Nr. 36. 35. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Berufsrecher: Ami Morisolas, Ste. 151 90-151 97.
Montag, den 25. Februar 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Werusprecher: Amt Morisplas, z. 151 90-151 97.
Vor der Etatsdebatte.
Stärkere Tätigkeit an der Westfront Französischer Angriff bei Mülhausen abgewiesen- Deutsche Truppen vor Reval Walt besett- Die Berefina erreicht- VorUeberraschungs
In der heutigen Sigung des Reichstags, die um 3 Uhr nadmittags beginnt, wird der Reichskanzler Graf ert. ling über die auswärtige Bolitif, der Vizefangler v. Bayer über die innere Bolitik sprechen. Die Sizung bertagt, und am Dienstag beginnen die Neben der Fraktions- dringen in der Ukraine
führer.
Es ist dies die erste Etatsdebatte des Reichstags, in der ein früherer Sentrumsführer als Reichskanzler und ein Führer der fortschrittlichen Bolkspartei als Vizekanzler spricht. Das ist immerhin ein Anfang zum parlamentarischen System, und wie befdheiden man immer über ihn denfen mag Sache des Reichstags ifts, ihn festzuhalten und auszu bauen.
Daß uns deswegen der Himmel noch lange nicht boller Geigen hängt, fft genug bekannt. Die legte Rede des Reichs. tanglers im Hauptausschuß hat wohl nach der Absicht des Redners dem Zwed einer Annäherung an den allgemeinen Frieden dienen sollen. Diefer 8med ist aber, wie er in awischen selber eingefehen haben dürfte, nicht erreicht worden wie ihm andere Leute schon vorausgefagt hatten. Die Stede hat im Ausland recht üble Wirkungen gehabt, und man barf gespannt darauf sein, ob der Reichskanzler bestrebt sein itb, diefe Wirkungen abzumildern. Um das zu erreichen, toare fedenfalls u. a. bor allem auch eine eindeutige r Parung über Belgien notwendig.
Nicht zu beneiden ist der Führer der Fortschrittlichen Bolkspartei um die Aufgabe, die ihm zunächst als Vizekanzler gugefallen ist. Durch Krankheit war er bis vor kurzem verBindert, an den Regierungsgeschäften teilzunehmen, er muß jezt mancherlei deden, woran er nicht mitgewirkt hat, ob und mie weit er innerlich damit einverstanden ist, wird aus seiner Fede nicht zu erfennen und höchstens einmal penn er foelde fayreiben follte in feinen Memoiren zu lefen sein. Wir wollen die Aera Hertling- Bayer erst von dem Lage batieren, an dem Herr v. Bayer sein Amt wirklich antreten Tonnte, und von da ab gilt auch für fie der Sat, daß wir fie mach ihren Eaten beurteilen werden.
Bon der Amtsführung des Herrn v. Bayer hängt sehr biel für die Zukunft der bürgerlichen Demokratie ab, man fann wohl fagen alles. Denn hier wird sich entscheiden, ob fie die Aufgabe hat, auf Wegen der Zukunft noch ein gutes Stüd mit voranzugehen oder ob sich eine Entwidlung bet fle hinweg vollziehen wird. Durch die vereinigte Linke hat iegt ein Führer der Fortschrittlichen Bolfspartei eine Stelle erreicht, an die fich zu Zeiten der fortschrittlichen Abhängigkeit von den Ronfervativen auch ihre fühnsten Träume nicht herangewagt hätten. Die bürgerliche Demokratie bat bamit den Weg zur politischen Macht betreten: von der Amtsführung Boners, die mit der heutigen Rede. für die Deffentfichkeit erst beginnt, wird es abhängen, ob fie fich auf ihm hält oder in matte Unbedeutendheit zurückfinkt.
Die Verteidigung aufgegeben?- Räumung Revals. Bern , 23. Februar.„ Temps" melbet ans Petersburg : Die Abficht ber Berteidigung Petersburgs wurde aufgegeben, da die Befestigungen in sehr fledtem 3ukande und die wesentlichen Teile der Ge fajuse gestohlen oder beschädigt feien. Die Näumang Revals sei beendet. Derlegte Bug aus Rebal fel in Betersburg eingetroffen.
angriff der Italiener abgewiesen. tli. Großes Hauptquartier, ben 24. Februar 1918. Weftlicher Kriegsschauplay. Geeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronpring. Engläuber und Franzosen entwidelten an vielen Stellen ber Front rege Erkundungstätigkeit. Stärkere franzöfifche Abtellungen, die über die Nilette in Chevregny einzubringen ver= suchten, wurden im Gegenstoß vor dem füdlichen Dorfrande sus rüdgeworfen. Auf dem westlichen Maasufer holten Sturmtrupps Gefangene aus den franzöfifchen Gräben.
Geeresgruppe Serass Albrecht.
