Nr. 128. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Am: Wtorisplag, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 11. Mai 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Kerniprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Der neue Sperrangriff auf Oftende.
Wieder ein Sperrangriff gegen Ostende .
Serlin, 10. Mai. ( Amtlich.) Englische SeestreitIräfte unternahmen am 10. Mai, 3 Uhr morgens, nach heftiger Beschießung erneut einen Sperrangriff gegen Ostende . Mehrere feindliche Schiffe, die unter dem Schute täuflichen Nebels in den Hafen einbringen wollten, wurden durch das vortrefflich geleitete Feuer unserer Küstenbatterien abgewiesen. Ein alter Kreuzer liegt gänzlich zusammengeschossen außerhalb des Fahrwassers vor dem Hafen auf dem Grund,
Die Einfahrt ist völlig unbehindert.
An Bord des gestrandeten Schiffes wurden nur noch Tote vorgefunden. Zwei Ueberlebende waren über Bord gesprungen und find gefangen. Nach bisherigen Ermittelungen wurden mindestens zwei feindliche Motorboote abgeschossen, ein Monitor schwer beschädigt. Der Sperrversuch ist somit völlig vereitelt. Abermals hat der Gegner Menschenleben und Fahrzeuge umsonst geopfert.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
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Berlin , 10. Mai. Amtlich. Der zweite Verfuch der Engländer, an die ihnen mit jedem Tage unbequemer werdenden flandrischen U- Boot- Stützpunkte Heranzukommen, traf unser Marinckorps ebenso vorbereitet, wie der erste. Es war vorauszusehen, daß die englische Admiralität es bei einem Versuche nicht bewenden lassen würde. Die Gründe, warum diesmal nur ein Angriff gegen Oftende erfolgte, sind im Augenblick noch nicht zu übersehen. Zwar wurde vor Zeebrügge gleich= aeitig mit dem Angriff gegen Ostende starter künstlicher Nebel von den Engländern entwickelt, jedoch geschah dies offenbar nur zur Ablenkung. Der Feind eröffnete am Morgen des 10. Mai um 2 Uhr 45 Minuten von See und Land aus
das Feuer auf unsere Batterien bei Oftende; einige Minuten später
wurde ein starker künstlicher Nebel erzeugt.
Artilleriekämpfe zwischen Vier und Oise .
Berlin , 10. Mai 1918, abends. Amtlich. Ein englischer Teilangriff nördlich von Albert wurde abgewiesen. Ebenso scheiterte ein französischer Vorstoß im Walde von Apremont.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 10. Mai 1918.(.. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Au den Kampffronten war die Artillerietätigkeit tagsüber nur im Gebiet von Kemmel, beiderseits des Luce- Vachs und auf dem Westufer der Avre lebhaft. Starker Feuersteigerung in diesen Abschnitten folgten feindliche Borstöße. Bei ihrer Abwehr und bei reger Erkundungstätigkeit machten wir Gefangene. Am Abend und während der Nacht lebte der Artillerietampf zwischen fer und Oise vielfach auf.
An der übrigen Front blieb die Gefechtstätigkeit auf Erfundungstämpfe beschränkt.
Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Wien , 10. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: Keine besonderen Ereignisse.
Der Chef des Generalfabes.
werden wieder hergestellt. In Art. 25-28 wird der Die durch den Krieg unterbrochenen privatrechtlichen Beziehungen
Gefangenenaustausch
Als zwei Minuten nach 3 Uhr üstlich Ostende zwei Krenzer in dem Nebel gesichtet wurden, feste sofort von unseren schweren behandelt, der, soweit es sich um Dienstuntaugliche Handelt, Batterien gutliegendes Zielfeuer ein, nachdem schon vorher Sperrfeuer vor die Einfahrt gelegt war. Der eine Streuzer drehte nach mit möglichster Beschleunigung durchgeführt werden soll. Der Westen ab, der andere nach Norden. Lekterer wurde dann wieder- Austausch der übrigen Piegsgefangenen erfolgt tunlichst bald holt im Nebel wieder erkennbar und jedesmal von neuem ve- in bestimmten, näher zu vereinbarenden Zeiträumen. Seine Abschoffen. Um 3 Uhr 34 Minuten tauchte er nochmals vor der Ein- widlung dürfte danach noch längere Zeit dauern. Die givil fahrt auf und fant, von allen Seiten unter schwer- internierten sollen„ tunlichst bald" heimbefördert werden. stes Feuer genommen, Rumänien hat sich ferner verpflichtet, für politische Kriegsbelitte bolle Amnestie zu gewähren. Darüber fagt Art. 31.§ 2:
außerhalb des Fahrtvaffers.
Inzwischen waren von unseren Batterien vereinzelt erkennbare Ziele auf Sce beschossen. Ein stillicgender und nicht feuern. der Monitor, der offenbar außer Gefecht gesetzt war, wurde um 4 Uhr 13 Minuten ausgemacht, er wurde aber gleich darauf vom Feinde wieder völlig eingenebelt. Der gestrandete Kreuzer ist nach aufgefundenen Papieren der Vindictive.
