Menschen, und demgemäß sind in neuerer Zeit in ver- schicdenen Staaten besondere Gesetze erlassen worden, durch welche den Behörden außerordentliche Befugnisse und Rechte zur Bekämpsung der Sozialdemokraten, Zlnarchisten, Kommunisten, Nihilisten oder wie sie sich sonst nennen(!), verliehen werden I» Teutschland ist das sog. Sozialistengesetz zwar mit dem Jahre 1830 außer Kraft getreten; wenn ich es hier dennoch behandle, so geschieht es, weil es durch seine Gestaltung von dem Typus solcher Sicherheitsmaßnahmen eine besonders gute Vor- st e l l u n g giebt und sich an der Hand desselben gut darlegen läßt, mit welchen Mitteln vom Staat am besten(!)! solche uiustürzlerischen Bestrebungen niederzuhalten(!) sind." Folgt eine Besprechung des Maulkorb-Gesetzes.— Solch eine krasse Impotenz, solche himdrtche Schweifwedelei darf es heute wagen, sich auf dem Katheder breit zu machen, sich als höchste Spitze der Wissenschaft und Bildung anstaunen zu lassen, ja, was das schlimmste ist, vielfach maßgebenden Einfluß auf Gesetzgebung und Ver- waltung auszuüben �nnd den geistigen EntwickelungSgang derer zu lenken, die dereinst als Beamte zu„Stützen der Gesellschaft" und„Vorbildern des Volkes" berufen sind. Wenn unseren Studenten nach Ivjähriger Dressur in der lateinischen Drillmaschine und einjähriger Abhobelung zum Rei'crve-Lieutenant das bischen Verstand, was ihnen Kneipe und Mensur noch gelassen haben, in der Weise zurecht geknetet wird, dann kann man sich freilich über das end- liehe Produkt nicht wundern. Der Gerechtigkeit halber muß allerdings hinzugefügt werden, daß der Schreiber dieses zu seiner Freude nicht der einzige war, bei dem obige Lektion krampfhaft auf die Lachmuskeln wirkte; die große Mehrzahl freilich schrieb ernst und gewissenhaft,„als diktirte der heilige Geist" den ganzen Unsinn ins Kollegheft.— Die ungarische Ehegesetz- Vorlage ist nun vom Oberhaus trotz des Widerstandes der katholischen Hierarchie angenommen worden.— Ans der Schweiz wird uns geschrieben: Die am Schlüsse der Märzsession von dem konservativen Berner Abgeordneten v. S t e i g e r im Verein mit Gleichgesinnten im National- r a l h an den Bundesrath gerichtete Interpellation betreffend das schweizerische Arbeitersekretariat kam am Montag zur Behandlung. Vorausgeschickt sei, daß den Anlaß zu der Interpellation die intensive und von uns nicht genug an- zuerkennende Thätigkeit des ArbeitersekretärS Greulich für die Initiative betreffend die unentgeltliche Krankenpflege gab, bei welcher Agitation eben tue Pläne der kapitalistischen Draht- zieher und ihrer Unternehmer-Anhänger in's richtige Licht gerückt rvorden sind. Die Interpellation verlangle nun Auf- fchluß über die Aufgaben des Sekretariats, wofür es der Bund besolde mnd über dessen bisherige Leistungen; serner darüber, ob der Bundesrath mit der politischen Agitation der Sekretariatsbeamten einverstanden sei. DerJnter- pcllant„verwahrte" sich in der seiner Anfrage gegebenen Bc- gründung dagegen, daß er einen Schlag gegen das Arbeiter- sekretariat führen wolle. Im Verlaufe seiner Rede gab er aber unumwunden zu, daß durch die Agitation für die unentgeltliche Krankenpflege das Arbeilersekretariat sich den Haß der Besitzenden und Herrschenden zugezogen habe. Diese gesetzgeberische Frage sei politischer Natur und politische Agitation gehöre nicht in den Nahmen der dem Arbeilersekretariat gestellten Aufgaben. Da- gegen wolle man aber— wie gnädig!