Nr. 88a. 35. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Berniprecher: Ami Morisblas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 30. März 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Berniprecher: Am: Morisolas, Mr. 151 90-151 97.
Vordringen zwifchen Somme und Avre.
Getreide- und Petroleumabkommen
Bukarest , 29. März. Staatssekretär v. Kühlmann und Minister des Aeußern Graf Czernin haben heute mittag mit den rumänischen Unterhändlern das Petroleumab. fommen sowie ein Abkommen über den Bezug von Getreibe und anderen landwirtschaftlichen Probuften para, phiert.
Um 1% Uhr sind Herr v. Kühlmann und Graf Czernin , wie beabsichtigt, aus Bukarest ab gereist.
Die Bedeutung der Eroberung von Montdidier .
( Telegramm unseres Kriegsberichterstatters.)
Westfront, am 28. Mära. Wenn der moderne Krieg mit Recht ein Eisenbahnkrieg genannt wird, so ist der glückliche Vorstoß auf die Punkte Montdidier und Pierrepont, die heute nacht von der Armee Hutier genommen wur-| den, hierfür ein eindrucksvolles Beispiel. Die ungestörte Ausnugung seines reichen Eisenbahnnetes ist gerade jetzt dringendes Bedürfnis für den Gegner, der weber weiß, wo auf der 100 kilometer breiten Durchbruchsfront der stärkste Drud unfererseits jedesmal erfolgen, noch ob bie bisherige Durchbruchsstelle Die einzige bleiben wird. Nun reißt aber der Besitz der beiben Städte ein acht Kilometer breites
Loch in den wichtigen Schienenweg Compiègne- Amiens, legt gleichzeitig die Eisenbahnlinie BarisGreil- miens unter deutsche Feuerbedrohung und brängt so alle wichtigen Truppentransporte von oft nach nordwest mehr und mehr in weitausholendem Südbogen über Baris hinein.
Dadurch wird das Herumwerfen der ungefähr 15 Divisionen starken englischen Südarmee auf das nördliche Kampffeld der englifchen Hauptmacht sehr erschwert und die Berschneidung ihrer Streitkräfte immer drohenber.
Aber der Stoß nach Montdidier ist noch von einer anderen Seite wichtig. Es wurde gestern eine kühne Bewegung ausgeführt, während die sich nördlich anschließende Armee Marwit bekanntlich noch in heiße Kämpfe um Höhen westlich von Albert verwickelt lag, Kämpfe, die erst nach neuem Artillerieaufmarsch günstig für uns entschieben werden könnten. In diesem Stoß nun, ber einen acht Kilometer breiten und 20 Kilometer tiefen Angriffsteil in die feind liche Front trieb, bietet heute die Armee Hutier ihrem nördlichen Nachbarn, der offenbar stärkere Kräfte gegenüber hat, eine natura gemäß große flankierende Entlastung. So zeugt Lubendorffs Gebanke, den Durchbruch auf möglichst breiter Front zu wagen, täglich fruchtbarste Wirkungen,
Gin Blid auf die Karte der Kriegslage am heutigen Morgen zeigt baß die militärische Situation an Spannung noch dauernb animmt. Dabei ist noch keine der Grundpositionen der deutschen Seeresleitung geändert worden. Wie der Befehl zum Angriff schon bis auf den Tag genau Anfang Februar festgefeht worden war, so laufen auch heute noch die großen Bewegungen des Feindes unbewußt nach Hindenburgs Rezept. Was sich in diesen Tagen vor unferen staunenden Augen abrollt, ist
ein weltgeschichtliches Schachspiel
yon erbabener Größe. Auf beiden Seiten reist das äußerste Anfae. bot an Nerven, Geist und Erziehung, an legten moralischen Bolks. cigenschaften. Glücklich, wessen Herz bei den vorwärtsmar= sierenden Bataillonen schlagen darf! Dr. Adolf Koester, Kriegsberichterstatter.
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Englische Stellungen Stellungen beiderseits der Scarpe erstürmt. Erfolglose Gegenangriffe der Engländer bei Albert, der Franzosen bei Nohon.- Fortschreitender Angriff zwischen Somme und Avre. 70 000 Gefangene, 1100 Geschütze. Richthofens 74. Luftfieg. Amtlich. Großes Hauptquartier, 29. März 1918.( 23. 2. B.)
Weftlicher Kriegsschauplas.
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In örtlichen Kämpfen zu beiben Seiten ber Scarpe brachen wir in die vordersten englischen Stellungen ein und machten mehrere tausend Gefangene.
Bei und nördlich von Albert sette der Engländer erfolg. lofe und verlustreiche Gegenangriffe fort. Zwischen Somme und Avre griffen wir erneut an. Aus alten Stellungen und tapfer verteidigten Dörfern warfen wir den Feind über Warfusée- Abancourt und Plessier nach Westen und Nordwesten zurüd.
Gegen einzelne Abschnitte unserer neuen Front zwischen Montdidier und Noyon führte der Franzose mehrfach heftige Gegenangriffe. Sie scheiterten unter schweren Berluften.
