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Nr. 299

1917

Luther  .

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

3m Geiste Suttens gesprochen:

Je fchwerer fich ein Erdenfohn befreit, Je mächt'ger rührt er unl're Menfchlichkeit. Der felber ich der Zelle früh entiprang, Mir graut, wie lang der Luther drinnen rang! Er trug in feiner Bruft den Kampf verhüllt, Der jetzt der Erde balben Kreis erfüllt. Er brach in Codesnot den Klofterbann, Das Größte tut nur, wer nicht anders kann! Er fühlt der Zeiten ungebeuren Bruch and felt umklammert er fein Bibelbuch.

In feiner Seele kämpft, was wird und war, Ein keuchend hart verfchlungen Ringerpaar. Sein Geilt ist zweier Zeiten Schlachtgebiet Mich wundert's nicht, daß er Dämonen ficht! T.& Meyer( Huttens lekte Lage").

Die 95 Thefen.

Von Chr. Boed.

Schon früh, fon feit Luthers Beiten rechnet man als Beginn der Reformation, den 31. Oftober 1517, an dem Luther feine 95 Thefen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg   schlug. Es war, äußerlich betrachtet, eine zufällige Tat; jedenfalls war fie ge­fheben ohne Absicht der Folgen, die sie tatsächlich gehabt hat. Ge­messen an diefen Folgen wirft sie wie der verirrte Funke, der eine Bulberladung zur Entflammung bringt. Unverhältnismäßig groß im Bergleich zu dem, was mit ihr gewollt war, war die Wirkung, die sie ausgelöst hat.

Mittwoch, 31. Oktober

Udine  .

