Dcmiii fügt e« selbst, büß mit dem Verfahren, das er fordert, nicht dem Gesetz, sondern einer S t i m m u n g Rech- imng getragen werden soll, er versucht damit, die Justiz üu* verhängnisvolle BahpM zu locken. Dem Anfrager scheint auch unbekannt zu sein, daß gegen einen Verbreiter der Lichnowsch-Denkschrist, gegen einen Hauptmann aus dem stellvertretenden Generalstab, vor zwei Instanzen prozessieret worden ist und daß beide Instanzen zu einem Freifvrwch gekommen sind. Maßgebend für diesen Freispruch dürste die Erkenntnis gewesen sein, daß jener Hauptmann au2''durchaus reinen und ehrenhaften Be- weggründen gehandelt chat und daß ihm nichts ferner lag als die Absicht, dem eigenpn Lande zu schaden. Wenn der Abg. Hpld jetzt ein strafrechtliches Einschreiten gegen die Verbreiter dieser Schrift verlangt, so verlangt er die Uinstoßung civi'k rechtskräftig gewordenen Freispruchs,. Was aber den Aersasser, den Fürsten Lichnowsky, be- trifft, so glaubt ihn der Abg. Held daran fassen zu können, daß er sich durch mnocchre Behauptungen gegen die heiligsten Interessen des Vaterlandes versündigt habe. Abgesehen da- von. daß es keinen Gesetzesparagraphen gibt, der das hier konstrifterte Delikt umfaßt— wie denkt sich denn der Abg. Held erne' kslerichtsvevhandlung, in der dem Fürsten Lich- nowskp nachgewiesen werden soll, daß er durch unwahre Behauptungen das Vaterland geschädigt habe? Ein solches Verfahren wäre doch nicht denkbar, ohne daß dem Angeklagten daS Recht eingeräumt würde, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen anzutreten. Ein solcher Versuch, die Weltgeschichte vor das zuständige Landgericht zu bringen, wäre gewiß wicht ohne dramatischen Reiz, politisch vielleicht aber doch nicht ganz unbedenklich. Den: Alvn Held mag persönlich Zugute gehalten werden. daß er laut Ausweis, des Reichstagsverzeichnisses Kanftnann (und zwar ein vielerfahrener) und außerdem kgl. preußischer Loiteriee innehm er ist. Durch- seine Anfrage erweist er sich ja auch als ein ganz hervorragender Nichtjurist. Aber wenn Unkenntnis des Gesetzes vor Strafe nickst schützt, so gibt sie doch auch nicht das Reckst, die Justiz zu korrigieren. Hat sich Fürst Lichnowsky gegen ein Gesetz vergangen, dann muß gegen ihn vorgegangen werden, das ist ganz selbst- verständlich. Aber die Behörden sind seit Jahresfrist in Kenntnis seiner Tcrtnnd haben einen Anlaß zum Einschreiten nicht gefunden. Seltsam wäre die Einleitung eines Ver- sahrens setzt, Ivo der Skandal sefne höchsten Wellen schlägt. Das würde nur bcweiseu, daß sich die Justiz des rechten Weges nicht innner bewußt ist imd erst durch die Lärm- klapper auf ihn gebracht werden muß. War sie bisher auf dem rechten Wege, dann lasse sie sich um ihrer selbst willen nicht von ihm abbringen durch ihren schlimmsten Feind, die Demagogie. _ Die zwöiste Stunde der Einheitsaktion.
