--1 Beilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt.Nr. 153Donnerstag» den 5. Juli 1894.■"5T11. Iahrß�Arbeiter» Parteigenossen!Die letzte Hoffnung deZ Brauer-Rings, seine Niederlage in dem Bierboykott zu verdecken, hat er auf den jetzt eingetretenen Witterungswechsel gesetzt. Der Bettelsack,den Herr I a c o b i für die Berliner Gastwirthe schwingt, will sich nicht füllen, obgleich dieser Ehrenmann der Wahrheit über Manneskräften Gewalt anthut. Der Brauerringwindet sich in Krämpfen und sängt an zu zerbröckeln; die Austrittserklärungen aus dem Brauerring mehren sich; 8 Brauereien haben dem Ring den Beitritt vonAnfang an verweigert. Ter Saalboykott, womit man die Arbeiter mundtodt zu machen versuchte, ist jämmerlich ins Wasser gefallen— die Kraft des Brauerrings ist gebrochen.An Euch, Arbeiter Berlins also ist es, den Boykott mit alter Energie und Entschlossenheit durchzuführen!Verdoppelt Eure Aufmerksamkeit!JnkeinerWerkstelle,inkeinemHause,beikeinemAusfluge,nirgendsdarfeinTropfen'BoykottBier getrunken werden! Das ist Eure Pflicht, dann ist der Sieg bald unser!Hoch die Solidarität der Arbeiter!Viv Boykott-Kommission.Boykottirt sind:I. Schultheist-Brauerei, Aktien- Gesellschaft, Berlin(und Tivoli).2. Brauerei F. Happoldt.3� Böhmisches Brauhaus, Kommandit- Gesellschaftauf Aktien, A. Knoblauch.4. Brauerei Karl Gregory, Berlin(Adler-Brauerei).5. Vereins-Brauerei Rixdorf.6. Spandauer Berg-Vrauerei, vorm. C. Bechmann,Westend bei Charlottenburg.7. Aktien-Gesellschaft Schloff- Brauerei Schöne-berg.»**Aus dem Brauerring während des Boykotts sind aus-getreten und die Arbeiter-Forderungen haben anerkannt:Brauerei Carlsberg, Friedrich Reichenkron, C h a r-tottenburg.Brauerei Wilhelmshöhe, E. Lehmann, Ber in.Radeberger Exportbrauerei(Brauerei Pichels-darf).«»*Dem Brauerring gehörten n i ch t an und die Arbeiter-fordernngen sind durchgeführt bei:Müucheuer Brauhaus, Aktien-Gesellschaft, BerlinSüddeutsche Brauerei, Karl Kintz u. Ko., BerlinS*Dem Brauerring gehören nicht an, Aenßerungenüber die Durchführung der Arbeiterforderungen liegen abernicht vor vonF. W. Hossmann, Werder a. H.G. Bauer, Werder a. H.Brauerei Miiggelschlöffchcn, Friedrichs-Hägen.Kaiser-Brauerei, Dummer und Kahl, C h a r-lottenburg.Brauerei Phöuix, L i ch t e r f e l d e.Nordsteru-Brauerci, Berlin.M ♦♦Durch Vermittlung der B i e r k o m m i s s i o n oderans deren Anregung führen nachstehend verzeichneteBrauereien von auswärts Bier nach hier ein:Brauerei in Wusterhausen.Exportbrauerei Rathenow.Bürgerliches Brauhaus, Dresden.Schloffbrauerei, F ü r st e n w a l d e.Bürgerliches Brauhans(in Firma Müller),Frankfurt a. O.Bürgerliches Brauhaus(in Firma Quintern),Luckenwalde.Brauerei Maff, Kottbus.Lxrttsles.Der Bierboykott tritt in das Stadium der EinigungS-versuche. Heut Mittag findet unter Mitwirkung eines vomGewerbegericht konstituirten Einigungsamtes die erste Besprechungvon Vertretern der Arbeiterschaft und des Vereins der Braue-reien Berlins und Umgegend statt. Die Genossen Franke,Hilpert und Singer werden, der Einladung des Gewerbegerichtsfolgend, an der Besprechung tbeilnehmen.Gegenüber dieser aus Thatsachen beruhenden Mittheilungschwatzt das.Berliner Jntelligeuzblatt" allerlei konfuses Zeugund lügt seinen Lesern vor, daß Mitglieder der Boykott-Kommisston, darunter Genosie Mattutat, zum BrauereibesitzerHappoldt gelaufen seien, um Verhandlungen einzuleiten. Ebensounverschämt gelogen ist die in derselben Notiz enthaltene