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Mr. 329. 34. Jahrg.

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Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplan, Nr. 151 90-151-97.

Sonnabend, den 1. Dezember 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. fernfbrecher: Ami Morigplas, Mr. 151 90-151 97.

Russlands entfcheidender Schritt.

Bien, 29. November. Bei dem K. u. R. Armecober- den. Es wurde deshalb davon abgefaben, no

dirrch

fommando ist ein teilweise verstümmelter Funkspruch einge- Funkspruch zu den russischen Aeußerungen Stellung zu langt, der, soweit wie es möglich war, ergänzt wurde und wie nehmen. folgt lautet:

Barskoje telo, 28. November. Weitere Erklärung Oesterreichs on Rußland .

An die Völker der kriegführenden Länder! Die fiegreiche Ar­beiter und Bauernrevolution in Rußland hat die Friedens­frage an die Spite gestellt. Die Periode der Schwankungen, des Aufschiebens und des Bureaukratismus ist beendet. Jett wur­ben alle Regierungen, alle Klassen, alle Parteien aller triesführen den Länder aufgefordert, kategorisch die Frage an beantworten, ob

fie zufammen mit uns an die Verhandlungen

Der Friedensbrief Lansdownes.

Vergeblich hat Lloyd George in seiner Nede vom

19. November die Friedenssehnsucht des so willensstarken

England durch die Verheißung eines wirklichen Sieges, eines Seidler im Abgeordnetenhaus. überwältigenden Sieges, der allein der blutigen Welt Frieden Im Abgeordnetenhaus machte am Freitag Ministerpräsi- und Wohlfahrt bringen könne, zu bannen und den alten dent v. Seidler die schon bekannte Mitteilung und sagte dazu, fampffrohen Enthusiasmus zu entflammen versucht. Swar die Regierung sei entschlossen, die Verhandlungen im Geiste applaudierte das Unterhaus und beeilte sich Neuter, den der Versöhnlichkeit zu führen, um ein vertrauens. Sieg des Herrn und Meisters als endgültig zu feiern. bolles Zusammenarbeiten der Völfer zu ermöglichen.( Leb. Aber es gingen nicht vierzehn Tage in die Welt, und hafter Beifall.) Die Regierung sei bereit, in Berhandlungen dem souveränen Beherrscher aller rednerischen Künste er­über einen allgemeinen Frieden einzutreten, und wuchs aus den Reihen der Sonservativen ein wünsche, zu einem Frieden zu gelangen, der für die ver- Kritiker, der mit wenigen nüchternen Schlüssen alle schillernden Heranzutreten einverstanden sind oder nicht. Von der Antwort auf tragichließenden Gruppen gleich ehrenvoll ist, und der Phrasen jeder Wirkung beraubt. Lord Lansdownes diefe Frage hängt es ab, ob wir bem neuen Winterfeld- von dem Grundsake ohne territoriale und wirtschaftliche riedensbrief an den Daily Telegraph " ist der wuch­auge mit allen feinen Schrecken und feinem Elend entgehen wer- Vergewaltigungen" geleitet sein wird".( Rebhafter Beifall nigfte Angriff gegen die Strieg bis zum Siege Kämpfer mit den, und ob Europa auch weiterhin vom Blut durchströmt wird. und Sändeklatschen.) Lloyd George an der Spize. Wir, der Rat der Volkskommiffäre, wenden uns mit dieser Frage Der Ministerpräsident fuhr fort:

über sofortigen Waffenstillstand und den allgemeinen

Frieden

an die Regierungen unserer Verbündeten: Frankreich , Hierbei wird die österreichisch- ungarische Regierung das Recht Großbritannien , Italien , Bereinigte Staaten, der mit ihr zum Friedensvertrag schreitenden Staaten anerkennen, Belgien , Serbien , Rumänien , Japan und China . den zu ihnen gehörigen Völkern Wir fragen fie vor dem Angesicht ihrer eigenen Bälter, vor bem Angesicht der ganzen Welt, ob sie einverstanden sind, an die

volle Freiheit der Entschließung

mischung in die innerstaat ben Berhältnisse ihrer Kompazifcenten enthalten, wird aber ihrerseits verlangen, daß jede inmen gung in unsere eigene staatliche Organisation unterbleibe.( Rebhafter Beifall und Händeklatschen.)

