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Nr. 124. 35. Jahrg.

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Telegramm breffe

Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morizola, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 6. Mai 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplan, Nr. 151 90-151 97.

Der Rumänenfrieden vor dem Abschluss.

Bukarest  , 4. Mai.  ( Meldung des Wiener   K. K. Tele­graphischen- Korresp.- Bureaus.) Gestern ist durch die Ver­treter Desterreich- Ungarns bzw. Deutschlands   und die Ru­ mäniens   der wirtschaftliche Zusakvertrag zum rumänischen Friedensvertrag paraphiert worden.

Damit sind sämtliche mit dem Friedensschink zusammenhängenden Verträge zwischen Deutsch­ land   und Desterreich- Ungarn einerseits und Rumänien   ande­rerseits abgeschlossen und zur Unterschrift fertig.

Die Verhandlungen haben sich lange hingezogen. Eine ganze Sette von auffallenden Ereignissen spielt in diese breite Zeit hinein: rumänische Bögerungen, eine rumänische Re­gierungskrise, die Anschlußerklärung Besarabiens, eine Welle von bessarabisch- ukrainischen Protesten, die Nieder­fämpfung des Bürgerkriegs zwischen Don und Dnjestr  , das Sichtbarwerden russisch  - ukrainischer Friedensverhandlungen und zuletzt der gegenrevolutionäre Hetmannstaatsstreich in der Ukraine  . Der unmittelbare Zusammenhang dieser Vor­gänge liegt nicht in allen Fällen flar zutage, aber hinter den Kulissen werden merkwürdige Fäden ineinanderspinnen, und jedenfalls ist die Tafel der Geschichte der letzten zwei Mo­nate so reichhaltig und verwickelt beschrieben, daß man auf alles, was auf diesem Boden gewachsen ist, mit besonderem Interesse schauen muß. Also auch auf den nunmehr kommen­den rumänischen Frieden.

Zum Umsturz in der Ukraine  .

Die Angriffe am Kemmel und Bailleul Starke englische   Vorstöße südlich Hébuterne Berlin, 5. Mai 1918, abends. Amtlich. Von den Kriegsschauplägen nichts Neues. Großes Hauptquartier, ben 5. Mai 1918. Amtlich. Weftlicher Kriegsschauplag.

am

Nach stärkster Feuervorbereitung griffen französische Divisionen unfere Stellungen Remmel und bei Bailleul vergeblich an. Sie wurden unter schweren Ber­luften abgewiesen und ließen mehr als 300 Gefangene in un­serer Hand. Der beabsichtigte Angriff einer englischen Division westlich von Bailleul kam unter unserem Feuer nicht zur Entwicklung.

Südlich von Hébuterne scheiterten starte englische Bor­stöße. An den Kampffronten beiderseits der Somme lebte die Artillerietätigkeit am Abend auf. Sie war namentlich bei Villers Bretonneur und auf dem Westufer der Avre gesteigert.

Bon der übrigen Front nichts von Bedeutung.

Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erfte Generalquartiermeister. Lubendorff.

Berlin  , 5. Mai. Amtlich.

Drei deutsche   Seeflugzeuge fchoffen am 4. Mai bor   ber flandrischen Küste vier feindliche Seeflugzeuge ab. Zwei feindliche Flieger wurden schwer verwundet auf dem Luft­wege geborgen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 5. Mai. Amtlich wird verlaufbart: Die Artilleriekämpfe an der Südwestfront dauern fort. An der unteren Piave wurden italienische Erkundungs­unternehmen vereitelt.

Der Chef des Generalstabes.

Ein sozialpolitisches Programm der Arbeitgeber.

