Nr. 150. 35. Jahrg.

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Telegramm- dreffe

.Gozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Berniprecher: Amt Morisblas, Str. 151 90-151 97.

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Montag, den 3. Juni 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Reeniprecher: Amt Morigplay, Str. 151 90-151 97.

Vordringen am Ourcq  .

Vordringen südöstlich Nohou   und beider­seits des Ourcq Unveränderte Lage an der Marne   Fort Pompelle  ( süd­östlich von Reims  ) vorübergehend besetzt. Berlin  , 2. Juni 1918 ,. abends. Amtlich. An der Angriffsfront nene Fortschritte. Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. Juni 1918.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschaublah. Qeeresgruppe renprins Rubpremt Artilleriekämpfe an vielen Stellen der Front. Englische Teilangriffe füblich ber Lys und nördlich von Albert scheiterten unter schweren Berlusten.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Südöstlich von Noyon   drängten wir den Feind trot heftigen Widerstandes auf den Wald von Carle.. pont und von Montagne zurück. Wir nahmen die Höhen östlich von Moulin- sous- Zoubent und start verdrahtete feindliche Linien westlich bon Nouvron.

Im Angriff beiderseits des Ourcq­Iuffes warfen wir den Feind über den Savière­Abschnitt zurüd und eroberten die Höhen von Bassy und Courchamps.

An der Marne   ist die Lage unverändert. Der auf dem Nordufer des Flusses gelegene Teil von Chateau­Thierry wurde vom Feinde gesäubert. Nordöstlich bon Verneuil und beiderseits der Ardre heftige Gegenangriffe der Franzosen  . Unter blutigen Verlusten wurde der Feind zurückgeschlagen. Deftlich vou Reims   brangen wir im örtlichen Vorstoß in fran­ zösische   Gräben bei St. Leonard ein und nahmen die Besagung des vorübergehend von uns besetzten Forts Pompelle gefangen.

Französisch- amerikanische Lager von gewaltiger Ausdehnung fielen bei Fère- en- Tardenois in unsere Hand. Weit über eine halbe Million Schuß Ar­tillerie, unermeßliche Bestände an Pionier- und Fern­sprechgerät, mehr als 1000 Fahrzeuge wurden hier er­beutet.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 2. Juni 1918. mtlich wird verlautbart: An ber Gebirgsfront lebte der Artilleriekampf an vielen Stellen wieder auf.

Im Mündungsgebiet der Biave wurde heute um Mitternacht ein italienischer Borstoß durch Feuer abge= schlagen.

Der Chef des Generalstabes.

Die Prostitutionsfrage im Reichstage.

Bon May Quard.

Der Kampfverlauf am geftrigen briffen und heuti gen vierten Tage wird zunächst durch das rapide Fort­schreiten und Ausbreiten der vorstürmenden Armeemitte ge­fennzeichnet. Heute abend ist das Nordufer der Marne   zwischen Chateau Thierry   und Ver. neuil erreicht. Der rechte Flügel der Armee v. Boehn bringt in westlicher Richtung parallel der Aisne   in dem Höhen­Fast ganz unbeachtet von der großen Oeffentlichkeit, hat land nördlich des Flusses flott vor, der linke Flügel der Armee sich vor Pfingsten in dem 16. Reichstagsausschuß für Bevöl­Sutier hat zwischen Noyon   und Couch in südlicher Richtung ferungspolitik die erste Verhandlung und Beschlußfassung angegriffen. Beide drängen konzentrisch den Gegner aus dem über eine neue Regelung der Prostitution voll­Hügelbreied zwischen der Dise und der Aisne   heraus. Auf 30gen. Früher hätten solche Beratungen die sozial inter­dem Schlachtfeld bei Reims   hält der rechte Flügel der Armee essierten Kreise und Parteien, alle Hygieniker und Aerzte bis b. Below die Festung im Osten, Norden und Weiten big weit in das große Publikum hinein lebhaft mitbeschäftigt. auf zwei Kilometer an die Stadtmauerumstekt. Jagt haben es die Kriegsumstände, der Mangel an Naum, den die Preise für solche Erörterungen hat, und die Fülle Dr. X. Röster, Kriegsberichterstatter. weltpolitischer Fragen, die der unerbittliche Fortgang des Stegemann schreibt im Berner Bund unter Sinmeis darauf, Striegs andauernd neu aufwirft, mit sich gebracht, daß die daß die begonnene deutsche Offensive eine Entscheidungsepecation hochwichtigen Debatten fast wie hinter geschlossenen Türen größten Stils barstelle, die nicht nach Einzelergebnissen, sondern vor sich gegangen sind. Und doch schneidet namentlich die nach dem Gesamterträgnis, das erst im Herbst abgeschätzt werden Wendung, die die Kommissionsarbeit bon der Gesundheits­fönne, beurteilt werden müsse. Das französische   Berteidi- gefeßgebung zur moralisierenden Sittlichkeitsgesetzgebung all­gungssystem ist zwischen Reims   unb Compiègne   mählich genommen hat, tief in unser gesellschaftliches Leben bis auf die Grundstellung aufgerissen. Die Deutschen   haben den Zu ein und droht, eine neue Art Kriegsfittlichkeit sammenhalt der Champagne, Maas  - und Vogesenfcont mit der zu schaffen, die für den ganzen Geist der Ge­pilardischen Front so gelodert, daß Foch heute schon die Verbin- feggebung in und nach dem Kriege höchst ver­dung Chalons  - Paris   nicht mehr als durchsau- hängnisboll werden tann. fende Transverjale benuten fann. Joffre   besaß, als Der Anlaß für den Reichstag  , sich mit der Prostitution zu er im September 1914 Front machte, eine vom Feinde gelöste, neu­aufgebaute Armee, die den anstürmenden Feind in vorbereiteter Stel­Tung zwischen Verdun   und Paris   mit umfaffend ausgreifendem linten Flügel erwartete und über zahlreiche Referben berfügte. Foch Dagegen kann nichts anderes tun als rückwärts gleitend eine neue Widerstandslinie zu suchen und muß zufrieden sein, wenn es ihm gelingt, an Marne   und Ourcq   eine Verteidigungsstellung ein­zunehmen und zum Stellungskrieg herzurichten, ehe der Gegner zu neuem Schlage ausholt,

