fr. 145-1918
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Vom Schuster und vom Leisten.
Eine. zeitgemäße Gloife von Julius gerfaß.
Es ist jetzt schwer, beim Lauffchritt der Weltgefchichte mitzu kommen, denn dazu find Holzschuhe oder Holziohlen schlecht geeignet. Erstens beweisen sie doch zu offensichtlich, daß man der Zeit nicht genügend vorausgeeilt ist, indem man sich rechtzeitig mit emer ausreichenden Zahl von Trittlingen versehen, und dann, nun die Weltgeschichte genau wie zur Zeit des Wiener Kongresses auf dem Parkett der Diplomatie gemacht wird, sind sie auch viel zu Laut, um hinter die Kulissen borchen zu können. Indes, gar bar fuß dem Zug der Zeit zu folgen, ist nicht jedermanns Sache, befonders wenn man ein schlechtes Gehwert hat, mit Hühneraugen geplagt ist und überhaupt über die Tage hinweg ist, in denen man zu singen pflegte:„ Die Liebe schleicht auf leifen Sohlen.
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Mittwoch, 29. Mai
sollte. Schuster Kub vernahm dann wohl die Klagen des auf damals zur Vorbereitung des Wiederaufbaues fortgeräumten Schuttes seinen Plattfüßen wechselmäßig stehenden Kunden, wie schwer es nun, die sich aus Strabos Angabe berechnen läßt, stimmt nicht nur jetzt sei, etwas abzubringen, und antwortete mit einem gehörigen mit dem von den Ausgräbern an einer bestimmten Stelle Babylons Seufzer und dem hinweis, daß beute eben einer dem andern fort- aufgehäuft gefundenen Biegelschutt überein, sondern entspricht auch helfen müsse, ohne jedoch zu fagen wohin. genau der Differenz zwischen dem Kubilinhalt des ursprünglichen Nebenfanäle vermochte Antonius Breitfuß nicht mehr entsprechend wie sie die Tontafel gibt. Wenn auch in einzelnen noch manche Mit der Zeit verminderter Nationen und spärlich fließender Baumerts mit dem Tempel auf dem Gipfel und dem der Nuine, seinen Reparaturbedürfnissen zu dem Sigfleisch seines Schuhmachers Frage offen bleiben mag, so hat hier doch durch deutsche Ausdauer beizutragen. Endlich, als er eingestandenermaßen nichts mehr auf und deutschen Forschergeist eines der berühmtesten Bauwerke der die Beine brachte, fiel er in Ungnade und mußte auf die verbesserungs- Welt wieder greifbare Gestalt gewonnen. bedürftigen Unterlagen des allgemeinen Lebenswandels oft länger warten, als der Wechsel der Jahreszeiten und die eilende Zeit es zuließen. Schimpfen hätte ihm nichts genügt, und so war er entzückt, als er eines Tages in einem Schaufenster einen sogenannten Dreifuß Hilf dir selbst!" entdeckte, der ihn endlich auf den Gedanten brachte, selbst seine Wut an den verwünschten Marschiermitteln auszulaffen.
auch,
wenn er statt
Uebrigens ist ein gutes Fortkommen mindestens so wichtig wie eine angenehme Umgebung, das heißt ein anständiger Anzug. Und der, welcher für dieſes Fortkommen forgt, der Schuhmacher, kann heute wohl sagen, daß das Handwerk einen goldenen Boden bat und daß es sich schließlich einstweilen empfiehlt, bei seinem Leisten zu bleiben. Andererseits iſt es freilich auch schon soweit gediehen, daß man das Sprichwort umdrehen kann und sagen: Leisten bleibe bei deinem Schuster. Denn jetzt ist es bald dahin gekommen, daß der Leisten dem Schufter den Rücken kehrt, daß ein jeder gerne zur Naturalwirtschaft zurückkehrte, um sich seinen Kohl selber zu bauen und im Kreislauf wieder Kohl zu machen, feinen Flachs au pflanzen und in der Wolle zu figen, um sich selber etwas an messen zu können und womöglich sein Leder selber zu züchten, sich selbst das Fell zu gerben und etwas über einen Leisten zu schlagen. Herr Antonius Breitfuß, königlicher Briefträger zu Fuß, war Längst zu dieser Ueberzeugung gelangt und hatte sich einen Heim garten mit Kaninchenstall zugelegt; das war seine Agrarwirtschaft. Was die Kaninchen nicht mehr brauchten, machte den Kohl schon fett, aber was sie nach dem Schlachten ablegten, war nicht dickfellig und stark genug, um die Beförderung eines Briefträgers zu gewähr leisten. Und gerade diese war jeweils nach dem Genuß eines feisten Haienpfeffers von Wichtigkeit, insofern sein Gewicht vorübergehend zunahm, also feinen gewichtigen Gang belastete. So ging also braucht. Nur wann, das ist hier die Frage.... legten Endes alles wieder auf die Schuhfrage zurück, die, wie folgendes beweist, für Breitfuß ein schwergewogenes Problem war:
Der Turm zu Babel.
