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r. Frage Aktualität gewonnen, ob nicht durch eine e n t sprechende AenderungdergelchriebenenVer- fassu ng der Grundsatz festgelegt werden muß, der in allen Ländern längst ungeschriebenes Recht ist. Dadurch würde zugleich dem unheilvollen Wirrwarr ein Ende gemacht, an denk unser gesamtes öffentliches Leben aufs schwerste leidet. Obwohl es nach dem Buchstaben der Verfassung der Kaiser allein ist, der Frieden schließt, hat der Reichstag tatsächlich in dieser großen Frage der auswärtigen Politik die Führung übernommen, und die Regierung hat eben erst wieder in ihrer Note an den Papst bekundet, daß sie sich im Ein.- klang mit ihm befinde. So ist durch die Macht der Tatsachen selbst neues Recht gesckaffen worden, und alles Toben reaktionärer Kreise dagegen bleibt oergeblicfi Es ist Tatsache, daß die Volksvertretung heute eine moralische Autori t ät besitzt, die nicht urngangen werden kann. Dieser Tatsache aber einen weithin sichtbaren Ausdruck zu geben, ist die Pflicht des Reichstags, denn nur dadurch kann die das Reich unend- sich schädigende Vorstellung zerstört werden, Deutschland sei in der Welt der letzte Rest der Despotie. Sollte, wie wir alle hoffen, noch in diesem Winter Frieden geschlossen werden, so wird der Reichstag nicht aufgelöst wer- den können, ohne noch für den Uc Hergang zur Frie- densarbeit die ersten notwendigen Maßnahmen be- schlössen zu haben. Die Hauptarbeit wird er dann wohl seinem Nachfolger überlassen, der in kürzester Frist an seine Stelle treten muß. Auf alle Fälle sind die Arbeiten, die dem Reichstag bevor- stehen, so groß, daß sie ohne eine feste Mehrheit nicht gelöst werden können. Wir empfinden für das dauernde Zu- winmenarbeiten mit anderen Fraktionen keine Begeisterung, sehen aber in ihn» eine Notwendigkeit vorausgesetzt, daß die andern Fraktionen zu schöpferischer positiver Mitarbeit auf dem Gebiet allgemeinpositischer wie sozialpolitischer Fragen bereit sind. Echter Parlamentarismus zeigt sich nicht in Reden, sondern in gesetzgeberischen Leistungen. Für sie ein festes Arbeitsprogramm aufzustellen, wäre die erste Aufgabe der neuen Mehvheit nach dem Wiederzusammentritt öeS Reichstags.. Nach mancherlei Schwankungen scheint die national- liberale Partei nunmehr ihren Anschluß bei der all- deuffch-demagogischen Opposition nehmen zu wollen. Tut sie das, so folgt sie ihren eigenen Neigungen, denn die Mehrheit war von Anfang an zum Zusammenarbeiten bereit, und eine gerstig' bedeutende Gruppe der nafionalsiberalen Fraktion ichvm auch gewillt, in ein freundnachbarliches Verhältnis zur Mehrheit zu treten. Sie würde durch die Schwenkung der Partei, die sich in mancherlei Vorzeichen ankündigt, in ein« seht schwierige Lage kommen, und die Aussicht, die Einigkeit im bürgerlichen Liberalismus herzustellen, wäre für alle ab- sehbare Zeit zerstört. Die sozialdemokratische Fraktion aber wird den Weg weitergehen, der sich bisher als der durchaus r iO t i g e erwiesen hat. Ihr ganzes Streben geht dahin, daß die Arbeiter, die sie im Reichstag vertritt, nicht bloß durch sie redert dürfen, sondern daß sie auch wirklich etwas zusagen haben. Sie verzichtet auf leere Luftsrschütterungen und will den ganzen Einfluß der Arbeiterbewegung in die Wage werfen, die über das Schicksal des Volkes entscheidet. Sie will Prin- gipien nicht nur proklamieren, sondern auch durchsetzen. Zu diesem Ziel hat sie sich ein ganzes Stück, wenn auch für unser? Ungeduld Noch lange nicht weit genug, in zäher Arbeit durchgekämpft. Dafür verdient sie die Anerkennung und Unterstützung politisch aufgeklärter Massen, deren Urteil bei den ersten, hoffentlich nicht mehr allzu fernen Reichstägswahlen nach dem Krieg« sie nnt Zuversicht erwartet.

