Nr. 265 34. Jahrgang.
Beilage des Vorwärts
118. Sizung. Mittwoch, den 26. September, nachmittags 3 Uhr. Am Bundesratstisch: Dr. Helfferich, Roedern, Wallraf, Dr. Schwande, Dr. Solf, Rüdlin, v. Krause, Schiffer, v. Waldow, Dr. Das Haus ehrt zunächst das Andenken des verstorbenen Abg. Bassermann( natl.) durch Erheben von den Sißen.
Müller.
Präsident Dr. Kaempf:
Donnerstag, 27. September 1917
Sigung morgen abzuhalten und den Bericht über die Schutzhaft unserer Kriegsernährung und der Höchstpreisüberschreitung schuldig auf die Tagesordnung zu setzen. Bleibt es bei dem Vorschlag des gemacht haben, indem sie dauernd an Zinn für Milch ohne Marken Seniorentonvents, so würden die Arbeiten des Reichstags auf eine 1 M. für das Liter und 30 Pf. Bringerlohn zahlten, wurden vor viel zu furze Frist zusammengedrängt werden, da ja geplant das Kriegswucheramt zur Vernehmung geladen und werden sich vor ist, die Sitzungen am 10. Oktober zu schließen. Als wir herkamen, dem Strafrichter zu verantworten haben. erwarteten wir alle, daß der Reichskanzler endlich einmal
die Gelegenheit ergreifen würde, sich über seine Politik oder die Sonntagsbetrieb im Handelsgewerbe. Das Polizeipräsidium feiner Auftraggeber klipp und klar, unzweideutig und ohne nach- teilt mit: Nach dem Drtsstatut der Stadt Berlin vom 14. Oftober trägliche Korrekturen auszusprechen.( Sehr gut! B. d. Unabh. Soz.) 1911 dürfen in der Zeit vom 1. Oktober bis einschließLeider beginnt er seine Tätigkeit hier nur als borüber- lich 30. April an Sonn- und Festtagen in offenen Verkaufsgehende Erscheinung.( Präsident Dr. Kaempf verweist den stellen des Handelsgewerbes Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter nur Redner darauf, zur Geschäftsordnung zu sprechen.) Ueber bon 12 bis 2 Uhr mittags beschäftigt werden, und es ist ein Gewerbebetrieb daselbst nur für diese Zeit zulässig. die Zensurfrage hat sich wieder Auf den Handel mit Nahrungs- und Genußmitteln sowie auf den Handel mit Blumen findet diese Bestimmung feine Anwendung.
bergehohes Material
Abg. Scheidemann( Soz):
Einen
Schon einmal, am 2. Mai dieses Jahres, mußte ich eine Anmazung zurückweisen, die in seiner Botschaft an den Kongreß Präsident Wilson sich herausgenommen hatte, indem er eine Berhebung herbeiführen wollte zwischen Kaiser, Volk und Re- angesammelt. Auch über die Begünstigung einer einzigen Bartei gierung und sich einzumischen versucht hat in innere Angelegen- durch die Zensur und Militärbehörden in einer Art, die mit dem Zirkus Busch. Anläßlich der Schulferien wird der Zirkus Busch heiten des deutſchen Volkes. Unbekümmert um die Lehren der in- Gesetz nicht vereinbar ist, müßte sofort verhandelt werden. am Sonnabendnachmittag 3 1hr eine Ferien- Sondervorstellung zwischen eingetretenen Ereignisse wiederholt Wilson in seiner Ebenso wäre es notwendig, die Kundgebungen über die veranstalten, in welcher das Eröffnungs- Programm mit der PantoAntwort auf die Friedensnote des Papstes Friedensfrage einer gründlichen Erörterung zu unterwerfen. mime Die 3 Pierrots" gegeben werden wird. Zu dieser Feriendiesen Versuch. Mit gleicher Entschiedenheit wie da- Wir beantragen daher, morgen eine Sihung abzuhalten mit der Sondervorstellung hat jeder Erwachsene die Berechtigung, ein Kind mals weise ich dies Beginnen zurüd( Bravo !) und Tagesordnung: Die Handhabung des Belagerungsfrei einzuführen, während für weitere Kinder halbe Preise zu zahlen wiederhole, daß er bei dem gesunden Empfinden des deutschen zu standes. find. Bei dem erfahrungsgemäß großen Andrange zu diesen SonderVoltes mit seiner Verhebung auf Granit beißt.