Nr. 15. 35. Jahrg.
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Dienstag, den 15. Januar 1918.
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Kein Kurswechfel- keine Kanzlerkrife
Kühlmann bleibt.
steuern und sich von denen, die das Friedenswerk zertrümmern wollen, ihre Kreise nicht stören lassen. Die Lehre der letzten Tage war deutlich genug. Darf man hoffen, daß es noch nicht zu spät war, aus ihr zu lernen?
Berlin , 14. Januar. Die Norddeutsche AII- völkerung der besetzten Gebiete feineswegs in den russischen gemeine Beitung" schreibt unter der Ueberschrift: Tat. Staatsverband zwingen wollen, sondern daß sie nur wünschen, fachen und Gerüchte": auf einen solchen Zwang möge auch von der anderen Seite verzichtet werden. Da die deutschen Unterhändler mit der Farbe nicht recht herauswollen, müssen die Russen bei der Bevölkerung der befeßten Gebiete an Sympathien gewinnen, was die Deutschen berlieren: die Aussichten, bei einer freien AbStimmung ein Ergebnis zugunsten Deutschlands zu erzielen, werden also berichlechtert. In der gleichen Richtung wirkt der Plan der borusso- polnischen Lösung weiter auch dann, wenn er endgültig aufgegeben sein sollte: allein schon die Tatsache, daß einflußreiche Kreise in Deutschland eine neue Berstüde lung Bolens anstreben, muß die Bolen stubig machen. In dem Maße aber, in dem sich die Aussicht verschlechtert, ein freies Voltsvotum für die Anlehnung" an den Westen zu erzielen, muß sich ber jenen, die nicht mit leeren Händen zurüd. kommen wollen, die Abneigung gegen eine wirklich freie Ab- die stimmung steigern.
Der Reichskanzler Dr. Graf v. Hertling hat in den lesten Tagen mehrfach Seiner Majestät dem Kaiser Vortrag gehalten und zahlreiche Besprechungen gehabt. Eine vertrauensvolle Aussprache hat zwischen dem Reichskanzler und den zurzeit hier anwesenden Heerführern statt. gefunden. Die Mitteilungen über einen heute einberufenen Kronrat sind unrichtig. Es liegen feine fachlichen Differenzen bor , die eine Entscheidung im Kronratverlangten. Auch sonst gehen mancherlei un richtige Nachrichten durch einzelne Blätter. So wird gemeldet, daß der Staatssekretär v. Kühlmann und der Botschafter Graf Bernstorff in Berlin eingetroffen feien. Beide Angaben sind falsch.
Was war das für ein Zustand? Hinter verfchloffenen Süren berict man, nach dreieinhalb Striegsjahren, darüber, was wir eigentlich wollen, das Bolt stand draußen und zählte sich an den Knöpfen ab, ob uns Groberungsluft treibt
oder nicht.
Ja, nein, ja, nein, ja, nein! Nein, so lautet die neueste Nachricht, uns treibt nicht Eroberungsluft. Es war biel Lärm um nichts, und es bleibt wieder alles, wie es ist. Aber wie ist es eigentlich?
der Völker verwirklicht.
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Hertlings Rede verschoben.
Die angefündigte Rede des Grafen Hertling hat wegen ber noch ungeflärten Lage einen Aufschub um mehrere Tage erfahren. Der Reichsfanzler wird in seiner Rede voraussichtlich auch auf die jüngsten Kundgebungen Wilsons und Lloyd Georges antworten.
Ein Kenner Rußlands schreibt uns: Stimmungen in Rußland .
