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Nr. 265. 34. Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. die ftebengespaltene Rolonel. geile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedruckte Wort 20 fg.( zu­Iaffig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Pfg., politische u. gewerkschaftliche Vereins, Anzeigen 40 Pfg. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin SW. 68, Lindenstraße 3, ab gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 27. September 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Kernsprecher: Amt Moritplas, Mr. 151 90-151 97.

Die Schlacht in flandern .

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Die Flandern - Schlacht in vollem Gange- Erfolgreicher Gegenstoß an der Straße Menin Ypern- Englische Infanterie­angriffe an der Ypernfront Ernenter Fliegerangriff auf London 15 feind­liche Flugzeuge abgeschossen.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, 26. September 1917.( 2. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplag.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

An der Schlachtfront in Flandern ist seit gestern der Feuer­Kampf von neuem stark aufgelebt.

Morgens nahmen unsere Truppen einen Teil des am 20. 9. nördlich der Straße Menin- ypern verlorenen Geländes durch kraftvollen Ansturm wieder. Unter engster Zusammenfassung ihres Feuers und großem Kräfteeinsas versuchten die Engländer durch viermalige heftige Gegenangriffe uns wieder zurück­zudrängen. Der Feind wurde abgeschlagen, das zwischen Balygon- Wald und der Großen Straße erkämpfte Gelände von uns behauptet. Außer blutigen Berlusten büßten die Engländer über 250 Gefangene ein.

Abends steigerte sich das Feuer an der Rüfte, we wieder Oftende von See und Land aus beschossen wurde, und von der fer bis zur Lys.

Nach starkem Feuer während der Nacht schwoll heute morgen die Artilleriewirkung vom Houthoulster Wald bis zum Kanal Comines- pern zum Trommelfener an.

Auf dem größten Teil dieser Front setzten dann englische Infanterieangriffe ein.

Die Schlacht ist in vollem Gange.

Im Artois und beiderseits von St. Quentin nahm die Fener­tätigkeit vielfach zu.

Abends griffen die Engländer bei Gonnelien an und brangen vorübergehend in unsere Linien. Gegenstöße vertrieben den Feind.

Seeresgruppe Deutscher Kronprins

In mehreren Abschnitten der Aisne - und Champagne- Front Tag lebhaftes Feuer auf unseren Stellungen und den Batterien, die den Kampf fräftig aufnahmen. Erkundungsgefechte verliefen für uns günstig.

Bor Berdun schwoll zeitweilig der Feuerkampf auf dem Dft­ufer der Maas zu großer Heftigkeit an. Südlich von Beaumont machten die Franzosen auf die Zürzlich von uns dort genommenen Gräben einen vergeblichen Angriff.

Unsere Flieger griffen abends ernent London und die englischen Küstenpläge beiderseits des Kanals an. Bombenwürfe auf Ramsgate , Margate , Dover sowie auf Boulogne , Calais , Gravelines und Dünkirchen hatten erkannte Brandwirkung. Eins unserer Flugzeuge ist nicht zurückgekehrt.

Ueber Land verloren die Gegner gestern 15 Flugzeuge. Oberleutnant Berthold brachte seinen 24. Gegner im Luftkampf zum Absturz.

Deftlicher Kriegsschauplah. Front Bring Resp lb.

Bei Jakobstadt, am Dryswjaty- See, westlich Luck und bei Tarnopol war die russische Artillerie tätiger als in letter Zeit. Front Erzherzog Jofeph.

Südlich des Sereth brachen deutsche Sturmtruppen bis in die hinteren Linien der russischen Stellung ein. Sie kehrten nach Zerstörung der feindlichen Grabenanlagen mit mehr als 150 Ge­fangenen und mehreren Maschinengewehren zurüd. Mazedonische Front.

Die Lage ist unverändert.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 26. September 1917, abends. Amtlich. Die Schlacht in Flandern zwischen Langemard und Hollebeke( 15 Kilometer) danert noch an.

Stellenweise ist der Feind bis zu 1 Kilometer tief in unsere Kampfzone eingedrungen, in der erbittert ge­rungen wird.

Der österreichische Bericht.

23ien, den 26. September 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah.

Bei Sereth brachten deutsche Truppen von einer bis zu den rückwärtigen feindlichen Linien durchgeführten Unternehmung über 150 Gefangene, mehrere Maschinengewehre ein.

Italienischer Kriegsschauplak.

Auf dem Monte San Gabriele und bei Kal wurden feind­liche Aufklärungsabteilungen zurückgewiesen. Im Tonale- Abschnitt und westlich von Tolmein brachten unsere Stoßtrupps Gefangene ein. Die Flugtätigkeit war am Isonzo , dann zwischen dem Etsch und Suganatal sehr lebhaft.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Nur mäßige Artillerietätigkeit.

Der Chef bes Generalstabes.

Absicht, diesen Antrag ohne Debatte an die Kommission zu

Alter gegen neuen Geist.

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Zum Kapitel: Amtliche Aufklärung!

