Nr. 349. 34. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße: 3. Fernidrecher: Am: Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 21. Dezember 1917.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Ami Morinvias, Nr. 151 90-151 97.
Konferenz beim Reichskanzler.
Berlin , 20. Dezember. Amtlich. Der Herr Reichskanzler empfing heute nachmittag Vertreter fämtlicher Reichstagsparteien zu einer vertraulichen Aussprache über die durch den Beginn der Friedensverhandlungen mit Rußland geschaffenen politischen Lage. Der Herr Reichskanzler teilte mit, daß der Kaiser ihm das Mandat zum Abschluß der Friedensverhandlungen erteilt und daß er den Staatsietretär von Kühlmann als Unterhändler bestellt habe.
Der Herr Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gab einen Ueberblick über den geplanten Gang der zukünftigen Berhandlungen und legte die Gesichtspunkte dar, von denen die Regierung sich dabei leiten laffen wird. Nach eingehender Aussprache wurde die Zustimmung aller anwesenden Abgeordneten zu den in den Ausführungen des Staatssekretärs dargelegten allgemeinen Richtlinien festgestellt. Man einigte sich ferner dahin, daß die nächste Sigung des Hauptausschusses des Reichstags am 3. Januar stattfinden soll.
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Soweit der amtliche Bericht über die vertrauliche Besprechung. Es handelte sich bekanntlich diesmal nicht um eine Konferenz mit den Mehrbeitsparteten, fondern es waren auch die Konservativen. die Bolen und die Unabhängigen zugezogen, welch lettere durch Saafe vertreten waren. Wenn die Richtlinien, die Herr v. Kühlmann für die bevorstehenden Verhandlungen aufftente. die Zustim mung aller Abgeordneten fanden, so ist das unter solchen Um ftanden eine sehr bemerkenswerte Feststellung.
Die Unterhändler von Brest- Litowsk .
Amsterdam , 20. Dezember. Ein hiesiges Blatt meldet aus Betersburg vom 18. Dezember: Gestern ist die russische Abordnung zu den Friedensverhandlungen nach Brest- Litowsk abgereift. Sie besteht aus dem nationa listischen Professor Petrowski, dem Diplomaten Debrowolski, Sem Admiral Janow und dem Finanzmann Obolenski.
Die
Die franzöfifche Presse vom Mittwoch veröffentlicht den vollen Wortlaut des Waffenstilstandsvertrages. Alle Blätter widmen der Zatfache lange Beiprechungen. Homme Libre" erklärt, der Waffenstillstand sei die erste Folge des ichimpflichen Verrats Lenins . Die Bolichewifi hätten die schwerste Verantwortung auf sich genommen, indem sie den Vertrag namens der ruffifchen Regierung unterzeichneten. Matin" tröstet, die Marimaliften feien nicht ganz Ruß land . Immerhin werde man ein wagemutiges Manöver Deutich lands erleben, daß der magimalistischen Regierung einen Anschein von Gefeßlichkeit zu verleiben trachten werde. Journal" schreibt, von den Mag maliften lönne man alles erwarten, aber das deutsche Manöver übersteige an Rübnheit alles, was man von Männern erwarten fönnte, die gewohnt feien, Tatiächlichkeiten zu handhaben. Man stehe tatsächlichen Friedenspräliminarien gegenüber. Räumung Beriiens und der Türkei durch die russischen Truppen iei Verrat gegen die britische Armee in Mesopotamien . Sier feien schon die ichlimmsten wirtungen eines Sonderfriedens verwirklicht. Echo de Baris" betont, die Anwefenheit Dr v. Kühlmanns iei ein Anzeichen dafür, daß Deutsch land wichtige wirtschaftliche Abmachungen mit den Ruffen vorhabe. Temps" hält es für sicher, daß die Friedens. berbandlungen bald zu einem Ergebnis gelangen werden; denn Dr. v. Kühlmann und GratCzernin würden nicht ihren Ruf aufs Epiel iegen, wenn sie nicht die Gewißbeit des Gelingens bes sägen. Temps" fordert, falls die Magimalisten wirklich Verräter feien, folle man sie entlarven. Andernfalls folle man ihnen erklären, dag die alliterten Regierungen einen gerechten Frieden wollten und Rußland durch einen Sonderfrieden eine nugloje, unheilvolle HandInng begehen würde.
Der Antrag der Sozialisten.
