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Ar. 84. 55. Jahrs.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisblas, Rr. 151 90-151 97.

Montag, den 25. März 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Mortsblat, Nr. 151 90-151 97.

Durchbruch im Weften!

Befchießung von Paris   mit weittragenden Gefchützen.

Beschießung von Paris  .

Auf 120 Kilometer Entfernung.

Paris  , 23. März. Havas meldet amtlich: Seit 8 Uhr morgens beschoß der Feind Paris   viertelftündlich aus einem weit. ragenden Geschüz. 240- Millimeter- Gra naten trafen die Hauptstadt und ihr Weichbild. Etwa 10 Personen wurden getötet und 15 ver. wundet. Maßnahmen zur Bekämpfung des Ge­schützes sind im Gange.

Paris  , 23. März.( Havas.) Nach Sen legten Meldungen hat das weittragende Geschüs, das Paris   beschossen hat, aus einer Entfer nung von 120 Kilometern gefeuert. Es war etwa 12 Kilometer von der französischen  Front aufgestellt.

Man möchte diese Nachricht für eine der unglaublichsten Kriegsenten halten aber der deutsche amtliche Abendbericht bestätigt sie. Ein Gefchüß, das 120 Nilo­meter weit trägt, ist in der Kriegsgeschichte schlechthin noch nicht dagewesen. Von der ungeheuren Reichweite dieses Ge­fchiges erhält man eine Vorstellung, wenn man sich ver­gegenwärtigt, daß fie der Entfernung Berlin  - Stettin   ent spricht. Ein durchschnittlicher Schnellzug würde faft zwei Stunden gebrauchen, um die Geschoßbahn dieses Geschüzes zu durchmessen. Die Folgen, die sich aus dieser Erfindung ergeben, find unübersehbar. Wenn es sich auch um ein Werf der Zerstörung bandelt, so stehen wir hier doch vor einer staunenermedenden Leistung der deutschen  Technik, die in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen er­regen wird.

Bern  , 24. März. Die gestrigen Pariser   Abenbzeitungen ent. halten bereits die amtlichen Melbungen über den Buftangriff und die Besdyießung von Paris   durch weittragende Geschübe. Einzel­heiten über den angerichteten Sachschaden dürfen nicht bekannt­gegeben werden. Die Blätter weisen sehr viele Benfurlüden auf. Phoner Blätter berichten, während der Beschießung feien alle Ge­schäfte, Gastwirtschaften usw. geschlossen gewesen. Der Pariser Stadtrat habe eine Sigung im Rellergeschoß des Stadt. hauses abgehalten. Das Bild der Hauptstadt set bas ber Schredenstage im August 1914 gewefen. Der Songreß, der heute in der Sorbonne zur Erörterung der Gisenbahn, Trans­portmittel und Schiffahrtsfragen zusammentreten sollte, fei ber fchoben worden. Die Parifer Beibungen berichten, ihr Grscheinen set durch das Ereignis berzögert worden. Die Nachrichten­agenturen haben teilweise ihren Dienst eingestellt. Die Ausführungen der Preffe gipfeln in der Ermahnung an die Be­völkerung, Vertrauen und Raltblütigkeit zu bewahren.

Die Schlacht im Westen gewonnen- Die 3. und 5. englische Armee geschlagen Große Geländegewinne allenthalben Vereinigung der Armeen Below und Marwik- Peronne und Ham   genommen

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Die 3. englische Stellung durchbrochen 30 000 Gefangene, 600 Geschütze Ringen um Bapaume   Die Somme überschritten Chaunh genommen Gewaltige Beute Paris   mit weit­tragenden Geschützen beschoffen. Amtlich. Großes Hauptquartier, 24. März 1918.( 29. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Die Schlacht bei Monchy- Cambrai- St Quentin La Fere ift gewonnen. Die englische 3. und 5. Armee und Teile der herangeführten fran­zösisch- amerikanischen Reserven wurden geschlagen und auf Bapaume  - Bouchavesnes, hinter die Somme zwischen Beronne und Ham sowie auf Chauny   unter den schwer. sten Verlusten zurüdgeworfen.

Die Armee des Generals v. Below( Otto) hat die Höhe von Monchy erstürmt und südlich davon

den Angriff über Wancourt und Henin nach Weften bor­getragen. Nordöstlich von Bapaume   steht sie im Kampf um die 3. feindliche Stellung. Starfe englische Gegen­angriffe wurden zurückgeschlagen.

