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Nr. 159. 35. Jahrg.

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Biertefjährt. 4,50 Wet, monatl, 1,50 frei ins Haus, borauszahlbar. Einzelne Nummern 10 Big Bostbezug: Monat lich, vom Bostschalter abzuholen 1,50 Mi, vom Briefträger ins Haus ge bracht 1,64 Mt. Unter Streusband für Deatichlar d und Desterreich- Ungarn 8,- für das übrige Ausland 4,50 Mt. monatlich. Berland ins Feld bei direfter Bestellung monatl. 1,80 ML Boftbestellungen nehmen an Däne mart, Holland Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die Bost Zeitungs- Breisliste. Erichetat täglich.

Telegramm Adreffe:

.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die Riebengespaltene Kolonelzelle foflet 80 Big. tleine Anzeigen", das fettgebrudte Bort 30 Bfg.( zulässig 2 fettgebruckte Borte), jedes weitere Bort 15 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 20 Bfg.. jedes weitere Bort 10 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für wei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewertschaftliche Vereins- Anzeigen 60 Bfg. bie Seile. Anzeigen für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin 6.68, Lindenstraße 3, ab regeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Bernivrecher: Am: Morisbles, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 12. Juni 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Morinvlag, Nr. 151 90-151 97.

Das gleiche Wahlrecht abermals abgelehnt!

Die Verhandlungen mit den Georgiern. Der Erfolg füdwestlich von Nohon

Nach einer an die Presse ausgegebenen und auch vom Vorwärts" übernommenen Meldung soll als Verhand­lungsort mit den Vertretern der Georgischen Republik Kon­ stantinopel ausersehen sein. Das steht aber noch feineswegs fest. Seitens der Zentralmächte ist wohl Ron­stantinopel als Verhandlungsort vorgeschlagen, die Vertreter der Georgischen Republik legen aber aus naheliegenden Grün­den großen Wert darauf, daß die Verhandlungen nicht in Konstantinopel , sondern in Berlin stattfinden.

Der neue Schlag füdlich von Noyon .

Telegramm unseres Kriegsberichterstatters. Westfront, 10. Juni.

Mitten in dem Beschwichtigungsfeldzug der langsam aufatmen­ben französischen Regierung, mitten in die nervösen Debatten des französischen Volkes über die Ursachen der letzten Niederlage stößt die deutsche Heeresleitung mit einem neuen fraftvollen Angriff hins ein. Noch liegt Dunkel über den letzten Absichten und dem Aus­maße der gestrigen Kampfhandlung. Sicherlich aber muß sie als organische Fortsehung und folgerichtige Auswertung der bisherigen deutschen Angriffstämpfe, insonderheit des ersten und dritten Offen­fivstoßes, angesehen werden. Der Abschluß der letzten Aisneschlacht hatte zwischen den Armeen Hutier und v. Bochn einen tief in die deutsche Gesamtlinie ragenden franzöfifchen Keil hinterlassen, dessen Spitze füdlich Noyon, dessen Basis­enden etwa in Montdidier und La Fereté Melon lagen. Dieser Keil ist durch den gestrigen Stoß, dessen Tiefe heute schon 7 Kilometer übersteigt, in seiner zwischen Montdidier und Noyon stehenden Flanke vollkommen eingeschlagen. Inter diesem Gesichtspunkt betrachtet ähnelt die gestrige Kampfhandlung jenem im Anschluß an die große Schlacht südlich La Fère unter­nommenen Vorstoß, durch den die Armee von Boehn den franzö­fischen Keil zwischen Channy und Anizy ausbügelte.

