fr. 347
- 1917
zug.
des Mittelmeeres.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Der Christdorn.
Mittwoch, 19. Dezember
ins 10. Jahrhundert verlegt. Ihren heutigen Namen erhielt die Ferdinand Bamberger; er war sehr fleißig, aber immer mit Stadt jedenfalls nicht bor 1840, da sie unter die Herrschaft der Taft, und man darf wohl sagen, mit einer gewissen Verliebtheit. Litauer kam und dies in der Bezeichnung Litauisches Brest" zum So fam es, daß er im Betrachten der sich um ihn ausbreitenden Ausdrud gebracht wurde. Die fast 1000jährige Geschichte der Stadt Welt oft genug den Krieg vergaß und sich an irgendeine reizvolle zeigt diese unheimlich oft von schwersten Ratastrophen aller Art Einzelheit, an eine Steinmauer, an Fensterkreuze oder an das heimgesucht. Frühzeitig schon war sie ein heißumstrittenes Objekt Gitter vor einem Oberlicht berlor. Dadurch aber bestätigt er jenes der verschiedenen Fürstentümer, deren Grenzen in der Nähe zu Landschaftliche, von dem ich glaube, daß es zum Wesentlichen jeder sammenstießen, weshalb fie oft den Besizer wechselte. Unter die diefen Krieg ehrlich schildernden Kunst gehört. Wobei natürlich nicht Herrschaft der Litauer dürfte die Stadt under Gedimin( 1315-1345) vergessen werden darf, daß der Maler nicht gerade dort zu stehen gekommen sein. In den Kämpfen der orthodoxen Litauer gegen den pflegt, wo Handgranaten und Minen arbeiten, sondern immer ein Deutschen Ritterorden in der ersten Hälfte bes 15. Jahrhunderts wenig, und wenn es auch nur ein bißchen ist, dahinter. Diese sab Brest auch einen Friedensschluß in seiner Mitte, im Distanz, sowohl eine psychologische wie eine fünstlerische VorausJahre 1435, dem Todesjahre des ersten Jagellonen. feßung der allgemeinen Kriegsmalerei, läßt sich an diesen öfterreichischen Naturwiedergaben feststellen, und das ist gleidyfalls eir Vorzug. R. Br.
Die geschützte schöne Aussicht.
Die jüngsten Maßnahmen der Heimatschußbewegung in Mün chen, von denen im Brometheus" berichtet wird, zeugen bon so viel liebevollem Berständnis, daß ihre Nachahmung auch in anderen Städten nur empfohlen werden fann. In der Hauptsache bemühte man sich nämlich, burch besondere Bauvorschriften die Bernichtung ber schönen Aussicht hintanzuhalten. Da die Gefahr bestand, daß der Ausblid von der Münchener Theresienwiese auf die ferne Alpenkette durch neue hobe Gebäude gestört würde, wurden durch das Münchener Stadtbauamt, die Lokalfommission und die Künstlerkommission auf Anregung des Ministeriums des Innern Hochbauben, die eine folche Wirkung auslösen könnten, untersagt. Man legte ein Dreied feft, dessen Grundlinie das ungefähr 95 Kilometer von der Theresienwiefe entfernte Karwendelgebirge bildet und als beffen Spike der Aussichtspunkt vor dem Ausstellungsgelände auf der Theresienwiese zu betrachten ist. Nach der neuen Berordnung ist nun die Höhe aller innerhalb dieses Dreiecks bis auf eine Entfernung von 1,6 Silometer bom Aussichtspunkt zu erbauenden Wohnhäuser und Fabrikgebäude derartig beschränkt, daß der Blick auf die Alpenkette nicht gestört zone zu erbauenden Häuser bestimmte, dem Gesamtbild entsprechende werden kann. Außerdem werden für die Dächer der in dieser SchußFormen gefordert.
