SluLlge Konstituante- Aunögebungen. Dem„Nieuwe Roiterdamsche Courant" zufolge meldet„Dailtz NSvs" aus Petersburg : Der Bund zur Verteidigung der Konstituente und ähnliche Organisationen bereite- ten sur Freitag, an welchem Tage die Konstituante eröffnet werden sollte, große Kundgebungen vor.. Sie erließen Aufrufe, worin sie das Volt zu energischer Straßenagitation aufforder- ten. Auch in den Kasernen wurde ein solcher Aufruf verbreitet. In einem anderen Aufruf wandte man sich an die Matrosen der anwesenden Schiffe, von denen man wußte, daß sie auf feiten der BolschewM stehen. Es ist dann auch zu Straßenbundgebungen gekommen, und e» heijjt, daß sie zu Zusammenstößen und Blutvergießen gefuhrt haben. Reuter meldst: Wer Stunden vor Eröffnung der Konstituante habe eine maximalistifche Truppe eine Prozession des Bundes zur Verteidigung der gesetzgebenden Versammlung ange- griffen; die Fahne der Demonstranten wurde niedergerissen. Dem ersten Befehl zum Feuern wurde durch M a schinengewehr- f e u e r Folge gslsiftet. Mehrere Personen wurden ge- tötet, unter ihnen das Mitglied des ausführenden Ausschusses der Bauerndeputation, Boganow. Viele Personen, darunter ver- schieden« Frauen, wurden verwundet. * Der Korrespondent der„Daily News" meldet aus Petersburg : Die Kommission der Bolschewiki für die Sicherheit der Hauptstadt hat eine Proklamation erlassen, in der sie die Bevölkerung zur Ruhe ermahnt und mitteilt, es sei ein Komplott entdeckt worden mit dem Zweck, die Autorität der Sowjet? zu brechen. Das Kom- platt hätte am Freitag zur'Durchführung gelangen sollen. Es- sollen sich KerenSki , Filomenko und Stawmkow, die sich, wie gemeldet, in'Petersburg versteckt halten, an der Spitze des Komplotts befinden, lieber die' Stadt ist'der Belagerungszustand verhängt. Die Zugänge zum Taurischen Palast find besetzt. .....:. v'* Basel, 20. Januar. DaS revolutionäre Gericht in Petersburg verurteilte den Nationalisten und Monarchistenführer Purifchke» witsch zu vier Jahre« Zwangsarbeit wegen Organisation eine» anti- maximalistischen Komplott»..
Em diplomatenvorstoß gegen£enfn* Basel , 20. Januar. Nach einer Petersburger Havas- meidung versammelte sich vorgestern nachmittag zwei Uhr das d i�loma tische Korps, die Vertreter der neutralen Vsächte eingeschlossen, neuerdings bei seinem Doyen, dem Bot- schaster der Vereinigten Staaten , um für Diamandi eine Sympal h i e e r k l ä r u n g abzugeben. Diese Versammlung hatte auch den Zweck, einen neuen Zwischenfall zu prüfen, der durch die R e g ierungLenins geschaffen wurde, indem diese über die Besprechung zwischen dem diplomatischen Korps und Lenin einen Bericht ver- össentlichte.der nicht nur denSinndesSchrittes e n t ste l lt e. sondern auch die von den Diplomaten abge- gebenen Erklärungen in einer tendenziösen und absichtlich falschen Weise wiedergegeben habe. Alle Diplomaten beschlossen zurBerichtigung dieser' Veröffentlichnng ein Protokoll ihrer Besprechung mit Lenin und der Erklärungen, die sie im Laufe dieser Be- sprechungen abgaben.'�__,... Der Dürgttkrieg in Rußlanü. .Drü BezWungen. Ärschen den BolschewR und der Ukraine seinen sich immer mehr zuzuspitzen. Das Ultimatum der Bolschewiki an die Roda wegen Unterstützung „der Kadetten und der Kaledin-Beweguna" ist noch nicht be- friedigend erledigt.