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Nr. 299. 34. Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. dte fiebengespaltene Rolonel. zeile 60 Bfg Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Wort 20 Bfg.( qu fäffig 2 fettgebrudte Borte), jedes weitere Wort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Bort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Pig.. politische u. gewertschaftliche Vereins. Anzeigen 40 Pig die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 5. Uhr nachmitt. im Sauptgeschäft, Berlin S. 68, Lindenstraße 8, ab­gegeben werden. Geöffnet von 8 1hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 31. Oktober 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3.. Fernsprecher: Amt Morisplat, Nr. 151 90-151 97.

Vorwärts in Italien .

Starke englische Angriffe auf Passchendaele und bei Gheluvelt.

Udine genommen.

Vormarsch von

-

Norden und Osten an den Tagliamento.­Trommelfeuer in Flandern . Angriffe bei Paschendaele und Gheluvelt. Deutscher Vorstoß rechts der Maas . Amtlich. Großes hauptquartier, 30. Oftober 1917.( 2. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern war die Artillerietätigkeit im Abschnitt Digmude mit furzen Unterbrechungen lebhaft.

Zwischen dem Houthoulster Walde und dem Kanal Comi­nes- pern erreichte der Feuertampf gestern zeitweilig große Stärke. Er blieb auch nachts heftig und hat sich heute morgen zum Trommelfeuer gesteigert.

Seeresgruppe Deutscher Kronprins. Beiderseits von Braye am Chemin- des- Dames faßten die Franzosen gegen abend ihr Feuer zu träftiger Wirkung zusammen. Nach vorübergehendem Nachlassen hat sich der Artilleriekampf feit Tagesanbruch dort wieder verstärkt.

Auch in den anderen Teilen der Bergfront war der Einsat der Artillerien größer als in den letzten Tagen.

Auf dem rechten Maas - Ufer brachen bewährte Kampftruppen nach wirksamer Feuervorbereitung in die feindlichen Stellungen nordwestlich von Bezonvaux ein. Die in 1200 Meter Breite er oberten Gräben wurden gegen 4 bis in die Nacht wiederholte Angriffe starter franzöfifcher Kräfte gehalten. Mehr als 200 Ge­fangene find eingebracht worden, der Feind hat schwere blutige Berluste erlitten.

Bei den anderen Armeen riefen eigene und feindliche Erkun dungsvorstöße mehrfach lebhafte Artillerietätigkeit hervor. Auf dem

und an der

Deftlichen Kriegsschauplat

Mazedonischen Front

feine größeren Kampfhandlungen.

Italienische Front.

Ubine ift von den verbündeten Truppen der 14. Armee ge­nommen! Der bisherige Sit der italienischen obersten Heeres­leitung ist damit am 6. Tage der erfolgreichen Operation in unsere Hand gefallen.

Unaushaltsam, keiner Anstrengung achtend, brängen unsere Divisionen in der Ebene dem Lauf des Tagliamento zn.

Die Flucht des italienischen Heeres.

einwohner zusammen.

An den wenigen Uebergängen des durch die Regengüsse hoch­angeschwollenen Flusses staut sich der Rückzug des geschlagenen feindlichen Heeres.

Die aus Kärnten vorgehenden Truppen haben auf der ganzen Front venezianischen Boden betreten und sind im Vorwärtsdrängen gegen den Oberlauf des Tagliamento .

Der Erste Generalquartiermeister.

Lubendorff.

Abendbericht.

Berlin , 30. Oktober 1917, abends. Amtlich. Dem Trommelfener auf dem Schlachtfelde in Flandern folgten starte englische Angriffe auf Pas­fchendaele. Das Dorf ging verloren. Kraftvolle Gegenangriffe warfen den Feind wieder hinaus.

Bei Gheluvelt brachen früh und nachmittags An­griffe der Engländer bintig zusammen.

Am Chemin- des- Dames und auf dem Ostufer der Maas lebhafter Artilleriekampf.

Im Osten nichts Wichtiges.

In Italien geht es vorwärts.

Der österreichische Bericht. Wien , den 30. Oftober 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplah.

Die durch die zwölfte Isonzoschlacht geschaffene Lage wirkt bis in die Gebirge am obersten Tagliamento zurüd, wo die Kärntner Armee tes Generalobersten Freiherrn von Krobatin jeden Widerstand überwindend auf venetianischem Boden rasch süd- und westwärts Raum gewinnt. Die Streitkräfte des Generals der Infanterie Alfred Kraus haben schon am 28. mittags die erste Bresche in das weitauslaufende befestigte Lager von Gemona geschlagen, indem sich das tapfere untersteierische Schüßen- Regiment Nr. 28 durch Handstreich des Panzerwerks auf dem Monte Lanza bemächtigte. Das entscheidende Vor­gehen der verbündeten Truppen des Generals von Below ist durch den Gewinn von Ibine gekrönt worden. Weiter südlich wälzen fich, noch getrennt durch unfere im Küstenland verfolgenden Armeen, die regellosen Massen des geschlagenen Feindes gegen den hochgehenden unteren Tagliamento zurüd. Die Räume hinter den Fronten der Berbündeten erhalten burch lange Gefangenen züge und durch die Kriegsbeute vielfach das Ansehen eines ita­lienischen Heerlagers.