— die persönliche poli- tische Ueberzeugung des ArbeitersekretärS nicht angreifen, die er vielmehr, wenn seine amtliche Thätigkeit nicht darunter leide, vollkommen frei bethätigen könne. Die Antwort gab namens des gesammten Bundesrathes der Chef des Jndustriedeparleu�nts Dr. D e u ch e r. Er konstatjrte zuerst, daß die Thätigkeit des ArbeitersekretärS reine Privatsache der Arbeiterschast sei, in die sich der Bundesrath nicht einzu- mische» habe; der Bund besolde eben nicht das Arbeiter- sekretariat, sondern er subventionire es nur, weshalb Greulich auch nicht Buudesbeamter sei. Er konstatirte ferner, daß eine mißbräuchliche Verwendung der Gelder zu parteipolitischen Zwecken nicht stattgefunden habe; die amtliche Prüfung der Rechnung habe volle Ordnung ergeben. Was Greulich bisher an wissenschaftlichen Leistungen geboten habe, sei alles fleißig und gur, sowie von bleibendem Werthe. Der Arbeitersekrelär sei überhaupt ein fleißiger Mann und halte seine Bureaustunden genau ein. Die Nichtvollendung der Winterthurer Lohnstalistik sei in der Hauptsache durch ungenügende Auskünfte der Ar- beiter verschuldet. Im übrigen zersplittere aber der Ar- beiler-Sekretär allzusehr seine Kräfte für Audienzen und so weiter, welche besser durch einen Zürcherischen Arbeiter- sekretär erledigt würden. Aber alles dies sei Sache des Vor- standes des Arbeilerbundes. und der erklärt sich von Greulich's Thätigkeit befriedigt. Die Agitation für unentgeltliche Kranken- pflege sei wohl eine politische, da auch diese Frage politisch sei; er gebe jedoch zu, daß sie ebenso sehr eine volkswirthschastliche und humanitäre sei. Da sich jedoch am Züricher Arbeitertage auch die, die Mehrheit bildenden, politisch neutralen Kranken- lassen für diese Initiative ausgesprochen haben, so sei sie auch kein spezisisches Parteipostulat. Endlich muß dem Arbeitersekrelär die Freiheit gewahrt werden, seine politische Ueberzeugung offen und rückhaltlos zu vertreten, besonders da er ja nicht Bundes- beamler oder-Angestellter sei und übrigens sogar solche, vom Bundesrath mit Recht ungehindert, eine mehr oder weniger intensive politische Thätigkeit im Sinne und Geist der Politik der äußersten Linken(Sozialdemokratie) ent- fallen. Die Bundesversammlung habe, sagte der Redner zum Schluß, die Subvention für das Arbeilersekretariat bewilligt, sie habe auch das Recht, diese zu beschneiden oder zu streichen, aber ein Anlaß dazu liege nicht vor. Damit war die Interpellation erledigt. Nachtheilige Folgen für das Arbeitersekretariat werden vorläufig daraus nicht resultiren; ob aber die Rache nicht bei der nächsten Budget. beralhung in Gestalt wesentlicher Kürzung der jetzigen 20000 Frk?.- Subvention erfolgen wird, bleibt abzuwarten. Der Bundesrath hat in einer Botschaft an die Bundes- Versammlung Bericht erstattet über die seiner Zeit ihm zuge- wiesenen Motionen Comtesse und Bogelfanger und die 1890 ein- gereichten Mai-Petitionen der Arbeiter. Di« Motionen verlangten gesetzliche Verpflichtung zur Baarzahlung des Arbeits- lohnes, das Verbot von Lohnabzügen und die vierzehntägige Lohnzahlungs-Periode; ferner den Schutz der A e r« i n s f r e i h e i t und die Abschaffung der politischen Polizei. Die Bolschaft beantragt Ab- lehnung aller fünf Punkte. Bezüglich der ersteren drei Forde- rungen werden zwar bestehende Uebelstände zugegeben, da jedoch zu deren Beseitigung eine Revision des Fabrikgesetzes, vor der der Bundesrath zurückschrecke, nothweudig sei, so beantrage er Ablehnung. Die Mai-Petitionen der Arbeiter verlangen Ver- kürzung der Arbeitszeit resp. deren gesetzliche Re- gelung im Kleingewerbe, das Verbot der Fabrikarbeit verheiralheter