgebracht. Sie machten sie los und ließen sie aufs Feld laufen. Rur   eins von den Pferden behielt der Knecht zurück; darauf wollte er selbst nach Harreby reiten, um die Spritze zu holen. Dies ließ sich vielleicht in einem Brandverhör verteidigen, war aber im übrigen so unnütz wie möglich; die Spritze mußte jetzt zu spät kommen, um irgend etwas ausrichten zu können. Indem er in gestreckter Karriere vom Hof ritt, rief Mads Horsens ihm nach:Lars! meld die Brandstiftung beim Adjunkten oder auf dem Thinghof I' »» i Anders war den Weg an Stavn vorbei erst ein ganz kleines Stück hinabgelaufen, als er sich klar darüber wurde, daß wirklich der Bjerrehof brannte. Das Erste, was er dabei empfand, war dies: daß jetzt alles entschieden war, jetzt konnte nichts mehr zurückgehen. In diesem Augen­blick ahnte er gewiß schon den ganzen Zusammenhang. Aber doch erst, als er den Wiesenweg ein Ende hinunter- gekommen war, durchblitzte ihn der bewußte Gedanke: daß kein andrer als Mads Horsens das Feuer angestiftet habe. Gleich darauf erriet er schon dessen Anschuldigung gegen seinen Vater. Als er ungefähr auf halbem Wege.zwischen Stavn und
dem Bjerrehof war, hörte er auf dem Wiesengrund deutlich die stoßartigen Sätze eineL galoppierenden Pferdes. Einen Augen- blick darauf sah er den großen Schwarzen und erkannte jetzt auch Lars. Er rief den Knecht an, als dieser an ihn vorbei- reiten wollte. Er erhielt Meldung über alles, was der Knecht wußte. Gleich darauf eilten sie weiter, ein jeder seinem Wege nach. Jetzt hegte Anders nicht den geringsten Zweifel mehr, daß das Ganze des Mads Horsens Werk war, und daß hinter ihm der Adjunkt stand. Als er zu Hause ankam, waren alle drei Nebengebäude niedergebrannt. Der Wohnhausflügel war unberührt. In der Wohnstube befanden sich sein Vater, Mads Horsens und Jens Vegger. Aus der Stube hinaus, ihr zwei Mordbrenner!' rief Anders, sobald er die Tür geöffnet hatte.Ihr Schand- gesellen wollt in ehrlicher Leute Stube sitzen!' Mads brummte und schimpfte; ging aber doch hinaus, in Begleitung des Jens Vegger, der sehr erschrocken aussah. Anders fragte seinen Vater, ob gar niemand anders von der Brandstiftung etwas gesehen habe, als er und die beiden Täter selber. Der Alte meinte: nein; keiner von den Leuten deS Hofs und keiner der Häusler von Bjerrehofsholm, die jetzt ja im Hof draußen versammelt waren, wußte daS geringste zu sagen. AnderS ging kurz darauf hinaus, um selber mit diesen Leuten zu reden, erzielte jedoch kein Resultat. Er hatte auch eine Unterredung mit Kirstine. Er sagte ihr, er meine, sie und Niels sollten jetzt heiraten und dann aus der Gegend wegziehen, denn hier werde jetzt doch alles so unheimlich für sie"werden. Sie verstand ihn aber nicht recht. Eine Stunde etwa nach des Anders Rückkehr kam die Spritze aus Harreby an. Um nicht ganz vergebens gekommen zu sein, fingen die Leute an, Wasser in die Ruinen zu gießen. Kurz danach kam der Wagen vom Thinghof. Da waren der Adjunkt, der Gefangenwärter und ein Kutscher. Die beiden �erstem stiegen sofort vom Wagen. Hie'
grüßten gar nicht. MadS HorsenS  , der sich im Hof umher­trieb, ging an den Adjunkten heran und sagte, Per Hjarmsted wäre in der Wohnstube drin, er zeigte nach den Fenstern hin. Der Adjunkt schob MadS gleichsam etwas beiseite, ging jedoch, nach setner Anweisung, inS Haus. Ein paar Minuten später kamen der Adjunkt und der Gefangenwärter wieder auf die Treppe heraus; sie hatten den alten Per Hjarmsted zwischen sich. Der Adjunkt befahl ihm. hinten in den Wagen zu steigen und sich da hinzulegen. Kirstine kam sofort, als sie sah, daß ihr Vater in keinem Wagenstuhl sitzen sollte, mit einem Sitzbrett mit Kiffen ge- laufen, das im Gang drinnen stand. Mads Horsens und Jens Vegger erhielten ihren Platz in dem hintern Stuhl, der Adjunkt und der Gefangenwärter in dem vorder». Dem Kutscher wurde befohlen, sich neben Per Hjarmsted zu setzen, um auf ihn acht zu geben. Anders hatte die ganze Zeit über, während dies vor sich ging, dabei gestanden und zugesehen, ohne ein Wort zu sagen. Nun fuhr der Wagen mit den drei Arrestanten zum Hoftor hinaus. »» Am nächsten Tage kam es Anders zu Ohren.   durch ein paar Bcttelweiber drüben aus Harreby, daß der Ge­fangenwärter Nielsen ganz offenkundig vor mehreren Leuten gesagt haben sollte, der Alte vom Bjerrehof werde keinen Schlaf in die Augen bekommen, ehe er nicht bekannt habe. daß er der Brandstifter sei. Anders konnte nicht dahin gelangen, es zu glauben, doch«n dem Tage darauf, am 2. Mai, kam Erik Skindtoft und berichtete mit großem Un- willen, er hätte nun heute mit dem Gefangenwärter ge­sprochen, und der hätte gesagt, er hoffte wohl, den Alten 'vom Bjerrehof binnen kurzem mürbe zu bekommen, denn es hätte nicht den Anschein, daß er den Schlaf gut entbehren könnte; jetzt hätte er in dieser und der vorigen Nacht kein Auge schließen dürfen, und er sähe schon aus. als könnte er ein Dieb. Räuber und Mordbrenner sein. Mit der proto- kollarischen Aufnahme über ihn stände eS ja auch nicht gut. fövrtf. folgt.)