preßstimmen zur Papstnote. Die konservatwe Presse bemüht sich nach besten Kräften, die deutsch « Antwort an den Papst zu entwerten und es den Gegnern leicht zu«achen, die deutsche Regierung der Unauf- richtigkeit und Falschheit zu zeihen. Dazwischen bricht die lebhaft« Enttäuschung durch, daß sich die Regierung auf den Standpunkt der Retchstagsmehtheit gestellt hat. Nur die Berliner Neue st en Nachrichten" fangen es ganz schlau an und glauben, daß sich das onttnösewie ich sie ver- stehe" auch auf die deutsche Note beziehe. Aber diese Scherze täuschen über das fiese Unbehagen nicht hinweg. Das ge- nannte Blatt leitet seinen Artikel mit der Feststellung em: Man erkennt den Kanzler Exzellenz Dr. Michaelis nicht wieder." Es behauptet, daß die Er- klärung der deutschen Regierung für Abrüstung und Schieds- gerichte nur sehr bedingt ausgesprochen ist,daß wir uns nach dem ausdrücklichen Hinweis auf die Lebensinteressen des Deutschen Reiches nicht mit einem Wort für die Zukunft fest- gelegt haben und dm sogenannte Reichstagsmehrheit nun wohl endlich aufhören wird, den Kanzler vor ihren Wagen zu spannen....." Aber das Amüsante ist, daß dieBerliner Neuesten Nachrichten" selbst an diese Falschmünzerei nicht glauben und unmittelbar, nachdem sie die angebliche Unver- «inbarkeit der deutschen Antwort mit der Reichstagsentschlie- ßung erklärt haben, denKanzleralseinenDoppel» s v ie l e r schildern, der bald der Rechten, bald der Linken zu- zwinkere. »Man sieht von dem Kanzler nur Bildnisse, auf denen er beide Augen scharf auf den Beschauer richtet. Fortan würde es seiner bisher bekundeten Art besser entsprechen, wenn ein Auge - immer verständnisvoll zwinkerte, und zwar doS rechte vor ttnem Beschauer aus der sogenannten ReichStagsmebrheit und dos linke nor einem Befürworter eines starken Sicherungsfrisden«. Jeden lätzt auch diese Antwort auf die Papstnot« alles annehmen und boffen, was er will, nur das ein« nicht, daß sie uns dem Frieden auch nur einen einzigen Tag näherbringen könnte." DerR e i ch s b o t e"(das deutsche Pastorenblatt) findet in seinem wahren Christentum, daß diedeutsche Note leider mehr, als es uns ersprießlich erscheinen kann", auf Abrüstung und Weltschiedsgcricht eingegangen sei. DerReichsbote" rempelt dann den Papst an, indem er ihn auffordert, zuerst im eigenen Haus nach dem Rechten zu sehen und in den romanischen ändern jene Unwissenheit zu bekämpfen, die dort den Kriegshetzern das Spiel leicht gemacht hat. Uns scheint der Artikel desReichsboten" der schlagende Beweis, daß sich in der katholischen Kirche ungleich stärker das Bewußtsein sitt- sicher Grundwahrheiten erhalten hat als in der Redaktions- stube des frommen Pastorenblättchens. DieKreuzzeitung " ist sehr skepfisch über den Erfolg der Note, bezeichnet aber die Erklärung für Abrüstung und Schiedsgericht trotz aller Vorbehalte als einen bei unserer geographischen Lage gefährlichen Weg. DieDeutscheTageszeitung" versichert, daß die. einzige Bürgschaft für Deutschlands Freiheit und Frieden in i

