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Nr. 301. 34. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin . 246

Man

Vorwärts

Berliner Volksblalt.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernibrecher: Ami Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 2. November 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morinvlak, Nr. 151 90-151 97.

Die Verfolgungsfchlacht am Tagliamento .

In acht Tagen 180 000 Gefangene, 1500 Geschütze erbeutet.

Großer Sieg am unteren Tagliamento Schwere Niederlage der zweiten und dritten italienischen Armee Angriff von Norden und Osten italienischer Brückenköpfe

Erſtürmung 60 000 Italiener abgeschnitten und gefangen Mehrere hundert Geschütze erbentet.

Amtlich. Berliu, 1. November. Seine Majestät hat für beu 1. November für Preußen und Elsah Lothringen Flaggen und Bittoriaschießen befohlen.

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Bei der Verfolgung in der Friaulischen Ebene haben gestern hart östlich des unteren Tagliamento 60 000 Italienre mit meh­reren hundert Geschüßen die Waffen gestreckt.

Der bisherige Gewinn der 12. Isonzoschlacht ist damit auf über 180 000 Gefangene und mehr als 1500 Geschütze ge­

ftiegen.

Die italienische zweite und dritte Armee habou Peine schwere Niederlage erlitten, 2udendorff.

864

1960

Amtlich. Geokes Hauptquartier , 1. November 1917.( 28. 2. B

Im Westen, Often und in Mazedonien feine größeren Kampf­handlungen. Italienische Front.

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zu decken.

Unseren schnellen Schlägen in Often, dem unvergleichlich sähen Ausharren unserer Truppen an allen Fronten, insbesondere im Westen, ist es zu danken, daß die Operationen gegen Italien begonnen und so erfolgreich weitergeführt werden konnten. Gestern haben die verbündeten Truppen der 14. Armec dort einen neuen, großen Sieg erföchten. Teile des feindlichen Heeres haben sich am Tagliamento zum Rampf gestellt. Im Gebirge und in der Friaulischen Ebene bis zur Bahr Udine- Codroipo- Treviso ging der Feind fechtend auf das West­ufer des Fluffes zurüd; Brüdenfopfstellungen auf dem Dstufer hielt er bei Pinzano, Dignano und Codroipo . In einer von dort über Bertiolo- Bozzuolo- Lavariano auf Udine vorspringenben Rachhutstellung leistete er heftigen Widerstand, um den Rückzug feiner dritten Armee auf das westliche Ufer des Tagliamento Bon Siegeswillen getrieben, von umsichtiger Führung in entscheidender Richtung angefest, errangen hier die deutschen und österreichisch - ungarischen Korps Erfolge, wie sie auch in diesem Kriege felten find. Die Brüdenkopfftellungen von Dignans und Codroipo wurden vou preußischen Jägern, bayerischer und württembergischer Ju fanterie im Sturm genommen. Auf allen Kriegsschauplägen bewährte brandenburgische und schlesische Divifionen durchbrachen von Norden her in unwider stehlichem Anlauf die Nachhutstellungen der Italicuer östlich des unteren Tagliamento und schlugen den Feind zurück, während er probte österreichisch- ungarische Korps vom Isonzo her gegen die leste dem Feinde verbliebene Uebergangsstelle hei Latifone vor­wärts brängten. Durch den Stoß von Norden abgeschnitten streckten beider feits umfaßt mehr als 60 000 Italiener dort die Waffen! Meh­rere hundert Geschüße fielen in die Hand der Sieger. Die Zahl der Gefangenen aus der in einer Woche so erfolg reich durchgeführten 12. Isonzo - Schlacht beläuft sich damit auf über 180 000 Mann, die Summe der genommenen Geschüße auf Die sonstige Beute ist au diesen Zahlen zu bemessen. Der Erste Generalquorfiermeister. Ludendorff.

mehr als 1500!

Abendbericht.

Berlin , 1. November 1917, abends. Amtlich.

Jm Westen und Often keine wesentlichen Ereignisse. Am Tagliamento wurde der auf dem Ostufer bei Binzano und Latifan a noch haltende Feind geworfen oder gefangen.

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Der österreichische Bericht.

Wien , 1. November 1917.( W. T. B.) Amilich wird verlaufbart:

Italienischer Kriegsschauplas.

Das Bordringen der Verbündeten in Oberitalien ist ciftern durch einen neuen gewaltigen Erfolg getrönt worden. Das An­stauen der zurückweichenden feindlichen Massen nordöstlich von Latifana bot der Führung Gelegenheit, starten italienischen Kräften durch Umfaffung den Rückweg zu verlegen. Deutsche und österreichisch- ungarische Divisionen, die sich westlich von Udine

bem Tagliamento näherten, wurden von Norden her anger

Gleichzeitig stießen österreichisch- ungarische Kolonnen längs Lagunen gegen Latifana vor. Zahlreiche, in vollste Verwirrung geratene italienische Verbände in der Gesamtstärke von zwei bis drei Armeekorps moen zum größten Teil abgeschnitten. In wenigen Stunden waren über 60 000 Mann gefangen genommen und mehrere hundert Geschütze er­beutet. Defterreichisch ungarische und deutsche Truppen stehen überall am unteren und mittleren Tagliamento .

