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Nr. 293. 34. Jahrg.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 25. Oktober 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Einbruch in die italienischen Linien.

Deutscher   Gegenangriff im Houthoulster

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Wald. Die Schlacht am Chemin- des­Dames. Französischer Vorstok bis

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Allemant und Chavignon. verlegung im Dünagebiet.

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Front­Deutsche Streitkräfte greifen am Isonzo   ein.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 24. Oktober 1917.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern   drängten unsere Truppen durch Gegenangriff den Feind fast völlig aus dem in unserer Abwehrzone noch be­setzten Streifen am Südrand des Houthoulster Waldes zurück; Gefangene blieben in unserer Hand.

Im Kampfgelände von Draaibank bis Zandvoorde nahm nachmittags das Feuer wieder erheblich zu; neue Angriffe er­folgten nicht.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

Die Franzosen begannen gestern in zwei Teilen einen großen Augriff am Chemin- des- Dames von dem Ailette- Grunde nördlich von Baugaillon bis zur Hochfläche nördlich von Baissy( 25 Kilometer).

Die vormittags südlich des Dise- Aisne- Kanal sich ent­wickelnden Kämpfe führten zu schwerem, wechselvollem Ringen zwischen der Ailette und den Höhen von Ostel. Der früh­morgens gegen unsere durch sechstägiges heftigstes Feuer zer­störten Linien anstürmende Feind fand starken Widerstand und fam wegen schwerer Verluste nicht vorwärts. Erst einem späteren, nach neuer Feuervorbereitung geführten und durch zahlreiche Banzerwagen unterstützten Stoß frischer französischer Kräfte von Westen her auf Allemant, von Süden auf Chavignon gelang es, in unsere Stellungen einzubrechen und bis zu diesen Dörfern vorzubringen. Dadurch wurden die dazwischen liegenden Stellungen unhaltbar. Bei der Zurücknahme der Truppen aus den in der Front zähe gehaltenen Linien mußten auch vorgezogene Batterien gesprengt und dem Feinde überlassen werden. Die Franzosen drängten scharf nach, doch wurde durch das Eingreifen unserer Reserven der feindliche Stoß südlich von Pinon, bei Bardesson und dem hart umfämpften Cha vignon auf. gefangen; weitere Fortschritte blieben dem Gegner versagt.

Die gleichzeitig auf der Hochfläche beiderseits des Gehöftes 2a Royere( südlich von Filain) angesetzten Angriffe mehrerer französischer Divisionen scheiterten trotz wiederholten Ansturms unter den schwersten Verlusten.

Abends schritt nach mehrstündigem Trommelfeuer der Feind zwischen Braye und Ailles zum Angriff. Zweimal stürmten dort seine Truppen tiefgegliedert vor; im Abwehrfeuer und stellenweise in erbittertem Nahkampf brach an dieser Front der Stoß der Franzosen   völlig zusammen.

2 Millionen Zentner Zucker auf Lager.

werden.

In örtlichen Rämpfen schte sich die Schlacht bis tief in die Nacht fort; fie ist bisher nicht wieder aufgelebt.

Unsere Truppen haben sich heldenmütig geschlagen. Auf dem östlichen Maas  - Uter spielten sich tagsüber südwestlich von Beaumont Grabenkämpfe ab.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Zwischen dem Rigaischen Meerbusen   und der Düna   nahmen wir in den Nächten bis zum 22. 10. ohne Störung durch den Feind unsere in breiter Front vor die Haupt­stellung weit vorgeschobenen Sicherungstruppen zurück, die in erfolgreichen Gefechten den Russen den Einblick in unsere Auf­stellung seit Anfang September verwehrt hatten.

Mazedonische Front.

Lebhaftere Artillerietätigkeit nur westlich des Ochrida- Sees und vom Vardar   bis Dojran, wo Vorstöße der Engländer ab­gewiesen wurden.

Italienische Front.

Die Gefechtstätigkeit in Tirol, Kärnten   und am Isonzo   ist merklich aufgelebt. Deutsche   Artillerie hat in den Feuerkampf eingegriffen, deutsche und österreichisch- ungarische Infanterie hat heute morgen bei Flitsch, Tolmein und im Nordteil der Hochfläche bon Bainsizza die vordersten italienischen Stellungen genommen.

Der Erste Generalquartiermeister. Lubendorff.

Abendbericht.

Berlin  , 24. Oftober 1917, abends. Amtlich. In Flander u starker Feuerkampf, am Chemin des- Dames nur geringe feindliche Artillerietätigkeit. Die Franzosen haben ihren Angriff nicht fortgesetzt. Im Often nichts von Bedeutung.

An der italienischen Front nimmt die gemein­fame Angriffsoperation den beabsichtigten Verlauf. Bisher find einige tausend Gefangene gemeldet.

Der österreichische Bericht. 28ien, den 24. Oftober 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Im Bereich unserer Truppen nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplatz.

An der ganzen Südwestfront nahm die Gefechts­tätigkeit erheblich zu.