( Bravo !) Wilson Nachmittags- Vorstellungen empfiehlt es sich, Einlaßkarten möglichst wiederholt die alte Phraje von der ehrsüchtigen und intrigierenden Genau das, was Ledebour hier und schon im Senioren- schon im Vorverkauf zu lösen. Haltung des Kaisers und der Regierung, die doch 43 Jahre lang der fonvent vorgetragen hat, haben wir dort zunächst auch vertreten. Jm Zirkus Schumann kann der Freund wirklicher Zirkuskunst Welt. den Frieden trob aller Herausforderungen erhalten haben. Wir haben uns aber überzeugen müssen, daß aus rein fach- jekt auf seine Rechnung kommen. Was der Spielplan bietet, wird. ( Bravo !) Der Prozez Suchomlinow hat die unzweideutige lichen Gründen es besser ist, so zu verfahren, wie die Mehr- ihn so befriedigen, daß er die fehlende Pantomime nicht vermißt. Antwort auf die Frage gegeben, wer mitten im Frieden, trotz der heit des Seniorentonvents gewünscht hat. Wenn wir jetzt noch Neben Direktor Schumann, dessen Leistungen in der Erziehung des Bemühungen des deutschen Kaisers, in verbrecherischer Weise den einmal in eine Debatte über diese Dinge eintreten, so weiß ich Bferdes rühmlich bekannt sind, stehen andere tüchtige Kräfte. Weltenbrand entfesselt hat.( Sehr wahr!) Wer will dem Präfi- nicht, was der Seniorentonvent überhaupt für einen Sinn Schneidige Barforcereiter und waghalsige Akrobaten finden vetdent Wilson die von ihm erneut gebrauchten Worte von Menschheit hat."( Lebhafte Zustimmung.) Die Dinge, die der Abg. Dedebour dienten Beifall mit Darbietungen, in denen Kraft und Geschicklichund Menschlichkeit glauben, wo er es doch in der Hand hatte, Hun- morgen zu verhandeln vorschlägt, wünschen auch wir so schnell als feit sich paaren. Den stärksten Erfolg haben die verwegene Reiterderttausende von Menschenleben zu erhalten, wenn er die Muni- möglich erörtert zu sehen. Es finden aber heute wichtige Ver- truppe der sieben Franconis, die drei Meinides als kühne Turmseiltionslieferungen an die Entente nicht zugelassen hätte. Handlungen mit Vertretern verschiedener Be- fünstler, die drei Philipps mit schwierigen Kunststücken der Kopf( Sehr richtig!) Auf weiſen Seite steht Recht und Menschlichkeit, hörden statt, von deren Ausgang es abhängen wird, wie wir balance, die Gebrüder Classons an der rotierenden Zeiter. auf der Seite deſſen, der durch seine fortgesette allem Völkerrecht eine Interpellation formulieren werden.( Buruf Dreſſurakt, der schon durch die eigenartige Zusammenstellung von widersprechende un neutrale Saltung schon vor der b. d. Unabh. Soz.: Kulissenarbeit!) Ich weiß nicht, wie Sie in Elefant, Kamelen und Pferd fesselt, führt Fräulein Nadchura vor. Kriegserklärung Amerifas an Deutschland den Krieg ver- anderer Weise eine Interpellation vorbereiten. Beschließt das Haus Den reichen Beifall, den die graziöse Dame davonträgt, hat sie belängert hat( Sehr wahr!), der den Hungerkrieg Englands gegen nach dem Vorschlage Ledebours, so müssen wir die Dinge morgen fonders dem mit sicherer Hand von ihr gemeisterten, in feiner Gedeutsche Frauen und Kinder begünstigt hat( Sehr richtig!) oder auf verzetteln, statt ste schicklichkeit und Plumpheit höchst drollig wirkenden Elefantens Seiten des Deutschen Kaisers, der deutschen Regierung und des in einer großen Interpellationsdebatte foloß zu danken. Mit einer flott gerittenen Schnitzeljagd schließt deutschen Boltes, die offen und ehrlich den Feinden die Hand zum der Abend. Frieden entgegengestreckt haben?