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Nr. 160-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Die Deutsche Forschungsanstalt

für Psychiatrie.

Jm April dieses Jahres hat in München   die Deutsche Forschungs­anstalt für Psychiatrie ihre Arbeit begonnen. Bislang arbeiteten die Frrenärzte unter recht ungünstigen Bedingungen; die ärztliche Fürsorge war ihre Hauptaufgabe, allein eine eigene Anstalt, deren Aufgabe die Forschung ist gab es nicht. Was diese Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie( Frrenheilkunde) für ein bedeutendes Arbeitsgebiet hat, sett Professor Emil Kraepelin  ( München  ) jetzt in den Naturwiſſenſchaften auseinander. Vorläufig find fünf Abteilungen eingerichtet, von denen drei den verschiedenen Gebieten der anatomischen Forschung, eine der Serologie und eine der demo­graphisch- genealogischen Untersuchungen gewidmet sind; eine chemische und eine psychologische Abteilung sind für die Zeit nach dem Kriege in Aussicht genommen. Hauptaufgabe der Forschungs­anstalt ist es, die Ursachen und das Wesen der Geistesstörungen aufzuklären und Mittel zu ihrer Verhütung, Heilung oder Linderung aufzufinden.

lerischen Strömungen, das Schrifttum, die Ergebnisse der Erziehung und Bildung usw.

Max Pechstein  .

( Bei Friy Gurlitt, Potsdamer Str. 113.)

Die Sache war vielmehr so:

Donnerstag, 13. Juni

Der Straßenhändler Jeremias Gotthelf   hatte vom Amts- und Gemeindevorsteher der Gemeinde Schmirgeldorf ein Strafmandat in Höhe von drei Mark erhalten, weil derselbe seinen Ziehbund, der hochtragend war, auf der Straße vor dem Wagen ohne Decke hatte stehen lassen. Auch hat derselbe den Kadaver des

Zwei Säle, ganz angefüllt mit Farbe. Blau, grün, gelb, rot Sundes, der bald darauf krepiert ist, am Straßenrand liegen ge­schlagen uns in Flammen entgegen. Die Sinne werden machtvoll lassen! erregt. Man erlebt Blumen, Frauenleiber, Aepfel, Gewänder. Der Straßenhändler Jeremias Gotthelf   glaubte nun aber, er Materie, wie sie gefehen, gerochen und geschmeckt werden kann, wäre zu unrecht in Strafe genommen und beschwerte sich beim Herrn feiert ein Bacchanal. Das ist wahrhaft ein Maler. Er frißt die Welt. Landrat. Er umarmt sie, und so gibt es Kinder. Alle diese Bilder sind wie Er mischte in seinem Schreiben die Gründe und Gegenstände im Liebesrausch gezeugt. Das nimmt von vornherein für diesen funterbunt durcheinander, und es war nicht gerade leicht, sich in Naturburschen gefangen, für diesen Waldläufer, diesen Indienfahrer. dieser Wirrnis und Wüste der Beweisführung zurechtzufinden. Er ist keinen Augenblick müde zu suchen und an sich zu reißen: alles, Der Tenor der Eingabe war jedenfalls: es ist alles nicht so gefäbr­was ihm vor den Wurfspieß seiner Augen kommt. Optische Urwald- lich, wie es in dem Strafmandat aussieht! An den Schluß der Bes wildheit. Wenig Intellett, aber viel Muskelkraft. Etwas vom schwerdeschrift hatte er denn auch, das hielt er jedenfalls für überaus Piraten, der es nicht so genau damit nimmt, auch einmal Strand- wichtig und wesentlich, die Kernworte gesezt: die Geschichte ist nicht gut zu rauben. Einerlei, wenn es nur Spaß macht. so schlimmi! Selbstverständlich, in diesem Bechstein steckt Cézanne   und Hodler Der Landrat war leutselig gegen den Straßenhändler und lustig und Matisse  . Wie Gauguin   ist er in die Tropen gefahren; das zugleich. Seine Inftigkeit aber richtete sich gegen den Amts- und Insulanerhafte hatte ihn schon zuvor gepackt. Manches von dem,| Gemeindevorstand von Schmirgeldorf. was Bechstein erlebt, ist schon einmal erlebt worden; aber die Die Gemeinde Schmirgeldorf liegt nämlich unmittelbar neben Heftigkeit, mit der er den Vorgang jezt wieder sich vollziehen läßt, der Großstadt, vor dem Forum der Stadt, wie der Feuilletonist zu sagen wirkt wie eine Offenbarung unter Blitz und Donner. Dabei bleibt pflegt, hatte also schon den bewußten gefährlichen und verderblichen ein gewiffer Rest von akademischer Schulung, von gelernter Deforations- städtischen Einschlag. malerei nicht verborgen. Er ist nicht so raffiniert naiv wie eben jener Gauguin oder Matisse  , der Pariser, weil ein Deutscher nie mals solch amüsante Mischung aus seindlichkeit und Verderbtheit, aus Animalität und Klassik darzubieten vermag. In Pechsteins Bildern find darum zuweilen Trübungen enthalten. Auch ist er gegenwärtig in einem Wandlungsprozeß befangen.

