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Unterhaltungsblatt Ses vorwärts
Dienstag, 9. �prll
Der Laubentolonist. Was im April z« tun ift Die einen wurden Gartenbauer aus Liebe zur Sache, die an- deren getrieben durch den Zwang der Gegenwart. Während jene, stets von Lust und Mut beseelt, sich sobald nicht aus dem Gleich- gewicht bringen lassen, sondern tapfer immer wieder von neuem an- sangen, wenn ihnen ein Mißgeschick auch einmal einen Streich spielt, verlieren diese so leicht allen' Mut, alle Freudigkeit, sobald es ein- mal schies geht. Und doch, auch an den Fehlern, an den Miß- erfolgen soll und kann man lernen: nämlich, wie man es das andere Mal nicht machen soll. Viele werden es sein, d.e jetzt zum ersten Male ein Stück Land bearbeiten wollen, die zum ersten Male mit dem Spaten, der Hacke hantieren, die das erste Samenkorn, die erste junge Pflanze Mutter Erde anvertrauen. Die Lust, der Wille zur Tat ist wiederum oft da, doch am Können fehlt es. Gute, praktische Ratschläge find darum dem Anfänger allezeit von Nutzen. Ob das Gärtchen, dos Stückchen Land groß oder klein sei, tut hier nichts zur Sache. Angenehm ist es, sofern es eingezäunt ist, in irgendeiner Form. Noch gemütlicher ist es, sobald auch eine kleine Laube vorhanden ist. Ja. diese ist oft die Hauptsache, hat sie dock dem Ganzen erst den Namen gegeben:„Laubenkolonie". Heut ist vorerst der vorhandene Erdboden die Hauptsache. Dieser ist eS doch, der all die guten eßbaren Dinge hervorbringt. Aber er bringt nichts hervor, bevor man nicht ein gehöriges Stück Arbeit leistet, und bevor man ihm nicht Nahrung gibt in irgendeiner Form. Früher war da kein Mangel. Umsonst konnte man bisweilen den besten Dung haben, heute ist er kaum für Geld und gute Worte zu erhalten. Auch hier mutz„Ersatz" helfen. Noch gehen alltäglich ungezählte Fuhren Stratzenkehricht auS Berlin und anderen großen Städten. Das ist ein guter, sehr brauchbarer Dungersatz. und ein dilliger zudem. Ja, er kann sogar umsonst geliefert werden. Man sorge dafür, daß man reichlich von diesem Stoff erhält. Der Garten sagt seinen Dank dafür in Form guter Erträge. Auch das, was die übrig gebliebenen Gäule aus der Straße verlieren, ist sehr wertvoll. Die eiftige Jugend mir Eimer, Müllschippe und Besen bewaffnet, zeugt davon. Die Straßen sind auch in dieser Hinsicht selten so rein davon gewesen als heute. Notwendig ist weiterhin ein gutes Be- arbeiten des Erdbodens. Er will tief gegraben werden und zugleich gesäubert dabei. Alle Steine, Scherben, Wurzeln, Quecken und fonstige dauernde Unkräuter müssen peinlichst ausgelesen werden. Elftere werden zur Ausbesserung der Wege verwendet, letzteres, überhaupt alles VerweSbare wandert auf den Kompost. Mit dem Graben wird das Land gleichzeitig geebnet. Berg und Tal, auch im kleinsten Maßstabe, müssen verschwinden, schon des GießwasserS wegen. Bei abfallendem Gelände lege man später die Beete quer zum Fall, die Beete selbst können dann ziemlich oben liegen, so daß Regen- und Gietzwasser nicht einseitig abfließen können. Bei einer größeren Fläche lassen sich auch durch zwischengelegte Böschungen, ebene Flächen schaffen. Wie eS gemacht wird, muß eben der jeweilige Zustand entscheiden. Ist das