Nr.345. 34. Jahrg.
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,, Sozialdemokrat Berlin".
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
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Montag, den 17. Dezember 1917.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.
Amtlich wird gemeldet:
Selbstmord des russischen Unterhändlers.
Von den bevollmächtigten Vertretern der russischen Obersten Heeresleitung einerseits und den Obersten Heeresleitungen von Deutschland , Desterreich Ungarn, Bulgarien und der Türkei andererseits ist am 15. De zember 1917 in Brest- Litowsk der Waffenstillstand& bertrag unterzeichnet worden. Der Waffenstillstand beginnt am 17. Dezember mittags und gilt bis zum 14. Januar 1918. Falls er nicht mit ficbentägiger Frist gefündigt wird, dauert er automatisch weiter. Er erstreckt sich auf alle Land-, Luft- und Seestreitkräfte der gemeinsamen Fronten.
Nach Artikel IX des Vertrags beginnen nunmehr im Anschluß an die Unterzeichnung des Waffenstillstandes die Verhandlungen über den Frieden. Petersburg, 16. Dezember. ( Meldung der Peters. burger Telegraphen- Agentur.) Rußland und Deutschland haben einen Waffenstillstand abgeschloffen.
Bis zum heutigen Lage berrichte an der Litfront Waffen ruhe zum med der Vereinbarung eines eigentlichen Baffen still stands. Dieser Waffenstillstand ist nunmehr abgeschlossen, und damit beginnen die Berhandlungen über abgefchloffen, und damit beginnen die Berhandlungen über den Frieden. Die Vereinbarung der Waffenruhe und der Abschluß des Waffenstillstands sind eine militärische und politische Ange legenheit zugleich. Aber immer noch haben die Militärs das Wort, und die Diplomaten halten sich im Hintergrunde. Mit dem Eintritt in die Friedensverhandlungen ändert sich das Bild. Jezt verhandeln die Regierungen selber miteinander, die Militärs treten in den Hintergrund zurück und behalten nur noch die Rolle von Gutachtern in solchen Fragen, in denen militärische Gesichtspunkte mitspielen.
Es ist nicht wahr, daß die Zukunft der Demokratie einzig und allein unter der Kriegsfahne des Westens steht, sie steht viel mehr noch unter der Friedensfahne des Offens, bei den Völfern Deutschlands und des russischen Reichs, die, seit der 3arismus gefallen ist, fein fünstlich geschaffener, Gegensatz mehr voneinander trennen soll.
ginnen, in dem Gefühl ihrer ungeheuren geschichtlichen Verantwortung begeben, einer Verantwortung, die sie er. barmungslos zerbrechen würde, wenn sie schlechtverrichteter Dinge zurüdfehren sollten. Sie müssen uns den Frieden, den ehrlichen, ganzen Frieden bringen, sie stehen uns dafür!
Selbstmord des Generals Skalon im Deutschen Hauptquartier.
Und doch sind Kräfte am Werf, nicht draußen nur, sondern auch bei uns im Zande, die diesen Gegensatz aufs neue schärfen und den Stacheldraht der Feindschaft zwischen den Völkern verewigen wollen. Sie raten der deutschen Regierung und dem deutschen Volf, ihr wiederholt feierlich gegebenes Wort Berlin , 16. Dezember. Zu der von Neuter verbreiteten zu brechen.„ Uns, treibt nicht Eroberungsluft!" hieß es in der Nachricht des Selbstmordes des ruffischen Generals. Thronrede vont 4. August: Steine politischen und wirtschaft- Stalon einige Stunden nach der Ankunft der lichen Vergewaltigungen!" in den Reichstagsdebatten vom auptquartier erfahren wir folgende nähere Umstände: Waffenstillstands- Abgeordneten int deutschen 19. Juli, Selbbestimmungsrecht der Völfer von Bolen, Aur General Stalon hatte während der gemeinsamen Reise der russischen land, Litauen !" in der Antrittsrede des neuen Reichskanzlers. Abordnung an deren Beratungen unmittelbaren und Durch jedes Abweichen von diesen Grundlinien würde die tätigen Anteilgenommen. Einige Stunden nach Ankunft. deutsche Regierung ihren Gegnern den Beweis für ihre immer und kurz vor Eröffnung der gemeinsamen Konferenz begab er sich wiederholte Behauptung von der Unaufrichtigkeit der auf fein Zimmer, um eine Karte zu holen, hier wurde er von dem deutschen Diplomatie in die Hände spielen. der russischen Abordnung zugeteilten deutschen Offizier
