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fr. 274-1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Der Meister der Form.

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Sonnabend, 6. Oktober

liche Gestalt, die dumpf und formlos im Steinblock ruht, aus ihrer mehr als 20 gibt es nur eine oder zwei deutsche Familien, und Gebundenheit zu lösen und zugleich in den notwendigen Engen des dazu kommen noch größere Bestandteile mehr städtischen Charakters ihr zugemessenen Staums festzuhalten. Durch diese Betonung des in Konstanza  , Cernavoda, Mangalia   und Tulcea   und etwa 12 Ort­Räumlichen und des Handwerklichen hat Hildebrand nicht bloß für schaften im südlichen Zeile der Dobrudscha  . Alles in allem handelt Zu Adolf Hildebrands 70. Geburtstag, 6. Oftober. alle Gebiete der Blastit, für das Relief, für die Medaille usw., eine es sich um ettva 1650 Familien mit rund 8400 Köpfen; die meisten Hildebrands geschichtliche Bedeutung im Werdegang der feste Norm geschaffen, er hat auch das Verhältnis von Architektur diefer Deutschen  , über 7800, gehören der ländlichen, acerbau­modernen deutschen   Kunst ist so gewaltig, daß sie die rein fünstle- und Plastik allgemeingültig festgelegt und zugleich der kunstgewerb treibenden Bevölkerung an. Die Dobrudschadeutschen wiffen eigen­rische Größe seines Werfes überragt, so wundervolle Schöpfungen lichen Bewegung einen mächtigen Anstoß gegeben. tümlicherweise nicht sicher, wo in Deutschland   ihre Heimat ist; fie auch in reicher Zahl er uns geschenkt hat. Er ist der Meister derer, Alles Lehren und Fordern Hildebrands erhielt aber erst seine nennen sich Schwaben  , was jedoch der bekannte Sammelname für die da wissen" geworden, der Führer zu den Quellen der reinen Geltung und seine Bestätigung aus feinem Schaffen. Unendlich die Deutschen   und feine Herkunftsbezeichnung ist; außerdem unter­Form, der wahren Schönheit, die verschüttet und verloren waren. mehr hat er durch das geleistet, was er tat, als durch das, was er fcheiden sie unter sich noch Kashuben" und" Blatte", das heißt Als er um 1880 mit ſeinen ersten Meisterwerfen auftrat, aussprach. Auch seiner Kunst ist jene meisterhafte Klarheit und Be- Plattdeutschsprechende. da war die bildende Kunst in dem Taumel der Gründerzeit Stimmtheit eigen, die in seinen Ideen zum Ausdruck fommt. Wie Die schriftlichen Zeugnisse sind größtenteils verloren gegangen, zum Tummelplatz der mannigfachsten unlünstlerischen Spielereien jedem Künstler, dem die strenge Form das Höchste ist, hat besonders im gegenwärtigen Striege, doch ist es Dr. Traeger gelungen, geworden. Das Genre herrschte, die Freude am Gegenstande, ver- man ihm Kälte und Temperamentlosigkeit vorgeworfen. Aber einige ältere Urkunden aufzufinden, die über die Stammheimat bunden mit einer Naturnachahmung, die ihr Jdeal in der photo- wie sinnlos ein solcher Vorwurf ist, zeigt ein Blid einer größeren Anzahl von Familien Auskunft geben. Danach graphischen Wiedergabe des Wirklichen erblickte. Das monumentale auf feine Werke, bon denen ein reiches warmes stammt die Mehrzahl der alten Auswanderer aus Württemberg   und Rippes hatte die Oberhand: die Darstellung niedlicher, pikanter und eben ausstrahlt. Freilich diefer geistreiche Mann war in seinen Oft- und Westpreußen  , ein weiterer beträchtlicher Teil aus grotester Geschichten, die mit dem aufdringlichen Anspruch der un- Erfindungen bewußt geistlos, dieser leidenschaftliche Gestalter wußte Elfaß- Lothringen  . In größerer Anzahl waren bei der Bildung des bedingten Naturtreue fich darboten. Hildebrand befreite die Kunst feine Formen zu einer