Eine echt italienische Stadt. Heber engen, winkligen und ge­

An und für sich ließ sich der Gedanke des Ablaffes innerhalb des fatholischen Systems wohl rechtfertigen. Der Gläubige, der durch das Sakrament der Buße Vergebung der Sünden erlangt, ist da­mit frei von Schuld und ewiger Strafe. Aber auch dann bat er wundenen Gassen erhebt sich, ein charakteristisches Wahrzeichen, der noch zeitliche Strafen und Bußübungen, welche die Kirche aufau- fechsedige Campanile( Glockentum) des Doms von Udine  ; das alte erlegen hat, zu tragen. Diese Strafübungen nun fann der Papst Kastell, das den Mittelpunkt der inneren Stadt bildet, thront auf erlassen, und zwar steht ihm dazu der Schatz der guten Werke zur seinem Hügel wie eine Zwingburg über das Gassengewire zu seinen Verfügung, welche Christus und die Heiligen erworben haben. Für Füßen. Aber längst hat dieses Kastell seine einstige Bedeutung ver­ den   Erlaß dieser zeitlichen Strafen, die sonst unter Umständen noch loren; beute ist es staferne. Und über diesem Stastell, über den im Fegefeuer abgebüßt werden müssen, werden fleinere Leistungen stattlichen Mauern und Türmen der alten, gutgebauten Stadt strablte gefordert, wie z. B. in diesem Falle Geldgeben für den Bau der in diesen Tagen der flare Himmel der friulanischen Land­Blau, das die Herzen Peterstirche in Rom  . Aber wie fonnte das Bolt diefe feinen Unter- fchaft mit jenem fatten, tiefen die gunt ersten Male aus der schiede verstehen? Ihm war nichts anderes llar, als daß es Ber  - aller Nordländer entzückt, farnischen Alpen über Bontebba gebung der Sünden hatte, wenn es Ablaßbriefe faufte. Dazu kam zerriffenen Gebirgswelt der in diese lachende, fruchtbare bene hinabsteigen. In jenen uns das Verfahren der Ablaßhändler, die die Sache so grob wie möglich ane faßten und marktschreierisch darstellten, um möglichst viel Geld fo fern dünkenden Tagen, da der Italienreifende hier zuerst seinen für ihre Auftraggeber herauszuschlagen. Sobald das Geld im Fuß auf den Boden des Welichlandes fegte, waren Leben und Staften flingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt", oder daß bier Treiben in Udine   heiter und sorglos, sunt und abwechselungsreich. Das ist im Kriege anders geworden. Udine  , diefer wichtige Vergebung zu haben wäre, selbst wenn einer die Mutter Gottes geschändet hätte, das waren so Beispiele ihrer Anpreisungsmethoden, Knotenpunkt aller Bahnlinien im öftlichen Benetien, wurde der Aus­gangspunkt für den gewaltigen Heerbann, den der einstige Ver­die Luther   geißeln mußte. Er selbst fühlte sich mit seinen Thesen noch durchaus aufbündete aufbot, um über den fonzo in das österreichische Stüsten­land und auf Triest  , nordwärts aber gegen den Alpenwall vorzu­fatholischem Boden stehend. Er denkt gar nicht daran, den Ablaß selbst anzugreifen. Wer gegen die Wahrheit des aposto- stoßen. Sier schlug der General Cadorna   fein Hauptquartier auf; hier residierte ber König Bieter Emanuel. Bon lischen( päpstlichen) Ablasses redet, der sei verbannt und vers flucht". Desto schärfer freilich wandte er sich gegen sene ben in Udine   einmündenden Bahnen find die beiden wichtigsten die Strecken Udine- Bontebba und Benedig- Udine- Cormons. Zwei Mißbrauche im Ablaßbandel, von denen er voraussetzte, daß sie durchaus gegen den Willen des Papstes geschähen. Den Bapst und Anschlußbahnen führen von hier nach Portogruaro   und nach Civi­ dale  . Ungeheuer muß in efen Tagen des plöglichen Busammen feine Stellung anzugreifen, daran dachte er feineswegs. Gott  bergibt durchaus feinem die Schuld, den er nicht zugleich dahin bruchs, der Verwirrung der Ansturm der zurüdflutenden Heeres­bringt, fich demütig Gottes Stellvertreter, dem Priester, zu unter- maffen auf die von Udine   ausgehenden Bahnlinien gewesen sein, werfen. Auch das Fegfeuer ist thm eine Wahrheit, wenn er auch zumal gleichzeitig auch das italienische Hauptquartier genötigt war, behauptet, daß der Ablaß der Seelen im Fegfeuer feine einzige die lucht zu ergreifen. Dazu die Massenflucht der Bevölkerung, Strafe erläßt, die sie in diesem Leben nach den firchlichen Sagungen die in der Stadt selbst etwa 30 000 Seelen beträgt. hätten büßen müssen. Luther   hat seine Thefen keineswegs als Stadt, in architektonischer Hinsicht ihr bedeutendstes profanes Bau­Unmittelbar zu Füßen des Kastells erhebt sich das Rathaus der Rampfruf gegen die katholische Kirche   verstanden. Und doch war ihm schon längst ein Verständnis der Glaubenswert. Der stattliche Bau bildet gewiffermaßen ein Abbild des dinge aufgegangen, das ihn, wie es allmählich zu den darin liegen- Dogenpalastes von Venedig  . Im Jahre 1876 ist das alte Rathaus den Folgerungen fich entwickelte, notwendig über den Bezirk der katho- abgebrannt; es wurde jedoch im ursprünglichen venezianisch- gotischen Stile geschmackvoll erneuert. Dem Rathaus gegenüber liegt die lischen Kirche hinausschob. Deutlich tritt das auch in den Thesen zu Halle mit dem Uhrturm, oben zwei die Glode schlagende Männer; Denn was bebeutete der Thefenanfchlag für Luther   tage. Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium felber? Er war im Grunde nichts anderes als ein Stüd seines ber Herrlichkeit und Gnade Gottes." Jeglicher Christ hat, wenn er der Marcuslöwe unter der Uhr weist auf die einstige Herr­Auf dem Plaze steht die Statue regelmägigen Tagewerfe. Als Profeffor der Theologie und als in aufrichtiger Neue steht, vollkommenen Erlaß von Strafe und schaft Venedigs   hin. ber Friedensgöttin errichtet zur Erinnerung an Seelsorger äußerte er sich zu Vorgängen, mit denen er sich amtlich Schuld auch ohne Ablaßbriefe." Und gleich die erste These:" Da den auseinandersezen zu müssen glaubte. Der Ablaßhandel, wie er unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: tut Buße, hat er Frieden von Campo Formio. In der Mitte der Piazza das damals betrieben und wie er durch Tezel in die Nähe seines gewollt, daß alles Leben der Gläubigen Buße fein soll." Das hat unvermeidliche Victor- Emanuel- Denkmal. Der schon erwähnte Dom Wirkungsfreises getragen wurde, veranlagte ihn notgedrungen zu man ficher gleich herausgefühlt, daß hier ein Neues, Befreiendes ist ein Gotteshaus in romanischem Stil mit schönen Säulen. Kost­einer Aeußerung, um den verwirrten Gewissen seiner Beicht- und Beglückendes sich erhob. Auch mystische Klänge wurden ange in der Tiepolo  - Galerie befinden sich zwölf berühmte andbilder bare häge italienischer Stunft birgt auch der erzbischöfliche Balast, kunder zu belfen und um sich selbst wissenschaftlich Klarheit über schlagen, wie in dem eigenartig anmutenden 16. Sat: wie mich und brei Deckengemälde Tiepolos. Ein einzig dastehendes Meister­diese Frage zu verschaffen. Su letterem benutte er die damals dunft, unterscheiden sich Sölle, Fegfeuer, Simmel genax so, wie verwerf ist auch das Deckenbild des Treppenhauses, das von der Hand übliche Form des wissenschaftlichen Gedankenaustauschs, indem er durch zweifeln, beinahe verzweifeln und des heiles gewiß sein." Daß Anschlag an die Kirchentür, gleichsam an das schwarze Brett, bekannt diese neue Glaubensauffassung, die dem Ganzen zugrunde liegt und Tiepolos den Sturz Lucifers   zeigt, eine Malerei mit fühniter per­gab, daß er bereit sei, über die Frage des Ablasses mit jedermann, es unsichtbar trägt, den Beitgenosien alsbald zum Bewußtsein ge- ba Udine   beherbergt auch das Museum auf dem Kafted, von dessen spektivischer Berkürzung. Gemälde von Tiepolo   uns von Giovanni der dazu bereit fet, zu disputieren und zu diesem Zwed tommen ist, fann wohl nicht bezweifelt werden. 95 Sätze formulierte. Der Eingang des Ausschreibens lautete daher: Nicht mißzuverstehen waren aber die Tone, die Luther   anschlug, Binnen man eine herrliche Aussicht auf die Bandschaft Friaul   und Aus Liebe zur Wahrheit und aus dem Verlangen, sie an den Tag um den Mißbrauch im Ablaßwefen zu befämpfen. Es war der erste die Kette der schneebedeckten Alpenriesen am Horizont genießt. zu bringen, foll über nachfolgende Säge zu Wittenberg   disputiert Stampfruf des Riefen, der dazu berufen war, den Streit gegen eine werden unter Vorsiz des ehrwürdigen Vaters Martin Luther  , der ganze Welt zu befiehen. Wie mußte ein Gaz wie diefer wirken: Notizen. freien Stünste und der h. Theologie Magister, der letteren auch wenn der Bapft den Schacher der Ablaßprediger wüßte, würde er ordentlicher Lehrer daselbst. Er bittet daher, daß die, welche nicht lieber den Dom St. Petri zu Asche verbrennen lassen, als daß der mündlich in persönlicher Anwesenheit mit uns sich unterreden fönnen, felbe von Haut, Fleisch und Stnochen seiner Schafe sollte erbaut es abweiend auf schriftlichem Wege tun wollen. Im Namen unseres werben." Das war ein erlösendes Wort, das um so tiefer greifen Herrn Jefu Christi. Amen." Das Ganze war in lateinischer mußte, als er aus einem ernsten Gemüt tam. Auch die scharfe prache geschrieben, in Fachausdrücken gehalten und daher keines Waffe der Jronie schwang er schon, der sich bald als ein Meister Kunstwerte werden glänzend bezahlt. Die wegs als Flugschrift für die Allgemeinheit gedacht. Niemand hat der Rede in Angriff und Berteidigung bewähren sollte. Die Schäße Versteigerung der Kunstwerke aus dem Nachlasse des Malers Kraus  fich daher mehr als Luther   felbft gewundert, daß diese Aus- des Evangeliums find die Rege, mit denen man vorzeiten die reichen brachte 1 200 000 m. Zwei fleine Bilder von Franz Hals   brachten führungen, bald ins Deutsche   übertragen, so ungeheures Aufsehen Leute gefiicht hat. Die Schäße der Ablässe sind dagegen die Nege, 162 000 und 115 000 m. Auch die Bücherpreise halten fich auf erregteu und nach 14 Tagen in ganz Deutschland   bekannt waren, mit denen man jezt den Reichtum der Leute fischt." Und einer fabelhaften Höhe, wie die Bersteigerung des Nachlasses von was für jene verlehrsarmen Zeiten faft unglaublich erscheint. Sie ferner: Die Abläffe, welche die Ablaßprediger als größte Gnaden Brofeffor Graef erties. Für besondere Drude( Erft, Künstler­schlugen wirklich ein wie der Funte ins Bulverfaß. ausrufen, find freilich dafür zu achten, insofern sie ihnen Hundert-) wurden Preise von 500 bis 2000 m. erzielt. Die Bücher­viel Geld einbringen." Solche Worte haben mächtig im ganzen narretei des neuen Stulturellen ist erheblich. Für einen Brief Peters Lande widergebaut und überall die Menschen erregt. Man ipürte, Sülle worin er vielleicht um 3 M. Vorschus bittet daß hier eine Straft sich erhob, die wirklich imftande war, das Wert 40 M. angelegt. der Befreiung, nach dem sich die meisten sehnten, nicht nur anzu­greifen, sondern auch durchzuführen.