Bei Flitsch, bei Tolmein und im Nordteile der Hoch­fläche von Bainsizza- heiligengeist brach österreichisch­ungarische und deutsche Infanterie nach mächtiger Artillerie­vorbereitung in die italienischen Linien ein.

Albanien  .

Südlich von Berat und beiderseits des Devoli  - Flusses tämpften unsere Sicherungstruppen mit Erfolg.

Plänen?

Der Chef des Generalstabes.

Der Kanzler des Unbewußten.

Bertreter der Reichstagsmehrheit einschließlich der Na­tionalliberalen haben vorgestern mit dem Chef der Kaiser­lichen Kabinettskanzlei, Herrn v. Valentini, eine Unterredung gehabt, und am selben Tag hat, wie amtlich gemeldet wurde, der Reichskanzler dem Kaiser Vortrag gehalten. Ueber den Erfolg jener Unterredung und jenes Vortrags verlautet nichts!

Den Konferenzen des Dienstag gingen Besprechungen der Mehrheitsparteien mit dem Reichskanzler voraus. In diesen wurde dem Reichskanzler nahe gelegt, sein Abschieds­gesuch einzureichen. Herr Michaelis hat sich schwerhörig ge­zeigt und hat, soviel bekannt, bis zu dieser Stunde sein Ab­schiedsgesuch nicht eingereicht. Man muß daraus schließen. daß er in seinem Vortrag beim Kaiser den Standpunkt ver­treten hat, es bestehe zu einem Kanzlerwechsel kein Anlaß.

Der Kaiser wird dadurch in eine sehr eigenartige Lage bersett. Es ist schwer, mit einem Ratgeber imzugehen, der sich nach dreimonatiger segensreicher Tätigkeit schon für so unentbehrlich hält, daß er, um im Amte zu bleiben, alles für die Krone zu riskieren bereit ist. Wie kann man einen solchen Mann in taktvoller Weise loswerden? Das ist das Problem, vor das die Kerone gestellt ist.

Bugunsten des Herrn Michaelis ist anzunehmen, daß er die Situation, in die er die Krone durch sein Verhalten bringt, in feiner Weise übersieht. Ihm fehlt das Verständnis dafür, daß es unter den gegenwärtigen Umständen für ihn eine Pflicht der Loyalität gegenüber seinem Auftraggeber ist, den erteilten Auftrag in dessen Hände zurückzulegen. Er steht nun einmal vor der Tatsache, daß der Reichstag   seine Cr­nennung zum Kanzler als einen Irrtum betrachtet, und er müßte dem Kaiser Gelegenheit geben, diesen Irrtum zu korri­gieren. Er müßte also unter allen Umständen sein Abschieds. gesuch einreichen, das der Kaiser, wenn er es für richtig halt, ja auch ablehnen kann! Aber daß ein Kanzler und Minister­präsident in einer solchen Situation sich auf den Standpunkt stellt, zu bleiben, er würde denn fortgejagt, das ist wohl ein Fall, der noch nie erlebt worden ist.

Herr Michaelis ist das bewußtlose Werkzeug in der Hand von Mächten, die dem Reichstag   die starke Faust zeigen wollen. Persönlich ist ihnen dieser Herr Michaelis recht gleich­gültig, und an seine staatsmännischen Fähigkeiten glauben sie wohl ebensowenig wie sonst ein Mensch. Aber sie sagen sich, daß nach allem, was geschehen, das Bleiben des Kanzlers im Amte eine Demütigung für den Reichstag be­deutet, und weil sie diese Demütigung wollen, nur darum wollen sie sein Bleiben! Darum haben sie diesem Unglücs. menschen eingeredet, daß er auf keinen Fall gehen dürfe, nd darum wird dem Kaiser gesagt, daß es schädliche Nachgiebig­feit wäre, wenn er sich auf den Rat des Reichstags von sement  ersten Ratgeber trennte.