Mit dem Fortschreiten der Friedensverhandlungen steigen Hoffnungen und Erwartungen. Es wäre aber sehr verfehlt,
Die Furcht vor den leeren Händen ist ganz unbegründet. anzunehmen, daß auch die Herzen der Ruffen uns entgegenDie Hände, die uns den Frieden mit dem Often bringen, schlagen, und daß die Russen nichts sehnlicher wünschen, als werden in den Augen der ungeheuren Mehrheit des deutschen uns in die Arme au stürzen. Im Gegenteil, es ist anzuneh Bolles nicht leer sein. Die ungeheure Mehrheit des deut. men, daß man uns nicht nur mit Reserve, sondern in weiten fchen Bolles wird es vollkommen verstehen und billigen, lich hängt vieles von dem Ausgange der FriedensverhandAreifen mit großer Unfreundlichkeit anfieht. Selbstverständ wenn mit Rußland ein demokratischer Frieden geschlossen wird, ein Frieden, der keinen Stachel in der Seele lungen und dem Inhalte der Friedensbedingungen ab. des Gegners zurückläßt und der das Selbstbestimmungsrecht gegen die Bolschewifi und ihre Friedensaftion erbittert. Sie Die russischen bürgerlichen Kreise sind im höchsten Maße Die borusso- polnische 25fung gilt als erledigt. Wunder nur, daß man sie überhaupt ernst nehmen tionsvertreter mit dem stellvertretenden Leiter des wirklichung seiner imperialistischen Kriegsziele für immer verNun ist gestern in einer Besprechung der Frat. betrachten es als eine Schmach, daß Rußland seine Alliierten im Stiche gelassen hat. Sie sehen ein, daß es auf die Berfonnte( am Ende gar auch heute noch ernst nehmen muß?). Auswärtigen Amtes, Frhr. v. d. Bussche, mitgeteilt zichten muß, fie glauben aber auch, daß Rußland den„ VerIn Brest Litowet hat General Hoffmann namens der worden, eine Wenderung des Kurjes fei nicht rat" teuer bezahlen wird. Andererseits sparen die Blätter Obersten Heeresleitung erklärt, diese laffe die russische Re eingetreten, Herr v. Kühlemann führe die Verhand- nicht mit düsteren Farben, um die verhängnisvollen Folgen gierung in die Angelegenheiten der besetzten Gebiete nicht lungen weiter mit den alten Inftruftionen und der Reichs- der Abhängigkeit zu schildern, in die Rußland durch die Berbreinreden. Immerhin, die Regierung wird auch nach dieser tangler stebe zu seiner Erklärung vom 29. No- bindung mit Deutschland geraten werde. Sie schildern, wie fehr militärischen Erflärung mit den Russen über die besetzten bember. Was hat Graf Hertling in jener Erklärung ge- unvermeidlich die finanzielle, wirtschaftliche und schließlich Gebiete weiter verhandeln. Aber was folgt aus ihr? Die fagt? Nachdem er Mitteilung von dem russischen Friedens- politische Unterwerfung Rußlands sein werde, die das Land Ruffen haben nichts dreinzureden, alio tann man ihnen doch angebot gemacht hatte, führte er unter lebhaften Beifalls- au der Rolle einer Rolonie Deutschlands verdammen würde. nicht mit dem Plan einer neuen Teilung Bolens tommen. rufen der Mehrheit, besonders auch der Sozialdemokratie, Ohne Ostseeprovinzen und Oberherrschaft in Finnland werde Müssen wir den Weststreifen Polens samt dem Kohlendistrift aus: haben, so müssen wir das nicht mit den Russen, sondern mit den Polen und Desterreichern ausmachen. Da man weder in Bien noch in Warschau die geringste Neigung hat, auf diese gloriofe Jdee einzugehen, fann die angestrebte Lösung gar nicht in diefem Kriege erreicht werden, sondern etwa erst in einem nächsten, den wir gegen Desterreich- Ungarn und Bolen zu führen hätten.