„Nasch Wek"(die frühere„Ketsch") vom 3. Januar führt folgende Worte deS ukrainischen Minister» Präsidenten Winniffchenko in der Sitzung der Zentralrade an: „Ter Rat der Volkskommissare wendet unS bald sein lächeln- des Gesicht zu, bald befiehlt et seinem Qberkonunandierenden Antonow, seine Truppen nach Ukraina zu sendnu Wir' geben dem Rat eine Frist von 24 Stunden. Antwortet der Rat, daß er sich mit uns im Kriege befindet, dann werden alle hier befindlichen Anhänger deS Rates unsere Feinde und sie werden als Kundschafter und Spione an- gesehen." Was weiter geschehen ist, läßt sich nicht überblicken. Die V o st zwischen Nord-, Mittel- und Siidrußland funktioniert sehr schlecht. Wochenlang kommen keine Blätter aus dem Süden nach Petersburg . Der ganze Eisenbahnverkehr voll- z-sht sich nur mühsam und höchst schwerfällig. Auch der Telegraphendienst versagt und ganze Strecken bleiben plötzlich tageweise ohne Verbindung. Im Don gebiet denkt man am wenigsten an eine Kapitulation vor den Bolschewiki. Dorthin fliehen zahlreiche bürgerliche Elemente und Militärs, und auch manche Truppen- teile ziehen sich zusammen, die mit der Bewegung überein- stimmen. Neue Formationen entstehen. Rege Organisations- tätigkeit und Vorbereitungen sind im Gange. Kornilow fit fit der Hauptstadt der Kosakenrepublik, in Nowotscheckassk. Er wird als Oberkommandierender der Streitkräfte bezeichnet. Manche Minister der Provisorischen Regierung, viele brannte kadettische Politiker usw. weilen in Nowotscherkaffk. ES wird gemeldet, daß auch manche Truppenbewegungen stattfinden, und daß die Truppen Kaledins langsam vorrücken. Inzwischen sind neuere Meldungen eingelaufen, die von der schwersten Verschlimmerung des Zwistes reden. Zuver- lässigste Truppen der Maximalisten sind mit Artillerie nach Süden abtransportiert worden und es heißt, daß Lenin offen von der großen Wahrscheinlichkeit des Krieges mit der Ukraine gesprochen habe.___ Der KSm'g von Rumänien nicht verhaftet. Basel , 20. Januar. Ein schweizerisches Korrespondenz- bureau meldet aus Petersburg : Das Smolny-Jnstitut dementiert die Nachricht, daß Befehl zur Verhaftung des Königs von Rumänien gegeben worden sei. Es wird iedoch beigefügt, daß das Smolny-Jnstitut sehr ernste Maß- nahmen ergreifen würde, wenn sich Rumänien dem Ultimatum nicht unterwerfe.
Eharbin unü Wladiwostok . Stockhalm, 30. Januar. Laut„Utroj Rvssn" siellis sich dds russische Generalkonsulat in Eharbrn, um nicht von den dortigen Bolschewiki besiegt zu werden, unter den Schutz der. chinesischen Truppen.„Nowoje Sckisn" zufolge zieht die chinesische Regierung große Truppenmengen an der t u r ke sta n i s ch c n Grenz« zusammen.
London , 19. Januar. (Reuter.)„Daily Mail- meldet aus Tientsin vom 16. Januar: Der Telegraph m Wladiwostok und C h a r b i n ist in den Händen der Bolfchewrkfi Mehrere Schiffe liegen bereit, um die Japaner in Sicherheit zu bringen, falls die Lage dies er- fordern sollte. Diese Vorbereitungen sind anzusehen als die Wirkung der vor einigen Tagen erfolgten Bekanntmachung des japani- schen Marineministeriums. daß ein Kriegsschiff nach Wladi- Wostok entsandt worden ist.
