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fr. 71-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Persönliches von Wedekind.

Dienstag, 12. März

Das Pariser   Eril dauerte nicht allzu lange. Wedekind   hatte verständlichkeit, mit der er die gewagtesten Sachen borbrachte, waren aber in Paris   Muse, allerlei Studien an intereffanten Persön- dieselben, mit denen er auch seine Bühnenwirkungen bestritt. Die lichkeiten zu machen, wie er sie nachher im Marquis von Keith" Leidenschaft, die in ihm wühlte, sam hier noch feffelloser zum Aus­Frank Wedekind   ist als ein Rätselvoller durch unsere Literatur und anderswo verwendete. Er hat mir später, als ich mit dem bruch. Aber wieweit war es ihan ernst mit seinen utopischen Forde­und durch unser Leben gewandert als ein Problematiter, ein Generaldirektor Bode und seinem Hintermann Gretor   wegen der rungen und eingängerischen Wahrheiten? Wer will das letzte Wort Zigeuner   mit bürgerlichem Hintergrunde, als ein Diaboliker und unechten Florabüste heiße Fehde führte, mit lachender Bosheit er- über ihn sprechen, der von dem ganzen Schmutz seines Zeitalters 3hniker, der voll Sehnsucht nach Schönheit war. Himmlisches und zählt, wie derfelbe Gretor sich damals schon in Paris   um klassische umbrandet war, der zynisch gespottet und wild aufgeschrien hatte? au zu Irdisches war untrennbar in ihm vermischt. Mancherlei| Kunstwerke verdient machte. Nur schade, daß die Münchener Haben wir ein anderes Zeichen der Echtheit bei einem Künstler, Masken schien er zu tragen, aber in dem Clown des Publikums, Kenner von den Langenschen Erwerbungen nachher erkläven muß- als daß er sein Schaffen wirklich durchlebt? Durch Wedekinds der gierig den Erfolg suchte, pochte heißes Rebellenblut und in ten, daß die Maier dieser alten Meister noch alle am Leben sein ganzes Werk gehen dieselben Probleme: das Ringen um die Liebe, dem etigen Erotifer war tragischer Ernst. dürften. Der Rückkehr nach Deutschland   und der Erledigung der in all ihren Formungen und Entartungen; sie ist ihm wie in Festungshaft, wobei Wedekinds Schwester, eine sächsische Kammer- anderer Art Strindberg das Zentralproblem. Er hat mit lodernder sängerin, eine Abkürzung erwirkte, folgte eine nicht gerade ergöz- Fadel in seine Berworrenheiten und Abgründe geleuchtet; muit liche Auseinandersetzung mit Langen. Wie denn die persönlichen Ernst und Spott um es gerungen. Ist das nicht genug? Affären in Wedekinds Leben nicht aufhörten. Wedekind   ist als Ankläger und Prophet ein Teil unserer Welt. Der Befreier, der Erfüller unserer Sehnsucht ist er nicht. Aber to wäre der in diesem Chaos, aus dem erst eine andere Welt in den grimmigsten Geburtswehen sich losringen soll? K. S. Döfcher

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Der Formelsozialist wird mit dem Verdikt rasch zur Hand sein: Wedekind   war ein Produkt bürgerlicher Zerseßung, der sich in Brobleme besonders erotische verlor, die für den Proletarier feine sind, und vom Sozialismus nichts verstand. Und nur den Verneiner und hohnlächelnden Kritiker dieser Gesellschaft wird er gelten lassen. Aber uns interessiert auch der Frager Wedekind  , der keine definitiven Lösungen fand, aber seltsame Utopien aus sich gestaltete.

