fr. 271
1917
SUSHOT
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Mittwoch, 3. Oktober
die
einen seiner größten Dichter berbankt: Romain Rolland . Jenes nötigen Grad des Gasdrucks. Bekanntlich verringert sich die Land, wo einst die Troubadoure ihre Minnelieder fangen, und Leuchtkraft der Glühstrümpfe mit der Zeit, und dagegen hilft auch einen seiner größten Dichter verdankt: Romain Rolland . Um die noch so starter Gaszufluß nicht. Auch dabei muß man ausprobieren, Bevor man ehen bent politischen Getriebe entronnen Gipfel seiner Savoyer Berge legen fich filberweiße Wöltohen. wie weit der Hahn geöffnet sein muß, um gerade nur das vom hier in der Schweiz wieder von seinen Kreisen umfangen wird. Irgendwo dahinter liegt der Firndom des Montblanc , von den Strumpf noch zu erzielende Höchstlicht zu gestatten. Jeder Mehrbevor man wieder untertaucht in dem Wirrwarr der heutigen Beit Rebeldünsten verschlungen. druck bedeutet Gasverschwendung ohne. Lichtvermehrung. Auch der mit ihrem Kampf, ihren Schrecken und ihren Irrtümern, gibt man An einem sonnenstrahlenden Tag bringt mich der Dampfer Gasmesser darf nur im Berhältnis zur benugten Flammenzahl mehr sich gerne den Schönheiten hin, die das Schweizer Land einem in nach Montreux . Die Fahrt geht am Nordufer entlang, an uner- oder weniger geöffnet sein. Ueberfülle darreicht. Man genießt, man trintt all das Herrliche in meßlichen Nebenhügeln und alten aber sauberen Dörfchen vorbei, Für das Kochen mit Gas gilt die gleiche Regel. Auch da sich hinein, nur gestärkt dadurch für die Arbeit, die getan die von einst prunthaften Ruinen und Burgen gekrönt werden. muß durch richtiges Ginstellen der Hähne an Brennern, wie an werden foll. Das Ufer wird steiler und steiler, und die hellfarbenen Häuser Schläuchen der Druck reguliert werden, so daß keine Flamme mebr Die Städte der Nordschweiz tragen alle ein klein wenig patri- von Montreug steigen bis hoch in die dunkelbewachsenen Berge| Gas berzehrt, als ihre gewünschte Leistung unbedingt erfordert. Ein archalisches Gewand. Aber ihre Lage ist viel zu schön, als daß dies hinauf. Bald schaufle ich in einem kleinen leichten Fahrzeug vom vorzügliches Mittel, beim Kochen Gas zu sparen, find die Abstelleinen Eintrag an der Sympathie tun könnte, die wir ihnen aus Geftade weg, gegen die zierlichen Wellen kreuzend, die der Mite brenner, welche jeder sich jetzt verschaffen sollte, der sie noch rollem Herzen entgegenbringen. Kommt man aus Deutschland , tagswind erregt. Meine Augen suchen eine Stelle. Dort liegt nicht besitzt. Sie find so eingerichtet, daß man so wird das nächste Biel ficher Zürich sein. Im weiten Halb. es, am Fuß hoher Berge und in den See eintauchend zugleich, das Hälfte Brenneröffnungen, aus denen das Kochgas ausströmt, abPreis steigt die Stadt an den Hügeln empor, die das Westende des schönste Schloß, das die Erde trägt: Château de Chillon . Ein weiß- ftellen fann. Die übrigen Flämmchen lassen sich dann noch so klein Zürcher Sees umrahmen: der Uetli- und der Zürichberg , einander graues Massiv mit ungeahntem Ebenmaß in allen feinen Formen, stellen, daß tatsächlich das Minimum von Gasverbrauch gewährgegenüber gelegen, dazwischen das Tal der Limmat , die dem See aus dem saphirblauen See auf schroffem Klippenfelsen in den leistet ist, das aber genügt, jede einmal zum Kochen gekommene enifließt und die Stadt in zwei martante Hälften teilt. Die beiden grünen Hintergrund dunkler Kastanienwälder hineinwachsend. Sich Speise im Kochen zu erhalten. Gewöhnliche Brenner lassen sich auffallendsten Gebäude: das alte Münster und die neue Zürcher emporredend, stolz, fast tyrannisch, und doch auch