positiver Machtstellung zu erblicken sei, und rügt am schärfsten die' am Schluß der Note ausgesprochene Einladung an die Gegner, der Vorbereitung eines künffigen Friedens näher- treten zu wollen. In dieselbe Kerbe haut auch dieP 0 st". DieTägliche Rundschau" ist mit der Note e i n- verstanden, weil sie sie für ein Sammelsurium schönster Worte halten zu können glaubt, hinter denen kein ernster Wille stehe:Betrachtet man die Note als Ganzes, so stellt sie sich als eine zu nichts verpflichtende, in der Form höfliche Selbstverständlichkeit dar, charakterisiert durch eine leichte Skepsis hinsichtlich der lvunschbaren idealen Forderungen des Papstes." Die konservative Presse wahrt in ihrer Krifik ein bei ihr ungewöhnliches Maß von Zurückhaltung, das aber nur die schützende Maske für den charakterisierten Willen ist. die Note zu diskreditieren, wobei es ihr sehr gleichgültig ist, daß auch die deutsche Regierung in das denkbar schlechteste Licht ge- stellt wird. Man kann erwarten, daß ihr gewöhnliches Schlachtgeschrei ertönen wird, wenn ihre Geistesverwandten in England und Frankreich die deutsche Note in Grund und Boden verdonnern. Es ist die alte Tatsache, daß in diesem Kriege sich nur eine Internationale als täfige Kraft bewährt hat: die Internationale der Alldeutschen aller Länder. dänische Stimmen. Kopenhagen , 22. September. Zur deutschen Antwort auf die Papstnote schreibtPolitiken" Unter anderem: Der Inhalt kann in dem bedeutungsvollen Worte:»Verständi- gnygsfrieden" zusammengefaßt werden, aber eine unmittel- bare Aufklärung, wie die Lösung der konkreten Streitfragen ge> dacht ist, enthält die Antwort nicht. Besonders wird die Kritik der Alliierten hervorgehoben, daß Belgien nicht genannt wurde und das zukünftige Schicksal Belgiens ist und bleibt doch die Hauptfrage, wenn der Frieden abgeschlossen werden soll. In dessen kann das Schweigen hierüber in der deutschen Antwortnote keineswegs als Zurückweisung betrachtet werden. Es wird ja ausdrücklich betont, daß die Note in innigster Fühlung mit der Vertretung des deutschen Volkes und in Uebereinstimmung mit der Friedensresolution vom 19. Juli zustandegekommen ist, und der Kernpunkt dieser Resolution war gerade die Anerkennung de? Grundsatzes: Keine Eroberungen! Die Note beschränkt sich nicht darauf, dem allgemeinen friedensfreundlichen Gedankengang Ausdruck zu geben, klar und bestimmt wird auch festgestellt, daß Teutschland an einer umfassenden internationalen Einschränkung der Rüstungen und der Durchführung eineS obligatorischen Schieds­gerichts teilnehmen will. Der Gedanke an die Schaffung der Grundlage für einen sicheren, dauernden Frieden kommt hier zum Durchbruch, und in diesem Gedanken treffen sich die Mittelmächte mit den Alliierten. Schwedische Stimmen. Stockholm , 22. September. (Eig. Drahtber. d.Vorwärts".) Der von Branting geleiteteSocialdemokraten" schreibt: Die deutsche Antwort auf die päpstliche Note gibt freilich keinen klären Bescheid über die Kriegsziele, darf aber als ungemeine AnnäherungderRegierungandenStandpunktötr Rcichstagsmehrheit aufgefaßt werden. Durch ihre grund­sätzliche Anerkennung, daß ein Rechtsfrieden dem Weltkrieg folgen müsse, ebnet sie den Weg für«inen fortgesetzten Meinungs- äuStausch mit dem Vatikan .. Die deutsche Presse deutete an, daß dieftr Wög zur näheren Präzision, der Friedensbedingungen der deutschen