( Lebhafter Beifall.) Wie kann einheitlich zu behandeln. Wir haben also nur fachliche Gründe. Präsident Wilson vom Schuh der kleinen Völker gegen die Abg. Ledebour ( Unabh. Soz.)( zur Geschäftsordnung): Daß großen Nationen sprechen, wo er doch das fleine Griechenland Abg. Scheidemann im Seniorenkonvent dieselben Forderungen verin seiner Nat im Stich gelassen hat( Sehr wahr), angeblich im treben hat wie ich, davon haben ich und meine Freunde nichts beNamen der Monroe- Dottrin, die es ihm verbietet, in europäische merkt. Wenn er seine dort gemachten Ausführungen jetzt schon berVerhältnisse einzugreifen, eine Doktrin, die im Augenblid nicht gessen hat, so beweist er damit seine staatsmännische Fähigkeit. mehr besteht, wo es sich um ein Eingreifen zugunsten Eng-( Sehr gut! b. d. Unabh. Soz.) Iands handelt.( Sehr wahr.) Das deutsche Volk empfindet die Abg. Scheidemann( Soz.): Die Mitglieder des Seniorenkonvents Einmischung Präsident Wilsons als schwere Beleidigung.( Sehr rufe ich als Zeugen dafür an, daß mein Verhalten im Seniorenrichtig!) Wir sprechen im Namen des ganzen deutschen Voffes, konvent gerade entgegengesett war, als wie es Abg. Ledebour darwenn wir uns eine solche Ginmischung verbitten. stellt. Wenn er das nicht begriffen oder jetzt schon wieder vergessen ( Lebhaftes Bravo.) Deutschland ist Manns genug, eine Ange- hat, so hat er damit bewiesen, daß er staatsmännische Fähigkeiten Iegenheiten selbst zu ordnen, so wie es den deutschen nicht hat.( Heiterkeit.) Verhältnissen und dem Charakter des deutschen Boltes entspricht. ( Bravo.) Der Präsident gedenft weiter mit Worten der höchsten Anerfennung und Bewunderung der Zeistungen von Seer und Flotte, und des Generalstabs und der Obersten Heeresleitung. Auf seine Oberste Heeresleitung setzt Heer und Volk unerschütterliches Vertrauen.( Lebhafte Zustimmung.) Auf wirtschaftlichem Gebiet, rüftet sich ganz Deutschland , um die 7. Kriegsanleihe zu einem ebenso großen Erfolg zu führen wie die früheren.( Bravo.) So schützen wir unsere heiligsten Güter gegenüber der ganzen Welt und niemand, auch kein Wilson, fann unser unerschütterliches Bertrauen in die glüdliche Zukunft unseres Landes brechen.( Leb hafter Beifall.)
Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten. Zunächst stehen Rechnungssachen zur Verhandlung. Bei der Beratung der Denkschrift über die Rechnungslegung und Rechurungsprüfung wegen der Aufstandausgaben für Deutsch Südwest- Afrika bemängelt
d
Der Antrag Ledebour wird abgelehnt, es bleibt beim Vorschlage des Präsidenten.
Präsident Dr. Kaempf erbittet und erhält die Ermächtigung, dem Feldmarschall v. Hindenburg zum 70. Geburtstag die Glückwünsche des Reichstags zu übermitteln. Schluß 5 Uhr.
Groß- Berlin
Lichtspiele Tauentienpalaft. Mar Banda fpielt in dem am Freis tag erscheinenden Detektiv- Film von Joe May Der Onyrinop" zum erstenmal in dieser Spielzeit die Rolle des Joe Deebs. Ein luftiger Albert Paulig - Film, Die Junggesellensteuer" sowie amtlichamilitärische Aufnahmen von den letzten Schlachten an der Westfront find gleichfalls im Programm der Woche.
Mozart- Lichtspiele am Nollendorfplat. Am Freitag findet die Uraufführung des vieraftigen Dramas Die Claudi vom Geisenhof" mit Henny Porten in der Hauptrolle statt.
