Nr. 310.

Bezugspreis:

Bierteljahrl. 8,90 ML, monatl. 1,30 R., wöchentlich 80 Bfg. fret ins Haus, borauszahlbar. Einzelne Bochentags. nummern 6 Bfg Sonntagsnummer mit illustrierter Beilage Die Neue Belt 10 Bfg. Bostbezug: Monatlich 1,80

Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich Ungarn 2,50 Mt., für das übrige Ausland 4 Mr. monatlich Bostbestellungen nehmen an Dänemar!, Holland , Luxemburg , Schweden u. die Schweiz . Eingetragen in die Roft- Zeitungs- Breisliste. Erscheint täglich. Telegramım Adreffe:

.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

34. Jahrg.

Der Anzeigenpreis Befragt die ftebengefpaltene Rolonel. zeile 60 fg Kleine Anzeigen", das fettgedrudte Bort 20 Big.( gu täfftg 2 fettgedruckte Worte), jebes weitere Bori 10 Big. Stellengefuche und Schlafstellenanzeigert das erste Bort 10 Bfg.. jedes weitere Wortō Vig. Morte über 15 Buchstaben gählen für vet Borte. Zeuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Bfg.. politische u. gewerffchaftliche Bereins. anzeigen 40 Big bie Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin S. 68, Lindenstraße 3, aba gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früb bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernivrecher: Am: Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 11. November 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morisplat, Nr. 151 90-151 97.

Starke englische Angriffe in Flandern .

Die Umwälzung in Rußland

und das Ausland.

Noch liegen feine Nachrichten darüber vor, welche Wir­fung die Petersburger Ereignisse auf das Land und die Armee ausgeübt haben. Das Prophezeien und Kombinieren ist zwecklos. Es fann feinem Zweifel unterliegen, daß die ans Ruder gekommenen Bolschewiti als ihre erste und dringendste Pflicht das Handeln ansehen. Wir können daher auf schnelle, energische Zaten gefaßt sein, die uns dann die Möglichkeit geben werden, meitere Schlüsse zu ziehen. Unter­bleiben diese Taten, so ist das ganze Unternehmen von vornher­ein bankerott: der Petersburger Umsturz kann nur dann auf Erfolg rechnen, wenn er ohne jeden Verzug die von ihm pro­Flamierten Forderungen so oder so zur Verwirklichung bringt.

Wenn von uns behauptet wurde, die Bolschewiki und ihr Anhang aus der Partei der Sozialisten- Revolutionäre ständen mit ihren Auffassungen isoliert da, so darf diese Behauptung richt etwa bedeuten, daß die anderen sozialistischen Parteien und Richtungen die fiegreichen Träger der proletarischen Re­volution nun im Stiche laffen merden. Sämtliche ſozia­ listischen Parteien lehnten fich gegen die Bolschewiki auf, und noch in der Sigung des Betersburger Arbeiter und Soldaten­rates vom 29. Oftober trat die Gruppe der Internationalisten gegen den Plan der Bolschewift auf, die den später in der Mitte der Ereignisse stehenden Militärrevolutionären Wus­fchuß gebildet haben. Aber nachdem das Geschehene geschehen ist, tritt die andere Forderung in den Vordergrund: Die Revolution muß gerettet werden! Dieses große gemeinsame Ziel wird die streitenden Brüder zu gemein­famen Anstrengungen zusammenführen. Es ist nicht denkbar, daß, während ein zur Macht gelangter Zeil des Sozialismus gegen die Mächte der Reaktion und des Berfalls anzufämpfen hat, die anderen sozialistischen Richtungen ihm in den Rücken fallen.

Eroberung von Asiago

Die Piave

erreicht Englische Vorstöße nordöstlich Poelkapelle Französische Stellungen am Chaume- Walde.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 10. November 1917.( 2. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplak. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Heftiges Trommelfeuer ging englischen Borstößen voraus, die nordöstlich von Boeltapelle nach Tagesanbruch einschten. Sic wurden im Nahkampf abgewiesen.

