Nr. 130. 35. Jahrg.
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„ Sozialdemokrat Berliu".
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsvrecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
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Montag, den 13. Mai 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritpiah, Nr. 151 90-151 97.
Starke Erkundungsvorstöße gegen den Kemmel Heftige Kämpfe bei Mailly Italienischer Vorstoß im Pasubiogebiet.
Berlin , 12. Mai 1918, a bends. Amtlich. Von den Kriegsschauplägen nichts Neues.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 12. Mai 1918.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
An den Schlachtfronten blieb die Gefechtstätigkeit auf örtliche Kampfhandlungen beschränkt.
Nördlich von Kemmel und am Südufer der Lys griff der Feind nach heftiger Artillerievorbereitung an; an mehreren Stellen stieß er zu starken Erkundungen vor. Nördlich von Kemmel brachten wir im Nahkampf den feindlichen Angriff in unseren Linien zum Scheitern; im übrigen brachen seine Sturmtruppen schon in unserem Feuer zusammen. Auf dem West ufer der Avre entwickelten sich aus einem eigenen Vorstoß südwestlich von Mailly heftige Kämpfe, in denen wir mehr als 30 Gefangene machten. Zwischen Avre und Dise mehrfach Erkundungsgefechte.
An der übrigen Front nichts von Bedeutung.
Im Luftkampf wurden in den beiden letzten Tagen 19 feindliche Flugzeuge abgeschossen; 12 von ihnen brachte das bisher vom Rittmeister Freiherr v. Richthofen geführte Jagdgeschwader zum Absturz. Leutnant Loewenhardt errang seinen 20. und 21. Luftficg.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Der österreichische Vericht.
Wien , 12. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: Im Pasubio - Gebiet griff der Feind vorgestern unfere Sicherungstruppen an, wobei es ihm gelang, in unsere Vorstellung auf dem Monte Corno einzudringen. Unser gestern angesenter Gegenstoß warf die Italiener wieder hinaus.
In anderen Abschnitten der Gebirgsfront wurden italienische Erkundungsabteilungen abgewiesen.
Feldpilot Oberleutnant Linke- Crawford schoß am 11. ds. 2 englische Flugzeuge ab und errang damit seinen 22. und 23. Luftfieg.
In Albanien stellenweise lebhaftere Kampftätigkeit. Der Chef bes Generalstabes.
Der russische Botschafter in Berlin , Joffe, gewährte dem Berliner Berichterstatter des„ Neuen Wiener Journals", Dr. Friedegg, eine Unterredung. Auf die Frage nach der zukünftigen Regierungsform Rußlands äußerte Joffe:" Ich bin deffen vollkommen sicher, daß eine Südkehr zur Monarchie bei uns ausgeschlossen ist.
Die Anarchisten. Aber den Anarchisten fehlt jede politische
Vor der dritten Lesung.
also nur noch eine Gruppe, die scheinbar links von uns steht: Stoßkraft. Der Zarismus und die bourgeoisen, wie die gemäßigt sozialistischen Parteien haben sich eben, teils im Strieg, teils in nicht entschieden, aber die Wirkung der bisherigen Vorgänge Das Schicksal der preußischen Wahlrechtsvorlage ist noch sozialistischen Parteien haben sich eben, teils im Strieg, teils in der Revolutionszeit schwer kompromittiert.
Gewiß, man kritisiert in Rußland auch uns, man schimpft auf die breite Oeffentlichkeit steht längst fest. Im Volk erwartet man von der weiteren Entwicklung der Dinge nur auf uns, zumal dann, wenn es einem schlecht geht; aber man sieht ein, daß wir für die Folgen des Strieges schließlich nicht ver- noch eine leite und weiter nichts. An die Auflösung des antwortlich gemacht werden können, und die Erfahrung hat auch Abgeordnetenhauses glaubt fein Mensch mehr. Daß die Reantwortlich gemacht werden können, und die Erfahrung hat auch gierung den bequemen Weg der Reichsgesetzgebung beschreiten gelehrt, daß unser entschiedenes sozialistisches Wir- fönnte, hält man gleichfalls für ausgeschlossen. Was kann ken zu den Verhältnissen Rußlands besser past, könnte, hält man gleichfalls für ausgeschlossen. Was kann als die zaudernde Taktik der halbsozialistischen Parteien oder die herauskommen? Entweder ein Pluralwahlrecht oder ein Knute des Zarismus und feines forrupten Beamtentums, das mit mit allen möglichen Sicherungen" geschientes und bandathm organisch verknüpft war. giertes gleiches" Wahlrecht. Man ist also im Volte auf die Entscheidung durchaus nicht mehr gespannt, sondern betrachtet diese Wahlrechtsepisode schon als so ziemlich abge
schlossen.