Wer sich den Blick für die wirklichen Bedürfnisse unserer Beit bewahrt hat, weiß, daß wir zu einem durchgreifenden Ausbau unserer sozialpolitischen Geset­gebung auf allen Gebieten fommen müssen. Die schweren Verluste des Krieges zwingen uns, die noch vorhandenen Ne­serven der Volkskraft mit allen Mitteln zu schüßen und wieder zur vollen Entfaltung zu bringen. Es gibt kein anderes Mittel zur Ausfüllung der Lücken, die der Krieg geschlagen. Nur sorgsamste Schonung und langsamer Aufbau können die schwer angegriffene Volkskraft wieder zur neuen Blüte ge­langen lassen. Das ist etwas so Selbstverständliches, daß man meinen sollte, auch bei den deutschen   Arbeitgebern sei Ver­ständnis für diese Bedürfnisse vorhanden.

Es ist offenbar nicht der Fall. Die Vereinigung der deutschen   Arbeitgeberverbände hat dem Reichstag   eine Denk­schrift über die Forderungen für die Uebergangszeit und die Friedenswirtschaft unterbreitet. Soweit sie die zukünftige Sozialpolitik betrifft, seien ihr hier einige Worte gewidmet.

Der alte Standpunft des Unternehmertums- nur in neuer Aufmachung, das ist der Gesamteindruck, den man beim Lesen dieser Denkschrift gewinnt. Nur feine neuen Pflichten für die Arbeitgeber, feine weiteren Rechte für die Arbeiter! Die Arbeitgeber werden tunlichst die Anforde rungen der Zeit erfüllen. Deshalb auch keine gesetzliche Ver­pflichtung zur Wiedereinstellung früher beschäftigter Arbeits­fräfte. Die deutschen   Arbeitgeber werden sich der moralischen Pflicht, den ehemaligen Kriegsteilnehmern die Wiederaufnahme der Arbeit zu ermöglichen, voll bewußt sein und in freiwilliger Erfüllung dieser sittlichen Pflicht alles tun, für deren Unterbringung und lohnende Beschäftigung zu sorgen. Auch für die Einstellung der Kriegsbe schädigten darf kein gesetzlicher 3wang ge­schaffen werden. Mit Rücksicht auf die Dankesschuld, die den Kriegsbeschädigten abzutragen ist, sollen ihnen gegenüber die strengen Grundsäge der größtmöglichsten Ertragsfähigkeit der Unternehmung, tunlichst" zurücktreten.