Benn um die Weihnachtszeit der Tannenwalb in die Städte wandert, hält auf dem Christmarkt auch die Stechpalme ihren EinMit ihrem dunkelgrünen glänzenden Laub, von dem die leuchtend roten Beeren fidh so wirfiam abbeben, ist sie ein biel begehrter Festichmud. Leider hat die starte Nachfrage vielfach zu so schonungslosem Vorgeben der Händler verführt, daß sie ganze Wagenladungen des Christborns" hinwegführten. Dadurch geht auch dieser Schmud unserer Wälder wie fo viele wildwachsenden Bierpflanzen feinem Untergang entgegen, wenn nicht, wie beispielsweise in Baden und im Eliaß die Foritverwaltungen der Verwüstung energiich halt gebieten. Die Stechpalme ist um io mehr gefährdet, Als bedeutsames geschichtliches Ereignis fann die 1595 und als fie nur äußerst langsam wächst. Schon der Same 1596 in Brest abgehaltene Synode angesprochen werden, da in ihr brauchte zur Keimung faft zwei Jahre, und selbst nach achtzigs den langjährigen Kämpfen zwischen den Anhängern der römischjährigem Bestande ist die Fler noch tein stattlicher Baum. Jm iüd- fatholischen Kirche und den Ruthenen als Orient. Orthodoren durch lichen Schwarzwald befinden sich jedoch an geschüßten, lichten Blägen den Beschluß der Union ein Ende bereitet wurde. Das 17. und immerhin noch Stämme von rund 11 Meter Höhe und einem Um 18. Jahrhundert mit seinen vielen erbitterten und für Bolen verfang von fast einem Meter. Das feinmaierige Holz mit seinem hängnisvollen Kriegen brachte auch der Stadt Brest - Litowst schweres weißen Splint und seinem grauen oder braunen Kern wird seiner Leid, indem sie wiederholt von Rojaten, Tataren usw. heimgesucht außerordentlichen Härte wegen für feine Tischler- und Drechiler wurde. In dem russisch - preußischen Vertrage vom 23. Januar 1793 arbeiten sehr gesucht, während die Rinde zur Bereitung von Vogel über die zweite Teilung Bolens fiel die Stadt an Rußland , das sie leim dient. Im tiefen Waldesschatten des inneren Deutschland und 1796 zu einer Areisstabt machte, was fie bis zur Gegenwart ge Desterreich bleibt die Stechpalme jedoch nur ein mehr oder minder blieben ist. Eine völlige Rieberlegung erfuhr bie alte Stadt auf fümmerlicher Strauch, denn ihre eigentliche Heimat sind die Küsten den kategorischen Befehl des Zaren Nikolaus I. , den sie bei der An lage einer Festung an der Mündung bes Muchawjeh in den Bug Der Christborn ist der einzige europäische Vertreter, der in etwa behinderte. Im Jahre 1830 war bereits bas letzte Wohnhaus der 170 Arten namentlich in Südamerita verbreiteten Familie der alten Stadt niebergelegt. Der Aufbau der neuen Stadt, der an Aquifoliazeen, deren Name fich von dem Wort acuifolium( Dorn einem östlich von der Zitadelle in 1200 Meter Entfernung an blatt) berlettet, alio eigentlich falich geschrieben wird. Am Mittel- gewiesenen Blake erfolgen durfte, geschah nach einem Plane der meer finden sich selbst Bäume von 15 Meter Höhe. Die Stechpalme Regierung, der zwei Vorstädte der Festung vorfah: eine Kobryner breitete sich dann in allen Gegenden Europas aus, in Deutschland und eine Wolynsfer Vorstadt. Aus der Kobryner Borstadt ist dann besonders längs der Ost- und Nordiee, da sie zum freudigen Ge- späterhin allmählich die große Stadt Brest - Litowst entstanden. deihen Feuchtigkeit von Luft und Boden braucht. Vielfach, Bu sehr hoher Entwicklung war der Handel in der Stadt genamentlich in England und Holland , wird die Fieg in etwa langt. Vor dem Kriege waren die Lebensmittel in der Stadt sehr 70 Spielarten mit weiß und gelb gefledten, selbst dreifarbigen 2-2½ Ropelen( 1 Stop. etwa 2 Bf.), beftes Rindfleisch 20 Stop., billig. So bezahlte man im Jahre 1912 für: 1 Pfo. Schwarzbrot trauien oder ganzrandigen Blättern gezogen. Die bunten Formen Kalbfleisch 10-16 Stop., Schweinefleisch 20 Stop., Butter 35-55 