Der gute Landrat hielt es daher für seine Pflicht, der Gemeinde ein Schnippchen zu schlagen und schrieb:

Die Strafverhängung über den Straßenhändler Jeremias Gotthelf   wird hiermit aufgehoben. Der Beschwerdeführer hat recht! Die Geschichte ist nicht schlimm! Einen tragenden Hund gibt es nicht!"

Ein neues Verfahren der Kohleausnuhung.

Bei einer Anzahl der häufigsten und schwersten Formen des Frreseins sind Ursachen und Wesen noch ungeklärt, und da fehlt jede Handhabe für eine wirksame Bekämpfung. Das gilt vor allem von der die Hauptmasse verblödender Geisteskranker liefernden Dementia praecox und von der Epilepsie, in gewissem Sinne auch von dem ungemein verbreiteten manischdepreſſivem Irresein. Als Hilfsmittel zur Klärung diefer Geistesfrankheiten kommen neben anatomischen Untersuchungen über die feineren Hirnveränderungen wahrscheinlich auch Stoffwechseluntersuchungen in Frage, vielleicht auch ein Eindringen in die verwickelten Lebensvorgänge des Blutes und der Körpergewebe. Ueber ein Gebiet der ärztlichen Mannigfache Wege scheinen vor ihm offen zu liegen. Es ist Forschung, das in engster Beziehung zu einigen Geistes vorstellbar, daß er etwa demnächst das Gegenständliche mehr her­frankheiten steht, haben die letzten Jahrzehnte wichtige Auf- vortreten läßt. Schon heute zeigt er gelegentlich Einzelheiten fchlüsse geliefert: mit zunehmender Sicherheit hat sich heraus- der Dinge: die kleinen Blütenblätter der Astern, nebensächliche Die Art, in der die Kohle ausgenugt wird, ist noch sehr un­gestellt, daß auch die gefürchteiſte Form des Frreseins, die sogenante Aehnlichkeiten beim Bildnis. Es ist aber auch denkbar, daß er sich wirtschaftlich, daher müssen alle Versuche zu einer besseren Aus­Gehirnerweichung, immer nur auf dem Boden der Syphilis zu noch mehr als bisher dem Ornamentalen hingibt, der schwingenden, nuzung der in der Koble enthaltenen Stoffe zu Beleuchtungs- und stande kommt, wenn auch in der Regel erst nach acht bis fünfzehn torkelnden und gurgeinden, der stampfenden und in Kastaten Heizwecken als möglichst wertvoll angesehen werden. In Licht Jahren. Durch diese Feststellung, die ihre lezte Sicherung durch stürzenden Linie, dem Wogen und Gleiten der Fläche, dem Feuer- und Lampe" wird ein von D. Dölensti angegebenes Verfahren bes die Wassermannsche Reaktion erhalten hat, ist den Behandlungs- werfen der Farbe. Noch tastet Bechstein; er experimentiert. sprochen, bei dem durch einen neuen Generator, den Trigasgenerator, versuchen eine bestimmte Richtung gegeben worden; allerdings ver- Aber eins ist gewiß: er wird immer Bilder malen. Das ist die Koble besser als bisher verwertet wird. Der neue Generator sagen die sonst bei Syphilis   wirksamen Mittel. Es gibt auch nicht eine feiner besonderen Fähigkeiten: jede einzelne dieser vielen ist ein einfacher Schachtofen, in dessen oberem Teil sich die Kohle wenige Gehirnleiden, für die man Ueberanstrengung und aufreibende bemalten Leinwande ist eine in sich geschlossene, als Wohlllang befindet. Jm heißesten Teil des Ofens ist eine größere Lebensführung verantwortlich gemacht hat, die in Wirklichkeit durch gedachte und als Harmonie erstrebte Einheit. Er weiß ganz Masse von glühendem Kots aufgeschichtet, durch den ein­Syphilis verursacht werden. Namentlich wird es immer deut- genau, daß das Kunstwert etwas völlig anderes ist als die geblasener Wasserdampf in Wasserstoff und Kohlenoxyd zer­licher, daß zahlreiche Formen findlichen Schwachsinne, förperlicher Natur. Er will ein Werk schaffen, ein Wert, das in sich selber legt wird. Das Gemenge dieser beiden, das bekannte und geistiger Unzulänglichkeit, auch mangelhafter sittlicher Ver- lebt. Daher kommt es, daß so nebeneinander, wie sie hier zu sehen Waffergas, zieht nach oben ab. Es werden so aus der anlagung auf Schädigungen und Erkrankungen des werdenden Ge- find, diese Bilder sich zuweilen