Unsere eigenen Verluste sind, wie bei dem ersten Unternehmen, wieder erfreulich gering.
,, Rumänien gewährt volle Straffreiheit seinen Angehörigen für ihr politisches oder auf politischen Gründen beruhendes militärisches Berhalten während der Dauer des Krieges." Hier fann man nur bedauern, daß nicht Gegenseitig. teit verbürgt ist! Ueber die Sicherstellung der finanziellen Verpflichtungen Numäniens sagt Art. 42:
Die Wiederauferstehung Stuergkhs.
Das österreichische Abgeordnetenhaus sollte am 30. April seine Sibungen aufnehmen; die Regierung Seidler, dic ohne tragfähige Mehrheit die sich ankündigenden Stürme nicht beschwören zu können glaubte, erwirkte vom Präsidenten eine Verschiebung der ersten Sibung auf den 7. Mai. Aber auch in diesen knappen acht Tagen glätteten sich die hochgehenden Wogen nicht. So vertagie denn die Regierung den Reichsrat auf den 18. Juni ohne eine andere Hoffnung, als die des alten österreichischen Regierungsjakes: Zeit gewonnen, alles gewonnen!
In Wahrheit ist die Vertagung der Anfang vom Ende des österreichischen Parlamentarismus. Wenn sich fein Wunder ereignet, steht die Regierung am 18. Juni genau am selben Fleck, auf dem sie heute rat- und hilflos nach allen Seiten um Hilfe aussieht.
Als die österreichische Wahlreform 1905 dos„ Bolkshaus" des allgemeinen Wahlrechtes schuf, da lebten die Hoffnungen auf ein Ende des bitter- kleinlichen nationalen Streites und auf Beginn einer neuen Zeit frohen Schaffens auf. Die schönen Träume platten bald wie schillernde Seifenblasen. Zweimal hat das auf Grund des allgemeinen, gleichen und direk ten Wahlrechtes aufgebaute Abgeordnetenhaus abgewirtschaftet, zweimal unfähigen Regierungen den Vorwand für den absolutistischen Gebrauch des Notparagraphen 14 geliefert. Ist die Demokratie selbst durch solches Versagen bloßgestellt?
Nein! Die Demokratie hat nur flargestellt, daß es in Desterreich kein Staatsbewußtsein, sondern nur einen engstirnigen Nationalismus gibt, der neben sich allerhat. So muß ein Haus des allgemeinen Wahlrechts ein höchstens einen sentimental- duseligen Veteranenpatriotismus Spiegel widerstreitender Interessen und auseinandergehender Bölker sein. Wer aus Grimm über dieses peinliche Spiegelbild den Spiegel zerschlägt, gleicht der Frau von vierzig Jahren, die an ihrem Spiegel den Groll über die Bergänglichfeit alles Irdischen entläd.
Aber der Spiegel Desterreichs ist nicht rein, er ist getrübt, voll grauer Flecken. Das Abgeordnetenhaus ist nur auf Grund eines formal gleichen Wahlrechtes gewählt, das durch eine gefünftelte Wahlkreisordnung in sein striftes Gegenteil verkehrt wird. Ganze Nationen sind vergewaltigt, zum Exempel die Ruthenen; die stärkste Bevölkerungsklasse, das Proletariat, das wie in der äußeren, so in der inneren Politik Desterreichs für den Verständigungsfrieden der Nationen arbeitet, ist um sein Erstgeburtsrecht gebracht. Das Feld beherrschen Kleinbürger, die mit großen Worten ihre Der englische Bericht. jämmerlich fleine Sache verfechten und in den engen Be„ Rumänien erklärt sich nach eingeholter Zustimmung der Ru zirken ihres Denkens und Handelns einen Eifer entwickeln, London , 10. Mai. Die Admiralität teilt mit, daß die Ope-| mänischen Nationalbant damit einverstanden, daß die bei der der einer besseren Sache zum Segen gereichte. ration, die bezweckte, die Häfen von Ostende und Zeebrügge zu Deutichen Reichsbant eingezablten Guthaben So trat Desterreich in den Krieg. Seine slawischen Beschließen, gestern abend, als der beraltete Kreuzer Vindictive und Depots der Nationalbant unter Aufrechterhaltung wohner saben in dem Kampfe nichts als eine Fortsetzung zwischen den Piers und quer über den Eingang des Oftender Hafens der darüber während der Zwangssverwaltung getroffenen ihres örtlichen Kleinkrieges mit den Deutschen , deren Ueberversenkt wurde, mit Erfolg beendet ist. Nach dem Angriff auf Zee- Anordnungen und unter Ausschluß von brügge am 23. April wurde die Vindictive mit 3ement ge- ansprüchen als Sicherheit für den Schadeneriat macht sie im Fall eines deutschen Sieges als den Schrecken öffentlichen der Schrecken jahen. Die deutsche Regierung hatte ja niefüllt und als Blockierungsschiff für diesen Zweck ausgestattet. Schuldendienst