Nr. 28. 35. Jahrg.
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Montag, den 28. Januar 1918.
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Echo aus Frankreich und England.
Englische Antworten an die Mittelmächte. Geringe Gefechtstätigkeit an der West
Ablehnung.
London , 25. Januar. ( Meldung des Reuterschen Bureaus.) ,, Evening Standard" sagt in einem Leitartikel: Die Antwort des deutschen Reichskanzlers an den Präsidenten Wilson und Lloyd George zeigt, daß Preußen dufdemselben Standpunkt steht, auf dem es gestanden hat. Der einzige Frieden, zu dem es bereit ist, ist der preußische Frieden. Defterreich- Ungarn unterstüßt seinen Bundesgenossen für immer. Krieg muß augenscheinlich weitergehen, bis sowohl OesterreichUngarn wie Deutschland entweder durch militärische Nie= derlage oder durch eine Revolutionim eigenen 2ande entivaffnet sind. Bei keiner der beiden Regierungen besteht eine aufrichtige Friedensabficht.
Der
Evening Nei 3" erklären im Leitartikel: Graf Hertling und Graf Czernin haben gesprochen, aber nicht mit derselben, Stimme. Jeder ist gezwungen, seine Worte mit einiger Rücksicht= nahme auf den Stand der Boltsmeinung in seinem eigenen Lande abzustimmen. Aber obgleich einige Aeußerungen Ezernins deutlich den deutschen Anschauungen entgegengesetzt sind, so ist er doch freundlich, uns daran zu erinnern, daß er Deutschlands Parteigänger ist und daß er Deutschland weiter unterstüßen will. Niemand, ber die Rede des Grafen Hertling liest, tann glauben, daß DeutschIanb geneigt ist, die ausdrücklich festgesetten Grundsätze für einen Sieg der Alliierten anzunehmen.
Baris, 26. Januar. ( Meldung der Agence Havas.) Die Blätter besprechen übereinstimmend die Reden des Grafen Czernin und des Grafen Hertling ausführlich. Sie sind der Ansicht, daß beide Redner die Vorschläge Wilsons nicht verstanden haben, zweifellos weil sie nicht diefelbe Sprache sprechen und den Worten nicht dieselbe Bedeutung beilegen.
front.- Lebhafter Feuerkampf bei Asiago. Italienischer Angriff auf den Monte Pertica abgewiesen.
Großes Hauptquartier, den 27. Januar 1918. Amtlid). Weftlicher Kriegsschauplatz.
Fast an der gangen Front blieb die Gefechtstätigkeit gering. Bei kleineren Unternehmungen füdlich von der Oise und in ben oberen Vogesen südlich von Lusse wurden Gefangene eingebracht.
Italienische Front.
Auf der Hochfläche von Asiago und östlich von der Brenta lebhafter Feuerkampf. Ein italienischer Angriff gegen den Monte Pertica scheiterte.
Bon den anderen Kriegsschaupläßen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister, Ludendorff.
Abendbericht.
Der österreichische Bericht.
23ien, 27. Januar. Amtlich wird verlautbart: Auf der Sochfläche von Asiago und östlich der Brenta war die Artillerietätigkeit auch gestern sehr lebhaft. Ein feindlicher Angriff gegen unsere Stellungen auf dem Monte Pertica wurde abgewiesen.
Der Chef des Generalstabes.
Graf Czernin und Herr v. Kühlmann packen wieder ihre Vertrauenskundgebung der österreichischen Delegation obenauf legen, der zweite muß sich mit der etwas summarischen Erklärung des Abg. Fehrenbach begnügen, man dürfe sagen, daß auch der Reichstag hinter der deutschen Regierung stehe. Wie aber der Reichstag das macht, ist nicht ganz flar geworden, da es ebensowenig klar ist, wie die Regierung steht.