stören; man muß fie sich abgefon- Stohle die leichtflüchtigen Dele und hochwertigen Gase ausges schöpfes durch elterliche Syphilis beruhen können. Die forgiame Durch dert, für sich allein vorstellen. Dann erst wird man erproben trieben, später folgen die schwer flüchtigen Teile, Methan und dünn­forschung dieser Zusammenhänge eröffnet bedeutsame Aussichten auf fönnen, wie gewaltig folch ein Gelb, das diefes oder jenes Bild flüssiger Teer. Die Temperatur bei dem Vorgang steigt nicht über Behandlung und vor allem Vorbeugung. Weit flarer, als bei der beherrscht, mit dem danebenstehenden Grün einen Organismus 100 Grad, es wird aber um so mehr Ammonial und Teer abge­Syphilis liegen die ursächlichen Verhältnisse bei den durch Genuß- bildet, und wie aus folcher Lebenseinheit stiäfte strömen, die rings- geben, je niedriger der Hißegrad der Entgasung ist. Bei diesem gifte, besonders den Alkohol, erzeugten Geistesstörungen, doch herumi den Raum mit Lust erfüllen. Verfahren wird die Kohle zu Koks entgast, diefer in Wassergas   um­harren auch hier noch viele wichtige Fragen ihrer Lösung. Bei der Bechstein ist ein Freudebringer. Noch kein Vollendeter, aber gefeßt und als Endstoff bleibt ein kleiner Reſt Asche. Nach dem Bekämpfung der Genußgifte wie der Syphilis fällt der Wissen einer, der sich durchboxen wird, so wie er sich während des Verfahren lassen sich gute und schlechte Kohlenforten ausnuten und schaft u. a. auch die Aufgabe zu, die von ihr erhobenen Tatsachen Krieges aus japanischer Gefangenschaft nach Deutschland   ergeben ein Gas, das Trigas", das in der Industrie wie auch im in eindringlicher Form der Massenaufklärung dienstbar zu machen, durchgebort hat. Zulegt als Kohlentrimmer auf einem Haushalt als Zusaz zu gewöhnlichem Leuchtgas verwendet werden da nur auf diesem Wege die gesetzgeberischen Maßnahmen erreicht Dampfer, der von Amerika   abfuhr. Von solcher furchtlosen fann. Die Güte des gewonnenen Gases richtet sich nach der Be­werden können, die für die Eindämmung der beiden verbreitetsten Entschlossenheit ist viel in diesen Bildern, und das macht es, schaffenheit der verwendeten Kohle. äußeren Ursachen des Jrreseins erforderlich sind. daß sie eine glückliche Befreiung von Erdensorgen, von Großstadt­Ein weiteres umfangreiches Untersuchungsgebiet ist das der enge und von Altersgrau leistet. Es hat keinen Zweck, diese Bilder Entartung. Hier wäre vor allem die Bedeutung der Keimschädi- im einzelnen zu beschreiben; man muß sie sehen, um von ihnen gung durch Genußgifte, Krankheitserreger, Siechtum und un- luftig gemacht zu werden. Besonders schön und elektrisierend find günstige Lebensverhältnisse zu erforschen. Ein ungemein wichtiges, die Mohnblüten auf blauem Grund, ist ein fosibarer Blumenstrauß freilich schwer zu handhabendes Forschungsmittel dieses Gebietes ist vor himmelblauer Wand, eine Mutter, die in einer gelben, von die Maſſenzählung, die statistische Untersuchung. Abgesehen von der grünen Balmen durchwehten Umarmung rubt, ist ein Aft, defien Feststellung der jeweils auftretenden geistigen Erkrankungen, von blondes Fleisch mit dem Lichtblau von Kissen glückhaft zusammen­Zählungen der geistig Schwachen und Siechen, der Epileptischen und flingt. Taubstummen, fann die Häufigkeit der Selbstmorde und Verbrechen, Das Juniheft des Kunstblattes, das P. Wertheim im Verlag die Verbreitung der Landstreicherei, der Prostitution, des Alkoholise Siepenheuer herausgibt, ist größtenteils Bechstein gewidmet. mus und der Syphilis, das Ausmaß der Schulfähigkeit und der Militärtauglichkeit wertvolle Anhaltspunkte für die Beurteilung der Volksfeele liefern; aber auch alle möglichen anderen Erhebungen, in denen sich Willensäußerungen der Massen widerspiegeln, sind heranzuziehen, die Eheschließungen, die Kinderzahl, die Landflucht, die wirtschaftliche Entwicklung, die religiösen, politischen und fünft