Die bisher festgestellte Beute seit Beginn der Schlacht beträgt: 70 000 Gefangene, 1100 Geschüße. Die Armee des Generals Hutier brachte davon allein 40 000 Gefangene und 600 Geschütze ein.
En ber lothringischen Front hielt gefteigerte geuertätig teit an.
Luftfieg
Bon ben anderen Kriegsschauplägen nichts Reues. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Abendbericht.
Berlin , 29. März abends. Amtlich.
Auf dem Schlachtfelde nördlich von der Somme ruhiger Tag.
Der österreichische Bericht. ien, 29. März. Amtlich wird verlautbart: Im Often und in Italien teine besonderen Ereigniffe. Der Chef bes Generalstabes.
Witterungsumschlag im Westen. Berlin , 29. März. Den warmen Sonnenschein der letzten Tage hat bittere Kälte abgelöst. Gs weht schneidender Wind. Die Rän der der Schlammirichter sind vereist. Trop Unbilden der Witterung haben die beutschen Truppen weitere Angriffs- Erfolge ergielt und dem Feinde eine Reihe zäh verteidigter Dörfer und Stellungen
Berlin , 29. März 10 Uhr abends hatten die Deutschen Montsentriffen. bldier genommen. Die Franzosen , die seit Schlachtbeginn ununter
Stellungen geworfen. Gin deutsches Regiment verfolgte den Geg
Zur Verteuerung des Reiseverkehrs.
Von Robert Beinert
I
II
IV 10 Proz.
Am ersten April treten in den Personentarifen der Eisenbahnen nicht unerhebliche Berteue⭑ rungen ein, die durch das Inkrafttreten der neuen Ber fehrssteuern hervorgerufen worden sind. Diese Gelegenheit ist aber zugleich benutzt worden, eine allgemeine Erhöhung der Tarife um 10 Bros., der Schnellzugszuschläge, sowie der Gepäckfrachten herbeizuführen. Die bisherige Fahrkartensteuer wird aufgehoben, wodurch die Fahrkarten bis zum Preise von 60 Pf. und die vierte Klasse nicht mehr wie bisher von der Steuer befreit bleiben. Der Reichstag hat die Verkehrssteuer nach Prozentsäzen des Fahrpreises festgesetzt; der Reisende muß fie im Fahrpreise mitbezahlen. Dabei ist aber die vierte lasie verhältnismäßig höher belastet worden als die erste bis dritte Klasse. Es beträgt die Belastung in Stlaffe III Neue Verkehrssteuer 16 Broz. 14 Broz. 13 Broz. Ab Fahrkarteniteuer 9,965,14 2,75 Daher neue Belastung 6,04 Bros. 8.86 Broz. 9.25 Broz. 10 Broz. Durch den Zuschlag von 10 Broz. auf die Einheitssäke berändern sich die in Aussicht genommenen Einnahmen aus der Verkehrssteuer, weil die Steuer auch von dieser Erhöhung erhoben wird. Bisher betrugen für einen Kilometer die Einheitsfahrpreise in Klaffe I: 7,00 m., II: 4,50 m., III: 3.00 m., IV: 2,00 m. Sinzu kommen 10 Proz. Suschlag, so daß erhoben werden 7,70 M ,, 4,95 M., 3,30 m., 2,20 Mt. Dazu Verkehrssteuer 1,23 M., 0,69 m., 0,39 M., 0,22 M. Abgerundet betragen die neuen Einheitssäke 9,00 M., 5,70 m., 8,70 m., 2,40 M. Gegen die bisherigen Einheitsiä be beträgt die Belastung in Prozenten: 28,57, 26,57, 23,33, 22. Sieht man davon die jetzige FahrBartensteuer mit 9,96 Proz., 5,14 Pros., 2,75 Proz., 00 Pros. ab, so stellt sich die Fahrpreiserhöhung tatsächlich auf 18,61. 21,48, 20,58, 22,00 Bros. Es ist also die vierte Klaffe am meisten berteuert.
Die Schnellzugszuschläge sind verdoppelt worden und für Fahrten von über 350 Kilometer berechnet. Sie betrugen bei einer Entfernung von
1-75 km. 76-150 151-350 über 351
NO
e
bisher
1. n. 2. I. 3. Klaffe
fünftig
1. n. 2. l. 3. Klasse
1, Mt. 0,50 M.
0,50 Mt.
1,
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2,-
0,25 L. 0,50 1,-
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3,-
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1,- 1,50
M
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2,
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Dazu kommt noch die Erhöhung des Gepäc tarifes, die namentlich für leichteres Gepäck auf nahe Entfernungen eine erhebliche Mehrbelastung ausmacht. Sie beträgt z. B. für ein Gepäck im Gewichte von 36 Kilogramm auf eine Entfernung von 200 Kilometer in Zukunft 2,00 M., gegen 1,00 m. bisher.