Nach-richt, daß die Brauerei a r b e i t e r stch an das Gewerbegericht, alsEinigungsbehörde, gewandt haben, und daß gestern, also Mittwoch,die diesbezügliche Verhandlung stattgefunden habe. Heut willdas.Jntelligenz-Blatt" das Resultar dieser Verhandlung mit-theilen. Wir sind neugierig, was für«inen Bären das Polizei-blatt seinen Gläubigen wieder aufbinden wird. Bei allerprinzipiellen Feindschaft gegen die Kapitalprotzen des Bierringskönne» wir uns fast des Mitleids nicht erwehren, wenn wirlesen, daß das Organ der Gummischläuchlinge sich der Brau-Herren annimmt.Tie Saalverweigerer von Slösicke'S Gnaden, welche imHinblick auf die ihnen vorgegaukelte Million der Arbeiterschaftschnöde die Thür gewiesen haben, sind, wenn man einer sonst inpolizeilichen Dingen gut unterrichteten Lokalkorrespondenz trauendarf, bereits auf dem Standpunkt der P o l i z e i h i l f e an-gelangt.Die betreffende Notiz, die, wie sie uns tief erschüttert hat,so auch unsere Parteigenossen hoffentlich brs zu Thränen rührenwird, hat folgenden Wortlaut:.Zum Bierboykott wird gemeldet, daß sich auch die Polizer-behörde der Angelegenheit zunächst insofern bemächtigt hat, alssie den geschädigten Wirthen t h u n l i ch st zu Hilfe konimt. DenGastwirthen wird feit kurzem eine Vergrößerung des Verdienstesdadurch ermöglicht, daß die Polizei hinsicktlich der Erlaubnißzur Abhaltung öffentlicher Lustbarkeiten tasgrößte Entgegenkommen zeigt. Dies enthält eine Abweichungvon der bisherigen Praxis, nach der öffentliche Lustbar-keilen vielfach eingeschränkt wurden. ImNebligen hat der Polizeipräsident selbst seine Stellung denWirthen gegenüber dadurch gekennzeichnet, daß er der Unter-stützungskasse eine Summe aus der eigenen Tascheüberwiesen hat. Auch die Ausdehnung der Polizei-stunde wird den Wirthen auf ihre bezüglichen Eingaben inder größtmöglichsten Weise bewilligt."Eine Berichtigung von Herrn Rösicke. Unter Bezugnahmeauf den berühmten§ 11 ersucht uns Herr Nösicke um Ausnahmeder nachstehenden, wie man finden wird, wenig den Anforderungendes Bcrichtigungsparagraphen entsprechenden Zuschrift:In Nr. 150 des„Vorwärts" vom Sonntag, den l. Juli,wird in der ersten Beilage unter„Lokales" behauptet, ich hättekurz vor Verhängung des Boykotts an den von mir zusammen-gerufenen Arbeilerausschuß der Schultheiß Brauerei folgendeWorte gerichtet:.Auf ein bis zwei Millionen soll es mir nicht ankommen!Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, diel BerlinerArbeiterschaft aber soll sich an mir den Schädel einrennen!"Diese Behauptung ist unwahr. Ich habe eine solcheAeußerung weder den Worten, noch dem Sinne nach jemalsgethan.In dem betreffenden Artikel wird serner behauptet:„Die Berliner Arbeiterschaft läuft thatsächlich in keinemanderen Berliner Brauereibetriebe so leicht Gefahr zuverunglücken, sich Haut und Haare zu verbrennen,Leib und Leben auf's Spiel zu setzen, ja mankann wirklich ohne große Uebertreibung sagen, sichden Schädel einzurennen, als aus Schultheiß' Tivoli,wo jeder dritte Mann verunglückt-- wo im verfloffenenJahre 1893 allein 114 Arbeiter, also 31,23 pCt. zu Schadengekommen sind.— Aber das ist nur der eine Betrieb, dazukommen die auf Schultheiß-Schönhauser Allee im letzten Jahreverunglückten 89 Arbeiter, d. h. 24.13 pCd, so daß thatsächlichin dem einen Jahre bei Schultheiß 203 Arbeiter verunglücktsind."