Nr. 178. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Vernsvrecher: Amt Moribolas, Rr. 151 90-151 97.
Montag, den 1. Juli 1918.
Expedition: GW. 68, Lindenstraße 3. #ernbrecher: Emt Weringlag, Nr. 151 90-151 97.
Nene italienische Austürme in den Sieben Gemeinden.
Deutsche Kriegsgefangene befehen Jrkutsk Erhöhte Artillerietätigkeit zwischen ser
London , 26, Juni. Das Neutersche Bureau meldet aus Charbin : Desterreichisch- deutsche Kriegsgefangene haben Irkutsk besett. Die Tschecho- Slowaken haben sich in der Richtung Krasnojarsk zurüdgezogen.
Vor einigen Tagen war eine Weldung in Umlauf, daß Irkutsk in den Händen der Tschecho- Slowaken sei. Trifft die fegt eingegangene Reuternachricht zu, so wäre ihnen der für die Verbindung noch dem äußersten sibirischen Osten hochwichtige Ort wieber berloren gegangen. Am meisten bemertenswert ist nun aber, daß österreichisch- deutsche Kriegsgefangene ihnen den Blab abgenommen haben sollen. Zum erstenmal kommt damit eine Nachricht, die unsere Kriegsgefangenen als Rämpfer auf ruffischer Seite, also auf Seiten der Bolschewifi ausgibt,
Aber die Nachricht stammt von Reuter, und es empfiehlt fich, die Erinnerung aufzufrischen, daß bei Beginn der Propaganda für japanisde Intervention in Ostsibirien unter den Schreckbildern von der Ausdehnung der deutschen Macht nach dem Fernen Osten huch der Hinweis auf die Bewaffnung der deutschen Kriegsgefangenen in Sibirien nicht fehlte. Die Intervention scheint zwar im Augenblick von Japan vertagt worden 311 sein, aber sie hat in England und Frankreich starke Anhänger, und so ist Anlaß genug vorhanden, vorsichtig abzuwarten, ob die Irkutsker Meldung richt doch nur ein ententistisches Kabelmittel ist um Widerständen gegen die Intervention beffer beizukommen. Indessen sei immerhin gefagt: daß die Nachricht zutrifft, halten wir durchaus nicht für ausgeschlossen.
Wahlreform mit Pluralwahlrecht.
Bukarest , 29. Juni. Die rumänische Rammer nahm heute nach den vom Minift er des Aeußern und dem Ministerpräsidenten Marghiloman gehaltenen Reden einstimmig die Antwortadresse auf die Throigrede an.
Drohungen gegenüber fal be.
Berlin , 30. Juni 1918, abends. Amtlich. Von den Kampffrouten nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 30. Juni 1918.( 2. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplas.
In den Kampfabschnitten nördlich ber Lys und füblich her Aisne hielt tagsüber erhöhte Artillerietätigkeit an. Am Abend lebte sie auch an der übrigen Front& wischen fer und Marne auf. Kleinere Infanteriegefechte. Bet stärke. ren Vorstößen des Feindes füblich bes Durcq und bei erfolg reicher eigener Unternehmung am Hartmannsweiler topf machten wir Gefangene.
Leutnant det errang seinen 36., Leutnant Löwenhardt feinen 31. Luftfieg. Lentnant Jakobs schoß in den letteu Tagen seinen 20., 21. und 22. Gegner ab.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der öfterreichische Bericht. Wien , 30. Junt. Amtlich wird verlaufbart: Unsere Stellungen auf der Hochfläche der Sieben Geinhen learn es feindlichen Artilleriefeuer, bem einige Stunden später starte Angriffe
gegen ben Gol bel Stoffe und ben Montebi Bal Bella
folgten. Während die gegen ben Gol bel Roffo gerichteten Anstürme von Haus au erfolglos blieben, vermochte auf dem Monte di Bal Bella ber Italiener nach erbitterten Nahtämpfen in unsere erte Linie einzubrechen, Doch wurde er durch Bataillone be) ungarischen Infanterie- Regiments Nr. 131 und des Waratiner Megiments Nr. 16 im Gegenstoß wieder hinausgeworfen. Weitere Angriffsversuche sowie Teil vorstöße gegen den Sifemot und bei flags erstickten in unserem Geschüßfeuer.
Sonst überall Artilleriekampf wechselnder Stärke. Der Chef bes Generalstabes.
Zur Kritik
des neuen Aktionsprogramms.
Bon Heinrich Gunow.