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Clcmenceau hat am Mittwoch dem Heeresausschuß er französischen Kammer' erklärt, die Lage beginne sich zu kristallisieren. Seit einigen Stunden sei eine Verlangsamimg der feindlichen Anstrengungen festgestellt. Der Augen- blick sei n a h e,»vo die französischen und englischen R c- j c rv c ii in d en Kampf eintreten würdeil. Die Schlacht werde eine neue Wen du n g nehmen, es sei aller .Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß der Feind die Vor- stile der Gewinne, die er um den Preis blutiger Verluste erzielt habe, nicht werbe bewahren können. Clemenceau arbeitet mit allem Aufgebot an der Festigung der Stiinnnmg des französischen Volkes. Ob seine Verheißungs- Phrasen aber die bei der jetzigen Schlachtlage doch ivohl im- entbehrliche BasiS einer absolut vollkommenen Sicherheit in bezug aus alle militärischen Vorbedingungen einer großen Aktion haben, wird sich in der Tat bald zeigen. Im halb- amtlichen„Temps" ergeht ein Artikel, der im gegenwärtigen Augenblick sonderbar wirkt. Das Blatt sagt zur militärischen Lage: Von jetzt an darf lein Unterschied mehr zwischen den englischen Streitkräften und den unsrigen gemacht werden, jetzt ist eZ durchaus notwendig, daß der Kampf von einem einzigen.Oberbefehlshaber geführt wird und daß es keine britische und leine französische tz? rollt mehr gibt. Das Kommando»nutz in eine einzige Hand gelegt werden, die unbedingte BefohlSgewalt über alle Kampstruppen besitzt und von jeder anderen Macht unabhängig ist. Nur unter dieser unerläßlichen Bedingung werden die in Eile an die Schlachtsront geführten Kräfte ordnungsgemäß ausgenützt werden können. Die Lage ist ernst. Unsere Neserveu fangen erst an. einzugreifen. Wlr können in diesem Augenblick, wo die Lage sich wenden kann, Vertrauen haben auf den Wert unserer Truppen und das einheitliche Ober- I o m m a n d o." Daß dieses dringliche Vernahnen, das offenbar stark an die englische Adresse gerichtet ist. in letzter Stunde für nötig gehalten wird, bezeugt doch wohl, daß nian sich der dring- iichst nötigen Unterordnung des Einen unter den Anderen eben nicht absolut sicher weiß.« Enxlanü unü Zrankreich gegen öie Löschung öer russischen Staatsschulü. Paris , 28. März. Tic Regierungen Großbritanineus und Frank- xä&ß sind übereingekommen, folgende Erklärung zu veröffentlichen: Tic Kaiserlich russische Regierung vertrat, als sie sich finanziell verpslichicte, unbestreitbar Rußland und perpflichtetc eS end» gültig. Tic Verpflichtung kann durch keine gegenwärtige oder in Zukunft in Rußland am Ruder befindliche Regierung aufgehoben werden, ohne daß die Grundlage des Völkerrechts er- schüttert wird. Sonst wird es keine Sicherheit in den De- Ziehungen der Staaten untereinander mehr geben, und es würde unmöglich sein, langfristige Verträge zu schließen. Wenn die Gefahr vorläge, daß solche Verträge nicht innegehalten werden, so würde dies den Zusammenbruch des Staats! cedits sowohl in politischer wie in finanzieller Beziehung bedeuten. Kein Staat würde mehr unter normalen Bedingungen Anleihen aufnehmen können, wenn die Gläubiger nur eine dauernde Gewähr in der Auf- rechierhaltung der Verfassung hätten, kraft deren die leihende Re- gierunz, die das Land vertritt, den Kredit in Anspruch nahm. Kein Grundsatz ftcht fester als der, daß ein Volk für die Hand- l u n g e n seiner Regierung verantwortlich ist, ohne daß ein Wechsel der Macht die eingegangene Verpflichtung berühre. Die i.n Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen werden ihre Gültigkeit behalten, sie ruhen oder werden ruhen auf dem nen«, Staat oder den Staaten, die' Rußland vertreten oder vertreten Verden .
die veränöerungen öes IrontbiiSes in Irankreich.
In Ergänzung des letzten Berichtes des deutschen Großen Hauptguariiers schreibt der mililäriiche Npt.