vollendeten Harmonie abzuklären. Wenn Dobrudschadeutschtums noch Hessen  , Badener, Wecklenburger, Bom aus dieser unwürdigen Dienerschaft fremder Gewalten; er stellte eine in falschen Borstellungen befangene Zeit dies nicht erkannte, mern und Rheinländer beteiligt, und ganz fehlt wohl keiner der sie wieder auf sich selbst, eroberte ihr die ihr eigentümliche Sphäre so werden wir es ihm heute, so wird es ihm die Nachwelt um so deutschen   Stämme. Die meisten Dobrudschadeutschen sind aus Ruß­als einer übernatürlichen Gestaltung der Dinge im Raum nach mehr danken, daß er unbeirrt und einsam seinen Weg gegangen ist. land eingewandert; viele davon verliegen ihre Heimat zur Zeit eigenen tektonischen Gefeßen. Man fann fagen, daß er die Ent Hildebrand begann mit steinernen Menschenfiguren, in denen Statharinas II., die Mehrzahl jedoch zur Zeit der Napoleonischen dedung Windelmanns in der Antile wieder aufnahm, aber er ver- aunächst eine Körperfunktion rein und überzeugend ausgebrüdt Kriege. Rußland   verließen sie in den vierziger Jahren des vorigen nachläffigte nicht, wie die Klaffizifien um die Wende des 18. Jahr werden sollte. Von den genrehaften Motiven des Trintens und Jahrhunderts: 1843 erfolgten die ersten Niederlassungen in der hunderts, das Studium der Natur und die Technik, sondern er ging des Schlafens in seinen ersten Figuren wendet er sich bald zu Dobrudscha  , doch wurden die damals gegründeten Siebelungen bald über die Antike und das Quattrocento auf das Handwerkliche den ewigen Formen des Stehens und Kniens, wie sie in seinen darauf wieder verlaffen. Eine zweite größere Abwanderung aus zurück, auf den Mutterboden jeder gefunden Stunst, aus dem beiden Meisterwerken, der Männlichen Figur" der Berliner   National Rußland nach der Dobrudscha   fällt in das 8. und 9. Jahrzehnt; Phidias   und Donatello   ihre beste Kraft gezogen. Der junge Hilde galerie und dem ugelipieler" so wundervoll ausgeprägt sind. damals entstanden die meisten Dörfer im Süden des Landes. Viele brand hatte das Glüd, als er sich, angeefelt von dem Stunfibetrieb Diese beiden Berke sind Marksteine in der Entwicklung der mo- der deutschen   Einwanderer haben jedoch in der Dobrudicha teine der Zeit, auf die Suche nach dem Zeichen" machte, in dem alten dernen Kunst: die einfachste Form des schönen Körpergewächfes", fefte Scholle gefunden; in den letzten Jahrzehnten sind viele in die Kunstland der deutschen   Sehnsucht, in Italien  , zwei Gefährten au wie Windelmann fagen würde, ist so überzeugend dargestellt, Neue Welt ausgewandert, andere sind in die alte deutsche Heimat finden, die dem gleichen Ziele zustrebten: den Maler Hans v. Marées daß alle späteren Gestalter desselben Problems notwendig zurückgekehrt, und wieder andere haben in der Dobrudicha selbst und den Aesthetiker Konrad Fiedler  . Durch den grüblerischen Genius in seine Spuren treten mußten. Aehnlich hat Hildebrand Wanderungen angetreten. So hat Dr. Traeger eine deutsche Siebe Marées  , dessen reformatorisches Werk für die deutsche Kunst heute in seinen Boriräts durch die Betonung der eigentlichen lung in der Dobrudscha   gefunden, die erst in diesem Frühjahr ent allgemein anerkannt ist, empfing er sein tiefstes Erlebnis, und es Struktur des Kopfes den Gesichtern zugleich ein ganz neues standen ist. find hauptsächlich die Gedanken dieses einsamen Stämpfers, die in individuelles Leben verliehen; er hat dem Relief durch die har den Werken Hildebrands wie in feiner Theorie ihre Auferstehung monische Ausfüllung des Raumes die höchste Geschlossenheit und feierten. War es das Lebensziel des Malers, die Kunst