Der deutsche Angriff von gestern brach aus jenem Frontab­schnitt hervor, der zwischen dem 23. und 30. März durch die immer ernenten feindlichen Flankenanfälle gegen die westlich vorstürmende Armee Hutier entstanden war. In zehnwöchiger Arbeit hatte der Gegner das dortige Höhengelände außerordentlich stark in mehreren Stellungslinien befestigt. Auch war gerade dieser Paris gegen Nor­den schützende Frontabschnitt, aus dem das französische Volk die wochenlang versprochene große Gegenoffensive General Fuchs er= wartete, andauernd stark besetzt. Für die Beurteilung des gestrigen Sieges ist nicht unwichtig die Tatsache, daß das Ueber= raschungsmoment diesmal fast vollkommen aus­geschaltet war, da der Gegner seit Wochen, und besonders seit der neuen Aisneschlacht, mit einem Angriff hier rechnete. Dennoch bat der gestrige Stoß schon am ersten Tage zu einem vollen Erfolg

Montdidiar

Rollat

Orvillers Marteme

Curly

Ressons

Die Kämpfe an der Malz

A

alte Front

Gu

5

10 Km

WTB.5704( Nichlamtlich)

Lassign

Roquebourgolamone Mareuil

Bourmont

Matz

0.0

Thiescourt

Wy Thisscoms

Ribécourt

Compiègne

Ville Noyon

Oise

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-

Bei Abery die vierte feindliche Stellung durchstoßzen Ueber die Mah vorwärts bis Authenil Durchstok südlich Thies­court. Vordringen bis Ribécourt leber 10000 Gefangene Feindlicher Einbruch an der Straße Corbie - Brah gehemmt.

-

-S

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Berlin, 11. Juni 1918, abends. Amtfi. Auf dem Kampffelde südwestlich Noyon find ernente Gegenangriffe der Franzosen unter schwersten Verlusten gescheitert.

1918.(. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

eeresgruppe Kronprins Rappre& t.

Eine deutsche Niederlage.

Der Kompromisantrag der Wahlrechtsfeinde genommen.

ans

Im Westen Sieg auf Sieg, im Innern aber, im preußi­schen Dreiflaffenhause, ein Tag, der einer schweren und gleich kommt. schmerzlichen Niederlage der deutschen Sache

Die Wahlrechtsverschwörer rüdten mit ihren Anträgen heraus. Ein Lob muß man dem Machwerk spenden: an bo 3- haftem Raffinement leistet es das Aeußerst e. Wäre ein Preisausschreiben veranstaltet des Inhalts ,, Wie läßt sich ein Wahlrecht unter äußerlicher Verschleie­rung des plutokratischen Moments möglichst pluto­fratisch gestalten?", so hätte der Kompromißantrag Loh­mann, b. Heydebrand, Lüdicke, v. d. Sagen und Genossen Anwartschaft auf einen er sten reis.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 11. Juni schon gestern slizziert. Durch die Forderung zweijähri Die Hauptmerkmale des Verschwörerantrags haben wir ger Ortsansässigkeit am Wahlort( gegenüber der schon schlimmen ein jährigen der Regierungsvorlage) wird etwa ein Viertel bis ein Drittel der Industrie­arbeiterschaft um das Wahlrecht betrogen. Genosse Hirsch hatte völlig recht mit der Bemerkung, daß durch die Annahme dieses Antrages das Wahlrecht nicht nur auf­hört gleich, sondern auch allgemein zu sein.

Die tagsüber mäßige Gefechtstätigkeit lebte nur beider seits der Somme auf. Nach starker Feuersteigerung griff der Feind am Abend zwischen Ancre und Somme an. Dertlicher Einbruch des Feindes an der Straße Corbie- Bray wurde durch Gegenstoß zum Stehen gebracht. Vor der übrigen Front brach der Angriff blutig zusammen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins

Ju zwei Rampftagen hat der Angriff der Armee des Generals von Hutier zu dem beabsichtigten Erfolge geführt und uns in den Besitz des Höhengeländes südwestlich von Noyon gebracht. Der Stoß traf einen auf unseren Angriff vorbereiteten tief gegliederten Feind in stärkster Stellung. Die französischen Divisionen konnten trotzdem der nugestümen Angriffskraft unserer Trappen nicht widerstehen. Auch die zu einheitlichen Gegenangriffen herangeführten Divisionen der französischen Heeresreserve wurden gestern in erbitterten Kämpfen zurückgeschlagen.

