JÖIffftÄ AnleiH« auf Anleihe auszugeben, ohne zu wissen, von wem und wann der Ruf kommen soll: ist genus!" ES bleibt, wie immer man zu ihnen stehe, daS ge- schichtlich? Verdienst der Bolschewiki, daß sie den Mut zur Tat aufbrachte», und eö ist ein leidenschaftlicher Wunsch auch der deutsche» Arbeiter und Sozialisten, daß dem russischen Volk und der gcmzen Welt aus dieser Tat Heil erwachsen möge. Einstweile» freilich fiehts noch trübe genug auS. �»rmerhin. wa? in Srest-Litowsk wird, wäre nicht denk- bar ohne die Arbeit der deutschen Sozialdemokra- t i e. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen, und es bleibe anheimgestellt, ob die Sozialdemokratie Anlaß haben wird, mit ihrem Ergebnis zufrieden zu sein. Aber Frieden ist Frieden, und wär es nur ein Stück von ihm und wäre dieses Stück noch mit ollerh«nd Fehlern behaftet, es bleibt doch ein Anfang und eine Hoffnunz. Die AriegSpolitik der Sozialdemokratie und ganz beson- ders des„V» r w ä r t S" hat in den inneren Streitigkeiten keine geringe Rolle gespielt, von den verschiedensten Seiten ist unsere Stellung aufß Heftigste berannt worden, und je nach dem Standpunkt des Gegner» erschien sie teils im höchsten Grade antinational und landesverräterisch, teil nationalsozial und regierungSsozialistisch. Wir achten jede ehrliche lieber- zeugung, meinen aber doch: Wer nach den Erfahrungen dieser �1 Monate noch immer genau zu wisten glaubt, wie man die Gegner allesamt binnen erträglich kurzer Frist mit Gewalt zum Frieden zwingt,«der ebenso, wer noch immer genau zu wissen glaubt, wie man durch ein« so oder so formulierte Er- klärung i» Handumdrehen zum ollgemeinen DerständigungS- frieden gelangen könnte, der hat in diesem Kriege nicht um- aber auw nicht zugelernt. Demgegenüber vertreten wir nach wie vor de» Standpunkt, daß an Toten alle? geleistet werden muß, m» d« SiegeShoffnung der Gegner zu enttäuschen, daß aber auch an diplomatischen Handlungen alles geschehen muß, um die Friedensströmungen im Ausland zu stärken, von dieser methodischen Arbeit erwarten wir den endlichen Erfolg. Dieser Erfolg wird aber auch in hohem Maße davon ab- hängen, wie dre ErnihrungSfrage gelöst wird. Unsere Veröffentlichvngen auS. der letzten Zeit haben gezeigt, wie groß die Gefahr ist. in der sich daS deutsch « Volk befindet. Eine Verbesserung der ErnährungSverhältnisse. zu der auch der kommen!« Friede» im Osten etwas beitragen könnte— man soll in diese? Beziehung nicht zu optimistisch sein— würde nicht nur die Kraft deS Volkes vor schwerster Schädigung be- wahren, sonder»«uch den Gegnern die Hoffnung rauben, daß der leere Magen zu Kopflosigkeiten verleiten könnte, auf die sie schon lange, glücklicherweise immer vergebens, warten. Mit der Größe der LebenSmittelration, die jedem einzelnen von uns zugewiesen ist. sinkt oder steigt zugleich die Aussicht auf ei« baldiges Kriegsende. Die inner« Volitik des Reiches stand im Zeichen«ineS schwersillligen Fortschritts. Bethmann fiel, weil die Massen nicht hinter ihm standen, und die Masten standen nicht hinter ihm. weil seinem theoretischen Bekenntnis zum demokratischen Fortschritt die.Kraft des zielbewußten Handeln» fehlte. Seine letzte, ihm mühsam abgerungene Tat, die Wahlrechtsbotschast vom 11. Juli, und die von ihm mit Zagen aufgenommene Friedensresolution vom Ist. Juli bezeichnen Höhepunkte der innerpoliftschen und par- lamentarifchen Entwicklung: Bildung ein« ReichStagSmehr- Heft im Zeichen fortschreitender Demokratie. Der Strom war itark genug, um die letzte reine Bureaukratenregierung deS ärmlichen Dr. Michaelis binnen kurzem hinwegzu- schwemmen und mit der Regierung Hertling-Payer- Friedberg wenigstens ein halbparlamentarisches System zur Geltung zu bringen. Damit sind letzte Ziele nicht erreicht, wohl aber ist die Richtung gewiesen, in der sich die weitere Entwicklung vollziehen muß. Di« Emngung deS allgemeinen, gleichen, direkt en und geheimen Wahlrechts in Preußen ist die nächste Etappe auf dem Weg. und niemand soll sich über die Energie täuschen, mit der dos arbeitende Volk Preußen-DeutschlandS an diese Aufgabe herantritt.