SnowSen über£!opü George. Gelegenheit, Verhandlunge» anzufangen. Lern, 13. Januar.(Eig. Drahtber. d.„Vorwärts") Der sozt- «Ustische Friedensfreund Philipp S nowden erklärte dem Lon- doner Vertreter von„Manchester Guardian": Die genau« Lesung des vollständigen Textes der Rede Lloyd Georges hätte seinen all- gemeinen günstigen Eindruck bestätigt. Sie bildete aller- dingS nicht eine unveränderliche Grundlage, auf die der Friede aufzubauen wäre, Deutschland könnte an mancher Stell« Ursache finden, auf Gegenseitigkeit zu drängen, wie bezüglich Kolonialfiagen. Die Rede sei gewiß einseitig, aber man bedenke vor allein, daß eS sich um Bedingungen der Alliierten handelt. Man könne von dem britischen Vorschlag nicht verlangen, daß er gleichzeitig auch schon die deutsche Antwort enthalte. Die Rede solle vielmehr betrachtet werden als ein Anteil, den Großbritannien in die allgemeine Ver- handlungSkafs« zu werfen gedenkt. In solchem Sinn« auf- gefaßt, stelle sie einen großen Fortschritt dar, verglichen mit früheren Reden. In großen Konturen bietet sie Gelegenheit, die Verhandlungen anzufangen. Die Hauptdifferenzen zwischen den britischen Bedingungen und dem, was wir von den Bedin- gungen der Zentralmächte wissen, könnten durch Besprechungen erledigt werden. Die ganze Rede weise darauf hin daß Lloyd George sich durch keine be» stimmt« Forderung unerschütterlich verbinden will, er zeichne vielmehr nur Umrisse und wünsche Nebensachen sowie territoriale Forderungen mit jenen allgemeinen Zielen in Uebereinstimmung zu setzen. Bedeutungsvoll fei, daß die Rede über die Notwendigkeit de? militärischen Sieges schweig« und»ine vollständig« Ablehnung der Knock-Out-Politik bedeute._ Das Urteil wegen öer Züricher Unruhen. Lern, IS. Januar.(Meldung der Schweizerischen Depeschen- Agentur.) Das Militärgericht verurteilte heute die Ange- klagten Jffchner, Acklin, Leonis Koscher, Bartel, Neuberger und Weihel, alle beteiligt an den Unruhen in Zürich und Außerfihl wegen Meuterei im Komplott und Gehilfenschast hierzu, zu Ge- sä ngniZ strafen von sechs Wochen bis zu zehn Mo- n a t e n und den Ehren folgen. Acklin wurde vom Grade eines Oberleutnants entsetzt, Weihel vier Jahre des Landes verwiesen. Dänisther Ministerwechsel. Kopenhagen , 20. Januar. Bei Beginn der gestrigen Kolke- twg-GitzllNg teilte der Vorsitzende mit, daß der Ministerpräsident erklärt habe, baß die Kmitrollminister Thristensen und Rottboell auf Ersuchen aus ihrem Amte ent- lassen wurden. Weiter wurde mitgeteilt, daß einer der beiden demissionierenden Minister an' der StaatZratKschun� vormittags nicht mehr teilgenommen habe. Ter' dritte Kontrollmimster Stauning der spzialdenwkratischen ReichStagSgruppe soll vorlSnstg im Mlnisterium bleiben, bis der Parteikongreß Be» schkuß gefaßt Hab«. Da» Susscheiden der beide« Minist« bedeute keinerlei innerpolitisch« Komplikationen, sondern lediglich der Auftakt der bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage.
Der Krieg auf öen Meeren. Amtlich. S erlin. 19. Januar. Eine» unierer ttntersee- boote, Kommandant Kapitänleutnant Dieckmann, hat kürzlich sechs durchweg bewaffnete Dampfer mit runü 32000 Srutto-Negister-Tonnen vernichtet. Tie Mehrzahl der Schiffe wnrde in der Irische« See teil» einzeln, teils in Geleitzügrn unter starker Sicherung faheend abgeschossen, unter ihnen ein etwa 12 090 Tonne» großer Dampfer ähnlich dem Afrir-Thp der White Star» Linie. Der Ahes de» vdmiralstade» der Marine.
kleine kriegsnachrlchten. Waffeorazzia in Lissabon . Lissabon , 19. Januar. (Reuter.) Letzt« Nacht wurden in den dichtbevölkerten Vierteln Lissabons RazziaS vevanstalter. Viele Handwaffen wurden b e- fchlagnahmt. Die extremistischen KlubZ der Partei Affonsv Costa» sttck» noch immer geschlossen.