Ueber 25 Kilometer Marne­

front.

befassen, war dadurch gegeben, daß der dem Ausschuß zuge­miejene Regierungsentwurf zur Bekämpfung der Geschlechts­frankheiten wieder einmal in der Prostitution die Hauptursache der Verbreitung jenes fürchterlichen Uebels er­blickte. Schon darüber kann man allmählich und vollends im Striegsverlauf anderer Meinung geworden sein. Infolge des Kriegszustandes ist auch die Männerwelt allmählich so hervorragend Träger und Verbreiter der Geschlechtsfrank­heiter geworden, daß man mindestens im Zweifel darüber sein kann, ob nicht heute schon ähnliche strenge Maßnahmen gegen geschlechtsfranfe Männer in Heer und Heimat zu er greifen sind, wie gegen die offene und heimliche Prostitution als Trägerin und Verbreiterin der Ansteckungsstoffe. Dabei ist man seitens der Regierung und des Reichstags auch bei Beratung des neuen Entwurfs leider, durchgreifenden Maß­regeln gegen die Männer noch immer aus dem Wege ge­

Berlin, 2. Jumi. Mit der Einnahme des Nordtekts von Chateau- Thierry   und der Erstürmung von Vergangen. neuil ist die Marnefront bereits auf mehr als 25 Rilo- Der Ausschuß hat zwar in erster Refung einige Straf­meter verbreitert. Der spike Stoßteil hat sich zur paragraphen angenommen, die kriminelle Ahndung an­breiten Stampflinie geformt.

drohen, wenn sich jemand, Mann oder Frau, nicht von einem Arzt behandeln läßt, obgleich er weiß, daß er geschlechtsfrank ist; die es ferner bestrafen, wenn jemand in dieser Verfassung den Beischlaf ausübt oder eine Ehe eingeht. In letterem

Die Kiewer   Friedenskonferenz. alle soll Verfolgung nur auf Antrag eintreten. Es ist auch

Der katastrophale französische   Rückzug Frieden zu schließen, eine Vorentscheidung in Fra  bis zur Marne.

werden.