Land gedüngt, gegraben, in Beete eingeteilt, dann kommt das Säen und Pflanzen. Und damit die Hauptfrage: w a§ säe ich und was pflanze ich. Feste Regeln find hier nicht möglich auszustellen. Eigene Wünsche dagegen meistens maßgebend. Heute wird es wohl vor allen Dingen därauf ankommen, möglichst bald und möglichst viel Gemüse zu haben. Ja. da müssen sogar manch- mal Sonderwünsche schweigen. Der April erlaubt uns noch, alles das auszusäen, was irgendwie schon in Frage käme. Das find besonders: Spinat. Karotten oder Mohrrüben, Zwiebeln, etwas Petersilie, Dill und Bohnenkraut, auch Pastinaken und Schwarzwurzeln. Mit Ausnahme von Spinat kann alles in ungedüngte Erde gesät werden. Dasselbe gilt von Erbsen, die jetzt auch schon ausgesät werden können. Vorteil- hast ist bei allen die Reihensaat anzuwenden. Auf 1,20 Meter breiten Beeten werden mit einer kleinen Harke flache Rillen ge- zogen und in diese der Same dünn ausgestreut. Mit dem Harken- rücken werden die Rillen darauf wieder geschlossen, fest angeklopft und dann das ganze Beet noch einmal leicht geebnet. Ich mache hier ganz besonders darauf aufmerksam, daß keine Samenkörner verstreut werden dürfen, auch keine auf dem Beet obenauf zu liegen kommen. Spatzen und andere Vögel haben sie bald ent- deckt und mit tödlicher Sicherheit auch jedes Körnchen, da? der Erde anvertraut ist. Auch das feste Anklopfen der Erde hat seinen bestimmten Zweck. Einmal hält eS die Feuchtig» keit des BodenS länger und begünstigt daS Keimen des Samens. zum anderen verhindert es das„Baden" der Spatzen, die es fönst in molliger, trockener Erde mit dem größten, andauerndsten Fleiß ausüben. Man beobachte nur. Wer Spinat gern mag. auch im Frühsommer, säe jetzt auch Gartenmelde aus. Es gibt rote, grüne und gelbe davon; alle Sorten sind gut. Diese Gartenmelde kömmt
dann zum Verbrauch, wenn bei Eintritt stärkerer Wärme der Spinat nicht mehr gedeiht, sondern bald in Blüte übergeht. Blätter und junge Triebe der Melde werden so zubereitet wie Spinat und schmecken fast noch feiner als dieser. Die Melde darf bei der Aussaat nur ganz slachmit Erde bedeckt werden. Vor zu dickem Bedecken der Samen büte man sich im allgemeinen. Zur Anpflanzung kommen schon Salat, Kohlrabi und früher Weiß-, Rot- und Welschkohl, auch Blumenkohl. Alle diese Gemüse verlangen aber einen nahrhaften, gedüngten Erdboden. Wenn dieser nicht zur Verfügung steht, muß man besser darauf verzichten, denn guten Erfolg wird er nicht haben. Mit Salat und Kohlrabi läßt sich wohl auch in ärmerem Boden ein Versuch wagen, schließlich auch noch mit Welschkohl. Wenn möglich, pflanze man nur in frisch gegrabenes Erdreich, sorge, daß die Wurzeln senkrecht nach unten gehen, drücke den Erd- boden fest an sie an und gieße dann hinterdrein ausreichend jede Pflanze einzeln an. Bei trockenem Wetter ist öfters kräftig zu gießen, bis das Aussehen der Pflanzen zeigt, daß sie an Ort und Stelle angewurzelt und flott im Wachsen find. Nun wird es auch an der Zeit sein, das Beet flach durchzuhacken, um den Boden frisch zu durchlüften und um das junge Unkraut zu zerstören. Auch die Saaibeete müssen, sobald die jungen Pflänzchen sichtbar sind, gehackt werden. Diefo Beete werden nur bei großer