Wie war das möglich? Nun, es mußte eben der Unfug des Ablaßwefens die Gemüter schon lange bedrückt, wie das äußerliche Gebaren der Kirche überhaupt die Ernstergesinnten verlegt haben. Die ganze Zeit war politisch, fozial und religios in gärender Stimmung. Luther   muß dann den richtigen Ton getroffen haben, den wir freilich nicht mehr so nachempfinden tönnen, weil wir nicht mehr umrauscht sind von der Musik jenes Zeitalters, die nur den Mitlebenden erllingt, und zu der der Ton, den Luther   anschlug, die Auflösung gewesen sein muß. Das alles läßt sich nicht nach fonstruieren, zubiel des Unwägbaren spielte da mit. Was wir müh­fam wiederherzustellen suchen, kann nach dieser Richtung hin nur Stückwerk bleiben.

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Die welsche Nachtigall.

Der Roman eines sterbenden Jahrhunderts. Von R. Francé.

N

Lediglich weil das der Fall war, haben die Thesen über eine Tageserregung hinaus den Wert einer geschichtlichen Tat erhalten. Aus dem Unbewußten ist diese Tat entstanden und trägt schon da. mit den Stempel der Größe.

nachdem

Die Bücherei, Der jüngste Tag", worin der Ver­lag Kurt Wolff   charakteristische Arbeiten junger und jüngster Dichter zum Preis von 80 Pf. bietet, hat es bereits auf 50 Numunern ge­bracht. Es sind darin u. a. Sternheim, Brod, Werfel  , Hasenclever, Edschmid, Schidele vertreten.