Unsere erste Mitteilung, daß die neue ubrainische Regie­tung einen stark kadettischen Einschlag aufweise, wird jett in der Presse ziemlich allgemein bestätigt und entspricht durchaus den Tatsachen. Mit dem Umsturz, der den General Skoropadsky an die Spitze des Staates brachte, hat die Gegenrevolution der Bourgeoisie und der Großgrundbesizer einen Erfolg errungen, der für die bolschewistische Herrschaft in Großrußland leicht verhängnisvoll werden kann. Die Poli­tifer der besigenden Klassen Rußlands   sind zwar Nationalisten und Gegner Deutschlands  , scheuen sich aber ebensowenig, unter dem Schutz der deutschen   Besabungsarmee ihre sozialistischen Gegner zu überrennen, wie sich Thiers seinerzeit gescheut hat, unter gleichen Umständen seinen unerbittlichen Kampf gegen Entschieden tritt die Denkschrift den Bestrebungen nach die Pariser Kommune   zu führen. Sie handeln als Steal- danach gar nicht ernst gemeint sein, sondern nur bezweden, Schaffung einer Arbeitslosenversicherung ent­politiker, die fich die gegebenen Verhältnisse zunuze machen, die Stimmung im Innern zu beruhigen. Lord Robert Cecil   gegen. Nicht Rente, sondern Arbeit sei das erforderliche. womit nicht gesagt ist, daß fie bereit wären, sich dauernd mit sagt dann wörtlich weiter: Die beiderseitige Freiheit beim Abschluß des Arbeits­ihnen abzufinden. Im Vergleich zu dem großen alldeutschen Ausbruch, den die bertrages müsse gewahrt werden, auch nach der Richtung, Solange Rußland bolichemistisch ist, bleibt der Ris Regierung unmittelbar vor dieser Offensive angeftiftet hat, und ob Individualvertrag oder Tarifvertrag. Von einer geset­zwischen ihm und der wieder bürgerlich gewordenen Ufraine feinen sehr hohen Forderungen, wird das nächste Angebot wahrlichen Regelung des Tarifvertrages sei abzusehen. Mit aller Entschiedenheit" werden Versuche, die Arbeit­unheilbar. Aber wie lange wird Rußland   noch scheinlich gemäßigter fein, aber durchaus nicht gemäßigt bolichemistisch sein? Indem die Kadetten in der im Vergleich zu den Forderungen der Gerechtigkeit. gebernadyweise zugunsten der öffentlichen Arbeitsnach­Ukraine, die ja frog allem nur ein Stüd Rußland   ist, wieder Dann förmen sie sich an ihr Bolf wenden und von deutscher   weise zu beschränken, zurückgewiefen. Su einer gefeßlichen festen Fuß gefaßt haben, haben sie sich zugleich auch eine äßigung sprechen, aber ihre Angebote werden uns Regelung der Arbeitsvermittlung liege fein Grund vor. Auf dem Gebiet der Sozialpolitik könne man nicht einem politische Operationsbasis gegen Norden hin geschaffen. Ge- dem um nichts näher bringen, wonach wir trach. lingt es ihnen, ihre Gesinnungsgenossen auch in Nordrußland ten. Sie beabsichtigen durch diese Angebote nicht etwa wirklich Teile des Voltes fortgesetzt neue Stechte einräumen, ohne ihm wieder zur Herrschaft zu bringen, so ist der feste Zujanunen- den Frieden, sondern diese Offensive wird beabsichtigt sein, um den auch Pflichten aufzuerlegen oder auf die Erfüllung über­hang zwischen Süden und Norden von selbst wieder gegeben. Mut ihres Volfes aufrechtzuerhalten, bis sie in Rußland   eine wie nonmener Pflichten zu drängen. Wir haben den russischen Bolschewismus niemals für fie glauben, unerschütterliche Stellung erlangt haben. Eine gesunde 2ohnpolitik folle getrieben werden. einen Schlußpunkt der Entwicklung gehalten und könnten den Die englische Kriegspresse spinnt diesen Unglücksfaden Daher keine Einführung von Mindestlöhnen inneren Kämpfen Rußlands   gegenüber Gewehr bei Fuß stehen, weiter fort und versichert, daß das britische Volk und seine ohne Festsetzung einer Mindestleistung. Wohl aber sei zu wenn nur die deutsche Politik dasselbe Verhalten beobachten Verbündeten entschlossen seien, den Krieg durchzufämpfen, erwägen, ob nicht bei der Festsetzung des Verdienstes Fa­wollte. So laut aber auch amtlich verkündet wird, Deutsch  - und daß es unmöglich sein werde, sie zum Abschlußmilienstand und Dienstzeit mehr als bisher berücksichtigt land habe sich in die inneren Kämpfe der Ukraine   nicht ein- eines Friedens zu verleiten, der feinen Erfolg werden sollte. gemischt, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß diese Ein- der Grundsäße, für die sie kämpfen, bringen würde. Wir wissen nicht, ob Lord Robert Cecil   die Absichten der mischung bereits erfolgte, als Deutschland   der jetzt gestürzten Regierung der Ukraine   gegen die Bolschewifi zu Hilfe fam, und deutschen   Regierung richtig beurteilt, auch die gestern bon daß Deutschland   diefer Regierung den gleichen Schutz gegen uns wiedergegebene Unterredung mit Herrn v. d. Bussche den Umsturz von rechts versagte. So muß die deutsche Politik gibt darüber keine Auskunft. Wir wissen aber, daß die den Sozialisten Rußlands   als fonterrevolutionär erscheinen, deutsche Sozialdemokratie jeden geeigneten Augenblick zu aber auch diejenigen, die unter dem Schutz der Mittelmächte" dem Verfuch benüßen will, das endlose Spiel der Gewalt ihren Weg zur Macyt fuchen, werden ihr feinen Dank wissen. durch einen Aft der Vernunft zu beenden. Lord Robert Cecil  Kiew  , 4. Mai. Der Direktor der Russischen   Bant für ausivär- versucht nun von vonherein, solche Bestrebungen zu durch tigen Handel in Kiew  , Dobry, der, wie bereits gemeldet, vor etwa freuzen und jede Friedensarbeit in Deutschland   zu erschweren. einer Woche unter geheimnisvollen Umständen in Kiew   verhaftet Er will nichts von Verständigung wissen, sondern er will, wurde, ist in Charkow   von den deutschen   Militärbehörden ermittelt daß Deutschland   die Bedingungen der Entente einfach an­und befreit worden. Dobrh ist inzwischen nach Niew zurückgekehrt. nimmt, wozu fie Deutschland   freilich erst besiegt haben muß. Solange solche Minister wie Cecil im Ententelager ihr Wesen treiben, ist es ungerecht, die Schuld an der Kriegs Gegen die deutsche Friedensoffensive. berlängerung einzig und allein auf die Schultern der deut­Der englische Blockademinister Lord Robert Cecil   hat schen Machthaber zu schieben. Das fönnte sich u. a. auch der Menschheit und seinem eigenen Lande einen wahren. Rebas sagen, der in einem Leitartikel der Humanité" Teufelsdienst erwiesen, indem er als Ergebnis der im Zuge vom 26. April gegen den Vorwärts" und die deutsche befindlichen militärischen Ereignisse eine neue deutsche Frie- Sozialdemokratie polemisiert, die er in schon gewohnter densoffensive prophezeite in der Absicht, sie von vornherein Weise der Unterwerfung unter den deutschen   Imperialismus zu diskreditieren. Lord Robert Cecil   sagte zu einem Ver- beschuldigt. Lebas und den ihm Ggleichgesinnten könnten Sollen wir wirklich die einzelnen Punkte dieses sozial treter von Reuter, die Deutschen   wollten den Kampf im wir es erst recht machen, wenn wir für den Sieg der rückständigen Programms zum Gegenstand der Erörterung Westen fortjezen, bis sie die Hilfsquellen Rußlands   erschlossen Entente arbeiteten. Das werden wir uns aber überlegen, machen? Wir müßten nur all das wiederholen, was zur Be­hätten. Die Friedensoffensive, die er nach dem erwarteten teils dieferhalb, teils außerdem, wenn wir Führer der En- gründung der sozialpolitischen Forderungen, die dem Würz Miglingen der militärischen Offensive poraussicht, würde tente mic Clemencen und Lord Robert Cecil   betrachten, burger Parteitag unterbreitet waren, oder as bei der En