Frauen und Erweiterung der F a b r i k i n s p e k t i o n. Die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit im Kleingewerbe wird für unthunlich erklärt(sie ist aber bereits im Kanton Glarus erfolgt), dagegen will man der Verkürzung der Arbeitszeit in den Fabriken volle Aufmerksamkeit zuwenden und namentlich eine Verkürzung der gesetz- lichen Arbeitszeit auf wöchentlich«0 Stunden durch Freigeb nng des Sonnabend-Nach mittags in Betracht ziehen. Das Verlangen nach Verbot der Fabrilarbeit verheiralheter Frauen wird für halllos erklärt und die verlangte Erweiterung der Fabrikinfpektion wird von deren Beamten als nicht nothwendig bezeichnet. Immerhin soll die Inspektion des dritten Kreises(SchaffhauseN tc.) eine Ver- mehrung des Personals erfahren. Die Freiheit der Wissenschaft existirt auch in Frankreich für Sozialisten nicht. Ein Pariser Telegramm meldet hierüber: Die Deputirtenkammer berirth die Interpellation der Ma- dikalen wegen Maßregelung von Professoren, welche sozia- listische Lehren verbreiteten. Der Unterrichtsmlnistrr Leggues rechtfertigte die Maßregel und erklärte, die Professoren dürften nicht Auflehnung gegen die Obrigkeit predigen. Nach einer ziemlich erregten Abendsitzung nahm die Kammer mit 381 gegen 81 Stimmen ein Vertrauensvotum an.—, Zur Korruption in Italien , die in dem Prozeß über die Banca Romana enthüllt worden, muß sogar der offiziöse Draht folgenden Beitrag bringen: Der Polizeibeamte Mestriner, der an den Haussuchungen in der Banca Romana theilnahm, erklärte bei der heutigen Verhandlung, daß von den durch die Polizei im Bureau Tanlongo's und im Lokal der Bank beschlagnahmten Dokumenten viele bei Seite geschafft wurden.— Aus Spanien wird telegraphisch gemeldet: der Provinz Pontevedra fanden anläßlich der Steuereinziehung ernstere Ruhestörungen statt, bei welcher 3 Bauern getödtet und zahlreiche Personen verwundet wurden.— Die Zahl der beschäftigungslosen Arbeiter in Biscaya nimmt täglich zu; man befürchtet Ruhestörungen. — Estrup, der dänische Bismarck, soll nun endlich von der Leitung der dänischen Politik zurücktreten. Man be- fürchtet bei seinem Verbleiben im Amte einen großen Wahl- erfolg der Radikalen und Sozialdemokraten und eine Ver- nichtimg der Verföhnungspartei, die unserer Nationalliberalen entspricht, bei den nächsten Wahlen. — Der Kongreß der sozialistischen Partei Nor- w e g e n s, der in den letzten Tagen in Bergen abgehalten wurde, nahm betreffs des General st reiks folgende Resolution an:„Im Anschluß daran, daß alles für dieEtringung des allgemeinen Stimmrechts aufzubieten ist, beschließt der Parteitag: Die Partei soll mit aller Kraft die Arbeitsniederlegung in allen denjenigen Zweigen vorbereiten, in denen man hoffen kann, daß der allgemeine Streik Erfolg haben könnte. Die Partei wird sogleich an die Sammlung eines besonderen Fonds für diesen Zweck herangehen. Die Mittel dieses Fonds können nur ans Beschluß eines Parteitages, und sofern das all- gemeine Stimmrecht ohne Streik errungen werden. kann, zu anderen Zwecke» verwendet werden. Ferner nahm die Versammlung eine Resolution an betreffs einer allgemeinen Jnvaliditäts-Verforgung, für die die nöthigen Mittel theils durch direkte progressive Einkommen st euer, theils durch Einführung des Staatsbetriebes für Branntwein-, Bier- und Tabaks- sabrikation ausgebracht werden sollen. Hinsichtlich der Bodensrage sprach sich die Versammlung da- hin aus, daß die Parteileitung in erster Reihe bemüht sein sollte, die Landbevölkerung mehr in die Organisation einzubeziehen. Die