Stop., find jedoch noch weniger frostbeständig als die wilde Pflanze. Die 1 Liber Milch 6 Kop. usw. Bekanntlich zogen in der Nacht vom 25. gerbackten Blätter gelten, wie das Zentralblatt für das gesamte auf den 26. August 1913 die verbündeten deutschen und österreichiForstwefen ausführt, in der Voltsmedizin als heilträftiges Mittel schen Truppen unter Generaloberst v. Madensen in die Stadt ein, gegen rheumatisch gichtische Uebel, Stolit und chronischen Husten. Im und es bot sich ihnen hier ein grauenhaftes Bild der Vernichtung. tag große und kleine Gäfte der Einladung von Maria Schipfmann - Ein Märchennachmittag. Zahlreich tvaren am Sonne Schwarzwald werben fie auch getrocknet und als Tee getrunken. Die russische Stulturarbeit" hatte ihr Wert an Brest- Litowsk gründ- und Luise Hahn zum Märchennachmittag in den Meifteriaal gefolgt. dem man eine günstige Wirkung auf die Verdauung nachrübmi, lich getan: etwa% der Stadt waren den niederbrennenden Kofalen- Die in Arbeiterfreifen gutbefannte Mezitatorin Maria Sipfähnlich dem ihrer füdamerikanischen Verwandten, der Ilex horden zum Opfer gefallen. Wer die unglüdliche Stadt in jenen fo paraguaynesiensis, deren Blätter den berühmten Mate- Tee liefern tampfes- und erfolgreichen Tagen nach der Einnahme betreten hat, mann bot in ihren Vorträgen eine mit gutem Gefchmad getroffene ( Yerba Mate ). Was aber den Baum so liebenswert macht, find dem wird sich das grauenvolle Bild von brennenden Häuserreihen, Auswahl deuticher Dichtkunft, die fich der Auffassungswelt unferer feine leuchtend roten Beeren, die den Winter überdauern. Genau Schutt und Ruinen unverlöschlich eingeprägt haben.** Aleinen näbert und wußte mit feinem Verständnis die humorvollgenommen sind es Steinfrüchte, die in ibren bier Fächern je einen finnige Schönheit der Dichtungen zu gutem Ausdrud zu bringen. bräunlichgelben Kern enthalten, der geröstet als Raffee- Erfah BerWenn einmal den kleinen nicht alles zu vollem Verständnis fam, wendung findet. Der fleischige Samenmantel wirkt beim Menso tamen dafür die Großen umso besser auf ihre Rechnung. Bur schen start abführend und brechenerregend, doch wird er von Drosseln, Wildtauben, Feld- und Moorhühnern und besonders den Abwechselung und Bereicherung des Programms fang Luife a br mit schöner Stimme entzüdende schelmische Liedchen, die gleichfalls pieder nordwärts ziehenden Wandervögeln gern gefressen. Die viel Beifall fanden. m. d. harten Sterne gehen unverdaut ab, so daß die weite Verbreitung ber Stechpalme innerhalb des oceanischen Alimagürtels wohl im Alfred Bichtwarts literarischer Nalas Busammenhang mit diesen Beerenliebhabern steht. Im winterlichen Walde muß die immergrüne Stechpalme dem Menschen auffallen, und wie um alles Merfwürdige, wob sich um fie her Boltsaberglaube. Sie war schon den Druiden, den Priestern der feltischen Völker im alten Gallien und Britannien, heilig. Wie der Name Schrattbaum ankündigt, soll die Stechpalme dem Schrättele", dem Alpdrud, wehren und gegen Heren und Dämonen schüßen, die im Sturmgebraus der Winternacht ihren Umzug halten. Am Balmsonntag werden im Schwarzwald und anderen fatholischen Gegenden Stechpalmentüschel statt der Palmen und Weidenfäßchen in die Kirche gebracht und dort geweiht. Nach dem Boltsglauben war es auch die Stechpalme, mit der Christus bei feinem Einzug in Jerufalem begrüßt wurde und sie belam erst nach dem an ihm begangenen Berrat ihre Stacheln. Zweige dieser geweihten Balme werden dann in Stube und Stallung wider alle Heimsuchung böser Gewalten angebracht, während ganze Büschel, an langen Stangen zum Dachgiebel herausgestedt, aus und of bor Blißschlag und Wetterschaden bewahren sollen, wohl der letzte Austlang jener Borstellung, die in der immergrünen allen Unbilden trobenden Pflanze geheime Kräfte fab.