wieder auf zugleich die größte Mannigfaltigkeit in Licht und Schatten gegeben. eine handwerkliche Tradition zu stellen und die Form von der Herr- Bon dieser Seife des Könnens aus hat er dann auch große monu fchaft des Jubalts zu befreien, fo war es der Plastiler, ber diese mentale Aufgaben bewältigt, besonders in seinen großartigen Ideen zum ersten Male verwirklichte. Brunnenanlagen, dem Wittelsbacher Brunnen in München   und dem Hildebrand ist einer der wenigen Meister, an denen das sonst Reinhardtsbrunnen in Straßburg  ; von den schlichten Denkmälern so wahre Wort: Bilde, Künstler, rebe nicht", zuschanden wird. und Grabdenkmälern, die er für Brahms   und Otto Ludwig  , für Sein berühmtes ästhetisches Wert Das Problem der Form in der Hans von Bülow   und Hermann Lesh gefchaffen und so feinsinnig bildenden Kunst" hat nicht nur die Kunstphilosophie, sondern die in die Natur gestellt bat, stieg er auf bis zu der Krönung seines Umschau" mit möglichst großer Sorgfalt untersucht, wie Kunst selbst nachhaltig befruchtet, denn die hier aufgestellten Gefeße beffen gewaltige Umriffe fo flar und hochragend fich von der dunklen Menich fich felbft aufißt, monumentalen Schaffens, dem Bremer   Reiterstandbild Bismarcks, oft in einem Jahr, nach dem Gewicht berechnet, der waren nur das Resultat einer im praktischen Schaffen erworbenen dessen so gedanklichen Klarheit. sein Gesamtbedarf In wissenschaftlich überlegener Form wurde Wand des alten Domes abheben. Die größten Aufgaben zu er 800 Bärmeeinheiten als Friedenstoft angenommen wird. Zu hier bewußt ausgesprochen, was unbewußt sich dem Beschauer der füllen, hat die Ungunst der Zeit, der er so vieles abgerungen, auch werden mur 60 Gramm Fett, 90 Gramm Eiweiß und 450 Gramm Hildebrandschen Werke von selbst aufdrängen mußte. So wirkten diesem Künſtler versagt. Es bleibt ein eviger Schade für die Kohlenhydrate gerechnet. Das Eiweiß fann etwa zur Hälfte auf denn Theorie und Praxis in untrennbarer Einheit: in feinem deutsche Kunst, daß sein Architektur und Plastik so vollendet ber- tierische und pflanzliche Nahrungsmittel verteilt werden, ebenso das Sinne, mit seinen Augen hat bindender Entwurf für das Berliner   Nationaldenkmal zugunsten gett, während die Kohlenhydrate fast ganz aus Pflanzenstoffen ge­eine ganze Generation die Blastit gefehen, und auch die Allerjüngsten stehen unter der effektvollen Theaterkulisse Reinhold Begas  ' verworfen wurde. deckt werden, zum größten Teil natürlich aus Brot und Kartoffeln. dem Einflusse Hildebrands, denn fte finden in der Paul Landau. Daß Ergebnis ist, daß ein gesunder Mensch etwa das Behnfache primitiven Kunst, der sie sich zugewendet haben, bei den alten feines Körpergewichts verzehrt, nämlich bei 70 Kilogramm Eigen­Aegyptern wie bei den Negern seine Grundgeseze bestätigt. Daß gewicht rund 666 Kilogramm Nahrungsmittel. Diese können sich zived­Hildebrand mit seinen theoretischen Abhandlungen der Kunstgeschichte mäßig folgendermaßen verteilen: ein tüchtiges Stalb, ein schwerer neue Bahnen gewiesen hat und ihr zu einer von anderen Wissen­Dorsch, ein halber großer Laib Käse, sieben große Milchfannen schaften beneideten und nachgeahmten Methode verhalf, ist nur gleich­von etwa je 10 Liter, Eier im Gewicht von zwei ausgewachsenen sam ein Nebenprodukt seines Schaffens. Hühnern, ein Butterfaß voll Butter( 5 Seilogramm). ein Faß Pflanzen­fett( 12 Silogramım), Fischfett in Form eines Riefenaals( 5 Kilo­gramm), die Füllung einer großen Anschlagfäule mit Brot und Sartoffeln( 365 Kilogramm), eine Badewanne voll Gemüse, ein ordentlicher Sad voll Hülsenfrüchte und zwei Buderhüte.