Heftige Feuerkämpfe am Tomba-Rückeu uud bei Pederobba— Deutscher Vorstoß zwischen Mareoing und La Vaeguerie. Amtlich.«r»ße«Ha»vt,»artie?,Zv. Dezember 1S17.<W. T.».) Westlicher Kriegsschauplatz. Im Sverer. Bozen , südlich von der Statt) e und «uf dem Sstlicheu ManSufer war die Brtillerictätigreit zeitweilig gesteigert. Kleinere ErkuttdnngSgefcchte«n der eng. lischen Front und in den Argonne«. Oestlicher Kriegsschauplatz Nicht? Neues. Mazedonische Front. Nordwestlich von Monnstir und am Dojran-Ger lebte daS Feuer vorübergehend ans. Italienische Front. Am Tomba-Rückr« und im Piave-Abschnitt beiderseits von Pederobba entwickelten stch am Räch- mittage heftige Artillerie- und MinenwerferkLmvfe. Der Erste Generalquartiermeister. _ Ludeudorff. Abendbericht. Berlin , 30. Dezember 1917, abend». Amtlich. Zwischen Mareoing und La Bacquerie«ahmen unsere Truppen in örtlichem Bvrstvß die vordersten englischen Gräben und machten einige hundert Gefangene. Tagsüber heftiger Feuerkampf am Monte Tomb«.
Der österreichische Bericht. kSie«, 3l>. Dezember. Amtlich wird verlautbart: Oestlicher Kriegsschauplatz. Waffenstillstand. Italienischer Kriegsschauplatz. Stellenweise erhöhte Artillerietätigkeit. Der Chef deS Generalstabes.
Nicht leichten Herzens überschreiten wir die Schwelle deS neuen JahreS. Schwer und dunkel liegt die Zukunft vor«nS. Aber wir ergeben uns nicht! So wenig wir unS den äußeren Feinden ergeben, die uns durch die Niederlage in noch härteres Elend stoßen wollen, so wenig ergeben wir uns in die inneren Leiden und Schwierigkeiten, so wenig sind wir geneigt, inneren Gegnern das Feld zu räumen. Ergebung im Innern— das wäre kein weniger schlimmes Ende als Ergebung nach außen! Da? einzige, was unS bleibt. daS beste, daS wir haben, die Kraft, für eine bessere Zukunft der Menschheit zu kämpfen, tragen wir iinerschüttert ins neue Jahr hinein, und mit ihr die Zuver- ficht, daß all dieS furchtbare Leiden nicht vergebens sein kann, daß nach ihm etwas anderes. Helleres, Leichteres kommen muß: eine bestere Zeit, aus der es keinen Rückfäll in das alte Elend mehr geben wirdl Der Papst unü öie Sefetzung von Jerusalem . Eine Fälschung der„Agenzia Itefaui". Berlin ,. 30. Dezember. Die-Neuen Zürcker Nachrichten' schreiben, der Text der Agenzia Stefani über die An- spräche deS Papstes sei gefälscht. Laut Siefani erblickte der Papst in den Ereigniffen von Jerusalem eine besondere Bedeu- tunz. Tatsächlich habe der Papst nicht von den Ereignissen, sondern nur von den heiligen Städten Jerusalem und Bethlehem gesprochen. Das Blait erklärt, der St-fanftTeri wäre eine Belobigung Eng- landS für die Ereignisse in Jerusalem , während der Origual-Te�t jede solche Deutung ausschließe. DaS Blatt vermutet dahinter ine Absicht, in Konstantrnopel Verstimmung gegen -■---•-•----•*,
den Batiken zu erwecke» frieden zugänglich z« mache«.