Ein großer Fabrikbrand beschäftigte die Feuerwehr in der Brinzenstr. 21, nahe dem Morigplay. Kurz nach 3 Uhr nachts wurde die Gefahr bemerkt. Als die ersten Löschzüge an der Brandstelle antamen, stand dort auf dem Hofe das Fabrikgebäude der Metallwaren- und Lampenfabrik von G. Krüger schon total in Flammen. Diese sind anscheinend schon abends im Seitenflügel ausgekommen und haben dann unbemerkt sämtliche vier Geschosse ergriffen, wo sie reiche Nahrung fanden. Es gelang, die Flammen auf das große Fabrikgebäude auf dem Hofe zu beschränken. Der Schaden ist erheblich.
bon
Ein Zusammenstoß zweier Straßenbahnwagen, bei dem eine Anzahl Personen verlegt wurden, ereignete sich Dienstag nachmittag Warnung für Kartoffelbuddeler! gegen 6 Uhr an der Ede der Gericht und Grenzstraße. Zur geImmer wieder gehen uns Beschwerden zu von Berlinern, die nannten Zeit überfuhr ein Wagen der städtischen Straßenbahnlinie sich dazu haben verleiten lassen, den biederen 2andleuten in der Warschauer Straße- Rudolf Birchow- Krankenhaus die an der er Umgegend beim Kartoffelbuddeln zu helfen und ihren Arbeitslohn wähnten Stelle befindliche sogenannte H- Tafel und stieß in ziem in Naturalien entgegenzunehmen. Wenn sie dann mit ihrem schwer licher Bucht gegen einen in diesem Augenblid die Straßenkreuzung und redlich verdienten Kartoffelpaketchen. heimkehren wollen, werden passierenden Zug der Linie 31. Nicht weniger als 15 Fahrgäste sie häufig an der Kreisgrenze vom Gendarm angehalten und ihres erlitten Verlegungen, die glücklicherweise nur leichter Natur waren. Schatzes beraubt. Es läßt sich dagegen nichts machen; denn in den Infolge des Zusammenstoßes trat eine Verkehrsstörung meisten Berliner Vorortkreisen bestehen Ausfuhrverbote und 50 Minuten Dauer ein, die erst durch das Eingreifen des Rettungses darf ohne Genehmigung des Herrn Landrats teine Kartoffel ins wagens der Großen Berliner Straßenbahn behoben werden konnte. kommunale Ausland gehen. Wir können daher nur den dringenden Für 50 000 Mark Bente machten Einbrecher in dem Warenhaus Rat geben, gegenüber solchen ländlichen Einladungen, zum Kartoffel- von Mar Codit in der Wrangelstr. 30. Sie stiegen durch zerbuddeln gegen Naturalentlöhnung auch wenn fie von Guts- trümmerte Fensterscheiben ein und räumten im ersten Stod sowohl verwaltungen ausgehen die äußerste Vorsicht walten zu lassen wie im Erdgeschoß gründlich auf. Insbesondere nahmen fie fertige und sich vor allem erst einmal davon zu überzeugen, daß die amt- Softüme, Blusen, Seidenstoffe und Wäsche, im ganzen für etwa bereits erteilt ist. Wer dies unterläßt, darf sich nicht beklagen, wenn liche Ausfuhrerlaubnis für die betreffende Kartoffelmenge tatsächlich 50 000 Mark mit.: er„ bon Rechtswegen" geneppt wird.
Abg. Noske( Soz., als Berichterstatter), daß die Rechnungen über diese Ausgaben aus den Jahren 1904 bis 1907 erit jest zur Prüfung gelangen. Auch materiell sei bei den damaligen Kriegslieferungen manches zu tadeln. Aber auch die Lieferungsverträge mährend des gegenwärtigen Krieges verdienten besondere Aufmerksamkeit und auf Wunsch des Reichstages jei ja eine Kommission zur Rachprüfung der Verträge eingesetzt worden. Die Kommission fieht aber anders aus, als der Reichstag es gewünscht hat und das Tempo der Arbeit in der Kommission wird nicht von den ihr angehörenden Reichstag 3- gegenwärtig nicht ratsam ist, Startoffeln längere Zeit aufzubewahren, Bei dieser Gelegenheit möchten wir darauf hinweisen, daß es abgeordneten bestimmt, sondern von dem Staatssetre- benn die bis jezt geernteten Sorten sind in der Regel sehr wenig
tar des Innern. Daher kommt es, daß die Kommission nußerordentlich langsam arbeitet, bisher ist sie überhaupt erst vietmal zusammenberufen worden. Nach Mitte Juni dieses Jahres ist fie überhaupt nicht mehr zusammen gewesen. Danach erscheint es
Haltbar.