Ich von meinein Standpunkt als österreichischer Minister­

Friedensverhandlungen heranzutreten. Wir, ber Mat ber Bolts- über ihre staatliche Zukunft zu ähren, und wird sich jeder Ein­femmissäre, wenden uns an die verbündeten Bölker, in erster Reihe an die arbeitenden Maffen, ob fie einverstanden sind, diese sinnlose Mezelei fortzusetzen, blind dem Berderben der curopäischen Ruftur entgegenzugehen. Wir verlangen, bak die Arbeiterparteien der verbündeten Länder unverzüglich die Frage beantworten, ob fie mit der Einleitung der präsident muß anschließend darauf hinweisen, daß ein Staat wie Friebensverhandlungen einverstanden find. Diese Frage stellen und direkten Wahlrechts gewähltes Abgeordnetenhaus hat, mit der unfere, der ein auf Grund des allgemeinen, gleichen, geheimen wir an die Svite. Der Friebe, ben wir beantragt baben, foll ein echt behaupten fann, eine Boltsvertretung zu befizen, wie Bölferfriede fein, er foll ein Ehrenfrieden des Einversie demokratischer kaum gedacht werden kann, und daß alle Bor ständnisses fein, ber einem jeden Wolk die Freiheit der wirtaussetzungen dafür gegeben sind, bas politische Schicksal der Völker schaftlichen und kulturellen Entwicklung sichert. Die Arbeiter und des Staates felbft zu bestimmen.( Lebhafter Beifall und Sände Bauernrevolution hat schon ihr Friedensprogramm bekanntgegeben, flatschen.) Wir haben Geheimverträge des Zaren und der Bourgeoisie mit den

für das russische Bolt erklärt. Wir beantragen

Berbündeten veröffentlicht und diese Berträge für unverbindlich niemand mehr, auch die ärgsten Kriegsbeger der Entente nicht. Darauf hielt Präsident Groß eine Stede, in der er sagte, könne die Verantwortung für die Fortsetzung dieses Menschen­schlachtens übernehmen. Auch diese Nede fand stürmischen Beifall.

mit allen Völkern öffentlich einen neuen Vertrag auf der Grundlage des Einverständnisses und der Zusammenarbeit zu schließen. Unseren Antrag haben die offiziellen und offisiöfen Bertreter der regierenden Klaffen der verbündeten Länder mit der Russische Note an die Neutralen. Weigerung beantwortet, die Räteregierung anzuerkennen und sich Petersburg , 29. November. ( Meldung der Petersburger mit ihr ins Einvernehmen über die Friedensverhandlungen zu Telegraphenagentur.) Note an die Vertreter der neutralen seken. Die Regierung der fiegreichen Revolution entbehrt die An- Länder Norwegen , Niederlande , Spanien , Schweden , Schweiz erkennung der professionellen Diplomatie; aber wir fragen und Dänemark . die Bölker, ob die reaktionäre Diplomatie ihre Gedanken und Herr Botschafter( Gesandter)! Bestrebungen zum Ausdruck bringt, ob die Büller der Diplomatic In Ausführung des Beschlusses des Kongresses der Bertreter crlauben, die große Friedensmöglichkeit, die durch die russische Ne- der Arbeiter- und Baueruräte habe ich mich im Namen des Rates bolution eröffnet wurde, fallen zu lassen. Die Antwort auf diese der Boltsbeauftragten an die Botschaften der Alliierten mit dem Frage...( Störung) Borschlage gewandt, Verhandlungen über einen sofortis gen 28affenstillstand an allen Fronten und den Abschluß

Nieder mit dem Winterfeldzug! G3 lebe der Frieden und die Völkerverbrüderung!

Der Boltskommissar für auswärtige Augelegenheiten: Zeppli.

Borsigender des Rates der Bolfskommissäre: Ulianow- Lenin ,

Oesterreichs Antwort.