Ob das wahr ist, was in vielen Zeitungen stand, daß rotki Ob das wahr ist, was in vielen Zeitungen stand, daß Trotti und Lenin entzweit sind, und daß Tropki deshalb in Petrograd fißt, während unfere Regierung in Moskau domiziliert? Zunächſt: Trotti amtiert längst nicht mehr in Petrograd , sondern in Moskau . dem das Volk jahrzehntelang vergeblich um das gleiche WahlEs war oder es ist die Episode des Königs. NachTrotzki war schon in Moskau , als ich hierher reiste. Ferner: In unserer Partei war eine Minderheit für die Fortführung des recht gerungen hatte, meinte ein ehrlicher Ratgeber der Krone, Krieges gegen Deutschland nicht für die Weiterführung der nun sollte der König durch ein Machtwort den ganzen Streit militärischen Operationen, aber auch nicht für die Unterzeichnung Monarchie zweifellos ein großer Gewinn gewesen aber er entscheiden. Wäre dieser Plan geglückt, so wäre das für die - des Friedensvertrages. Die Mehrheit war für die Annahme des deutschen Ultimatums. Lenin führte die Mehrheit, Troyki die ließ sich nur erzielen, wenn dabei Junkervorrechte geopfert Minderheit; aber die Minderheit hat sich dem Votum der Mehrheit wurden. Die Rechnung war ohne die Junker gemacht. Das Volk hat in diesen parlamentarischen Kämpfen einen gefügt, wie das der Parteimoral entspricht, und zwischen Trokki
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dieser Anschauungsunterricht von Reuten erteilt wurde, die König, sondern die herrschende klasse ist. Daß ihm immer behaupteten, sie seien für kein Schattenkönigtum, sondern für eine starke Monarchie, erhöht noch den Reiz dieser einbrudsvollen Lektion. Hier zeigt sich, wie alle Ideologie zerbrichtt, alles Wortgeklingel zu nichts wird, wo die Tatfachen der nun einmal bestehenden Verhältnisse ihre harte Sprache sprechen.
und Lenin besteht heute ein persönlich ausgezeichnetes Verhältnis. wertvollen staatsrechtlichen Unterricht erhalten. und Lenin besteht heute ein persönlich ausgezeichnetes Verhältnis. Man hat ihm in der anschaulichsten Weise klargemacht, daß Auch die Nachrichten über den schweren Leidenszustand von Lenin find erfunden. Lenin war kurze Zeit frank an Influenza. Aber die stärkste Macht auch in der preußischen Monarchie nicht der er ist längst wiederhergestellt. Er ist ein kräftiger, gesunder, höchst energischer Mann und denkt nicht ans Sterben. Ueber das zukünftige Verhältnis Groß- Rußlands zur Ukraine fann ich nur sagen, daß entgegen dem hier verbreiteten Glauben, GroßRußland auf die Getrei devorräte der Ukraine durchaus nicht angewiesen ist. Für seinen eigenen Bedarf baut Nordrußland in normalen Zeiten genügende Getreidemengen; wir produzieren nur nicht genug, daß wir auch noch exportieren könnten. Jedoch steht uns das sibirische Brotgetreide für die Ausfuhr zur Verfügung. Bei einem guten, geregelten Berhältnis zu den Mittelmächten wären wir sehr wohl in der Lage, hierher Getreide zu liefern. Auch Metalle fönnten wir der deut schen und der österreichisch- ungarischen Wirtschaft zur Verfügung
stellen. Auch sonst sind wir
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Der Arbeiterklasse liegt es nun ganz fern, sich gleichfalls auf Heuchlerpfade zu begeben und etwa zu erklären, sie fämpfte gegen die Junker für den König. Nein, sie kämpit für sich selbst, für ihre alten Forderungen, die sie längst aufgestellt hatte, noch ehe ihre Erfüllung durch eine königliche Botschaft versprochen war. Wenn die monarchischen fönigstrenen Junker diese Botschaft als ein Stück Papier " betrachten, so haben die Arbeiter feinen Grund, sie als Fetisch und Schiboleth zu behandeln. Sie werden den guten Willen, der aus ihr sprach, zur Kenntnis nehmen, sie werden feststellen, daß die erforderlichen Mittel gefehlt haben, diesen Willen zur Tat umzusehen, und sie werden daraus den Schluß ziehen, daß der Machtkampf um die preußische Verfassung nicht durch Königsworte, sondern eben durch das Machtverhältnis der verschiedenen Gesellschaftsschichten entschieden werden wird.