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Seltsame Nester.
allenthalben werden Nester gebaut, zu denen Wolle und Haare, In der Vogelwelt herrscht gegenwärtig ein reges Treiben: Stroh und Moos und viele andere Baustoffe benutzt werden. Prof. Rudom teilt in der„ Natur" einige Beobachtungen über merfund ein Paar Leisten dazu und so war also der Leisten wirklich von der üblichen Art des Nestes abgewichen waren. So hat er ein Breitfuß faufte fich solch ein Eremplar um sechs runde Mark würdige Nester Bogel - und Insektennester- mit, deren Erbauer vom Schuster gewandert, obwohl Frau Breitfuß ihrem Gatten Blaumeijennest gefunden, das ganz mit bunten Federn verziert ist, empfahl, bei feinem eigenen Leisten zu bleiben. Um so tapferer so daß es eine Baube mit borderem kleinen Gingag bildet... Nach flopfte und hämmerte Antonius in der Mittags-, Abend- und Beitigung der Brut wurde das Nest von Hummeln in Bejis ge Sonntagszeit, richtete schiefgewordene Abfäge mit Eiserin, legte nommen und mit Bellen belegt. Ein Hängeneſt des Birols fand Gummisohlen auf, die sich nach dem Pirmasenser Prinzip trugen: Prof. Rudow einmal in einer Birke, das ziemlich auffällige BauDie Schuhe sind zum Verkaufen und nicht zum damit Laufen." stoffe enthielt; als Grundlage diente nämlich eine Postkarte, und Er probierte alle Erfagbefohlungen aus und ließ sich durch keine es war durchflochten mit Rafiabaft und roten Wollfäden, die der bittere Erfahrung entmutigen, durch keinen Schweißtropfen sich die Birol aus einer benachbarten Gärtnerei geholt hat. Unter dem Süße der Befriedigung verfalzen. Nicht selten fluchte er Baume lagen die Ueberbleibsel eines Kinderstrumpfes, von dem die flopfte, wie überhaupt mancher Sieb und Nagel daneben ging. Indes, anderes Nest war berziert mit bunten Beugläppchen und Papierauf die Nägel, auf seine Finger Fäden offenbar stammten. Der Vogel hatte sie abgemidelt! Gi mit dieser Enttäuschung steht Breitfuß nicht allein, das ist in diefer streifen, wie sie vom Buchbinder beim Beschneiden der Bücher gewerden soll, auch andern passiert. Es kommt nur darauf an, wer funden hat, besteht aus zwei Teilen, einem Neste von der gewöhn= Gin Stieglitzbau, den Prof. Rudow einmal ge= Gegenwart, da der Zukunft ein neues Marschierzug angemessen liefert werden. am weitesten kommt, ohne die Lappen zu verlieren oder ein- lichen Größe und einem zweiten, auch kunstgerecht hergestellten, gewachsene Nägel zu bekommen. Was die Zukunft betrifft, so wird aber etwas kleinerem. Angeblich soll dieses Kleinere Nest vom ihr ja das Messer des Mars auch fünftig ein gutes Operations- Männchen, das größere vom Weibchen gebaut worden sein. Vogelobjekt sein. Antonius Breitfuß seinerseits hofft allerdings, daß ein- nester, die von Insekten in Beschlag genommen worden waren, wie mal doch der Leisten wieder zum Schuster zurückkehre und daß im das anfangs erwähnte Blaumeiſennest, hat Prof. Rubow noch Zeichen dieses Symbols auch der Schuhmacher wieder ein gewöhn- öfters gefunden. So hat er in seiner Sammlung ein Schwanzlicher Sterblicher wird, dem man nicht extra die Nadel zu schmieren meisen- und Bauntönignest, in