In ben Bogesen erfolgreiche Erkundungsgefechte. Weftlich bon Mülhansen griffen französische Bataillone nach heftiger mehrftündiger Feuerwirkung beiderseits des Doller an. Ihre Angriffe brachen bei Nieber- Aspach im Gegenstok, bei Egbrüde unb Nieber- Buenhaupt im Fener bayerischer Truppen an fammen 14 Gefangene blieben in unserer Hand.
Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Eichhorn.
In Estland stießen unfere Truppen, von der Bevölkerung überall frenbig begrüßt, tro verschneiter Wege in Gewaltmarschen vor, warfen ben an einzelnen Bauften fich stellenden Feind und nähern fich Reval
Bei ber Einnahme von Walt am 22. 2. wurden durch die schneidige Attade einer Sufarenschwabron bie Stadt vor ber Einäscherung durch den Feind gerettet, 1000 Gefangene gemacht and 600 beutfche und öfterreich- ungarische Kriegsgefangene be freit.
Kleinere Abteilungen fließen gestern 6is Oftrow bor unb brachen bort feindlichen Widerstand. Sächsische Truppen machten in Balbinows 1000 Gefangene. Bon Minst aus wurde Bs. tiffew befeet
And bei ber
Seeresgruppe Sinfingen. nehmen bie zur Unterfügung ber Ukraine in ihrem Befreiungstempfe eingeleiteten Operationen den beabsichtigten Berlauf. In 36! orot find beutsche Truppen eingerückt. Ein auf dem Bahnhof Schepietswfa einlaufender Bug mit großrussischen Trappen wurde angehalten, die Befagung entwaffnet.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Deftlich von ber Brenta brachen bie Staftener am Abend #berraschend zum Angriff am Col Caprile vor. Sie wurden is gener abgewiefex.
Der Erfte Generalquartiermeister. Lubendorff.
Beriffon an ber Beresina ist der Ort, bei bem apoleon 1812 feinen berühmten Uebergang über die Berefina, bie legte Zat ber großen Armee", bewerkstelligte.
Abendbericht.
Berlin , 24. Februar 1918, abenbs. Amtlich. Im Often gehen die Bewegungen plangemak vorwärts. Bon den anderes Kriegsschaupläken nichts Neues.
Der eingeschnürte Proporz.
Von Mar Quard.
Wenn man jezt, nachdem der Entwurf eines Gesezes über die 8uteilung neuer Reichstagssige an die Großstädte vorliegt, die Vorverhandlungen über den gleichen Gegenstand im ersten Bericht des Verfassungsausschusses bom 4. Juli 1917 durchlieft, so tommt man zu interessanten Einbliden in den Werdegang der Vorlage.
Im Gegensatz zu den sozialdemokratischen Anregungen, die Verhältniswahl ganz allgemein einzuführen und auch den Frauen das Stimmrecht zu geben, hat zuerst ein Antrag der Fortschrittlichen Boltspartei die Reform auf iene engen Grenzen zu beschränken gesucht, die die jezige Regierungsvorlage aufweist. Der entsprechende volksparteiliche Antrag lautete in der ersten Fassung bis zur Durchführung der im Wahlgefeße vorgesehenen allgemeinen Vermehrung der Abgeordnetenzahl, die Wahlkreise mit besonders starkem Bevölkerungszuwachs mit einer entsprechenden Vermehrung der Mandate unter Einführung der Verhältniswahl für diese" zu versehen. Im Laufe der Verhandlung vervollständigten die Antragsteller ihren Antrag durch den Busaß hinter Bevölkerungszuwa ch 3":" die ein zusammenhängendes Wirtschaftsgebiet bilden". Das geschah, wie es im Berichte heißt, um verschiedenen Ginwendungen bezüglich der Notwendigkeit der Auswahl von neu zu bildenden Proporzwahlkreisen nach dem Zusammenhange der Wirtschaftsinteressen enigegenzutreten. Das heißt also: man wollte biejenigen großstädtischen und großindustriellen Wahlkreise ausgewählt haben, die nicht nur einen starken Bevölkerungszuwachs, sondern auch ein zusammenhängendes Wirtschaftsgebiet aufwiefen. Für dieses Wirtschaftsgebiet sollte dann der Propora eingeführt werden. In dieser Fassung wurde denn auch der Antrag nach Ablehnung aller anderen mit 16 gegen 9 Stimmen bei 2 fozialdemokratischen Stimmenthaltungen angenommen. Die bekannte Reichstagsmehrheit war für den Antrag, die Rechte samt Nationalliberalen gegen ihn. Und aus den Verhandlungen ergibt sich, daß die Beschränkungen der Reform auf 28 Wah!- treife, welche die Regierungsvorlage bringt, durchaus dem Wortlaut und dem Sinn des Mehrheitsbeschlusses im Verfassungsausschuß entspricht. Nur die Ausdehnung der Verhältniswahl auf zusammenhängende Wirtschaftsgebiete ist von der Negierungsvorlage anders verstanden und aus geführt, als der Beschluß lautet.