Die Kriegsteilnehmer für Zrieöen unö freies Wahlrecht! Die Dtttgliederversammlung deS Bundes der Kriegs- beschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer überfüllte gestern mittag den großen Saal des LehrervereinShauseS. Der Versammlungsleiter gab eingangs die unseren Lesern schon bekannt« Verfügung des OberkounnandoS gegen den Bundesvorsitzenden Kuttner kund. Sein Protest dagegen und sein warm- herziger Dank an Kuttner für dessen unermüdliche Tätigkeit fand die stürmische Zustimmung aller Anwesenden. Dann sprach Ernst H e i l m a n» über die bekannten Vorgänge in der Versammlung der Vaterlandspartei vor 14 Tagen. Er stützte sich dabei auf die erwiesenen Tatsachen, deren Wirkung auf die gesamte deutsche und ausländische Presse, soweit sie nicht der Laterlandspartei mit Haut und Haaren verschworen ist, für die moralische Wertung dieser Partei vernichtend war. Der einzig tröstliche Eindruck, den die Kriegsteilnehmer aus jener Versmmn- lung m't nach Hause genommen hätten, wäre die Uoberzeugung, daß Deutschland noch genug kampffähige und»lustige Männer im hat, denen es hoffentlich noch vergönnt sein wird, ihre eit an anderer Stelle zu betätigen.— Don Bund kann keinerlei Verbot, kein„Trommelfeuer der Fäuste" in seiner Ent, Wicklung aufhakten.(Langanhaltender stürmischer Beifall.) Darauf ergriff Reichstagsabgeordneter Kamerad David» söhn das Wort und sagte: Der Draotg nach dem freien Wahlrecht im Volke wird jeden zermalmen, der sich ihm in de« Weg stellt. Eigenartig und bezeichnend ist eS, daß Leute, die, wie Freiherr v. Gamp, gegen die heutige Versammlung in de»
Presse gehetzt haben, für«y Plurallvahlrecht für die KrlegReil» nehmer stimmen wollen. Die KriegStoilnehmer lehnen jede Vor- rechte ab! Sie fordern ihre Recht« im Rahmen der Bolksrechte, den» da? ganze Volk hat sich reif genug gezeigt, seine Geschicke selbst zu regeln. Ein empörender Rückschritt wäre eine Erhöhung des Wahlalters. Der einzige Grund dafür wäre die Furcht vor den Kriegsteilnehmern! Die Erschütterung der Verhältnisse im Kriege, die nach dem Kriege einsetzende Entwich lung wird die Seßhaftigkeit Unzähliger illusorisch machen. Darum ist die Absicht, auf die dreijährige Ansässigkeit in Preußen da? Wahlrecht aufzubauen, ein« schwere Herausforderung gerade der Kriegsteilnehmer. Unsere kriegSgc- langenen Kameraden genießen in Rußland dieselben staats- bürgerlichen Rechte wie die Russe« sechst. Sollen sie sich durch die Rückkehr in ihr Vaterland verschlechtern?— Wir ehemaligen Kämpfer aus den Gräben sprechen für die draußen, kämpfen für sie hier drinnen, wie st« für uns noch draußen kämpfen!(Stür- Mischer Beifall.) Zum Schluß wurde folgende Resolution angenommen:„Die am 20. Januar 191h von über 1000 Mitgliedern besuchte Per- sammlung der Berliner Ortsgruppe des Bundes der Kriegsbeschä- digten und ehemaligen Kriegsteilnehmer billigt die vom Vorstand dem preußischen Wgeordnetenhaus« überreichte Eingabe zum preußischen Wahlrecht. Die Kriegsbeschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer geloben, alle Kraft in den Dienst des Kampfes für ein allgemeines Wahlrecht in Preußen zu stellen, bis die Gleichberechtigung aller Staatsbürger erreicht ist.'
Tirpitz über üie Kriegsbeschädigten. Die VaterlandSpartei hielt Sonntag nachmittag in der„Phil- Harmonie" eine Versammlung ab, die von dem gewohnten Stamm- Publikum alldeutsch -konservativer Versammlungen besucht war. In seiner Eröffnungrede kam Herr v. Tirpitz auch auf die Vorgänze in � den letzten Versammlungen der Vaterlandspartei zu sprechen, Er meinte, in Frankfurt und Mannheim habe sich �gezeigt, daß die Gegner mangels geistiger Argumente zu tannütuarffchen Störungen greifen. I« der Berliner Versammlung habe sich nach seinen Feststellungen die„Bewegung"(ein schönes Wort für Räusschmiß mit Prügeln) nur gegen den unerträglichen Störer gerichtet. Den Kriegsbeschädigten schuld« man größte Rücksicht und allen Dank: ihre Mehrzahl aber wünsche gewiß einen Frieden mit Ersatz für alle Opfer und Sicherungen für die Zukunft. Den Bund der K. u. K., dessen Leitung eine politisch« Agitation radikalster Färbung be- treche, erkenn« man nicht als Vertretung der Kriegs- beschädigten an. Niemand wird uns an Anteilnahme für die KriegSbeschÄigien'übertreffen. Wenn in der Lehrerhausversqmm- lung antisemitische Aeußerungen gefallen sein sollten, so würde« daS sehr bedauern; auch die Juden seien der Vaterlands- Partei willkommen.