9]

Lodz. Das gelobte Land.

Roman von W. St. Reymont  .

Bares Geld brauch' ich jetzt schleunigst, habe Auszahlungen, aber in einer Woche zahle ich's dir."

"

Kadaver.

R. Br.

In dieser Geschichte ist nicht vom Kadavergehorfam die Rebe, obwohl sie von der heiligen Obrigkeit handelt und ein leibhaftiger Landrat die Hauptrolle darin spielt.

denn soeben erschien Borowiecki in einer Gesellschaft. Sobald er Müller erblickte, ließ er seine Begleiter bei der Tür stehen und ging mit dem Hut in der Hand auf den Baumwoll­tönig zu, nach dessen Eintritt es in der Kneipe ruhig geworden war. Alle blickten ihn mit Haß, Neid und Stolz an.

" Fast hätte ich auf Sie warten müssen," fing Müller an.

Gut. Hier hast du die Bestellung. Weißt du, in Bialy-- Ich habe ein Anliegen an Sie." stock hab' ich Luszczewski getroffen, wir sind zusammen nach Lodz   gekommen."

"

"

Wo fährt denn der Graf hin?"

Er ist nach Lodz   gekommen, um Geschäfte zu machen." " Er! Hat wohl zu viel; ich muß ihn mal sehen."

Nichts hat er. Er kommt rüber, um was zu ver­

dienen."

-

Wie heißt nichts? Wir fuhren doch oft Gesellschaft von Riga   zu ihm auf seine Güter. ein großer Herr! Hat er nichts mehr?"