Roffer, um nach Brest - Litomst zu fahren. Der erste kann eine
Was sich in der Zeit, da die Verhandlungen unterbrochen waren, zutrug, ist sonst nicht sonderlich geeignet, ihre Aussichten zu verbessern. Die Russen trauen den deutschen Unterhändlern nicht über den Weg, weil sie hinter all ihren Er flärungen für das Selbstbestimmungsrecht annerionistische Absichten wittern. Sie müssen in dieser Auffassung bestärkt werden durch Zitate aus einer angeblich vom früheren Reichsfanzler Michaelis nach Wien gerichteten Denkschrift, die Haase ant Sonnabend im Reichstag vorgetragen hat. Warum hat sich fein Regierungsvertreter gefunden, der erklärt hat, von der Existenz einer solchen Denkschrift sei in der Wilhelmstraße nichts bekannt und ihr angeblicher Inhalt stehe in schneidendem Widerspruch zu den wirklichen deutschen Absichten? Eine folche Erklärung ist, wenn sie mit gutem Gewissen abgegeben werden kann, durchaus notwendig und muß so rasch wie mög lich erfolgen.
Die deutschen Unterhändler neigen himoiederum zu der Ansicht, den Russen sei es ernstlich um den Frieden gar nicht zu tun, was sie wollten, das sei die deutsche Revolution. Nun ist es durchaus fein Geheimmis, daß die Stussen wirklich der Meinung sind, die Dinge fönnten in Deutschland den gleichen Verlauf nehmen wie in Stußland, daß sie diese Wendung wünschen und mit allen Kräften zu fördern bestrebt find. Das schließt jedoch keinestvegs aus, daß sie den Frieden ernstlich und ehrlich wollen. Um den Frieden zu erlangen, Berité" jagt hingegen: Zwischen den Mittelmächien und den sie für ihr Land brauchen, sind fie weiter gegangen, als Wilson sei betreffs der Freiheit der Meere, einer Beschränkung der deutsche Sozialisten gehen würden, wenn sich Deutschland in Rüstungen und einer Gesellschaft der Nationen bereits eine Eini- derselben unglücklichen Lage befände wie Rußland . Aber sie In letterem Punkte stehe nur noch gung erzielt worden. Clemenceau isoliert da. Die Differenzen seien nur noch betrachten ihr Angebot im wesentlichen als einen festen Preis, hinsichtlich Elfa- Lothringens und Belgiens vorhanden. Belgien von dem sie sich nichts abhandeln lassen können, wenn sie nicht, diene als Waffe, um die Entente zu erpressen. Die elsaß - lothrin- mit dem Fluch ihres Volkes beladen, von Schauplak ver gische Frage fönne nur durch die Elsaß- Lothringer gelöst werden. schwinden wollen. Es sei unverständlich, warum Czernin das Selbstbestimmungsrecht In verschiedenen Blättern wird die Pflicht betont, die für Elsaß- Lothringen verweigere. Stellung der deutschen Unterhändler in Brest - Litomst zu umanité", findet, daß ein großer Schritt zum Frieden stärken. Die Sozialdemokratie ist bereit, der Regierung jede getan jei. Desterreich schließe sich der Gesellschaft der Nationen Unterstützung angedeihen zu lassen gegen einen Druck, der die an und verleugne den brutalen Imperialismus. 3 wischen der Brester Verhandlungen vom Wege zu einem ehrlich demoRede Czernins, den Großfprechereien Hoffmanns Wenn Hertling und Czernin , sagt Echo de Paris", hoffen, und den Drohungen Hertlings sei ein himmel- fratischen Frieden abdrängen will, ist sich aber nicht ganz klar, Besprechungen mit England und den Bereinigten Staaten überschreiender Unterschied. ob diese Unterstützung gewünscht wird, die der Regierung für den Kopf Frankreichs hinweg einleiten zu können, so den Fall eines östlichen sog.„ Verzichtfriedens" eine Mehrheit täuschen sie sich. Zwischen den Verbündeten findet fein Meinungsim Reichstag sichert. Eine andere Unterstübung austausch über eine gemeinsame Antwort statt. Clemenceau wird fanniie nicht gewähren, und sie fann auch keineswegs ebenfalls zu der Stunde sprechen, die er hierzu wählen wird. das Versprechen abgeben, sie würde, falls es in Breft zum Bruche käme, die Russen für den schuldigen Teil erklären. Wen fie für den schuldigen Teil erklärt und wen die große Wasse des deutschen Volkes dafür halten wird, das hängt ganz von den Umständen ab.