Regierung betreten werden wird. Ohne solche Präzisie- rinig seitens der Macht, die noch imnter ihre Arme über große Ge- biete Europas ausstreckt, kann man nicht erwarten, daß die starke demokratische Voltsmeinung für einen RechtSfriedeN in den West- tästen die brutale Abweisung jeder FriebensbiSkussion durch die imperialistischen Kreise ihrer Länder zu durchbrechen vermag. DaS ententefreundliche BlattDagens N y h e t e r" hebt hee- Sor. daß sich der Ton der Note von dem de» Friedensangebots im letzten Dezember unterscheidet. Diesmal findet sich kein Hinweis auf das Waffenglück. Die Friedensfrage wird auf daS hohe Niveau her ersten Botschaft Wilsons gehoben und der Grundsatz anerkannt, daß Dauerfrieden und Recht an die Stelle der Macht treten mutz. Die Antwort enthält keine Einzelheiten über die Ver- Handlungsbasis, aber eine Andeutung findet man gleichwohl in dem Hinweis auf die Reichstagsresolution. Bemerkens- wert ist auch die Hinzufügung. daß die Antwort in enger Fühlung mit der Volksvertretung nicht zustande kam und also nicht nur die Re- gierung, sondern auch das Volk dahintersteht. Dir all- deutsche Richtung mit ihrem Grwaltsfrieden ist damit endgültig zurückgewiesen. tzollänäische Stimmen. Haag, 22. September.Rieuwe Eourant" bedauert, daß die deutsche und die österreichische Antwort an den Papst darüber chweigen, welche Opfer die Zentralmächte für den Frieden zu bringen bereit sind, aber der Umstand, daß die österreichische Note die Vorschläge des Papstes als eine brauchbar« Basis be- zeichnet und der Hinweis der deutschen Antwort auf die Friedens- refolutio«»am 19. Juli geben den Antworten doch eine viel größere praktischer« Bedeutung als die platonische Er- klärung vom 12. Dezember 19IS, daß die Zentralmächte zu Unter- Handlungen bereit seien. Vaderland" schreibt: Ohne Zweifel würde eine VolkSabftim- mung in den kriegführenden Ländern überwältigende Mehrheiten für den Frieden ergeben. Günstige Aufnahme im Vatikan . Lugano , 22. Sept. Nach einer Drahtung desSecolo"- Vertreters im Vatikan haben die deutsche und österreichische Antwort auf die Papstnotc bei der Kurie größte Freude und Befriedigung ausgelöst. DerSecolo" versuchte natürlich ofort, aus dieser Taffache eine Waffe gegen den Papst zu Schmieden, indem er unterstellt, daß sowohl die Papstnote wie auch die Antwort der Zentralmächte nichts wie ein abgekar- tetes Spiel gegen die Entente sei. Rücktritt des rustisthen Generalstabschefs. Lscheremiffow Alexejews Nachfolger. Die einlaufenden Meldungen machen eS immer klarer. daß KerenSki mit der Beseitigung der Folgen der Kornilow - schen Revolte keineswegs leichte Arbeit hat. Zwar verfügt Kornilow über keine bewaffnete Macht mehr, aber die offenen oder stillschweigenden Sympathien einflußreicher Kreise, namentlich unter den höheren Offizieren, stehen ihm zur Seite. Daraus erklärt es sich auch, warum KerenSki bisher ein scharfes Vorgehen gegen die Peffon des Führers der Revolte nicht wagen konnte. Immerhin cheint KerenSki entschloffen zu sein, mit dem Kornilowschen Anhang in der Armee aufzuräumen, und er hat eine Reihe von Maßnahmen in dieser Hinsicht angekündigt. Als die erste Folge erscheint der Rücktritt des General -.