Trockenheit hin und wieder einmal durchdringend gegossen. Wer Lust Hat, mag sich die Pflanzen von späterem Salat, von spätem Kohlrabi und Kohl selbst heranziehen. Diese Sachen können jetzt schon direkt ins freie Land gefetzt werden und sind nur durch häufigeres Ueberbrausen zu schnellem Keimen anzuregen. Spät- fröste schaden ihnen nicht. Besonders sollte jeder reichlich und oft- mals Kopfsalat anpflanzen. Denn wird er auch nicht in Form von Salat aufgebraucht, so läßt er sich doch, wie Spinat zubereitet, zu einem bekömmlichen, wohlschmeckenden Gemüse verarbeiten. Wer Saatgur an Frühkartoffeln hat, möge dieses von Mitte April an in gedüngten, gut bearbeiteten Boden auslegen. Nur nicht zu früh, lege lieber 8 Tage später als früher, denn die Ernte der Kartoffeln richtet sich ganz und gar nickt nach der Zeit des PflanzenS, sondern einzig und allein nach der Witterung und nach der Güte des Kulturbodens . Auch ohne allzu frühes Pflanzen der Kartoffeln kann man sie für eine Frühernte vorbereiten und zwar durch das Vorkeimen. Dazu lege man die Kartoffeln Stück für Stück nebeneinander in ein flaches Kistchen und stelle dieses an das helle Fenster des warmen Zimmers. Bald entwickeln die Kartoffeln dicke, grünliche Keime, die zahllose Ansätze von Wurzeln zeigen und nach dem Auspflanzen in verblüffend schneller Folge in Form kräftiger Triebe über dem Erdboden erscheinen. Späte Kartoffeln sollten erst von Anfang Mai an gelegt werden, doch können die hierzu bestimmten Knollen auch kurze Zeit vorgekeimt werden. Nötig ist es allerdings nicht. Da die jungen Kartoffeltriebe so leicht einem Spätfrost völlig zum Opfer fallen, möchte ich nochmals dringend vor zu frühem Pflanzen warnen. In der Laubenkolonie wird nur selten über soviel Platz z« der- fügen sein, daß auch mit einer Anpflanzung von allerlei Obstgehölzen gerechnet werden kann. Meistens wird es bei der Verwendung einiger Sträucker des anspruchslosen BeerenobsteS bleiben müssen. Am vorteilhaftesten ist dann die Anpflanzung von Johannis- und Stachelbeersträuchern. Diese sind nickt nur recht genügsam in jeder Beziehung, sie geben auch bald und gewöhnlich regelmäßig gute Ernten. Welchen Wert aber die reifen Früchte beute haben, hat jede Hausfrau redlich genug erfahren. Diese Sträucher können jetzt noch angepflanzt werden. So wohlschmeckend auch Himbeeren find, sie werden seltener angepflanzt werden, da sie höhere Ansprüche stellen und seltener restlos befriedige«. Reichlich mag man dagegen jetzt noch Erdbeeren auf gut gedüngtem Boden anpflanzen. Bringen sie auch in diesem Fahre noch keine Ernten, so können sie doch im Laufe des Sommers zu starken Büschen heranwachsen. Einige Stauden Rhabarber sollten eigentlich auch in jedem Lanbengänchen daheim sein. Von Steiw obst kommt die Schattenmorelle fast überall in einem oder mehreren Bäumchen zur Anpflanzung und das mit Recht. Aber auch einige Blumen muffen da sein: ein Fliederbusch, ein Goldregen oder ein wohlriechender JaSmin in den Ecken, eine Schlingrose oder Gaisblatt um den Eingang als Bogen geformt und einige Buschrosen und Sommerblumen, wie Astern, Levkojen und andere auf ein kleines Beet vor der Laube. So hat auch das Auge etwas nur für sich und da? Gemüt auch. Kdr.