Flur- und Treppenbeleuchtung.
absolut ausgeschlossen, daß dem Reichstag noch während Das Polizeipräsidium teilt mit: Es ist beobachtet worden, daß des Krieges ein Bericht zugehen wird, auf Grund dessen eine in vielen hiesigen Häusern die Beleuchtung der Treppen und Flure Beseitigung von Misständen wird erfolgen fönnen, nach eingetretener Dunkelheit seit einiger Zeit unterbleibt. Der obwohl es doch an Mißständen wahrlich nicht gefehlt hat.( Sehr Polizeipräsident von Berlin macht darauf aufmerksam, daß aus wahr.) Manchen Dingen kann die Kommission gar nicht auf den Gründen der öffentlichen Sicherheit die dem allgemeinen Verkehr Grund gehen, weil sie nicht das Recht von Zeugenverdienenden Treppen und Flure so lange beleuchtet werden müssen, nehmungen hat. Hier müßte Wandel geschaffen werden. als die Häuser tatsächlich geöffnet und daher jedermann zugänglich Ministerialdirektor Lewald: Die Regierung schenkt diesen find jedoch bis auf weiteres nicht über 9 Uhr abends hinaus. Dingen fortgesetzt die größte Aufmerfiam feit. Wenn die Falls Hausbefizer mit ihren sämtlichen Mietern etwa VerKommission bisher so selten hat zusammenberufen werden fönnen, einbarungen über vorzeitige Einstellung der Beleuchtung getroffen fo liegt das an den besonderen Schwierigkeiten der in Frage haben, müssen die betreffenden Häuser auch dementsprechend früher stehenden Verhältnisse.
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Abg. Dittmann( Unabh. Soz.) schließt sich dem Bedauern des Abg. Noste über die Untätigkeit der Kommission an. Die Nommission hat bisher nur Vorträge gehört, aber gar nichts gearbeitet. Sie ist nur eine Auliffe, durch die verdeckt werden soll, daß gar nichts geschieht.
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geschlossen werden.
Sohlenersatz für Minderbemittelte.
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Den Gipfel der Dreistigkeit erreichte eine Warenhausdiebin, die 35 Jahre alte wohnungslose Elise Beil. gestern am Alexanderplatz auf frischer Tat festgenommen wurde, eine Sie hatte gerade wieder für 30 Mark erbeutet, besaß aber außerdem noch allerhand Kleinig feiten aus früheren Diebstählen, die sie seit Juli in unzähligen Fällen berübte. Die Diebin wollte sich nicht die Mühe geben, ihre Beute zu verschärfen". Sie machte es sich vielmehr bequemer. Einige Zeit nach jedem Diebstahl erklärte sie in dem bestohlenen Warenhause, fie möchte eingekaufte Sachen umtauschen, weil sie ihr nicht gefielen, habe jedoch den Kaufzettel verloren. Man prüfte dann die Sachen, fand, daß sie aus dem Warenhause stammten und gab an der Kaffe auszahlen. Die Diebin mußte nur aufpassen, daß sie der Kundin einen Gutschein. Auf diesen ließ sie sich den Betrag nicht zu oft vor dem gleichen Personal erschien. Wie oft fie gestohlen hat, weiß fie selber nicht mehr.
Die Eingemeindungsverhandlungen zwischen Lichtenberg haben Dienstag abend in einer gemeinsamen Besprechung der Einund Friedrichsfelde gemeindungsausschüsse beider Gemeinden ihren Fortgang genommen. Wie von Lichtenberger zuständiger Seite mitgeteilt wird, Die Erfaßsohlen- Gesellschaft ist vom Reichsamt des Innern an- ergaben die Verhandlungen, daß der Gedanke der Eingemeindung gewiesen worden, zur Verteilung an die minderbemittelte Be- auch in Friedrichsfelde - Karlshorst inzwischen weitere erhebliche Fortvölkerung zunächst eine Million Paar Ersaziohlen verschritte gemacht hat. Die Bedenken, die auf Friedrichs. Abg. Hähnle( Vp.) hält ebenfalls eine scharfe Kontrolle der Ber - schiedener Art zur Verfügung zu stellen. Von dieser Menge wird in felder Seite, insbesondere von den dortigen ländlichen und Großträge über Striegslieferungen für notwendig. diesen Tagen mit der Verteilung von zunächst 500 000 Baaren be- grundbefizern nach der Nichtung bin gehegt wurden, daß der GrundDie Diskussion schließt; die