Die Ukraine   habe als Etaat noch keine vollbestimmten juristischen Rechte

Kiew  , 1. Juni. In der gestrigen Situng der Friedens. ganz allgemein, für Mann und Frau, beschlossen worden, daß fonferens schloß sich an das Protokoll über den VoII. berdächtige Personen einer gesundheitlichen Beob­achtung unterworfen, zwangsweise untersucht und einem machtenaustausch eine ausgedehnte Aussprache an Seilverfahren zugeführt werden können. Aber organije­Narow3fijah in dem ukrainischen Tert, der eingangs bon torische Einrichtungen und Vorkehrungen dafür, daß der dem ukrainischen Staat und der russischen sozialistischen föde Regelfall, nämlich die Feststellung, die Untersuchung und Hei rativen Sowjetrepublik als selbständigen und unabhängigen lung von Geschlechtskrankheiten allgemein und durchgreifend Staaten spricht, die sich augenblicklich miteinander im Kriegs- erledigt wird, ehe man es zu Strafanzeigen der Beteiligten zustande befinden und beiderseits den Wunsch ausdrückten, fommen läßt, find in feiner Weise getroffen. Dazu gehören vor allem die Einführung der Meldepflicht, wie gen, die noch den Gegenstand von Verhand bei anderen ansteckenden Krankheiten, Gesundheitsämter und lungen zu bilden haben. Die Rechtsbeziehungen zwischen Beratungsstellen in dichtem Netz über ganz Deutschland  , und Telegramm unseres Ariegsberichterstatters beiden Parteien sollen im Berhandlungswege erst festgelegt eine großzügige finanzielle Unterstützung dieser Gesundheits­Rampffront füblich der Aisne  , 30. Mai. organisation durch Reich, Bundesstaaten und Sozialversiche­rung. So wie jezt die Ausschußbeschlüsse lauten, geben sie Die Durchbruchsschlacht am Chemin des Dames hat sich nur die Handhabe, in besonders frassen Fällen vorzubeugen. nach 24stündiger Dauer zu einer Feldschlacht entwickelt, die in drei Tagen die deutschen Truppen siegreich über die Ufer des und fei von der Sowjetregierung als folcher 3hre Wirkung wird sich in der Hauptsache wieder nur gegen historischen Marneflusses brachte. Zum zweiten Male haben noch nicht anerkannt. Die Sowjetregierung sei der die Prostituierten richten. Nun ist freilich auch bei der besonderen Gesetzgebung für Hindenburg   und Ludendorff für eine Zeitlang den West Rechtsnachfolger des ehemaligen russischen Reichs und nur frieg aus der Phase der stumpfen Materialisierung und mit ihrem Einverständnis dürften formell einzelne Staats- die Prostitution fast alles reformbedürftig. Das alte bloßen Quantitätsrechnerei herausgeriffen und in ein gran- gebiete als. Träger internationaler Rechte auftreten, fach- eglementierungssystem hat vollständig per­dioses, ideenreiches Ringen zwischen geführlich aber erkenne die Sowietregierung das fagt. Die Regierungsvorlage gibt dies auch zu. Sie nimmt fogar einen höchst erfreulichen Anlauf nach dieser Richtung. ten und nichtgeführten Massen verwandelt. Selbstbestimmungsrecht der Ukraine   an. Während die Märzfämpfe den Durchbruch erst nach zähem, Der russische Protokollbert geht von dem Artifel 6 des n ihrer Begründung zu Paragraph 6 heißt es: blutigen Ringen bewerkstelligten, hat die Maischlacht den Brester Vertrags aus, der die Sowjetrepublik zum Friedens. Gegner mit erstaunlich geringen Verlusten auf schluß mit der ukrainiischen Volksrepublik verpflichtet, und bas offene Feld gezwungen. Beim Durchwandern des Kriegs- davon, daß am 30, März der Rat der ukrainischen Volks fchauplages trifft man faum Tote, dagegen verlassenes Kriegs- minister sich an den Moskauer Sowjet und die Boltstom­material in beispielloser Fülle an, das den Zusammen- misfare mit dem Vorschlag der Einberufung der Friedens­bruch der 6. französischen   Arme e und aller bisher fonferenz zur Einstellung der Feindseligkeiten, Festlegung herangeworfenen Reserven bezeugt. Allein zwei Armeekorps der Grenzen und der Rechtsbeziehungen gewandt hat. Die nahmen 300 Geschüße bis zum allerschwersten Kaliber. La- Ausarbeitung des Protokolltertes wurde einer gemischten zarette, Flughäfen, Straftwagenparke fallen völlig unberührt Kommission überwiesen. Ueber die unversehrt in deutsche Hand. Der französische   Rüc

Demarkationslinie

zug von der Aisne   bis zur Marne   bietet in wurde noch keine Einigung erzielt. Die sonstigen Wirklichkeit jenes fatastrophale Bild, das die Entente- Bunfte der Waffenstillstandsverhandlungen legende seit drei Jahren von dem deutschen   Rückzuge zwischen werden in den heute beginnenden nichtöffentlichen Sizungen ber Marne   und Aisne   im Herbst 1914 propagiert hat. borbesprochen.

in

Wegen der Nachteile, welche die Unterstellung unter polizei­fiche Aufsicht für das bürgerliche Leben mit sich bringt, läßt sich erfahrungsgemäß nur der geringste Teil der Dirnent in die polizeilichen Listen eintragen, die Mehrzahl unterwirft sich nicht der polizeilichen Beaufsichtigung und treibt, um einer Bestrafung zu enigehen, die Unsucht heimlich."

Um diesem Uebelstande zu begegnen, schlägt der Entwurf Uebereinstimmung mit der Deutschen Gesellschaft zur Be­rämpfung der Geschlechtsfrankheiten" und ihren eingehenden und mühevollen Vorarbeiten vor, die gewerbsmäßige Unzucht als solche ft raflos zu lassen und Dirnen nur dann zu strafen, wenn sie die zu ihrer gesundheitlichen Ueberwachung erlassenen Vorschriften übertreten. In§ 361 Biffer 6 des Strafgesetzbuches ist die entsprechende Aenderung vorge­schlagen. Die Ueberwachungsvorschriften felbst aber fellen