Deftlicher Kriegsschauplah und Albanien . Nichts zu melden.

Der Chef bes Generalstabes.

Zur Kanzlerfrage.

Die Mission des Grafen v. Hertling ist noch nicht erledigt. Er verhandelte auch am Dienstag mit den Parteien, zunächst ohne einem positiven Ergebnis näherzukommen. Es tauchten jedoch im Laufe der Ver handlungen Kombinationen auf, die den liberalen Parteien eine Kanzlerschaft Hertlings weniger unan­nehmbar erscheinen ließen. Die Verhandlungen wer­den, wenn auch mit geringer Aussicht auf Erfolg, heute fortgesetzt.

Der Plan, das Kanzleramt bom preußischen Mi nisterpräsidium abzutrennen, ist fallen gelassen worden. Auf den Abgang des Vizekanzlers Dr. Helfferich wird mit Bestimmtheit gerechnet.

Die Zurückhaltung, mit der die Presse der Rechten die gegenwärtige Regierungsfrise behandelt, liefert eine neue Bestätigung des alten, psychologischen Erfahrungsfazes, daß sich die Menschen mit Tatsachen leichter abfinden als mit bloßen Vorstellungen. Die konservative Presse hat das, was jest geschieht, seit Jahren mit der größten Erbitterung be­tämpft und den Eindrud zu erweden versucht, als müßte der Himmel über Deutschland einstürzen, wenn ihre Warmingen in den Wind geschlagen würden. Wäre diese Presse fonsequent, fo hätte sie jetzt gegen die Verhandlungen des Grafen Hertling mit den Parteiführern den schärfften Protest erheben und jeden Kanzler als für sie unannehmbar bezeichnen müssen, der bor der Annahme seines Amtes mit den Parteien unter­handelt. Aber dieser Protest ist nicht nur ausgeblieben, for dern die konservative Reichstagsfraktion selbst hat sich sofort den neuen Verhältnissen angepaßt. Unter den Parteivertre­tern, mit denen Graf Hertling wegen der Uebernahme des Ranzleramts verhandelt hat, befindet sich auch Graf West arb. Und soviel man weiß, hat der fonjervative Parteiführer mit dem Kanzlerkandidaten gesprochen, als ob es seit jeher in Deutschland selbstverständlich wäre, daß ein Mann, der Kanzler werden will, sich zuvor mit dem Reichstag ins Bc­nehmen sett.

Das Unwahrscheinliche von heute ist das Selbstverständ­liche von morgen. So ist es noch immer in Zeiten gewesen, in denen weltgeschichtliche Elementarmächte in die Speichen der Entwicklung griffen. Da wird mit einemmal zur Tat­sache, worüber jahrelang in Worten gestritten worden ist, wie 3. B. über die Einigung Deutschlands vor 1870/71, und fiche da: eingebildete Gefahren entpuppen sich als leere Schred­gespenster, die in Nebel zerfließen. Der Bekämpfte gilt den Bekämpfern dann nicht mehr als so bekämpfenswert, das Er­rungene aber auch den Erfolgreichen nicht mehr so erstrebens. mert. Die Wirklichkeit ist immer nüchterner als die Illusion.

