Nr. 311.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
54. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernfbrecher: Ami Morisplas, r. 151 90-151 97.
Montag, den 12. November 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Feruivrecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Die englische Offensive in Flandern abermals gescheitert. Italienische Gegenoffensive bei Afiago. Belluno genomKämpfe an der unteren Piave. Erstürmung des Brückenkopfes bei Vidor.
men.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, 11. November 1917.( 2. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Das Trichtergelände zwischen Boelkapelle und Basschendaele war gestern wieder der Schauplab erbitterten Ringens. Frische Divisionen führte der Engländer in den Kampf, um das Höhengelände nördlich von Passchendaele zu gewinnen.
In tiefer Gliederung traten seine Regimenter an. In der Mitte der Angriffsfront drangen sie in unsere Abwehrzone ein und stürmten den erstrebten Höhen zu. Da traf sie der Gegensto pommerscher und westpreußischer Bataillone und warf fie zurüd.
Fünfmal wiederholte der Feind seine Angriffe. In der Abwehrwirkung unserer Artillerie zerschellten fie meist schon vor unferen Linien Wo der Feind Boden gewann, schlug ihn die Infanterie mit blanker Waffe nieder. Brandenburgische Truppen stießen dem Feinde nach und entrissen ihm Teile seiner Ausgangsstellungen.
Der Artilleriekampf hielt bis zum Abend an und griff auch auf die an das Angriffsfeld anschließenden Stellungen über. Gin am Abend östlich von Zonnebeke vorbrechender englischer Zeilangriff scheiterte.
Der gestrige Schlachttag in Flandern kostete dem Feind schwere Verluste, 100 Gefangene blieben in unserer Hand.
Bei einem eigenen Erkundungsvorstoß südlich von Nichebourg wurden 1 Offizier und 10 Portugiesen gefangen. Vorfeldkämpfe im Artois und bei St. Quentin waren für uns erfolgreid
Heeresgruppe Deutscher Kronprina. Am Chaume- Walde blieb bas Feuer tagsüber gesteigert. Die Zahl der am 9. November dort gefangenen Franzosen hat fich auf 8 Offiziere und 280 Mann erhöht.
Die österreichische Regierung
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über russiche Friedensvorschläge.
Heeresgruppe Herzog Albrecht,
Eigene Sturmtruppen brachten von gelungener Nuternehmung am Hartmannsweilerkopf 37 franzöfifche Jäger ein. Leutnant Wuesthoff errang seinen 26. Luftficg. Deftlicher Kriegsschauplat
und
nichts Besonderes.
Mazedonische Front
Italienische Front.
Starte italienische Kräfte warfen sich den über Asiago ostwärts vordringenden Abteilungen entgegen und drängten sie an einer Stelle etwas zurück.
Belluno ist von den verbündeten Truppen genommen. An der unteren Piave hat sich der Feind zum Kampf gestellt.
Der Erfte Generalquartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Berlin , 11. November 1917, abends. Amtlich. Nordwestlich von Passchendaele brach ein englischer Teilangriff blutig zusammen.
In den Sichengemeinden und im Sugana- Tal wurde tämpfend Boden gewonnen. Unsere Truppen er stürmten den vom Feinde aufdem östlichen Piave Ufer zäh verteidigten Brückenkopf bei Vidor.
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Der österreichische Bericht.
Wien , 11. November 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
An der unteren Biave rüsten die Italiener zu weiterem Widerstand.
Im Gebirge schreiten die Operationen erfolgreich vorwärts. Belluno ist in unserer Hand. In den Sieben Gemeinden wurden wichtige Höhenstellungen genommen. Starke italienische Gegenangriffe, bei denen der Feind mehrere hundert Gefangene verlor, vermochten von einer örtlichen begrenzten Kampfepisode abgesehen nirgends Fuß zu fassen. An der russisch - rumänischen Front und in Albanien nichts Neues. Der Chef be8 Generalftabes.
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Farbe bekennen!
Kaum hat sich der Umschwung in Deutschland vollzogen, 1a tommen auch schon wieder allerhand parteipolitische Ber uschungs- Geheimräte, die ihren Leuten einreden wollen, im Grunde sei alles doch eigentlich beim alten geblieben. Zivar hat jedermann gesehen, wie ein Reichskanzler vom Reichstag gestürzt worden ist, wie ein Zentrumsführer die Berufung in das leitende Amt erst nach langen Verhandlungen annahm, tie in diesen Verhandlungen auch der bisherige Vizekanzler zu Fall fam, wie infolge dieser Verhandlungen der national. liberale Parteichef in Preußen und der fortschrittliche im Reiche zu Stellvertretern des leitenden Staatsmannes aufrüdten. Das Ausland hat die entscheidende Bedeutung dieses Vorgangs erkannt, aber im Inland gehen Leute herum, die ihn verkleinern wollen sehr zium Schaden der deutschen Volks. fache.