Die Wirkung der Wahlrechtskämpfe im preußischen Landtag wird also der erwarteten geradewegs entgegengesett sein. Statt der erhofften Versöhnung wird eine weitgehende Radikalisierung der Massen eintreten. Das wird man auf der einen Seite bedauern, auf der anderen begrüßen, uns aber handelt es sich hier weder um das eine noch um das andere, sondern nur um die Feststellung unausbleiblicher Wirkungen, an denen niemand, am allerwenigsten die sozialdemokratische Partei, achtlos vorübergehen kann.
Diese Radikalisierung der Massen wird durch das unzuberlässige Verhalten der Mittelparteien im höchsten Maße gefördert werden. Herr Stresemann hat auf dem nationalliberalen Parteitag gesagt, in den nächsten Reichstag würden keine zehn Nationalliberale einziehen, wenn die Fraktion das gleiche Wahlrecht ablehnte. Wir vermuten, daß die Wirkung für die nationalliberale Partei mur noch verhängnisvoller werden wird, nachdem die Fraktion zur einen Hälfte mit dem halben Herzen für das gleiche Recht, zur anderen Hälfte aber mit ganzem Herzen gegen das gleiche Recht gestimmt hat.
mit Rohmaterialien gut versorgt, besonders große Vorräte von Leinenwaren haben wir. Was wir von Deutschland dringend brauchen könnten, wären Farbstoffe besonders Arzneimittel landwirtschaftliche Maschinen. Wir erzeugen zwar selbst neuerdings mehr maschinen als im Frieden- Rußland hat sich durch den Krieg industrialisiert aber die Möglichkeit, jetzt schon hinreichend Maschinen zu erzeugen, ist nicht vorhanden. Eine intensivere Bewirt schaftung des landwirtschaftlichen Bodens liegt uns aber außerordentlich am Herzen. Zu unseren wirtschaftlichen Zielen gehört ja in erster Linie eine starke Vermehrung der Güter, die der Mensch zum Leben und zum Genießen braucht. Wir sind durchaus keine Asketen, wir wünschen absolut nicht die Rüdfehr zu primitiven Berhältnissen. Im Gegenteil, wir wünschen, die Menschen reicher und glüdlicher zu machen. Wir haben nichts gegen den Reichtum aller, aber wir haben alles einzuwenden gegen ein fapitalistisches System, bei dem Millionen Menschen entbehren müssen und wenige prassen können. Wir haben übrigens bereits Die Monarchie hat in Rußland keinen Boden mehr. ein selbstverständlich staatliches Außenhandelsmonopol geschaffen. Daraus sehen Sie, daß wir sehr wohl daran denken, mit Gine Rückkehr zu bourgeoffen Berhältnissen, zur Regierung den Völkern Deutschlands und Desterreich- Ungarns Handel zu treivon Nichtsozialisten, halte ich unter gewissen fünstlichen ben. Daß die Amerikaner während des Krieges oder während Bedingungen für möglich, eine Wiederkehr des Zarismus nicht." der Revolution von Rußland irgendwelche Konzessionen er Auf die Frage, ob die gegenwärtige Regierung eventuell mit worben hätten, ist eine Erfindung. Unsere Regierung wird den bourgeoisen Parteien pattieren würde, erklärte Joffe: selbstverständlich weder Inländern noch Ausländern Konzessionen „ Das ist absolut ausgeschlossen. Pattieren wäre gleichbebeu- für die Exploitierung von Bergwerken, Gisenbahnen oder dergleichen