"

-

Er nickte Moritz und Leo zu, mit einem Lächeln empfahl er sich den anderen, nahm Borowieckis Arm und führte ihn aus dem Restaurant hinaus.

"

Ich habe in der Fabrit angerufen, es wurde mir gefagt, daß Sie heut früher weggegangen sind."

Das bedauere ich jetzt lebhaft," erwiderte Borowiecki höflich.

eine ganze " Ich habe Ihnen sogar geschrieben, eigenhändig ge­Er war schrieben," fügte er mit Nachdruck hinzu, selbstbewußt, obwohl alle in der Stadt genau wußten, daß er kaum seinen Namen schreiben konnte.

Er hat schon was! Bissel Gummi von seinen Rutschen, fo für Gummischuhe! Ha, ha, ha, ein kapitaler Wit." klopfte ihm aufs Knie.

"

Was hat er gemacht mit seinem Vermögen? schätzte ihn so leicht auf zweihunderttausend ein."

Er

Man

Jetzt schäßt er sich selbst ein auf zweihunderttausend

Den Brief habe ich nicht bekommen, ich bin nicht nach Hause gegangen."

" Ich habe Ihnen das geschrieben, was ich schon einmal erwähnte. Ich bin ein einfacher Mann, Herr von Boro wiecki. Ich will es Ihnen noch mal sagen, furz und bündig: ich gebe Ihnen tausend Rubel mehr, treten Sie in mein Ge­schäft ein."

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Schulden, dabei ist es ein anspruchsloser Mann." Na, lassen wir ihn. Trinkst du was?" " Es wäre gut, vor dem Theater." Buchholz würde mir zweitausend mehr geben, wenn ich Stellner, Stognat, Kaviar, Tartarbeefsteat, Driginalporter, bei ihm bliebe," erwiderte Borowiecki kühl. Galopp." Ich geb' Ihnen drei, na, ich geb' Ihnen bier! Hören Sie, viertausend Rubel mehr, das sind ganze vierzehntausend jährlich. Ein schönes Geld!"

Moment, ich tomm' gleich!" unterbrach ihn Morit, sprang auf und ging auf einen dicken Herrn zu, der ins Restaurant eintrat und sich im Saal umschaute.

Gut Morgen, Herr Müller!"

Morgen, wie geht's Ihnen, Herr..." erwiderte der Fabrikant gleichgültig und schaute weiter im Saale   um.

Suchen Sie jemand? Vielleicht kann ich Ihnen Aus­kunft geben," drängte sich Moritz auf.

" Ich suche Herrn Borowiecki, deshalb bin ich eigentlich reingekommen."

Wird gleich da sein, ich wart' grad auf ihn. Vielleicht feizen Sie sich an unseren Tisch. Mein Freund, Leo Kohn!" stellte er vor.

" Müller!" warf jener mit einem gewissen Stolz hin und setzte sich.

" Danke verbindlichst, leider kann ich diesen glänzenden Vorschlag nicht annehmen."

Bleiben Sie bei Buchholz?" Müller wurde unruhig. ,, Nein, ich kann es Ihnen offen sagen, warum ich Ihre Offerte nicht annehmen kann, und warum ich nicht in der Firma bleibe, ich gründe selbst eine Fabrik."

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Müller blieb stehen, trat etwas zurück, schaute ihn scharf an und fragte endlich leise, mit einer gewissen Achtung: ,, Baumwolle?"

" Ich sage nichts weiter, als daß ich Ihnen keine Kon­furrenz machen werde."

"

"

Ganz Pomade sind mir alle Konkurrenzen", schrie Müller, an seine Taschen schlagend. Was können Sie mir machen, was fann mir überhaupt jemand machen? Was kann man Borowiecki erwiderte nichts, lächelte blos, vor sich hin­

Wer wüßte das nicht! Jedes Kind in Lodz   kennt so'n feinen Namen", sprach Leo rasch, eifrig sich zuknöpfend, und Millionen machen?" machte auf dem Sofa Plaz.