wieder von einer gar nicht so klein stellen, ohne das lästige, viel Gas vergeudende Universität, die ftolz auf der ersten Terrasse des Zürichberges thront. Weichheit in den Formen, von einer Befriedigung, die einem wie Durchschlagen. Ein hoher Kuppelbau ist sie mit weit ausladenden Seitenflügeln. warmes Wohltun überkommt. Bitternd spiegelt sich der Bau, lang Im Innern liegen um einen großen Lichthof, den gute Werfe ausgeredt, als mein Schiffchen sich mit langsamen Ruderschlägen griechischer und römischer Plastit schmüden, die brei Stodwerte mit nähert. Einmal fahre ich die Reihe der vergitterten Fenster ent Hörsälen und Seminaren. An moderner Kunst ist wenig Gutes lang. Dann wieder zurüd. In einer stillen Bucht an der Seite geleistet. Man hat au viel geben wollen und hat nichts gegeben. lege ich an. Meine Augen suchen nach den schaurigen Gemächern, Man hätte an Stelle einer Unmenge überflüssigen Zierates und in denen die Wermsten schmachteten, von denen Byron singt. Ist eines Wandgemäldes, das grausam aller Anatomiekenntnisse es heute besser geworden? Schmachten nicht heute Millionen eben spottet, einige gute Hoblerbilder, einen Rodin, einen Meunier fo? Ist es besser geworden? Was hat sich geändert, seit der mit seiner wuchtigen Plastik, hinstellen sollen Eine Wallfahrts große englische Dichter seine Gefangenen von Chillon " schrieb? As allgemein bekannt darf vorausgesetzt werden, daß die Gasftätte wertvoller moderner Kunst hätte diese moderne Universität werden können und müssen. Das fleine Boot gleitet hinaus auf den See. Auf einen Baum flamme beim Kochen niemals größer sein soll als der Topsboden. Das Züricher Leben ist reichlich international geblieben und in freten zurück und die Uferstädte verwischen sich zu einem einzigen Kochfiſte u. a., auch diese winke befolgt, wie während bee zu, ber etwas vorspringt auf dem fenfeitigen Ufer. Die Berge andernfalls wird das Gas vergeudet. Werden neben der Einschränkung der Gas ben uzung, durch der Bahnhofstraße begegnet man erstaunend seinen alten Berliner und Pariser Freunden. Lieblicher ist Luzern , das sich schmud fleinen Insel nähert. Jile de Bair, Insel des Friedens. Gin bes allgemein ersparten Gases ganz beträcätlich vermehren und zu gelb- weißen Strich, bis man erkennt, daß man sich einer winzig Brennens Gas geipart werden kann, so fann dies die Menge an die steilen Ufer des Vierwaldstätter Sees anfchmiegt, der in Giland, felsig- schroff, nicht größer als eine Häuserlänge im Gebiert. gleich dem einzelnen willkommene Geldersparnis einbringen. großen Windungen und Berrenkungen sich zwischen den hohen, um auf allen Seiten schroffe Steinmauern, scharf viereckig. gebenden Bergen Plas schafft. Weniger international im Berlebt, Mauer läuft rings um das Eiland herum, in ber Mitte trägt es Safür aber die internationalite Stadt der Schweiz ihrer Gesinnung brei große Ulmen. Dieses Fledchen Landes hat einst Byron genach ist Bern . Sein modernes Wahrzeichen, der Bundespalast ( das alte sind die Bären im Bärenzwinger), der wie eine stolze dacht, als er die Verse schrieb: Burg auf den hohen Sandsteinfelsen prangt, in die sich das grellgrüne Waffer der Aare ein tiefes, steiles Bett eingefressen hat. In ganz engem Halbkreis mindet sich der Fluß um die Stadt, die etwa 80 bis 100 Meter über seinem Spiegel liegt. Sohe, zierlich ge formte Biadukte überspannen das scharf eingeschnittene Tal und führen aus der Stadt hinaus in das hügelige Vorland. Herbe Linien tennzeichnen die Landschaft. Die Farben sind hart. Nur an hellen Tagen leuchtet goldprangend und blutig zugleich das Berner Oberland mit seinen Gis- und Schneegipfeln herüber.
fchatten.
