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zwischen dem Mnschinenschnppen und dem Dresdener Güterbahn- dc>f des hiesigen Potsdamer Bahnhofes der 47 Jahre alte Sattler Gabriel ans der Sandstr. 10. Er war in dem Zuge 1343 vom Bahnhos abgefahren und bei der Blockstation an Bude 16 un- befugt ausgestiegen, da der Zug noch kein Signal hatte. In dieseni Augenblick brauste Zug 18S5 heran, überfuhr Gabriel und zermalmte ihn zu einer unförmlichen Masse. Z« der in Nr. 129 gebrachten NotizWie der Prole- tarier wohnt," geht uns von dem Verwalter des Hauses Alt- Moabit 132, Herr W. Neumann,«ine längere Mittheilung zu, der wir entnehmen, daß die Exmission der Hell'schen Fannlie durch das provozirende Benehmen des Arbeiters Hell veranlaßt worden ist. Hell ist danach auch am Tage der Exmission keines- wegs bis Abends 3Vs Uhr rom Hanse geschäfilich fern ge- halten worden, vielmehr hat ihn der Verwalter an diesem Tage mehrfach gesehen und gesprochen. Die Frau Hell sei mit derunverkennbaren Absicht fort- gegangen, nicht wiederzukommen" und der Verwalter habe daher das im Hause zurückgelassene Kind nach der Polizeiwache bringen und die Frau mit Hilfe eines Schutzmannes aufsuchen müssen, da- mit sie sich ihres Kindes wieder annehme. Im übrigen erklärt der Verwalter, daß der Exmittirte seiner Ansicht nach wohl im stände gewesen wäre, die schuldige Miethe zu zahlen. Risiko der Arbeit. Ein Schaudern erregender Vorgang spielte sich am Montag in der siebenten Morgenstunde auf einem Neubau der Schulstraße ab. Dort waren mehrere Dachdecker beschäftigt und zwei von ihnen, der in der Wollinerstr. 27 wohnende 3Sjährige Georg Glienitz und der 22jährige Roberl Heine, Brunnenstr. 62 wohnhaft, arbeiteten am Rande des Daches Plötzlich glitt der letztere aus und ergriff im Fallen seinen Kollegen®., welcher sich vorschriftsmäßig an einem Strit fest gebunden hatte. Ein schrecklicher Anblick bot sich nun den Passanten dar, welche von der Straße aus die zwischen Himmel und Erde hängenden Männer gewahrten. H. hielt mit beiden Händen den Leib des G. umklammert, während der Letztere sich an der Dachrinne festhielt. Die übrigen Arbeiter konnten den Verunglückten keine Hilfe bringen, da sie auf der anderen Seite des Daches beschäftigt waren und das Geschrei derselben nicht hörten. Unterdessen jedoch waren mehrere im vierten Stock arbeitende Maurer aufmerksam geworden und reichten ans einer Fensteröffnung eine Leiter heraus, an welcher sich der nach unten hängende H. festhielt und so hineingezogen wurde. Unterdessen waren mehrere Arbeiter auf das Dach geeilt und nun hob man den G. wieder herauf. Der Strick, an welchem er sich fest gebunden hatte, war infolge des Reibens an der Dachrinne und durch die grobe Last fast ganz durchschnitten und es war die höchste Zeil, daß G.. welchem die Arme bereits erlahmt, Hilse erhielt, sonst wären Beide in die entsetzliche Tiefe gestürzt. Ein herrliches Bild der Zustände im hcntigen kapitalistischen Ordnnngsstaat giebt der Nothschrei einec Rixdorfer Arbeiters an die Redaktion eines dortigen Lokalblattes Wir geben dasselbe hier ohne jeden Kommentar wieder, da das selbe für sich selbst spricht: Erlaube mir hiermit anzufragen, ob es nicht möglich wäre. hier irgendwie Hilse für mich und meine Familie zu erhalten, und will ich mein Leiden kurz schildern. Mein Name ist Richard Weiß, bin seit Oktober 1896 hier im Orte wohn- hast, seit 1871 in Berlin , und bin ich bis 11. Februar 1893 in Berlin in verschiedenen Waarengeschäften als Hausdiener beschäftigt gewesen. Seit diesem Datum ist