Längs der fer und vom Houthoulfter Walde bis Zand­voorde steigerte fich die Tätigkeit der Artillerien am Nachmittage wieder zu großer Heftigkeit.

Seeresgruppe Deutscher Kronprins. Niedersächsische und Garde- Bataillone mit Pionieren und Teilen eines Sturmbataillons entrissen nach kräftiger Fener­vorbereitung durch Artillerie und Minenwerfer den Franzosen Stellungen im Chaume Walde.

Starte bis in die Nacht hinein wiederholte Gegenangriffe des Feindes brachen verlustreich zusammen. 240 Gesangene, dar unter 7 Difiziere, blieben in unserer Hand.

und

Beutnant Freiherr v. Richthofen errang feinen 25. Luftfieg. Deftlicher Kriegsschauplaş Mazedonische Front

nichts Besonderes.

Italienische Front. Defterreichisch- ungarische Truppen drangen im Bal Sugana und im oberen Biave- Tale vor, nach erbitterten Straßentämpfen wurde Asiago genommen.

Italienische Nachhuten, die sich am Gebirgsrande und in der Ebene an den Flußläufen westlich von der Livenza erneut zum Kampfe stellten, wurden geworfen.

Bon Susegana abwärts bis zum Meere haben die verbündeien Armeen die Piave erreicht. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 10. November 1917, abends. Amtlich. Ju Flandern sind starke englische An griffe zwischen Boelkapelle und Passchendaele in unserer Abwehrzone blutig zusammengebrochen.

In Italien wird die Verfolgung im Gebirge fortgesetzt.

Der österreichische Bericht.

Wien , 10. November 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Italienischer Kriegsschauplah.

Der große Waffengang in Venetien führt die Berbündeten immer tiefer in das feindliche Land. Starke österreichisch- ungarische und deutsche Streitkräfte stehen an der unteren Piave. Feindliche Nachhuten find geworfen worden, wo sie sich stellten. Nach zehntägigen schweren Gebirgskämpfen, die mit der Er­ftürmung des Monte Paralba begannen und mit der Einnahme der das obersie Piavetal beherrschenden Berggruppen ihren Höhe punti erreichten, gewann gestern die I. und f. 94. Jufanterie­Division Bigo und Pieve di Cadore . Die Division, deren Rampftraft und zähes Durchhalten die größten Schwierigkeiten überwand, brachte insgesamt 10 000 Mann, 94 Geschüße und unzählige Maschinengewehre und Minenwerfer ein. Im Corde vole- Tal ist Agordo befest worden. Der Niederbruch. der alten italienischen Front erstreckt sich nun auch auf das Su ganer Tal und den Oftteil der Sieben Gemeinden. Die Truppen des Feldmarschalls Conrad dringen östlich von Borgo gegen die Grenze vor und bemächtigten sich in erbitterten Straßenkämpfen der Stadt Asiago.

An der Russischen und Rumänischen Front und in Albanien ist die Lage unverändert. Der Chef des Generalfta be 8.

,, Auf der Grundlage des Willens der überwältigenden Mehr­heit der Arbeiter, Soldaten und Bauern, geftüst auf die gelungene Erhebung der Arbeiter und der Garnison von Betersburg, nimmt der Kongreß die Gewalt in seine Hand. Er wird allen Völkern einen demokratischen Frieden und einen sofortigen Waffenstillstand