Was ist nun in furzen Worten der Grundgebante dieser Silde­brandschen Entdeckung? Der Künstler schafft nicht die Natur ein­fach nach, sondern er hebt aus der unendlichen Hülle der Dinge ein Bild klar und deutlich heraus, macht so im högeren Sinne die Natur erst sichtbar, indem er statt der verwirrenden Vielheit von Ansichten, die die Dinge im Raum bieten, eine einzige Ansicht be tont, die durch seine Gestaltung Notwendigkeits- und Ewigkeitswert empfängt.

Deutsche   in der Dobrudscha  .

Was der Mensch im Jahr verzehrt.

gemeinen festzustellen, ist eine sehr schwierige Aufgabe, zumal er­Den Bedarf des Menschen an den Hauptnährstoffen im all­hebliche Verschiebenheiten nach Körperbau und Veranlagung bes einzelnen Menschen, nach Jahreszeit usw. bestehen. Außerdem baben wir im Wohlleben der Friedenszeit sicher weit mehr gegessen, haben wir im Wohlleben der Friedenszeit sicher weit mehr gegessen,

als aur Aufrechterhaltung der Gesundheit und des Körper­tar. gewichts erforderlich hat Prof. Boruttau in der

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Dabei

Leider sind das die Friedensportionen, von denen wir uns jetzt nicht nur nach Art, sondern auch nach Menge der Nahrungsmittel manches abstreichen lassen müssen.

Notizen.

Bei ihrem Vormarsche in der Dobrudscha   stießen die deutschen  Truppen auf Ortschaften, in denen sie mit deutschen   Worten begrüßt wurden; hier herrschte deutsche   Ordnung und Sauberkeit, deutsche  Gesinnung und Gefittung. So wenig wie unsere Feldgrauen wußten vor dem Kriege wohl die übrigen Deutschen  , daß es in der Do­ brudscha   eine große Anzahl deutscher Kolonien gibt; ja die Ber­breitung des Deutschtums in jenem Lande ist, wie fich jest heraus­gestellt hat, noch weit größer, als selbst die Fachleute bislang an nahmen. Das neue Museum und Institut zur Kunde des Auslands­deutschtums( Stuttgart  ) hat nun jüngst eine Forschungsreise in die Dobrudicha ausgefandt, deren Zeiter Dr. Paul Traeger den unter Das plastische Werk erhält so ein ein einziges flares Fernbild, deutscher Verwaltung stehenden Teil der Dobrudscha wie auch das im Raum fest firiert ist und einen in fich geschlossenen under das Operationsgebiet der 3. bulgarischen Armee nach allen- Die Lutherausstellung in der Röniglichen Bibliothet geßlichen Gefichtseinbrud vermittelt. Wird so das Kunstwerk im Richtungen durchstreift hat, wobei er Geschichte, Bahl und kulturelle hat sich regen Besuches zu erfreuen. Sie wird auf mehrfach ge­Raum gleichsam beranfert, aus allem Zufälligen und Unruhigen zu wie auch wirtschaftliche Lage der deutschen   Bevölkerung feststellte. äußerten Wunsch auch an den Sonntagen von 12 bis 2 Uhr ges einem bodenständigen Gewächs der Natur gemacht, so wird es Die Deutsche Rebue" ist in der Lage, die wesentlichen Ergeb. öffnet sein. andererseits auf das engste mit der Persönlichkeit des Künstlers nisse der Forschungsreise nach Angaben des Stuttgarter   Museums Ein Gedächtnisbuch. Der Schußverband Deutscher verknüpft. Indem Hildebrand die Ausführung der Arbeiten mit in einem vorläufigen Berichte zusammenzufassen. Danac ist die Schriftsteller beabsichtigt, ein Gebächtnisbuch zu Ehren der ge­eigener Hand berlangt. Wie bie be großen Meister der Bahl der Ortschaften in der Dobrudscha   mit deutscher   Bevölkerung fallenen deutschen   Dichter und Schriftsteller herauszugeben. In Antike und bes Quattrocento, muß auch der moderne wesentlich größer, als bisher angenommen wurde. 22 Dörfer haben diesem Buche sollen die Besten der für das Baterland Gestorbenen Künstler wieder Handwerker werden; die solange als neben- entweder ausschließlich deutsche Bewohner oder doch überwiegend mit möglichst unveröffentlichten, Beiträgen vertreten sein. Das Wert fächlich mißachtete Technis wird als die Grundlage jeber wahren deutschen   Charafter; die meisien darunter befigen eigene, zum Teil wird im Verlage S. Fischer, Berlin  , erscheinen. Anregungen und is die bie Kunst gefordert. Hildebrand ist der erste gewesen, der sehr stattliche deutsche Stirchen; in 6 Dörfern lebt eine tleine Anzahl Manuskripte nimmt das Bureau des Schutzverbandes, Bilmersdorf, wieder selbst den Meißel in die Hand genommen hat, um die mensch- deutscher   Familien zerstreut zwischen der fremden Bevölkerung; in I Staiſerallee 173a, entgegen.