stabschefs Alexejew, der Wahrscheinsich auch mit Kornilow sympathisierend gegen die Kaltstellung zahlreicher hoher Offiziere Protest eingelegt hat. Auch sonst hat sich durch die Kornilowsche Revolte die Disziplin des russischen Heeres noch verschlechtert. Ein neuer Tagesbefehl der Provisorischen Regierung beweist, daß die Tötung von Offizieren durch Mann- schaften wieder allgemein eingerissen ist und daß die Regierung äußerste Mühe hat. diese Erscheinung wieder auszurotten. Der neue Kriegsminister General Werkowsky scheint aller- dings ein unbedingter Anhänger Kerenskis und des von ihm verfolgten militärischen Programms zu sein. In seiner neuen Erklärung sind namentlich die Sätze beachtenswert, in denen die Herabsetzung des Effektivbestandes der Armee um ein Drittel angekündigt wird. Sie zeigen, wie schwer es der Provisorischen Regierung fällt, den Millionenorganismus des Heeres noch weiter aufrecht zu erhalten. Amsterdam , 21. September. Nach Blättermeldungen aus Petersburg ist Alexejew von seiner Stellung als Gencralstabschef zurückgetreten, da Kerrnski darauf besteht, daß alle O f f i« ziere, die verdächtig sind, sich an der Lerschwörnng Kornilows beteiligt zu haben» ans de« Generalstab ausscheiden, ohne zu berücksichtigen, daß es schwierig ist, sie z« ersetzen. Petersburg, 22. September. (Meldung der Petersburger Tele- graphrn-Agrntur.) Wie die Blätter melde«, wird als Nachfolger Alexejews als Chef des GeneralstabeS der frühere Befehlshaber an der Südwestfront, General Ts cherrmissow, bezeichnet. Petersburg, 22. September. (Meldung der Petersburger Tele- graphen-Agentur.) Postminister R i k i t i» ist unter Beibehaltung seines Amtes zum Minister deS Innern ernannt w»rdcn. Petersburg, 21. September. (Meldung der Petersburger Tele« graphen-Agentur.) In einem heute erlassenen Tagesbefehl an Heer und Flotte erklärt die Einstweilige Regierung: Der Aufstand Kornilows hat bei Soldaten und Matrosen Mißtrauen gegen ihre Führer entstehen lassen. welches den Zusammenhalt des Heeres gefährdet. Die Regierung erklärt laut, daß die Mehrheit der Offiziere der Republik treu ist, ausgenommen ein« kleine Gruppe, welche daS Vertrauen der Regierung getäuscht hat. Infolge dessen zerstört jedes weitere Bemühen, Mißtrauen gegen daS Personal des Kom« mandoS zu säen, die Kampfkraft der Armee, und die Urheber einer solchen Stimmungsmache sind in den Augen der Republik Verbrecher, da sie die einzige Grundlage zerstören, die Rußland retten kann. Die Einstweilige Regierung erklärt: 1. alle Führer. die nicht die Fähigkeit haben, Truppen z» führe» zugleich mit der Arbeit an der Befestigung der republikant- schen StaatSform in Rußland , werden abgelöst werden, 2. die h ö h e r e n O f f i z i e r e des Großen General- stabeS werden, soweit sie in de» Aufstand Kornilows »erwickelt sind, a b g e l ö st werden, S. die Truppen, die an dem Auf- stand teilgenommen haben, werden von dem Ouanier des Großen GeneralstabeS entfernt und durch treue Truppen ersetzt werden, ä. alle Schuldigen, die während des Auf« stände« Kornilows bösen Willen bewiesen haben, werden vor Gericht gestellt werden, 6. die Regierung verlangt vom Heere und von der Flotte die Rückkehr zum regelmäßigen Leben und volle Handlungsfreiheit für die Führer in allen Fragen der KriegsoperätioNen und der Ausbildung von Heer und Flotte, S. die Regierung befiehlt, daß jede während der letzten KristS verhaftete Person den Behörden übergeben und eine st renge Untersuchung wegen aller Fälle von Ermordung