Versammlung erkennt an, daß auch die große Masse der Bauern sich unter einem vernichtenden ökonomischen Drucke befinde. Dagegen giebt es keine andere Rettung, als den Uebergang des Ackerbaues zu einer der modernen Technik entsprechenden Betriebsführung und dies kann, besonders in einem Lande wie Norwegen , allein durch eine der Gesellschaft verantwortliche Leitung und Kapitalsauswendung geschehen. Daher fordert die Versammlung die Bauern aus, sich der sozial- demokratischen Partei durch'Begründunaen von Lokalvereinigungen zusammen mit den Jnstleuten und Arbeitern anzuschließen. Die Versammlung proiestirt auf das Entschiedenste gegen den schon seit Jahren betriebenen Verkauf von Slaatsboden, worin sich nach ihrer Meinung die ökonomisch-reaktionäre Gesinnung der Regierung ausspricht.— Ein neneS Eisenbahn - Attentat gegen den Zaren wird auS Petersburg verschiedenen Zeitungen berichtet. Diesmal wird die Linie Orel-Witebsk als die- jenige bezeichnet, auf welcher die Mine entdcckt worden sei. Es wird hiermit in Verbindung gebracht, daß der Plan einer Reise des Zaren nach Borki aufgegeben worden ist. Ter Zar wollte dort anläßlich der Einweihung der Votiv- kirche zum Gedächtniß an die Eisenbahnkatastrophe bsi Borki und die Errettung der Zarenfamilie mit der aus dem Kaukasus heimkehrenden Zarin zusammentreffen,.t- Jnternationale Schiedsgerichte. Allengton brachte im Senate der Vereinigten Staaten einen Gesetzentwurf ein betreffend die Einsetzung eines Schiedsgerichtes, welches jedes Mal zusammentreten soll, wenn Streitigkeiten zivischeu Amerika und England auf diplomatischem Wege nicht ge- regelt werden können. Diese Bestimmung soll für die Dauer von 25 Jahren festgelegt werden.— Ein Verfassungskonflikt ist in Neufundland (Nord- Amerika ). Englands ältester Kolonie, ausgebrochen. In der gesetzgebenden Versammlung ist völliger Stillstand der Geschäfte eingetreten, der Gouverneur weigert sich, das Par- lament auszulösen, und die dringende Vorlage über die indirekten Steuern ist nicht genehmigt worden. Der Sprecher der gesetz- gebenden Versammlung Emerson steht an der Spitze der Opposilion. Das Parlament hat erklärt, so lange die Steuer- vorläge(Revenue- Bill) nicht genehmigt wäre, Importeure über- Haupt keine Zölle zu zahle» hätten. Sprecher Emerson hat dem Worte die That folgen lassen. Wieaus St. Johns gemeldet wird, ging Emerson in's Zollhaus und verlangte ein kleines Packet zollfrei. Die Beamten konnten sich mit dem Begehren nicht einverstanden er- klären. Emerson und seine Freunde brauchten daher Gewalt. Das Beispiel fand bald Nachahmer. Die Zollbehörden riefen die Polizei zur Hilfe. Es kam zu einem Handgemenge. Schließ- lich legte sich der Premierminister von Neusundland. Sir William Whiteway, in's Mittel und rieth der Menge, sich an die Gerichts- höse zu wenden, aber von Gewaltmaßregeln abzustehen. Die ministeriellen Zeitungen erklären, wie ein weiterer Drahtbertcht meldet, daß der Versuch, die Maaren zollfrei mit Gewalt aus dem Zollhause zu bekommen, lediglich den Zweck haben sollte, die Krisis zu beschleunigen und die Auflösung des Parlaments zu erzwingen.—- Ans Samoa, diesem Schmerzenskinde der deutschen Diplomatie Herbert Bismarckischer Signatur, werden wieder Unruhen und vergebliches Eingreifen britischer und deutscher Kriegsschiffe gemeldet.