Nr. 63. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernfbrecher: Amt Morigolas, Nt. 151 90-151 97.
Montag, den 4. März 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Rernivrecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Amtlich. Berlin , 3. März 1918. Der Friede mit Rußland ist heute 5 Uhr nachmittags unterzeichnet worden.
Amtlich. Berlin , 3. März 1918, abends. Infolge der Unterzeichnung des Friedensvertrages mit Rußland find die militärischen Bewegungen in Groß- Rußland eingestellt.. Von den anderen Kriegsfchauplätzen nichts Neues.
Der Frieden mit Stußland ist Tatsache, die Tinte fist auf dem Bapier. Wie inbrünstig haben wir uns seit Jahren nach dem Augenblid gesehnt, in dem wir unseren Lesern das Zustandekommen des Friedens, oder selbst nur eines Stüdes Friedens statt der ewigen Ausbreitung des Weltenbrandes pürden berichten können. Unsere Sehnsucht hatte diesen Tag berklärt, mit tausend Reizen und Jubeltönen ausgeschmückt,- aber es zeigt sich wieder einmal, daß erfehnte Dinge, sobald fie eintreffen, fehr viel prosaischer und nüchterner ausfeben, als man sie sich vorgestellt hat.
Gewiß, es ist ein befreiendes Gefühl, daß das große Morben ringsum uns nun wenigstens auf einer Seite fein Ende gefunden hat. Die Feindseligkeiten im Often find eingestellt. Daß der russische Frieden den rumänischen automatisch nach fich ziehen wird, fann nach den legten Meldungen taum bezweifelt werden. Stumänien hat Erneuerung des von uns gefündigten Waffenstillstandes zum Zwed des Friedensfchluffes erbeten, und damit hat der Osten von nun ab Rube.
Aber die Tatsache des Friedens erspart nicht eine Betrach tung feines Inhaltes. Dieser Frieden gleicht nicht dem, ben wir erfehnt haben. Starfe Rweifel tauchen auf, ob er ein Frieden der Völferberföhnung und damit ein Frieden der Dauer sein wird.
Mit dem bisherigen Begriff Stußland" räumt diefer Frieden auf. Rußland wird fortab nach Westen etwa die Grenzen des alten mostomitischen Reiches haben. Rings um diesen Reststaat entsteht ein Stranz neuer Staatenbildungen, geschnitten aus einem Gebiet, das der donvelten Fläche des Dentichen Reiches entspricht; über 50 Millionen Menschen werden von Rußland abgetrennt. Eine der gewaltigften Umwälzungen, die jemals die Weltgeschichte gesehen hat.
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Möglich gewesen ist diese Berteilung eines der bisher gefaltigften Reiche, weil seine Machthaber es vorher in völlige militärische Ohnmacht verfekt hatten. Dieses Riesenreich ift unter ber Herrschaft der Bolschewifi in einen aeradezu grotesten Bustand absoluter Wehrlosigkeit herabgefunfen.
Kündigung des Waffenstillstandes mit Rumänien und neue Waffenstillstandsverhandlungen Der Vormarsch im Often: Narwa erreicht- In der Ukraine Shmerinka besetzt Die Niesenbeute im Often.
mtlid. Grsjes Hauptquartier, 8. März. 1918.( 8. 2. 8.)
Westlicher Kriegsschauplak. * eeresgruppe krsnprinz Rupprecht Südwestlich von 2ombardfijbe nahmen wir eine An. zahl Belgier gefangen. Brandenburgische Sturmtrupps brachten von einem Vorftok bei Neuve- Chapelle 67 Portugiesen, barunter 3 Offiziere, gefangen zurüd.
Seeresgruppe Deutscher Rouvring Franzöfifche Kompagnien griffen am Abend nach mehrstündiger Feuervorbereitung unsere Stellungen bei Gor beny an; fie wurden im Gegenstoß zurüdgeworfen. In der Cham- pagne lebte die Gefechtstätigkeit in den Kampfabschnitten bom 1. März zeitweilig auf.
Deftlicher Kriegsschauplah. great bes Generalfeldmarschalls Brins 2eopold von Bayern
Die nach Ablauf des Waffenftillstandsvertrages eingeleite ten Operationen haben zu großen Erfolgen geführt. Die Truppen des Generalobersten Grafen Kirchbach haben Liv land und Estland zur Unterstützung der bedrängten Bes wohner im Siegeszuge durcheilt, begleitet durch Teile der über den zugefrorenen Moenfund vorgehenden Befagung ber baltischen Inseln und durch estnische Regimenter. Neval und Dorpet wurden genommen. Unsere Truppen stehen vor Narwa .
