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Nr. 61. 85. Jahrg.

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Telegramm Abreffe

Sozialdemokrat Beritu".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

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Die ftebengespaltene Rolonelzelle foflet eo Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Bfg.( auläffig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 10 Bfg. Stellengefuche und Schlafſtellenanzeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes mettere Bort 5 fg. Worte über 15 Buchstaben zählen für wei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Pfg., politische u. gewerkschaftliche Berein Anzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft. Berlin.68. Lindenstraße 3, abe gegeben werden. Geöffnet bon 8 Wh früh bis 7 Uhr abend

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Berufbrecher: Amt Mortsvlas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 2. März 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Werniprecher: Amt Morinples, Nr. 151 90-151 97.

Die Alliierten befetzen Wladiwoftok.

Ententeaktion im fernen Osten. Kämpfe in der Ukraine  

London  , 28. Februar.( Reutermeldung.) Daily Mail" erfährt ans Tientsin: Es bestehen wichtige" Gründe, ein baldiges Borgehen Japans   infolge der wachsenden Bedrohung durch die Anwesenheit zahlreicher deutscher und österreichischer Kriegsgefangener in Tientsin zu erwarten.

Ein Telegramm ans Wladiwost of berichtet, daß eine internationale Truppe wegen der zunehmenden Bügellosigkeit die Bewachung der Städte und den Schutz des auswärtigen Eigentums übernimmt.

Das Reuteriche Bureau meldet am Mittwoch aus London  : In einflußreichen japanischen Streifen ist über die französische   Anregung einer etwaigen Attion Japans   angesichts des russischen Zu­fammenbruchs nichts befannt Die jüngsten Ereignisfe in Bußland find jedoch der Aufmertfamfeit Japans   nicht ent gangen. Der deutsche Vormarsch in Rußland   hat für alle Ver bündeten, die im Dsten Intereffen haben, eine völlig neue Lage ge­fchaffen. Die neueste Entwicklung in Rußland   und die östliche Husbreitung Deutichlands nach Rußland   und fien enthält für Japan   eine höchft ernste Gefahr. Die Lage erheischt die ernstliche Beachtung seitens der Behörden in Zolio und der allgemeinen Deffentlichkeit in Japan  .

Die neuefte Meldung aus dem fernen Often zeigt, daß nicht Japan   fidh anjchidt, den Zusammenbruch Rußlands   auszu muzen. Die Alliierten geben gemeinsam vor, und das bedeutet, Baß fie feineswegs gewillt find, den japanischen Imperialismus phne Bügel gewähren zu lassen. Die Vorgänge, die noch einer Bestätigung bedürfen, lassen sich zurzeit noch nicht bewerten. So­biel aber lassen sie erfennen, daß die ostasiatische Frage in Fluß gerät. Ein neuer Aft des Weltkriegsdramas! Aber sein Gang bereinfacht sich durch den Ausfall Rußlands  , den die interalliterte Bejehung von Wlabiwoftot fennzeichnet.

Brest- Litowsk  .

Beginn der Friedensverhandlungen.

Brest  - Litowst, 28. Februar. In einer formlosen Vor­Besprechung der Vorfißenden der Delegationen des Vier­bumbes mit dem Vorfizenden der russischen Delegation Sokolnikow   wurde vereinbart, daß die Friedensver. handlungen mit einer auf morgen vormittag 11 Uhr angefesten Plenarfitung beginnen.

Finnisches Hilfegesuch an Deutschland  .

Wolffs Bureau meldet: Wie wir hören, haben die hiesigen Bevollmächtigten der Finnischen   Regierung ein offizielles Gesuch der finnischen   Regierung um Hilfe an die deutsche  Regierung übermittelt.

Der... gibt biefer Meldung eine Reihe Zufäge, zwischen beren Zeilen zu lesen ist, daß er feinerieits den Hilferuf zu unter ftügen gewillt ist. Kein Wort der Ablehnung der erbetenen Ein mischung in die inneren Verhältnisie Finnlands  , vielmehr der Hin­weis: ba Edweben für ein tatkräftiges Eingreifen bei feiner jebigen liberal- fozialistiichen Parlamentsmebrbeit nicht zu baben sei, fomme für Finnlands   Umidbanen nach auswärtiger Hilfe fein anderer Staat als das Deutiche Reich in Betracht. Das Blatt fügt indessen hinzu: Wie das Gesuch der finnischen   Regierung hier in Berlin   auf­genommen werden wird, stebt noch nicht fest; man darf aber wohl borausfegen, daß die Entscheidung nicht lange auf fich warten laffen

bird.

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Es ließe fich annehmen, daß die Entscheidung in Verbindung mit den Verhandlungen in Brest  - Litowst gegeben werden wird. Aber der 2.-." deutet an, daß die Forderung des deutschen   Ulti­matums an Rußland  , die Rote Garde aus Finnland   zurückzuziehen, nicht genügen werde, wenn es auch dem unglüdlichen Bande gemeint ist die bürgerliche Gegenregierung den schlimmsten Drud" abnehmen werde. Es scheint in der Tat, daß die finnischen  Bevollmächtigten mit ihrem Geruch bezwecken, daß die deutiche Ant­wort beschleunigt und unabhängig von Brest  - Sitomst erfolge. In welcher Form von Deutschland   Hilfe erwartet wird, foll offenbar mit dem Hinweis des 2.-A." auf die noch ziemlich unentwickelten Machtmittel der gestürzten bürgerlichen Regierung Finnlands   an gedeutet werden.