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Würden die Mittelmächte die augentlicliche Notlage der feilen aufgefunden. Ein hinterlassener Abfchiedsbrief an ruffisches Demokratie dazu berüßen, Eroberungsluft zu befrie- die Frau des Generals gab über seine Beweggründe keinen Aufbigen, politiche und wirtschaftliche Vergewaltigungen zu beschluß. Die Mitglieder der ruffischen Abordnung vermuten einen gehen und das Selbstbestimmungsrecht der Völker zur bloßen Borfalles der russischen Regierung übermittelt. Bei Reberführung Nervenzufammenbru of und haben eine Darstellung dieses Komödie zu erniedrigen, was wäre die Folge davon? Die des. Verstorbenen zur Bahn unter Beteiligung. ruffischer Geiftlicher örter des Westens würden fester denn je davon über erwiesen deutsche Truppen die militärischen Ehren. zeugt sein, daß fie gegen einen Eroberer in gerechtem Verteidigungskampf stehen und bis zum letzten Mann kämpfen. Die gegenwärtige Regierung Rußlands würde entweder die Berhandlungen scheitern lassen, oder alsbald hinweg gefegt und durch eine Regierung der Revanchepolitik erfekt werden. Das bedeutet die ewige Entzweiung zwischen der europäischen Mitte und dem Osten, vielleicht für spätere Zeiten joll, als Unglück für sein Land betrachten muß. Dann wind das den Untergang der ersteren. Denn, darüber täusche man sich nicht! So schwach Ruß- Blut, das sich über den unterzeichneten Waffenstillstandsvertrag land im Augenblick sein mag, so unerschöpflich sind seine Hilfs. ergossen hat, das letzte sein, das zwischen Rußland und Deutschland quellen. Wir leben in gedrängtem Raum und müssen damit geflossen ist! ist, müssen uns in diesem Punkte vielleicht schweren Befürch rechnen, daß der Höhepunkt der Volksvermehrung überschritten
Der Osten ist nicht mehr Kriegsschauplab, nicht mehr der Schauplatz militärischer Verhandlungen, sondern das Feld der auswärtigen politik. Die Strategie hat ihr Werf getan, jetzt ist es Aufgabe einer weitblidenden Staatskunst, das ihre zu tun. Von ihr hängt jetzt die Zukunft Europas ab. Um so mehr müssen wir bedauern, daß die deutsche fungen hingeben. Rußland hat die unermeßliche Fläche, auf
Fühlender entziehen. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß der. Der tiefen Tragik dieses Vorgangs wird sich kein menschlich russische General unter dem Eindruck der Vorstellung gehandelt hat, fein Land sei im Begriffe, einen entehrenden Frieden zu schließen. Sein Andenken steht als warnendes 3eichen zwischen Deutschland und Rußland . Mögen die Verhandlungen und ihr Grgebnis beweisen, daß kein Russe den Frieden, der geschlossen werden
Waffenstillstand mit Rumänien . Boltsvertretung in dieser weltgeschichtlichen Stunde der bei gesteigerter Intensität der Bewirtschaftung noch Mil- Petersburg, 13. Dezember. ( Meldung der Petersnicht versammelt ist, und vielleicht sieht jetzt auch mancher lionen, und aber Millionen Platz finden können. Es wird, burger Telegraphen- Agentur.) General Tscherbatschew bürgerliche Abgeordnete ein, wie recht die Sozialdemokraten dank der Revolution, seine geistigen und wirtschaftlichen Kräfte hat in Focsani zwischen der rumänischen Armee der rumänihatten, als sie mit so großer Entschiedenheit gegen die Ver- in ungeahnter Weise entwickeln. Was braucht man zur Kriegs- fchen Front und den deutschen , österreichisch- ungarischen, bultagung des Reichstags sprachen und stimmten. Gewiß fönnen führung? Menschen, Bildung.. Organisationsfähigkeit, Tech- garischen und türkischen Armeen einen vorläufigen Waffendie Verhandlungen nicht von einer 397 köpfigen Versammlung nit! Das alles wird das Rußland der Zukunft in gewaltigerit i II stand geschlossen.
geführt werden, aber engste Fühlung zwischen Regierung und Volksvertretung wäre in dieser Zeit nötiger denn je. Wir hoffen und wünschen, daß diese engste vertrauensvollste Fühlungnahme jett wenigstens zwischen der Regierung und den Fraktionsvorständen hergestellt wird. Es gibt zumal für die sozialdemokratische Fraktion feine„ positive Arbeit", an der sie sich mit leidenschaftlicherem Eifer beteiligte als am Aufbau des Friedens. Daß sich einer unserer beiden Fraktionsvorsibenden, Genosse Scheidemann , zu dieser Arbeit nach Stockholm begeben hat, ist bekannt.
Die deutsche sozialdemokratische Arbeiterschaft will bei den bevorstehenden weltgeschichtlichen Entscheidungen ihr Wort mit in die Wagschale werfen. Sie war auch dabei bei Lannenberg, an den masurischen Seen, bei Wilna , am Dunajec , bei Gorlice . Die Errettung des Reiches aus den furchtbarsten Gefahren der ersten Kriegszeit war nicht möglich ohne ihre tatfräftige Mitwirkung. Und wenn sie dabei auch nur, wie man ihr oft so liebevoll vorhält, ihre Pflicht getan hat nun wohl, fie will auch jetzt ihre Pflicht tun, damit das Friedenswert zustande kommt und zum Wohl der gesamten Menschheit ausschlägt!