Die Armee des Generals v. b. Marwit blieb dem geschlagenen Feind auf den Fersen und stieß in scharfer Verfolgung noch in der Nacht vom 22. zum 23. bis zur 3. feindlichen Stellung in Linie Equancourt- Hurlu­Templeug- La Fosse- Bernes vor. Gestern früh griff sie den Feind erneut an und schlug ihn tros verzweifelter Gegenwehr und dauernder feindlicher Gegenangriffe. Die Vereinigung mit dem linken Angriffsflügel der Ar­mee des Generals v. Below wurde erzielt. Zwischen Manancourt und Peronne haben die Truppen der Generale v. Kathen und v. Gontard   den Ueber. gang über den Tortille Abschnitt erzwungen und stehen auf dem Kampffelbe ber Sommeschlacht im Gefecht um Bouchavesnes. Peronne fiel. Andere Divisionen drangen südlich davon bis an die Somme vor.

Schon am Abend des 22. 3. erstürmte die scharf nach­drängende Armee des Generals Butier   die 3. feinb. liche Stellung, durchbrach sie und zwang den Gegner zum Rüdzuge. In raftlofem Folgen haben die Korps der Generale v. Luettwig und v. Detinger die Somme erreicht. Ham fiel nach erbittertem Stampf in die Hand unserer siegreichen Truppen. Englische Re. serven, die sich in verzweifelten Angriffen ihnen ent­gegenwarfen, verbluteten. Die Korps der Generale b. Webern und v. Conta und die Truppen des Generals v. Gayl haben nach heißem Kampf den Crozat­Kanal überschritten. Sie warfen eiligst von Südwesten zum Gegenangriff herangeführte französische, englische und amerikanische   Regimenter auf Chauny   und in südwestlicher Richtung zurück.

Truppen aller deutschen   Stämme haben zur Erringung bieses gewaltigen Erfolges ihr Bestes hergegeben. Der An­griffsgeist ber Infanterie war burch nichts zu übertreffen. Sie hat gezeigt, was deutsche Zapferkeit vermag. Leichte, schwere und schwerste Artillerie und Minenwerfer, raftlos vorwärts. strebend über das Trichterfeld, trug wesentlich bazu bei, ben Angriff unserer nach vorn brängenden Infanterie im Fluß au erhalten. Flammenwerfer taten das ihre. Die Pioniere seig­ten sich im Kampf und bei ihrer Arbeit in alter Höhe. Flieger unb Ballone brachten der Führung wertvolle Meldungen. Unfere fieggewohnten Jagd- und Schlachtftaffeln behaupteten in harten Kämpfen die Herrschaft in der Luft und griffen zu­rüdflutende feinbliche Kolonnen an. Kraftwagentruppen, Rs. lonnen und Trains arbeiteten raftlos. Die Berkehrspunkte im Rüden bes Gegners waren bas Ziel unserer Nacht für Nacht tätigen Bombengeschwader.

Die Beute ist auf über 30 000 Gefangene und 600 Geschüße gestiegen.

En vielen Stellen ber übrigen enfrent bauerten Artilleriekämpfe und Erkundungsgefechte an.

Ben ben anberen Kriegsschauplähen nichts Renes, Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin  , 24. März 1918, abends. Amtlich. Gewaltiges Ringen um Bapanme. Rampf in ber Linie Le Transloy- Combles- Maurepas.

Zwischen Beronne und Ham   ift die Somme an bielen Stellen im Angriff überschritten.

Zwischen Somme   und Dise sind unsere Korps kamp. fend im Vordringen. Chauny   ist genommen. Die Bente an Kriegsmaterial ist gewaltig.

Die Engländer verbrennen auf ihrem Rückzuge franzöfifche Orte und Städte.

Mit weittragenden Gefchien beschossen wir die Festung Paris  .

Der österreichische Bericht.

ien, 24. März 1918. mtlich wird verlautbart: Der Erfolg im Westen reift weiter aus. Jm Often unb in Senetien nichts Neues.

Der Chef bes Generalßche

Der Vormarsch von Anno 14 wieder aufgenommen.

( Bon unserem Kriegsberichterstatter an der Westfront.) Sübliche Angriffsfront, 24. März.

Was oft bezweifelt worden, ist Tatsache geworden. Die Linie der Alliierten ist zerbrochen. Der anfängliche Einbruch ist ein regelrechter Durchbruch geworden. Seit gestern ist die britte englische Stellung genommen und herrscht Bewegungstrieg im Westen. Um La Fère   im Süden als Drebpunkt rollt die deutsche Angriffefront, mit ihrer Nord­fpige Arras   faft berührend, den Grozat- Kanal, die mittlere Somme unb bie Straße Arras- Bapaume   überflutend, in unheimlicher Schnelle in bas englische Hinterland hinein. Stunde um Stunde laffen bie Engländer Dörfer und Städte in unserer Hand, deren Wiebereroberung vor einem Jahre die Franzosen wochenlang jubelnd gefeiert haben.

