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Nr. 378. 34. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplay, Rr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 10. Oftober 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Michaelis vor dem Ende.

Mißglückte Hochverratsattacke.

T3

Weise festgelegt.

- Kühlmann über den Frieden.

Der Reichskanzler betritt den Saal.

Der Beifall, der Herrn v. Kühlmann gestern im gebung Auflage erhoben, und die Rechtsprechung in unerhörter genügte, ist das auch geschehen. Darauf trat die belgische Reichstag entgegentönte, tam aus dankbaren Herzen. Nach Regierung in neue Verbandlungen unter Mitwirkung des einer langen aufregenden und ermüdenden Debatte mag es Die Situation ist so berfahren, daß es überhaupt keinen Königs von Spanien   ein. Sollten sie nicht zum Ziele führen, so nur wenigen noch möglich gewesen sein, jedes Wort dieser Ausweg gibt. Wird keine Anklage gegen die Beschuldigten würden wir vor weiteren Vergeltungsmaßnahmen forgfältig abgetönten Rede auf innern Wert und äußere Trag- erhoben, dann sind die Behauptungen der Herren Michaelis nicht zurüdschrecken. weite zu prüfen. Aber der Reichstag   begegnete dem Staats- und Capelle   vor aller Welt als leichtfertig gebrandmartt. Ein ma che zu deis und Besserung der Zuderversorgung. Abg. Mumm( Dt. Fr.) wünscht eine schleunigere Verteilung des fekretär mit einer Art frohen Erstaunens darüber, daß nach Wird aber Anklage erhoben, so erleben wir einen Prozeß, in Unterstaatssekretär Frhr. v. Braun: Es trifft nicht zu, daß den unfagbaren Erlebnissen der vorangegangenen Stunden nun dem sich die Regierung voreilig für die Verurteilung guder zurüdgehalten wird. Für die Weinbereitung doch wieder ein politisch ernst zu nehmender am Regierungs- eingefegt hat. Dieser Prozeß wird sich hinter verschlossenen wird Bucer   auch nur in sehr geringen Mengen hergegeben. tisch stand und eine verständige Rede hielt. Türen abspielen als ein politischer Tendenzprozeß, Abg. Dittmann( U. Soz.) führt eine Reihe von Fällen unberech­Das Wichtigste an den Darlegungen Kühlmanns waren und der Glaube an die Rechtmäßigkeit des Verfahrens wird tigter Reklamierungen seitens der Direktion eines Stahlwerks an die Stellen, die sich auf Belgien   und Elsaß- Lothringen   beim Volte so erschüttert sein, daß er sich überhaupt nicht mehr und wünscht die Verhinderung solchen Mißbrauchs. zogen. Auf Grund einer genaueren Senntnis der Dinge, als herstellen läßt. Generalmajor Marquardt: Die angegebenen Vorgänge waren fie sonst Sterblichen zugänglich ist, glaubte der Staatssekretär Soviel zur moralischen und juristischen Seite der Anstände der bezeichneten Art festgestellt werden, so werden Maßnahmen bisher nicht bekannt. Ermittlungen sind eingeleitet. Sollten Miß­versichern zu können, daß nicht Belgien  , sondern gelegenheit. Mit der politischen steht es womöglich noch zu ihrer Beseitigung getroffen werden. Elsaß Lothringen   das eigentliche Friedenshindernis schlimmer. Die Herren Michaelis und Capelle   haben dem fei. Man wird daraus schließen, daß Sondierungen statt- Ausland einen Schmaus bereitet, und ihm den gefunden haben, in denen sich herausgestellt hat, daß kein Triumph des Bolschewitismus in Deutschland   in Entgegenkommen Deutschlands   in der belgischen Angelegen- Aussicht gestellt. Sie haben die Partei der Unabhängigen, heit den Frieden herstellen kann, sondern daß in diesem die lange genug im Schatten stand, mit plumpen Fäusten, Augenblick der Frieden nur wieder hergestellt werden könnte aber sicher nicht zu ihrem Schaden, in das vorderste Licht der durch die Rückgabe Elsaß- Lothringens   an Frankreich  ). Zu Deffentlichkeit gezogen, und nicht mit Absicht aber im Erfolg wird fortgesezt. dieser Rückgabe ist Deutschland   aber nicht bereit, das hat so gehandelt, als ob sie die angestellten Propagandachefs Der Staatsjetretär festgestellt, und er hat sich auf die all- diefer Bartei wären. Sie haben sich dafür aus dem Hause gemeine Zustimmung des Reichstage berufen, ohne daß ihm abfage auf Abfage geholt und haben ihrer eigenen Verhalten der Regierung in feiner Weise geändert, biel Durch die Verhandlungen im Ausschuß ist unser Urteil über das auch nur eine einzige Stimme widersprach. Er hat zu er- Autorität das Genick gebrochen. mehr find toir darin bestärkt worden, daß eine weitgehende tennen gegeben, daß Deutschland   in allen anderen Fragen Satte schon Genosse David über das Verhältnis unserer Bropaganda durch die Borgesezten im Geere betrie zu einer Verständigung bereit ist und daß in allen anderen Bartei zu dieser Regierung feinen Zweifel gelassen, so fand ben worden ist und daß darin auch nichts geändert Fragen eine Verständigung auch möglich wäre, nur in dieser Genosse Ebert später in seiner kurzen, mit stürmischem werden wird. Was General v. Stein und Dr. Helfferich am Sonn nicht. Wenn im Sinne der gestrigen Rede Kühlmanns Politik Beifall aufgenommenen Erklärung wahrhaft befreiende Worte. abend hier gejagt haben, fann nicht etwa ein Lapsus linguae getrieben wird, dann werden wir Frieden haben in dem Aber bei diesen Worten, die die schärfste kampf-( falscher Zungenschlag) gewesen sein, sondern entspricht tat­Augenblid, in dem Frankreich   auf die Gr- lansage gegen die Regierung bedeuten, darf es deshalb wird auch die gestrige Beschwichtigungsrede des Reichs­fächlich der Auffassung der Reichsregierung, und oberung Elsaß Lothringens   verzichtet. nicht bleiben. Herr Michaelis muß weg! Ein falsch verstandenes fanglers im Auslande nur den Schein der Unaufrichtigkeit,