Ms See Geschichte der Rechtshänölgkett. Da das außerordentliche Ueberwiegen der Rechtshändigkeit zu den charakteristischsten Eigentümlichkeiten aller jetzt lebenden Kultur- Völker gehört, liegt die Frage nach dem Ursprung und den Gründen dieser Entwicklung nahe. Denn eS ist, wie Prof. Goldstein in der „Umschau" ausführt, kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß
die Mehrzahl der Menschheit immer rechtshändig gewesen sei. Be- obacktungen an Zeichnungen von Pferden und Nenntieren, die auS der Urzeit der Menschheit stammen, sowie Formen von Werkzeugen auS der Steinzeit lassen vielmehr die Annahme zu, daß die linke Hand von den prähistorischen Völkern in viel größerem Maße be- nutzt wurde als von dem gegenwärtigen. Darum brauchen die Völker damals keineswegs eine verhältnismäßig größere Zahl von Linkshändern aufgewiesen haben, sondern sie waren, häufiger beid- händig, das heißt, sie konnten die linkeHand genau so gebrauchen, wiebie rechte. Allerdings waren ihre beiden Hände zusammen an Geschicklich« keil nicht mit der rechten Hand des Kulturmenschen zu vergleichen. Aehnliche Verhältnisse, wie man sie aus besagten Gründen für die prähistorischen Menschen annimmt, lassen sich auch bei den jetzt noch lebenden Naturvölkern beobachten. Die Rechtshändigkeit kann atS ein Kulturzeichen gewertet werden, da sie. tvie Abschnitte des Alten Testaments und der Homerischen Jlias beweisen, bei den Kultur- Völkern der Vcrgangenheir das Gewöhnliche war. Nach den For- schungen von Grimm herrschten diese Verhältnisse bereits zur Zeit der Spra'chentstchung. Es ist auffallend, daß in verschiedenen Sprachen die Zahl 6 denselben Stamm enthält, wie das Wort links. Dies spricht dafür, daß an der linken Hand gezählt wurde und hieraus ist wieder auf eine erheblichere Tätigkeit der rechten Hand zu schließen. Nach allen Forschungen erscheint es am wahrscheinlichsten, daß— im Gegensatz zu den Naturvölkern— bei den Kulturvölkern bis in die älteste Zeit das Verhältnis zwischen Rechts- und LinkLhändigkeit dem heutigen gleichkam, nach dem von allen Menschen nur 4.— 4V;; Prozent Linkshänder find, und zwar Frauen Ve mal so häufig als Männer. Auch heute fällt auf, daß es unter den Kindern viel mehr Linkshänder gibt als unter den Erwachsenen, und viele erwachsene Rechtshänder sind in ihrer Kugend Linkshänder gewesen. Die Sonderstellung der rechten Seite betrifft übrigens nicht nur die Hand, sondern auch den Fuß und das Gesicht. Dies läßt stch selbst bei scheinbaren Rechtshändern gelegentlich des Fußballspiels und ähnlicher Tätigkeiten gut erkennen. SchlaMnMer km Tkeerekch. Such die größten Schlafkünstler unter den Tieren verspüren jetzt allmählich den Frühling und erwachen aus ihrem an Schein- tod grenzenden Winterfchlas. Zu den merkwürdigsten Geschöpfen dieser Art gehört eine Familie der Mäuse, die auch den besonderen Namen der Schlafmäuse führt. Es ist nicht leicht, ihre Lebens- gewohnheiten zu ergründen, da sie nicht nur den Winter, sondern auch den ganzen Tag verschlafen, schwer zu fangen und noäi schwerer in der Gefangenschaft zu erhalten sind. In Deutschland ist von den Mitgliedern dieser Familie die Haselmaus cun weitesten verbreitet und daher auch am besten bekannt, auch in der Gefangenschaft am dauerhaftesten. Während sie sich leicht blS zu einem gewissen Grade zähmen läßt, sind ihre Verwandten höchst ungebärdige und schwierige Ge- sellen. ES ist fast unglaublich, welche Lebendigkeit und Angriffslust diese kleinen Nager für die Zeit, die sie von ihrem Schlaf absparen. aufzubringen vermögen. Sie machen sich gar nichts daraus, einen etwas zu'laug schlafenden Nestgenossen zu überfallen und unverzüg- lich aufzufressen. Auch große zoologische Gärten müssen daher ihren Bestand an Schlasnmufen immer wieder auffrischen, wie es jetzt dem Berliner Zoologischen Garten durch die Aufmerksamkeit von Offizieren von der Front gelungen ist, so daß er über Vertreter aller drei großen Gattungen der Schlafmäuse verfügt, zu denen außer den Hasel- mäusen noch die Gattenschläfer und der berühmte Siebenschläfer gehören. Die Haselmäuse nehmen eS übrigen? mit dem Siebenschläfer an Schlafkunst auf, denn auch ihr Winterschlaf dauett selten weniger als sieben Monate. Der größte Nichtsnutz ist der Gartenschläfer,. der namentlich in Obstgärten äußerst verhaßt ist, weil er immer gerade die feinsten Früchte auswählt, unzählige vertilgt und nock mehr anknabbert, dabei äußerst schwer fernzuhalten und einzufangcn ist. Nickt einmal das Fell und das Fleisch sind verwertbar, während der Siebenschläfer schon bei den alten Römern als großer Lecker- bissen galt und dafür besonders gemästet wurde und auch heule noch in Bayern und einigen Alpenländern zn diesem Zweck ge- fangen wird._ Notizen. — In der Volksbühne findet am Sonnaidend, den 18.. die klrrmffiihvnng von Ludwig Fuldas neuem Trmrmfchwank „Die Richtige" statt. — Im Lessr ng- Museum spricht Mittwoch Hermann Kienzl über Miete K re m n i tz, die deutsche Dichterin Rrmränicns. Aus ihren Werken rezitiert Hilde Costc.— Donnerstag spricht Direktor Georg Altman über„Theater- leitung als Beruf".