Wir wünschen nichts mehr, als zu den alten nachbarlichen Beziehungen insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiete zurüdtehren zu fönnen. Was die ehemals dem Szepter des Baren unterworfenen Länder Bolen, Litauen und Kurland betrifft, fo achten wir das Selbstbestimmungsrecht ihrer Bölker. Wir er warten, daß sie sich selbst diejenige staatliche Gestaltung geben werden, welche ihren Verhältnissen und der Richtung ihrer
Stultur entspricht. Uebrigens find die Dinge hier noch völlig in der Schwebe; Nachrichten, welche vor einiger Zeit burch die Breffe gingen, als ob in einem Punkte eine feste Abmachung getroffen worden sei, find den Tatsachen vorangeeilt.
Wir werden also das uns befreundete Polen vorläufig nicht von zwei Millionen seiner Einwohner befreien und von feinen Kohlengruben, ohne die seine Industrie nicht leben fann. Die Verwirklichung der schönsten strategischen Grenze Yann politiich die reinfte Unmöglichkeit sein, wie das Erempel flärlich zeigt. Immerhin hat der große Borstoß der In derselben Richtung bewegte sich dann die Erklärung Alldeutschen den Erfolg gehabt, daß das deutsche Reichsschiff der Mittelmächte vom 25. Dezember, die von den Ruffen als mitten im Strom der Friedensverhandlungen bedenklich ins geeignete Berhandlungsgrundlage anerkannt wurde. Die Schaufeln geriet und das, was in Brest - Litowst wie ein Schwierigkeiten fetten erst drei Tage später ein. In der Schäferidyll angesponnen wurde, mit einer schrillen Dissonanz felben Zeit beginnt auch der erneute Ansturm der Aldeutschen gegen einen Verständigungsfrieden mit Rußland , für den Machtfrieden" in Ost und West..
zu enden drohte.
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Rußland in die Verhältnisse der Zeit vor Peter dem Großen zurüdgeworfen werden.
daß nur der Friede das Land und die Revolution noch retten Aber auch die Demokratie, die sich dessen bewußt ist. tann , sieht dem Herannahen des Friedens mit Deutschland fühl entgegen. Die Sorge um das Schicksal der Demokratie der Westmächte, die den erhöhten Drud des Krieges nunmehr 8 ertragen haben wird, tut es nicht allein, sondern auch die spielt dabei mit. Man ist im allgemeinen überzeugt, daß der Furcht vor dem deutschen wirtschaftlichen Einfluß in Rußland Sonderfrieden die wirtschaftliche Entwicklung des Bandes auf halten fann, während überall sehr daran gezweifelt wird, daß die Bolichewifi die wahren Interessen der wirtschaftlichen Entwidlung Rußlands zu wahren verstehen werden.
Es ist von unserem Standpunkte selbstverständlich bedenklich, daß derartige Stimmungen Plaz greifen fönnen. Sadje der deutschen Politit ift es, dahin zu wirken, daß in der Seele des russischen Volkes fein Stachel zurückbleibt!
Bolschewikische Verstaatlichungen.
