Nr. 292. 34. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
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Mittwoch, den 24. Oktober 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
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Der französisch - englische Angriff in Flan dern . Beginn der Infanterieschlacht nordöstlich Soissons.- Sturmerfolg östlich der Maas . Die Beute der Desel
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Aktion; über 20 000 Gefangene, über 100 Geschüte.
Amtlich.
1917.( W. Z. B.)
Großes Hauptquartier, 23. Oktober
Weftlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die in Flandern zwischen Draaibank und Poelfapelle fich gestern morgen entwickelnden Kämpfe dauerten bis gegen Abend. Die Ziele der französisch - englischen Angriffe lagen nach aufgefundenen Befehlen 2 bis 21, Kilometer hinter unserer vorderen Linie.
Der anfangs nur am Südrand des Houthoulster Waldes tiefer in unsere Abwehrzone gedrungene Feind wurde durch Gegenangriff zurüfgeworfen; von den Gegnern herangeführte Verstärkungen konnten den geringen Raumgewinn von höchstens 300 Meter Titfe bei 1200 Meter Breite nicht erweitern.
Bei Poelkapelle wurden in hin- und herwogendem Kampf gegen die vormittags und erneut am Abend vorbrechenden starken Angriffe der Engländer unsere vorderen Trichterlinien behauptet oder zurückgewonnen.
An den übrigen Stellen des Angriffsfeldes scheiterte der feindliche Ansturm völlig.
Tiefgegliederte Angriffe richteten sich auch gegen den Frontabschnitt beiderseits von Gheluvelt. Hier brach unsere Abwehrwirkung die Kraft des englischen Stoßes, der nirgends an unsere Hindernisse gelangte.
Franzosen wie Engländer hatten in unserem gegen das Rampfgelände zusammengefaßten Feuer schwere blutige Berlufte und ließen Gefangene in unserer Hand. Der gestrige Schlachttag in Flandern brachte uns einen vollen Erfolg.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Die Artillerieschlacht nordöstlich von Soissons sette mittags mit voller Wucht wieder ein, nachdem es an dem nebeligen Morgen bei geringerer Feuertätigkeit nur zu Erkundungsvorstößen der Franzosen gekommen war.
Der Munitionseinsatz aller Kaliber erreichte am Abend im Rampfgebiet zwischen dem Ailette- Grunde und Braye eine gewaltige Höhe. Bei Eintritt der Dunkelheit ließ das feindliche Feuer nach, um dann von Mitternacht an sich zu anhaltender Trommelwirkung zu steigern.
Bei Hellwerden hat mit starken französischen Angriffen die Infanterieschlacht begonnen.
Die Krise.
Auf dem Ostu fer der Maa& stürmten ostfriesische Kom
paguien und Teile eines Sturmabataillons nach trefflicher Feuer. Die sozialpolitische Bedeutung
vorbereitung die Höhe 326 südwestlich von Beaumont. Mehr als 100 Gefangene wurden eingebracht.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Die Gesamtbeute der Operation gegen die Inseln im Rigaischen Meerbusen beträgt:
20 130 Gefangene, über 100 Geschüße, davon 47 schwere Schiffsgeschüße, einige Revolverkanonen, 150 Maschinengewehre und Minenwerfer, über 1200 Fahrzeuge, gegen 2000 Pferde, 30 Kraftwagen, 10 Flugzeuge, 3 Staatstaffen mit 365 000 Rubeln, große Borräte an Verpflegungsmitteln und Kriegsgerät.
Zwischen Ditsee und Schwarzem Meer kam es nirgends zu größeren Kampfhandlungen.
Mazedonische Front.
Bei Regenwetter ließ vormittags durchweg die Gefechtstätigkeit nach; abends nahm sie bei Monastir , im Cerna- Bogen und vom Westufer des Vardar bis zum Dojran- See wieder an Heftigkeit zu.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Amtlich.
Am Houthoulster Walde wurde der Feind fast völlig aus dem gestern gewonnenen Gelände zurückgeworfen.
Nordöstlich von Soissons wird noch erbittert an den Nordhängen des Chemin- des- Dames beiderseits der Straße nach Laon gekämpft. Die Franzosen drangen dort bis Chavignon vor. Südlich von Filain scheiterten starke Angriffe.
Im Often nichts von Bedeutung.
Der österreichische Bericht. Wien , den 23. Oktober 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
An den Hängen des Monte San Gabriele scheiterten zwei schwächere feindliche Angriffe im Handgranatenkampf. Von den übrigen Kriegsschauplägen sind keine größeren Kampfhandlungen zu melden.
Der Chef des Generalstabe 8.
des Würzburger Parteitags.
