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Nr. 140. 35. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisolas, Str. 151 90-151 97.

Freitag, den 24. Mai 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Bernidrecher: Amt Morisblas, Nr. 151 90-151 97.

Berliner Brotration: 1750 Gramm.

Berlin , 23. Mai. Der Lebensmittelverband Groß­Berlin hat in seiner heutigen Eikung beschlossen, die Portion der Hauptbrotkarte von Mitte Juni ab um etwa 10 Prozent zu kürzen und demnach auf 1750 Gramm festzusetzen. Die Zusahbrotkarte bleibt mit 450 Gramm un­verändert. Als Ersatz werden Nährmittel( Graupen, Teigwaren usw.) gewährt. Des weiteren ist bekanntlich eine Ersatgabe von 3uder in Aussicht genommen.

Der japanisch- chinesische Hilfsvertrag.

Die Bedeutung des zwischen Japan und China ge­schlossenen Abkommens wird nur teilweise enthüllt. Die " Times" behauptete zwar vor einigen Tagen, aus Washington bernommen zu haben, daß die Vereinigten Staaten und die Regierungen der Alliierten über die Verhandlungen unter­richtet seien, die zum Abschluß des Abkommens geführt hätten. Jedenfalls aber haben diese Mächte nicht die Absicht, der Deffentlichkeit das Gewebe zu unterbreiten. Dem Nieuwe Rotterdamsche Courant" zufolge berichtet ein Exchange- Tele­gramm aus Washington vom 23. Mai: Der Gesandte der Vereinigten Staaten in Peting berichtet, daß es ihm nicht möglich war, den Tert des chinesisch- japanischen Abkommens zu bekommen, doch er teilt mit, daß dasselbe nur im Falle einer Intervention in Sibirien oder falls energische militärische Maßnahmen in der Mandschurei notwendig seien, in Kraft treten werde. Er meist darauf hin, daß a pan nicht beabsichtige, in Sibirien einzugreifen, aber sich zum Han­deln vorbereite, um bereit zu sein, wenn die Alliierten ihre Zustimmung gäben.

Artilleriekampf im Kemmelgebiet- Flieger­

angriffe gegen belgisches Gebiet.

Berlin , 23. Mai 1918, abends. Amtlich. Von den Kriegsschauplägen nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 23. Mai 1918.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Jm Remmelgebiet hielt gesteigerte Feuertätigkeit an. An den übrigen Kampffronten lebte die Gefechtstätigkeit erst am Abend in einzelnen Abschnitten auf. Während der Nacht leb­hafte Tätigkeit der Franzosen auf dem We stufer der Avre.

Mehrfach wurden Borstöße des Feindes abgewiesen und bei eigenen Erkundungen Gefangene eingebracht.

Auf dem Kampffelde an der Lys wurden gestern unter andern drei amerikanische Flugzeuge abgeschossen.

Die in letter Zeit sich mehrenden feindlichen Flieger. angriffe gegen belgisches Gebiet haben der Zivil­bevölkerung schwere Schäden und Verluste zugefügt. Militärischer Schaden entstand nicht.

Durch erfolgreichen Bombenabwurf wurden große Munitions. lager des Feindes nordwestlich von Abbeville vernichtet. Paris wurde mit Bomben beworfen.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Berlin , 22. Mai. Im Mittelmeer versenkten unsere U- Boote die italienische Dreimastbark Angelina di Paola ( 228 Br.-Reg.-To.), den französischen bewaffneten Dampfer Ver­ dun ( 2769 Br.-Reg.-To.) und vier weitere Dampfer, darunter einen von mindestens 8000 Br.-Reg.-To. Zusammen über 22 000 Br.-Reg.-To.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der öfterreichische Bericht. ien, 23. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: An der italienischen Front führte die auf beiden Seiten be triebene Erkundungstätigkeit auch gestern an mehreren Stellen zu Gefechten.