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Die Aufklärungsarbeit", von der der Vorwärts" schon mehrfach zu berichten wußte, beginnt. Im Verlage von Richard Mühlmann( Mar Große), Halle a. S., ist soeben eine Schrift erschienen, die den Titel Der feldgraue Friede" trägt und als deren Verfasser ein Herr Kurt Engelbrecht zeichnet. Diese Schrift wäre wie so viele andere ihrer Art gleichgültig, wenn sie nicht durch ein Geleitwort des Kriegsministers b. Stein empfohlen wäre. Dieses Geleitwort lautet:

Ueber Frieden und Friedensziele ist viel geredet. Unfere Feldgrauen sind dabei wenig berücksichtigt. Sie stellen feine Forderungen auf, wie die geschlagenen Armeen Rußlands , das würde der Disziplin widersprechen. Aber sie haben ihre Ansichten und ihre Wünsche wie jeder andere Deutsche . Das ist ihr gutes Recht, denn sie haben durch Selbstüber­windung und Tapferkeit mehr für den Frieden getan als alle andern. Dies will die Schrift Der feldgraue Friede" hervorheben. Sie stellt teine Friedensziele auf, sondern nur das eine Kriegsziel, den Sieg. Dieses giel haben unsere Feldgrauen immer verfolgt. Aber die Heimat vergißt es unter den Mühen und Sorgen. Daher müssen ihr unsere Feldgrauen immer wieder als leuchtendes Vorbild vor Augen gestellt werden.

M

Dieses Vorwort des Kriegsministers zeichnet sich durch die Stärte feiner inneren Widersprüche aus. Entweder haben unsere Feldgrauen das Recht mitzureden oder sie haben es nicht. Haben sie es nicht, so möge man sie gefälligst aus dem Spiele lassen. Haben sie es, so lasse man sie selber öffentlich reden, wie sie es in ungezählten Briefen an den Vorwärts" tun wollten, die wir allesamt nicht ver­öffentlichen konnten. Aber daß sich irgendjemand Herstellt, heiße er nun Kurt Engelbrecht oder anders und sagt: Ich habe das Recht, im Namen der Feldgrauen zu reden! das geht nicht! In Wallensteins Lager heißt es wohl:

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Das Wort ist frei, sagt der General , Die Tat ist stumm, der Gehorsam blind.

Der General sagt nicht: Ihr müßt still sein, ich rede für Euch!" Der Herr Kriegsminister sagt aber, die Feld­grauen stellen keine Forderungen auf, das würde der Disziplin widersprechen, aber sie haben ihre Ansichten und Wünsche wie jeder andere Deutsche, und das sei ihr gutes Recht. Richtig, sie haben das Recht, Gedanken zu haben, sie haben aber nicht das Recht, sie a uszusprechen, denn das wäre ja gegen die Disziplin. Darum haben sie aber doch das unbestreitbare Recht, zu verlangen, daß man ihnen wenigstens nicht Wünsche und Ansichten unterstellt, die nicht die ihren sind!

Die meisten Feldgrauen werden das Büchlein des Herrn Sturt Engelbrecht entrüstet in den hintersten Winkel des Schüßen­Es beginnt gleich auf den ersten Seiten mit einer Verleumdung der Sozialdemokratie:

Verschleppung der Wahlrechts- verweisen. Bahrscheinlich werden in den ersten Bochen, ab- grabens werfen.

vorlage.

gesehen von dem Antrag, betreffend Befreiung der Dissidenten finder vom Religionsunterricht und den Anträgen, betreffend gesetzliche Regelung des Verhältnisses der Staatsarbeiter und Angestellten sowie betreffend Neuregelung des Beamtenrechts nur Petitionen und Anträge ohne allgemeines Interesse be­handelt werden.

Für Suchomlinow

lebenslängliches

Zuchthaus!

Wir hatten ja gar so viele Weltbürger unter uns. Und die Feinde rechneten stark mit unserm Weltbürgertum, daß wir hoch trabend Internationalismus nannten. Denn sie wußten, daß dieser Internationalismus ein Volt schlaff macht und seine nationalen Kräfte unterhöhlt. Sie glaubten ein leichtes Spiel mit uns Welt­bürgern zu haben. Sie haben jedoch die Rechnung ohne das deutsche Herz gemacht, das im Kern stets gefund gewesen und seine Herkunft aus deutschem Mutterboden nie verleugnet hat. Viele mögen wohl