— VÄvkeinsikiviihkvn. TaS serbische Metropolitangericht verurtheilte den Archimandriten Wasa Pelagie wegen sozialistischer Umtriebe zur Einschließung in ein Kloster, im Weigerungssalle zur Entkleidung von der geistlichen Würde und Uebergave an eine weltliche Behörde. » Polizeiliches, Gerichtliches»t. -» Sächsische >Polizeipraxis. In außerordentlich auffälliger Weise ist gestern Vormittag Genosse Max Hünig ver- hastet worden. Der Beamte führte ihn am Handgelenk an- gebunden, wahrscheinlich damit er nicht entflieht. Grund zur Verhaftung ist bis jetzt noch unbekannt. — Zum Preßprozeß gegen den„Süddeutschen P o st i l l o n" wird uns aus München geschrieben: Am 20. Juni fand die Verhandlung gegen den„Süddeutschen Postillon" vor dem Schwurgericht statt, derselbe dauerte von früh Ve9 Uhr bis Nachmittags'/j4 Uhr ohne irgendwelche Pause. Der Staatsanwalt hatte Tags vorher am selben Gerichte im Kampfe mit der„Münchener Post" eine Niederlage erlitten. GenoffeSchmid war nämlich alsPrinzregenten-Beleidiger angeklagt. aber freigesprochen worden. Der Staatsanwalt war förmlich gereizt und holte sein Material von Chikago, aus Italien , Bologna , aus den Bergarbeiter-Streik-Distriklen und sonst noch aus aller Welt zusammen, doch die Geschworenen sprachen die angeklagten Genoffen Fuchs als Redakteur und M. Ernst als Verleger frei. Der Gerichtshof konnte sich jedoch bei diesem Freispruch nicht beruhigen, maß den Angeklagten die Vertheidigungskosten zu und behielt die beschlagnahrnten Platten und Exemplare ein, damit in denselben das Bild Fin de sifecle erst vernichtet werde. Denn dies Bild sei trotz des Wahrspruchs der Geschworenen ein Ver- stoß gegen§ 130, es sei aufreizend. — Und abermals Ausweisungen aus Sachsen . Am Dienstag wurden abermals zwei Oesterreicher, die beiden Buchbinder Schubert und Voß aus Dresden und Sachsen aus- gewiesen. Beide traten politisch und gewerkschaftlich gar nicht hervor. Sonderbarerweise weist man die unorgamsirten Böhmen , Czechen, Polen , Italiener re., die man auf Bauten, wie z. B. an den jetzigen Bahnhofsbauten, als Lohndrücker beschäftigt, nicht aus. Freilich, diese Leute bilden das Gegengewicht gegen die Be> strebungen der d e u t s ch e n Arbeiter, ihre Lage zu verbessern, dazu braucht sie daS Unternebmerthum, und die Behörden haben ein verständnißvolles Mitgesüyl mit den Schmerzen des Kapitalis- mutz. Lohndrücker zieht man nach Sachsen , organisirte Arbeiter weist man aus— das reine Eldorado für Unternehmer. — Genosse Keßler, der Redakteur der Mannheimer „Volksstimme", hat in dieser Woche seine ihm vom Schwurgerichte Mannheim wegen Majestätsbeleidigung zudiktirte viermonatliche Gesängnißstraf« angetreten. Soziale Tleverlithk: An die Putzer(Maurer) Berlin ? und der Um- gegend! Durch die Lokalsperre sehen wir unS veranlaßt, unser bisheriges Verkehrslokal„Brauerei Königstadt", in dem der Arbeitsnachweis(Frühsprache) stattfand, von dort zu verlegen. Zu diesem Zweck haben wir uns mit dem Wtrth der Armin- hallen, Kommandant« n st r. 20, in Verbindung gesetzt, und findet von jetzt ab regelmäßig in diesem Lokale dre Früh- spräche statt. Wir bitten die, Kollegen, diese Mittheilung in Kollegenkreisen recht bekannt zu geben. Der Vertrauensmann F. G raschle, Skalitzerstt. S4. An die Zimmere« Berlin «! Werthe Kameraden! Die Situationsberichte im„Vorwärts" vom Streik der Danziger Zimmerer haben Euch gezeigt, daß derselbe in seiner ganze» Hestigkeit fortdauert. Diesen Kamps siegreich durchzuführen, liegt auch in unserem Interesse. Leider hat sich bei unseren Kollegen eine große Lauheit bemerkbar gemacht, die wohl schlecht zu dem Geist, welcher unter den Streikenden herrsch«, paßt. Kameraden! Nehmt Euch die Einigkeit der Danziger Zimmerer zum Beispiel, trotz der nur mangelhaften Unterstützung