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werden

Was ist ein Ersagmittel? Diese Frabe behandelte für das Nahrungsmittelgewerbe die Hauptversammlung der deutschen   Nahrungsmittelchemiker, die in Berlin   tagte. Die Auffaffung ging babin, daß das wichtigste am Nahrungsmittel fein Nährwert iei, alfe müßten auch Grsagmittel dem Berbilde in dieser Hinsicht ähnlich sein. Bei der Behandlung der einzelnen Erfaß­mittel wurde weitestgehender Schuh des Pablitums verlangt.- Die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie wird im No­bember ihre Arbeiten aufnehmen.

er den Rückzug Rückzug der andern gedeckt. Und haus ihn für den Augenblick deffen Augen entzog; schon wollte als Besl mit dem Suffurs antam, besuchten gerade jer in die Proviantgasse einbiegen, um über den Holzmarkt noch zwei dunkle Gestalten in Verwirrung im Hof umher, die feine Wohnung zu gewinnen da sah er von dorther eine den richtigen Ausgang nicht finden konnten. Eine davon Gestalt auf sich zukommen, in der ihn seine Erregung einen stolperte über den Galanteriedegen an ihrer Seite und fiel weiteren Verfolger vermuten ließ. Nun war guter Rat teuer. Dem Adel sein Piedestal, dem Fanatismus feinen hin. Daran erkannte Best feinen Mann. Sofort warf er Nur ein Beg blieb gerade aus durchs Gäßchen, wenn es auch Talisman entrissen, daß eine Revolution, die dem Klerus fich auf ihn. Der langerfehnte Moment war Bonne für sein an die Stadtmauer und damit vor neue Bachen führte. In seine Goldgruben abgekauft, die so viel Kutten zerrissen, so Herz. Dieser Schuft, heimlich also ein Erzrevolutionär, wagte der höchsten Not bot der Zufall Rettung. Bie, wenn er biel Priesterhüte und Diademe heruntergeschlagen hat, daß es in den Dienst der Geheimpolizei zu treten und gerade durch's Zipfelgäßchen schlüpfte, den Schlüssel anm Seybolds­eine solche Revolution keinen Feind gegen sich aufgehegt haben ihm war es bergönnt, den Burschen dingfest zu machen und dorffchen Garten hatte er ja zur Hand. Und einmal dort zum ſollte." sich damit die persönliche Genugtuung für den ihm an interförtchen hineingehuscht, war er geborgen. Mit stechendem Blick musterte er den bleich auf- getanen Schimpf zu holen. gesprungenen Sekretär, während die Studenten johlend, Sierher," brüllte er seinen Soldaten zu, den da bindet, lachend, die zwei Duellanten umringten. Einige pfiffen, das ist der Haupträbelsführer." andere sangen ein Spottlieb auf den Statthalter, wieder Michalansky machte, einmal gepadt, gar feine besonderen andere debattierten mit Dr. Bidmont, der zur Besonnenheit Anstrengungen mehr, fich des Armes der Staatsaufsicht zu mahnte. ermehren. Er achtete nur darauf, daß Beißer nichts davon merte und zwinkerte dann den Polizeisoldaten, denen er willig die Hände vorstreckte, au.

Da trat Solms vor und legte die Hand auf die Brust. Das ist abscheulich! Gewiß, ich habe nie geleugnet, daß auch die Mächtigen Verbrechen begangen haben in der Welt geschichte, ich sage selbst, daß der Frondienst zu hart, die Atzisen zu hoch sind, daß es unwürdige Priester gibt, aber..." sches Michalanskys Gesicht erschien in dem Ausschnitt, von dem aus ihm Besl betrachtete, in diesem Augenblickt wie eine Teufelsfrage des Sieges.

Bin im Auftrag der Polizei dabei g'wen!" Doch Besls scharfes Ohr hatte das gehört und höhni Gelächter quittierte die Anbiederung.

"

Das war auch zum legten Mal, Bürschle, wissen's beffer, was der Mosjeh auf dem Kerbholz hat- er wird schon sehen."

Da unterbrach etwas unvorhergesehenes alle Rede und Er sagte es wie ein Racheengel, dann erst wandte er sich Gegenrede. Der Bartlfrämer näherte sich Peißer als dem dem inzwischen auch unterlegenen Beiger gu, der Veranstalter des Abends mit allen Zeichen des Schreckens feuchend, Schaum borm Munde, mit vom Raufen blutenden dieser schrie plötzlich: Händen dalag.

"

Die Polizei ist im Hof."