es mir trotz ungeheurer Mühe nicht gelungen, irgend wieder Stellung zu erhalten, rveil ich an- geblich zu alt geworden bin. Ich habe zwar im Herbst noch einige Wochen in Aushilfe-Arbeit einigen Verdienst gefunden, aber seit dem 2. Dezember nichts mehr verdient; ich habe seit dieser Zeit mich mit meiner Familie in der kümmer­lichsten Weise ernährt, meistens von Kartoffeln mit Salz, trockenem Brot und Pferdefleisch gelebt, bin aber meinen Verpflichtungen so weit nachgekommen, wenn auch nachträglich. Jetzt sehe ich jedoch unserem Ende entgegen, wenn nicht bald irgendwoher Hilfe kommt. Meine Frau ist dazu noch hochschwanger; acht Kinder haben wir hintereinander verloren, zwei Kinder sind noch am Leben, zehn und neun Jahr alt. Bis vor Psingstcn bat meine Frau mit Nähen noch Einiges verdient; jetzt hat auch dies aufgehört, ich weiß nicht mehr, was an fangen. Dazu sind durch das lange schlechte Leben meine Kräfte geschwunden, so daß ich gar nicht einmal schwere Arbeit mehr verrichten kann, und seit Anfang dieser Woche haben wir weiter nichts mehr als ein Stück Brot. Dieses wird noch heute alle, und dazu haben wir keinen Pfennig Geld. Unterstützung habe ich noch nicht erhalten. Montag habe ich eine Eingabe um Erlaß der Steuern gemacht, und wird mein Gesuch wohl in der Sitzung heute Abend mit vorgelegt werden. Ich wende mich vertrauensvoll an die geehrte Redaktion; vielleicht ist es derselben möglich, mir mit Rath und Hilse beizustehen. Hochachtungsvoll Richard Weiß, Berlinerstr. 71', 1. Quergebäude, 2 Treppen." Mit Blumendiebe» handgemein geworden sind am Sonn- abend früh gegen 3�/« Uhr der Vorarbeiter Beyer und der Arbeiter Killisch auf dem Neuen Jakobikirchhof in der Hermann straße zu Rixdorf. Auf einem Beobachtungsgange sahen sie in der dritten Abtheilung vom Hauptwege zwei Männer, deren einer ein mit Blumen angefülltes Tuch trug. Sie nahmen ihn fest, während der zweite entfloh. Auf dem Wege nach dem Aus- gange des Friedhofes entsprang der Angehaltene gleichfalls und rannte nach dem Friedhofe zurück. Während nun Beyer und Killisch ihn aus einem Versteck hinter einem Fliederstrauch hervorziehe» wollten, hatte sich ihnen der Komplice hinterrücks genähert und schlug mit einem Eichenstock auf sie ein. Dabei wurde Beyer, dem die Kopfhaut bis auf den Knochen durch- gehauen war, kampfunfähig gemacht, und als Killisch sich nach einem passenden Vertheidigungsmittel umsah, waren beide Thäter entwischt. Der Verletzte liegt ziemlich schwer in seiner Wohnung darnieder. Der festgenommen gewesene Dieb ist ein junger Bursche von etwa 18 Jahren mit einem Anflug von Backen- und Schnurrbart. Polizeibericht. Am 9. d. M. Nachmittags wurde ans der Kreuzung der Jäger- und Friedrichstraße eine Frau durch eine vorschriftswidrig fahrende Droschke überfahren und am Stücken und Armen anscheinend nicht unerheblich verletzt. Um dieselbe Zeit wurde am Treppengeländer eines Hauses der Brunnenstraße em obdachloser Mann an einem Taschentuch erhängt vorgefunden. Es liegt zweifellos Selbstmord vor. In der Nacht zum 19. d. Mts. stürzte ein obdachloser Arbeiter, der auf einem vor dem Grundstücke Kottbuser Ufer 50 liegenden Kahne nächtigen wollte, von der Lausplanke in den Kahn und blieb darin liegen, bis er am nächsten Morgen aufgefunden wurde. Er hat eine Ver- renkung des linken Armes und anscheinend auch innere Verletzungen erlitten. Am 10. d. M. stürzte ein Mädchen aus dem Fenster ihrer im Z.Stock eines Hauses derAorkstraße belegenen Wohnungfauf die Straße hinab. Gegen Mittag versuchte ein obdachloser Handlungsgehilfe