Das sozialpolitische Programm, das der Würzburger Parteitag zu verhandeln hatte, hat den Groll der„ Arbeit. geberzeitung" herausgefordert. Es geht ihr viel zu weit, was uns keineswegs überrascht, da das Blatt berufsmäßig immer zu denen gehörte, die für sozialpolitische Forderungen der Arbeiter kein Verständnis hatten. Die Arbeitgeberzeitung" meint:
An Bescheidenheit und Zurüdhaltung hat die Sozialdemofratie niemals gelitten, aber diese Ansprüche dürften doch vielleicht ihren eigentlichen Zwed, nämlich agitatorisch zu wirken, deshalb verfehlen, weil schließlich selbst der beschränkteste und kurzsichtigste Arbeiter die Undurchführbarkeit solcher Wünsche einsehen muß. Hier haben unzweifelhaft die Herren Demagogen den Bogen zu straff gespannt. So niedrig darf man die Arbeiterschaft doch nicht einschäßen, daß sie sich angesichts solcher Forderungen nicht fragen sollte, woher denn eigentlich in den schweren wirtschaftlichen Kämpfen, die uns nach dem Kriege erwarten, die Mittel zur Durchführung eines solch ungeheuer kostspieligen und die besten Erwerbskräfte lahmlegenden Programms kommen sollten. Auf Markt und Gassen wird heute davon gesprochen, daß wir nach dem Friedensschluß doppelt und dreifach. arbeiten müssen, um bie Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hat, um Deutsch eas Stellung auf dem Weltmarkt von neuem zu begründen, um nachzuholen, was wir in langen Jahren der Abgeschlossenheit versäumt haben. Und in solchem Augenblick verlangt die Sozialdemokratic schlechthin den Achtstundentag und auch im übrigen eine weitgehende Beschränkung der Arbeitszeit, sie fordert eine neue Belastung der Volkswirtschaft, deren produktive Kraft fie gleichzeitig durch allerhand Einschnürungen und Behinderungen herabzuschrauben sucht.
Fast erweckt es den Anschein, als sei es in der Hauptsache unsere alte Forderung des Achtstundentags, die die Arbeitgeberzeitung" so aufregt. Wir wollen deshalb diesen Bunkt vorwegnehmen und ihr mit einem Zitat antworten. Dr. Ernst Bischoff schreibt in einem Aufsatz über Betrachtungen und Untersuchungen über das Problem der günstigsten Arbeitspause, daß es möglich war, an fürzeren Arbeitszeiten zu besseren Refultaten zu gelangen als in längeren Arbeitszeiten". Mo steht dieses Bitat? Es steht in derselben Nummer der Arbeitgeberzeitung", in der diese die deutsche Weltwirtschaft durch die Einführung des Achtstundentages gefährdet sieht. Die Redaktion scheint sich also in ihrem eigenen Blatt nicht auszukennen, was Wunder, daß ihr gar die Sozialpolitik ein böhmisches Dorf bleiben wird.
Ganz gewiß, Deutschlands Industrie wird es nach dem effen weiter vertreten. In diesem Sinne erwartet Striege nicht leicht haben, ihre alte Stellung auf dem Weltfie ruhig, was aus der Gärung dieser Tage werden wird. markt wiederzugewinnen, die sie im wesentlichen dem Fleiß Helfferich als Kanzler- Stellvertreter bestätigt! Sie ist auf alle Fälle gefaßt, für alle Fälle bereit. und der Tüchtigkeit der deutschen Arbeiter zu verdanken hatte. Es ist in diesem Augenblick weder bekannt, wer das Erbe Die Liste der Kanzlerfandidaten verlängert sich täglich. Der am längsten nachwirkende Schaden, den unsere Volksdes Dr. Michaelis antreten, noch mit welcher Mehrheit der Man nennt jetzt wieder den Grafen Hertling, den Staats- wirtschaft durch den Krieg erlitten hat, besteht deshalb gerade Nachfolger regieren wird. Von einer gewissen Seite, deren sekretär Dr. Solf, auch den Fürsten Hatzfeld und den Prinzen in der Vergeudung der Menschenleben und damit der ArbeitsSprachrohr die alldeutsche Tägliche Rundschau" ist, werden May von Baden. Daß Herr Michaelis sein Abschiedsgesuch fräfte, zumal nicht allein die Zahl der Toten zu berücksichtigen frampshafte Versuche gemacht, eine neue Mehrheit unter eingereicht habe, ist aber bisher nicht gemeldet worden...! ist, sondern auch die der Siechen und Kranken und der AusAusschluß der Sozialdemokratie zustande zu bringen. Zentrum Im Gegenteil deutet eine amtliche Nachricht darauf hin, fall bei der Volksvermehrung durch den Geburtenrüdgang. und Volkspartei sollen sich zu diesem Zwed mit Konservativen daß borläufig nur das vom Reichstag beschlossene Programm Vor dieser Tatsache dürfen die Augen nicht verschlossen werund Nationalliberalen vereinigen. der Teilung der Reichsämter ohne weitere Personal- den, und nur der handelt