Englisch-rustljches Kurierabtommen. Petersburg, 29. Dezember. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Zwischen der englischen M i s- s i o n und der russischen R e g i e r u n g ist in der Frage der StaatSkuriere ein Einvernehmen erzielt worden: die russischen Kuriere werden nach England unter genau den gleichen Bedingungen abreisen wie die englischen Kuriere nach Rußland kommen werden._ England unü Japan . Ei« Kapitel Geheimvertragspolitik. Ein Leitartikel de»„Manchester Guardian' über den unlängst von den Bolschewiki» derösientlichten russisch. japanischen Geheimvertrag vom 3. Juli vorigen JahreS weist auf den gleichzeitig zwischen Rußland und Japan abgeschlossenen offenen Vertrag hm, der lediglich den Frieden Ostasiens zu sichern unternimmt und den einem militärischen Bündnis gleichkommenden Charakter d:Z fraglichen geheime» Instrument?. Wir möchten wissen, sagi die Zeitung, wie sich dieser Ge- heimvertrag mit dem e n g Ii sch- j ap a n i sch e« LIlianzvertrag vereinigen läßt, der darin scheinbar weder erwäbnt und noch weniger gewahrt wird. Beide Berträge dürften im direkten Gegensatz zu einander stehen. Als der offene ruffifch-japanische Bertrag bekanntgegeben wurde, sprach die eng- tische Regierung ihre Befriedigung au?. Wurde sie gleichzeitig von dem Abschluß de? Gcheimvertrage? verständigt? Diese Frage ist nicht unwichtig. Ter Artikel 3 de? englisch -japanischen Allianz- vertrage? bestimmt: Es besteht Einverständnis darüber, daß keine der vertragschließenden Mächte ohne Zustimmung der anderen mit einer dritte« Macht ein Abkommen abschließe» darf, da? den in der Einleitung dieses Vertrage? bezeichneten Zielen zuwiderläuft oder zuwiderlaufen könnte. Hat die japanische Regierung diesen Artikel eingehalten? Wie man sieht, ziehen die bolschewistischen Veröffentlichungen der diplomatischen Geheimdokumente die weitesten Kreise. DaS Verhalten Japan » geigt wieder einmal, welche große Rolle im Tntente-Bündni» das gegenseitige Mißtrauen spielt. Dies Bündnis macht auch danach wieder den Eindruck, daß«S auf Mine« ge- baut ist. Bor anderthalb Wochen schrieb die„Fswestija', da? Organ der Bolschewiki-Regierung: Die britische Regierung ist bestrebt, de« Glauben zu verbreiten, daß die englisch -japanische Freundschaft dauerhaft sei, und daß Japan bereit sei, die Machtstellung England? in Indien zu stütze«. Diesem Streben gegenüber protestiert Japan entschiede« gegen die AuSnützung seiner Kräfte für eine derartige Aufgabe. Die japanische Presse kritisiert scharf die englische Kolonialpolitik und erklärt, daß das japanische Volk in den indischen Angelegen- Helten sein« Stimme nur zugunsten der Unterjochte«, in cht zu« gunsten der Unterjocher erheben kann. Die Mehrheit der dem engli sch-j-apanische« Bund« nisse gewidmeten japanischen Abhandlungen beurteilt die Per- pflichtungen Japan ? hinsichtlich der englischen Interessen in Indien als verwerflich vom japanischen Standpunkt. So schrieb z. B. der bekannte Journalist Asada in der Zeitschrift-Sonne' 1916 folgen- de?; Wenn Japan die