Paschitschs Ende.

Vordringen

bis zum Dnjepr  - Einrücken österreichisch­ungarischer ungarischer Truppen Erkundungs­

gefechte im Westen. Amtlich. Großes hauptquartier, 1. März 1918.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Geeresgruppe Kronprinz Ruppre& t. Nördlich von Boeltapelle scheiterten nächtliche, nach ftarter Feuerwirfung unternommene Borstöße englischer Infanterie. An der übrigen Front lebte die Artillerietätigkeit vielfach in Berbindung mit kleineren Erkundungsgefechten auf. Westlich von La Fere   brachte eine Abteilung vom Borstoß über den Kanal einige Gefangene zurüd.

Ein feindlicher Luftangriff auf Rortrit verurfachte erheb liche Veriufte unter der belgischen Bevölkerung.

Geeresgruppe Deutscher Kronprins Bei Chavignon brangen Sturmtrupps in die feindlichen Gräben und nahmen 10 Amerifaner und einige Franzosen ge­fangen.

In den frühen Morgenstunden lebte die Gefechtstätigkeit in einzelnen Abschnitten der Champagne auf.

Deftlicher Kriegsschauplak.

Längs ber ukrainischen Nordgrenze im Borbringen nach Often haben unsere Truppen den Dnjepr  , erreicht. Bei Rietschiza stießen sie auf einen start ausgebauten und vom Feinde verteidigten Brückenkopf. Stadt und Bahnhof wurden im Sturm genommen und einige Hundert Gefangene gemacht. In Mosyr haben wir die Pripet- Flottille 6 Banzer­boote, 35 Motorboote, 6 Lazarettboote

erbeutet.

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Bei Faftow und Rasatin wurde die Bahnlinie Kiew­Shmerinka erreicht. Den südwestlich von Starofonftanti­w im Kampf gegen feindliche Uebermacht stehenden polni. fen Legionären eilten deutsche Truppen zu Hilfe. Ge­meinsam wurde der Feind geschlagen.

Bon der ukrainischen   Regierung und Bevölkerung zum Schut gegen feindliche Banden gerufen, sind österreichisch. ungarische Truppen in breiten Abschnitten, aördlich vom Prut in die Ukraine   eingerückt.

Italienische Front.

Zu beiben Seiten der Brenta   war die Kampftätigkeit tagsüber gesteigert. Ben der

xidhts Neues.

mazedonischen Front

Der Erste Generalquartiermeister, Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin  , 1. März 1918, abends. Amtlich.

Ju der Champagne sowie zwischen Maas and Mosel   führten wir fleinere Unternehmungen mit Erfolg durch.tar

Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Nenes.

Der österreichische Bericht. Wien  , 1. März 1918. Amtlich wird verlautbart: Westlich der Brenia scheiterte ein Borstoß der Italiener. Bon Regierung und Bewohnern immer wieder und in den jüngsten Tagen besonders eindringlich aufgerufen, find gestern Truppen des Feldmarschalls Böhm- Ermolli   zu friedlicher Inter vention in Bobolien eingerüdt und haben die Linie Rowasietica- Chotin Ramenice- Podolski

erreicht.

Die an den Bahnen und wichtigen Straßen vorbringenden Abteilungen haben deu Auftrag, in den durchschrittenen Gebieten Ruhe und Ordnung herzustellen und die für die Einfuhr nötigen Handelswege zu sichern.

Bisher haben nahezu 10 000 Russen die Waffen gestreckt, beträchtliche Mengen an Munition, Fuhrwerken und rollendem Material wurden geborgen. Der Chef des Generalstabes.

Kabinettskrise in Spanien  .

Wir und die Bolschewiki.

Von Otto Braun  .

"

Der Trennungsstrich, den ich in meinem Artikel: Die Bolichewiti und wir im Vorwärts" vom 15. Februar d. J. zwischen den Bolschewisten und den deutschen   Sozialdemo fraten ziehe, ist manchen Leuten gegen den Strich gegangen. Die agrarisch- alldeutsche Deutsche   Tageszeitung" schrieb da­zu: Tropfi mit seiner Politit wird der deutschen   Sozial­demokratie an den Rockschößen hängen bleiben, so wenig er­freulich ihr das auch in Zukunft erscheinen mag. Da fann der Vorwärts" so dice, sichtbare Trennungsstriche ziehen wie er will." Hieraus ist ersichtlich, wie die reaftionären Parteien sich bereits darauf eingestellt haben, die bolsche­wistische Säbelherrschaft in Zukunft gegen die Sozialdemo tratie zu fruttifizieren. Es erhellt daraus aber auch, wie notwendig es ist, von diesen bolschewistischen Methoden abzu­rücken.