Matin" stellt den Idealismus Wilsons dem Krämergeist Sertlings gegenüber und erklärt: Eine Kluft trennt den letzteren von der freimütig vom Präsidenten Wilson formulierten Doktrin, der tie Befehung Belgiens als ein Verbrechen und die Einverleibung Elsaß- Bothringens in das Deutsche Reich als ein Unrecht verurteilt hat. Das Blatt stellt fest, daß der deutsche Kanzler nur die günstigen Tatsachen in Rechnung stellt, aber vergesse, daß Deutschland außer acht lasse, sein Solonialreich und die Freiheit
der Mezre verloren zu haben.
Folgende Ausführungen des Homme Libre" geben voll-„ Reuter" meldet aus London : Lord Robert Cecil , der Unterfommen den Hauptgedanken Ser Grörterungen der Presse wieder. staatssekretär im Auswärtigen Amt , jagte zu einem Bertreter des Das Blatt schreibt: Wir sind nicht viel weiter gekommen als vor- Reuterschen Bureaus". daß er noch keine Gelegenheit gehabt habe, her, denn die Vertreter der Mittelmächte hüteten sich sorgfältig vor mehr als einen Blick auf die Wiedergabe der Hertlingschen Nede zu jeder flaren Stellungnahme, außer hinsichtlich der schroffen Ab- werfen. Sie scheine ihm jedoch eine grimmige Nede zu sein, Nach allem, was man bisher weiß, liegt das größte Hin. Tehnung der Wiederherstellung des verlegten Rechtes. Der Deutsche eine Kriegsrede, feine Friedensrede. Eines der wichtigsten Probleme dernis für den Erfolg der Verhandlungen in jenen Vinmit Troß und Doppelsinnigkeit, der Desterreicher mit mehr Ent- sei das belgische. Das sei ein Prüfstein für die Bedeutung und dungen, die Herr v. Rühlmann zugleich mit seinem Amt übergegenkommen und weniger Schroffheit bringen dieselbe Politik Ehrlichkeit aller Vorschläge, die von der anderen Seite fämen. Der nommen hat und von denen er im Hauptausschuß nicht ohne des preußischen Militarismus zum Ausdruck. Ent- Stanzler sei in seiner Rede diesem Problem, nicht näher getreten. Klagenden Unterton sprach. Wenn Herr v. Mühlmann diese gegen den erzivungenen Zugeständnissen gegenüber der Friedens- Die Rede des Stanglers sei abgesehen davon nicht triegswütiger, Bindungen zerreißen sollte auch sie sind doch nur ein Stück sehnsucht ihrer Wölfer sagten beide der Entente, daß sie an dem als man habe erwarten können. Hertling sei ein Anhänger der Papier " so könnte er wiederum dabei auf die volle UnterFeilsayen über die Gebiete festhalten. Steine Besorgnis um die da- Militärpartei und seine Ansichten feien dieselben wie die Sinden- stübung der Sozialdemokratie rechnen. Wenn er aber ihretdurch hervorgerufenen Gefühle ist zu ersehen. Zivei Elemente burgs und Ludendorffs. wegen die Verhandlungen auffliegen läßt, so darf er nicht bilden den übereinstimmenden Grundgedanfen beider Reden: Die Lord Curzon hielt in Cardiff eine Rede, in der er u. a. glauben, daß er dann als Triumphator in die Heimat zurückSchwierigkeiten, auf die die Verhandlungen mit den Ruffen gestoßen sagte: Es gibt niemand, der nicht Frieden wünschte. Wenn man fehren darf. find, und der hartnädige Wille, die Faustpfänder zu behalten, was