abend

-

Die Erörterung über die Interpellation der So zialdemokraten betreffend die

behördliche Unterstützung der alldeutschen Propaganda

Abg. Dittmanu( U. Soz.):

Soz.). Während die Verbreitung der alldeutschen Organe in der Armee gefördert wird, werden unsere Organe unterdrückt, die sozialdemokratische Gesinnung im Heer und vor allem

Aber, als Herr v. Stühlmann sprach, stand er auf einem Pflichtbewußtsein hat diesen Mann dazu verleitet, einen Bosten 8 weideutigteit, unehrliteit und Falsch beit er­Trümmerhaufen. Der Reichstag   hat an diesem 9. Oftober anzunehmen, dem er in keiner Weise gewachsen ist. Als Herr weden.( Bust. bei den 11. Soz. Unruhe b. d. bürg. Parteien. Präsident wohl das Peinlichfte erlebt, was er in seiner ganzen Ge- Naumann in seiner flugen Nede den Namen des Herrn Dr. Kaempf ruft den Redner zur Ordnung.) Auch im Inland schichte zu verzeichnen hat. Blickt man auf die Szenen zurück, v. Bethmann nannte, wurde dem verabschiedeten Reichs- werden durch die Rede des Reichskanzlers Empfindungen ausgelöjt, die vorher filmartig vorbeigeflimmert waren, so wechseln Ein- tanzler eine förmliche Ovation dargebracht. Und auch wir, die das Vertrauen des Volkes nicht steigern werden.( Sehr richtig! drücke der tiefsten Tragödie mit grotesker Komik. Ein die Bethmann befämpft haben, müssen sagen: an dem Heutigen b. d. 1. Soz.) Wer einen Verständigungsfrieden will, muß vers chaotisches Durcheinander, ein wüster Traum! Als Herr gemessen, war er ein Riese. Als dann Herr Michaelis feine langen, daß mit einem hörbaren Rud von der alldeutschen Propa­v. Stühlmann sprach, saß Herr Michaelis neben ihm, als wäre zweite Rede, die bei ihm schon typisch gewordene Herausrede täuscht sie sowohl die Freunde eines Verständigungsfriedens ganda abgerückt werde. Indem die Mehrheit das nicht tut, er noch immer Reichskanzler. Ja, wahrhaftig, er ist es Rede schloß. sant sein letztes Wort in ein Grab des Schweigens. als auch die Kriegsheter in' une hrlicher eife.( Unruhe immer noch! Selbst die Rechte scheint an dieser Kanzlerschaft jedes geschäft bei den bürgerlichen Parteien. Präsident Dr. Kaempf Herr Michaelis und der Reichsmarinesetretär v. Capelle   liche Interesse verloren zu haben. ruft den Redner von neuem zur Drdnung.) Der Reichskanzler ist haben gestern in ganz unglaublicher Verantwortungslosigkeit Deutschland   kann seinen Verteidigungstrieg nicht gewinnen, nicht von der Propaganda abgerückt, die im Heere gegen den den Reichstag zur Stätte eines wüsten Skandals gemacht. wenn seine Geschicke von fümmerlichem Bureaukrateneifer und Verständigungsfrieden getrieben wird, und zwar nicht von unter­Nachdem der Unabhängige Dittmann in seiner Rede engstirnigem Bolizeigeist geleitet werden. Die Sozialdemo- geordneten Stellen, sondern von den höchsten Kommandoſtellen. Die man behandelte noch immer die Interpellation vom Sonn- traten nahmen daher das Tadelsvotum, das die Unabhängigen lich gehalten werden, gehen nur bis zu den Divisionen herunter, berlesenen Anweisungen, die von harmlosen Naturen für unbedent­den tieftraurigen Meutereiprozeß von gegen die Regierung wegen der Förderung der alldeutichen die Ausführung liegt bei den unteren Offizieren, die in alldeutschen Wilhelmshaven   gestreift hatte, überfielen Michaelis Agitation eingebracht hatten, an. Die bürgerlichen Mehr- Empfindungen aufgewachsen find. Der Redner führt eine große und Capelle das Haus mit der Beschuldigung, daß drei seiner heitsparteien lehnten es ab, weil Herr Michaelis die ihm von Reihe von Beispielen für die alldeutsche Propaganda in Mitglieder, die Abgeordneten Haase, Bogtherr und ihnen vorgeschriebene Erklärung abgegeben hatte. Das der Armee an. Und dabei wünschen 99 Proz. aller Frontsoldater Dittmann der intellektuellen Mittäterschaft an einem war ein Unrecht! Macht doch ein Ende mit diesem Trauer- einen Verständigungsfrieden.