Die Armeen bes Generalobersten von Kirchbach und bes Generalfeldmarschalls von Eichhorn haben in unaufhaltsamem Bordringen über Dinaburg und. Minst nach hartem Kampf Blesta u, fowie Bolozt und Boriffow genom. men. In Bobruist wurde die Vereinigung mit polnischen Divifionen erzielt.
Teile der Heeresgruppe Linfingen haben in Uebereinstim mung mit der ukrainischen Regierung den Eisenbahnweg von 2uniniek über Rjetschisa am Dnjepr bis Gomel nach mehrfachem Kampf geöffnet. Andere Divisionen unter Führung
bes Generals von Knoerzer Baben, feindlichen Widerstand brechend, die auf Klew führenden Bahnen und die Bahnlinie Kiew Shmerinka vom Feinde gefäubert. Um 1. März wurde Kiew im Berein mit Ukrainern genommen; deutsche und österreichisch- ungarische Truppen find in Shmerinta eingerückt.
Die dem Feinde abgenommene Beute ist auch nicht an. nähernd zahlenmäßig festzustellen. Soweit Meldungen vorliegen, find in unserem Besitz:
An Gefangenen: 6800 Offiziere und 57 000 Mann. An Beute: 2400 Geschüße, über 5000 Maschinengewehrt, viele tausend Fahrzeuge, darunter über 500 Kraftwagen und 11 Panzerautos, über 2 Millionen Schuß Artilleriemunition and 128 000 Gewehre, 800 Lokomotiven und 8000 Eisenbahnwagen. Hierzu kommt die Beute von Reval mit 13 Offizieren, 500 Mann, 220 Gefügen, 22 Flugzeugen und viel tollendem Material.
eeresgruppe Madenfen.
Der Waffenstillstand mit Rumänien is gestern gekündigt worden. Darauf hat sich die ru. mänische Regierung bereit erklärt, in neue Berhand. lungen über einen weiteren Waffenstill. stand auf Grund der von den Mittelmächten gestellten Bedingungen einzutreten. An diese Waffenstillstandsver. handlungen sollen sich Friedensverhandlungen anschließen.
Ben den anderen Kriegsschauplägen nichts Nenes. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Der österreichische Bericht.
Wien , 3. März 1918. Amtlich wird verlaufbart: An der Piave mehrere Feuerüberfälle. Im Gebirge verhindern starte Schneefälle seit gestern mittag jede Gefechts. tätigkeit.
In Bobolien haben österreichisch- ungarische Bortrappen 3 merinta nach kurzem Kampf besett. Bei der Einnahme von Gerodot ergaben sich ein fibirisches Korps- und ein Infanterie- Divisionskommando.
Der Waffen stillstand mit Rumänien wurde geftern gekündigt. Die rumänische Regierung erklärte fich daraufhin zu neuen Waffenstillstandsverhandlungen mit an schließenden Friedensverhandlungen auf Grund der von den Mittelmächten gestellten Bedingungen bereit.
Der Chef des Generalstabes.
Die Bolichewifi merden es jetzt wohrscheinlich nicht an Anflonen gegen die deutiche Arbeiterschaft fehlen laffen, daß fie ihnen im entscheidenden Augenblick nicht genügend tatfräftig beigefprunaen sei. Aber wir müssen erwidern, daß die Bolschewifi es den deutschen Imperialisten denn doch gar zu leicht gemacht haben. Wer sein Geld, anstatt es im Geldschrank zu verschließen, auf die Straße streut, der darf, wenn es ihm abbanden kommt, nicht der Bolizei den Vorwurf mangelhafter Wachsamfeit machen. Und wer sein Band, anitatt es mit glübender Seele zu verteidigen, gelaffen dem fremden Einmarsch öffnet, der fann fich nicht wundern, daß die leichte Beute die Position der Beutegierison unendlich das bermag mit absoluter Sicherheit heute niemand zu ent- barstaaten bevormundet oder in irgendeiner Form als UnterStärft. scheiden. Bielleicht bedeutet der Zerfall Rußlands die Vor- worfene behandelt. Sie muß aus diesem Frieden, der wohl Es gibt eben eine gewiffe Logik der Tatsachen, gegen die bedingung zu seiner Wiedervereinigung auf höherer Stufe. die Abtrennung großer Völfer von Rußland , aber noch nicht felbst die stärksten Ideen machtlos find. Wer will die Hebung Jedenfalls würde und könnte ein Frieden, der den Not- ihr fünftiges Gesch i c entscheidet, herausholen, was bes allgemeinen Gefühls für Ehrlichkeit