trotzdem nicht dazu gelangen könne, jo liegt es daran, daß der Sollten die Verhandlungen scheitern, dann gibt es keine für die Rettung des germanischen Imperialismus als Friede, den man im gegenwärtigen Augenblid vom Feind erlangen Aussicht mehr, mit Rußland zum Frieden zu kommen, erforderlich betrachtet wird. Die Anmaßlichkeit der deutschen Kultur fönnte, mit der Chre und Sicherheit Englands nicht ver bevor der allgemeine Frieden geschlossen wird. Dann aber nimmt die großen Ideen Wilsons keineswegs ernst. Belgien ist einbar wäre. Bezüglich des von deutscher Seite gemachten Vor- wäre es besser, nie angefangen zu haben, da ein mißlungener nichts als ein Faustpfand, Elsaß- Lothringen deutsches Reichsland, schlage, Antverpen zu behalten, sagte er, ntan könne dies nicht| Friedensversuch von Brest - Litorosk die Stellung Deutschlands Bolen eine österreichisch- deutsche Kolonie. Wir sprechen nicht die gestatten, denn der englische Kanal würde dann ein deut auf der fünftigen allgemeinen Friedensfonferenz nicht gerade gleiche Sprache. scher Manal werden, und mit der Freiheit Englands berbessern würde. Ebensowenig würden dadurch die AusFigaro" erklärt: Nur die Herrschaft über die Micere fann wäre es dann aus, auch Holland würde unter deutschen Ein- fichten auf einen allgemeinen Frieden verbessert, denn wenn den ganzen deutschen Imperialismus in Schach halten. Die Rede fluß kommen, und dasselbe würde von Skandinavien gelten. sich Deutschland selbst mit den national vollkommen uneigenCzernins geht keinerlei Verpflichtungen gegenüber nütigen Bolschewiks nichts verständigen könnte, wie sollte Serbien ein. Das Blatt bemerkt, daß der Grundgedanke der dann eine Verständigung mit den westlichen Regierungen Eisenbahnerstreik gegen Rote Garde. Rede Sertlings der sei, den Annegionisten Genugtuung zu geben, möglich sein, folange nicht ihr nationaler Egoismus durch eine denn er verzichte auf Leine Machterweiterung, die Deutschland auf Stockholm , 36. Januar. Aus Soveromba wird gemeldet, daß entscheidende, endgültige, vollständige Auflösung ihrer legten heiden Grenzen erhoffte, als es den schredlichen Strieg entfeffelte die allgemeine Ginstellung des Eisenbahnver Widerstandskraft gebrochen ift? Hindenburg und Zudendorff hätten die Rede gebilligt. Der Friede ers in Finnland , welche gestern als Vergeltung dafür Der Abbruch der Verhandlungen in Brest - Bitowsk würde merbe arst dann nase sein, wenn eine Rede gehalten werde, die beschloffen wurde, daß die Note Garde zwei Eisenbahn- 31: gleich bedeuten, daß der Krieg mit Rusland . von neuem die Generale nicht billigten. Es sei Sache der Entente, dies burch beamten niebergesossen hat, später auf die Strede ausbricht und daß Rußland mit militärischen Mitteln zur Anbie Energie ihrer beständigen diplomatischen Tätigkeit und durch zwischen Petersburg und Simola nördlich Wiborg beschränkt nahme ber deutschen Bedingungen gezwungen werden ihr militärisches, Borgehen zu beschleunigen, joll. Ob und inwieweit ein solcher gwang möglich ist, soll
wurde.