Bern . 20. Dezember. Pariſer Blätter berichten, daß die Kammer Connabend vormittags und nachmittags Cigungen zur Béiprechung des Berichts von Bailan über die Affäre Caillaur- Loustalot halten wird. Von radifaliozialistischer Seite werde ein 8 ufazantrag zum Beschluß zunt Beschluß der Elfertommiffion eingereicht werden, der feftfest, daß die parla. mentarische Straflosigkeit von Guillaur nur unter der ausdrücklichen Bedingung aufgehoben wird, daß diese Affäre, wie die Affäre Malby, bor ben Oberhof des Senats berwiesen wird. Sembat wird diesen Antrag vor der Rammer bertreten.
Minenfener gegen Digmude und bei Lens Italienische Gegenangriffe am Monte Pertica Wachsende Gefangenenziffern. Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. Dezember 1917.( 2. Z. B.)
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Westlicher Kriegsschauplatz.
Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. .Die Stadt Digmude lag zeitweilig unter lebhaftem Minenteuer. Zwischen dem Houthoulster Walde und der Lys sowie füdlich von der Scarpe am Nachmittage und Abend erhöhte Artillerietätigkeit; bei Len 8 heftige Minenwerfertämpfe.
Heeresgruppen Deutscher Kronprinz und Herzog Albrecht. Beiderseits von Ornes und auf den Maas höhen füdwestlich von Combres lebte das Artilleriefeuer vorübergehend auf. Deftlicher Kriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Mazedonische Front.
Italienische Front.
Mehrfache italienische Gegenangriffe gegen die neu ge wonnenen Linien am Monte Pertica wurden abgewiesen. Am Tomba Rücken und an der Piave zu beiden Seiten des Montello lebhafte Artilleriefämpfe.
Zwischen Brenta und Piave wurden seit dem 11. 12. an gefangenen Italienern 270 Offiziere und 8150 Mann ein gebracht. Der Erste Generafquartiermeister.
Brenca
Enego
Valstanna
1337
Ludendorff.
Fonzaso St di Jaw
Arten
Feltre
Somatics.
Arsie
Fastra
Romons
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Swin
Cismon
Solewe
1303
W del Bry
Nand
Pensie
Micals
Mowe
Fontann- Swee
Crespane
Campolongo
Salagna Borso Pave
Vairovina
Bassano
12343 Hm
Piave
Yalling
Querpo Sequsiño Valdobbiadene
Somfa Pederobba
Possagno Castelcucca
Paderns
Asolo
WT.B.4952
Mas
Alivale
Der Kampf um den Solarolo u. Asalone
Abendbericht.
Berlin , 20. Dezember 1917, abends. Amtlich. Mehrfache italienische Angriffe gegen den Monte Asolone und die westlich und östlich anschließenden neu gewonnenen Stellungen scheiterten.
Von den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues.
Der österreichische Bericht. Wien , 20. Dezember 1917.( 2. T. B.) Amtlich wird verlantbart:
Deftlicher Kriegsschauplat Waffenftillstand.
Italienischer Kriegsschauplan.
Infolge günstiger Sichtverhältnißffe war die Artillerietätigkeit beiderseits rege. Feindliche Angriffe gegen unsere neuen Stellungen auf dem Wonte Pertica wurden abgewiesen. Die Zahl der von den Truppen des Generals der Juțanteric Alfred Krauß in den Rämpjen öftlich der Brenta seit 11. ds. eingebrachten Gejangenen beträgt bisher 270 Difiziere, darunter 7 Stabsoffiziere, and 8150 Mann.
Der Chef bes Generalstabes.
Waffenstillstand im Often.
Von Richard Gädke..
Alle unsere Gedanken, alle unsere Hoffnungen wenden sich den Friedensverhandlungen mit Rußland zu, die auf Grund des Waffenstillstandsvertrages vom 15. Dezember in diesen Tagen beginnen. Die Bedingungen des Waffenstillstandes selbst sind von einem hohen Vertrauen und einem fräftigen Willen beider vertragschließender Teile getragen, zu einer endgültigen Berständigung und zu einem dauernden Frieden, man möchte sagen, zu einer freundschaftlichen Annäherung zu gelangen. So sagt der Zusatz zum Waffenstillstandsvertrage ausdrücklich:„ Um die Friedensverhandlungen zu fördern und die der Zivilisation durch den Arieg geschlagenen Wunden so schnell wie möglich zu heilen, follen Maßnahmen zur Wiederherstellung der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den vertragschließenden Parteien getroffen werden." Demzufolge wird schon jetzt ein Verkehr der Truppen hinüber und herüber unter gewissen Befahränkungen gestattet und die Wiederaufnahme des Post- und Handelsverkehrs soll in die Wege geleitet werden. Die Schranfer, die durch die verderbliche Eroberungspolitik der zarischer Despotie zwischen beiden Völkern gezogen wurden, sollen beijeite geräumt werden.