Gestern, am britten Kampftag, weilte ich in dem eben erober ten feinblichen Abschnitt westlich von St. Quentin. Ich habe mich bei zahlreichen englischen Gefangenen und ebenso bei deutschen  Heerführern nach dem angewendeten Gas erkundigt. Danach ge­hört die große Giftoffensive, von der in und außer der Heimat foviel geredet wurde, ins Reich der Fabel. Der eben ge­lungene Durchbruch zwifchen Oife und Arras   wenigstens ist teinem neuen Giftgas, sondern neben den genialen Durchbruchs­plänen und der präzis abgewidelten Vorbereitungsmechanik wieder vor allem dem rücksichtslofen Offensivgeift des deutschen   Infante­riften zu verbanken.

Dagegen hat in diesen Rämpfen zum erstenmal der deutsche Sturmwagen sich glänzenb gegen die Hauptwiderstandspunkte ber feindlichen Schlachtfront bewährt.

Die Größe der geforderten und ber lückenlos ausgeführten Durchbruchsleistung wurde mir erst gestern beim Durchwandern der ersten englischen Stellungssysteme klar, die, das hügelige baum­lofe Land gefchickt als Borfeld außnühend, in befestigten Dörfern und Wäldern ihre Hauptstützpunkte hatten. Hunderte von Cua bratkilometern so befestigter Erde, in denen der Fleiß von Millio­nen Arbeitsstunden und ungeheure Materialwerte steden, fielen burch die Entscheidung des zweiten Tages den Unfern in die Hand. Unser Angriff ift ridichtslos durchgeführt worden, aber unsere Berluftziffern reichen nicht im entfernteften an das heran, was die Heimat zum Teil befürchtete. Dazu trug nicht zum wenig ften ber Nebel bei, bem mir gegenüber englische Offiziere die Haupt. schulb an ber Niederlage beimaßen. Uebrigens ist die bisherige Selbstsicherheit und Siegeshoffnung der englischen Gefangenen zum erstenmal tief erschüttert.

Die Vorwärtsbewegung an ber ganzen Front geht weiter. In­erfchöpflich stoßen Divisionen von hinten nach. Es herrscht klares warmes Frühlingswetter. Auf allen Straßen sicht man in der Sonne die endlosen Schlangen der Kolonnen westwärts ziehen. Die Fortsegung bes Vormarsches von Anno 14 beginnt das ist das Grundgefühl jebes einzelnen. Aus dem hochgelegenen St. Quentin blidt bie zerschhoffene und ausgebrannte Ruine ber Kathedrale auf das wandernde Heer zu ihren Füßen. Längst ist die kämpfende Linie ihren Bliden westwärts entschwun­ben. Dr. Abolf Köfter, Kriegsberichterstatter.

Der Soupçon.

Jagow und Lichnowsky  .

Der immer wiederkehrende Soupçon, daß alles nur geschehen, weil man ihm feine Erfolge gönnte, spricht von berletter Eigenliebe und wirkt peinlich." Herr v. Jagow, dessen Antwort an Lichnowsky   die Nordd. Allg. 8tg." am Sonnabend drei Spalten lang veröffentlichte, hat damit nach vielen andern ganz richtig den wunden Punkt jener rasch berühmt gewordenen Denkschrift herausgefunden. Der letzte Vertreter Deutschlands   in London   vor dem Krieg ist zwar nicht jener Jdiot, für den ihn zu halten heute bielen als patriotische Pflicht gilt, aber doch keineswegs frei von jenen Fehlern und Schwächen, die den eigenartigen Ruhm der deut­fchen Diplomatie in der Welt geschaffen haben.

Indes erhebt sich die Frage, ob die Eigenliebe des Fürsten Lichnowsky und sein Soupçon, d. h. sein Verdacht, er sei per­sönlicher Mißgunst ausgesetzt, das einzig peinlich Wirkende" Die ift, das wir im Juli 1914 und seither erlebt haben. Antwort des ehemaligen Staatssekretärs an seinen Londoner  Botschafter wirkt in dieser Beziehung nicht ganz überzeugend. Ja, wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, daß die bon Lichnowsky   zur Diskussion gebrachte Angelegenheit nicht dadurch erledigt werden kann, daß man erklärt, ein Geistes­Schwacher sei im Jahre 1914 deutscher Botschafter in London