Vielleicht erklären sich manche seiner Widersprüche, die den Neiz seiner Persönlichkeit verstärkten, aus seiner Herkunft. Gr hat im Ban" selber einmal darüber geplaudert:

Mein Vater, aus einer alten ostfriesischen Beamten familie, tvar ein vielgereister Mann. Er war Arzt und war als solcher zehn Jahre lang im Dienste des Sultans in der Türkei   gereist. 1847 fam er nach Deutschland   zurück und saß 1848 als Nondeputierter ( Erjaßmann) im Frankfurter   Pariament. Im folgenden Jahre ging er nach San Franzisko und lebte dort fünfzehn Jahre. Mit 46 Jahren heiratete er eine junge Schauspielerin vom Deut­schen Theater in San Franzisko, die genau halb so alt war wie er selber. Diese Tatsache scheint mir nicht ohne Bedeutung. Der Bater meiner Mutter war ein Selfmademann. Er hatte als un­garischer Mausefallenhändler angefangen und gründete Ende der zwanziger Jahre eine chemische Fabrik in Ludwigsburg   bei Stutt gart. Im Verein mit Ludwig Pfau   organisierte er eine politische Verschwörung und beide wurden auf der Festung Asberg einge­sperrt. Dort erfand mein Großvater die Phosphorstreichhölzer. Nach seiner Freilassung errichtete er eine chemische Fabrik in Zürich  und starb 1857 im Irrenhaus in Ludwigsburg   in vollkommener Geistesumnachtung. Er hieß Heinrich Kammerer. Er war in hohem Grade musikalisch.

Ich wuchs als zweitältefter unter sechs Geschwistern auf Schloß Zenzburg im Kanton Aargau   in der Schweis auf, einem der schönsten Flecken Erde  , die ich je gefehen. 1883 machte ich mein Abiturium. Ich beschäftigte mich dann mehrere Jahre journalistisch. 1886 wurde in Stempthal bei Zürich   das indes weltberühmt ge­wordene Etablissement Maggi für Suppenwürze gegründet. Maggi engagierte mich gleich bei der Gründung als Vorsteher seines Reklame- und Preßbureaus. In dieser Zeit verkehrte ich haupt­sächlich mit Karl Hendell, außerdem gehörten Gerhart Hauptmann  und Maday zu unserem Kreise. Zürich   war damals ein hervor­ragendes geistiges Zentrum, eine Bedeutung, die es feit Auf­hebung des Sozialistengefeßes vollkommen verloren hat 1888 reiste ich ein halbes Jahr mit dem Zirkus Herzog und nach dessen Auflösung begleitete ich meinen Freund, den bekannten Feuer­maler Rudinoff, 1890 tehrte ich nach München   zurüd und schrieb dort mein erstes Buch Frühlings Erwachen  ".

München   ist der Boden, auf dem Wedekind   von Anfang der 90er Jahre an heimisch wurde. Hier sah ich ihn 1894 zuerst mit feinem langen, assyrischen schwarzen Vollbart, den Zylinder auf dem Kopfe, die Virginia   im Munde. Bald spielte er in den fort­geschrittenen Künstlerzirkeln( in der Unterströmung und Neben­regierung), in der sich seit der Auflösung der Conradschen Ge­sellschaft für modernes Leben" zuerst wieder die Modernen sammel­ten, die Rolle eines starten Geistes". Mir ist etwas von einem höchst gepfefferten Drama Das Sonnenspektrum" in Erinnerung, das Corinth und Eckmann Gelegenheit zu ebenso feffellosen Kari taturen gab. Dann kam der Simpliciffimus", Wedekind   wurde jein erster Redakteur. Es war damals in München   überall Früh­lingserwachen". Eine moderne Bühne( das Schauspielhaus) er­stand. Wedekinds Erdgeist" mußte dort natürlich gespielt werden, Wedekind   war Regisseur der Bühne. Die Premiere war ein dent­würdiger Abend. Während vor der Bühne ein regelrechter Theater. standal fich abspielte, wie ihn München   noch nicht gesehen hatte, fand Wedekind  , der mit merkwürdiger Unruhe den Dr. Alwa Schön gespielt hatte, gerade noch die Gelegenheit, durch einen Hinterausgang der ihn ertrartenden Polizei zu entwischen. Gr war wegen Majestätsbeleidigung, begangen durch ein Gedicht im Simplicissimus. angeflagt und zog es vor, mit seinem Verleger Zangen nach Paris   zu entfliehen.

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Töchter der Hekuba  .

