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Nr. 36. 35. Jahrg.

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Bierteljahel. 4.50 91, monatl. 1,50 frei ins Haus, borauszahlbar.Einzelne. Stimmern 10 Big. Boftbezug: Monab lid 1.50 9 Unter reusband für Deutilenb unb Desterreich Unga 8,-, für das übrige Ausland 6,50 B. monatlich. Berland ins Feld bet birefter Beitellung monatl. 1,50 2 Boftbestellungen nehmen an Däne mart, Solland, Surgemburg, Sweden b bie Schweig. Eingetragen in bie Soft- Beitungs- Breistifte Grideras tägli

Telegramm breffe

Gestalbemetrat Berlin .

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die fiebengefbaltene Rolonelzelletoftet 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Bort 20 Bfg.( zulässig 2 fettgebrudte Worte), jede weitere Bort 10 Bfg. Stellengesuche umb Schlafftellenanzeigen das erfte Mort 10 Bfg., jebes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 16 Buchstaben jählen für givet Worte. Leuerungszuschlag 20%- Familien Anzeigen 50 fg.. politische u. gewerffchaftliche Bereins Anzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis

the nachmitt. im Hauptgeschäft Berlin 8.68, Lindenstraße 8, abs gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr frag bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Berufsrecher: Ami Morisolas, Ste. 151 90-151 97.

Montag, den 25. Februar 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Werusprecher: Amt Morisplas, z. 151 90-151 97.

Rafcheftes Vordringen in Rußland .

Vor der Etatsdebatte.

Stärkere Tätigkeit an der Westfront Französischer Angriff bei Mülhausen abge­wiesen- Deutsche Truppen vor Reval Walt besett- Die Berefina erreicht- Vor­Ueberraschungs­

In der heutigen Sigung des Reichstags, die um 3 Uhr nadmittags beginnt, wird der Reichskanzler Graf ert. ling über die auswärtige Bolitif, der Vizefangler v. Bayer über die innere Bolitik sprechen. Die Sizung bertagt, und am Dienstag beginnen die Neben der Fraktions- dringen in der Ukraine

führer.

Es ist dies die erste Etatsdebatte des Reichstags, in der ein früherer Sentrumsführer als Reichskanzler und ein Führer der fortschrittlichen Bolkspartei als Vizekanzler spricht. Das ist immerhin ein Anfang zum parlamentarischen System, und wie befdheiden man immer über ihn denfen mag Sache des Reichstags ifts, ihn festzuhalten und auszu bauen.

Daß uns deswegen der Himmel noch lange nicht boller Geigen hängt, fft genug bekannt. Die legte Rede des Reichs. tanglers im Hauptausschuß hat wohl nach der Absicht des Redners dem Zwed einer Annäherung an den allgemeinen Frieden dienen sollen. Diefer 8med ist aber, wie er in awischen selber eingefehen haben dürfte, nicht erreicht wor­den wie ihm andere Leute schon vorausgefagt hatten. Die Stede hat im Ausland recht üble Wirkungen gehabt, und man barf gespannt darauf sein, ob der Reichskanzler bestrebt sein itb, diefe Wirkungen abzumildern. Um das zu erreichen, toare fedenfalls u. a. bor allem auch eine eindeutige r Parung über Belgien notwendig.

Nicht zu beneiden ist der Führer der Fortschrittlichen Bolkspartei um die Aufgabe, die ihm zunächst als Vizekanzler gugefallen ist. Durch Krankheit war er bis vor kurzem ver­Bindert, an den Regierungsgeschäften teilzunehmen, er muß jezt mancherlei deden, woran er nicht mitgewirkt hat, ob und mie weit er innerlich damit einverstanden ist, wird aus seiner Fede nicht zu erfennen und höchstens einmal penn er foelde fayreiben follte in feinen Memoiren zu lefen sein. Wir wollen die Aera Hertling- Bayer erst von dem Lage batieren, an dem Herr v. Bayer sein Amt wirklich antreten Tonnte, und von da ab gilt auch für fie der Sat, daß wir fie mach ihren Eaten beurteilen werden.

