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Mr. 62. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

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Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Ami Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 3. März 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernfbrecher: Aint Moritblas, Nr. 151 90-151 97.

Vor der Unterzeichnung in Breft- Citowsk.

Wir schreiben heut ein geschichtliches Datum. Aller stehen wir vor der Frage: Woher nehmen wir die politischen Japan  , Ostasien   und die Alliierten.

der Welt nicht leben fann?

Wahrscheinlichkeit nach wird am heutigen Sonntag der Freundschaften, ohne die auf die Dauer auch das stärkste Volk Frieden mit Rußland   unterzeichnet werden. Nach dem der Frieden mit der Ukraine   schon geschlossen ist, dem mit Finnland   feine Schwierigkeiten im Wege stehen, bleibt im Often nur noch Rumänien  , mit dem weiterverhandelt wird, aber die Tatsache des großen Friedensschlusses von Brest- Litowsk   muß auch auf diese Verhandlungen drücken und sie einem baldigen Ende entgegenführen. Rumänien  wird die Dobrudscha  , um die sie zuletzt noch gerungen hat, nicht halten können, sondern wird sie dem Bierbund zur weiteren Berfügung überlassen müssen.

Nach der Beendigung des Krieges im Osten wendet sich alles Interesse dem Westen zut. Wir haben jetzt in Deutsch­ land   mit zwei Strömungen zu rechnen. Einer, die Gott   auf den Knieen danit", daß im Westen noch kein Frieden herrscht, weil sie dort auf eine ähnliche Entwicklung rechnet wie im Often, die sie dann in ähnlich rücksichtsloser Weise auszunüßen gedenkt, und einer andern, die etwas sfeptischer in die Bu­funft blidt, aber, selbst wenn sie sich dieser Zweifel enthebt, mit dem Gastfreund des Polyfrates denkt: Mir grauet vor der Götter Neide...!"

Da müssen wir uns denn vor allem eingestehen, daß wir auf Freundschaft im Westen noch viel weniger als im Often rechnen können und daß es sich zunächst nur darum handeln kann zu verhüten, daß sich dieser Krieg zugleich mit dem Friedensschluß in lauter vertagte Feindschaf ten auflöst. Und da muß man sich vor allem darüber flar sein: Werden gewisse Pläne hinsichtlich Belgiens   feftge­balten, so wird man sie vielleicht zur Ausführung brin­gen fönnen, man wird aber dann dessen gewiß sein müssen, daß der Ring um Deutschland  , der für den Augenblick mili­tärisch gesprengt ist, desto sicherer politisch wieder zusammen­wachsen wird.

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Graf Posadowsky   hat in der Etatsdebatte die Hoffnung ausgesprochen, daß eine fünftige Staatskunst die Wiederkehr politischer Konstellationen, gleich der vom Sommer 1914, ver­hindern werde. Geht aber die deutsche   Politik den Weg, auf den fie eine starte Strömung im Osten gedrängt hat, im Westen jetzt zu drängen versucht, dann wird dieser Krieg das Beste, was er dem Deutschen Reiche   bringen fonnte, nicht ge­bracht, er wird sein eigentliches politisches Ziel verfehlt haben, und das deutsche   Volk wird sich am Ende des Krieges in einer

Die Erfolge, die Deutschland   bisher in diesem Kriege erreicht hat, find größer als sie irgendein Mensch zu träumen gewagt hätte. Diesen Krieg als reinen Verteidigungs. feindlicheren Welt wiederfinden als an feinem Anfang. Erieg zu einem glücklichen Ende zu führen, schien eine Auf­gabe, die die Kraft auch des tüchtigsten Boltes beinabe schon überitieg. Jest bat Deutschland   über den weiten Often einen Sieg errungen, den ihm in absehbarer Zeit niemand streitig machen kann, im Westen aber stehen die Dinge so, daß der Glaube an eine fortgesette glückliche Verteidigung beinahe schon eine Bescheidenheit geworden ist. Es gibt Wünsche und Hoffnungen, die weiter gehen, bis dahin, wo Deutschland  über einer hoffnungslos geschlagenen Welt als vollkommener Sieger dasteht und dem Westen wie vordem dem Often seine Friedensbedingungen diftiert.