(Hier unterschied sich der Beifall sehr stark von den Donnergetösen, die sonst zu Ehren TicpitzenS und dex folgenden Redner ertönten.) ES waren daS die Professoren v.Wilamowitz- Möllendorf, der den jetzigen Reichstag Platzhalter während eine? Interregnums nannte und sich auch zu etlichen Witzen über Erzberger und Scheidemann veranlaßt sah, und R o e t h e, der mit erprobtem Furor teutonicus losging. Auch ein Frl. Dr. v. Run- steht und ein kriegsblinder Major, der rückhaltlos Annexionen in Ost. und. West fordert«» trifte« auf. Als letzter sprach ein Arbeiter». seikretär(!) Heß seinen Schmerz darüber aus. daß man die So- zialbeumkratie immer wicker als Vertreterin der deutschen Arbeiter- schast.betrachte; hasse sie. doch eiu zufriedenes deutsches Volk, sin starkes Deutschland und da? deutsche Kaiserhaus. Mit der üblichen Entschließung ging die Versammlung zu End.e, der auch ein Schreibe» Hindenbur�S an Tirpitz nicht. fehlte. ES war aber nichts weiter als ein höflich« Sammeldank für die zahllosen BimtrauenSkundgebungen und ohne alle ausschlachibaren Stmckpmckte. Mgemeines Versammlungsverbot im Sezirk Nannheim. DaS Gtellvertr. Generalkommando deS XIV. Armeekorps zu Karlsruhe hat„im Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit auf Grund der§§ 4 und 6 des Belagerungszustcmds- «fÖje« bis auf weitere« alle öffentlichen versamm- lungen politischer Parteien oder diesen gleich zu erach- tender Vereinigungen in den Amtsbezirken' Mann- heim und Schwetzingen " verboten. Es erklärt, zu dieser Maßnahme habe greifen müssen, nachdem am Sonntag in Mann- heim die Abhaltung der öffentlichen Versammlung«rner Partei (der Vaterlandspartei) von anders Denkenden durch„planvoll organisierte» Schreien, Pfeifen, Lärmen und Singen völlig ver- hindert wurde, obwohl der Versammlungsleiter zwei Redner anderer Parteien ausdrücklich zur Diskusston zugelassen hat". Würde bisher den Arbeitern die VerfammlungS- und Red:- fveiheit nicht unterbunden worden sein, dann hätten sich wahr- schemlich die bekannten Lärmszenen vermeiden lassen. Und hatten die Berliner Vaterlands p a r t e i I e r nicht die. kriegs- beschädigten VaterlandSverteidiger zur Tür hinauSgeprügelt, so wäre die Erregung gegen die Vaterlandspartei im Vaterlande minder groß. � Seläftigung öee Zeitung. Wir brachten am W. Dezember ein« Mitteilung unter der Ueberschrift„HöchstpreiSübsrfchreitung unter Herrn von Waldows Aufficht', in der die zu hohe Bezahlung des in der Provinz Pommern für die H i n d e n b u r g s p e n d e abgelieferten Specks usta. kritisiert wurde. Hierzu.hat uns das KriegSernährungSmnt zwei ausführliche Da rlegungen gesandt, die wir an- standslos im Wortlaut wtedergegehen haben. Trotzdem fühlt sich nun auch noch die Landwirtschaftskammer für die Provinz Pom- mern genötigt, unS„bei Vermeidung des BerichtigungszlvangS" eine Erklärung zu senden, dm genau dasselbe besagt wie die Zuschriften deS K. G. A., nämlich: Es ist unwahr, daß von feiten de« Landwirtschaftskammrr die damaligen Höchstpreise für Speck, Schmalz und Schinken mißachtet worden find, wahr ist bielmchr, daß sie ausschließlich die für Stettin geltenbe« Höchstpreise gezahlt hat; Stettin war Erfüllungsort, da dort die Hauviiammekstelle für die Hiuden- burgspende eingerichtet war, bei der die Sammlungen aus der gänzev Provinz zusammenflössen und von wo sie an die Ernp- fangS stellen weitergeleitet wurden. Wir haben demgegenüber schon einmal nachgewiesen, daß He Landwirtschaftskamme: nicht berechtigt war, die„für Stettin geltanden Höchstpreis«", worunter KleiuhandelShöchftpreise zu ver- stehen sind, an die Enzsvger zu zahlen, daß vielmehr das Reichs-. gericht in der Zahlung von KlftnhandelShöchstpreisen an Er- zeuger«ne strafbare Ueberfchrsitung der HSchstpr-ise erblickt. Nachdem diese? alles in unserer Polemik mit dem K. E. A. ausführlich dargelegt war, bestand für die Landwirts chairsiammer wirklich kein Gmrnb, noch einmal mit derselben Sache von vorn anzusaugen.
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