Hierauf hat die R. u. R. Regierung der russischen Regierung am 29. d. Mts. folgende Ant to ort erteilt:

cines

demokratischen Friedens

4

Die Zimes" und die Tribuna" erklärten noch vor wenigen Tagen, die eben in Paris zusammengetretene Ston­ferenz der Alliierten werde sich ausschließlich mit der Krieg­führung beschäftigen. Lord Lansdowne verlangt, daß die Kriegsziele der Alliierten zur Diskussion gestellt und bereinheitlicht werden. Er rührt damit an einen wunden Punkt in der politischen Kriegführung der Entente­genossen, die zwar für den Fall der völligen Besiegung der Mittelmächte ein detailliertes Aftionsprogramm entworfen, fich aber für andere Möglichkeiten nicht eingestellt haben. Lord Lansdowne will das erste Erfordernis eines Ver­ständigungsfriedens schaffen: daß sich die Alliierten erft unter­einander verständigen, was sie vernünftigerweise fordern

tönnen,

wünschten Vereinbarung: Wiederherstellung und Sicherung Darüber hinaus zeichnet er einige Stonturen dieser ge­Belgiens; Verweisung aller anderen territorialen Probleme an die Friedenskonferenz; Anpassung der Wünsche der Alliierten über die Gestaltung Südosteuropas an die durch den Kriegsverlauf geschaffenen Tatsachen; Verzicht auf einen England fein feindlich orientiertes Bündnis zu schaffen suche. Handelstrieg, wenn Deutschland nicht auftrumpfe und gegen 3war könne, meint Lansdowne, ein erklärter Sieg Englands der Welt alle Segnungen des Friedens gewähren, aber- und das gilt Lloyd George ,, die Völker werbent so erschöpft sein, daß sie taum mehr die Hand ausstrecken tönnen, um nach dem Frieden zu greifen". Darum muß der Krieg von den Völkern be­endigt werden, die eingesehen haben, ,, daß er zu lange gebauert hat".