( Lebhafte Zustimmung bei den 11. militärischen Aufruhr überführt seien. Herr v. Capelle   hatte pict! immerhin noch Verstand genug, von bereinzelten Vorkomm nissen zu sprechen. Herr Michaelis aber ließ in geheimnis­vollen Andeutungen durchblicken, daß es sich um eine weit­berzweigte Verschwörung in der Marine gehandelt habe, um in der Marine ,, cine fritische Stunde in der Marine", in der alles auf dem wird bestraft.( Hört! hört! bei den Unabh. Soz.) Langjährige Ge­Spiele stand." Und an dieser großen revolutionären Er­fängnis und Zuchthausstrafen sind verhängt worden lediglich hebung sollen die Führer einer Fraktion des Reichstags be­wegen sozialdemokratischer Gesinnung, lediglich wegen der Werbung teiligt gewesen sein! Das feindliche Ausland wird jubeln, von Mitgliedern für die Unabhängige Sozialdemokratie.( Erneutes und es wird nicht glauben, daß das alles eine unsinnige Hört! hört! links.) Ich frage den Reichskanzler, ob es wahr ist, daß annäherud 200 Jahre Zuchthaus deshalb verhängt sind, und lebertreibung ist, erfunden von einem unfähigen Abg. Albrecht( U. Soz.) bemerkt, daß in den Werkstätten des daß sogar Todesurteile gefällt und Soldaten erschossen worden sind Staatsmann, der ein Mittel suchte, um sich herauszureden Belleidungsamtes in Magdeburg   die eingezogenen wegen ihrer sozialdemokratischen Gesinnung.( Lebhaftes Höri! und fein anderes fand. Handwerker mit der Herstellung von Friedensuniformen hört! bei den Soz. und Unabh. Soz.) Selbstverständlich hängen Es handelt sich tatsächlich nicht um eine große revolu- beschäftigt werden und fragt, was der Reichskanzler tun will, um die Leute nur um so mehr an ihren verbotenen Organisationen, tionäre Verschwörung, sondern um einen Fall der militärischen die nicht zu Kriegszwecken gebrauchten Handwerker vom Militär- burdy noch so schlimme Gewaltmaßregeln reißt man ihnen die poli­Auflehnung, wie er bei der langen Dauer des Kriegs wohl dienst zu befreien. tische Gesinnung nicht aus dem Herzen; auch nicht durch die in allen Ländern vorgekommen ist. Und dafür, daß Reichstags- ganzen 2560 Friedenszuschnitte aufgearbeitet worden, uni Plak, zu treiben. Das Lodspieltum als Einrichtung der deutschen  Generalmajor von Owen: Nur während dreier Monate sind im Achtgroschenjungen, die jetzt in der Armee wieder ihr Wesen abgeordnete an diesen gesetzwidrigen Handlungen beteiligt schaffen und weil die Tuche für die Striegszuschnitte nur langfam Armee! Söher gehts wohl nicht mehr. Das gleiche Recht, das waren, ist auch nicht der Schatten eines Be- eingingen. Jekt hat dieser Zustand längst aufgehört; ent- wir haben, wird illustriert durch eine friegsministerielle Verfügung, weises erbracht worden! laffen können wir von den Bekleidungsämtern niemand, wir day die Generalfommandos alle Pazifistenversammlungen ver­Nehmen wir aber an, das Unerwiesene wäre erwiesen, brauchen die Arbeiter dort dringend. bieten sollen.( hört! hört!) Die Versammlungen der Vater= und deutsche Abgeordnete hätten wirklich mit dem Leben fegung Taboras von den belgischen Truppen völterretsabhängigen Sozialdemokraten ist es überhaupt kaum noch möglich, Abg. Waldstein( Vp) fragt nach dem Schicksal der bei der Be- landspartei werden behördlich unterstübt, uns Un­Einzelner wie mit dem Schicksal der Nation in unverantwort- widrig gefangen genommenen Bibilbebölferung eine Bersammlung abzuhalten; die Aldeutschen dagegen fühlen sich licher Weise gespielt. Auch dann wäre das or die nach Frankreich   übergeführt ist und dort in Konzentrationslagern bollkommen als Herren der Eituation. Sie find ja auch die gehen der Regierung unbegreiflich und un- festgehalten wird. wahren Macht haber. Unter Bethmann Sollweg