Mumäniens gegenüber den Angehörigen mals den Tschechen und Slowenen gezeigt, daß sie in der Unsere leichten Seeftreitkräfte tehrten mit Berlust eines Motor- Deutschlands auf die Dauer von fünf Jahren und, sofern freien Entwicklung dieser kleinen slawischen Grenzbölfer eine boots, das beschädigt und auf Befehl des Vizeadmirals, der es nicht Rumänien mit einer Nate in Verzug gerät, auf die Dauer schätzbare Bürgschaft erhöhter Bündnisfähigkeit Sesterreichin Feindeshand fallen lassen wollte, versenkt wurde, nach der Basis von zehn Jahren verhaftet bleiben, auch nötigenfalls zur Ungarns sehe! zurüd. Unsere Verluste sind gering. Einlösung fälliger Zinsscheine und ausgelofter Stüde herangezogen bolf der Donaumonarchie, ihre einzig sicheren Kanionisten Range rühmten sich die Deutschösterreicher, das Staatsim Krieg zu sein. Aber ihnen fiel die Rolle auch sehr leicht, weil ihre natürlichen Sympathien auf Seite des befreundeten Deutschen Reichs standen und sie hoffen konnten, sich durch ihre Zuverlässigkeit im Feld Anspruch auf eine bevorzugte Stellung im Staatsdienst zu sichern. Da kam der Kaiserbrief an den Prinzen Sirtus von Bourbon, dessen Wirkung durch die Entlassung des Grafen Czernin verstärkt wurde, der eben erst zur Freude der gelernten Deutschösterreicher die slawischen Verrätereien an den Pranger gestellt hatte.
Amsterdam , 10. Wai. Aus Hoek van Holland wird gemeldet, daß der gestern ausgefahrene englische Geleitzug, der aus vier Schiffen bestand, nach dem neuen Wasserweg zurückkehrte. Man hörte auf der See fortwährend Geschützfeuer und es kreuzten den ganzen Tag Wasserflugzeuge längs der Küste.
Der Frieden von Bukarest . Rechtspolitischer Zusatzvertrag.
Amtlich wird ein rechtspolitischer Zusatzvertrag veröffentlicht, der zum Bukarester Frieden abgeschlossen worden ist. Das sehr umfangreiche Schriftstück umfaßt 45 Artikel, die zum Teil wieder in mehrere Paragraphen zerfallen.
werden können."
Der Diktaturkurs in der Ukraine . Belastungen der breiten Voltsmaffe. Niew, 7. Mai. Nach einer Meldung der Kiewer Zeitung „ Letzte Neuheiten" ist auf der letzten Sitzung des ukrainischen Ministerrats das Programm des Finanzministeriums beraten worden. Es wurde beschlossen, die indirekten Steuern zu erhöhen, eine Reihe von Monopolen einzuführen, darunter für Branntwein, die Eisenbahntarife zu erhöhen, damit der Betrieb keinen Verlust mehr bringt. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Eisenbahn keine Einnahmequelle sein brauche, aber feinen Schaden bringen dürfe.
Guatemala gegen Deutschland . Art. 1-3 betreffen die Wiederaufnahme der diplomatischen BeBerlin, 10. Mai. Die spanische Regierung hat dem ziehungen. Art. 4 stipuliert den Verzicht Rumäniens auf den Erfaß Auswärtigen Amt mitgeteilt, daß die Regierung von Guate von Schäden, die ihm durch deutsche militärische Maßnahmen ent- mala nach einem Dekret vom 30. April d. J. sich dem Kriegsstanden sind. Art. 6 besagt:„ Rumänien wird Deutschen alle Schäden ersetzen, die ihnen auf seinem Gebiete durch militärische zustande, wie er zwischen den Bereinigten Staaten von Amerika Maßnahmen einer der friegführenden Mächte entstanden sind." und der deutschen Regierung bestehe, anschließe. Ebenso hat Rumänien für die entschädigungspflichtigen Schäden Die Entscheidung des mittelamerikanischen Staates, die aufzulommen, die Neutralen auf seinem Gebiet durch deutsche unter dem Druck der Vereinigten Staaten erfolgt ist, wurde militärische Maßnahmen entstanden find. vor Wochenfrift schon durch Neutermeldung bekanntgegeben.
volk
Der Kaiserbrief plädierte für eine Verständigung der feind. lichen Staaten und schloß notwendig eine Unterdrückung der slawischen Völker in der inneren Politik Oesterreichs aus. Die Amnestie der slawischen„ Sochberräter" im Mai 1917 und der Kaiserbrief vom März 1918 sind zwei Seiten einer
Medaille.
Soffnung auf die Stellung eines herrschenden Staatsvolks Die Deutschösterreicher saben sich grausam aus ihrer geriffen, den Wählern der Abgeordneten tat der Hunger weh. Enttäuschung überall! In dieser Lage drückten die nationalen Abgeordneten nach Kräften auf die Regierung, um mit einem Erfolg ihre Existenz zu rechtfertigen, das Verjagen ihrer Bolitik zu bemänteln. Und wirklich freißten