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Die Stadt der Friedensverhandlungen. Die Gründungszeit der ursprünglich am Zusammenfluffe von Bug und Muchamjet gelegenen Stadt Brest - itowst ist nicht mehr mit Sicherheit zu ermitteln. Doch wird sie allgemein
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Die welsche Nachtigall.
Der Roman eines fterbenden Jahrhunderts. Von N. Francé
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Aber Peißer, das sind höchst gefährliche Neben und eine schreckliche Gesinnung. So arg ist's doch nicht." " S'ist so arg und noch ärger!" brauste der junge Mann so erregt los, daß der andere ängstlich zum Ofen retirierte. " Und alles wär' anders gekommen, wenn die Durh nicht ihre Hunde losgelassen hätt'."
Die Jfonzo- Ausstellung.
Notizen.
foll, wie Kunst und Rünstler" erfährt, herausgegeben werden. Von besonderer Wichtigkeit sind seine Briefe an die Kommission Kunfipolitit ju jagen hatte, ist auch für die Zukunft noch von Bedeutung.
Was Lichtwart über Museums- und
( In der Königlichen Akademie Unter den Binden.) Das österreichisch- ungarische Kriegspreffequartier zeigt in einer ftofflich sehr interessanten Ausstellung, was die ihm beigegebenen Beichner und Maler aus den Isonzo - Schlachten an Beute heim gebracht haben. Es sind Kriegsbilder, und insofern unterliegen fie der fünstlerischen Bedingtheit dieser Gattung, die mehr berichten als gestalten will und sich unter das bescheidene Gefes der der Samburger Kunsthalle. Illustrationen stellt. Es sind aber Kriegsbilder von einer befonderen, beinahe liebenswürdigen Art; sie halten sich frei von allem Pathos und suchen nicht das Dramatische. Sie schildern schlicht und nicht ohne Gefälligkeit die alltäglichen Vorgänge und lassen sich häufig genug zur friedlichen Landschafterei verführen. Gerade bas burch aber wirken fie ebenso ehrlich wie überzeugend. Das fann jeder bestätigen, der selbst einmal braußen gewesen ist. Das weitaus Meiste, was es da zu ſehen gibt, ist in der Tat Landschaft, find Städte, Dörfer, alles so, wie es im großen und ganzen auch au ge wöhnlicheren Zeiten aussehen mag. Wohlberstanden, es gibt da Ruinen, zerschossene Häuser, geborstene Mauern, es gibt auf gewühltes Band, Rauch, Feuer, Schmerzen und Tob. Das alles aber wirkt, wenn man mitten darin ist, landschaftlich, auf weiten Räumen ausgebreitet, landfartenartig. Infofern also find diese österreichischen Kriegsberichte, einerlei, ob fie nun gezeichnet, lithographiert, rabiert oder mit Oel gemalt wurden, wirklich attenmäßige Darstellungen.
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-Finnlands neue Flagge. Nach einer Meldung aus Baparanda hat die finnische Regierung bereits über die Flagge der neuen Regierung entschieden. Das zu diesem Zwed eingesetzte Komitee hat drei Flaggentypen vorgeschlagen, eine Nationalflagge, eine Handelsflagge und eine Marine, Lotfen- und Zollflagge als nationale Flagge soll die feit der Märzrevolution allgemein berwandte Bötven flagge bestehen bleiben, die Finnlands gelben ötven, von neun Rosen umgeben, auf robem Grunde zeigt. Die Sandelsflagge hat folgendes Aussehen: totes Fahnentuch mit Sandelsflagge hat folgendes Aussehen: totes Fahnentuch mit gelbem, aufrechtstehendem Kreuz, durch das fie in vier Felder geteilt wird, in deren linken oberem neun weiße Rosen angeordnet sind.