Mit dieser Tarifreform ist auch eine Erhöhung der Monatstarten verbunden. Für eine Entfernung von 5 Ailometer betrug der Fahrpreis in der dritten Klasse bisher 3,30 m., fünftig 4,80 m., bei 14 Kilometer bisher 9,20, fünftig 11,20 m., bei 82 Kilometer bisher 28,60, fünftig 38,20 M. Die Erhöhung macht sich hier besonders bei den weiteren Entfernungen sehr fühlbar.
Man wird sich also an eine wesentliche Verteuerung des Reifens gewöhnen müssen, denn diese Tarifreform ist keine
Klaffe
bon
I
24,70
II
N
III
15,90 ML 9,90 ML. 29,10 19,80 auf 12,30 Das Gepäd foftet statt 8,00 m. in Zukunft 3,80 M. Der Fahrpreis der 4. Klasse erhöht sich für diese Fahrt von 5,80 Mark auf 7,00 M.
brochen gekämpft hatten, waren wiederholt aus den zäh gehaltenen Kein Nachlassen der deutschen Angriffskraft. Kriegsmaßnahme, fondern für längere Zeit berechnet. In ner ungestüm 12 Kilometer weit und drang jogar über Mont- Amsterdam, 29. März. Der Sonderforrespondent der„ Times" Zukunft wird z. B. eine Fahrt von Berlin nach Hamburg im didier vor. Der Rüdzug der Franzosen wenbebe sich schließlich in Frankreich melbet: Die äußerst erbitterten Kämpfe dauern fort. Schnellzuge mit 50 kilogramm sich gegen den bisherigen in regellose Flucht. Gewehre, Patronentaschen, Helme, selbst Män- Die Kräfte der Deutschen sind noch nicht erschöpft. Auf den nörd- Breis erhöhen in tel wurden fortgeworfen. An der großen Straße Roye - Montbibier lichen, noch stehenden englischen Flügel wird ein ungeheurer lagen Massen unversehrter Artilleriemunition, Drud ausgeübt. darunter ungezählte Granaten schwersten Salibers. Infolge der Reuters Sonderforrespondent bei der englischen scharfen Verfolgung fonnte der Franzose das Städtchen nicht zur Armee berichtet: Noch ist kein Zeichen der Schwäche in der gewaltiVerteidigung einrichten. Es blieb daher von deutschem Artillerie- gen Kraft des deutschen Vorstoßes in der Nichtung auf Amiens au feuer verschont Nur am Oftrande brachen einige Granaten den bemerken. Um Lassigny, das der Schauplatz einer der heftigsten furzen Widerstand. Als dann aber deutsche Artillerie die Höhen Kämpfe im Jahre 1914 war, hat gestern ein schwerer Stampf ge- Es ergibt sich aus diesen Preisen, daß die Erhöhung der östlich Mondider fronte. Bitten die Franzosen furchtbar bei ihrer mütet. Weiter nach Nordwesten zu mußten die alfinerten Streit erften Klasse nicht von Bedeutung erscheint, weil derjenige, Flucht über den Bach südwestlich des Orbes. Dort lagen in fräfte sich unter dem anbauernben feindlichen Drud zurüdziehen. der fich die erste Klasse leisten kann, die paar Mark Mehr. dichten Reiben die graublau gekleideten Franzosenleichen. Heute morgen entwidelte fich ein heftiges Gefecht auf dem nördlichen ausgabe nicht fühlen wird. Mit der Berechnung der Schnell. Berlin , 29 März. Französische Entlastungs- Divifionen wur- Teile des Schlachtfeldes. Die Deutschen richteten amei Angriffe| zugszuschläge ist die erste Klasse auf dieser Strede belastet ben jo fort nach der Ausladung, ohne die Artillerie ab- gegen Arras, den einen im Norden, den anderen im Süden der mit rund 17, die zweite und die dritte mit 24 Prozent. aumarten, eiligst in den Kampf geworfen, um den zertrümmerten Ecarpe. Der letztere war von ganz besonderer Heftigbeit. Um Man fann also nicht sagen, daß das soziale Brinzip bei dieser englischen Divisionen Zeit zum Sammeln zu lassen. Der über 11 Uhr wurde berichtet, daß die deutschen Streitmaffen unter dem Tarifreform gefiegt hätte, denn für Personenzüge beträgt die stürzte Ginja rächte sich naturgemäß sehr bald mit der Schuhe einer ungebeuren Beschießung einige Fortschritte Erhöhung zwischen Hamburg und Berlin in der 1. Klasse völligen Niederlage dieser Truppen. Besonders schmere gemacht hätten. Heute nachmittag ist das Wetter umge- 14,98 Proa., in der 2. Klasse 19,42 Proz., in der 3. Klaffe Berlufte erlitt hierbei die franzöfifche 125. Infanterie- Division, flagen. Es herrscht bittere Kälte und es droht Schnee 21,35 Broz. und in der 4. Klaffe 20,69 Proz. Die als Kriegsebenso die 1. Sürassier- Divifion, die unberitten ins Gefecht trat zu fallen. maßnahme gegen die Benutzung der Eisenbahn durch Minder