Die deutsche   Arbeiterschaft hat ihrem Lande nicht nur jeden Erfolg der Waffen gewünscht, sondern sie hat auch zur Erringung dieser Erfolge ein Wesentliches beigetragen. Aber Sie hat auch ihrem Vaterlande stets die Kraft gewünscht, im militärischen Glüd politisch Maß zu halten. Eine Bolitit, die zielbewußt darauf ausgegangen wäre, die Gegner militärisch zu schlagen, dann aber sie oder wenigstens einen Zeil von ihnen politisch zu versöhnen, wäre vielleicht, genau

besehen, die stärkere gewesen, gegenüber derjenigen, die

im Osten tatsächlich getrieben worden ist.

nicht aus theoretischer Berranntheit, sondern aus der

Das Eingreifen Japans   in Ostasien   wird von der eng­lischen Bresse mit dem äußersten Eifer besprochen und auf fallend willig befürwortet. Es ist nicht zu bezweifeln, daß Japan   in engster Fühlung mit England bandeln wird. Ein Renterbericht aus Tokio   betont das ganz besonders, nennt hinterdrein die Vereinigten Staaten und dann die anderen Bundesgenossen. Auf vollkommene Uebereinstimmung mit feinen Verbündeten komme es der japanischen Regierung an. Der Ministerpräsident sei äußerst vorsichtig: niemand solle den Eindruck erhalten, daß Japan   einen Nutzen aus der Lage schlagen wolle. Es wird also auch in diesem Falle für die breitere Deffentlichkeit Komödie gespielt werden.

Ueber die Willigkeit der englischen Bresse tann sich also Sapan nicht beklagen. Ein gut informierter" Diplomat weist im Daily Chronicle" auf den japanisch englischen  ertrag bin. Durch diesen sei Japan   der anerkannte Be schüßer von Gesez und Ordnung in Ostasien   geworden. Das gebe ihm das Recht zu seinem Auftreten. Jedes Mitauf­reten Amerika   s in dieser Angelegenheit werde von der öffentlichen Meinung in Japan   als ein Beweis des Mis trauens angesehen werden. Man könne dem Umfang des japanischen Unternehmens teine fünft lichen Grenzen fezen. Dies werde von der Entwicklung der Er­eignisse abhängen. Auch die Westminster Gazette", das Dr­gan Asquiths, stimmt für meitherzigstes Ginvernehmen mit Japan  : Wir hoffen, daß die Bedingungen, die Japan   stellt, von den Alliierten erfüllt werden.

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Darum dürfte auch der stärkste militärische Optimismus die deutsche   Politit nicht auf einen Weg locken, an dessen Ende als Biel   die Erfüllung aller machtpolitischen Träume steht. Wir deutschen Sozialdemokraten halten fest an unserem Ziel eines Friedens der dauernden internationalen Verständigung tärische Straft nicht bloß für einen rein japanischen Vorteil Die Morning Post" möchte aber, daß Japans   mili realpolitischen Erkenntnis heraus, daß dies auch der Frieden eingesetzt werde, sondern daß fie bereit fei, für ententiftische ist, den unser Volk braucht. Wir schrecken zurück vor dem Ziele zu bluten. Das Kriegsblatt schreibt: Japan   ist durch Gedanken, daß dieses Jahrhundert von nichts anderem aus. die Gefahr, die es bedroht, vollständig gerechtfertigt, Schritte gefüllt sein foll als von dem zähen Kampf um eine natiound in Sibirien   zu tun. Sein Gewinn an Gebiet Fönne aber Schuß seiner Intereffen in der russischen   Mandschuret nale Weltherrschaft, dessen Ende kein Prophet uns bleibenden Wert haben, wenn Deutschland   nicht geschlagen fünden kann.