dem Hummeln sich angesiedelt hatten. Ferner hat er seiner Sammlung einige Insettennester einberleibt, die in allerhand Gebrauchsgegenstände angelegt find. Darunter befinden sich mehrere papierne Bigarrenspiben, belegt mit Zellen Breitfuß batte nämlich bis dato einen Schuster gehabt, einen der Osmia bicorinis, eine Batronenhülfe von Messing, eine Stimmgoldenen Gemütemenschen namens Kuh, der ihn und seine ganze Dynastie von acht Köpfen- natürlich am entgegengesezten Bol Die Deutsche Drient- Gesellschaft, die ihre Ausgrabungen im pfeife, eine leere, halbgeöffnete Streichholzschachtel mit Bellen von Jrak erst unterbrochen hat, nachdem die Einnahme von Bagdad Osmia rufa; bon Mauernwespen find in Besitz genommen und mit besohlte. Dieser Nachfahre aus Hans Sachsens Zunft war gar durch die Engländer die Forscher zum Berlassen der Grabungs- Endzellen gefüllt eine Kindertrompete, ein Vorhängeschloß, eine nicht lange vor dem Kriege erst in die Straße gezogen und hatte stätten auf dem Boden des alten Babylon zwang, gibt in dem fo- eiserne Röhre, Glasröhren, Falten eines Vorhanges und eine ynsein Geschäft, Besohlanstalt Achilles" genannt. Das" gurgelte eben erschienenen neuesten Heft ihrer Mitteilungen Aufschluß über fammengefaltete Beitung. Ein Hornissennest befindet sich in einer er aber nicht, sondern brachte es in einem zarten norddeutschen eines der bedeutsamsten Ergebnisse. der Ausgrabungen: über die Pappschachtel, die in einem Vorratsraume längere Zeit unbenutzt Schmelz hervor. Wenn man ihn fragte, was es mit dieſem mutmaßliche Gestalt und Größe des babylonischen Turmes. Prof. stand, füllt sie ganz aus und ist mit den Wänden eng verbunden. Achilles auf sich habe und er vermutete, daß es am Ende jemand Dr. Koldewey, der 18 Jahre hindurch die Ausgrabungen geleitet Den Bapierstoff haben die Insekten teilweise zur Zellenbildung doch besser wisse als er, fagte er, die historifer hielten ihn für den hat, legt seine Anschauung von dem einstigen Aussehen dieses welt- bemutt! griechischen Hans Sachs , aber der Teufel traue der Geschichte. Was berühmten Bauwerks dar. Er weist überzeugend nach, daß es sich, jedoch die Hauptsache war, er war das lebendige Lehrbuch des in Uebereinstimmung mit Herodots Nachrichten über den babylonischen Umgangs mit Menschen und auch ohne das Schild an der Laden Turm, um einen Hochtempel handelt, dessen Unterbau eben der türe „ Bitte, beehren Sie mich bald wieder!" wäre er zweifellos Turm" gewesen ist. Die Maße der sechs um einen Hof herum auf den grünen Zweig gekommen, auf dem er nun saß und den angeordneten Heiligtümer, aus denen der obere Tempel bestand, jenigen etwas pfiff, welchen er nichts draufnageln wollte. gibt eine Tontafel vom Jahre 229 v. Chr. auf Grund einer alten Hier wird ein Kapitel berührt, das wohl fast jeden Schuh- Duelle genau an, und dieses Gebäude hat in der Tat auf dem-Die Konzerte bes Wiener Sofopernorchesters tragenden heute zum Leidtragenden gemacht hat. Insofern nämlich Unterbau, dessen Abmessungen durch die Grabung festgelegt find,( Wiener Philharmonifer), die unter Zeitung Felig von Weingartners besonders die Schuster so