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Und wie ein fleines Eiland ba, Das lächelnd mir ins Antlig fab, Eich einzig schauen ließ.
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Wie es der tapfer gebliebene
Niemals unterlasse man, auf Töpfe mit tochenden Speisen ein Gefäß mit Wasser zu stellen, wodurch man viel Abwaschwasser ohne befonberen Gasverbrauch erhitzen kann. Die Erwärmung des Wassers wird beschleunigt, wenn man auf den Deckel einige Lagen Beitungspapier legt. Als schlechter Wärmeleiter hält das Papier die Wärme zusammen. Ueberhaupt empfiehlt sich die Papierauflage auch für alle Stoch zwede; die Speisen kommen dadurch schneller zum Stochen.
Notizen.
Unser neuer Roman stammt aus der Feder N. H. Francés, der sich nicht nur als Naturwissenschaftlicher, fondern auch als Erzähler zahlreiche Leser erworben hat. Er bringt eine Episode des deutschen Geistestampfes von 1791, in der sich Tragit und Komit in feltfamster Weise mischen, im Rahmen eines ungewöhnlich fesselnden Kulturgemäldes von großer historischer Treue.
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geleitet wurde und daran auch zugrunde ging.
Von diesem überaus bunten Hintergrund phantastischer Wirk
lichkeiten heben sich die ergreifenden Schicksale der Idealisten ab, die fich, jeder nach seiner Art, sich als Vorläufer der damals geborenen neuen Zeit fühlend, im Kampfe gegen das mächtige Alte verzehrten. Damit wird plöglich das historische Gittengemälde rein menschlich und eine tiefe Bindung zum eigenen Schickjal ergreift den Leser, der hier das Herzblut des Dichters erfühlt.
Das Schiffchen Schaufelt zu einer Steintreppe, die ein AnLegen ermöglicht. Isle de Baig. Sein Baut. Nur hin und wieder schlägt eine Die Handlung läßt tief hineinblicken in den verrotteten Mechagrößere Welle plantschend an die Mauern. Ringsum der See und nismus des Polizeisystems der vormärzlichen deutschen Kleinſtaaterei dahinter grünes, reiches, fruchtbares Band. Keine Menschen. Sur und in sein Widerspiel: dies zopfige und hohle Pathos der„ SchwarmEin ganz anderes Bild, wenn hinter dem auf hohem Berge merlich die drei mächtigen Bäume nährt und wie durch eine Laune heute eingeleitet haben. heiligste Ruhe, stillster Friede auf einem Fledchen Fels, das tüm geisterorden", die schließlich doch die große foziale Bewegung von thronenden Romont sich die Eisenbahn zwischen sattgrünen Hügeln der Natur hier in den See geworfen scheint. Isle de Bair. WieEs handelt sich im besonderen hier um einen studentischen Zweig Lichtwerden links tief unten stahlblau der Genfer See liegt. Die Wieviele Millionen lechgen danach, um sich und ihrem Leben zu feiner freiheitlichen Tendenz nach den Grundsägen des Jesuitenordens berliert. Wenn sie unerwartet in einen Tunnel eintaucht und beim viel Tausende sehnen sich nach dieser rettenden Insel der Geligen. des Illuminatenordens", der ursprünglich ein Gegenstück der FreiBahn verfolgt das Ufer, durch Reben abwärts nach Lausanne füh gehören, au dessus de la mêlée". maurer sein sollte, aber von seinem Begründer Weishaupt trog rend. Ouchy, das kleine, noch fashionablere Nachbarstädtchen des Iuguriösen Lausanne, steigt die Nordabhänge des Genfer Sees hin- Franzose Romain Rolland nennt. Ueber den Wirrwarr hinaus. Die Sonne finit. Isle de Pair ist verschwunden im Nebeldunst unter bis an ſein liebliches Gestade. Dort steht man nun an des Abends. Noch einmal stehe ich auf den Felsen von Chillon . einer Stelle duftigster Schönheit, die man von einem Land- Ein roter Ball fintt langsam in den gleißenden See und das schaftsbild erwarten darf. Im Hafen wiegt sich eine Anzahl weißer Spiegelbild des schönsten Gefängnisses