Der Präsident der Bereinigten Staaten von Amerika hat in seinem berühmten oder berüchtigten Antwortschreiben an den Bapst Deutschland als eine Autokratie dargestellt, deren Bolt in sflavischem Gehorsam dem Willen eines einzelnen folge und er hat erklärt, daß ein Frieden erst möglich sei, wenn das deutsche Volk an dem fünftigen Friedensschluß in gleicher Beise mitbeteiligt sei wie die anderen Völker, Der Vorwärts" hat damals das Entrüstungsgeschrei, das sich gecen die Uebertreibungen Wilsons erhob, als reaktionäres Manöver gebrandmarkt und im Bestreben nach voustonDiner Objektivität den berechtigten Kern der amerikanischen Anklagen herauszuschälen versucht. Es ist doch eine geichichtliche Tatsache, daß die nach gleichem Wahlrecht gewählte deutsche Volksvertretung bis zum 9. Oftober 1917 nicht denselben Einfluß auf die Gestaltung der politischen Geschide hatte wie andere Volksvertretungen. Und es wurde damals an dieser Stelle ausgeführt, daß das deutsche Volf in seiner gewaltigen Mehrheit selbst die Beseitigung jener Anomalier: wünsche, die Präsident Wilson als das Hindernis des Friedens betrachte.
Bei dem bloßen Wunsche ist es indes nicht geblieben. Während sich die Gegner an feiner Front den deutschen Grenzen näherten, an manchen sich sogar von ihnen beträchtlich entfernten, unter Umständen also, die den Glauben an die Wirfung feindlichen Drucks von vornherein ausschließen, hat Deutschland eine Umgestaltung seiner inneren Verhältnisse vollzogen, die es das muß jest offen ausgesprochen werden - in gleiche Schulterhöhe mit den anderen Wölfern stellt.
Wir Sozialisten finden die Zustände keines Landes vollfommen, und wenn wir sagen, daß unsere inneren EinrichtunKopenhagen, 11. November. Der Petersburger Bericht- gen den Bergleich mit denen anderer Staaten nicht mehr zu erstatter des norwegischen Blattes Tidenstegn" drahtet: Der Arscheuen brauchen, so sagen wir damit keineswegs, daß wir an ,, Der Frieden könnte auf dem Wege sein." beiter bnd Soldatenrat hat einen Ausschuß eingesetzt. Dessen ihnen nichts mehr zu bessern fänden. Auch uns fehlt noch Wien , 11. November. Das offiziöse Fremdenblatt" schreibt: Bräsident Lenin ist zugleich Ministerpräsident. viel: aber wo ist das Land, in dem das Ideal demokratischer Sollten nun Friedensvorschläge seitens der russischen Regierung Trosky ist Minister des Aeußeren. Auch alle übrigen und sozialistischer Gleichberechtigung schon zu voller Durchfjiherfolgen, so wird es die Aufgabe der Regierungen des Vierbundes Ministerposten sind mit Magimalisten besetzt. Der Rat ist rung gelangt wäre? Wir fragen die französischen Sozialisten, sein, die von russischer Seite offenbar mit tiefem Ernst und warmem zurzeit Herr der Lage in Petersburg . Seine Soldaten patrouil- ob dieses Land etwa Frankreich heißt, oder die englischen, die Friedenswillen in Fluß gebrachte Frage des Eintritts in Friedens- lieren in den Straßen. Die Revolution ging mit bewundern amerikanischen Sozialisten, ob es England oder Amerika ist? verhandlungen werter Organisation, ohne Tumult und Plünderung vor. Ueberall ist noch unendlich viel zu tun, aber was zu tun ist. Alle Banken und großen Geschäfte wurden geschlossen. Der Rat das ist nicht im brudermörderischen Kampfe der Nationes berlangte aber ihre fofortige Oeffnung. untereinander, sondern im gemeinsamen Ningen gegen den Kapitalismus zu erreichen.
klar zu beantworten. Wenn uns heute auch noch nicht der Vorschlagfelbft bor liegt, den die russische Regierung ben triegführenden Mächten vermutlich übermitteln wird, so dürfte es vielleicht doch nicht verfrüht sein, mit einigen Worten zu den Grundzügen Stellung zu nehmen, die der Kongreß des Sowjets für diesen Friedensvorschlag beschlossen hat.
Der Frieden, den das neue russische Regime anstrebt, soll ein gerechter sein, so wie die Mittelmächte ihn von allem Anfange an im Auge hatten und wie auch der Heilige Vater ihn vorgeschlagen hat. Er soll ein Frieden ohne Annegionen und ohne Entschädigungen sein, im wesentlichen also sich mit dem Begriffe eines Berständigungsfriedens beden, den die Mächte des Bierbundes anstreben. Die Definition, die der Kongreß des Sowjets dem Begriffe der Annegionen gibt, ist allerdings etwas durchaus Neues und geht weit über den Rahmen dessen hin
Kerenski hält sich mit Alexejew und Kornilow im Haupt quartier auf. Aus Moskau wird gemeldet, daß die Maximalisten auch dort die Oberhand bekommen haben.