Bon der Amtsführung des Herrn v. Bayer hängt sehr biel für die Zukunft der bürgerlichen Demokratie ab, man fann wohl fagen alles. Denn hier wird sich entscheiden, ob fie die Aufgabe hat, auf Wegen der Zukunft noch ein gutes Stüd mit voranzugehen oder ob sich eine Entwidlung bet fle hinweg vollziehen wird. Durch die vereinigte Linke hat iegt ein Führer der Fortschrittlichen Bolfspartei eine Stelle erreicht, an die fich zu Zeiten der fortschrittlichen Ab­hängigkeit von den Ronfervativen auch ihre fühnsten Träume nicht herangewagt hätten. Die bürgerliche Demokratie bat bamit den Weg zur politischen Macht betreten: von der Amts­führung Boners, die mit der heutigen Rede. für die Deffent­fichkeit erst beginnt, wird es abhängen, ob fie fich auf ihm hält oder in matte Unbedeutendheit zurückfinkt.

Besorgnis um Petersburg .

Die Verteidigung aufgegeben?- Räumung Revals. Bern , 23. Februar. Temps" melbet ans Petersburg : Die Abficht ber Berteidigung Petersburgs wurde aufgegeben, da die Befestigungen in sehr fledtem 3ukande und die wesentlichen Teile der Ge fajuse gestohlen oder beschädigt feien. Die Näu­mang Revals sei beendet. Derlegte Bug aus Rebal fel in Betersburg eingetroffen.

angriff der Italiener abgewiesen. tli. Großes Hauptquartier, ben 24. Februar 1918. Weftlicher Kriegsschauplay. Geeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronpring. Engläuber und Franzosen entwidelten an vielen Stellen ber Front rege Erkundungstätigkeit. Stärkere franzöfifche Ab­tellungen, die über die Nilette in Chevregny einzubringen ver= suchten, wurden im Gegenstoß vor dem füdlichen Dorfrande sus rüdgeworfen. Auf dem westlichen Maasufer holten Sturm­trupps Gefangene aus den franzöfifchen Gräben.

Geeresgruppe Serass Albrecht.

In ben Bogesen erfolgreiche Erkundungsgefechte. Weftlich bon Mülhansen griffen französische Bataillone nach heftiger mehrftündiger Feuerwirkung beiderseits des Doller an. Ihre Angriffe brachen bei Nieber- Aspach im Gegenstok, bei Egbrüde unb Nieber- Buenhaupt im Fener bayerischer Truppen an fammen 14 Gefangene blieben in unserer Hand.

Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Eichhorn.

In Estland stießen unfere Truppen, von der Bevölkerung überall frenbig begrüßt, tro verschneiter Wege in Gewalt­marschen vor, warfen ben an einzelnen Bauften fich stellenden Feind und nähern fich Reval

Bei ber Einnahme von Walt am 22. 2. wurden durch die schneidige Attade einer Sufarenschwabron bie Stadt vor ber Einäscherung durch den Feind gerettet, 1000 Gefangene gemacht and 600 beutfche und öfterreich- ungarische Kriegsgefangene be freit.

Kleinere Abteilungen fließen gestern 6is Oftrow bor unb brachen bort feindlichen Widerstand. Sächsische Truppen machten in Balbinows 1000 Gefangene. Bon Minst aus wurde Bs. tiffew befeet

And bei ber

Seeresgruppe Sinfingen. nehmen bie zur Unterfügung ber Ukraine in ihrem Befreiungs­tempfe eingeleiteten Operationen den beabsichtigten Berlauf. In 36! orot find beutsche Truppen eingerückt. Ein auf dem Bahnhof Schepietswfa einlaufender Bug mit großrussischen Trappen wurde angehalten, die Befagung entwaffnet.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Deftlich von ber Brenta brachen bie Staftener am Abend #berraschend zum Angriff am Col Caprile vor. Sie wurden is gener abgewiefex.

Der Erfte Generalquartiermeister. Lubendorff.