verliert sich in Dämmer Segelschiffe, vom leisen Wellenschlag des Sees leicht bewegt. Am User tummeln sich eine Unmenge Schwäne, die sich von den Spa giergängern füttern laffen, die ihre Stunden am Quai berbringen. Den Quai entlang führt eine schattige Promenabe, die dem Nord länder alle Wunder südlichen Pflanzenwuchses zeigt. Da stehen fast mannshoch die stachlig- faftigen Blätter blaugrüner Agaben, Ebeltannen ragen zum Himmel empor, Fächerpalmen blühen im Freien und breiten schattig ihre Blätter aus. Dazwischen blühen miederum in zierlichen Beeten die wundersamsten Blumen des Südens, und the Duft vermischt sich wohlig mit der lauen Seeluft, die eine leichte Brife heranträgt. Echte Kastanienbäume laffen ihre stachligen Früchte auf den peinlich fauberen Kiesweg fallen, und spiegeln sich dunkel in den Fluten des Sees. Seine Farbe ist bald buftiges Himmelblau, bald wie gegoffener Stahl. Wellen zeigen filberne Kämme, die langsam als Brandung berKleine Laufen. Duftig aart, wie in die Wolfen gemalt, liegt drüben das Ufer von Savoyen . Hohe üppig bewachsene Berge, die von hier aus nur als schemenhafte violette Stonturen erkannt werden, und an deren Fuß sich die Saboher Dörfchen fast wie ängstlich anschmiegen. Das also ist Frankreich . Jenes Land, das einen Quez nah, einen Proudhon, einen Jaurès gebar, dem Europa heute
Die welsche Nachtigall.
Der Roman eines sterbenden Jahrhunderts. 1] Von R. Francé. I.
Winke für Gasersparnis.
Der einfachste Beg ist natürlich, möglichst felten Gas zu Benußen; doch ebenso wichtig ist es, jeben überflüssigen Gasverbrauch beim Brennen zu verhindern. Dabei wird unwissentlich noch viel Gas unnüz verbraucht.
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-Gelehrtenvorträge in der Urania werden buch in diesem Winter gehalten werden. am 24. Oftober beginnt, haben ihre Mitwirkung augefagt: Professor Für die erste Vortragsreihe, die Euden( Jena ), Deutschlands Leistung für die geistige Befreiung ber Menschheit"; Prof. Dr. Doegen, linsere Kriegsgefangenen und ihre Ganz besonders geschieht bies bei der Beleuchtung. Nur Boltsstämme"; Brof. W. Laas, Das U- Boot, der Höhepunkt techbie Wenigsten wissen, daß jedes zu weite Deffnen der Hähne Gas- nischer Kultur": Prof. 23. Stieda( Leipzig ), Das Baltikum als verfchwendung infolge zu starten Drudes des ausströmenden Gafes deutscher Befig"; Prof. Hoekich. Die ruifiiche Revolution"; Prof. bedeutet. Nur während ein Gasmeffer in seiner vollen Flammenzahl F. Lampe, Erkundliche Triebfräfte im Weltkrieg". Programme und beansprucht wird, ist es nötig, die Hähne ganz offen zu stellen. fehr ermäßigte Reihenfarten an der Stasse. Brenner stellen, ohne daß ein Unterschied in der Deuchtkraft der diefer Gedante wurde auf einer vom Rhein- Mainischen Verband Je weniger Flammen in Betrieb sind, um so fleiner fann man die Boltshäuser als Kriegsdenkmäler zu errichten, Flammen bemerlbar würde. Jebermann kann sich dies ausprobieren. Man entzünde bas Gas bei voll geöffnetem Brennerbahn und stelle für Boltsbildung" abgehaltenen Kriegsakademie angeregt. ihn dann langsam so weit ab, als das Licht unverändert bleibt. Dann hat man den richtigen Stand und geringeren Gasverbrauch inische Rada Das ukrainische Nationaltheater. Die ufraohne Ginbuße an Helligkeit. Auch ob ein neuer oder älterer Glith kommenden Wintersaison die. bedeutendsten Dramen und Komödien hat das Kiewer Boltshaus gemietet, wo in der strumpf in Gebrauch ist, macht einen Unterschied für den der ukrainischen Literatur zur Aufführung gelangen werden. dem alten Polizisten, der vergeblich danach rang, ein besonders würdiges Gesicht zu machen, nun als Zielscheibe seiner üblen Laune zu dienen.