Verantwortung für die Erhaltung der Ruhe i« Indien tragen will, so würde dies die sonstige» Vorteile de? Bündnisse» gänzlich aufheben. Japan würde dann aus de» Bunde nicht nur keinen Nutzen ziehen, sondern die schwersten Ver- pflichtungen auf sich nehmen. Der Vertrag dient also nur de» Interessen England?. Sein Wert vom japanischen Standpunkte gesehen, ist gleich Null und Japan ist durch ihn nur gebunden. Diese japanischen Aeußerungen sind ein lehrreicher Kommentar zu den kritischen Fragen, die der-Manchester Guardian ' an Japan richtet._ Kriegsgewinnsteuer in üer Türkei . Die türkische Regierung hat in der Kammer einen Gesetz- entwurf betr. Besteuerung der Kriegsgewinne und der Aktiengesellschaften eingebracht. Dazu führt.Tan in' aus, daß
Das Theaterstück. Eine«ufgefundene NeujahrSerinnerung an die sibirische Gefangenschaft Dostojew?kyZ. Wiedererzählt den Marie Beßmertntz. ..Wiid er erkautzen?' „Nein, er tut e» nicht.' „Wirklich nicht?' Diese Fragen»urden«ehrmal? am Tage laut unter den Sträflinge» i» Gefängnis zu Omsk im November 1361.-Die Pest von Brnder" nminten«ir den Platzmajor Wassili Krhwzow— die fchwarge Seele, di« unS«icht leiden mochte. Wo er immer eine Gelegenheit fmitz, u«0 zu quälen, tat er eS zu gern. Plötzlich erscholl der helle»uf:.Der Platzmajor erlaubt!' Er erlaubte nämlich«ine THrateraufführung. In dou Kasematten schwirrte e? auf einmal wie in eine« Bienenstock. Die Arrestanten bereiteten eine Komödie mit Panto- mime»»or für Neujahr. DostojewSkh wurde um theatralische An- lertungen zebeten. Ei» Maler au? Warschau versprach, die Deko- ration-n herzustellen. Kostüm« wurden in der Stadt besorgt, und die Gattin deS Festungskommandanten, Madame Grave, gab einen alte» Waffenrock her. vchselbänder und goldene Schnüre. Fünfzehn hübsche, intelligente Gefangene stellten das Bühnenpersonal dar. Der Theaterzettel lautete:-Für die durchlauchtigsten Herren Offiziere und Ingenieure, sowie für alle Personen vornehmer Her- kuKft findet eine Aufführung mit Musik und Pantomime statt.' Der ersehnte Neujahrstag nahte heran. Kaum waren wir au? du Kirche gekommen, f» nahmen wir eifrigst die Generalprobe vor. I» der erste» Neihe de? Zuschauerraum?, der in eine der kleineren .Kasematte»»erlegt wuvde, standen Küchenbänke und Stühle aus der Kanzlei. Im Bordergrund der Sühne hatten die Musikanten ihre« Platz, zwei Mann mit Geigen, zwei mit Gitarren, einer mit Cello, einer mit der Trommel und drei mit Balalaika. Der Saal, mit Talgkichtern erhellt, war bald mit Menschen der verschiedensten Völkerschaften gefüllt. Der einzige Jude im Gefängnis, ein Golid- schmied, spielte mit, der einzige Altgläubige aber hielt sich von diesem weltlichen Vergnügen völlig zurück. Die roheften Gefangenen verhielten sich ruhig und verfolgten mit angehaltenem Atem die Vorgänge auf der Bühne, sowie da» Erscheine« der Ehrengäste. Der Gefangene Potelkin gab als Kapellmeister das Zeichen, und da« Orchester fetzte mit der Ouper- küre ein. Dann kamen Volk? stücke und Volkstänze an die Reihe. Sie lösten ei» Entzücke» und eine Begeisterung bei all«, aus, feSft bei denen, die der russischen Sprnche gar nicht mächtig waren. -Bravo ! Ihr Jungen», bravo, noch einmal!' riefen di« Offi- ziara und mit ihnen die Sträflinge, die alle Ehrfurcht vor der JDdrigkeit aud bat Augen ließen. Gm gewisser Ballufchin spielte wrtvchpich. wi,«in tmfßmä&an ZKHnenkünI«.»fa toes&aftte