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Wedekind   hat den ganzen Jammer des deutschen   Dichters aus­geloftet. Wir sind heute darüber einig, daß Frühlings Erwachen  " ( entstanden 1890/91!) in Form und Gehalt epochemachend ivar. Aber wie lange hat es gebauert, bis es sich durchsetzte. Erst um 1906 herum hat Reinhardt ihm die Bühne erschlossen und damit die Wedekind  - Hausse eröffnet, die dann bald wieder abflaute. Aber damals mußte Wedekind   mühsam um jede Aufführung ringen, und diefelben Münchener   Blätter, die jetzt den Toten feiern, berrissen ben noch nicht Erfolgreichen mit albernstem Moralgewäsch und ästhetischen Spießbürgereien. Nur Edgar Steiger   hatte bereits in feiner 3widauer Dramaturgie, seiner besten, in der Gefängnis­muse überlegten und geformten Arbeit( das Werden des neuen Drama, Band 2) das Gefühl dafür, daß hier neben dem Natura­lismus etwas Neues heraufkomme, und besonders hatte er die neue Art Impressionismus des sprachlichen Ausdrucks" das bunt durcheinander Reden und Denken herausgehört.

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Ein Seekanal durch Shottland.

Die in vielen Ländern seit mehreren Jahren erörterten zabl­reichen Kanalpläne haben infolge der Striegserfahrungen vielfach eine erhöhte Bedeutung erlangt. So wird jetzt in England viel von dem Bau eines Seefanals durch Schottland   gesprochen. Der Kanal foll, wie der Prometheus" mitzuteilen weiß, mitten durch Schotts land gehen, er soll vom Firth of Forth   zum Firth of Hyde führen und verfolgt vor allem den Zweck, den wichtigen Hafen Leith in direkte Schiffsverbindung mit Glasgow   und Greened zu bringen. Der Plan des Kanals ist bereits alt und kann hinsichtlich seiner Bedeutung für Groß britannien ungefähr mit dem Nordostseefanal zumindest aber mit dem Kanal von Corinth verglichen werden. Tatsächlich hätte ein Bestehen dieses Kanals zur Kriegszeit den Engländern wichtige Dienste geleistet, es wäre durch Ausnüßung dieses Berbindungsweges möglich gewesen, die Behinderungen durch die Schifferaumnot zu mildern. Für die Ausführung des Baues wurden zwei Vorschläge gemacht, der eine wünscht eine nördliche Linie, die den See nördlich von Glasgow  , den Lake Lemond, durchkreuzt, nach dem anderen soll die Linie in fürzester Strede weiter füblich von Glasgow   aus zum Firth of Forth  verlaufen. Es wird bemerkt, daß der Bau nicht allzu schwierig zu verwirklichen fei, da die zu überwindenden Höhenunterschiede nicht übermäßig sind, und kleinere, bereits vorhandene Kanal­streden benügt werden fönnen. Die Gesamtlänge des Kanalweges foll ungefähr fünfzig Kilometer betragen. Wie beim Nordostsee­Kanal, so sind auch hier nur an beiden Enden Schleusen notwendig, nämlich bei den Häfen Grangecouth und Clydebant. Für die Tiefe des Kanals find 12 Meter in Aussicht genommen. Nicht unbeachtet darf bleiben, daß die Verwirklichung dieses schottischen Kanalprojetts auch für die deutsche Schiffahrt und den deutschen   Handel be deutungsvoll werden könnte, da ja bekanntlich von den niederländi­schen und deutschen   Häfen im Frieden ein lebhafter Schiffahrisver fehr nach Glasgow   besteht. Der Wasserweg von Hamburg   nach Glasgow   z. B. würde durch den neuen Kanal um nicht weniger als 750 Kilometer abgekürzt werden.