halten die Kollegen nach 7 Wochen noch ebenso fest zur Sache wie zu Anfang. An Euch liegt es nun, die Streikenden in jeder Beziehung zu nuter« stützen; deshalb betheiligt Euch reger an den Sammlungen wie dies bisher geschehen ist. Kein Platz, kein Bau, auf dem Zimmerer arbeiten, dars sich ausschließen. Setze sich ein Jeder in den Besitz von Sammelliste», die bei dem Unterzeichneten sowie in sämmtlichen Zahlstellen zu habe» sind. Die Gelder sind alle Woche bei dem Unterzeichneten abzuliefern. Sämmtliche anderen Bauhandwerker werden gebeten, die Zimmerer auf ihre Pflicht aufmerksam zu machen. Der Vertrauensmann der Zimmerer. Th. Fischer,!«., Dunckerstr. 4. Schöneberg . An die Metallarbeiter! Zur Agitation für den Deutschen Metallarbeiter-Berband findet am Dienstag, den 26. Juni, in Jacob's Lokal, Grunewaldstraße 110, eine Miigliederversammlung statt, zu der wir die Beruftgenossen einladen. Kollegen! Unsere Aufgabe muß es sein, eifrig für unsere Organisation zu wirken. Lassen wir keine Gslegenheit unbenutzt, um in diesem Sinne thäiig zu sein. Die schlechten wirthschaftlichen Verhältnisse müssen uns ein Ansporn sein, überall die Vortheile und den Werth der Organisation den Kollegen klar zu machen, um gegen die Unternehmerwillkür Front zu machen. Der Vertrauensmann. Frauenarbeit im Post- und Eiseuvahudieust. Das Wiener Handelsmuseum schreibt: Mit der Einführung der Frauenarbeit im Postdienst hat Frankreich zuerst begonnen, und »ach dem günstigen Ergebnisse der ersten Versuche hat die Ver- wendung der Frauenarbeit, die sogar vielfach der Beamtenarbeit vorgezogen wird, rasche Fortschritte gemacht. In England, das dem Beispiele rasch folgte, repräsentiren die Frauen im Post- dienst LöpCt. des gesammten Personals mit Ausschluß der Briefträger. In Holland ist die Beschäftigung der trauen im Post- wie im Eisenbahndienste auf einige wenige lassen von Beamten beschränkt, und sind bei den Bahnen blos 720 Frauen beschäftigt. In der Schweiz sind sie dagegen überall zum Dienste zugelassen, doch ist die Zahl der Frauen blos im Telegraphen- und Telephondienste erheblich. In Skandinavien wird die Verwendung der Frauen stark begünstigt; so sind sie bei der Post in Schweden zu sämmt- lichen Stellen mit Ausnahm» jener der Briefträger zugelassen, desgleichen in Norwegen und Dänemarl, wo sie auch denselben Gehalt wie die übrigen Beamten erhalten. Dänemark hat sogar Postdirektricen(auch Parlaments-Steno- graphinne»). Als Kuriosität verdient auch angemerkt zu werden, wie das „Journal des Transports" bemerkt, daß die Frauenarbeit in Chile auch den Eriverb als Tramwaykondukteure monopolisirt hat. Zum Bergarbeiterstreik in Graissac(Frankreich ). Aus Paris wird telegraphirt: Seit ca. 6 Monaten sind in Graissac 1600 Bergleute ausständig, weil 300 Grubenarbeiter wegen Mangels an Arbeit entlassen worden waren. Die übrigen Ar- beiter, welche sich mit den Entlassenen solidarisch erklärten, fordern von den Grubenvorständen eine Reduktion der Arbeits- zeit aus 4 Tage in der Woche. Die Gesellschaft akzeptirt« diese Forderung nicht. Vor Auswanderung«ach Amerika muß jetzt noch mehr als sonst gewarnt werden, da ein Abnehmen der schweren Krise, unter der Amerika leidet, noch immer nicht zu bemerken ist. Die Krise hat eine bis jetzt noch nicht beobachtete Thatsache ge- zeitigt. Wie nämlich die„Times" aus Philadelphia melden, ist nach den Berichten der Schifffahrts-Gesellschasten die Zahl der aus Amerika auswandernden Europäer größer als die der Ein- wanderer.
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