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Weise besigen!
Und dieses Rußland sollen wir uns vielleicht für Menichenalter zum Feinde machen, da wir doch seine Freundschaft gewinnen können, um den geringen Preis, daß wir auf ein paar Länderfeßen verzichten, mit denen wir doch nichts Vernünftiges anzufangen imftande sind?
Kaledin verhaftet?
Kopenhagen , 16. Dezember. Socialdemokraten" meldet aus Stocholm: Der Bolschewikigesandte in Stockholm Worowski erhielt ein Telegramm aus Petersburg , daß Ka= Wir müssen wissen, wofür wir gekämpft haben?" Toll- ledin in der Nähe von Moskau verhaftet worden sei. häuslerisch ist der Gedanke, daß wir gefämpft haben sollen, damit ein Stüd Litauen unter preußische Oberhoheit gebracht wird. Nein, wir haben gekämpft, um deutsches Land vor Verwüstung und Eroberung durch den Zarismus zu bewahren und dem dauernden Völkerfrieden feste Grundlagen 3u zimmern. Jetzt fordern wir unseren Preis für das ver goffene Blut!
Wenn jetzt zwischen den Mittelmächten und Rußland ein demokratischer Frieden geschlossen wird, ein Frieden, der kein Volk entehrt und vergewaltigt, dann ist der große Krieg für den Völkerfried en gewonnen! Dann werden auch die Völker des Westens einsehen, daß man sie um eine Wahnvorstellung in den Tod jagt und sie, werden stürmisch verlangen, teilzuhaben an dem großen Wert, das im Osten zum Heil des Menschengeschlechts errichtet wird. Dann kann der nächste frühling den allgemeinen Frieden sehen!
Stockholm , 15. Dezember. ( Eigener Drahtbericht des„ Vorwärts".) Der Ergesandte Gulkewitsch beruhigt durch ein in Socialdemofraten" veröffenlichtes Interview die Besizer russischer Anleihe durch den Hinweis auf Rußlands Naturschäze. Rußland sei wohl ermattet und durch die bolsche wistische Verwaltung geschädigt, aber keineswegs banterott. Auch die zweitnächste Souponzahlung sei durch die russischen Staatsdepots in französischen und englischen Banken gesichert. Merkwürdig wirkt speziell in einem sozialistischen Blatt die weitere Erklärung, daß die von alters her gewahrte Ehre und Würde Rußlands von den Bolschewits kompromittiert werde.
Die Sozialrevolutionäre für die Macht der Sowjets.
Petersburg, 14. Dezember. ( Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Kongres der der Sozialrevolutio näre. Hinsichtlich des politischen Programms der Verfassung
Dieses Werf ist, wie jedermann weiß, immer noch von den schwersten Gefahren umdroht. Die Regierungen der Weftmächte werden alles tun, um es wieder zu zertrümmern. Der Kampf gegen die blutigen Dämonen, die seit drei Und wie das gemacht werden soll, dafür gibt uns die lezte Jahren die Welt beherrschen, ist in ein entscheidendes Stadium Rede Lloyd Georges deutliche Fingerzeige. Da wird getreten. Zwischen denen, die nie für etwas anderes als für gesagt, der Militarismus der Mittelmächte schicke sich an, die Erhaltung des deutschen Volfes gekämpft haben und den einige der reichsten Provinzen Rußlands in nach blutigem Länderraub Lüfternen scheiden sich die Wege die Tasche zu steden". Da heißt es, Rußland stärke endgültig. Auch die deutsche Regierung muß wissen, gebenden Versammlung beschloß der Kongreß, das Programm des durch sein Ausscheiden das Hohenzollerntum und schwäche welchen Weg und mit wem sie zu gehen hat. Würde sich zweiten Kongresses der Sowjets und seine Erlasse die Kräfte der Demokratie. Es ist die Aufgabe ießt, da jede Maske fallen muß, das Geficht eines länder- und Rechte zu verteidigen. Die Entschließung sept folgendes der deutschen Regierung, zu zeigen, daß sie nicht im Auftrag gierigen Imperialismus enthüllen, dann wären mit tiefem fest: Jeder Versuch einer Umgestaltung der Verfassunggebenden einer Dynastie, sondern in dem eines großen Volkes handelt, Tage die stärksten Säulen der deutschen Verteidigung, die den Versammlung in eine Kampforganisation gegen die das nicht nur nach außen hin das Recht der Völker auf| furchtbarsten Stürmen der Weltgeschichte standgehalten haben, Somjets und die Abgeordneten der Arbeiter und Soldaten, die Selbstbestimmung verkündet, sondern dieses Recht auch für er stört. Mögen die deutschen Unterhändler sich zu den die Organe der Macht bilden, wird als cin Anschlag gegen die Ersich selber in Anspruch nimmt. ersten Verhandlungen, die dieses Welterama abzuschließen be- rungenschaften der Revolution betrachtet werden, und es wird als