Das Ueberbrett! feßte Wedekind   in den Sattel. Er war einer der elf Scharfrichter". Für immer blieben mir die bald zynischen, bald rebellischen Lieder im Gedächtnis, wie er sie damals allabend lich scharf atzentuierend zur Gitarre sang der beste Interpret seiner eigenen Schöpfungen. Die Moritaten, wie der Tanten­mörder oder Brigitte B. schlugen damals ein, die beste Berultung aller Majestätsbeleidigungsprozesse, der Berliner   Zoologe" eroberte im Sturme die Zuhörerschaft. Als die Mode vorbei, ging Wede­find als sein eigener Gestalter zur Bühne, um auf Gastspielen für fein Werk zu wirken. Zeitlebens hat er geglaubt, daß die Bühne feinen Stil nicht treffe. Und so wenig er selber als Schau­pieler bedeutete, so hat doch niemand mit solcher Hingabe und In­brunst wie er den häßlichen Apostel der Schönheit, Harl Hermann, verkörpert. Ihm schwebte besonders für seine Lustspiele ein ganz anderer Rhythmus, ein vibrierendes Tempo vor, und was er mir an langen Abenden während seiner Gastspiele in Meßthalers In timen Theater" in Nürnberg  , auseinandersetzte, hat er in der Tat nachher in Berlin   zum Teil verwirklichen fönnen. Der Schvank der Liebestrant", den er als das erste Stüd einer eigenen, neuen Art besonders schätzte, ist dort nach seiner Regie gespielt worden. Die Berliner   Mode ergreift für einige Jahre Wedekind  . Rein­hardt nußt ihn, wie Wedekind Reinhardt nußt. Wedekind  , der alle seine beften Sachen vor der Berliner Zeit geschrieben, wird hier gestempelt. Sein Erfolg wird hier beglaubigt. Bis in die Kreise russischer Sozialisten wird er der Mann des Tages, über den man debattiert. Endlich blüht ihm, der nie für Entsagung und Mär­thrertum geschwärmt, so etwas wie bürgerliche Wohlfahrt. Und schon munfeln die alten Münchener   Freunde: Wedekind   macht seinen Ernst Friedel   ist im 81. Lebensjahre geftorben. Frieden mit Staat und Bürgertum. Wirtlich, er spielt mit dem hat als Cöpenicker Kreisrichter und später als Berliner   Stadtrat Beit Feuerchen( Die Zensur"). Aber habt keine Bange, er wird so gefunden, sich mit der Vorgeschichte der Mark und ihren späteren wenig Apostat wie Strindberg, und er scheint nicht gerade als Schidialen zu befassen. Er war lange als Vorsitzender in dem gläubiger Statholit gestorben zu sein. Gher wie Boltaire. Der Verein für die Geschichte Berlins" und später in der Branden­Stampf mit der Zensur, mit den Bütteln der öffentlichen Moral burgia" tätig. Die schönste Frucht seiner Tätigkeit ist das Märkische ging weiter. Die Mode ging vorbei, obwohl Wedekind   sie immer Museum", zu deren Gründern er gehört. wieder träftig anzufachen suchte und deren ökonomischen Folgen Eine neue Polaregpedition Amundsens er als sein ureigenstes Recht beanspruchte. Hatte Wedekind   sein Nach Pariser   Blättern beabsichtigt Amundsen Ende Mai eine neue Bestes gegeben? Die letzten Werte schienen manchmal gebaltsame antarktische Expedition zu unternehmen, bei der er Flugzeuge und Uebersteigerungen früherer Probleme, und dann wieder blieb er in Wasserflugzeuge verwenden will. Amundsen brachte einige Zeit Einzelfällen allzu persönlicher Erlebnisse steden( Die Musik"). Der an der Westfront zu, um die verschiedenen Flugzeugtypen zu stu­Spott auf die Simplicissimus leute( Daha") versagte. Schade, dieren. daß er den früher geplanten Männerftolz vor Schweinebraten" Mittel gegen die Auswanderung. In der Mitte nicht herausbrachte, es wäre eine gar luftig burleske Darstellung des vorigen Jahrhunderts wurden verschiedene Gegenden von Münchener   Literaturlebens geworden, und Mar Salbes literarische Mecklenburg   von einem immer weiter um fich greifenden Aus­Kegelbahn damit wirklich in die Literatur gekommen.

Wedekind   in intimen Verkehr wäre ein banfbares Thema. Der paradore Geist, der in seinen Dramen lebt, wirfte sich auch hier aus. Die Fronie, die verblüffende Kaltblütigkeit und Gelbst­

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Notizen.

Ein Beiterer Weber Abend findet Mittwoch im Leffing- Museum statt.

wanderunge fieber ergriffen. Eines Tages fragte ein Amtmann einen Dorfschulzen, welche Mittel man wohl anwenden könnte, um die Auswanderung nach Amerika   zu hindern. Dat geiht ganz liegt." entgegnete der Schulze, fetten Se man ins Blatt, dat Amerika  medlenbörgisch geworden is. da geiht teen Minsch mehr nüber!"