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Bereinzelte Versuche des Feindes, im Mittellauf Brückenkopf­ftellungen zu behaupten, wurde durch ungefäumtes Zugreifen deutscher Regimenter citet. Die im Gebiete des oberen Tagliamento vordringenden österreichisch - ungarischen Armeen überwinden gebirgsgewohnt in zähem Wollen alle Schwierigkeiten des Geländes. Solcher Art hat die zwölfte Isonzoschlacht in achttägiger Dauer zu einem über alles Maß glänzenden Erfolge geführt. Die österreichischen Küftenlande find befreit. Weite Streden venezianischen Bodens liegen hinter den Fronten der Berbündeten. Der Feind hat in einer Woche über 180 000 Manu au Gefangenen und 1500 Geschäße eingebüßt. Der große Sieg au den südwestlichen Toren der Monarchie ist eine neue unver gleichliche Kraftprobe der verbündeten Mächte und Bölker, eine Kraftprobe, die eine stärkere Sprache reden wird als alles, was in den letzten Wochen bei Freund und Feind über Gegenwart und Zukunft geredet und geschrieben worden ist.

Deftlicher Kriegsschauplah und Albanien . Nichts Neues.

Der Chef des Generalstabe 8.

Zum Regierungswechsel.

Einberufung des Reichstages.

Graf Sertling hielt am gestrigen Nachmittag dem Kaiser Vortrag. Seine Ernennung zum Reichskanzler und Ministerpräsidenten dürfte heute erfolgen.

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Die Wandlung.

Die Entwicklung Innerdeutschlands, von der wir im Augenblick ein paar entscheidende Momente durchleben, voll­zieht sich ohne großes Aufsehen nach außen hin. Das hat gute Gründe. Einmal absorbieren die gewaltigen Schlacht­ereignisse in Italien einen großen Teil der öffentlichen Auf­merksamkeit, und dann liegt es überhaupt im Wesen schritt weiser Entwicklungsgänge, daß ihre Bedeutung während des Geschehens nur von einer Minderzahl voll erfaßt wird.

trophale Ereignisse, die den gewaltigsten Eindruck nach außen

Auch im innerpolitischen Leben der Völker gibt es fata­

hin verbreiten. In der russischen Revolution haben wir eben erst ein jolches erlebt. Damals fonnte man sagen: gestern war das alte Rußland, heute fängt das neue an. Aber der Uebergang des alten bureaukratischen zum neuen, parla­mentarisch regierten Deutschland vollzieht sich schritt­und stufenweise, und wie bei jeder Entwicklung ist hier der genaue Augenblid des Uebergangs bor alten zum neuen nicht feststellbar. Damit fehlt das sensationelle Moment, das besondere Ereignis, das die allgemeine Aufmerksamkeit auf fich lentt, und daraus erklärt sich wiederum, daß die Be­deutung des Geschehens zunächst von vielen nicht verstanden und unterschätzt wird.

Und doch bilden die Vorgänge, die sich jetzt um die Be­gründung der neuen Sanzlerschaft des Grafen Hertling ob­spielen, einen Wendepunkt in der innerpolitischen Ge­schichte Deutschlands , der für unsere gesamte Entwidlung auf Jahrzehnte hinaus entscheidend sein kann. Wenn man auch heute noch nicht mit absoluter Sicherheit fagen fann: wir haben das parlamentarische System in Deutschland , so läßt sich doch mit Gewißheit feststellen, daß der größere Teil des Weges vom Obrigkeitsstaat zum parlamentarisch re­gierten Lande in, Deutschland nunmehr zurüd­gelegt ist.

Das wird einem erst völlig klar, denn man rückschauend die Wandlung betrachtet, die sich in wenig mehr als drei Mondten vollzogen hat. Herr v. Bethmann Hollweg , obwohl in vielen Punkten moderner denkend als sein Nach­folger, sagte wohl die Einführung des gleichen Wahlrechts in Preußen zu, aber irgendwelchen Konzessionen, an den. Bar­Iamentarismus sette er äußersten Widerstand ent­gegen. Er mußte gehen, aber das Mißtrauen des Parlainents war nicht die Ursache, sondern höchstens eine Ursache seines Sturzes. Herr v. Bethmann verließ nicht sein Amt, weil das Parlament jeinen Abgang verlangt hatte, sondern allenfalls, weil das Parlament ihn nicht hielt, als andere Mächte seinen Abgang forderten.