in der Prenzlauer Allee, vor dem Grundstück Nr. 242, sich die Pulsadern zu durchschneiden. Er verletzte sich nur leicht, wurde aber auf der Polizeiwache durch den Arzt als geisteskrank erkannt und deshalb nach der Irrenanstalt zu Herz- berge übergeführt. Mittags wurde ein in der Sandstraße wohn- haster Sattler auf dem Bahnkörper des Südringes, in ver Nähe von Schöneberg , wo er einen haltenden Zug verlassen hatte, durch einen zweiten Zug überfahren und sofort getödtet. Nach- mittags wurde in der Spree , am Schiffbauerdamm, die Leiche eines etwa 24 Jahre alten Mannes, anscheinend Arbeiters, an- geschwemmt, r Abends stürzte sich ein Mädchen aus der in der Koingstraße vier Treppen hoch«belegenen elterlichm Wohnung auf den Hof hinab. Am 10. d.M.'fand nur ein unbedeutendes Feyer statt. 1 WitterungSüberflcht vom 11. Juni. Witterung in Dcntschland am 11. Jnni, 8 Uhr Morgens. Nachdem am Sonnabend Nachmittag der Himmel sich vorübergehend aufgeklärt hatte, trat schon gestern früh nach neuem Barometerfall abermals Regenwetter ein. In Magdeburg , Grünberg und Karlsruhe fanden gestern Gewitter statt. Heute Morgen ist"das Wetter nur an einem Theile der Ostseeküste ziemlich heiter, sonst allgemein trübe mit zahlreichen Regenfälle» Im oberen Rheingediete wehen sehr starke, in den übrigen Landes- theilen mäßige sudwestliche Winde. Die Temperatur ist für die Jahreszeit überall sehr niedrig, in den meisten Gegenden liegt sie zwischen 12 und 13 Grad Zelstus. Wetter-Proguose für Dienstag, den 12. Juni 1894. Kühles, veränderliches, vorwiegend trübes Wetter mit Regen fällen und frischen westlichen Winden. Berliner Wetterbureau. Ter Tucllwahnsinn vor dem Schwurgericht. Wegen tweikampses niit tödtlichem Zlnsgange ist der Fabrikant de la roix, der am 13. Januar den Arzt Dr. Röver im Pistolenduell vom Leben zum Tode befördert hat, am Montag vom Schwur- gericht am Landgericht II zu der zulässig niedrigsten Strafe zwei Jahr Festungshaft verurtheilt worden. Bezeichnend ist folgende Stelle ans der Urtheilsbegründung: Bei der Straf- abmessung konnte in Frage kommen, ob ivegen der Schwere der Bedingungen über das geringste Strafmaß hinaus zu gehen sei. Der Gerichtshof hat diese Frage verneinen zu sollen geglaubt, weil der Angeklagte in seiner Familien ehre auf das Schmählichste beleidigt worden ist und in Roth und Verziveiflung zur Waffe ge griffen hat. Unter diesen Umständen mußteer ernste Bedingungen stellen, um aus dem Duell nicht ein Kinoerspiel zu machen! Das Reichsgericht hat die gegen das Urtheil des Landgerichts Hamburg in dem Fahrkarten-Prozeß eingelegten Revisionen des Schaffners Schuldt und von 16 Viehhändlern am Montag verworfen._ Sojislo lieb evtl elik. Achtung, Brauereiarbeiter! Wir machen hiermit die Ausgesperrten Brauerei-Arbeiter nochmals auf den in der Versammlung am 9. Jnni angenommene» Antrag aufmerksam. Der Antrag lautet:Die zc. Versammlung beschließt, die Unterstützungsfrage vom heutigen Tage ab wie folgt zu regeln: 1. Die Unterstützung für die nach dem 26. v. Mts. Ausgesperrten beginnt nach Ablauf von 12 Tagen Wartezeit vom Tage der Slnssperrung ab gerechnet. 2. Für ausgesperrte Brauerei-Arbeiter, welche die Kiiiidigungs- frist ausbezahlt erhalten haben, gilt die gleiche Warte- zeit gerechnet nach Ablauf der Kündigungsfrist. 3. Die Höhe der Unterstützung bleibt dieselbe als ßisher: Unver verheirathete 1 Mark, Verheirathete 1,50 Mark, Verheirathete mit 3 Kindern und mehr 2 Mark täglich. 4. Die Unterstützung wird nur auf je 2 Tage und zwar postnumerando ausbezahlt. 