im Interesse unseres WirtschaftsRein parteitaktisch betrachtet, würde das Gelingen dieser beränderungen durchgeführt werden soll. Danach hat lebens, der nach Mitteln und wegen sucht, das durch den Krieg Versuche für die Sozialdemokratie die Befreiung aus der der Staiser in einem an den Reichskanzler gerichteten gefchaffene Mißverhältnis auszugleichen. schwierigsten Situation bedeuten, in der sie sich jemals be- Erlaß bestimmt, daß die sozial- und wirtschaftspolitischen Das kann aber nicht dadurch geschehen, daß, wie die funden hat. Es ist doch eine Kinderei anzunehmen, die Aufgaben des Reiches, die bisher zum Geschäftskreis des Arbeitgeberzeitung" es meint, die Arbeitszeit bePartei erstrebe aus Parteiinteresse die Einführung Reichsamts des Innern gehört haben, fortan von einer beliebig verlängert wird, sondern nur dadurch, daß jeder des parlamentarischen Systems und ihre Teilnahme an sonderen, dem Reichskanzler unmittelbar unterstellten Zentral Staubbau an der Arbeitskraft mit allen Mitteln verhindert Verantwortlichkeit. Käme heute ein bürgerlicher behörde unter dem Namen Reichswirtschaftsamt" wird. Diesen Raubbau haben vor dem Kriege die ArbeitBlock zustande, der die Verantwortung übernähme bearbeitet werden. Der Erlaß beauftragt den Reichskanzler, geber nur allzu ungehindert treiben können. Sie konnten, und der Sozialdemokratie die angenehme Rolle der Kritikerin die aus diesem Anlaß erforderliche Verteilung der Geschäfte zum Schaden der Arbeiter, sich dies leisten. Fanden sie doch überließe, so wäre damit ein überwältigender Sieg der Sozial- und Beamten innerhalb der Reichsverwaltung vorzunehmen. sehr rasch für den ausgemergelten, nicht mehr leistungsfähigen demokratie bei den ersten Friedenswahlen gesichert. Der Kaiser hat ferner Herrn Helfferich unter Arbeiter Ersaz in den großen Reserven junger fräftiger
der
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Und doch wäre es Sturzsichtigkeit, zu wünschen, daß Belassung in seinem Amte als Stell- Männer, die ihnen von selbst zuwuchsen. Michaelis im Amt bleibe oder durch einen Mann nach dem vertreter des Reichskanzlers von der Stellung Diese Zeit ist für lange vorbei. Die Blüte der Nation Herzen der Rechten ersetzt würde oder daß die Mehrheit zer- als Staatssekretär des Innern entbunden, den Unterstaats- liegt in den Massengräbern und in den Lazaretten. Sie läßt fiele und eine andt ze an ihre Stelle träte. Im Interesse des sekretär Wallraf zum Staatssekretär des Innern, den sich nicht zum Leben erwecken und dem übriggebliebenen Teil Landes und im Interesse des Friedens ist der Fortschritt zum Unterstaatssekretär Schwander zum Staatssekretär des kann nur in verhältnismäßig wenigen Fällen die frühere Leiparlamentarischen System und die Ernennung eines Kanzlers, Reichswirtschaftsamtes, den Direktor im Reichsschazamt stungsfähigkeit und die alte Straft zurückgegeben werden. Soll der sich auf die Mehrheit des 19. Juli ftügt, notwendig. Schiffer zum Unterstaatssekretär und den Geheimen das Deutschlands Wirtschaft nicht bis ins Mark treffen, dann Die Sozialdemokratie ist darum bereit, alles zu tun, um Oberregierungsrat Goldkuhle aus dem Ministerium der muß mit dem bisherigen System der Vergendie gegenwärtige Krise zu der Lösung zu bringen, die das öffentlichen Arbeiten zum Direktor im Reichsschazamt er- dung der menschlichen Arbeitskraft gründ Volksinteresse fordert. Bleibt diese Lösung aus, so wird das nannt. lich gebrochen werden. Drum geht das Wissellsche Referat von dem Zeitsatz aus:„ Das Ziel unserer Maßnahmen wird sein müssen: Erhaltung und Entfaltung alles menschlichen Lebens, Beseitigung und Fernhaltung alles dessen, was die Entstehung und größtmöglichste Entwicklung neuen Lebens hindert, Schutz der menschlichen Arbeitskraft, der höchsten
nicht ihre Schuld und, aus rein parteipolitischem Gesichts- Man muß daraus nicht, kann aber daraus schließen, daß punft, auch nicht ihr Schaden sein. Sie wird dann mit dem die Strife bis zum Wiederzusammentritt des Reichstags Anguten Gewissen, ihre Pflicht getan zu haben, ihre alte Stampf- fang Dezember in Schwebe bleiben soll. Für diesen Fall stellung wieder beziehen und in der Opposition, wie darf man auf das weitere Verhalten der Fortschrittlichen das ihren Ueberlieferungen entspricht, die Volks inter - Boltspartet und des Zentrums gespannt sein.