- Solzfällen mit Motortraft. Eine Holzfällmaschine mit Motorantrieb, die bei dem jezigen Arbeitermangel von großer Bedeutung werden fönnte, wurde im Grunewald praktisch erprobt. Nach dem Bericht des Prof. Schwappach in Sanft Hubertus berliefen die Verfuche im allgemeinen günftig. Die Maschine, deren Anfchaffungspreis fich auf ungefähr 5000 92. stellt, besteht aus dem Motor und der Säge, die erst vor Beginn der Arbeit in Verbindung gebracht werden. Die Maschine bermag eine Riefer von 85 gentimeter Durchmesser in 1 Minuten au fällen.
Obendrein find fie österreichisch, Nachkommen, wenn auch mehr oder weniger entfernteren Grabes, von dem milden Schwind und dem freundlichen Alt. Auch spürt man an ihnen gewiffe Ergebnisse der Wiener Kunstgewerbeschule; fie halten sich fern von Geschmadlefigkeiten, sie zeigen Gefühl für Ornamentit. Das gilt gewiß nicht für alle, aber wohl für die Mehrzahl. Jedenfalls verleben sie nicht, weil sie wenig beanspruchen. Eigentlich hervorragen tut wohl nur Stettern, vor allem Regina, deren Bild wie das einer Heiligen vor ihm stand. Und gerade ihr hatte jenes Weib den Geliebten in die Hand. Und bot die Rechte. geraubt.
Und er brückte ihm so recht herzlich den Beutel mit Geld ,, Unb wenn's gelungen, so laff er mir einmal Botschaft Sie soll sterben!... Ohne daß er es wollte, sprachen fagen.' wird mich herzlich freuen... Und dann noch seine Lippen das schreckliche Wort. Und von da ab tlang es eins: verrat' er mich nicht... ich spiel mit dem Kopf ununterbrochen in seinem Dhr. Wenn sie starb, war Solms aber ich hab's herzlich gern getan, schon um meines Helden an Regina wiedergegeben wenn sie starb, war das Uebel, willen, des Wilhelm Tell ... alles was ihn ins Verderben gehetzt hatte, in seinem Kern und zu Tode getroffen. Dieser Schurke Michalansty fiel dann von seiner Leiter, benn was trug ihn, wenn nicht die Gnade der Dury?
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Ja, dann war er gerächt
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Reben. Und er war fast gerührt von sich selbst. Peißer Ich mußt' doch auch einmal was Großes fun in meinem schoffen die Tränen aus den Augen. Er umarmte den edlen Menschen, der ihn noch an die Hauspforte brachte und fie dann sorgenbefreit rasch hinter ihn zuschloß.
Als er auf der Straße stand, erwachte die Lebensangst diese Wendung zur Lebensfreude, denn sie boten der Hoffnung in ihm. Die wenigen Gulden des biederen Schnurbein erzeugten wieder neue Nahrung.
Also
Er beruhigte sich wieder und sant in fein düsteres Hin- Er stand so unter dieser Suggestion, baß er auf einmal brüten zurück, während Herr Schnurbein, der sehnsüchtig die ganz luftig wurde. Nacht herbeiwünschte, um den unheimlichen Gaft loszu- Das war eine große Tat; bielleicht nicht geringer, als werden, leise ins Nebenzimmer ging und dort Notiz- die des Tell, von der der Schnurbein so begeistert sprach. bücher aus der Kommode zog und rechnete.„ Einnahmen Das war die Vision, nach der er sich immer gefehnt, berühmt und Ausgaben" stand auf dem Büchlein, aus dem er notierte. zu werden auch etwas zu leisten. Ja, mit seinem ver- aber es ging. Bur Mutter oder zu Dr. Widmont zu gehen Das Gehen gelang wider Erwarten, schmerzhaft zwar, „ Er spinnt, der arme Mensch, kein Wunder, wenn er pfuschten Leben war er für eine solche Tat noch fähig. spinnt," sagte er dabei leise vor sich hin. Wie würde Dr. Widmont ihn ansehen, wenn er vor ihn Dunkelheit und wieder einfegendem Regen erkennen. Beißer dagegen horchte, als er allein blieb, sorgfältig