5. Beschwerden über die Auszahlung u. s. w. sind an den Ob- mann der Kommission P. Hilpert, Rixdorf, Karlsgartenstr. 1, zu richten. 6. Bei Brauereiarbeitern, die ihre Entlassung er- halten, weil dieselben für die Interessen ihrer gemaßregelten Kollegen eingetreten sind oder die aus weiteren Gründen ent- lassen werden, bleibt es der Koniniission überlassen, nach Recht und Gewissen ein Urtheil abzugeben, ob die betreffenden Brauerei arbciter als Gemaßregelte anerkannt werden können." Au die HandelöhilfSarbeiter Berlins ! Kollegen! Unser erster Berufskongreß ist vorüber und es beginnt nunmehr ein neuer Slbschnitt unserer Thätigkeit. Wenn auch in Bezug auf Agitation bisher tüchtig gearbeitet ivorden ist, so mußte der Kongreß auf Grund der Siluationsberichte zu der Ueberzeugung gelangen, daß noch viel, sehr viel, zu thun übrig bleibt, ehe wir das uns gesteckte Ziel erreicht haben. Darum Kollegen, frisch an's Werk mit neuem Muth. Ein jeder agitire, kläre die uns noch fern stehenden Kollegen auf und suche sie zum Eintritt in die Reihen der um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen kämpfenden Kollegen zu bewegen, denn nur durch eine starke Organisation ist es möglich, der Ausbeutungswuth des Unternehmerthums er- folgreich cntgenzutreten. Ich ersuche die Kollegen, alle Ueber- tretungen der Sonntagsruhe, sowie alle aus dem Arbeits- verhällniß resultirenden Mißstände, besonders diejenigen über die Pack- und Arbeitsräume, an meine Adresse zu senden. Ferner ersuche ich alle Kollegen, die noch im Besitz von Listen oder Bons lud, baldigst abzurechnen. Der Vertrauensmann. Oswald Schumann , Schmidstr. 8, Hos 4 Tr. Achtung, Tischler! Die Lohndifferenzen in der Werkstatt von K u t s ch m a r, S t r a l s u n d e r st r. 7. sind noch nicht bei- gelegt. Ferner ist die Angelegenheit bezüglich der Maßregelung mehrerer Kollegen in der Werkstatt von W e i ß m a n n, D i e f f e n b a ch st r. 36, noch nicht geregelt. In beiden Werk- kälten suchen die Unternehmer indifferente Arbeiter heranzu- ziehen, mit denen sie jedenfalls bald schlechte Erfahrung machen werden. Wir bitten die Kollegen in ihrem eigenen Interesse, für die Streikenden und Gemaßregelten einzutreten, denn durch das Bestreben, die Lohn- und Arbeitsverhältnisse in unserem Gewerbe immer mehr herabzudrücken, werden alle Kollegen in gleichem Maße in Mitleidenschaft gezogen. Die Werkstatt-Kontroll-Kommission deZ Deutschen Holzarbeiter-Verbandes (Zahlstelle Berlin ). Achtung, Steiuarbeiter! Der Streik der Steinarbeiter in Strehlen i. S ch l e s. ist durch eine Einigung zu gunsten der Kollegen beendet. Dagegen dauert der Streik der Steinarbeiter in W e l ch h u f e und Umgegend unverändert fort. Alle Sendungen sind an Herrn Louis Haßpacker, Steinarbeiter, Restaurant Prinzenhöhe in Kunnersdorf b. Bannewitz i. S. zu richten. Zuzug ist streng fern zu halten. Mit kollegialischem Gruß Für den Zentralausschuß der Steinarbeiter Deutschlands . I. A.t P h. T h o m a s. Die Lohnbewegung ImLindner'fchen Strumpf­geschäft in Burgstädt dauert fort, da keine Einigung erzielt ist. Die Kündigung der Weber der Firma Belling, rath u. Hauschild in Osterode a. H. ist mit dem 9. Juni abgelaufen und befinden sich 30 Weber, weil sich der Fabrikant zu keinem Zugeständnisse bereit erklärte, im Streik. Vor Zuzug wird gewarnt. Das Streikkomitee. Briese und sonstige Angelegenheiten sind zu richten an ErnstLohrengel, Dielenplan Nr. 492. Zln die i« den Färbereien beschäftigten Genossen Deutschlands ! Seit 8 Wochen befinden sich die Färberei-Arbeiter der Firma Chini u. Söhne in