Man hat den Vertrag also einen Schritt in der Ent­wicklung der Interventionsfrage anzusehen. Es ist wohl nicht unwesentlich, daran zu erinnern, daß die Interventionsaktion vor Wochen in eben demselben Augenblicke im bedrohlich frischen Fluß zu stocken begann, als man anfing, von der Beteiligung Chinas an dem militärischen Unters nehmen zu sprechen. Nachrichten verwiesen auf die Un­möglichkeit einer Teilnahme Chinas , solange die inneren Kämpfe feinen Ausgleich gefunden hätten, und bald darauf zeigte fich, daß der rebellische Süden, der unter Japans Einfluß steht und handelt, sich militärisch auf Zugeständnisse an den Norden einließ. Wie weit diese Zu­geständnisse gehen und in welcher Weise sie in dem nunmehr erreichten Abkommen Chinas mit Japan eine Rolle spielen, Berfien vorwärts zu kommen und ein Faktor auf dem ist bisher nicht bekannt geworden. Der Manchester Turkestan abriegelnden Kaspischen Meer zu werden, gehört Guardian " fürchtet aber, daß der parlamentarische chinesische in diese Rechnung.

Der Chef des Generalstabes.

Ablenkungsmanöver.

Von Philipp Scheidemann .

Die Presseheke gegen den Abgeordneten Erzberger hat im Laufe weniger Wochen eine Heftigkeit angenommen, die. selbst begriffsstuzigere Menschen erkennen lassen müßte, daß es sich da um mehr handelt, als um die Person des Herrn Erzberger. Durch das alldeutsch - vaterländische Spektakelstück soll alle Aufmerksamkeit derart auf Herrn Erzberger gelenkt werden, daß der deutsche Michel weder an Friedensmöglich­teiten, noch an Brotrationsverfürzung oder gar an das preußische Wahlrecht denft ganz zu schweigen von den Vorgängen in Livland , Estland , Kurland , Litauen , Polen , Ukraine und anderen wichtigen Fragen.

Ein überraschendes Ergebnis des Tamtams der All­deutschen ist die für das Zentrum beschämende Tatsache, daß doch eine erhebliche Anzahl zentrumsparteilicher Blätter auf den plumpen Schwindel hineingefallen sind und sehr un­christlich ihr Kreuzige! Kreuzige!" geschrien haben.

Uns interessiert natürlich weniger die Person des Herrn Erzberger, dessen Weltanschauung von der unserigen ver­schieden ist; uns interessiert aber alles das, was durch den alldeutschen Spuck verschleiert und wenigstens vorläufig- von der Tagesordnung abgesetzt werden soll.

Die große Sünde des Abg. Erzberger besteht darin, daß er sich im Sommer 1917 in der Friedensfrage offen zu dem bekannte, was die sozialdemokratische Frattion des Reichstags seit Anfang des Krieges über die Friedens möglichkeiten und Friedens verpflichtungen gesagt hat. Für die sozialdemokratische Frattion handelte es sich bei ihrer Friedens­politit um grundsägliche Auffassungen. Von Herrn Erzberger darf man wohl, ohne ihm unrecht zu tun, sagen, daß seine Stellungnahme bestimmt wurde durch das Ergebnis der von ihm angestellten sehr sorgsamen Berechnungen und Er­wägungen.

Wir Sozialdemokraten sind grundsägliche Gegner des Krieges, wir sind überzeugt, daß ein dauernder Friede nur möglich ist, wenn dieser Strieg beendet wird auf Grund einer Verständigung und einer dadurch ermöglichten dauernden Ver­söhnung der Völker.

Herr Erzberger ging von der Ueberzeugung aus, daß die Fortsetzung des Strieges bis zur Erreichung bestimmter all­deutscher Forderungen dem deutschen Wolfe selbst noch so große Opfer auferlegen würde, daß die Fortsetzung des Krieges nicht zu verantworten sei, wenn man eine Verständigung herbeizuführen vermöge.