Was den ersten Bunkt anbetrifft: darüber bestand gar fein Zweifel bei der Mehrheit, daß nach dem Beschluß des Ausschusses nur eine verhältnismäßig fleine Anzahl von Wahlkreisen von der Reform betroffen werden dürften. Schon der freisinnige Antragsteller meinte nach Ausweis des Kommissionsberichtes, gewisse Bedenken seiner Partei gegen den Proporz würden abgeschwächt durch die Einschränkung, des Geltungsbereichs der Verhältniswahl auf die größten, dichtest bevölkerten Wahlkreise. Und aus dem Kommissionsbericht geht nicht hervor, daß irgend jemand dieser Feststellung widersprochen hat. Noch deutlicher drückte sich der Vertreter des Reichsamts des Innern aus, der in der Sigung bom 9. Mai beinabe schon diefelben Ziffern zur Begrenzung der Reform anführte, die jetzt in der Begründung der Negierungsvorlage enthalten find. Eine Einwohnerzahl bon ungefähr 250 000 Röpfen für einen Wahlkreis fönne heute noch als normal gelten. Burzeit überschritten nur gegen 30 Wahlkreise diese Bahl erheblich. Damit war der Umfang der Reform, die man einzuführen gedachte, faft ziffernmäßig genau umschrieben. Wegen weiterer Ausführungen des Regierungsvertreters, so über diejenige, daß auch die produktive Fläche zu berücksich figen sei, fam es bekanntlich in jener Sigung zu sehr lebhaften wahlpolitischen Auseinanderfegungen mit der Negicrung. Gegen die verhältnismäßig geringe Anzahl großstädtischer Wahlkreise, die der Regierungsvertreter für reif gur Reform erklärt hatte, findet sich dagegen keine Wendung aus den Reihen der Kommissionsmitglieder im schriftlichen Bericht. Vielmehr fagte einer der fortschrittlichen Antragsteller: Bom realpolitischen Standpunkt des fezt Erreichbaren ans London , 23. Februat.( Reuter.) Der Eimes with cus müffe man mit einer Einführung des Proporzes für die Petersburg vom 21. telegraphiert: Die noch in der Hauptstadt angrößten Wahlkreise sich zufriedengeben. Mehr als ein Brotoefenben Mitglieder der britischen Kolonie finb jest, wo man bisorium fei in dem jebigen Reitpunft eben nicht zu ermit Sicherheit annimmt, daß die Deutschen den reichen." Der fortschrittliche Berichterstatter fügte später Vormarfa bis Petersburg fortfepen werden, in großer Bafel, 24. Februar Wie Havas aus Petersburg meldet, ruft hinzu: Der Proporz folle jegt einmal in den dicht bevölkertSorge und Angst. Das britische Konfulat wird von Engländern eine Verfügung des Boltstommiffars für den Krieg einen außer ften Wahlfreifen erprobt werden." Ein sozialdemokratisches bestürmt, die so rasch wie möglich das Band zu verlassen wünschen. ordentligen Generalfab für den Bezirk Petersburg ins Kommissionsmitglied ging iegt auf die ziffernmäßigen AnAlle britischen Untertanen militärischen Alters, bie bisher aus bet- Reben, no, wie bereits mitgeteilt, bet Belagerungs - gaben ein und meinte, wenn man die größten 36 Wahlkreife schiedenen Grünben vom Dienst befreit waren, haben ben Auftrag auftenb. proffauiert wurde. Es wurden verschiedene Maß aussuche, so würden 18 Size der sozialdemokratischen Partei. erhalten, fich binnen sechs Stunden zur Abreise bereit zu machen. nahmen getroffen, um Unruhen borzubeugen. So wurden die Er 9 der unabhängigen Sozialdemokraten und 9 bürgerliche geDen emberen britischen Interianen wurde empfohlen, Rußland plofibftoffe tenfisgiert und die Lebensmittel einer Bestandeauftroffen. Daraus gehe herbor, daß der Antrag im Interbezzüglich zu berlaffen nahme unterworfen. Die ganze Bevölkerung i mobilifteri. effe der liberalen artei gestellt sei, die in erster
Bern, 23. Februar. Wie ,, Corriere della Sera " ens Betersburg meldet, verschlimmert sich die Lage angesichts des deutschen Vormarsches sehr. Die Gefahr einer Be. fegung Petersburgs bestehe diesmal ernftlich. In Petersburg gehe das Gerücht um, Trotki werde zurüdtreten. Die Ententebotschaftes hätten eiligst eine Beratung zur Prüfung der Lage anberaumt.
Ter österreichische Bericht. Bien, 24. Februar. Amtlich wird berfautbart: Deßlich ber Brenta fcheiterte ein überraschender Angriff der Italiener. Bei der Heeresgruppe 2infingen nehmen bie zur Inter. fügung der Ukraina eingeleiteten Operationen den beabsichtigten Berlauf. Set Chef bes Generalstabes
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