Bon den zu erhoffenden Taten der neuen Herren der Situation muß eine gewaltige Wirkung auf die Arbeiter. Klasse der Entente staaten erwartet werden. Eine Andeutung dafür finden wir schon in den bemerkenswerten Auslaffungen des Stocholmer Parteiorgans, die in dem die von ihrem Standpunkte aus versucht, die russischen Ereig-| unten folgenden telegraphischen Bericht unseres Stockholmer Bertreters wiedergegeben sind. Sie verdienen besondere Auf- niffe objektiv zu bewerten. Wir lassen bier aus der West­merffamkeit, als ein Symptom der moralischen Wirkung auf minster Gazette" die folgende Auslaffung nach der Wiedergabe die Völker der Staaten, deren Regierungen bislang jedem des W. T. B. folgen: Friedensgedanken so hartnädig abhold sind. Daß diese Wir- Verräter sind, wird ihre Regierung von kurzer Dauer sein. Wenn Lenin und Trozky nur ruchlose Anarchisten und fung allgemein erwartet wird, bestätigen auch andere Presse­stimmen in den neutralen Ländern, so z. B. Svensta schwierigkeiten befinden." Das Blatt glaubt nicht, daß Macht der Arbeiter und Soldatenräte wird die unentgelt wird er bald vor Dagbladet", das sich folgendermaßen äußert: Für die Entente ist es jedenfalls eine Hiobspost, daß die die Marimalisten einen Sonderfrieden wünschen; wenn iche Auslieferung der privaten, Regierungs­Für die Entente ist es jedenfalls eine Siobspost, daß die Friedensfreunde in Petersburg die Oberhand behalten, auch sie einen sofortigen, allgemeinen demokratischen Frieden for- ficherstellen, die Rechte der Soldaten verteidigen, unter Berwirk wird man in Paris und London die Nachricht über die Wieder- derten, würden sie bald sehen, wo die wirklichen Feinde eines lichung einer vollkommenen Demokratisierung ber Herstellung der völligen Propagandafreiheit an der russischen solchen Abkommens zu suchen seien. Das russische Volk werde Armee, eine Kontrolle der Arbeiter über die Erzeugung schaffen, Front faum mit dem nötigen Beifall begrüßen. Am meisten auf die deutschen Eroberungspläne die richtige die Einberufung der Verfassunggebenden Ber wird der Durchbruch der Friedensliebe in Petersburg af bie Antwort geben, gleichgültig unter welcher Regierung es stehe. i am mlung zu gelegener Zeit sicherstellen, für die Friedensbewegung in Frankreich einwirken, das Inzwischen müsse die Entente die Deutschen daran hindern, er forgung der Städte mit den Gegenständen des binden. Dies werde ihr nicht gelingen, wenn sie sich darauf die Rußland bevölkern, ein wirkliches Recht garantieren, plößlich die Drähte abzuschneiden, die sie mit Rußland ver- bringenden Bedarfes forgen und allen Nationalitäten, ihre Zukunft zu organisieren. beschränke, gegen Rußlands Pläne eines idealen Friedens ihr Beto einzulegen.