den Gebildeten ein außerordentliche? Vergnügen mit dem Stücke .Kedril'. Wie DostojewSktz unS erzählte, fand er diesen Schwank nicht in der gedruckten Literatur, sondern als Manuskript bei eine« Gutsbesitzer. Es war damals Sitte, die für die Soldatenbühnen auf den Gütern verfaßten Bühnendichtungen aufzubewahren und weiterzugeben. So wie manche? dieser Dramen, erwies sich auch . Kedril" nicht nur als allgemein wirksam und fesselnd, sondern als gedanklich überaus wertvoll und reich an fein«« StmrmungSgehalt. Zuletzt kam eine Pantomime. Die Musik spielte.Kamarin- skaja'. Die Balalaika hatte die Hauptstimme, und in der Kaserne fand die beliebte Bolksmelrdie ein laute» Echo. Plötzlich geht die Türe de ? Saales wie durch einen Fußstoß gewaltsam auf, ein Strom eisiger Luft dringt ein, und der Platz- major Krhwzow erscheint und schreit:-Was geht denn hier vor! Die Sträflinge spiele» Theater wie Staatsbeamte...' Allgemeine Verwirrung. Die Schauspieler ergreifen die Flucht. Die Musikanten verbergen ihre Instrumente. Die Offi- ziere springen von den Bänken, und einer tritt salutierend an den Platzmajor heran, der betrunken, ohne Mütze und Mantel ge- kommen war, und sagt:»Mit Erlaubnis Euer Gnaden geschah eS. Ich habe die Erlaubnis schwarz auf weiß.' -Gelogen! Ich gab gar keine Erlaubnis. He, Soldaten, die Ruten her!'... Lautes Murre» durchdringt den Raum. Die Gesichter der Gefangenen nehmen«inen drohenden Ausdruck an und ihre Hände ballen sich zu Fäuste« i» de« Tasche«. Roch eine Minute und der Platzmajor wird viekleicht in Stücke gerissen. Rechtzeitig sagt der Adjutant de? General?:.T3e Gefangenen ver- dienen keine Ruten. Sie habe« sich mit Genehmigung der Obrig» keit«ine Unterhaltung vor unfern Auge« verschafft.' Und zu uns sich«endend fügte er freundlich hinzu:-Adieu, Kinder'. Dann befahl er einem Gefreiten, den Platzmajor nach Hause zu führe«, der vor Trunkenheit umgefallen war. Wir Armen erfuhren die Enttäuschung, daß die Schauspiele, deren Wiederholung wir bestimmt erwartete«, für immer auf- gehoben wurde«. Mit Träne« in den Augen trugen wir all die Requisiten davon und fluchten dem Platzmajor. Aber daS Ereignis der Vorstellung blieb uns unvergeßlich- DostojewSky machte all« darauf aufmerksam, welch ein« Ruh« und Friedfertigkeit unter den Sträflingen geherrscht hatte, seitdem die Genehmigung dazu ge- geben worden war. Die Falschspieler stellten sogar ihre Beschäfti- gung mit den Karten ein und die.Spritnase' Gast«(den DostojewSky in seinen-Aufzeichnungen auS de« Totenhause' verewigtes beklagte sich, daß er in jener Zeit so wenig Tchnap? absetzen konnte. -Wie gut wäre eS,' sagte DostojewSky,-wenn die Hüter de? Gesetze? mehr Verständnis für die Gefangenen hätten! Sie sollten den gefangenen Menschen die Gelegenheit bieten, sich zu ergötzen, wie Leute«? tun, die von keine» Bergehen befleckt, und frei und glücklich find. Vielleicht wird einmal cine ganz andere Behandlung der Sttäsilmge Matz gveifetj,