Anders die Unabhängigen. Sie sind über meinen Ar tikel hergefallen und haben ihn zum Anlaß genommen, den Bolschewisten noch näher zu rüden. Das ist ihre Sache, baran will ich sie nicht hindern. Daß sie dabei unabhängig, d. h. unabhängig von der Wahrheit, wie sie nun einmal sind, nicht ohne Unwahrheiten und Verdrehungen auskommen, darf auch nicht wunder nehmen bei Leuten, die die Bekämpfung der Sozialdemokratie nach Reichsverbandsmanier sich zur Aufgabe gemacht haben.

So ist es eine glatte Erfindung, wenn in einem Artikel des offiziellen Unabhängigen Sozialdemokratischen Zeitungsdienst" behauptet wird: Im Vorwärts" beschimpft Herr Braun die Bolschewiki als strupellose Terroristen, Anti­demokraten, wahnwikige Blutmenschen." Nicht eines dieser Worte tommt in meinem Artifel vor. Das Prägen von Schimpf- und Schlagworten überlasse ich neidios den Er findern der Regierungsfozialisten"," Sozialimperialisten" und was dergleichen blöde Schlagworte mehr von unabhängiger Seite in die Welt gesetzt sind, um die Schwäche ihrer sach lichen Argumentation zu verhüllen.

Es ist auch nicht wahr, was ein unabhängiges Blatt be hauptet, ich hätte getadelt, daß eine sozialistische Partei in Rußland   die politische Macht eroberte. Was ich getadelt habe, das erhellt für jeden, der lesen kann und nicht ver­drehen will, aus folgenden Zeilen meines Artikels:

.Es muß aber auch offen und ganz unzweideutig auße gesprochen werden, daß wir als Sozialdemokraten diese Gewalt methoden der Bolschewitis auf das schärfste berurteilen.

Wird auch in der bürgerlichen Bresse in dem Bestreben, das fozialistische Regime in Rugland zu diskreditieren, viel unwahres und Uebertriebenes über bolichewiftische Greuel berichtet, so bleibt doch als wahr noch so viel Verurteilenswertes übrig, daß wir alle Veranlassung baben, im Interesse der Sozialdemokratie davon offen und rückhaltlos abzurüden."

Nicht daß Sozialisten in Rußland   die Macht an sich ge­riffen haben, habe ich getadelt, sondern die Methode nach der das geschehen ist und die von den Bolschewisten jezt an­gewandt wird, um sich in der Macht zu behaupten, die habe ich fritifiert und verurteilt.

Das hat nun freilich auch das Mißfallen der Wiener Arbeiterzeitung  " ausgelöst, die es in letter Zeit überhaupt als ihre Aufgabe zu betrachten scheint, die Tätigkeit ihrer reichsdeutschen Genoffen alter Richtung nun sagen wir mal wenig freundlich zu zensieren. Es ist natürlich das gute Recht unseres österreichischen Bruderorgans, wenn es sein Haus gut bestellt und geordnet, besonders auch die neuerliche austrogeniale Lösung der Budget- und Kriegskreditfrage in Wien   mit den hohen Anforderungen des dort gepflegten Marrismus in Einflang gebracht hat, auch über die schwarz­gelben Grenzpfähle hinaus nach Drdnung zu sehen und gute Lehren zu erteilen. Dabei fann aber auch des Guten zu viel geschehen.

Das scheint mir nun neuerdings der Fall zu fein. So druckt die Wiener   Arbeiterztg." vom 23. Februar d. J. einen Teil meines Artikels ab und knüpft daran folgende Be mertung:

Wie man flest, unterscheidet sich das Urteil des Sozial demofraten Otto Braun   faum von dem Urteil jedes bürgerlichen Spießers und Reaktionärs. Sein dider Strich", der das Ent sliden aller guten Patrioten daheim und auswärts erregt hat, ist deshalb wohl auch ein Dolument über den augenblicklichen geistigen und moralischen Zustand mancher reich 6- beutscher Genoffen."  

Madrid, 28. Februar.( Reuter.) Das spanische Korfu, 1. März.( Havas.) Bei der Präsidententvahl der Sta binett ist zurüdgetreten. ferbsschen Stupichtina am 27. Februar erhielt der Regie- Madrid, 28. Februar  .( Meldung der Agence Havas.) rungsfandidat 54 Stimmen gegen 50 Stimmen. Der König erneuerte Garcia Prieto sein Vertrauen. Das Da infolge der durch den Krieg bedingten mangelhaften die auf den Kandidaten der Dpposition fielen. Infolge Stabinett berbleibt im Amt mit zwei Aus- Wetterberichterstattung die ursächlichen Zusammenhänge füc biefer äußerst geringen Mehrheit von 4 Stimmen für die nahmen: Caratl ersetzt den Finanzminister Ventosa und den öfteren Stimmungswechsel in   Wien nicht hinreichend Klar Regierung reichte das gesamte Rabinett feine Ent- Quis Silvela, der Kommiffar für Lebensmittelversorgung, liegen, schäße ich den geistigen und moralischen Zustand der Taffung ein übernimmt anstelle von Robes die Deffentlichen Arbeiten. Genoffen in der   Wiener Redaktion so hoch ein, wie es bie