Auf dem rechten Angriffeflügel behaupteten Truppen des Generals von Oetinger die südlich von Assain­villers genommenen feindlichen Linien gegen heftige Gegenangriffe.

Die Truppen des Generals von Webern stehen im Kampf bei Courcelles and Mery. Beiderseits der großen Straße Noye- Estrees St. Denis er­oberten sie den Höhenrücken östlich von Mery, durchstießen die vierte feindliche Stellung und warfen den Feind auf die Aronde zurüd.

Tros zäher feindlicher Gegenwehr erkämpften sich die Trappen des Generals von Schoeler den lebergang über die Mah. Nach Erstärmung der Höhe von Marqueglise und des Viguemont- Berges drangen sie im unanfhaltsamen Angriff bis Antheuil vor.

Das Korps des Generals Hofmann hat in stetem Rampf das feindliche Stellungsgewirr auf den Höhen südlich von Thiescourt durchstoßen. Auf den nach Süden zur Dise abfallenden Hängen drangen wir bis Ribécourt vor.

Die Gefangenenzahl hat sich anf mehr als 10 000 er­höht. Damit steigt die Zahl der von der Heeresgruppe Dentscher Kronprinz seit 27. Mai eingebrachten Gefangenen auf etwa 75 000.

An der Front von der Dise bis Reims ist die Lage unverändert. Erneute Angriffe des Feindes nordwestlich von Chateau Thierry brachen verluftreich zufammen. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht.

Wien, 11. Juni 1918. Amtlich wird serlautbart: An der untersten Biave scheiterten abermals italienische Verstöße. Auch in der Frenzela Schlucht wurden feind­liche Erfundungsabteilungen abgewiesen.

Nordwestlich von Korca in Aibanien haben die Fran­zosen ihre Angriffe wieder aufgenommen.

Der Chef des Generalstabes.

geführt. Der letzte deutsche Angriffsflügel hat westlich der May, deren Lauf das Kampfgelände in zwei gesonderte Abschnitte zerlegt, nach leberwindung des teilweise filometertiefen Vorfeldes die Dörfer und Wälder Mortemer, Orvillers, Guvilly genommen; vor ihm liegen die wichtigen fahlen Höhen, die von Nordwesten nach Südosten streichend, zwischen den Flußtälern der May und Aronde nördlich Compiègne aus dem Disetal stoßen. Dieser Flügel hat heute morgen das Dorf Méry gestürmt und damit auf einem Teil jener Höhen schon festen Fuß gefaßt. Gegen größere natürliche Schwierigkeiten hatte der linke Angriffsflügel zu tämpfen. Er hat den Feind, der ihn erwartete, durch die ausge- gesamte franzöfifche Stellungssystem durch behnten und dicht hinter der Front teilweise verdrahteten Wälder brochen, find, 8 feindliche Divifionen nicht eingerechnet, starte von Plessis Rique bourg und besonders durch den 3 Nilo- Reserven geworfen. Die deutsche Heeresleitung hat schon viermal meter tiefen Wald von Thiescourt geworfen und seine west- bewiesen, daß sie die feindliche Front durchbrechen kann, wo und liche Angriffskolonne nähert sich dem Knie der Matz bei Ressons, wann sie will. Die Schlacht geht heute weiter, der Gegner schafft seine öftliche jene alten deutschen Stellungen bei Dreslin neue Reserven heran, die in der Richtung auf Novon herantrans­court, von denen aus die alte deutsche Front am nächsten Ba- portiert, dann aber an die am meisten bedrohte westliche Schlacht ria lag. front abgedreht wurden. Nach tagelanger Hive bat erfrischender Mit diesem Ziele ift auf einer fa 40 Rilometer Negen geitern und heute die Staubplage gemilbert. breiten Front bis auf Beine Reite an den Flügeln wieder das Dr. Adolf Köster, Kriegsberichterstatter,