Beriffon an ber Beresina ist der Ort, bei bem apoleon 1812 feinen berühmten Uebergang über die Bere­fina, bie legte Zat ber großen Armee", bewerkstelligte.

Abendbericht.

Berlin , 24. Februar 1918, abenbs. Amtlich. Im Often gehen die Bewegungen plangemak vorwärts. Bon den anderes Kriegsschaupläken nichts Neues.

Der eingeschnürte Proporz.

Von Mar Quard.

Wenn man jezt, nachdem der Entwurf eines Gesezes über die 8uteilung neuer Reichstagssige an die Großstädte vorliegt, die Vorverhandlungen über den gleichen Gegenstand im ersten Bericht des Verfassungs­ausschusses bom 4. Juli 1917 durchlieft, so tommt man zu interessanten Einbliden in den Werdegang der Vorlage.

Im Gegensatz zu den sozialdemokratischen An­regungen, die Verhältniswahl ganz allgemein einzuführen und auch den Frauen das Stimmrecht zu geben, hat zuerst ein Antrag der Fortschrittlichen Boltspartei die Reform auf iene engen Grenzen zu beschränken gesucht, die die jezige Regierungsvorlage aufweist. Der entsprechende volksparteiliche Antrag lautete in der ersten Fassung bis zur Durchführung der im Wahlgefeße vorgesehenen allgemeinen Vermehrung der Abgeordnetenzahl, die Wahlkreise mit be­sonders starkem Bevölkerungszuwachs mit einer entsprechen­den Vermehrung der Mandate unter Einführung der Ver­hältniswahl für diese" zu versehen. Im Laufe der Verhand­lung vervollständigten die Antragsteller ihren Antrag durch den Busaß hinter Bevölkerungszuwa ch 3":" die ein zusammenhängendes Wirtschaftsgebiet bilden". Das geschah, wie es im Berichte heißt, um verschiedenen Ginwendungen bezüglich der Notwendigkeit der Auswahl von neu zu bilden­den Proporzwahlkreisen nach dem Zusammenhange der Wirt­schaftsinteressen enigegenzutreten. Das heißt also: man wollte biejenigen großstädtischen und großindustriellen Wahlkreise ausgewählt haben, die nicht nur einen starken Bevölkerungs­zuwachs, sondern auch ein zusammenhängendes Wirtschafts­gebiet aufwiefen. Für dieses Wirtschaftsgebiet sollte dann der Propora eingeführt werden. In dieser Fassung wurde denn auch der Antrag nach Ablehnung aller anderen mit 16 gegen 9 Stimmen bei 2 fozialdemokratischen Stimmenthaltungen angenommen. Die bekannte Reichstagsmehrheit war für den Antrag, die Rechte samt Nationalliberalen gegen ihn. Und aus den Verhandlungen ergibt sich, daß die Beschränkungen der Reform auf 28 Wah!- treife, welche die Regierungsvorlage bringt, durchaus dem Wortlaut und dem Sinn des Mehrheitsbeschlusses im Ver­fassungsausschuß entspricht. Nur die Ausdehnung der Ver­hältniswahl auf zusammenhängende Wirtschaftsgebiete ist von der Negierungsvorlage anders verstanden und aus geführt, als der Beschluß lautet.