-Milarbeiter: Unsere Offensive im Westen hat weiteren Raun» gewonnen. Die Keilipitzen unserer Vorwärtsbewegung sind mit der Einnahme von Albert, Ztoye und N o y o n um ein Beträchtliches weiter nach Westen vorgetrieben worden. Ist vie Eroberung von Albert, das be- kanntlich schon jenseits der Frontlinie liegt, von der aus die Engländer die Sonimeschlacht im Sommer 1916 begonnen hatten, für den Gegner schon überaus schmerzlich, so bedeutet einen fast noch schwereren Verlust die Aufgabe von N o h o n durch den Gegner, der damit dem Angreifer einen Punkt überlassen mutzte, der nicht weiter a!S 80 Kilo- meter von Paris entfernt ist. Dabei liegen noch keinerlei Anzeichen vor, daß der V o r m a r s ch der deutschen Truppen zum Stillstand gekommen ist, im Gegen- teil, er nähert sich mehr und mehr i n Richtung Comprögne der Linie, die durch den bekannten st r a t e g i sch e n Rückzug H i n d e n b n r g S mir mehrere Kilometer zurückverlegt wurde. Ueberhaupt ist eS für die Beurteilung der inilitärischen Lage im Westen unerläßlich, datz man sich einmal die seit der großen englifch-französischen Offensive 1916 eingetretenen Frontverschiebungen in diesem Kampfgelände klar macht. Bei Eintritt des Stellungskrieges i m W e st e n verlief unsere Front von L e« s ans bis an die Straße L a o n- R e i m s in einem Bogen, der beinahe die Form eines rechten Winkels hatte. dessen Scheitelpunkt zwischen N o y o n und C om» p i s g n e lag. Tie Linie verlies von LenS wenig östlich an A r r a S vorbei, bog dann ein wenig westwärts aus, um sich. Albert westlich liegen lassend, zu- nächst nach Osten, dann in der Nähe von Peronns nach Süden zu wenden, o daß die Punkte Chaulnes, Rohe nnd L a s s i g n y noch diesseits unserer Linien lagen. Zivischen Nahon und Compisgne kreuzte die Front den Lauf der Oise und setzte sich dann mit geringen Schwankungen ostwärts ort, S o i j s o n s ans gegnerischem Boden liegen lassend, und trat dann zwischen V a i l l y und Reims mit einer nordwärts gerichteten Wendung in die Frontlinie ein, die auch heute noch ohne wesentliche Verätttze- rungen besteht. Dieses Frontbild erfuhr zum erstenmal eine Umwandlung durch die So Milte- Offensive der Engländer und Fran-- zosen im Sommer 1916, durch die unsere Front nur zwischen M o n ch y und Chaulnes um ein Weniges zurückgedrückt wurde,.w, haß eine Kwbuchtung entstand, die. au der twisten Stelle noch nicht'gäng 19 Kikonieter betrüg; B a p a um e und. P er öffne wurden von den Engländern nicht erreicht, von größeren. Ortschaften ging allein Cötnb'les verloren. Tie zweite große Veränderung trat ein, als Hindenburg der für das. Frühjahr 1917 gepünit ge- wesenen engksck-frlinzösischen Offensive durch freiwillige Räumung des gesamten oben gekeimzeichneten Frontbogens bis zu einer über St. Qu entin verlaufenden Geraden zuvorkam. Diese so ge» chasjene„S i e g f r i e d l i n i e" erfuhr nur eine unwesentliche Äenderung durch eine abermalige Frontverlegung: am 9. April 1917
Stand bis einschl. 26. März 1913.(Nach den Heeresberichten bis 27. März 1913.)
gingen wir hier aus einem Arras berührenden Bogen östlich in Richtung Douai zurück, so datz nunmehr die end» gültige Front zienllich geradlinig von Lens über Rocux an der Scarpe, Croisilles, Havcmcourt, St. Ouentin, La Fe« und Couctz-lc-Chäteau verlief. Von dieser Linie aus begann nun am 21. März d. I. die deutsche G r ö ß o f s e nff i v e,"die schon nach einer Woche nahe- zu das ganze oben geschilderte geräumte Geb' ei zurückgewonnen hat. Albert hegt'' c-wa.6 Kilometer scnfeits. der alten Front, uns ebensoviel liegt das im englischen Heeresbericht genannte R o- sie res westlich von Chaulnes. Mithin: ivas Engländer und Franzosen unter Aufbietung noch nie dagewesener Äienschcnmassen, technischer Hilfsmittel und finanzieller Opfer in einem Zeitraum von nahezu zwei Jahren mühsam erworben hatten, ist ihnen vom deutschen Heer innerhalb knapp allst Tagen wieder entrissen toorbep.
Das Geheimnis öer Niefenkanonen. Berlin , 28. März.(W. T. B.) Vergeblich zerbrechen sich unsere Gegner den Kopf über das Geheimnis unserer Riese nkanonen, mit denen wir Paris beschießen; sie glauben des Rätsels Lösung in einer österreichischen Langrohrkanonc gefunden zu haben. Dem- gegenüber muß festgestellt werden, daß wir dieses neueste Kriegs- Werkzeug, daS mit seiner großen Schußweite und Treffgenauigkeit seit der Erfindung des Schießpulvers der größte Forlschritt in der Entwicklung der Feuerwaffen darstellt, lediglich deutscher Wissen- schast, deutscher Technik und deutscher Industrie ver- danken. Amerika künöigt Norwegen öenSchiffahrts- vertrag. Kristiama, 27. März. Den Zeitungen zufolge hat die amerikanische Regierung den Handels- und Schiffahrtsvertrag mit Norwegen vom 4. Juli" 1327 gekündigt. Der Ver- trag, der bekanntlich B e st i m mun gen enthält, lvonach Amerika sich verpflichtet hat. im Falle eines Krieges neutrale norwegische Schiffe nicht zn.be- schlagnahmen, läuft am 2. Februar 1919 ab. Die amerikanische Regierung hat gleichzeitig ihre Bereitwilligkeit erklärt, über den Abschluß eines neuen Vertrages zu verhandeln.