3 Pioniere. Roman auS dem Norden von Ernst Didring . Nun erst spürte er, wie grenzenlos müde er war. Affe Knochen taten ihm weh. Er dachte an den Lump von Wolf im Gebirge, schielte nach dem eisernen Ofen, ob es auch wohl zu warm werden würde, und lockerte den Gürtel etwas. Dann zog er die Zipfelmütze über die Ohren, kehrte die Nase gegen die Wand und schlief ein, indem er mit einer letzten Anstrengung seines Gedächtnisses die Hand in die Brusttasche steckte und den Lederbeutel mit den fünfzig Kronen umfaßte. Er erwachte davon, daß jemand ihm einen Tritt in den Rücken gab. Er drehte sich um und setzte sich so heftig aus, daß er sich den Kopf an der Pritsche stieß. Er war sofort ganz wach, kroch zwischen den Kissen hervor und richtete sich auf. Eine Oellampe ohne Kuppel brannte in der Hütte. Eine halbnackte Frau hantierte am Ofen. Die Männer wälzten sich von den Pritschen und schleuderten die Stiefel gegen die Pntschenpfosten. Ein Teil der Männer saß bereits fertig angekleidet aus den Pritschen, die Kaffeekrüge neben sich: sie schnitten mit den Taschenmessern dicke Scheiben von dem Brot, die sie mit Margarine bestrichen, so daß Sarri das Wasser im Munde zusammenlief. Viele Augen starrten ihn störrisch und fragend an. Er fühlte sich völlig hilflos und wendete sich verlegen zu der Frau am Ofen,«sie füllte gerade den getvaltigen Kaffeetopf mit Wasser aus dem Eimer. „Pouris," sagte Sarri und lächelte. Sie kehrte sich zn ihm und lachte laut. „.loWccuuajLw, kopojka," rief sie und klopfte ihm mit einer glühend heißen Hand die. Backe. Eine Lachsalve donnerte durch die Hütte. ..Nein, hört nur die Bärin! Die ist auch im Lappi- fchen bewandert," brüllte einer.„Wo hast du das gelernt „Ich kann nicht behaupten, daß das Lappisch war," ant- wortete die Frau auf norwegisch. „Zum Kuckuck, was war es denn?" fragte eine Stimme. „Ich Habs usir mir j-0 ausgedacht. Na, du kleiner Windhund, du willst wohl deinen Kaffee haben?" sagte sie zu
Sarri und goß ihm aus einem Topf einen großen Napf voll ein. Sie schnitt eine Scheibe Brot ab, verzierte sie mit einem Riesenklccks Margarine, warf einige Zuckerftücke auf den Teller und reichte ihm alles mit einem freundlichen Nicken. „Die neueste Eroberung!* brüllte einer hinten an der Tür. „Es läppert sich zusammen," schrie ein anderer. Von neuem erdröhnten Lachsalven. Sarri kapierte nichts, er merkte nur, daß der Kaffee herrlich schmeckte. Die Männer gingen truppweffe fort, einige von ihnen versuchten ein paar plumpe Liebkosungen bei der Schwarzen Bärin. Ein Mann kam in die Hütte und ging direkt auf Sarri zu. Der Lappe erkannte den Stiefelwcrfer von der Nacht wieder, griff sofort in die Brusttasche nach dem Brief und hielt ihn hin. „Landström?" fragte er. Der andere schüttelte den Kopf. Er erklärte auf Finnisch, er selber heiße Jonsson und sei der Bas der Arbeiter, die in der Hütte wohnten, Ingenieur Landström aber wohne allein in einer