Es steht nunmehr fest, daß die Wahlrechtsvorlage dem preußischen Landtage nicht sofort bei seinem Wieder­zufammentritt, sondern frühestens Ende Oktober zugehen pird. Wie der Präsident Graf Schwerin im Aeltestenausschuß mitteilte, hat das Staatsministerium ihm auf seine Anfrage geschrieben, daß zunächst von Regierungsvorlagen nur zu er­warten sind der Entwurf eines Gesezes betreffend Ermächti­gung des Staatsministeriums zu Maßnahmen im Interesse Die Petersburger Telegraphen- Agentur meldet, daß der mit recht weltbürgerlicher Gesinnung ausgezogen sein. An der Kampf­der Vereinfachung der Verwaltung, eine Notverordnung be- Gerichtshof den früheren Kriegsminister Suchomlinow des front jedoch sind sie Deutsche geworden. Da haben sie ihr Deutsch­treffend die Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Dinslaken. och ber rats, Vertrauensmißbrauch 3 und Be- tum als einen Befiz wiedergewonnen, den nur der Tod ihnen aus Hochverrats, Beder Seele ringen kann. Oberhausen , Duisburg- Ruhrort, eine Notverordnung zur Er- trugs schuldig gesprochen und zu lebenslänglichem Rucht­gänzung der Verordnung betreffend den Erwerb von Reichshaus verurteilt hat. Frau Suchomlinow wurde freischlaff macht", so hätte Deutschland in den ersten Augusttagen Wäre es wahr, daß dieser Internationalismus ein Volt friegsanleihe für Stiftungen, und voraussichtlich auch der 1914 rettungslos zusammenbrechen müssen, denn nirgends Entwurf eines Gefeßes betreffend Anrechnung des Kriegs. gesprochen. dienstes auf das Besoldungsdienstalter der Volksschullehrer war die internationale Gesinnung so start wie in Deutschland ! Petersburg, 25. September. Jm Suchomlinow- Prozeß erklärte und Volksschullehrerinnen. der frühere Kriegsminister, daß der Zustand des russischen Heeres, Ein beleidigender Unsinn ist es zu behaupten, die inter­Obwohl es erwünscht gewesen wäre, daß unter diesen wie er es aus den Händen seiner Vorgänger übernommen habe, national Gesinnten an der Front wären erst dort Deutsche Umständen die Wahlrechtsinterpellation in der jo fchredlich gewesen sei, daß die vier Jahre, die er an der geworden. Ach nein, als Deutsche sind sie international ge­ersten Sigung besprochen worden wäre, haben die Inter- Spige des Ministeriums gestanden hätte, nicht genügt hätten, um die blieben, fühlen sich durch die Erfahrungen des Krieges in Nichts destoweniger, ihrer Weltanschauung tausendfach bestärkt und haben un­pellanten doch auf das ihnen zustehende Recht verzichtet, weil russischen Heere ernstlich zu organisieren. ihrer Ansicht nach die Frage materiell durch die Königlichen fuhr Suchomlinow fort, habe ich ein sehr wichtiges Werk voll zählige Gesinnungsgenossen gewonnen. Schlaff geworden" bracht, da wir im Augenblick des Beginns des Krieges un- ist das deutsche Volk deswegen aber nicht, sondern es ist im Botschaften erledigt ist. Die erste Sigung soll nicht bereits am 9., sondern erst gezählte Streitkräfte an die Front brachten, die wir natür Gegenteil bis zum letzten Mann durchdrungen von der Not­lich nicht reichlich verproviantieren fonnten. leberdies be­am 16. Oktober stattfinden. Gegen diese Hinausschiebung des trachteten fich die Deutschen , die sich seit etwa zehn. Jahren wendigkeit der nationalen Verteidigung. Wiederzusammentritts des Hauses erhoben Sozialdemo auf den Krieg vorbereiteten, noch zu Beginn des Jahres 1914 Von der einfachen nationalen Verteidigung will aber Herr traten, Bolen und Fortschrittler Einspruch, aber die Mehr- nicht als bereit. In dem Zeitraum von vier Jahren Engelbrecht gerade nichts wissen. Unter schnödem Mißbrauch heit gab dem Protest keine Folge. Auf die Tagesordnung habe ich unser Heer so weit verbessert, daß unsere Mobili- einiger Verszeilen unseres Karl Bröger versichert er, die Feld­wurde, entgegen den Hoff- grauen wollten keinen bloßen Verteidigungs­tommt vor allem ein gemeinsamer Antrag aller Parteien, die fierung glänzend durchgeführt der Deutschen , die aus Furcht vor unserem An- frieg führen. Das sei vielleicht anfangs so gewesen ,,, a ber entsprechend den Vorgängen früherer Kriegsjahre die Regierung nungen der griff auf dem Wege nach Paris , um Mitteilung in der verstärkten Staatshaushaltskommission standen, umfehren mußten. Ich habe vielleicht Irrtümer worden". An einer anderen Stelle ruft er aus: bor dessen Eroberung fie inzwischen ist es doch wohl etwas anders ge­ersucht, welche Maßregeln sie zur Sicherstellung der Ver- begangen, aber ich werfe mir vor Gott und meinem Vaterlande kein sorgung der Bevölkerung mit Kohlen und zur Sicherstellung Verbrechen vor. Bei den letzten Worten weinte Suchomlinow . Frau einer zweckmäßigen und gerechten Verteilung der Lebensmittel Suchomlinow erklärte mit Tränen in den Augen, daß weder sie noch getroffen hat und noch zu treffen gedenkt. Es besteht die ihr Mann Verbrecher seien.

Und wir sollten uns mit einem billigen Frieden einverstanden erklären? Nein, wahrlich, die Heimat hat allen Grund, sich in diesem Punkt mit der Front vollkommen eins zu fühlen usw.