Der Entwurf des neuen Aktionsprogramins hat in unserer Parteipreffe eine etwas feltfame Bewertung gefunden. Wäh rend ein wesentlicher Teil unserer Parteiblätter sich mit dem Abdruck des Entwurfs begnügt und auf eine eigene Stritif ver zichtet hat, ist von einem anderen Teil der Entourf ziemlich heftig angefochten worden. Daß die im Entwurf aufgestellten Forderungen gegen die sozialistischen Anschauungen und Grundfäße berstießen, ist zwar wenn man von einigen inhaltsleeren Redensarten der U- Sozialisten" abfieht nirgends behauptet worden; de liberale toie die fonservative Bresse hat vielmehr gerugt, daß das nuo Aktionsprogramm noch immer den alten Geist" und das zähe Festhalten un der Marrschen Klassen. theorie" beweise; wohl aber ist von verschiedenen Seiten die ,, unvollständigkeit" des Altionsprogramms getadelt und eine allgemeine Ergänzung und Erweiterung desselben gefordert worden. Eine Forderung, der sich auch der Parteiaus. schuß angeschlossen hat; denn er hat in seiner legten Sigung befanntlich den Vorschlag des Parteivorstandes, liber den Entwurf abzustimmen, mit der Begründung abgelehnt, daß ihm vorher eine Ergänzung nottvendig erscheine. Besonders wurde gerigt Sab dos Menaran nichts her unfere aufitnftige Aararbolitt besage, daß der die Kommunalpolitik betreffende Abschnitt IX des Entwurfs nur einen fleinen Zeil jener Forderungen enthalte, die wir unbedingt im Interesse der Arbeiterschaft an die Gemeinden stellen müßten, daß der handelspolitische Teil des Programums gar nichts über unsere zufünftige Handels- und Bollpolitik sowie fiber die zur Steigerung der industriellen Produftionstätigkeit nötigen Mittel mitteile, und daß ferner Der erste Abschnitt des Programims sich auf den kurzen Saz:„ U- wandlung des stehenden Seeres in ein Volfsheer, beginnend mit der Herabschung der Dienstzeit" beschränke und nicht unsere zukünftige Stellung zu Militär- und Flottenforderungen, zur Miliz- und Abrüstungsfrage erwähne. Daneben wurde noch mehrfach ein eingehendes Schulprogramm, eine Berücksichtigung der Jugendpflege und des Bildungswefens, eine Stellung nahme zur geplanten Neuorganisation des diplomatischen Sus landsdienstes und Konjularwesens bermißt.
Der Minifter des eußern rion erklärte, daß die Ghunde ber Gerechtigkeit geschlagen habe und daß das Land vom Parlament die Feststellung der Berantwortlichkeiten verlange. Er sagte: Die begangenen Behler müssen gebüßt und die Ver. brechen bestraft werden. Die Regierung ist ferner berufen, eine große Finanzreforp, burchzuführen, ba bie Lasten des Krieges Sicherlich, über die meisten dieser Gorderungen steht in brei Milliarden übersteigen und unsere Staatsschulb auf schn Wil - ich aur Macht gekommen bin, nur um mit blutigen Tränen den Entwurf des neuen Aktionsprogramms nichts oder doch nur liarben angewachsen ist. Arion fügte hinzu, daß bie Regierung auch Friebensvertrag zu unterzeichnen? Glauben Sie, baß ich nur zu recht wenig. Ohne jegliche Mühe Heße sich sogar noch eine ganze die gear- und Wah reform durchführen werbe, daß sie aber biefem Bed biefe Jugend und sie alle hierher gebracht habe? Reihe von sogenannten Fragen aus den Aermeln schütteln, die Ministerpräsident ghiloman, der als Jekter das Wort wir werben es tun. Nein, to in wollen die Reformen burchführen, und alle nicht im Entwurf berücksichtigt find. Darunter Fragen, die Und wir werden beim Werte des alsbald nach dem Kriege auch für die Arbeiterfiasse die größte ergriff, erklärte: Ich war gegen ben Krieg, weil ich die Ge- Wieberaufbaues thre Hilfe und die bes ganzen Landes finden. Bedeutung erlangen werden, z. B. die Kolonial- und Frauen schichte und die Geographie meines Bandes tannte und weil ich in Was Wahlreform und Agrarreform in Rumänien be- frage( befonders soweit lettere das Eindringen des weiblichen dem Plan Rußlands , sich zum Herrn von Konstantinopel zu machen, beuten, erhellt aus folgenden furzen Angaben über ben bis- Geschlechts in die bisher den Männern vorbehaltenen Berufe eine Gefahr für men anb erblickte: Deshalb blieb ich meinem herigen mehr als halbasiatischen Zustand auf diesen Gebieten. betrifft), ferner die verschiedenen außerpolitischen und weltStandpunkte treu und los rieben, um zu retten, was noch für die 82 Broz. der Bevölkerung Stumäniens ausmachenden politischen Fragen, die unsere Partei nicht ferner jo nebenfách. bank dem Stredit zu retten war, dessen ich mich bei jenen erfreute, Bauern ist die grarreform eine Frage des täglichen lich behandeln kann, wie es vor dem Kriege geschob, weiter die mit denen wir unterl, ndelten. Der Ministerpräsident stellte fest, daß Brotes. Nur etwa 3 300 000 eftaren oder 41 Broz. der ge- Frage der Organisation der Rohstoffbeschaffung der Reform.des famten anbaufähigen Fläche befinden sich bisher im Befit Reichsfinanzsystems und des Transportwesens( EisenbahnPeineswegs bieficht hatte, su unterhanbeln, von rund einer Veillion Bauern, die je bis zu 10 Seftaren reform, Ausbau des Kanalnezes, Binnenjaiffahrt usw.), bie und Frieden zu schl Ben, sondern einzig und allein die Dinge Land hatten; 1500 Grundherren( Bojaren) sind dagegen Wiederherstellung der Internationale und ihre Umwandlung in auberfchleppen. Das Ergebnis wat, daß die Bevollmächtigten Eigentümer von rund 3 000 000 Seftaren( 37 Broz. der eine lebensfähige internationale Aftions- und Arbeitsgemeinihm die Demobilisierung und den Durchzug deutscher Truppen Grundfläche), die in der fruchtbaren Ebene liegen, während fchaft usw.