andern entfernten Hütte. Es blieb Sarri nichts andere« übrig, ak? mitzupatschen, nachdem er mit dein Kaffeetrinken fertig war. Auf einem in den Schnee getretenen Pfade gelangten sie an die Hütte des Ingenieurs, die vollkonimen in den Schnee eingebettet war. Jonsson klopfte an. „Herein!" brummte eine barsche Stimme, die Sarri geradezu in die Knickehlen fuhr. Sie traten ein. Ein Mann saß an einem Ding, daS einen Zeichentisch vorstellen sollte. Auf dem Tisch surrte eine Lampe, und gelbe Reflexe von Zirkeln und Meßstäben glänzten zwischen Papier und Linealen auf. Eine halb ausgetrunkene Kognakflasche und ein Glas mitten zwischen all�diesen Dingen sahen be- sonders verheißungsvoll aus, fand Sarri. „Zum Teufel, macht die Tür zu! Denkt ihr, man krepiert hier drin vor Hitze?" brüllte der Mann, als Sarri zögerte, die Tür hinter sich zu schließen.„Was bringt Ihr denn da für einen Lappenkerl an, Jonsson?" fuhr der Mann fort.
„Er hat einen Brief für den Herrn Ingenieur," ant wortete Jonsson bescheiden. Landström gab Sarri einen Mnk, und der stand im Nu mtt dem Brief vor ihm. Der Ingenieur legte den Meßstab hin, nahm den Brief. drehte ihn ein paarmal hin und her und sah Sarri da- bei an. Landström öffnete den Brief und las ihn. Sein Gesicht verfinsterte sich immer mehr. Als er zu Ende war, schleuderte er ihn mit einem Fluch von sich, goß sich ein halbes GlaL Kognak ein und stürzte es hinunter. „Hjort hat diesen Brief geschickt, aber geschrieben hat ihn der Oberteufel," sagte er zu Jonsson.„Wißt Ihr, ives er schreibt, Jonsson?" Er bückte sich und riß den Brief an sich. „Ich erwarte,' laS er,„daß die Strecke bis zum Tarne- see bald fertig ist! Er erwartet!" Er lachte bitter auf, strich den Brief schön glatt und las weiter. „Es hat lange genug gedauert, und nach meinen Berechnungen hätte die Strecke schon im Herbst fertiggestellt sein müssen. Die Durchstiche sind unbedeutend und—" Landström fuhr wie von einem bösen Geist besessen auf. „Unbedeutend," schrie er.„Und daS will dieser Idiot beurteilen, wenn er in Gellivare in seinem warmen Bett liegt und uns die Suppe einbrockt." Er setzte sich und las weiter. „Die Ausgaben scheinen mir die Kostenberechnung m zu überschreiten. Sie wissen, wie hoch die Kostenanschläge sind, Herr Ingenieur. Sie dürfen unter keiner Bedingung überschritten werden." Landström lachte auS vollem Halse.„Idiot!" sagte er. Jonsson nickte zustimmend und blickte gierig auf die Kognak- flasche. Der Ingenieur merkte es nicht. Er blätterte in seinen Papieren. „Ist Hanssons Schicht tvieder vollständig?" fragte er. „Ich glaube doch," murmelte Jonsson. „Erinnern Sie die Leute dran, daß sie jetzt in der Kälte mit dem Dynamit vorsichtig umgehen sollen. Wir haben keine Leute mehr zu verlieren. Und dann ist die Hand- winde unten an der Drahtseilbahn kaputt. Sie ist beim letzten Schneesturm zum Teufel gegangen, sie muß alio nachgesehen werden."(Forts, solojt.)