Die Sitzung.

124. Sigung. Dienstag, den 9. Oftober 1917, bormittags 10 Uhr.

Am Bundesratstisch: Dr. Helfferich, von Capelle  , Graf Roedern, Waldow, Wallraf, Schwander. Anfragen.

berzeihlich. Das Verfahren, das die Herren da einge- Ministerialdirektor Kriege: Auf der Reise von Afrika   war diese war wenigstens noch eine Strömung dagegen in schlagen haben, ist ein wahrer Hohn auf ein geordnetes Bevölkerung infolge der brutalen willfür der belgischen Be- der Regierung bemeifbar, unter Michaelis loben sie Rechtsverfahren, einen geordneten Rechtsstaat. In den hörden schweren Drangfalen ausgefeßt. Sobald die deutsche fich hemmungslos aus. Das ist der Fortschritt und die Neuorien Debatten über das parlamentarische System ist uns oft und gierung Rachricht hiervon belam, forderte sie die sofortige Frei- tierung.( Sehr wahr! bei den Unabh. Soz.)- Die Regierung ist oft die Theorie Montesquiens von der Dreiteilung der Ge- laffung der Gefangenen und drohte an, daß eine Reihe an­gesehener, im belgischen Kolonialdienst stehender Persönlich­

die Gefangene der Aldeutschen

walten Gesetzgebung, Verwaltung, Rechtsprechung ge feiten aus den befesten Gebieten nach Deutschland   gebracht und der Militärs, fie iwürde sofort beseitigt werden, wenn sie bo­predigt worden. Hier hat die Verwaltung vor der Geset- werden würden. Da die Antwort der belgischen Regierung nicht gegen aufträte. Oder ist Bethmann Hollmeg etiva night