Darüber darf man sich keinem Zweifel hingeben: es wird auf einen Konflikt hingearbeitet. Die Weichen sind so ge­Wir fragen, welche Interessenten stecken hinter diesen anderfahren sollen. Und natürlich würde man, wean es stellt, daß Hofzug und Parlamentszug aufein­Nur das Bestreben nach Preiserhöhung findet verständ- so weit käme, den anderen die Schuld geben und erklären, die nisvolles Eingehen. Schon fragt man sich wieder, ob nicht die machtlüsterne Reichstagsmehrheit" habe diesen Konflikt cr­aufbeschworen. Rübenpreise weiter erhöht werden sollen, obwohl erst Mißwirtschaft der Reichszuckerstelle. gegenwärtig der Zuderpreis im Kleinhandel um 10 bis 15 Pf. das Die machtlüfterne Reichstagsmehrheit"! Du lieber Gott  ! Damit wir nicht übermütig werden, hat die Reichszuderstelle Pfund heraufgesetzt wird. Bei einer Ernte von ungefähr 9 500 000 Diese machtlüfterne Reichstagsmehrheit" hat in ihrem bürger­2 Millionen Zentner Rohzuder der letzten Kampagne zurüd Tonnen Rüben, für die in Friedenszeiten pro Zentner 80 Pf. bis lichen Teil ein Tadelsvotum gegen den Stanzler abgelehnt, gehalten. Wir wären in der Lage gewesen, mehr Obst zu kon- 1 M. gezahlt wurden, erzielen die Rübenbauern bei dem gegen- obwohl sie es für berechtigt hielt, und sie hat Herrn Helfferich, servieren, es fehlte uns an Zuder, und wir gaben uns der Meinung wärtigen Preis von 2,50 M. ein Mehr von 285 Millionen nachdem er ihr ein paar Tage zuvor die Rockschöße gezeigt hin, es sei nicht mehr da. Es gab keinen Süßstoff, es fehlte an Mark; ganz abgesehen von der höheren Verwertung der Schnitzel hatte, das Gehalt bewilligt: alles um des lieben Friedens Fett, die Kinder und Säuglinge bekamen nicht genügend Milch, und Rübenblätter. Die Geschäftsabschlüsse der Zuderfabriken find willen. Man kann die Behutsamkeit, mit der Zentrum und Zuder wäre eine Aushilfe gewesen, aber die Reichsstelle stapelte glänzend. Trotzdem berechnet bei der Preisfestsetzung für Roh- Volkspartei allen Konflikten aus dem Wege gingen, begreifen Buder auf. Damit nun die Fabriken teine Not leiden, soll ihnen zucker die Reichszuckerstelle den Fabriken 1,80 m. pro Zentner aus ihrem dringenden Wunsch, das Reich in Zeiten äußerer für die aufgehäufte Ware eine Berzinsung von 6 Proz. gewährt mehr für Verarbeitung. Gefahr vor inneren Erschütterungen zu bewahren, man fann Jebt wird bekannt, daß die deutsche Regierung die Ausfuhr diese Weichheit auch tadeln, weil sie in Wirklichkeit Konflikte Man verlangt, nachdem diese Lagerbestände bekannt werden von 40 000 Zentner feiner Raffinade nach nicht vermeidet, sondern verschleppt aber man kann, ohne und die Zuckerrübenernte für die gegenwärtige Kampagne eine gute Schweden   gestattet hat. Das Stockholmer  " Tageblatt" teilt die dümmste und plumpfte Lüge auszusprechen, nicht von Ausbeute verspricht, die Herausgabe des Zucers. Aber eine vor- am 17. Oktober mit, daß die erste Sendung dieses Zuckers ange- einer machtlüfternen Mehrheit reden, die es auf einen Kon­fichtige Verwaltung erklärt, es handelt sich um Rohzuder, raffiniert kommen ist und an Konditoreien, Restaurants, flikt angelegt habe. fönne er nicht werden, da den Raffinerien Kohlen fehlen. Staffees und Bonbonfabriken verteilt wird. Das ist doch Wohin aber sollten die Dinge treiben, wenn uns dieser Warum sind diese Zuckermengen nicht im Sommer, wo der Kohlen-| eine starke Zumutung an die deutsche Bevölkerung, die in ihrem Michaelis als Truskanzler erhalten bliebe? Das wäre, mangel weniger erheblich war, raffiniert worden? Und sollte es Bedarf bis aufs äußerste eingeschränkt wird und nun erfahren wie schon gesagt, eine Demütigung, eine schwere moralische wirklich jetzt nicht möglich sein, für ein so wichtiges Nährmittel die muß, daß ein so wertvolles Nahrungsmittel nach dem Ausland geht. Kohlen bereit zu stellen? Der Beirat für Volksernährung wurde über diese Ab­Nicht genug damit, es wird bereits in Aussicht genommen, daß machungen gar nicht informiert, er erfuhr erst vom Ausland diesen die künftige Ernte an Rüben nicht restlos auf Zuder verarbeitet Vorgang. wird. Es fehle an Arbeitskräften und an Kohle. Also das Kriegs- Wenn eine gute Bewirtschaftung unserer Nahrungsmittel durch ernährungsamt bemühte sich im Vorjahr, den Rübenpreis von 1,80 geführt würde, unsere Sorge um das Auskommen wäre viel ge­Mark auf 2,50 M. zu erhöhen, um die Produktion zu fördern; ringer; aber die Mitwirtschaft in den Reichsstellen nun aber sollen die Rüben teilweise verfüttert werden. Wenn diese tennt teine Grenzen, sie treibt neue Blüten von Tag zu Nahrungsmittelpolitik im Kriegsernährungsamt noch Tag! weiter getrieben wird, dann werden wir schon eines Tages dahin tommen, wo uns unsere Feinde haben wollen.

Niederlage des Reichstags. Der Reichstag   aber ist die verfassungsmäßige Vertretung des deutschen   Volkes, das seit drei Jahren in den Schüßengräben blutet und daheim die ungeheuersten Opfer bringt. Dieses Volk darf Achtung verlangen, und so darf auch der Reichstag  , der seine Vertretung ist, auf Achtung nicht verzichten. Jede Mißachtung, die dem Reichstag begegnet, ist eine Mißachtung des Volkes, und jede Niederlage, die dem Reichstag zugefügt wird ist eine Niederlage des Volkes und wird von ihm als solche brennend empfunden werden.