wertvolle und ihrer Wichtigkeit bewußte Plaz. Wir haben uns also, fobiel steht jedenfalls feft, unter dem von der Kal. Kommandantur veranstaltet werden, finden am 24., Exemplare der menschlichen Gesellschaft geworden sind, wie etwa Turmbau zu Babel einen großen Tempel von rund 80 Meter Länge 25. und 26. Juni ftatt. Zur Aufführung gelangen u. a. Symphonien bie wenigen Aerzte und Schwarzschlächter im Hinterlande. und 80 Meter Breite zu denken, in dem sich der Thron Gottes von Beethoven , Mozart , Haydn , Brahms und eine Anzahl moderner Schuhmacher Kuh, der Hoflieferant von Antonius Breitfuß- befand. Die Abfäße, durch die die einzelnen einzelnen Geschosse Meisterwerke. er wohnte im Hinterhause batte auch, wie die meisten feiner in ihrem ursprünglichen Zustande bon einander getrennt Die Berliner Segeffion eröffnete am Dienstag Stollegen, mit der Abnahme des Lederbestandes bei sich selber start waren, mögen nicht groß gewesen sein, rechtfertigen indeffen ihre Bildnisausstellung, die in etwa 100 erken 70 Jahre Berliner an Selbstbewußtsein und Erkenntnis zugenommen. Auch er sah in Herodote Annahme, daß ein Turm auf dem andern gestanden habe. Bildnismalerei vorführte. Anbetracht der topfgehenden Zeitläufte und der purzelbaumhaft zum Doch darf man bei dem Ausdrud„ Turm" nicht an eine Baulichkeit Naturzustand zurückkehrenden Gegenwart von seinem eigenen Sig wie etwa einen Kirchturm denken. Auch nach Herodot würde, da punkt die Bedeutung der Naturalwirtschaft ein. So wußte er, daß alle acht Türme zusammengenommen so hoch waren, wie der unterste ein Pfund Butter mehr wert ist als ein barer Fünfmarkschein und breit ein jeder dieser Türme nur durchschnittlich ein Achtel seiner eine Handvoll Lebensmittelscheine. unter Umständen eine Brieftasche Breite zur Höhe gehabt haben tönnen. Was das Baumaterial an boll Kriegspapiergeld aufwiegen. Wenn beispielsweise Herr Breit- betrifft, so haben wir uns die einzeluen Gebäude aus Ziegelmauerfuß im vierten Kriegsjahr ein Paar Schuhe zum Ausbessern brachte wert aufgeführt zu denken. Bei dem Haupttempel selbst dürften und das Sohlleder dazu, wie es früher auf den Dörfern üblich blauglafierte Ziegel in Anwendung gekommen sein. war, mußten schon einige Brot oder Fleischmarken, oder ein paar Eier oder auch etwds Fett dazugepadt fein, wenn der Wunsch nach schneller und reeller Bedienung überhaupt Erwägung finden
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Pioniere.
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Nontan aus dem Norden von Ernst Didring . Das Gespräch stoďte. Die Stimmittel waren verbraucht. Der Heizer stedte sein schweißnasses Gesicht hinaus und zog es völlig verschneit wieder zurück.
Staisepatte!" schrie er und deutete nach vorn in das graue Dunkel, indem er sich mit dem Rücken der Hand den Schnee aus dem Gesicht wischte. Der Führer sah nach der Uhr und ließ die Dampfpfeife schrillen.
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Notizen.
Kunstronit. Die Vereinigung polnischer Expressionisten„ Bunt" veranstaltet im Juni ihre erste Berliner Kollektiv- Ausstellung in den Ausstellungsräumen Berlin , Kaiserallee 222.