Müller lächelte boll Nachsicht und schaute auf die Tür, blickend.

Notizen.

"

- Dernene Stern im Adler" ist in den letzten beiden Nächten nicht wesentlich heller gewesen. Seine Bichtstärke übertrifft freilich zurzeit die aller Sterne 1. Größe der nördlichen Hemisphäre. Nach einer Mitteilung Prof. Struves, des Direktors der Berliner Sternwarte  , ist der neue Stern auch in der Nacht zu Dienstag zu Babelsberg   sowohl spektroskopisch wie photometrisch beobachtet wo:- den, und es hat sich dabei ergeben, daß die hellen Linien des Spek­trums jetzt stärker als bei der ersten Untersuchung hervortreten. Diese Erscheinung deutet darauf hin, daß das Marimun der Licht­starte nunmehr erreicht, und daß bald mit einer Abnahme der Helligkeit zu rechnen ist. Er bildet mit Wega und Atair( diesem als Scheitelpunkt) einen rechten Winkel und steht gerade halb so weit von Atair entfernt, wie dieser von Wega. Sofort nach Ein­tritt der Dunkelheit ist der neue Stern im Südosten sichtbar; er bleibt während der ganzen Nacht über dem Horizont.

" Was wird's denn für eine Ware sein?" begann Müller und nahm gönnerhaft seinen Arm.

Und so gingen sie auf dem holprigen Asphaltpflaster durch den Hotelhof zum dahinter liegenden Theater, das von einer großen elektrischen Laterne beleuchtet wurde.

Eine große Menschenmenge flutete ins Theater. Ein Wagen nach dem anderen rollte durch das Hoteltor. Schwer­fällige und meist sehr fette Männer und Frauen in großer Toilette stiegen aus. Ganz eingemummt, schritten sie rasch mit aufgespannten Regenschirmen über das feuchte, schlüpfrige Pflaster. Der Regen hatte aufgehört, aber ein dichter, klebriger Nebel fiel auf die Erde nieder.

"

,, Sie gefallen mir, Herr, von' Borowiecki," sagte Müller, bis er feine Antwort bekam. Sie gefallen mir so sehr, daß ich Ihnen was sagen will: sobald Sie Pleite machen, dann friegen Sie immer bei mir eine Stelle für einige tausend Rubel."

Jetzt würden Sie mehr geben, was?"

,, Na, jetzt sind Sie auch für mich viel mehr wert." Ich danke Ihnen für die Offenheit," Borowiecki lächelte ironisch. Aber ich wollte Sie doch gar nicht beleidigen. Ich red' halt das, was ich denke", rechtfertigte sich jener eifrig, als er das Lächeln wahrnahm.

Ich glaub's Ihnen gern. Wenn ich einmal Pleite mache, so wird es nur deshalb geschehen, um sie ein andermal nicht mehr zu machen."

,, Sie sind ein schlauer Kopf, Herr Borowiecki, Sie gefallen mir. Wir könnten zusammen gute Geschäfte machen." " Ja, was nügt das, wenn wir sie doch jeder für sich machen müssen." Borowiecki verneigte sich tief vor einigen vorbeigehenden Damen.

,, Schöne Frauen, diese Polinnen. Die Mode ist auch schön." " Sehr schön", sagte Borowiecki ernst und schaute ihm in die Augen.

Ich habe eine Idee! Ich werde sie Ihnen ein andermal sagen", rief Müller geheimnisvoll. Haben Sie schon ein Billett?"

"

" Ich habe einen Fauteuil, das Billett wurde mir vor zwei Wochen zugeschickt."

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Wir sind nun zu dritt in unserer Loge." Die Damen auch da?"

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" Die sind schon im Theater. Ich bin absichtlich zurück­geblieben, um Sie zu treffen. Na, und es ist nichts geworden aus meinen Plänen. Auf Wiedersehen. Besuchen Sie uns in der Loge."

sein."

., Selbstverständlich, es wird mir eine angenehme Pflicht Worth. folgt.)