Wien -Kaifermühlen in Streik, welcher ihnen durch die auf die Spitze getriebene Ausbeutungssucht des Herrn Chini in brutaler und rücksichtsloser Weise aufgedrungen wurde. Die streikenden Genossen haben sich durch Wochen hindurch wacker gehalten. An dem Geist der Solidarität wurde seitens der Einheimischen nur durch den Streikbrecher Buresch gesündigt Dieser abtrünnige Auchkollege hätte aber der Sache der' Streikenden wenig Schaden gebracht, wäre es Herrn Chini nicht gelungen, sich aus Crefeld Streikbrecher zu ver- schaffen. Die Herren heißen: Gerhard Klingelhöller, Heinrich Knipprath, Wilhelm Lübertz, Hugo Mattuschek, Josef Schatten, Wilhelm Klumpen, Wilhelm Tillmanns, Jakob Stefes, Johann Schmitz. Georg Jäger, Wilhelm Zandrrs. Heinrich Kehren. Die Handlungsweise dieser Streikbrecher wird noch verwerf- licher dadurch, daß sie von den hiesigen Genossen nach erfolgtem Arbeitsantritt über die Ursachen und den Stand des Lohnkampfes in offener und liebevoller Weise belehrt wurden, wobei ihnen das Schädliche ihres Beginnens klargelegt und bei eventuellem Hier- bleiben Arbeit in anderen Färbereien zugesichert, bei Rückreise in ihre Heimath aber die Mittel hierzu in Aussicht gestellt wurden. Sie gaben ihr Ehrenwort, die Arbeit wieder niederzulegen sie thaten es aber nicht und sind wortbrüchig geworden. Zirka 40 brave, der Färberbranche angchörige Genossen sind als Opfer dieser Handlungsweise ausgesperrt und auf die Unter- stützung der hiesigen KoÜegenschaft deren Zahl klein ist angewiesen. Der Schlag ist mithin für uns ein harter, aber noch werfen wir die Flinte nicht ins Korn, noch harren wir standhaft aus im Kampfe gegen den Unternehmor Chini und erklären seine Färberei für die hiesige Gehilfenschast rnsolange blockirt, als diese Streikbrecher nicht beseitigt sind. Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck gebeten. Die Färber-Genossen WienS. Der Streik der Bremer Schmiede ist zu deren Un- gunsten beendet, weil die Arbeitgeber es verstanden haben, vom flachen Lande Gesellen heranzuziehen, mit denen es den Streiken- den unmöglich war, in Berührung zu kommen. So ist denn der Kampf, der 6 Wochen mit Energie geführt wurde, erfolglos ge- wesen in Folge des Eingreisens von Leuten, die unserer Be- wegung fernstehen. Die Dreher der Phil. SwiderSki'schen Fabrik in Leipzig liegen im Streik. Bon 26 Mann steht nur noch einer und wenn�kein Zuzug erfolgt, muß der Sieg bald aus unserer Seite sein. Zuzug ist streng fernzuhalten. Die Differenzen mit der Löwenbraueret in München scheinen friedlich geschlichtet zu werden. Die national- liberalenMünchener Neuesten Nachrichten" schrieben: Die von der Volksversammlung imOrpheum" gewählten fünf Herren wurden von der Löwenbrauerei empfangen und es fand eine Besprechung mit der Direktion statt, welche auch ihren Arbeiter- ausschuß zugezogen hatte. Die gegenseitigen Aufklärungen ergaben. daß prinzipiell keine Gegnerschaft zwischen der Direktion und der sozialdemokratischen Kommisston bestehe und die Direktion erklärte ihr volles Einverständniß mit der Freiheit der Arbeiter, sich einer beliebigen Organisation anzuschließen, und zeigte sich auch bereit. den ihr größtentheils unbekannt gebliebenen Mängeln in der Behandlung der Arbeiter Abhilfe zu verschaffen. Nur müssen die Arbeiter auch jeden Fall vor allem zur Kenntniß der Direktion bringen. Die Direktion der Brauerei erkannte an, daß die sozial- demokratische Deputation keine unbilligen Forderungen gestellt habe und diese zeigte sich befriedigt von der entgegenkommenden Haltung der Direktion. Einen