Vorgesetzter eingeleitet werde, 7. Keule, welche ihre Offiziere auf einen Verdacht hin getötet haben, sind verhaftet tvörden und werden vor Gericht gestellt werden; die Regierung macht auf die Gefahr für die Republik aufmerksam, die solche Willkürakte herbeisühren. Petersburg, 21. September. (Meldung der Petersburger Tele- graphen-Agentur.) Aus Äohilew wird telegraphiert: Angesichts der nicht sehr strengen Ueberwachung KornilowS und seiner Mitschuldigen und Anhänger, die in einem Hotel interniert sind, besteht der Arbeiter» und Soldatenrat von Mohilew auf ihrer Ueberführung ins Ortsgefängnis. Der Arbciter- und Soldatenrat teilte KerenSki auch die zweifelhafte Hal- tung des sogenannten Koxnilow-B a,t a i ll o n s mit, das, mit seiner Bewachung betraut, seine Sympathien für den ehemaligen Oberbefehlshaber nicht verhehle. Kerenski gab Be- fehl, ads Bataillon sofort von Mohilew zurückzuschicken und die Ueberwachung der Verhafteten einem Bataillon der St. Georgs- fitter zu übertragen. London , 22. September.TtmeS" meldet aus Odessa vom l8. September: Alle Kosakenabtetlungen, die auf Befehl Kornilows die Front verlassen hatten, sind auf Befehl der Regierung wieder dorthin zurückgekehrt. London , 22. September. Des Reutersche Bureau meldet aus Petersburg : Die Regierung hat die Ausgabe von Staats- banknoten im Betrage von zwei Milliarde» Rubel angeordnet. Der Justiz minister teilte gestern dem Kabinettsrat mit, die ersten Ergebnisse der Untersuchung über den Aufstand Kor- nilows hatten gezeigt, daß die meisten verbündeten Offiziere an der Verschwörung nicht teilgenommen haben. Sie wurden deshalb sofort wieder enthaftet. Petersburg, 22. September. (Meldung der Petersburger Tele- graphen-Agentur.) Nach seiner Rückkehr aus dem Hauptquartier gab der neue Kriegsminister General W e r k o w S k i dem Bureau des Vollziehungsausschusses des Arbeiter- und Soldatenrats einen langen Bericht über die Lage der Armee und legte sein Programm dar. Der Minister erklärte vor allem, eS gäbe zwei Wege, die Armee neu zu bilden: erstens, sie durch blutige Re­pressivmaßregeln, zweitens, sie durch Einpflanzung gesunder Gedanken der Disziplin in die militärischen Massen zu organisieren. Der erste Weg, sagte der Minister, ist der des ehemaligen Oberbefehlshabers Kornilow , ein falscher und gefährlicher Weg, denn die gegenwärtige Armee ist daS ganze Volk in Waffen. Ter zweite Weg ist der m e i n i g e: ich wandte ihn in Moskau an, wo er ausgezeichnete Er- g« b n i s s e zeitigte. Ich beabsichtige, ihn an allen Fronten und im Hinterlande durchzuführen. WerkowSki wies sodann darauf hin, daß daS tolle Abenteuer Kornilows die Beziehun- gen zwischen den Soldaten und ihren Führern aufs neue gefährdet habe. Um dem entgegenzuwirken, babe die Regierung beschlossen, jeden Kommandanten, der nicht das Vertrauen der Truppen genieße, durch andere Führer zu ersetzen, un­abhängig von Ihren Graden, aber unter der Bedingung, daß sie in der Führung der militärischen Operationen b e w a n d.e r t seien und in politischer Hinsicht keinen Zweifel erregten. Der Minister fügte hinzu, der Gcneralstabschef des Ober- befehlshaberS, General Alexejew, könne nicht auf feinsm Posten bleiben, denn er verstehe nicht die Psychologie der heutigen Truppen. Das ganze Haupt- quartier werde umgebildet und eine das allgemeine Vertrauen ge- nießende Persönlichkeit an seine Spitze gestellt werden. Eine andere sehr wichtige Frage, fuhr der Minister fort, ist die Herabsetzung des Effektivbestandes der