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Die Häufung der Susahstimmen ist noch Frasser gegen die Arbeiterschaft gerichtet. Hier hat man ungefähr das Rezept befolgt: eder Mensch bekommt eine Busap­stimme, nur der Arbeiter nicht. Die Alterszusatz­stimme ist auf das 50. Lebensjahr festgelegt, das ganze Ar­beiterkategorien in gesundheitsschädlichen Betrieben niemals erreichen. Die andere Busaßstimme ist aber ganz geflissentlich an alle die gegeben worden, die in der kapitalistischen Wirt­schaftshierarchie über dem Arbeiter rangieren. Wirtschaft­lich Selbständige erhalten sie, Betriebsleiter, Beamte, An­gestellte nur die Arbeiter sind ausgeschlossen. Freilich, Aufseher, Vorarbeiter oder Rottenführer sollen auch des Zu­saggnadenbrotes teilhaftig werden, ein schlaues, aber sicher vergebliches Beginnen, einen Keil in die Arbeiterschaft zu treiben!

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Die Krone aufgesetzt wird dem Ganzen aber durch den dritten Antrag, der die gesamte preußische Rückständigkeit für alle Ewigkeit verankern will, indem er die für Verfassungsänderungen notwendige Mehrheit auf Drei­viertelsmehrheit herauffeßt. Die Herren hoffen also nicht einmal mehr, mit der früher von ihnen beschlossenen 8 weidrittelmehrheit für Verfassungsänderungen die Entwicklung bremsen zu können. Die Annahme der Drei­viertelsmehrheit für Verfassungsänderungen bedeutet die praktische Unmöglichkeit, auf friedlichem Wege die Verfaffung jemals ändern zu können, und läßt nur zwei Bu funftsmöglichkeiten offen: Entweder geht Preußen an dieser Bestimmung zugrunde wie weiland der polnische Staat an seinem berüchtigten liberum veto"( im polnischen Staate fonnte jedes einzelne Randtagsmitglied durch seinen Einspruch die Annahme eines Gefetes berhindern, so daß niemals ein Gesetz zustande kam). Oder aber, was wahrscheinlicher ist, das preußische Volk zeigt keine Neigung, die ihm von einem hirnberrannt- parteifüchtigen Parlament angelegte Fessel in alle Ewigkeit zu schleppen, und dann bleibt ihm nur die ge­waltsame Befreiung!

Der Kompromißantrag war also nichts als eine un­geheuerliche Provokation des Volkes und aller ehrlichen Wahlrechtsfreunde, er hätte eine entrüstete und energische Ablehnung verdient. Aber es zeigte fich, daß unter den vom Dreiklaffenwahlrecht Erkorenen die ehrlichen Wahlrechtsfreunde se hr dünn gefät sind, es zeigte sich namentlich wieder mit aller Deutlichkeit, daß ein großer Teil des Zentrums nur aus taktischen Grün­den, aus Rücksicht auf die Arbeiterwähler, für das gleiche Wahlrecht eingetreten ist. Gegen die Zusage der Wahlrechts­verschwörer, auch noch die Sicherungsanträge des 3entrums( Festlegung der konfessionellen Volksschule usw.) anzunehmen, ging ein weiterer Teil der Ben­trumsfraktion zu den Volksfeinden über. Während am 14. Mai noch 185 gegen 236 Stimmen für das gleiche Wahl­recht abgegeben wurden, wurde am 11. Juni der Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage mit 235 gegen 164 Stimmen abgelehnt. Die Zusabstimmen der Wahlrechtsverschwörer wurden mit 256 g eg en 154 Stim. men angenommen, die Forderung zweijähriger Orts­anfäffigkeit mit 223 gegen 188 Stimmen.

bewiesen, daß es nur noch zu einem gut ist, nämlich mit Das Dreiklaffenparlament hat mit dieser Abstimmung Schimpf und Schande davongeiagt zu werden. Aber es mußte sich noch deutlicher das Brand mal der Undankbarkeit und Volksfeindlichkeit an­heften laffen: Um den Schlag, den die Kompromißporteien