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Friede, Friede! Der Bater lächelte. Beschwingten Schrittes eilte er heim, es drängte ihn, der Mutter, die um ihre Söhne bangte, Zuversicht zu bringen.

Der alte Herr versuchte sich mannhaft zu reden, aber es| Sintflut das Zeichen der Versöhnung. Gott   hatte seine Erde fiel ihm schwer. Nun war er pensioniert, hatte nach einer noch nie vergessen, er würde ihrer auch jetzt nicht vergessen. langen Beamtenmühsal, in der er nichts geatmet hatte, als Solange die Erde steht, werden nicht aufhören Sonne und Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Wiebig  . den Staub beengender Bureaus, gehofft, sich den Rest seiner Ernte, Frost und Hize, Sommer und Winter, Tag und Nacht.' Tage forglos an seinen Söhnen erfreuen zu können und Und Krieg und Friede. Es war ein rechter Regensommer, das zeitige Frühjahr nun tam dies. Wenn Anna nur besser schlafen könnte! Er hatte so viel versprochen, das weitere Jahr es nicht gehalten. fchlief doch wenigstens ab und zu ein paar Stunden so An der Somme lagen sie in Schlamm und Waffer. Und hier viel Schlaf hatte man in seinem Alter ja auch nicht mehr regnete es, regnete alle Tage. Wenn nur die Kartoffeln nicht nötig aber sie schlief gar nicht. aber sie schlief gar nicht. Mutter, na, wie steht's mißrieten! So viel Nässe konnten die nicht vertragen. War denn? hatte er vor acht Tagen morgens noch immer zu sagen der Morgen auch sonnig, gegen Mittag trübte sich der Himmel gewagt; das Sagte er jegt nicht mehr. Der Bauer weiß: auf Regen folgt Sonnenschein; aber Es war zu schlimm der Bogen, der den Himmel so schön ziert, ist nur ein Sünder wieder, es tamen heftige Güsse, die das schon gilbende Korn an der Somme. Wenn der Himmel doch wenigstens weiteren Regens. Und es regnete weiter. Es war gut, sagte niederlegten, daß es an manchen Stellen aussah wie nieder- bald ein Einsehen hätte, den Regen aufhören ließe! Dieses fich Frau von Voigt, daß sie so viel zu tun hatte, wer sich geftampft. ewige graue Naß machte noch trübseliger. Mit seinen erst hineingrübelte in das, was noch kommen fonnte- Mit besorgter Miene stand der Geheime Rechnungsrat etwas schwachsichtig werdenden Augen blinzelte der alte Mann ach), kommen würde, der war verloren. Wieviel besser war auf seinem Land. Das hatte er nicht geglaubt, daß es so rundum: alles wolfenverhangen, die Ferne wie ein Sad, es es voriges Jahr um diese Zeit noch gewesen. Dachte man schwer wäre, Landmann zu spielen. Er hatte immer gedacht, fing schon wieder an zu tröpfeln. Nun trommelte es ihm auf daran zurüd, so glaubte man sich fast in Friedenszeiten ver­man brauchte nur was in die Erde zu stecken, dann wüchse den fahlen Schädel. Ei, da mußte er doch wohl nach Hause feßt. Da war es noch nicht so ängstlich um jedes Stück es todsicher. Nun hatte er soviel Saatgut hier drin, eine eilen. Aber dann befann er sich: sein Jüngster im Schüßen- Brot gegangen, da hatten die Menschen noch so lange essen Menge hatte es gekostet, und nun war noch nicht einmal so graben wurde noch viel nasser. Und er blieb. Der Vater fönnen, bis sie satt waren. Das fonnten sie jetzt nicht mehr. viel Ertrag, daß er seiner Frau täglich ein Gericht Früh- ließ den Regen über sich strömen und achtete ihn nicht, Von Woche zu Woche wurde es fnapper; man glaubte jetzt fartoffeln auf den Tisch liefern tonnte. Das Gemüse stand er jätete dabei all das wuchernde Untraut aus. Die Brille täglich die Einschnürung zu fühlen, die jeden, aber auch jeden zwar üppig, aber was fängt man mit Grünzeug an, wenn