über ganz Oesterreich sich erstreckenden Verband haben die Buchdrucker nach 25 jährigen Kämpfen endlich von der Regierung genehmigt erhalten. Die TelegraphenauSlänfer haben nun«ine sich über die ganze Schweiz erstreckende Organisation. Von etwa 209 009 Bergleute», die in den Ver- einigten Staaten Werkkohle graben, haben äugen- blicklich 180 000 die Arbeit niedergelegt. Der Ausstand umsaßt vierzeb» Staaten und zwei Territorien, in denen eine Masse von Eisenbahnen, Fabriken, Dampferlinien und anderen Etablissements in Mitleidenschaft gezogen werden. DerVossischen Ztg." wird am 28. Mai über diesen Riescnausstand das folgende geschrieben: Die Kohlenvorräthe genügen vielleicht noch für eine Woche und schon haben einzelne Bahnen ihnen zum Transport übergebene Kohlen ohne weiteres für ihre eigenen Zwecke verwendet, indem sie erklärten, daß sie vor allem ihren Verpflichtungen in bezug auf Beförderung der Post nachkommen und die Klagen der Bc- sitzer der gerichtlichen Entscheidung überlassen müßten. Hungers- n o t h herrscht in großen Distrikten und Tausende, Männer, Weiber und Kinder, liegen obdachlos an den Landstraßen, da die Bergwerks-Gesellschaften in den meisten Fällen Eigen thümer der Arbeiter- Häuser sind und die Ausständigen ausweisen ließen. Die Verluste, die von den in Mitleidenschast gezogenen ' ndustrien zu einer Zeit erlitten werden, wo sich die ersten .eichen einer Besserung bemerkbar machten, entziehen sich der Berechnung. Da die Verhältnisse, die zu diesem Ausstands führten, sehr lehrreich für deutsche Auswanderungslustige sind und ich die Zustände an Ort und Stelle verschiedene Male ein- gehend untersucht habe, soll hier eine kurze Schilderung derselben gegeben werden. Es mag für manche deutsche Arbeiter verlockend klingen, wenn gesagt wird, daß die Ausständigen jetzt einen Lohn von 3 M. für die Tonne(etwa 1100 Kilogr.) verlangen und bis dahin von 50 bis 75 Pf. weniger erhalten haben. Dabei sind die Kohlenflötze von einer Stärke, wie sie in Europa kaum gekannt wird. Der Lohn wäre auch ganz er- träglich, wenn nicht in fast allen diesen Bergwerks- distrikten ein schmachvolles Ausbeutnngssystem herrschte, dem folgende drei Prinzipien zu Grunde liegen: 1. Muß womöglich jeder Pfennig, den der Arbeiter verdient, wieder in die Gesellschaftskafse ließen. 2. Wird der Arbeiter durch Schulden, durch Bs- günstigung von Trunksucht, frühe Heirathen, Konkubinate ic. a n dieSchollegefesselt. 3. Muß stets ein Ueberschuß von Arbeitern in der Gegend sein. In Pennsylvania und anderen Staaten sind Gesetze gegen dieses System erlassen worden; aber die reichen Kohlenbarone kümmern sich einfach nicht um diese Vorfchristen. Das System wird nun wie folgt durchgeführt: Die Gesellschaft, oft auch der individuelleOperator"(ein Unter- nehmer, der Kohlenfelder gegen hohe Abgaben von denBaronen" pachtet) besitzt die Arbeiterhäuser, Arbeiterpensionate für die Un- verheiratheten und einen großenStore" ein Magazin, in dem alles, vom Arbeitskittel und der Oellampe des Bergmanns bis zum Kochlöffel und der Rolle Zwirn, nebst Kartoffeln, Speck und so weiter zu haben ist. Die Miethen, die Pensionspreise und die Preise in denCompany-Stores" sind von 2550 und mehr Prozent höher als im offenen Markt. Für ein aus dünnen Brettern zusammengenageltes HundthauS, unten ein Raum, der als Küche, Eßzimmer, Wachzimmer und zum all- gemeinen Aufenthalt der Familie dient, oben zwei Schlafzimmer, werden bis zu S2M. monatlich verlangt. Für ein baumwollenes Hemd, das uberall für S M. käuflich ist, wurden einem Arbeiter,