Hauswirtschaftliche Wohlfahrtspflege, Wohnungsfürsorge, alle gesetzlichen Maßnahmen, die dem Arbeiterschuh im Be­triebe zu dienen geeignet sind, sollen unterstützt werden. Die Grundsätze und Einrichtungen unserer Arbeiterver­ficherung sollen aufrecht erhalten, aber umfangreiche Ausdeh­nungen und Neuerungen vermieden werden.

Das Vereinigungsrecht der Arbeiter wird in der Denkschrift anerkannt, aber jeder 3pang einem Arbei. ter gegenüber, der der Vereinigung nicht beitreten, oder ihr nicht mehr angehören will, wird aufs schwerste verurteilt. 3wangsmittel, die diefem unerlaubten Zwede dienen, sollen unter Strafe stehen und deshalb wird auch mit aller Entschie­denheit der Aufhebung des§ 153 G.-D. widersprochen. Staatliche Einigungsämter werden ab­gelehnt, insbesondere auch die Pflicht, sich Entscheidungen dieser zu unterwerfen.-

Das ist im wesentlichen der Inhalt dieses sozialpolitischen Programms. Spurlos ist der Krieg an seinen geistigen Ur­hebern vorübergegangen, nichts haben sie aus ihm gelernt. Alles soll bleiben, wie es war.