Süden das Opfer der Verständignng werden kann. Das Alle Vorgänge, Gerüchte und Ausblicke fangen an, sich Ergebnis besteht nun aber allem Anschein nach darin, daß der zu der Annahme zu verdichten, daß neue Kriegsschau- artigkeit der Motive zu betonen; wir wollen aber feststellen, chinesische Norden den innerpolitisch erreichten Vorteil damit be- pläge in Asien im Werden sind, und zwar nicht nur zahlt, daß er der von Japan geplanten Intervention militärisch im östlichen, sondern auch im zentralen Asien . auf seinem Boden Bewegungsfreiheit zubilligt. Die Aussichten der Bolschewifi, daß in Sibirien die Gegenrevolution los­bricht, wachsen damit dem akuten Stadium entgegen.

Es kommt uns jetzt nicht darauf an, die Verschieden­daß schließlich die große Mehrheit des Deutschen Reichstags sich am 19. Juli 1917 auf eine Resolution einigte, in der die Bereitschaft der deutschen Volfsvertretung zu einem Frieden der Verständigung klar und deutlich vor aller Welt London , 23. Mai. Wie Reuter erfährt, hat die britische befundet worden ist. Daß diese Friedenstundgebung zustande Nach einer Reutermeldung aus London , die der Frank- Regierung jezt von den Hauptpunkten des Vertrages zwischen fam, ist allerdings in erheblichem Maße dem rührigen Zen­furter Zeitung" am Dienstag aus dem Haag übermittelt China und Japan über ein Busammenwirken im fernen trumsabgeordneten Erzberger zu danken. Das Geheul der All­worden ist, hat auch die Haltung der Washingtoner Regierung Often Kenntnis erhalten. Er wird von der britischen deutschen und der Vaterlandspartei gegen Herrn Erzberger ist sich verändert. Die Schranke, die diese bisher dem Ein- Regierung mit Befriedigung aufgenommen. damit. hinreichend motiviert. Wenn jegt der Zentrums. greifen gegen die Bolschewiki entgegensezte, scheint hoch- Es ist, meint Reuter, Klar, daß das Abkommen rein graf Hertling , der sich auf die Reichstagsresolution vom gelassen werden zu sollen. Reuter meldet nämlich:" Die militärischer Natur ist mit dem Biele eines wirk 19. Juli verpflichtet hat, bevor er die Würde des Reichs­amerikanische Regierung ist aus Berichten vertrauenswürdiger samen Zusammenwirkens der militärischen Kräfte der Alli- fanzleramtes übernahm, von den vaterlandsparteilichen Agenten, die vor kurzem aus Rußland zurückgekehrt sind, zu ierten, falls es notwendig werden würde, eine deutsche Be- Eroberungspolitikern gegen den Abgeordneten Erzberger in der Ueberzeugung gelangt, daß das russische Heer niemals drohung im fernen Osten zu bekämpfen. der geräuschvollsten Weise fortgesezt verteidigt wird, so ist dazu gebracht werden könne, wieder zu kämpfen, und daß das ein Erlebnis von besonderem Neiz. eine Aktion, wie sie im chinesisch japanischen Vertrag vorgesehen sei, notwendig sei. Die wichtigste politische Frage darin ist, daß Japan , Amerika

Bombardements im Westen.

Große Munitionslager bei Abbeville gesprengt.

Für uns Sozialdemokraten war die Stellung­nahme zum Friedensproblem niemals irgendwie abhängig vom militärischen Stande der Dinge, weil wir grundsätzlich zu einem Frieden der Verständigung jederzeit bereit waren