Enger rückte die Gruppe zusammen und flugs hoben fich fünf Köpfe hoch, als sich nun ein Schatten an einem der Fenster zeigte sofort aber stoben sie auch wieder auseinander, als der Eindruck entstand, als spähe der Beobachter am Fenster scharf auf die Straße hinab.
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Erst als der geheimnisvolle Stopf oben verschwunden war, fand man unten die Sprache wieder.
Woher der Herr Erstudiosus nur immer die Stadtglocken läuten hört, früher als die anderen," nahm mun ein kleines, tnifflich aussehendes Männchen das Wort.
Der Angeredete hob bei dem Ausdruck Exstudiosus rasch den Stopf und fuhr mit einem Wortschwall dem Alten in die Rede:
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Nach kurzem Gruß kehrte alles dem Platz den Nücken, der jetzt menschenleer und still dalag.
Die Wasser rauschten lauter auf im Dunkel der Nacht in den Pappeln am Schloßplatz ging sachte der Abendwind und geruhfam wie schlaftrunken lag die Stadt.
Die Dämmerstunde breitete ihren Schleier über das wunderliche Häuſergewirr der alten Stadt, aus dem nach dem warmen Mairegen ein feiner Silberrauch emporstieg. Da trippelte es mit leisem Schritt gedämpft auf hohen Ein schöner friedsamer Schimmer verband so die dampfende Holzabsäzen durch die Straße. Ein tiefverhülltes Persönchen huschte zum Tor des Hauses, in dem die fremde Sängerin Erde mit dem fühlen blaßgrünen Abendhimmel, aus dem wohnte rasch schlüpfte sie die Treppe hinauf und nun erſt dunkle Wolkenbänke lange, glänzende Streifen herausschnitten. Und mitten darin stand funfelnd, ruhig wie ein gütiges Auge, im bescheidenen, aber durch einen neuen goldgerahmten Weiß ich aus bester Duelle und noch viel mehr, zu Spiegel schon mit einem Schimmer von Vornehmheit ausder Abendstern. dienen, Herr Kanzleischreiber in substituto, Elisabeth von Dury gestatteten Borgemach, warf sie Tuch und Schleier ab. Der Unten aber lag schon Nacht und vorsorgliche Wanderer heißt die Madame, und aus Paris ist sie nach München ge- Blick, den sie in den Spiegel warf, zeigte ihr ein hübsches hielten inne, schlugen bedächtig Feuer und feßten ihr kommen und hat dort in der welschen Opera gesungen vor Kammerzofengesichtchen, jegt um so hübscher, weil hochgerötet Laternchen in Brand, denn zu Ingolstadt war Straßen- dem Kurfürsten Sr. herzoglichen Gnaden- der Kanzleischreiber vor Eifer und raschem Gehen. beleuchtung nur an hohen Ehren- und Festtagen üblich, troß machte sofort ein ernsteres Gesicht und wenn sie in Sie wollte soehen an der Türe des Nebengemaches ander Fürnehmheit einer herzoglichen Residenz. Zuletzt brannten Ingolstadt bleiben will, heißt das nichts mehr und nichts flopfen, da wurde ese auch schon aufgerissen und Madelaine Lampen an dem historischen 12. Mai anno Domini 1791, als weniger, als daß Se. Durchlaucht der Herr Statthalter stand vor ihrer Herrin. der vornehm falte Hegnenberg in feiner Würde als Statt der Kanzleischreiber versteinerte förmlich vor Ehrfurcht auch Elisabeth von Dury war eine jener Schönheiten, die noch halter mit der neuen Beamtenschaft den Einstand gefeiert zu Ingolstadt ein italienisches Opernhaus einzurichten willens im Alter fesseln. Schlank und dennoch üppig war sie