Die welsche Nachtigall.

Der Roman eines sterbenden Jahrhunderts.

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Von R. Francé.

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hatten und statt spähender, schleichender Neugier ging nur der lautete an den Grafen Morawitty. Und mit einem Schlag Alltag seinen behäbigen Tritt als Milchfrau, Gemüseverkäufer stand in ihm auch schon ein weitverzweigter Plan fest, der und ihre Kunden. Nach dem Schwarm der Schulkinder fam ihn endlich die Stufenleiter des Glückes hinaufeilen lassen Die Beamtenschar, die sicheren Schrittes in die Statt- sollte. halterei am Baradeplak strebte. Mit überschwänglicher Beredsamkeit stellte er dem bon

Dann eilte nur mandh'

ein Nachzügler und dann sette die große Stille des seinen Huldigungen beluftigten Mädchen die Gefahren vor, Lainette steckte die Hand in die Tasche thres toketten Bormittags ein. Ein paar Zauben flogen; sie trippelten in die sie sich beim Eintritt in das Antichambre des Grafen Schürzchens und spielte mit den harten Talern, mit denen sie hin und wieder, blinzelten schläfrig und girrten leise. Zu begäbe; wie der alte Kanzleischreiber dort als bissiger Hof­der Graf zum Neden gebracht hatte. dieser behaglichen Stille paßte auch der lässig schlendernde hund Bache   halte und jeden einlangenden Brief zu keinem Justement dieser halb, gnädigster Herr," beteuerte sie Schritt eines jungen Mannes, der unschlüssig von der Donau   anderen als dem jungen Sekretarius Solms- unerbittlich zur affettiert treuherzig, den ganzen Tag heißt es, Lainette sehe herauf tam, langsam die Straße entlang ging, im Neben- Borprüfung einliefere. Und wie nur gerabe er, der Student sie, ob Monsieur de Solms' Fenster offen stehen das be- gäßchen verschwand und auf einmal den gleichen Weg Sebastian Michalansky allein, Dant seinen stadtbekannten deutet nämlich, daß er dann zuhause, ist; feh' fie nach auf wiederfam. Ronnegionen, auch intim befreundet mit dem Kanzleischreiber der Statthalterei, ob Monsieur für morgen Vorladungen hat, Es war der Erstudent. Im hellen Sonnenlicht trat die Best, imftande sei, cine so heitle Mission erfolgreich durchzu­seh' sie nach da, seh' fie nach dort, aber immer um den Mon- schäbige Eleganz, mit der er geffeidet mar, erst so recht zu führen. fieur, von dem sie ein heimlich gemaltes Mignaturbildchen hat tage, aber auch der lauernde Blick, der unauffällig die ges machen lassen oder vielleicht auch bekommen." samten Fenster der Straße absuchte und doch ständig auf das Ein lauernder Blick, geboren aus der natürlichen Freude Pförtchen gerichtet war, das zu der Wohnung der ihm so der Frau an der Liebesintrige traf den Grafen, der mit geheimnisvoll scheinenden Sängerin führte. feiner Wimper zudte, wenngleich es heiß, mit einen Gemisch Jetzt flinkte dort das Tor und sofort bog der Späher um­von Empörung und Eifersucht in ihm aufstieg. die Ecke, so geschickt, daß er eine Minute später rein zufällig Bainette faft in die Arme lief, die sittsam und mit nieder geschlagenen Augen einher wandelte.