Das Blatt Socialdemokraten" gibt eine Aeußerung des Vertreters des russischen Bauernrats und der sozialrevolutionären Partei Rubanowitsch wieder, der mit einem Handschreiben Kerenskis an Painlevé in Paris eingetroffen ist. Rubanowitsch erklärte einem Pariser Blatte, man dürfe in Frankreich angesichts der russischen Kriegsmüdigkeit nicht vergessen, daß die russischen Bauern im Kriege bereits 5 Millionen Tote, 6 Millionen Verwundete und 3 Millionen Gefangene geopfert haben.
Die Revolution kam überraschend.
Was Deutschland bisher von den anderen europäi schen Staaten unterschied, war folgendes: Ueberall war die Regierung gezwungen zu gehen, sobald sich die Volksvertretung mit ihrer Politik nicht einverstanden erklärte, und nirgends konnte eine neue Regierung kommen, ohne daß sie sich auf eine Mehrheit im Parlament stüßte. Nur in Deutsch land war das anders, aber jetzt ist es in Deutschland genauso, wie es in den anderen Staaten ist!
Die gegnerischen Staaten haben sich unbeschadet ihrer sonstigen Verschiedenheiten untereinander im Gegensatz zu Deutschland als demokratische Staaten bezeichnet, wie wir noch heute sagen, mit Recht. Es sind Republiken und es find Monarchien unter ihnen, aber sie konnten sich demo
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aus, was die völkerrechtliche Doktrin und der allgemeine Sprach- Stockholm, 11. November. Schilderungen von Augenzeugen, fratisch nennen, weil der Volkswille in ihnen die verfassungs gebrauch bisher unter Annegionen verstanden. Hierüber war die die sich mehrere schwedische Blätter aus Haparanda drahten lassen, rechtliche Möglichkeit besaß, sich entscheidend bis zur obersten beschlußfaffende Körperschaft allem Anscheine nach auch selbst voll- bestätigen, daß die Revolution der Bolschewifi durchaus über Zeitung der Staatsgeschäfte durchzusetzen. Man könnte frei kommen im flaren, da sie die von ihr erwähnten Bedingungen nicht raschend gekommen ist. Kerenski , so erfährt„ Stockholms Tib- lich an den Begriff der Demokratie strengere Maßstäbe anals endgültige betrachtet wissen will und auf Gegenvorschläge ningen", war feiner Sache so sicher, daß er in der Nacht zum Mitt- legen rechnet, die sie gern der Prüfung unterziehen wird. Soweit die woch einer Abordnung von Kosaken gegenüber erklärte, bie Kräfte, genügte, für sich den Namen der Demokratie in Anspruch zu aber wenn jene Tatsache den gegnerischen Staaten russischen Vorschläge über den Rahmen der vom Grafen Czernin, die der Regierung zur Verfügung ständen seien so start, daß man nehmen, so fragen wir, mit welchem Recht man von dem Majoritätsbeschlusse des Deutschen Reichstags und von einen Aufruhr leicht unterbrüden könne. Gleich diesen Namen Deutschland verweigern will? Herrn von Kühlmann umschriebenen Friedensformel hinausgehen darauf traf die Meldung ein, daß die Bolschewiki das Teleund ins Gefüge der kriegführenden Staaten des Vierbundes ein- graphenamt und den baltischen Bahnhof fowie Deutschland wird von keiner sozialistischen, sondern von einer Deutschland ist keine Republik , England ist es auch nicht. greifen sollten, müssen ihnen allerdings Gegenvorschläge entgegen- mehrere bolfche wiki - feindliche Zeitungen befett bürgerlichen Regierung geleitet, aber dasselbe trifft auf alle gesetzt werden, die unsere Auffassung vom Selbstbestimmungsrecht hätten. Während des Mittwochs kam es dann zu fchweren anderen friegführenden Länder, Rußland ausgenommen, zu. der Völker zum Ausdrud bringen. Das Wesentlichste an dem ruffi-& rawallen auf dem Newskij und der Sadovaja. Der größte Man kann als Sozialdemokrat behaupten, daß Deutschland schen Vorschlage scheint der ehrliche Wille zu sein, wirklich zum Teil der Petersburger Garnison ging zu den Bolschewiti als fapitalistischer Staat seinen Gegnern allzu ähnlich sehe. Frieden zu gelangen. Wenn unsere übrigen Gegner vom gleichen über, und Automobile mit Maschinengewehren fuhren knatternd Aber man kann als wahrheitsliebender Mensch nicht mehr bechrlichen Friedenswillen beseelt sein werden, wie Rußland und der durch die Stadt. Es gab Tote und Verwundete. Schon Mittwoch haupten, daß Deutschland von den übrigen Staaten durch Bierbund, dann könnte der Frieden auf dem Wege sein. mittag war bie Stadt in der Gewalt der Bolschewiki. einen wesentlichen Unterschied getrennt sei, durch einen fa