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Ein Breisausschreiben für fenerfichere Kleidung. Der Vorstand der Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie( Berlin ) erläßt ein Preisausschreiben für feuerfichere Ar beiterkleidung. Es ist ein Preis von 5000 M. für den Nachweis eines zuverlässigen brandverhütenden Tränkungsmittels für Arbeiterfleider ausgefeßt. Das brandverhütende Mittel muß verschiedene Bedingungen erfüllen: es muß das Entflammen aller für Arbeitsfleidung in Frage kommenden Stoffe, auch Bapier, verhüten: selbstverständlich darf es weder die Stoffafer angreifen noch die Ge fundheit der Menschen beeinträchtigen oder auch nur belästigend
Alexander der Große hatte den fühnen Plan gehegt, den baufälligen Turm wieder herzustellen, und er ist nur durch seinen vorzeitigen Tod an der Ausführung gehindert worden. Die Masse des wirken. warr durch die Luft. Die Schienen, die der Pflug reingefegt| Auge, aus dem Grau wälzte sich eine dunkle, undeutliche hatte, waren schon wieder verschwunden, und Jonsson mußte Masse heran, wuchs zu einem schwarzen Ungeheuer, das rote mit den Füßen den Schnee fortstoßen, sich niederbeugen und Funken sprühte, das gelle, böse Pfeifen schnitt klar und deutdie Schienen mit der Laterne beleuchten, um sich zu über- lich durch die Luft, und mit einem donnernden Dröhnen Leben und andern Menschen verband. Die toloffalen Schnee- Moment lang hörte er das Stampfen und Keuchen der Maschine zeugen, daß es wirklich noch etwas gab, das ihn mit dem stürzte der Zug aus dem Schneegewirbel auf ihn zu. Einen wände, die der Pflug aufgeworfen hatte, schütten freilich etwas und warf sich im nächsten Augenblid zur Seite, um sein Leben unsicheres Gefühl, das er erst später verstehen sollte. vor dem Sturm, aber sie gaben ihm auch ein eingeengtes,
Ob er doch zurück in seine Hütte ging? Es tam ja kein Zug. Die Telegraphenbrähte waren unter der Schneelast an mehreren Stellen gerissen. Der Zug war natürlich draußen Sie flang hilflos und sinnlos in all dem anderen Streifchen irgendwo im Schneetreiben eingeschneit. Es war närrisch, hier und Brüllen. Steiner von den drei Männern auf der Loko- länger umherzustampfen. Wer dankte es ihm? Hanna hatte motive hörte den Pfiff. Nur weil der Führer an dem Griff sicher zu Hause den Staffee bereit. Wenn auch die Kinder zog, wußten sie, daß er vor der großen Schlucht die Pfeife schrien, war es in der Hütte doch ruhiger als hier. tönen ließ, wo die Schneepflüge immer einen tiefen Hohlweg Jonsson blieb stehen und hielt instinktiv die Laterne vor sich hin. Was war das? Das flang wie ein Pfeifen. Kam jetzt doch der Zug?
in den Schnee schnitten.
Hjort beugte sich hinaus. Er meinte die Schneeschutzborrichtungen zu sehen, aber ein Licht war noch immer nicht wahrzunehmen. Hier vor der Schlucht mußte doch ein Bahnwärter sein!
Er lauschte.
Nein! Es war der Sturm. Der konnte alle möglichen Laute. Es hatte oben in den Schuhvorrichtungen gepfiffen. Der Führer ließ noch immer die Dampfpfeife schrillen, Das fam oft vor, wenn es richtig stürmte. Ganz wie Lokowährend der Zug sich durch den Sturm porwärts preßte. motivenpfiffe. Natürlich war es der Sturm! Man hörte es Jezt hatte man das Gefühl, als käme man etwas in die deutlich. Da schrie es wieder und kreischte wie toll. O Gott, Deckung der Schneeschutzvorrichtungen, und mit erhöhter war das ein Wetter!
zu retten. Zu seinem Entfeßen fühlte er neben sich die Schneewand hart wie Holz. Die Ueberlegung des Augenblicks sagte ihm, daß dies das Wert des Schneepflugs war. Er machte eine gewaltige Anstrengung, den Rücken in den Schnee hineinzupressen, aber er sah im selben Augenblick wie durch einen dünnen Schleier die Maschine heranfegen, sah die Bewegung der Stoppelstangen und der rollenden Räder, dann bekam er einen Schlag gegen die Brust, wurde mitgeschleift und geriet in den donnernden Eisensturm hinein. Da schrie er auf, ein einziges Mal, in tödlichem Entsetzen.