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Eine Minute später war er im Besitz des Briefes, drückte der halb erstaunten, halb berbugten Lainette einen Ruß seiner breiten schmaßenden Lippen mitten ins Gesicht und stürmte die Treppen hinauf.

Mit der festen Hand eines Mannes, der da weiß, daß sich das Tor seiner Zukunft vor ihm öffnet, flopfte er an die Da tönte die Schelle in Madames Gemach. Dienstfertig Türe des Vorzimmers, worin, wie er längst wußte, der alte enteilte Lainette, nachdem sie noch dem Grafen die Türschlüssel Best mit einem Attentopierer hauste. Dem Herrn Kanzlei­in die Hand gedrückt hatte. Und während sich die ge ,, Ah, er ist's, Monsieur, fast hätt' er mich erschreckt!" Sie schreiber blieb das scharfe Herein zur Hälfte in der Kehle dämpften Schritte eines späten Wanderers auf dem Parade- erwiderte seinen debot übertriebenen Gruß und litt es gern, stecken, als er seines Beleidigers von gestern anfichtig wurde. platz berloren, begann die gute Dienerin mit nicht daß er nach Studentenart den Amoroso spielte und ihr das Jetzt oder nie war der Augenblick der Vergeltung da. ermüdender Geduld auf das kleinste von neuem alles Eintaufskörbchen abnahm. ,, Die Stunde für Bittsteller ist längst vorüber!" herrschte zu erzählen, was ihr der junge Mann de Conduite, der neben Mais c'est trop! Hier vor aller Welt mich zu begleiten," er den Eintretenden an. Der aber, statt eine geziemend ehr­Reginens Garten wohnte, von den nächtlichen Stell- wehrte sie trotzdem zum Scheine ab. Er aber hatte, ohne zu fürchtige Haltung anzunehmen, schritt selbstbewußt vor und dichein gefagt hatte. Sie bewies dabei so viel Liebe und fragen, wohin ihr Weg führe, sofort die Straße nach der fagte mit verächtlicher Miene: Mitgefühl für ihre Herrin, daß diese sie vertraulich an fich Statthalterei eingeschlagen, saß doch dort am Echfenster des Man melde mich in besonderer Mission bei dem Herrn 30g: Sie ist eine treue Seele", sagte fie faft gerührt ich ersten Stodes der alte Best, und der mußte es sehen, wie will thr's gedenken, wie sie mein Vertrauen nicht getäuscht vertraut er mit den fremden Demoiselles bereits war. hat" ,, Ei wie sonderbar," sagte Lainette, da sind wir just den Und Lainette sentte bei dem Lob bescheiden den Stopf Weg gegangen, der mir aufgetragen ist von Madame." und wagte vor Ergebenheit nicht, ihrer Herrin in die Augen Und nach vielen geheimnisvollen Umschweifen und den zu sehen... heiligsten Beteuerungen ihres Vertrauten, wies fie ihm ein II. gart parfümiertes Briefchen, das sie mit strengster Vorschrift, um von Reinhard von Solms nicht gesehen zu werden, hier abzuliefern hatte.

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Grafen  ."

Besl schnappte nach Luft. Wagte dieses Subjekt ihn neuerdings, noch dazu vor seinem Untergebenen, zu be­leidigen Aber der selbstsichere Ton Michalanskys verdutte ihn doch und mit der Witterung jeder echten Bedientennatur wußte er das Benehmen seines Gegners einzuschäzen.

Trogdem gab er nicht locker und bestand darauf, den Am anderen Morgen strahlte die Maisonne vom wolfen Grund der ihm schwer glaublichen Mission zu erfahren. So losen Himmel schon hoch, bevor die grünen Jalousien am Hause ging Rede und Gegenrede in sich steigernder Heftigteit weiter, des Quartlbräus geöffnet wurden. Mit dem Dunkel der Michalansty schlang vor Bonne in der dunklen Ecke der bis sich die Türe öffnete und der Graf nach der Ursache des Nacht waren auch die Fäden des geheimen Raunens verflogen, Einfahrt, in der sie standen, galant feinen Arm um das Zöf- respektwidrigen Lärmens fragte. die seit der Dämmerung das Haus und seine Gäste umsponnen chen, denn mit einem Blick hatte er die Adresse erspäht: sic ( Forti. folgt.)