Brest- Litowsk  .

wird. Japan   müsse deshalb trachten, den deutschen   Ar­meen selbst entgegenzutreten. Die Morning Bost" faßt also die Möglichkeit ins Auge, daß Japan   gegen das Zugeständnis freier Hand in Ostasien   dem Menschen­mangel der Entente im Westen abhelfen werde. Bisher hat Der Vorschlag der vier Verbündeten. Japan   diefen von Frankreich   seit Jahren heiß geäußerten Brest- Litowsk  , 2. März. Die nenen Friedens. Wunsch standhaft abprallen laffen. Lohnt sichs jetzt besser? Die amerikanischen   Staatslenker nehmen die verhandlungen des Bierbundes mit Rußland   wurden in einer japanische Intervention feineswegs beißipornig auf. Vollversammlung unter Vorsitz des Gesandten v. Rosenberg lassen nichts weiter verlauten, als daß die Frage im Minister Ste Heute müssen wir damit rechnen, daß wir aus diesem heute vormittag eröffnet. Der Borsisende schlug vor, 3mr rat besprochen wurde, daß aber ein endgültiger Entschluß noch Kriege herausgeben werden, ohne die Feindschaften im Often Regelung der politischen Fragen einen gemein- nicht gefaßt sei. Neuter fügt hinzu: Der Gedankenaustausch zur Entspannung gebracht zu haben. Im Gegenteil! Ruß- samen Vertrag der vier Verbündeten mit soll jedoch einen günstigen Verlauf nehmen." ilfon be­land war zu Beginn des Krieges in der Masse seiner Bevölke. Rußland abzuschließen, die wirtschaftlichen Abmachungen schäftige fich eifrig mit dem japanischen Vorschlage und das rung dem Deutschen Reich kaum feindlich gesinnt, heute und die rechtlichen Fragen teils in Anlagen zum Hauptvertrag, Resultat werde vielleicht die eine oder andere Uebereinkunft fcheidet es aber aus diesem Kampfe unversöhnt, und es teils in Zusatzverträgen für jeden einzelnen der Verbündeten internationaler Art sein, um zu verhindern, daß die trans­find gerade die international gerichteten Arbeitermassen, in sibirische Bahn und die reichen Vorräte in sladivostok in die Deren Herzen der Groll über die Ereignisse der letzten Wochen getrennt zu erledigen. Hände Deutschlands   fallen. weiterfrißt. Wenn der Revanchepatriotismus mit der Bour­Herr Sokolnikow  , der Führer der russischen   Dele­Wird von dieser Seite eine Uebereinkunft angestrebt, die geoisie wieder an die Herrschaft gelangt, wird er ein verhält- gation, erklärte sich hiermit einverstanden, worauf in die verhindern soll, daß Japan   diese Bahn und diese Borräte in nismäßig leichtes Spiel haben. fachlichen Verhandlungen eingetreten wurde. Der Vorsitzende seine Macht nimmt? Ob die Schaffung mehr oder minder selbständiger Rand- übergab Herrn Sokolnikow   einen von den Verbündeten ge­und Bufferstaaten für Deutschland   eine wirkliche Machter- meinsam aufgestellten Entwurf des politischen Hauptvertrages Rabinettsberatung, die sich mit der vorgeschlagenen Washington  , 2. März.( Reuter.) Esberlaufet, daß in ber weiterung oder nicht vielmehr nur neue Verlegenheiten und unter eingehender Darlegung der einzelnen vertraglichen Ve- Aftion Japans   in Sibirien   beschäftigt habe, die Anficht febr die Gefahr neuer friegerischer Verwidlungen bringt, muß ftimmungen. Ebenso wurden der russischen   Delegation von viel Anbang fand, daß Japan  , da es beffer aus­die Zukunft lehren. Nicht vergessen werden darf aber auch, den Vertretern der vier verbündeten Mächte Entwürfe für die gerüstet sei, rasch vorgehen und alle etwa notwendigen daß, was immer man über Oesterreich- Ungarn   sagen mag, die Entwicklung der Dinge im Osten nicht möglich ge- wirtschaftlichen und rechtlichen Abmachungen mit entsprechender Schritte allein tun soll, wesen wäre ohne feine Mitwirkung. Diese ist aber darauf Erläuterung mitgeteilt.