damit beginnen, daß wendigkeiten der Entwicklung im Wege steht, niemals von sich nur irgenwie an Demofratie, Freiheit und Selbstbestim er die Geldschränke abschafft und alles Geld Dauer bleiben. Mit noch so starren Tatsachen läßt sich die mungsrecht herausholen läßt. Sie muß mit aller Macht für offen liegen läßt? So töricht aber haben die Bolschewiki Weltgeschichte nicht verriegeln. Und aus dieser Erkenntnis diejenige Staatsform der polnischen, ukrainischen, lettischen, gehandelt. Sie haben die Propaganda des Friedens ohne wächst die Forderung, den Frieden so auszubauen, daß alle litauischen usw. Lande kämpfen, die der natürlichen EntivicAnnerionen und Kontributionen damit begonnen, daß sie die Entwidlungstendenzen sich ohne brutale Gelung keine Dämme entgegensett, sondern ihr freie Bahn 2andesverteidigung abgeschafft haben. walt in dem tünftigen Zustand durchsetzen können. schafft. Für das wirkliche Selbstbestimmungsrecht jener Völker Aber es ist nuglos, dem Vergangenen nachzutrauern. Das ist heute noch möglich. Die von Rußland abge- eintretend, kämpft die deutsche Arbeiterschaft um die SicheWir hätten es' gewiß für Müger und weitsichtiger gehalten, trennten Gebiete werden weder von Deutschland noch Dester- rung und Aufrechterhaltung des am 3. März wenn die deutsche Regierung die gewiß nur vor- reich- Ungarn anneftiert, fie follen eigene Staaten bil- 1918 geschlossenen Friedens. übergehende- Ohnmacht des russischen Volkes nicht bis zum den. Hier liegt in dem„ Wie alle Zukunftshoffnung lebten ausgenutt und diefem nicht einen Frieden aufge- und Bufunftsgefahr umschlossen. Rußland vor dem Friedensschluff. zwungen hätte, mit dem in historischer Parallele eigentlich nur Errichtet man abhängige Basallenstaaten, ohne eigenes ber Frieden steht, den das zerschmetterte 1807 zu Beben, hält man die abgetrennten Bölfer im Zustand der Eine Rundfrage der Petersburger Regierung. Zilfit schließen mußte. Unterworfenheit, dann ist die Entwicklung unterbunden, dann Petersburg , 1. März.( Meldung der Petersburger Alles Schelten und Tadeln befreit uns nicht von der scheint die Gefahr späterer Revanchefriege unvermeid. Telegraphen- Agentur.) Die Prawda" teilt mit: Bufunftsforne: Was fann iebt noch geschehen, damit dieser lich. Aber gibt man den von Rußland Losgelöften wirt- Ueber die Frage Krieg oder Frieden hat der Nat Frieden nicht nur ein weltgeschichtliches Interimistikum wird, liche Freiheit, wirkliches Selbstbestimmungslassen und aus allen Teilen Rußlands in der Hauptsache der Volkskommissare eine Rundfrage et fondern ein dauernder, beständiger Frieden bleibt? recht, so daß diese Völker in jeder Situation frei nachlassen und aus allen Teilen Rußlands in der Hauptsache Wir legten dar, daß dieser Friede eine der bedeutendsten ihren Interessen entscheiden können, dann hat auch die Ent- durch die Sowjets und die politischen Organisationen Aut meltgeschichtlichen Umwälzungen bedeutet. Ob die Auftei- widlung genügend Spielraum, ihren Weg ohne blutigen worten erhalten.
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lung Rußlands nach ethnographischen Gefichtspunkten im Konflikt zu nehmen. Auch den Frieden sichern nicht erklärte sich Die Mehrzahl der eingelaufenen Antworttelegramme
Zuge der allgemeinen Entwicklung liegt, ob nicht stärkere Noß noch Reifige".
Faktoren immer wieder auf den Zusammenschluß dieser Ge- Hier ist die Richtung vorgezeichnet, in der die deutsche.
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für den Frieden,
biete trot aller Unterschiede der Naffe und Religion ihrer Sozialdemokratie au arbeiten bat: fie muß den der Kronstädter Soldatenrat für den Krieg. Bewohner au einem einheitlichen Reich hindrängen werden, Rampf aufnehmen dagegen, daß Deutschland die neuen Nach Einige Sowjets fordern die Einberufung einer