--Auch diese Behauptung ist unwahr. Wie die in dem be-treffenden Artikel aufgeführte Tabelle aufweist, ergiebt sich fürandere Berliner Brauercibetriebe ein gleicher, beziv. ein höhererProzentsatz an Unfällen. Abgesehen hiervon betrifft die in demArtikel aufgeführte Tabelle lediglich die von den BerlinerBrauereien bei der hiesigen Sektion der Brauerei- und Mälzerei-Berufsgenossenschast angemeldeten Unfälle. Diese An-Meldungen lassen aber einen Vergleich zwischen den verschiedenenBrauereien nicht zu, weil das„Unfallmeldewesen"— wie es in dembetreffenden Artikel selbst heißt— in den verschiedenen Brauereienverschiede» gehandhabt wird. Nach Z51 des Unfallversicherungs-Gesetzes ist von jedem in einem versicherten Betriebe vor-kommenden Unfall, durch welchen eine in demselben beschäftigtePerson eine Körperverletzung erleidet, welche eine Arbeits-Unfähigkeit von mehr als 3 Tagen zur Folge hat,Anzeige zu erstatten; dieselbe muß binnen 2 Tagen nach demTage erfolgen, an welchem der Betriebsunternehmer von demUnfall K e n n t n i ß erhalten hat. Die Zahl der Anmeldungenhängt hiernach nicht nur von der Zahl der thatsächlich vor-gekommenen Unfälle, sondern auch davon ab, ob der Betriebs-Unternehmer von jedem Unfall Kenntniß erlangt, ob nach seinemsubjektiven Ermessen überhaupt ein Unfall vorliegt und ob der-selbe eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als 3 Tagen zur Folgehaben wird. Die Zahl der stattgefundenen Meldungen ist alsonicht immer identisch mit den wirklich vorgekommenen Unfällenund liefert insbesondere keinen Beweis für die geringere odergrößere Unfallsgefahr der betreffenden Betriebe. Da aber dieAnmeldung eines jeden Unfalls, auch wenn er im Augenblickgar keine Erwerbsunfähigkeit zur Folge hat, für dieArbeiter von großem Werthe ist, iveil niemand im Vorauswisse» kann, welche Nachtheile dem Verletzten event. nach Jahrendaraus erwachsen und weil die nicht erfolgte Anmeldung ihnenden Beweis für den ursächlichen Zusammenhang der späterenErwerbsunfähigkeit mit dem s.Z. gehabten Unfall sehr erschwerenoder ganz unmöglich machen kann, so hat stch nicht nur dieDirektion des Böhmischen Brauhauses— wie diesin dem betr. Artikel ausdrücklich zugegeben wird— sondern auchdie Direktion der Schultheiß-Brauerei veranlaßtgesehen, dafür Sorge zu tragen, daß alle auch die scheinbar ge-ringsügigsten Verletzungen, wie z. B. kleine Quetschungen, Schnitt-wunden, Hautabschürfungen und dergl. als Unfälle angesehen undzur Anzeige gebracht werden.Zum Beweise für die Richtigkeit dieser Angaben im Gegen-satz zu den unrichtigen Behauptungen in dem Artikel des„Vor-wärts" beziehe ich mich auf nachstehendes Schreiben der Ber-liner Sektion der Brauerei- und Mälzerei-Berufsgenossenschaft vom 3. Juli d. I.:„An den General-Direktor der Schnllheiß-Brauerei HerrnRichard Rösicke, hier. Wir beehren uns auf Ihren Wunsch undunter Bezugnahme auf die Veröffentlichung im„Vorwärts", eineAufstellung in der Anlage ergebenst zu überreichen, aus welchersich ergiebt, daß die verhältnißmäßig hohe Zahl der aus IhrenBetrieben stammenden Unfallineldungen ganz zweifellos ihreErklärung darin findet, daß Sie die geringfügigsten Ver-letzunge» zur Anzeige bringen,Es entspricht dieses Verfahren, welches nicht nur IhreBetriebe, sondern u. a. auch das Böhmische Brauhaus unddie Brauerei Friedrichshain befolgen, den unsererseits wieder-doli publizirten Instruktionen, welche den Brauereien dieschärfste Meldepflicht zur Aufgabe machen.Leider konnten wir bisher nicht alle Brauereien veranlassen,diesen Instruktionen Folge zu geben.Die beiliegende