tend mit einer Annullierung der gegenwärtigen Regierungsform. geben. Dagegen werden wir Ich bin auch fest davon überzeugt, daß die gegenwärtige Regierung Nicht besser steht es mit dem Zentrum, dessen rechter Rußlands von innen heraus nicht zu stürzen ist. Es gibt Flügel sich mit den Rechtsliberalen in die Schuld der Ablehheute keine einzige Macht in Rußland , die die Kraft hätte, uns zu nung teilt. Wenn die Germania " richtig prophezeit, wird stürzen. Hinter uns steht sozusagen das ganze Volf, die große dieser rechte Flügel bei der dritten Lesung noch eine bedeuMasse der russischen Bauern und Arbeiter, überhaupt alle Leute, tende Verstärkung erfahren, denn wie uns dieses Blatt Sie das kapitalistische System mit Besitzprivilegien nicht gesegnet verrät nur eine Minderheit der Fraktion ist grund. hat. Sie alle sind in den Sowjets organisiert, und die jetzige Refäßlich für das gleiche Wahlrecht, der Mehrheit ist der Schut gierung bildet nur den Gipfel der gewaltigen Struktur, die sich firchlicher Vorrechte wichtiger als die Gewinnung über ganz Rußland erstreckt und ihre Verzweigung noch ständig Wie gegenwärtig die Ernährungsverhältnisse in neuer Volksrechte. Wir haben hier schon gestern nachgewiesen. erweitert. Auch die Kleinbürger haben allmählich einsehen gelernt, Rußland sind? In den Städten nicht gut. Das liegt an den Trans- daß das Zentrum nach der Erklärung Hertlings in der zweidaß sie ohne uns nicht auskommen. Auch sie kommen langsam zu portverhältnissen. Aber Nordrußland hat Nahrungsmittel genug, ten Lesung eine vollständige Schwenkung vollzogen hat. Auuns herüber. Die Dauerhaftigkeit unserer Macht ergibt sich aus und an der Besserung der Transportwege arbeiten wir. Wie die vor für das gleiche Wahlrecht auch ohne Sicherungen! Dofolgendem: Die anderen Mächte, die vor uns an der Regierung Gefangenenfrage steht? Wir sind bereit, den Austausch der nach gegen das gleiche Wahlrecht, wenn das Recht der Volkswaren, sind diskreditiert. Das Barentum ist denkbar unpopulär. Gefangenen zu beschleunigen. An einer solchen Beschleunigung vertretung nicht zugleich auf das empfindlichste eingeschränkt Miljulen und seine Leute sind vom Volt als unbrauchbar erkannt. haben wir das größte Interesse. Wie sich mein persön wird! Indes ist anzunehmen, daß auch die Erklärung Ser Die Mensche wiki und die Sozialrevolutionäre mit fiches Verhältnis zur deutschen Regierung ge- lings nur das äußere Anzeichen eines sich hinter den Kulissen Kerenski haben in den Augen der Massen völlig versagt. Bliebe staltet? Die Beziehungen find vollkommen korrekt." abspielenden Vorgangs gewesen ist, und daß noch ander:
den Zuzug von Ausländern nach Rußland durchaus nicht hemmen. Wir werden keinen Russen zwingen, nach Rußland zurückzukehren, und werden keinem fremden Staatsbürger beim Eintritt in russisches Gebiet Schwierigkeiten bereiten. In länder und Ausländer werden in Rußland völlig gleichberechtigt sein. Wir sind sogar für das Wahlrecht von Ausländern.
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