__ Japanischer Schiffsraum an Amerika . Washington , 27. März.(Reuternieldung.) Die Ver- Handlung zur Ucbergabe von 150 000 Tonnen japanischen Schiffsraums an die Vereinigten Staaten sind auf der Grundlage von zwei Tonnen Stahlplatten für jede Brnttoregistertonne abgeschlossen worden. Amsterdam , 28. März..Times" erfährt aus Tokio , daß der japanische Botschafter in Petersburg , Marquis Uädida. seiner Ansicht über die rusfiichen Verhältnisse dahin Aus- druck gegeben habe, daß die Partei von Lenin die Herr- i ch e n d e sei und daß ohne energischen Widerstand das maxi- malistische Programm dw Oberhand behalten werde. Granting gegen öie öeutsche Sozial- üemokratie. Stockholm , 27. März. lEegener Drahibericht des.Vorwärts'.) Branting greift die deutsche Partei wegen der Stimm- entbaltung über den Ostftieden heftigst an. Er schreibt, die Kapi- rulation, in dem Grundsatz, daß Macht Recht ist, könnte nicht voll- ständiger sein und die Bewilligung der IS Milliarden für de» West- krieg unterstreiche den Wert dieser lahmen Demonstration sder Stimm- enrhaltung). Wenn bei Gelingen der Westoffensive die Selbst- bestimmung Belgiens und NordftankreichS mit Füßen getreten wird, werde die Partei der Herren Scheidemann und David sicherlich zum Protest auch wieder Stimmenthaltung üben. Auch in einem anderen
Artikel, der die Anweisung an Schoen bezüglich Toul und Verdun behandelt, beschuldigt Branting die Mehrheiticr, daß sie der Regie« rung auf dem Wege des Erobererfriedens folgt. * Wäre Branting zufällig als Deutscher auf die Welt gekommen, so könnte ihm wahrscheinlich unsere Politik gar nicht national genug sein. Da er Schwede und leidenschaftlicher Freund der Westmächte ist, greift er uns an. Solche Meinungsverschiedenheiten, die aus der Verschiedenheit der Geburtsorte entspringen, müssen, solange der Krieg dauert, ertragen werden. Etwas naiv für einen so g-wiegten Politiker wie Branting mutet die Bemerkung an, die deutsche Sozialdemokratie würde auch beim Westfrieden Stimmenthaltung üben und nicht zur Ablehnung schreiten, wenn Belgiens und NordfrankrcichS SelbstbestimmungS- recht angetastet würde. Wenn die Sozialdemokratie nun einen solchen Frieden ablehnte, nachdem er Tatsache geworden ist, i« möchten wir etwas volkstümltch danach fragen, was sich wohl Frankreich und Belgien dafür kaufen würden. Einstweilen tut die Sozialdemokratie alles was in ihren Kräften steht, damit im Falle des erwünschten Sieges das Selbstbestimmungsrecht Belgiens und Nordfranlreichs nicht angetastet wird, und das ist entschieden ge- schester, als wenn sie die Dinge laufen ließe, um schließlich gegen alles zu stimmen. das Programm öes ukrainischen Ministeriums. Das ukrainische Blatt„Letzte Neuheiten" bringt die Zusammen. fetzung des neuen Ministeriums wie folgt: Vorsitz nnd Aeußeres: Golubowitsch, Inneres: Thutschenko, Justiz: Scheluchin» Krieg: Shukolvski, Verkehr: Sakowitsch, Post und Telegraphen: Sidorenko, Ackerbau und Verpflegung: Kowalewski, Finanzen: Pcrepcliza, Kultus: Prokopowitfch, Handel und Industrie: Tscho- powski, Generalschreiber: Christjuk, Arbeit(Verwalter): Michailow. In der Sitzung der Roda gab Ministerpräsident Golubowitsch folgendes politische Programm bekannt: Für das Post- und Telegraphevwesen: Ausbau des Nachrichten. Wesens und der Lustpost sowie des FunkcntelegraphenwesenZ. Für das Verkehrswesen: Uebergang der Elsenbahnen i» Nationalbesitz, aber unter Hinzuziehung der Privatunter- nehmungen zun, Ausbau. Für Handel und Industrie: Monopolisierung des Außenhandels, Staatskontrolle für den geiam. ten Handel und die Industrie, Enwiwcklung des G e» n o s s e n s ch a s t s w e s e n s in Land und Stadt für den Innen- Handel. Für die Finanzen: Einführung ukrainischen Geldes, Er- Weiterung des Emissionsrechts der Staatsbank, Staats- kontrolle über die Privatbanken, Entwicklung der Sparkassen Für die Verpflegung: Verbesserung des VerpflegungS. Wesens für den Bedarf der Bevölkerung und des Außenhandels. Zentralisarian der Verwaltung mit besonderen Vollmachten. Lösung der Landfrage aus Grundlage der Universale.. Reorganisation der Landkomitees durch Hinzuziehung von Fachleuten. Entsendung Sachverständiger zur Durchführung der Frühjahrsbestellung. Für das Arbeitsministerium: Entwicklung der SchiedSge- richte. Belassung der Arbeiterräte als Klasscnor-