Vollkommen ist keine Regierungsform. Und gingen wir Die Zukunft der Kornilow - Affäre. heute zum ausgesprochenen und nach außen hin als solches Hungersnot und Aufstandsgerüchte in Petersburg . deflarierten parlamentarischen System über, so wären damit Stockholm , 30. Oftober.( Eig. Drahtber. des Vorwärts.) noch nicht alle Schwierigkeiten aus der Welt geschafft. Trok­Das Interview Matlatows in Dagens Nyheter " dem wird man heute sagen dürfen, daß der Reichstag , wenn Vormarsch zum Tagliamento. offenbart die wachsende Zuversicht der russischen Antidemo- er nur bei der Stange bleibt, einen guten Anfang ge­fraten. Die Tragikomödie der Kornilow Affäre, in macht hat. Was seit Ostern dieses Jahres an innerpolitischen Berlin , 30. Oftober. Das gefchlagene italienische Isonzo welcher Kerensti anfänglich eine Heldenrolle usurpierte, Fortschritten angebahnt worden ist, soll nicht unterschätzt wer­heer wälzt sich in wilder Flucht auf allen Straßen dem Sumpfgebiet während er jetzt durch die Protokolle der gerichtlichen Unter- den. Schon deshalb nicht, weil damit bewiesen ist, daß politi­bes Tagliamento zu. Der Rückzug wird erschwert durch den Strom suchung schwer belastet ist, wird durch Matiakows Aeußerung scher Fortschritt möglich ist ohne Schwächung der Verteidi­der flüchtigen Zivilbevölkerung, die in vollem Entschen westwärts zicht gekennzeichnet, daß Konilow nichts anderes als die Wieder- gungsfraft nach außen und ohne Erschütterung im Innern. und mit Hab und Gut die durch den Gewitterregen aufgeweichten herstellung der Armeedisziplin, wenngleich in bizarrer Weise, Nicht der notwendige Fortschritt ist die Gefahr, sondern die Straßen bebedt. Bereits brängt sich an ben wenigen Uebergängen anstrebte. Maklakows Darstellung bestätigt die von den Gefahr ist der Widerstand, der sich ihm entgegenstellt. über den verästelten Fluß der Strom flüchtiger Heeresteile und Landes- Bolschewisten geäußerte Erwartung, daß die Regierung die Aus der Meldung, die wir an die Spize dieser Betrach­Kornilowfache im Sande verlaufen lassen wird. tungen gestellt haben, geht hervor, daß, entgegen den Nach­Die wichtige Stadt Udine , der bisherige Zentralpunkt der Bemerkenswert ist auch die Polemik dieses Diplomaten gegen richten gestriger Abendblätter, die mission des Grafen italienischen Heeresleitung und der Versorgung der Ifonzoarmee, die Sozialisten, obgleich die ihn entfendende Regierung den Sertling noch nicht als endgültig erledigt angesehen wer liegt ichon weit im Rüden der siegreich und ungestüm Stempel der Koalition trägt. Nicht minder bemerkenswert den kann. Das heißt nicht, daß Hertling dem Reichstag auf­vorbringenden Verbündeten. Auch an der Kärntner ist, daß Matlakow offen sein Bedauern darüber ausspricht, daß genötigt werden soll, sondern es heißt, daß man Mittel und Front gibt der Feind dem konzentrischen Druck nach und weicht in Rußland feine parlamentarische Revolution, Wege fucht, um die Parteien einer Kanzlerschaft Hertlings ge­Richtung auf den Oberlauf des Tagliamento , von unseren sondern eine Revolution der Gasse durchmachte. neigt zu machen. Für diese bat fich namentlich eine Persönlich­Petersburg, 30. Oftober.( Meldung der Petersburger Tele- feit stark eingefeßt, die bei den Mehrheitsparteien großes Ver­Die italienische Breffe sucht weiterhin dem Bolf die Katastrophe graphen- Agentur.) Der Bürgermeister von Petersburg liek trauen genießt, und dadurch hat sich das Bild wieder etwas zu verheimlichen unt spricht von kleinen Vorteilen der Verbündeten, einen Aufruf an die Bevölkerung anschlagen, in welchem augunsten des Grafen Hertling verschoben. die in feiner Weise die starke italienische Verteidigung erschüttert er erflärt, daß die Provinzen, welche Mehl erzeugten, die Sollte, was uns wahrscheinlich und, wie wir nochmals hätten. Hauptstadt nicht mehr beliefern wollten, die hierdurch ernstlich mit wiederholen, erwünscht ist, eine andere Lösung der Hungersnot bedroht fei. Gleichzeitig fordert der Bürgermeister die Kanzlerfrage gesucht werden, so wird auf den einge­Transportdienst noch mehr zerrütteten, tönnten diefe Hungersnot zu geeignete Persönlichkeit zu finden sein. In der Presse ist Einwohner auf. Ruhe zu bewahren, denn Rubestörungen, welche den schlagenen Wege der Fühlungnahme mit den Parteien eine einer unmittelbaren machen.

Divisionen verfolgt.

Wien , 30. Oktober. Aus dem Kriegspreffequartier wird mittage gemeldet: Die Berfolgung des geschlagenen Gegners gegen den Hochwasser führenden unteren Tagliamento ist im vollen Gange. Die Armee des Generalobersten v. Krobatin ist in Borrüdung im Gebirgslande am obersten Tagliamento be­griffen und steht bereits überall auf venetianischem Boden.

Angesichts der andauernden Gerüchte, daß die Marimalisten eine schon eine Reihe von Namen genannt worden, von denen bewaffnete Erhebung vorbereiten, hat der Militärgouverneur von keiner der Mehrheit unannehmbar ist, mancher sogar recht Petersburg , um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, alle Ber - willkommen wäre. Es ist falsch, wenn die Presse der jammlungen, Umzüge und Kundgebungen untersagt und fordert die Rechten behauptet, die Mehrheit tönne sich auf keinen Stan­Soldaten der Garntion Petersburg auf, nicht in die Falle der Bro- didaten einigen. Aber wahrscheinlich ist diese Falschmeldung bokateure zu gehen, sondern ruhig zu bleiben. nur in die Welt gesetzt worden, um nach ihrer Widerlegung