Was war das?" Hjort beugte sich aus der Lokomotive. heraus, sah aber nichts weiter als die Schneewände, die vorüberglitten. Hatte er sich verhört, oder war es nur der Sturm, der sich so austobte? Sonderbar! Es flang ganz wie eine menschliche Stimme. Aber es war niemand zu sehen. Nur Schnee.
Er zog den Kopf wieder zurück. Weder der Führer noch der Heizer schienen etwas gehört zu haben, denn sie fuhren ungestört in ihrer Arbeit fort. Die Hand des LokomotivFahrt fuhr der Zug in die Schlucht hinein, während Hjort Jonsson stand ganz still an seinem Plaz, er hatte die führers ruhte noch immer auf der Dampfpfeife. Hjort zog über die Abwesenheit des Bahnwärters ein paar häßliche Laterne gesenkt, starrte aber doch noch immer in das Schnee- den Pelzkragen höher. Er hatte das Gefühl, plötzlich ganz Worte fagte. treiben. Es war etwas Merkwürdiges damit. Das hatte er furchtbar zu frieren.
Wohl zum zwanzigftenmal stampfte Bahnwärter 4556 noch nie gesehen. Es wurde auf einer bestimmten Stelle Der Führer ließ die Dampfpfeife Ios. Die SchneeJonsson durch die Schlucht. Der große Schneepflug hatte sie gelblicher. Dann verschwand dieser helle Fleck wieder und schlucht war passiert, und es ging wieder in den Sturm vor mehr als einer Stunde passiert, und seitdem hatte er ver- wurde von dem wirbelnden Grau verschlungen. Jett hinaus. Der Schnee schlug jetzt von hinten her wie ein geblich auf den Erzzug gewartet. Das bißchen Leben, das tauchte er wieder auf und verschwand von neuem. Es war weißer Schaum herein, der sie alle blendete. Es zischte und er noch im Leibe hatte, versuchte er warm zu halten, indem er rein wie Hererei. tanzte um den Schornstein, die Lokomotive seufzte und durch den tiefer werdenden Schnee hin und her ſtampste. Jonsson wurde unheimlich zumute, und alle seltsamen pustete, schwerfälliger und immer schwerfälliger ging Er wagte sich nicht aus der Schlucht heraus. Draußen Geschichten aus der Wildnis, die ihm aus seiner Bahn- sie in das wollige, wirbelnde Grau hinein, die Zylinder hätte der Sturm ihn sofort weggefegt. Er wußte, was das arbeiterzeit her im Blut lagen, tauchten auf. Unbegreiflich. stöhnten, und wenn auch der Führer den Regulator auf den heißen wollte. Er hatte seine Hütte friechend verlassen Wenn nicht--? höchsten Dampfbrud stellte, so tam der Zug doch nur langs müssen, um hierher zur Schlucht zu kommen. Nach Hause Er hob die Laterne. Der Fled dort hinten bewegte sam in den Schneewehen vorwärts. Der Heizer feuerte mit wagte er nicht zu gehen, denn der Zug konnte jeden Augen- sich. Das war merkwürdig. Er schwenkte die Laterne im voller Kraft, und der Führer blickte einen Augenblick hinaus, blick kommen. Es hieß nur frieren und warten. Jetzt war Kreise. Der Fleck drehte sich auch. Ach so, weiter nichts! um zu sehen, wie hoch der Schnee war. Als er die Schienen er an dem südlichen Ende der Schlucht. Er blieb stehen und Nur der Lichtschein! lauschte.
Nein, noch immer kein Zug. Nur das Brausen des
Sturmes.
Die Schneemassen schwirrten in einem närrischen Wirr
Er lachte leise auf und tat einen Schritt vorwärts.
In demselben Augenblick aber packte ihn das wirkliche Entsetzen.
Der gelbe Fleck konzentrierte sich plötzlich zu einem großen
nicht finden konnte, begriff, er, was ihrer wartete. Der Zug hemmte die Fahrt immer mehr. Krachend preßte er sich noch einige Meter vorwärts. Dann blieb er hilflos im Schnee ftecken. ( Schluß folgt.)