Dieselben Alldeutschen, die wie die Stiere auf den Sonderfrieden mit Rußland losgingen und jeden als Vater- Die Regierung hat allem Anschein nach diesem Ansturm landsfeind verdächtigten, der seinerzeit in das höchst unzeit- ftandgehalten. Aber der Vorwurf fann ihr nicht erspart Die Boltskommissare haben ein Defret erlassen, bag alle gemäße Geschrei nach ihm nicht einstimmen wollte, dieselben werden, daß fie in taftischer Absicht die klare Grundlinie der Einrichtungen des Verbandes der allrussischen Semst wos Alldeutschen sind jest drauf und dran, durch ihren verhängnis. Verhandlungen in Brest- Litowsk verschoben hat. In der zum Eigentum der ruffifchen Republil erflärt werden. vollen Einfluß diesen Sonderfrieden unmöglich ganzen Welt. besonders bei den Russen, aber auch bei einem Ferner haben sie die Beschlagnahme der Butilowzu machen. Sie versuchen in ihrer Presse, die deutschen großen Teil des deutschen Volkes entstand die Meinung, mit werle in Petersburg wegen Verschuldung der Gesellschaft" verUnterhändler in eine immer schärfere Tonart hineinzuheben, der feit 28. Dezember eingeschlagenen Taktik sei die Abkehr fügt und ferner die Beflagnahme der Wagenbanund fühlen sich am wohlsten, wenn alles in Scherben gehen will. bon den Erklärungen des 29. November und des 25. De anstalt der internationalen Solafwagengesell Und darum hatten fie gestern einen besonders guten Tag. zember vollzogen und der Sieg der entgegengesetten ihaft wegen Weigerung der Leitung, die Arbeit fortzuführen. Denn in Brest - Litowst hatten fich die Dinge so verwickelt, Richtung sei Latfache. Diesen ungünstigen Eindruck zu ver- Nach Meldung des„ Naschwjet" befchloß ber Rat daß ein Ausweg faum noch zu erkennen war. Die Spezial wischen, wird nicht leicht sein. der Volksbeauftragten, fämtliche Gruben und Jn= fommission, welche die Frage des Selbstbestimmungsrechts der Die diplomatisch gehaltene Mitteilung der Nordd. Allg. duftrieanlagen ber ruifo belgiichen metallur. Bölfer regeln sollte, hatte sich nach gereizten Auseinander- 8tg." fagt nicht, daß feine fachlichen Differenzen vor- gifden Gefellio aft als Staatseigentum zu erflären. fegungen bertagt, ohne daß eine neue Sigung anberaumt liegen, sondern sie fagt, daß keine fachlichen Differenzen vor- Anlaß hierzu gab eine Bekanntmachung der Gefeßlichaft, wurde. Und doch müßte eine Einigung möglich sein, wenn der liegen, die eine Entscheidung im Aronrat ber- daß fie fich der Einführung ber Arbeiterfontrole nicht unterwerfen gute Wille dazu auf beiden Seiten vorhanden ist. Denn nicht langten. Man kann daraus schließen, daß über die bor- und ihre sämtlichen Unternehmungen am 18. Januar liquidieren das ist die entscheidende Frage, wann die Räumung der be- liegenden fachlichen Differenzen ohne Kronrat entschieden werde. Angeblich beschloß die Volfchewili- Regierung, die Konfis. setzten Gebiete vorgenommen wird, sondern daß sie vorgenom. wurde und daß die Entscheidung zugunsten der pom Reichs- tation auch auf das im Auslande befindliche Eigentum der russomen wird und daß nach ihr eine völlig freie Abstimmung der fanzler pertretenen Auffassung gefallen ist. Jit nun die Hoff- belgiichen Gesellschaft auszudehnen. Bevölkerung über ihre fünftige Staatlichkeit vorgenommen nung berechtigt, daß diese Auffaffung einen glücklichen Aus- Der magimalistiche Gemeinderat von Petersburg hat laut Reuter wird. Inzwischen sind die Plenarberhandlungen in gang der Verhandlungen in Brest- Litowsk nicht ausschließt? beichloffen, alle Brisatwagen mit einer Steuer von 500 Brest wieder aufgenommen worden; es geht schwer, Wenn der Reichskanzler will, dann kann ihm die Rubel und alle ferbe mit je 500 Rubel jährlich au Befteuern. aber am Ende geht es vielleicht doch! Reichstags mehrheit helfen, zu einem guten Frieden Für Automobile wurde eine Steuer von 150 Rubel per Pferde
Die Tattik, die von den deutschen Unterhändlern unter mit Rußland zu kommen. Das geht aber nur dann, wenn fraft eingeführt. Segeljaaten werben mit 1000, Sunde mit einem gewissen Drud eingeschlagen worden ist, scheint uns be- beide, Kanzler und Mehrheit, dem Biel eines ehrlichen 20 tubel jährlich, öffentlige uttienen mit 20 Bros. be dentlich. Die Ruffen erklären immer wieder, baß fie die Beldemokratifchen Friedens mit Entschloffenheit auftesert