zurückzuführen, daß der Weltkrieg aus einem österreichisch  - Die russische   Delegation behielt sich ihre ruffischen Konflikt entstanden ist. Sollten wir in Bufunft Stellungnahme zn den einzelnen Punkten einmal mit einem regenerierten Großrußland wegen Polens   vor, bis ihr das Material in seiner Gesamtheit vorgelegt sei. oder eines andern Bufferstaates in Konflikt geraten, so wäre Nachmittags nahmen die Verhandlungen ihren Fortgang. die Mitwirkung Desterreich- Ungarns an der Seite Dentsch­

Lands unsicher und jedenfalls für den Fall unwahrscheinlich,

Ankündigung einer Verfassungsreform in Oesterreich  .

daß dann an der Donau   noch ähnliche Stimmungen herrich. Die Verhandlungen mit Rumänien   te weten is nehmen mit den

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ten gegenwärtigen Augenblick. Ohne Freundschaften und ohne unbedingt zuverlässige Bundesgenossenschaften im Osten und im Osten und Südosten wird Berlin  , 2. März. Aus Bukarest   wird uns soeben mit Deutschland   also aus diesem Kriege hervorgehen. Um so mehr geteilt, daß die Rumänen sich auf den Boden der müßte darum die deutsche   Politik gegen Westen auf bom terbunde vorgeschlagenen Berhand einen Frieden eingestellt sein, der ein wirklicher Frie- lungsgrundlage gestellt haben und Vertreter zur den und fein bloßer Waffenstillstand ist. Das ist sicherlich Beratung über den Friedensschluß entsenden werden. eine Aufgabe, die nicht leicht zu lösen ist, man fann wohl Sagen: die umgekehrte wäre die viel leichtere gewesen. Auch Bolffs Bureau teilt mit: Die Meldung, daß Staatssekretär bom rein machtpolitischen Standpunkt aus hätte man mün- von Kühlmann und Graf Czernin bon Bukarest nach fchen müssen, zunächst einmal im Osten eine möglichst breite Brest  - Litows! abgereift feten, ist falich. Die Meldung war von Rüdendedung zu gewinnen für fünftige Möglichkeiten im ber Agence Savas in Umlauf gefeßt. Die französische   Agentur gab Westen. Aber die Tatsachen haben einen andern Gang ge- fie in Verbindung mit der Nachricht, daß Genral Abarescu nach nommen, und nachdem Rußland   nicht nur als militärischer Jaffe zurüdgefehrt sei; die Unterredung mit den Bertretern ber Gegner der Gegenwart, sondern auch als politischer Freund Sentralmächte fei bereits am ersten Tage unterbrochen worden, ohne der Butunft jo gründlich wie nur möglich erledigt worden ist, daß man zum eru ber gragen gelangt wäre,

Wien  , 1. März. Nachmittags faud nnter Borsiz des Bräsidenten des Abgeordnetenhauses eine Besprechung von Ab­geordneten sämtlicher Parteien statt. Ministerpräsident vou Seidler erklärte, die Regierung sei bereit, Mittel und Wege zu finden, um Einvernehmen Barteien zu erzielen behufs Barlamentes. Der Weg dazu schreine der Regierung durch eine Verfassungsreform gegeben. Der Ministerpräsident überlasse den Parteien die Gutscheidung der Borfrage. vor welchem& orum sich die Verhandlungen hier­über abspielen sollten. Nach Lösung dieser Vorfrage sei der Ministerpräsident bereit, Leitsäge zur Verfassungsreform vorgn­legen. Die Konferenz einigte sich dahin, über die Vorschläge des Ministerpräsidenten ihren Klubs zu berichten.

Elsaß- Lothringen  - Feier in Paris  .

Eine Enthüllung Bichons. Frankreich   feierte am Freitag die Erinnerung an den Protest der Elsaß- Bothringer in der Nationalversammlung in Bordeaux   am 1. März 1871, n Baris fand bis feier in