noch hatte. Mit zwanzig Raroffen waren sie von München her ist und der Herr Graf Morawißty war schon dieserhalb bei immer, auch die Augen hatten noch nichts von ihrem dunklen Edeldurch die Lichterreihen eingezogen. Aber das war vorige den schönen Demoiselles und wenn ich wollt, so tönnt' ich steinglanz verloren, wenn auch die ebenmäßigen Züge jetzt Woche gewesen, und heute zerfloß nur ein Tag gleich anderen noch manches sagen, was nicht einmal d' Gwappelten in der schon zu scharf wurden und die leise weltende Falte des in das Dunkel der sinkenden Nacht- da mochten die Bürger Statthalterei wissen, aber"... Hier schwieg der Redner mit vierzigften Jahres den Mund schmäler erscheinen ließ, als er von Ingolstadt selber schauen wie sie den Weg fänden, so sie einem überlegen geheimnisvollen Gesicht. Inzwischen hatte wirklich war. noch zu später Stunde sich den scharf spähenden Augen der sich der Kanzleischreiber gefaßt und fertigte nun den Schwäger Rumorwache aussehen wollten. im kategorischsten Amtston ab: Troßdem waren die Straßen nicht leer, ja vor dem schlicht vornehmen Eckhause, das schräg gegen den Paradeplatz blickt, stand sogar eine ganze Gruppe Menschen und fah unverwandt hinauf zu den vier erleuchteten Fenstern des ersten Stockwerks. " Der Duartlbräuer selig, wann der g'wußt hätt', daß bei ihm hoffärtige Demoiselles absteigen werben," sagte halb mißbilligend, halb bewundernd ein alter Mann, der aus dem Nachbarhause zu der Gruppe trat.
Sind nicht abgestiegen, Hügelbäder," berichtigte ihn mit heller Fistelſtimme einer der Laufcher, foll'n die ganze Etagen Iouiert haben, gleich für ein halbes Jahr im voraus, alles auszahlt in neuen Goldkronen, von denen die Demoiselle de Dury einen ganzen schweren Sack mitführen soll".
" Hat sie fürsichtig recherchiert, Lainette, il- ya beaucoup de monde on nous observe troy( es sind viele Leute. " Laß er die Ratschereien, Michalansky, vornehmlich um man beobachtet uns scharf), wir müssen sehr vorsichtig sein!" höchftbero allerhöchste Personen, sonst möchte es ihm für- rief sie mit franzöfifchem Ungestüm. Die Zofe legte den Finger tommen, daß man ihm aufs Maul flopft, imprudenter." auf den Mund und deutete nach rückwärts, Denn ihr durch Die Bürger überlief es förmlich talt bei diesem Zu- Warten im Antichambre geschultes Dhr hatte vernommen, daß fammenstoß des Fürwitzigen mit der regierenden Macht jemand ins Vorgemach getreten war. Rasch schlüpfte fic Michalansfy aber scherte fich wenig um die Abfertigung, er hinaus und traf einen Boten, beladen mit einem Riesentorb zuckte hochmütig mit den Achseln, fah dem Alten frech ins Ge- roter Rosen, den er verwirrt, die Herrin selbst vor sich ficht und fagte leichthin: wähnend, unter Stratfüßen überreichte, wobei er einiges murmelte.
,, Und wenn ich auch Vieles nicht sag' Best, so weiß ich doch mehr als ihr. Salve."
Und damit hob er nach Studentenart den Arm zu klassischem Gruß und schritt zwischen den Zähnen pfeifend davon. Weder der Hugelbäcker noch seine Nachbarn hatten Lust,
" Der Herr Graf läßt fagen, er hat... sie haben die Ehre, diese Blumen 3' schicken," murmelte er. Lainette lachte silberhell und steckte ihr Näschen in die herrlichen Zentifolien. Forti, folgt.)