Seine politische Bergangenheit schütt Lord Lansdowne vor dem Verdacht, auf eigene Faust als Eingänger und wohl­meinender Mensch humanitären Gedanken nachzugehen, ohne sie auch sofort zu politischen Möglichkeiten und Wirklichkeiten zu gestalten. Und in der Tat findet er einen willigen Chor einflußreicher Männer von rechts und links, die ihm Beistand leiften. Die Asquith nahestehende ,, Westminster Gazette" lobt die gemäßigte und mutige Erklärung eines einflußreichen Mannes" und der radikale Lageschronist der rühmlich be­ohne Annegionen oder Kantributionen, entsprechend dem Grund- fannten ,, Nation ", Mr. Massingham, präsentiert nach einem fage der freien Entwidelung der Bülfer, einzuleiten. Gleichzeitig träftigen Hieb auf den chemaligen Kampfgenossen Lloyd hat der Nat der Boltsbeauftragten die Militärbefehlshaber und die George wegen seiner leichtfertigen und anmaßenden Abgeordneten bes republikanischen Heeres damit betraut, vr- Rede, der in ihr enthaltenen Kränkung der Generalität, läufige Berhandlungen mit den Befehlshabern der Herabsetzung der wunderbaren Leistungen der britischen ber feindlichen Armeen einzuleiten, um zu einem so- Truppen" bereits ein neues Kabinett: Premier fortigen Waffenstiftand an unseren und an allen anderen Fronten minister: Lord Lansdowne; Präsident des Staats­zu gelangen. Indem ich es für meine Pflicht halte, Sie von den rates: Lord Rosebery ; Sekretär des Auswärtigen: An die Regierung der ruffischen Republik. getenen Schritten zu benachrichtigen, habe ich die Ehre, Sere Bot- Asquith; Munitionsminister: 2ord Robert Cecil Das Rundtelegramm des Rates der Volkskommissäre vom schafter( efandter). Sie zu bitten, alles Ihnen Mögliche an tun, oder Churchill ; Kolonialminister: Balfour . Dics 28. November laufenden Jahres, womit die russische Regierung fich daß unser Waffenstillstandsvorschlag und die Aufforderung zu Ber. wäre so meint Massingham- ein Stabinett, bas fähig bereit erklärt hat, Verhandlungen über den Abschluß eines Waffen- handlungen über den Abschluß des Friedens der Aufmerksamkeit der wäre, die vollziehenden Organe zu überschauen und zugleich stillstandes und eines allgemeinen Friedensvertrages einzuleiten, Regierungen der feindlichen Länder amtlich unterbreitet werde. eine geordnete und verfassungsmäßige Verwaltung aufrecht­ist der Regierung Desterreich- Ungarns zugekommen. Die von der Endlich habe ich die Ehre, Ihnen meine volle Hoffnung ausan zuerhalten, hauptsächlid) aber ein Stabinett, das imftande ruffischen Regierung bekanntgegebenen Richtlinien für den abzu- brücken, daß Sie alle Ihnen möglichen Maßregeln treffen werden, wäre, dem Lande einen Ausblick auf eine gesunde Strieg­schließenden Waffenstillstand und Friedensvertrag, hinsichtlich die hiermit gemachte Mitteilung so schnell wie möglich an die führung zu geben und auf einen guten und dauern. welcher die Regierung der ruffifchen Republit Gegenvorschlägen ent- öffentlige Meinung des Boltes gelangen zu lassen, den Frieden. segenficht, bilden nach Ansicht der österreichisch un- deffen Beauftragter Sie sind. Die Arbeiterklassen der neutralen garifden Regierung geeignete Grundlagen für Länder feufsen im äußersten Elende, welche die Folge dieses bie Einleitung dieser Berhandlungen. Die Regie. verbrecherischen Krieges ist, der, wenn man ihm nicht rung Desterreich- Ungarns erklärt sich daher bereit, in die von der ein Ende macht, die noch nicht an ihm teilnehmenden Böller in fein ruffifchen Regierung vorgeschlagenen Berhandlungen über einen sermalmendes Triebwerk hineinzuziehen droht. Die Forberung fofortigen Waffenstillstand und über den allgemeinen Frieden cin. nach sofortigem Frieden ist zutreten.

Der R. u. A. Minister des Acußeren: Czernin .

Deutschlands Antwort.

Zu diesem Depeschenwechsel teilt W. T. B. mit: Die Aeußerungen des Reichstanzlers im Reichstage enthielten eine formulierte Antwort auf die ruffi­fchen Mitteilungen; sie sind durch Funkspruch verbreitet wor­

der Wunsch der arbeitenden Klaffen aller triegführenden und neutralen Länder. Aus diesem Grunde hat die Regierung des Nates der Boltsbeauftragten die Sicherheit, von den Arbeiterklassen der neutralen Länder entschloffen unter. stügt zu werden, und ich bitte Sie, die Versicherung des Wunsches der ruffischen Demokratie entgegenzunehmen, brüberliche Beziehun­sen mit der Demokratie aller Länder zu pflegen. Unterzeichnet ist die Note von dem Volksbeauftragten für auswärtige Angelegenheiten Trotti.

Das Erwachen des innerpolitischen Gegensages ist außen­politisch durch die einleuchtenbe Taifache bedingt, daß Eng­land und seine Kampfgefährten nach dem Ausscheiden Sing­lands den Krieg mit Deutschland ohne Aussicht auf Erfolg führen müffen. Vielleicht können sie Deutschland militärisch standhalten, sicher fönnen sie es wirtschaftlich schädigen und erschöpfen. Aber ebenso gewiß schädigen und erschöpfen sie sich selbst. Wo bleibt die englische Handels­flotte, die ihre Flaggen über alle Weltmeere trug? Sie wird dezimiert! Wo ist der billige englische 8ins­fuß und das reichliche Geld, die stärksten Stühen des Freihandels und der Stellung Englands als des größten Barenmarktes der Welt? Sie sind Erinnerungen an Lage bergangener Herrlichkeit, bei deren Gedenken die melancholische Melodie mitsummt: Lang, lang ist's her.