Was den ersten Bunkt anbetrifft: darüber bestand gar fein Zweifel bei der Mehrheit, daß nach dem Beschluß des Ausschusses nur eine verhältnismäßig fleine Anzahl von Wahlkreisen von der Reform betroffen werden dürften. Schon der freisinnige Antragsteller meinte nach Ausweis des Kommissionsberichtes, gewisse Bedenken seiner Partei gegen den Proporz würden abgeschwächt durch die Einschränkung, des Geltungsbereichs der Verhältniswahl auf die größten, dichtest bevölkerten Wahlkreise. Und aus dem Kommissions­bericht geht nicht hervor, daß irgend jemand dieser Fest­stellung widersprochen hat. Noch deutlicher drückte sich der Vertreter des Reichsamts des Innern aus, der in der Sigung bom 9. Mai beinabe schon diefelben Ziffern zur Begrenzung der Reform anführte, die jetzt in der Begründung der Ne­gierungsvorlage enthalten find. Eine Einwohner­zahl bon ungefähr 250 000 Röpfen für einen Wahlkreis fönne heute noch als normal gel­ten. Burzeit überschritten nur gegen 30 Wahlkreise diese Bahl erheblich. Damit war der Umfang der Reform, die man einzuführen gedachte, faft ziffernmäßig genau umschrieben. Wegen weiterer Ausführungen des Regierungsvertreters, so über diejenige, daß auch die produktive Fläche zu berücksich figen sei, fam es bekanntlich in jener Sigung zu sehr leb­haften wahlpolitischen Auseinanderfegungen mit der Negic­rung. Gegen die verhältnismäßig geringe Anzahl großstäd­tischer Wahlkreise, die der Regierungsvertreter für reif gur Reform erklärt hatte, findet sich dagegen keine Wendung aus den Reihen der Kommissionsmitglieder im schriftlichen Be­richt. Vielmehr fagte einer der fortschrittlichen Antragsteller: Bom realpolitischen Standpunkt des fezt Erreichbaren ans London , 23. Februat.( Reuter.) Der Eimes with cus müffe man mit einer Einführung des Proporzes für die Petersburg vom 21. telegraphiert: Die noch in der Hauptstadt an­größten Wahlkreise sich zufriedengeben. Mehr als ein Bro­toefenben Mitglieder der britischen Kolonie finb jest, wo man bisorium fei in dem jebigen Reitpunft eben nicht zu er­mit Sicherheit annimmt, daß die Deutschen den reichen." Der fortschrittliche Berichterstatter fügte später Vormarfa bis Petersburg fortfepen werden, in großer Bafel, 24. Februar Wie Havas aus Petersburg meldet, ruft hinzu: Der Proporz folle jegt einmal in den dicht bevölkert­Sorge und Angst. Das britische Konfulat wird von Engländern eine Verfügung des Boltstommiffars für den Krieg einen außer ften Wahlfreifen erprobt werden." Ein sozialdemokratisches bestürmt, die so rasch wie möglich das Band zu verlassen wünschen. ordentligen Generalfab für den Bezirk Petersburg ins Kommissionsmitglied ging iegt auf die ziffernmäßigen An­Alle britischen Untertanen militärischen Alters, bie bisher aus bet- Reben, no, wie bereits mitgeteilt, bet Belagerungs - gaben ein und meinte, wenn man die größten 36 Wahlkreife schiedenen Grünben vom Dienst befreit waren, haben ben Auftrag auftenb. proffauiert wurde. Es wurden verschiedene Maß aussuche, so würden 18 Size der sozialdemokratischen Partei. erhalten, fich binnen sechs Stunden zur Abreise bereit zu machen. nahmen getroffen, um Unruhen borzubeugen. So wurden die Er 9 der unabhängigen Sozialdemokraten und 9 bürgerliche ge­Den emberen britischen Interianen wurde empfohlen, Rußland plofibftoffe tenfisgiert und die Lebensmittel einer Bestandeauftroffen. Daraus gehe herbor, daß der Antrag im Inter­bezzüglich zu berlaffen nahme unterworfen. Die ganze Bevölkerung i mobilifteri. effe der liberalen artei gestellt sei, die in erster

Bern, 23. Februar. Wie ,, Corriere della Sera " ens Betersburg meldet, verschlimmert sich die Lage angesichts des deutschen Vormarsches sehr. Die Gefahr einer Be. fegung Petersburgs bestehe diesmal ernftlich. In Petersburg gehe das Gerücht um, Trotki werde zurüdtreten. Die Ententebotschaftes hätten eiligst eine Beratung zur Prüfung der Lage anberaumt.

Ter österreichische Bericht. Bien, 24. Februar. Amtlich wird berfautbart: Deßlich ber Brenta fcheiterte ein überraschender Angriff der Italiener. Bei der Heeresgruppe 2infingen nehmen bie zur Inter. fügung der Ukraina eingeleiteten Operationen den beabsichtig­ten Berlauf. Set Chef bes Generalstabes

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