hintrat und sagen würde: Ich war Jhrer würdig, ich habe die ging er der Neuburger Straße zu. Wenn er jemand an Wie würde Dr. Widmont ihn ansehen, wenn er vor ihn war zu gefährlich. In der Stadt konnte man ihn trop ins Nebengemach.... Als alles ruhig blieb, stand er ganz Welt befreit von diesem Scheusal: behutsam auf, trat zu dem Eßtisch und zog dessen Schublade Flüchtig tam ihm der Gedanke an Mutter und Schwefter. feiner Laterne von Weitem sah, machte er Umwege. Einmal auf. Mit prüfendem Blid musterte er die Bestecke, griff nach Aber dann flang wieder der verführerische Zon in seinen legte er sich vor einem Gefährt kurzerhand in den Straßeneinem derben Küchenmesser und berbarg es rasch in der Ohren.... graben. Man sah ihn nicht. Er aber hatte das Gefährt Brusttasche. So fämpfte er, als Herr Schnurbein, ba alles ruhig blieb, wohl erkannt. Das war ja die Karoffe des Statthalters. wieder in die Stnbe trat.. Er frug ein gestricktes Beutelchen Dämon des Zornes den Unglücklichen. An dieser Straße lag Ah, er tam bom Franzissischlössel! Wieder überfiel der voll Geld in der Hand.
Dann fehrte er ebenso leise zurüd.
Sein Gesicht hatte einen blutdürftigen Ausdruc. Er fah finster vor sich hin. Auf einmal lachte er grell auf, daß der andere im Nebenzimmer erschreckt zusammenfuhr.
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" Herr Peizer," sagte er freundlich, nun wird es geit, ia das Schloß der babylonischen Meze.... Das hieß also an das weitere au denten. Er wird es einsehen, man wird regieren.... Ein nächtlicher Buhlbesuch bei einer Dame... Die Vision jenes Türkenmädchens, die er einst bei Dr. bald feine Abwesenheit merken und vor allem bie Nach- Wer weiß, welch' böse Einflüsterungen sie heute wieder ausWidmont gesehen, fiel ihm ein. Blut hatte sie an seinen barschaft absuchen. Er will doch nicht, daß man ihn bei gehedt, toie vieler reblicher Menschen Unglück heute wieder Fingern erblickt... mir findet? beschlossen wurde! Jetzt verstand er es. Ja, sie sollte recht gefehen haben. Leider kann ich nicht mehr viel für ihn fun. Ich habe Er war fertig mit der Welt. Seine Widerstandstraft war ausgerechnet, das fann ich entbehren, ohne mir wehe zu tun. gebrochen. Er hoffte auf nichts mehr, seitdem er auch Solms im Lager der Michalanskys und Durys wußte. An Reginas Worten war doch nicht zu zweifeln. Die Verzweiflung dieses herrlichen Mädchens war zu echt.
Und für ihn reicht's schon bis er über die Landesgrenze ist. Am besten ist's, er geht immer der Neuburger Landstraße nach, da ist er in vier Stunden in Jndersdorf und das ist schon Ulmisch reichsstädtisch. Die liefern feinen Soldaten aus. Er spuckte grimmig aus und schlug bor innerer But auf Die zwei voriges Jahr sind auch dorthin geflüchtet und find ben Tisch. Die ganze Welt hätte er zertrümmern fönnen mit richtig babongefommen. Freilich mit dem bösen Bein wird's einem Schlage. Nein, er wollte nichts mehr von ihr, nur ihm schwer werden das Wandern, aber er muß halt, etwas eines noch: fich rächen.... An wem? An allen außer seinen gehen tann er ja."
Er griff in die Brusttasche. Dort war das Messer. Und fonderbar, feitdem er es in die Hand nahm, tam es wie ein Wahnsinn des Blutes über ihn.... Er sah sich als Volksbefreier... er sah sein Bild auf Flugblättern ob wohl jener Schiller auch über ihn ein Schauspiel schreiben wird?
Und dann flüsterte der Dämon Verhängnis. Aus dem alleinstehenden Haus bist du ja sofort auf ber Landstraße... Und in taum brei Stunden an der Grenze... und dann frei und gerächt... Forts, folgt.