Der Polizeisoldat, dem die Verfolgung des leichtfüßigen Flüchtlings anvertraut war, heste mur folange außer Atem, als er vermutete, daß sein Vorgesezter ihn im Auge haben konnte, dann verfiel in einen gemächlicheren Erab, der ihn denn auch binnen Kurzem sein Bild aus den Augen ber­lieren ließ. Unschlüssig stand er in der Proviantgasse und verschnaufte, als der Eselsbräumeister, bei dent in selbiger Nacht der Storch eingefehrt war, eiligen Schrittes einher Elapperte, um die Webfrau zu holen. Er hatte niemanden Taufen gesehen und so konnte der wahrheitsliebende Mann der Ordnung völlig reinen Gewissens an den Ort der Ver­schwörung zurückkehren und dort dem unzufrieden brummen­den Besl melden, er habe zwar sein Möglichstes getan, aber der Kerl sei auf einmal in der Broviantgasse in einem Hause verschwunden, als habe ihn der Teufel selber geholt.

Solms atmete tief auf, als er leise das förtchen hinter fich zudrückte. Vom Laufen war er so erschöpft, daß er auf Best war gewandt. Sofort eilte er durch den Laden des die nahestehende Gartenbank niederfant. Und im Stuhen Sofort hatte jemand die Geistesgegenwart, den Leuchter Bartlfrämers mit dem jetzt ebenfalls freigewordenen dritten tehrten langsam auch die Gedanken wieder, die von der kopf­mit den Sterzen umzuwerfen. Besi sprang auf, fiel in der Soldaten und sah noch an der Straßenecke den lekten der losen Flucht zurückgedrängt, bisher dem beherrschenden Gefühl Dunkelheit über einen Dachsparren, erhob sich aber fluchend Verschwörer verschwinden. Er hetzte den Stadtgardisten wie gewichen waren, nicht in der Gesellschaft der Amizisten von wieder und eilte, so gut es ging, mit dem Polizeisoldaten, einen Jagdhund auf diese Spur und kehrte dann auf den der Behörde betroffen zu werden. Hatte man ihn erkannt? den der Entenmelber inzwischen zur Stelle geschafft, die Schauplatz feines Sieges zurück. Er suchte nach seinem Chef, Und wenn nicht, waren nicht doch welche der anderen der wadlige Treppe hinab. Er tam noch gerade zu dem Hand- den Sekretär von Solms, der sich zu seiner Verwunderung Polizei in die Hände gefallen? Würden die nicht ohne gemenge zwischen den Studenten und den zwei Handfeften an den Verhaftungen gar nicht beteiligt und dessen Rolle an weiteres bekennen, daß auch er an der Versammlung teil­Bolizisten, an die sich wie eine wütende Stage Beißer feft- bem ganzen Verschwörerparlament ihm völlig unverständlich, genommen hatte? getlammert hatte, aus dem Instinkt, dadurch möglichst vielen ja, in seinem dunklen Instinkt sogar merkwürdig und ver- Aber sofort protestierte sein gutes Gewiffen gegen diese der Freunde Gelegenheit zum Entkommen zu geben. dächtig vorkam. Nur das Gefühl der Subordination hinderte Angsteinflüsterung. Er hatte doch nicht ein Wort gesagt, das Solms war in dem Getümmel mit Widmont schon glück- ihn, sich diesen Gedanken mehr hinzugeben. er nicht vor feinen Borgesezten verantworten fonnte. Er war lich in den Laden gelangt auch Niberl und sein Anhang Solms war nirgends zu finden. Er lief nämlich aus doch der Warner vor allen aufrührerischen Ideen gewesen war bereits entkommen. Im dunkeln Saal rang nur noch Leibesfräften vor seinem von ihm alsbald bemerkten Ber  - gerade deshalb hatten ihn auch Nibert und dieser fatale Beißer mit Löwenträften, um sich nun selbst zu befreien, folger durch die Sommergasse, deren scharfe Ecke am Proviant Michalansky angepöbelt.

( Forts. folgt.)