hatte er absezen müssen, sie war so beschlagen, daß er gar zwang, mit den bescheidensten Lebensmitteln wie mit dem man teine Startoffeln dazu hat? Die faulten in der Erde. nicht mehr durchsehen konnte. Nun holte er sie endlich wieder kostbarsten Gut umzugehen. Ein Glück, daß die Gemeinde Mit einem Seufzer buddelte der alte Herr. Daß es die aus der Tasche, putte sie und setzte fie auf der Regen sich entschlossen hatte, die Versorgung ihrer Mitglieder selber Söhne nun doch so schwer hatten! Und er hatte sie doch hatte plöglich nachgelassen. Siehe da! Die Sonne stahl sich in die Hand zu nehmen. Was sie einkaufte im Ganzen, ver­schon in einer gewissen Sicherheit gewähnt! Die Russen sogar hervor und versuchte zu scheinen. Ordentlich warm und taufte sie im Einzelnen ohne Preisaufschlag; so war jeder rüdten wieder jetzt in Massen vor, in Wolhynien   tobten riesige mie mattes Gold. Und da oh, wie schön! Bucher   ausgeschlossen und auch jede Bevorzugung. Db hoch, Kämpfe ach, und an der Somme! Er traute sich seiner Ein Regenbogen war auf einmal zu sehen. Seine Füße ob niedrig, ob arm, ob reich, jeder befam nur das, was er Frau schon gar nicht mehr unter die Augen, wenn er die Zei- standen im weißlichen Schwaden der durchtränkten Erde, feinen nach seiner Ausweiskarte zu beanspruchen hatte. tung gelesen hatte. Was steht drin?" fragte sie immer Bogen aber mit den leuchtenden sieben Farben schwang er haftig und sah ihn unruhig Hermine von Voigt, als Tochter des Landwirts, hatfe an. Ach. seine gute hoch in lichtblauen Aether  . Anna, die war unheimlich nervös geworden! Wenn doch der fich manches großzügiger gedacht: täte die Gemeinde nicht Meinen Bogen habe ich gefekt in die Wolfen  , der foll gut daran, selber Schweine zu mästen, Ziegen zu füttern, wo­Jüngste bald fchreiben würde; sie hatten lange feine aus- das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. möglich Stühe zu halten. Land zu pachten, so viel Land sie führlichere Nachricht von ihm. Nur vor acht Tagen eine Und wenn es tommt, daß ich Wolken über die Erde nur erwerben konnte, und das zu bestellen mit aller Straft? Starte mit ein paar turzen Bleistiftzeilen: Noch lebe ich. führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolfen  . Und zwar so schnell als möglich? Es war teine Zeit zu Seid tausendmal gegrüßt. Die Mutter hatte die Starte immer Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir verlieren. Sie sagte das auch den Herren; und sie wurde bei sich. Die lag nachts auf dem Tischchen neben ihrem Bett, und euch." gehört. Es war nicht die Stellung ihres Mannes allein, die und wenn sie nähte, lag sie im Nähforb vor ihr. Er hatte Stand nicht so in der Bibel? Ein Bund zwischen ihr das Recht gab, aufzutreten, man fühlte wohl: jegt war schon versucht, die wegzustecken, aber da war sie so außer sich Gott und der Erde! Der Bibelfeste niďte ganz ber- die Zeit der Frau. Und nur die Frau mit praktischem Blid, geraten und hatte so verzweifelt gesucht, daß er fie ihr schnell flärt, er konnte seine Augen nicht abwenden von den leuchtenden mit der Erfahrung, die der eigene Hausstand der Hausfrau Heimlich wieder in den Nähkorb gelegt hatte. Ja, es war fieben Farben das war ja der Bogen des Friedens, der gibt, war dem gewachsen, vor dem die Männer hilf- und rat­schwer für die Mutter- für alle Mütter eine furcht spannte sich weit über alle Welt! In Grau und Graus war los standen. bare Zeit! ler erstanden, in flarer Sonne wölbte er sich jetzt. Nach der Forts. folgt.)

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