Tabelle ergiebt, daß der Prozentsatz derentschädigten(schweren) Unfälle zur Zahl der Arbeiter sichbei Ihren Brauereien auf 1,54 bezw. 1,79 pCt. stellt, währendsieben andere Brauereien unter den ausgeführten achtzehn,welche mehr als 50 Arbeiter beschästigen, einen erheblichhöheren Prozentsatz aufweisen.Daß das Meldewesen seitens anderer Brauereien nicht sostreng gehandhabt wird, erhellt noch klarer daraus, daß von100 gemeldeten Unfällen bei ihren Brauereien 4,39 bezw.0,74 pCt. entschädigungspflichtig geworden sind, währendsämmtliche übrigen Brauereien einen höheren Prozentsatz auf-weisen, der bei einzelnen Betrieben sogar die Zahlen von 19,25, 33 und 41 pC. ergiebt.Was nun die mittleren Durchschnittszahlen betrifft, so er-giebt sich bei ersterer Kategorie ein Prozentsatz von 1,94 undbei der zweiten ein solcher von 11,09; die Ihre Brauereienbetreffenden Zahlen befinden sich also unter dem Durchschnitt.Dieses Resultat stimmt auch mit den Ergebnissen derRevisionen Ihrer Betriebe überein, die in keinem Falle zu Aus-stellungen geführt haben. Die stattgehabten Unfalluntersuchungenhaben gleichfalls keinen Anhalt dafür verschafft, daß das Fehlenirgend einer Schutzvorrichtung oder der mangelhafte Zustandeiner solchen die Veranlassung zu irgend einem der stattgehabtenUnfälle gewesen wäre."Zur Ergänzung des vorstehenden Schreibens führe ich nochan. daß von den in der Schultheiß-Brauerei gemeldeten 203 Un-fällen im Jahre 1893, zwei doppelt gemeldete Fälle in Abzug zubringen sind; daß von den verbleibenden 201 Fällen 30 überhaupt keine bezw. eine Erwerbsunfähigkeit von nicht mehrals drei Tagen, und daß von den übrigen nur 11 eineErwerbsunfähigkeit von mehr als 13 Wochen zur Folge hatten.Nur diese 11 sind entschädigungspflichtigeUnfälle, die aber auch nur eine t h e i l w e i s e Erwerbsunfähig-keit von 10 b i s 50 p C t. herbeigeführt haben.Schließlich ist es unwahr, daß ich Brauer und Flaschenspülerzur Verrichtung von Böttcherarbeiten bewegen will, von denendieselben nichts verstehen, von denen ich aber weiß, daß esüberaus gefährliche Arbeiten sind, namentlich für die darin Un-geüblen.Vielmehr handelte es sich in den in Rede stehenden Fällenlediglich um einfache, von den betreffenden Arbeitern verweigerteHilfeleistungen und Hantiruugen, die eine besondere Gefahr nichtmit sich bringen und die nach dem Gutachten des gerichtlichenSachverständigen jeder Brauergeselle bezw. Brauerei-Hilssarbeiteversteht und verstehen muß. HochachtungsvollRichard Rösicke.Die obenstehende„Berichtigung" nehmen wir trotz der un-angebrachten Bezugnahme auf das Preßgesetz schr gern auf, dasie im Wesentlichen alles, was wir in unserem Artikelin der Sonntagsnummer gesagt haben, lediglich bestätigt.An dem thatsächlichen Zahlenbeweise, daß im verflossenen Jahreallein 114 Arbeiter, also 31,23 pCt., auf der SchultheißbranereiTivoli, und dazu 89 Arbeiter, d. h. 23,18 pCt. auf Schultheiß,Schönhauser Allee, also insgesammt 203 Mann verunglückt sind,ist es Herrn Rösicke nur gelungen, zwei Unglücksfälle in Abzugzu bringen, die aus Versehen doppelt gemeldet sind. Wir habereunserem Berichterstatter die obenstehende„Berichtigung" natürlichzur ausführlichen Erwiderung zugesandt und wollendeshalb für heute nur das eine konstatiren, daßHerr Rösicke mit seiner Berichtigung trotz des besten Willnisnicht pro domo, sondern nur für uns geschrieben hat, da dieganze Erklärung nur zu deutlich beweist, wie nothwendig die ge-setzliche Regelung der