im Laufe der Jahre durch kostspielige Bande an Rußland ge­

bunden war

und Kirchenländereien an die Bauernausschüsse

haben wird, den ste

Und der Nieuwe Rotterdamsche Courant" schreibt: Der Kongreß beschließt, daß die gesamte örtliche Ge= Der Einfluß, den die neuen Veränderungen in Rußland walt auf die örtlichen Arbeiter und Soldaten= auf den Krieg haben, läßt sich noch nicht vorhersehen. Sicher räte übergeht, die eine dauerhafte revolutionäre Ordnung her­Stodholm, 10. November.( Eigener Drahtbericht des zustellen haben. Der Kongres fordert die Soldaten in den ist aber, daß sie nicht in der Richtung der Fortsetzung des Vorwärts".)" Socialdemokraten" meist in seinem Leitartikel Süs en gräben zur Wachsamkeit und Festigkeit auf. Der Kriegs bis zum schließlichen Sieg" wirten werden. auf die Wendung der Kriegslage durch die neuesten Ereig- Kongreß ist überzeugt, daß die revolutionäre Armee die Rev Das„ Journal de Genève schreibt: nisse hin. Bemerkenswert ist, daß das Blatt bei fortdauern. Iution gegen alle imperialistischen Versuche zu Was das Regime des Arbeiter- und Soldatentats Rußland der Abneigung gegen die Zimmerwalder, soweit sie nicht die hüben wiffen wird, bis zu dem Augenblid, wo die neue Ne­wird aufzwingen können, werden wir bald erleben. Tatsächlich Bentralländer bewohnen, und unter fortdauernder Bekämp- sierung den bemokratischen Frieden zustande gebracht wird Rußland immer mehr zum Frieden getrieben. fung der Leninpolitik, die Ehrlichkeit der Leninleute aner­auf direktem Wege allen Völkern vorgeschlagen Dies wird die erste Sorge des Arbeitet und Soldatenrats sein. fennt. Das stellt eine Aenderung der Saltung dar, Die Folgen dieses Ereignisses für Europa find unberechenbar. wenn man es vergleicht mit dem seinerzeit unternommenen wird. Die neue Regierung wird alle Maßnahmen ergreifen, um der Armee alles, Notwendige zu sichern durch eine energische Selbstverständlich ist die bürgerliche Presse in den Versuch, den sogenannten Leninskandal auszunüßen. Bolitit der Auflagen und Steuern für alle be= Der Artikel endet mit einem scharfen Ausfall güterten Klaffen. Sie wird gleicherweise die wirtschaftliche Ententeländern über die russischen Ereignisse in höchstem gegen die imperialistischen Staatsmänner Lage ber Soldatenfamilien verbessern. Maße bestürzt. Sie spart nicht mit Vorwürfen gegen der Entente, denen gesagt wird, daß sie durch ihre Be- Die Parteigänger Kornilows, Rerenstis, ale= Kerenski, der ihrer Anficht nach angeblich zu schwach war. Die handlung der Friedensfrage den Leninsieg verschuldins und andere versuchen, Truppen nach Petersburs Stellung der bürgerlichen Bresse Englands und Frankreichs deten. gegenüber den Ereignissen der legten Monate lenkte schon wiederholt die Aufmerksamkeit der gesamten sozialistischen

Nowaja Shifni" einen geharnischten Artikel unter der Ueber­

"

tommen zu lassen. Einige Abteilungen, die sich durch Kerensti hatten täuschen lassen, sind bereits auf die Seite bes in Erhebung befindlichen Boffes übergetreten. Soldaten! Seget tatkräftigen Widerstand Kerenski , diesem Barteigänger Kornilows, entgegen. Eisenbahner! Haltet die Streitkräfte an, die Kerenksti gegen Betersburg schickt!"

Dieser Aufruf wurde, wie wir schon mitteilten, mit allen gegen zwei Stimunen, bei zwölf Stimmenthaltungen, orge­

Breffe Rußlands auf sich. Noch vor drei Bochen brachte die Das Programm der Allrussischen Räte. schrift Dem muß ein Ende gemacht werden!", Das Programm der bolschewistischen Erhebung ist am morin gegen die lügnerische Berichterstattung der englischen Freitag in Petersburg ausführlicher bekanntge. und französischen Preise schärfster Protest erhoben wurde. Auch geben worden in einem Aufrufe, den der allgemeine Kon­heute zieht die fonservative englische Morning Boft" greß der Arbeiter- und Soldatenräte an die Arbeiter, nommen. ohne weiteres antisemitische Saiten auf und droht aus Anlaß Soldaten und Bauern richtete. Diefes Manifest, das zum ,, Daily News" erfährt aus Petersburg , daß von den der Ereignisfe, an denen größere Teile des russischen Schluß die Eisenbahner auffordert, den Verfuch gegen- 475 Abgeordneten des Kongreß der Sowjets 335 Boltes beteiligt sind, den Juden mit Bogromen. Bon diesen revolutionärer Truppensendungen gegen Befers zur Bolichemifipartei gehören. Die Artillerie und Butausbrüchen hebt sich, wie immer, die Stimme des liberalen burg su jabotieren, hat unverfürst folgenden bie Raballerie würden vielleicht gegen die Sowjets Stellung englischen Blattes estminster Gazette" günstig ab, Wortlaut: Inehmen. Der größte Zeil der Infanterie bestehe aus Bolschewitis.