Um es zum hundertsten Male zu wiederholen: Wir wollen den Frieden der Verständigung, weil er die Möglich­feit ausschließt, daß die eine der Kriegsparteien vergewaltigt und entehrt wird und weil ein Dauerfriede nur dann wahr­scheinlich ist, wenn das nicht geschieht. Da wir unter keinen Umständen wünschen können, daß unser eigenes Land ver­gewaltigt und entehrt wird, wehren wir uns selbstverständlich bis zum Aeußersten, solange die andere Seite einen Frieden

die Alliierten berechtigt sind, auch ohne besondere Berlin , 23. Mai. ( W. T. B.) In der Nacht vom 21. zum Aufforderung der Sowjetregierung einzuschreiten. Wenn 22. Mai wurde durch Bombenabwurf das große feindliche und noch sind. Bis auf den heutigen Tag stehen wir zu dem, die Sowjetregierung ein solches Ersuchen stellen würde, so Munitionslager, 8 Kilometer nordwestlich Abbeville , was wir über unsere Friedensbereitschaft in unseren Reichs­würden die Vereinigten Staaten die ersten sein, die bolsche- unter ungeheuren Explosionen in die Luft gesprengt. In tagserklärungen, Reden und Interpellationen gesagt, was mistische Regierung anzuerkennen." Mit anderen Worten: Le Bourget wurden zehn lange Schuppen in Brand gefest. wir in Stockholm und in parteioffiziellen Veröffentlichungen sie soll den Stopf freiwillig selber in die Schlinge stecken, dann weit hörbare Explosionen dauerten lange Zeit an. bekundet haben. wird Washington sie anerkennen. Ein Sforopadsky ist in der Die Stadt Abbeville , die als Kriegsstapelplatz hinter Person des Kosatengenerals Semonom längst in Bereitschaft. der feindlichen Front wichtig ist, liegt im Mündungsgebiet der Es ist nicht überflüssig, bei dieser Zuspigung der Lage Somme . an den scharfen Protest zu erinnern, den Tschitscherin vor beaque, Isbergues, Lillers, Schacht 6 und das Berlin , 23. Mai. ( W. Z. B.) Hazebrouc, Mor­furzem wegen gegenrevolutionärer Beihilfe an die Regierungen Stahlwert Grenay wurden erneut mit schwerem Feuer belegt. der Alliierten ergehen ließ. Von einer Antwort der Alliierten Im Maschinenhause von Grenay verursachten unsere Treffer zahlreiche hat man nichts gehört. Wohl aber kam die Nachricht, daß starke Explosionen. Eschitscherin sein Amt als Volkskommissar des Auswärtigen Die rücksichtslose Fortsetzung der Befchießung von Laon aufgegeben hat. Es lag nahe, dabei an den Krimnotenwechsel durch die Franzosen hat am 22. Mai die unschuldige Zivilbevölkerung der Verständigung ablehnt. mit der deutschen Regierung zu denken. Aber die Vorgänge erneut schwer betroffen. Mehrere Einwohner wurden getötet oder Unseren eigenen Kriegstreibern wird fleißig in die Hände im fernen Osten, die nunmehr die Verhüllung abtun, müssen verwundet. gearbeitet von den Ententeregierungen, die bisher alle deut­dabei natürlich ebenfalls in Beachtung gehalten werden. Bern , 23. Mai. Progres de Lyon" meldet aus Paris : schen Friedensangebote abgelehnt haben. Den Entente­Bei dem vorgeftrigen Luftangriff wurde über einem Pariser Daß die Alliierten es an energischen Schritten nicht fehlen Borort eine große Anzahl Bomben abgeworfen, die regierungen wiederum wird ihre Stellungnahme erleichtert lassen werden, das Verhältnis zwischen Rußland und den einen Brand verursachten. Die Luftabwehr der Hauptstadt wurde durch die Taktik der deutschen Eroberungspolitiker und Mittelmächten auszubeuten, ist flar. Auch Englands neuerdings verschärft. Das Sperrfeuer war so hestig, daß die durch das Verhalten der von aller gesunden Vernunft ver­neuerdings von Berlin aus hervorgehobene Bemühungen, in Häuser in einigen Stadtvierteln erzitterten. laffenen unabhängigen Settierer in Deutschland , die alle