Die Frage, ob der Posten des Bizetanglers wieder ge- Sein Nachfolger, Dr. Michaelis, gelangte noch ganz strichen oder ob er mit einem fortschrittlichen Abgeordneten bejezt nach der Wiethode des alten Obrigkeitsstaates in sein Anit, werden soll, ist noch nicht entschieden. Wahrscheinlich ist noch immer ohne daß mit dem Parlament vorher Fühlung genommen feine Besezung usw. entweder mit dem Fraktionsvorsitzenden wurde. Aber er mußte sich schon zu gewissen Konzessionen Bayer oder mit dem Bizepräsidenten des Reichstages Dobe.berstehen, nicht, als ob er im Grunde fortschrittlicher gesinnt Dagegen hat, wie verlautet, der Vorfißende der national gewesen wäre als sein Vorgänger, sondern weil die Natur der liberalen Landtagsfraktion Dr. Friedberg durch seine grunfäß- Sache ihn dazu zwang. Er versuchte einen Ausweg, indemn liche Bereitwilligkeit erklärt, die Stellvertretung des Ministerpräsi er einzelne Ministerstellen mit Parlamentariern besetzte, die denten in Preußen zu übernehmen und sich tatkräftig für die Ein­führung des gleichen Zandtagswahlrechts einzusetzen. Chef der Reihstanzlei soll an Herrn von Graebeniz' Stelle ein gleichfalls Abgeordneter werden.

Herren Spahn, v. Krause und Schiffer in ausschlaggebende Regierungsämter berief. Das genügte jedoch nicht, selbst in der Führung der auswärtigen Politit, die bisher das Blättchen Rührmichichtan des Obrigkeitsstaates gewesen Selfferias Abgang ist gewis. Dagegen unternimmt der war, mußte Dr. Michaelis dem Parlament einen nicht unerheb­Staatssekretär des Reichsernährungsamts von Waldow in der lichen Einfluß zugestehen, er berief die Siebenerfonumission Nordd. Allgem. Stg." folgenden Rettungsversuch: Die Nachrichten, des Reichstages zur Mitarbeit an der Antwortuote auf das die über die Haltung des Staatsministers von Waldow zur Frage päpstliche Vermittlungsanerbieten; und der Einfluß des Par­der preußischen Wahlreform in politischen Kreisen verbreitet laments auf dieses welthistorische Dokument fand darin feinen werden und auch in einzelne Zeitungen übergegangen sind, ent- sinnfälligen Ausdruck, daß die Friedensresolution bebren, wie wir feststellen können, jeder Unterlage. Minister von des Reichstags vom 19. Juli in dieser Note als auch Baldow steht selbstverständlich wie die Gesamtheit des für die Regierung berbindlich anerkannt wurde. preußischen Staatsministeriums uneingeschränkt auf dem Boden der Allerhöchsten Botschaften vom 7. April und 11. Juli dieses Jahres."

Herrn Dr. Michaelis' Abgang geftaltete sich wesentlich anders als der feines Vorgängers. Er mußte sein Amt ber­Lassen, weil ihm die Mehrheit des Barlaments durch ihre Die Sozialdemokraten haben im Lauf der Verhand- Führer ihr Mißtrauen erklären ließ. Freilich hat. Dr. lungen erklärt, daß sie sich bei der Besetzung der leitenden Reichs- Michaelis lange gezögert, hierans die Konsequenz zu zieher. und Staatsstellen nicht beteiligen wollen und daß sie ihre Stellung Aber sein Kleben am Amte entsprang nicht dem obrigkeits­gegenüber der Regierung von ihrer Haltung abhängig machen werden. staatlichen Gedankengang, daß das Barlament ihm gar nichts Sowie die Bildung der Regierung erfolgt ist, man nimmt an, zu sagen habe, sondern der eigentümlich verblendeten Mei­spätestens in 14 Tagen, wird Präsident Kaempf den Reichstag ein- nung des Mannes, daß es ihm doch noch gelingen werde, mit bernfen. Der neue Reichskanzler wird von den Barteten über die dem Parlament zu einer Einigung zu gelangen. Richtlinien seiner Politik interpelliert werden und seine An- Die Ernennung seines Nachfolgers vollzieht sich bereits hänger werden einen Antrag einbringen, durch den der Reichstag in gänzlich geänderten Formen. Graf Hertling feine Uebereinstimmung mit den vorgeschlagenen Regierungsgrund- gehört zwar seit einigen Jahren dem Reichstag nicht mehr an, fäßen zum Ausdrud bringen soll. Damit wird ein flares Verhältnis aber er ist nach seiner ganzen Vergangenheit Parlamentarier. zwischen Reichstag und Regierung geschaffen werden.: Als Führer einer Partei, als Mitglied des Reichstages ist er