obligatorischen Unfallsmeldungen und, armerHerr Rösicke, ein besonderes Arbeiterschutzgesetz für die Arbeiter mden Brauereien ist. Ob Herr Rösicke oder das Böhmische Brauhausdie meisten Unglücksfälle aufzuweisen hat, ist im Hinblick auf dieThatsache, daß die Brauerei-Arbeit die gefährlichste von allenArbeiten ist, doch ziemlich gleichgiltig, da wir, wenn wir HerrnRösicke nennen, damit nur den Typus des Großkapitalistenbezeichnen. Die ReichSkommission für Arbeiterstatistik hat, dasbeweist gerade die Berichtigung des Herrn Rösicke, keine dring-kichere Aufgabe, als die genaue Untersuchung der Verhältnisseder Arbeiter in den Brauereken und nicht zuletzt der mit Wohl-fahrtseinrichtungen so gesegneten Schultheißbrauerei.ES dämmert. Daß in manchen bürgerlichen Kreisen, so-weit sie nicht durch„metallisch" schmeckende Gründe von vorn-herein daran verhindert sind, allmälig eine verständigere Auf-fassung des Bierboykotts Einzug hält, läßt stch an mancherleiVorkommniffen der letzten Tage unschwer erkennen. Hatten wirvordem schon oft Gelegenheit, Stimmen aus den betheiligtenKreisen zuhören, die sich über die mittelbaren Folgen eines Siegesdes koalirten Braukapitals— an den glücklicherweise jetzt wenigerwie je zu denken ist— d. h. die Zee�rümmerung der kleinen undmittleren Existenzen im Braugewerbe, nicht im Unklaren befanden.so können wir heute eine, gewiß unparteiische, Zeugin zitiren, diesich diesen Ansichien durchaus anschließt.Der Korrespondent der kapitalfreundlichen„MünchenerNeuesten Nachrichten" schreibt seinem Blatte über diesen Punkt:„Ob aber die Brauereien siegen oder unterliegen, so hat diebisherige Führung des Kampfes sehr bemerkenswerthe Er-scheinungen zur Beurlheilung gewisser moderner Wirthschafts-rieb hingen geliefert. I n der geschlossenen Ver-einigung der Berliner Brauereien giebt esgroße Herren und bescheidene Mitläufer. DieGroßen sind naturgemäß die Führer, und es wird von derganzen Art dieses Abwehrwerkes untrennbar sein, daß dieleitenden Kräfte sogar gegen ihren Willen(!) dazu gedrängtwerden, die Gelegenheit zur Befestigung ihrerohnehin überwiegenden Macht zu benutzen.Der feste Zusammenhalt der Berliner Brauereien kann allerdingsnicht bewirken, daß soviel Bier wie vor dem Boykott getrunkenwird, wohl aber bedeutet er eine mächtige Waffe im Kampfe in-sofern, als die Geschlossenheit des Vorgehens die Konkurrenz derauswärtigen Brauereien so gut wie ganz verhindert. Der Ring, umdas Wort ohne den üblichen(!). weniger angenehmen Beigeschmack zugebrauchen, beherrscht das Feld und wird seine Stärke auch über denjetzigen Bierkrieg hinaus bewahren, einfach schon durch sein bloßes Da-sein. So sieht man auch hier, daß die Lohnkämpfe der Gegen-wart mit der einen ihrer wichtigsten Erscheinungen, namentlichmit der Organisation der Arbeitnehmer, gleichzeitig eine korre-spondirende Erscheinung, eine Konzentration der großen Betriebeeiner Aufsaugung der kleineren Betriebe begünstigen."Bei dieser nüchternen Auffassung der Dinge kann es nicht imGeringsten verschlagen, wenn irrlhümlicher Weise gesagt wird/die Geschlossenheit des Vorgehens verhindere die Konkurrenzfremden Bieres in Berlin. Einmal kann man nur sehr, sehr be-dingt von einer„Geschlossenheit" sprechen, da ein namhafterTheil der Brauereien dem Großkapitalismus die Heeresfolgeüberhaupt verweigert hat, während die Getreuen sich nach undnach seinen gefährlichen Umarmungen entziehen.Daß aber die Konkurrenz fremden Bieres von aueschlag-