Entlastung für die Rechnung wird gonnen werden. Es handelt sich um Ersaßsohlen aus imprägniertem befizz in der neuen Stadtgemeinde steuerlich schärfer erfaßt werden nach den Anträgen des Ausschusses erteilt. Filz, um belederte Holzfohlen und um Ledersohlen, die aus fleinen würde, sind in der Besprechung zerstreut worden. Der Lichtenberger Es folgt der zweite Nachtragsetat. Stücken zusammengesetzt sind. Die Sohlen werden an die Ge- Magistrat hat der Gemeinde Friedrichsfelde neben der GrundReichsschapsekretär Graf Roedern: Der Nachtragsetat fieht zu meinden überwiesen, die sie nach eigenem Ermessen an die minder- bedingung, daß fie feinerlei steuerliche Vorausbelastung erfahren nächst die Stelle eines bemittelten Streise zu verteilen haben. Die Bezugspreise der Sohlen solle, folgende Zugeständnisse gemacht: Friedrichsfelde - Karlshorst allgemeinen Stellvertreters des Reichskanzlers werden etwa um ein Drittel unter dem sonst geltenden Klein- erhält in der vergrößerten Stadtverwaltung 4 Magistratsmitglieder bor, losgelöst von allen übrigen Ressorts. Es wird sich in der Zu- verkaufspreise liegen. Im Durchschnitt der verschiedenen Größen und 12 Stadtverordnete. Das landhausmäßige Gepräge von Karlshorst foll durch entsprechende Ausgestaltung des Bebauungsfunft häufiger als bisher die Notwendigkeit gemeinsamer Verhand- und der einzelnen Arten von Ersaziohlen, die zur Verteilung geLungen der verschiedenen Resorts ergeben. Die Führung dieser langen, stellt sich der normale Kleinverkaufspreis für ein Paar auf planes gewahrt und noch stärker als bisher betont werden. Die minderbemittelten Kreise werden die Sohlen in seiner Entwidlung zurückgeblieben ist, soll so schnell wie Das„ Oberfeld", der Nordteil Verhandlungen soll dem Stellvertreter des Reichskanzlers obliegen. 1,80 bis 2 M. von Friedrichsfelde , An der bisherigen rechtlichen Grundlage des Reichskanzler- Stellver- daher zu einem Preise von 1,30 bis 1,35 M. erhalten. möglich industriell erschlossen werden, indem es zu besonders treters etwa zu ändern ist nicht beabsichtigt. Eine Entscheidungsbefugnis gegenüber den anderen Ressorts soll der Stellvertreter des Die örtlichen Verwaltungsstellen, wie Standesämter, Feuerwachen günstigen Bedingungen Strom-, Gas- und Wasserversorgung erhält. Reichskanzlers nicht erhalten. lassen werden. Auch das Schulwesen, insbesondere das höhere Schulusw., sollen in ausreichendem Maße in Friedrichsfelde - Karlshorst bewesen, soll in der von Friedrichsfelde gewünschten Weise ausgebaut werden. Ueber alle diese Punkte wurden in den beiden Eingemeindungsausschüssen völlige Einigung erzielt.
lung hat am Dienstag an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Dr. Die fozialdemokratische Fraktion der Stadtverordnetenversamm sigender ist wie bisher Genosse Heimann, zweiter Vorsitzender GeWehl den Genossen Ritter zum Schriftführer gewählt. Erster Vornosse Bruns.
Der Nachtragsetat wird an die Budgetkommission verwiesen; ebenso ohne Debatte das Besoldungsgesetz. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Präsident Kaempf schlägt vor, die nächste Sibung zu halten Milchkutscher als Kriegswucherer. Der Milchfutscher Karl 3inn, Mittwoch, den 3. Oktober, nachmittags 3 Uhr, mit der Tages- Berlin, Beusselstr. 77, der einen Bolle- Wagen fährt, wurde vom ordnung: Fortsetzung der Beratung über den Gesezentwurf zur Kriegswucheramt festgenommen, weil er Milch ohne Milchkarten verWiederherstellung der deutschen Handelsflotte. faufte und sich Wucherpreise zahlen ließ. Verschiedene seiner Abg. Ledebour( Unabh. Saz ): Ich beantrage, die nächste Kunden, die sich der Uebertretung der Vorschriften zur Sicherung
der
Neukölln. Ausgabe der Speisefettkarten an Stranke. Kranke Personen, welche bis zum 30. September von der Zentralstelle für Krantenernährung Speisefettfarten erhalten und noch weiterhin An