Musik in der Ringbahn. Es war am Bußtag, als ein alter Mann, der aus dem geist- lichen Konzert kam, mir und noch mehr sich im Ringbahuzug da» „Kol Nrdre' vorsaug, daß die Scheiben klirrten. Er erzählte mir. daß dieser ffraelittsche Messesang eigentlich ein ukrainisches Lied sei, wovon ich nie gehört hatte. Und wie er mit mächtiger Stimme sang, daß kein Berliner Spottwort aus den anderen Abteilen laut wurde, da kehrte dem Siebziger die Jugend zurück und ich blickte in einen Posen er Laden, in dem«in Junge aufmerksam horchte, wenn di« Besucher au? Rußland von den Leiden ihre» Volke» er- zählst« und feine Lieder, feine neuen Schnurre« zum Beste« gaben. Dann warö vor wenige« Tagen, als im gemischten Chor zur Mundharmonika Volks- und Soldatenlieder ertönten. ES war finster und kalt in dem Wagen und di« Fensterscheibe fehlte ganz. al» wir da vom Abscknednehmen sangen und vom Argon nearmld, darinnen floß das Blut und mancher Deutsche ruht. Gestern aber, al? weithin der Schnee die Felder und unbe- bauten Straßen an der Ringbahn deckte, da schmetterst gar lustige Marschmusik au» einem Aug. Der kam vom Osten über» Güter. fjleiS, Feldgraue waren drin, die jedenfalls im gangen verband rn Urlaub fuhren, von der einen Front heim, die keine mehr ist; Ln der Straße schippt ein Urlauber Schnee. „Na. ick wollt ooch schon mit Mufike heemfahren!' sagt er. Wie lange noch lassen sich die drüben letthammeln von Lloyd George . Clemeneeau und Orlando —?_ Notizen. —< AuS dam Sahen erzählt der neueste.Simplftiffimua folgende Geschichten: ES ist Sonntag. Ich bin gezwungen, in einer kleinen thüringi. sch«, Residenzstadt ein Telegramm aufzugeben.— Da kein De- amter am Schalter zu sehen ist, klopfe ich an da» Schaltersenster. Niemand kommt.— Ich klopfe öfter, schließlich, ärgerlich geworden. ganz energisch. Da erscheint aus dem Nebenzimmer ein« Beamtin, und ohne daS Schalterfenster zu öffnen, ruft sie mir zu. daß zu« Herbeirufe» der Beamtin«uf den Klingelknopf zu drücken fei und verschwindet wieder. Ich suche nun und finde besagten Knopf mit der Auffchrist:-Zum Herbeirufen des Beamten.' drückt« und — dieselbe Beamtin kommt und nimmt mein Telegramm ent- gegen.— So geschehen im vierten Jahre de? Weltkrieg». I« einem von Menschen überfüllten Geflügellade» kommt«in Herr an dst Reihe bedient zu werden. Der schlagfertige und redegewandt« Jwhaber des Geschäfts, schon verärgert durch den Mangel an Waren und den Ueberffuß an Käufern, tragt nach dem Begehr des Kunden.-Ich möchte gern eine sehr fette Ente haben,' worauf der Händler prompt erwidert:-Da müssen M« in ne ZeitungSredakrion geh«." —- Garnison eine» Ersatzbataillon». Frau Leutnant A. fragt Frau Leutnant B.:-Hab«, Sie«inen guten Burschen?'—-O ja.' ettvchert diese,„wöchentlich«i» Pfund Butter und drei bis vier Sierl'