Aus allem geht der feste Wille der Bolschewifi hervor, den Waffenstillstand nicht durch Wiederaufnahme der Feindfeligkeiten, sondern durch möglichst raschen Abschluß eines für beide Teile ehrenbollen Friedens zu beenden, und Teutsche wie Russen ihrer natürlichen Bestimmung wiederzugeben, in Frieden und Freundschaft hinfort dem Austausch ihrer Güter und ihrer idealen Errungenschaften zu leben. Auch politisch und militärisch ist dieser Gesichtspunkt der allein segenbrin gende für beide Völker; wenn Deutschland und Ruß land sich gegenseitig ftüzen und den Rücken decken wollen, wer wäre start genug, fie ane J3ugreifen? Bertrauen, bolles Hand- in- Hand- Arbeiten der beiden großen Völker ist die beste Grenzsicherung", die es zwischen ihnen gibt.
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Die Regierung der Bolschewifi ist der lebende Ausdruc des starken Friedenswillens unserer östlichen Nachbarn; sie steht und fällt mit der Durchsetzung dieses Verlangens. Die übergroße Masse des Volkes ist müde, noch länger als Soldknechte des angelsächsischen Imperialismus zu bluten; in ihre Hirne und Herzen hat sich der Gedanke eingehämmert, daß fünf Millionen Erschlagener ein genügendes Sühneopfer seien für eine grundverkehrte Politik.
Es ist müßig, darüber zu streiten, wodurch diese unbeztoingbare Friedenssehnsucht hervorgerufen und alle Dämme einreißend gewachsen ist. Gewiß ging die Revolution seit dem Jahre 1905 in Rußland wie ein drohendes Gespenst herum, das die Seelen der Machthaber mit Schrecken erfüllte, gewiß war das Regierungssystem längst reif zum Untergange. Aber der Ausbruch der Umwälzung geschah erst, als der schwache Bar fich dem Frieden zuneigte, als die Machenschaften seiner ,, treuen" Verbündeten sich einmischten und das imperialistische, deutschfeindliche Bürgertum seine Reit gekommen glaubte.
Die hohen Generale, die gleichfalls friegsluftig blieben, fielen in ihrer überwiegenden Zahl von dem Seibjiherrscher ab und nötigten ihn zur Abdankung. Der Sieg der NevoTution war freilich nicht durch jene erzwungen worden, sondern durch die Arbeiter und Soldaten, die den Frieden wollten. Im harten Ringen vom 9. November haben die Führer, grundsätzliche Freunde eines demokratischen Friedensverbandes der Welt, die bürgerlichen Führer niedergekämpft. Das Entscheidende war, daß jekt, das Volk in Waffen den Herren" gegenüberstand. Dieses Volk aber durch die Ströme Blutes, die es nuplos vergossen, durch den Zusammenbruch des Bahnund Verpflegungsdienstes dem Gedanken des Friedens ein für allemal gewonnen; es war im Grunde seines Herzens nie friegsluftig gewesen.
So wirfte alles, auch die Anarchie, die in die Reihen des Heeres gedrungen, zusammen, dem Gedanken eines ehrenbollen Friedens zum triumphierenden Siege zu berhelfen, allen Hindernissen und Drohungen der Verbündeten zum Troße. Die Resolution des Reichstages. bom 19. ulimies einen gangbaren Weg- und so famen wir endlich dahin, wo wir nunmehr stehen. Die Türen zum Frieden mit Rußland sind mehr als halb geöffnet. Gewiß ist ein Waffenstillstand noch kein Frieden, Engländer und Fronzosen werden vor nichts zurückschreden, ihn noch im letzten Augenblide zu hintertreiben. Sie fühlen, daß der Boden unter ihren Füßen want, wenn Rußland Frieden Ichließt. Aber die Aussichten für den Frieden find gleichwohl fo günstig, daß nur ein geringes Maß von Besonnenheit bazi gehört, ihn zu sichern. Denn das russische Bolk bedarf des Friedens, und Lenin und Tropki bedürfen ihn gleichfalls. Ist er aber einmal geschlossen, so wird keine Macht der Welt die Stussen vermögen, das Kriegsbeil nochmals auszugraben,