General Averescu
Der Ministerpräsident en totdelte hierauf bas Programa der Regierung:
burch die Moldau aufzwangen. Der Ministerpräsident. bestritt so- die Kleinbauern zumeist in dem wenig ergiebigen Gebirge Und auch damit ist der Saufen all der Fragen, die der wohl der liberalen Partei als auch der Gruppe verescu das Recht, wohnen. Rund 300 000 Bauern" befizen in Rumänien über- Weltkrieg aufgeworfen hat und die noch in feinem Gefolge nach von Bessarable gu fbrechen. Er sagte: Ter Führer der Haupt keinen Boden und müssen als Bächter oder Tagelöhner dem Friedensschluß auftauchen werden, nicht zu. Ende, denn liberalen Partei madhte mir den Vorwurf allzu großer Berwegen arbeiten. diefer Krieg ist das scheint mandjem enoffen noch immer heit, als ich eines Tages im Senat die bessarabische Frage berührte, Dann das Wah Irecht! Ein folches Recht gab es bis- nicht recht flar geworden zu seineix gewaltige Revolution unb General Averescu lehnte es àb, fich mit Bessarabien au beber für breitere Schichten der Bevölkerung Bauern und des Böller- und Staatslebens nicht nur ganz Europas , sondern faffen, als man ihm davon forach. Arbeiter überhaupt nicht. Auf Grund der bisherigen Ber - felbst großer Teile Afiens, Amerifos un fritas eine Weltfaffung fonnten in Rumänien nur 12 bis 14 Pro 8. der rebolution von ungleich größerer airfung auf unsere geerwachsenen Männer an den Barlamentswahlen teilnehmen. famte Entwicklung, als es einst die große Französische Revolution Bermehrung der Dorfschulen, Befreiung der Hochschullehrer von Im Namen der Demokratie haben schon wieberholt bie ab- am Ende des 18. Jahrhunderts gavejen ist. Die große Frage, ber politischen Vormundschaft, zeitweilige Aufhebung der Unabsch- wechslungsweise an der Spike der Regierung stehenden Kon- die meist von den Kritikern des Aktionsprogramm- Entwurfs barkeit der Richter und Neuregelung der Finanzen und Verwaltung, fervativen, Konservativ- Demokraten und Liberalen dem ru- bei ihren Wünschen übersebet wird, ist nur die: Können alle Gr erklärte ferner: Wir wollen aus der Nationalbant eine Bant mänischen Volke versprochen, durchgreifende Reformen vor- iene Ergänzungen, die sie ergeben, tatsächlich in einem allge des Staates und nicht einer politischen Bariei machen. Das gleiche zunehmen. Alles ist aber immer wieder beim alten geblieben, meinen Aktionsprogramm rerücksichtigt werden, und, wenn das gilt für bre Bodenkreditanstalten. Die grar- und die Wahl. und auch jetzt ist, wie aus dem Wort des Außenministers möglich sein sollte wäre diese Zusammenhäufung aller neg reform werden ungefäumt in Interesse der Ordnung, die im Arion erhellt, bereits schwerer Gegenstrom im Gange. lichen Forderungen wirklich noch ein Aktionsprogramm, das is Der Ministerpräsident trägt diesem Widerspruch von aktionsfähig" macht und dem größten Teil umferce bornherein Rechnung. Er denkt zwar an ein allgemeines, aber Parteigenossen noe verständlich bleibt? nicht an ein gleiches Wahlrecht, und läßt allbereits Wer einiger anßen die Wirkung fritherer Parteiprogramme ausgesprochen und erklärt hatte, daß das allgemeine Wahl- ruhigungswort Pluralwahlrecht aufichwirren. Er waren, als der jebige Entwurf( and die trotzdem langer Er. das für Kapital und Grundbesig in aller Welt tröstliche Be- beobachtet hat, sie doch sämtlich noch viel fürger und knapper recht ohne Einschränkung eine Gefahr für das Land wird das Wahlrecht erweitern, aber mit Einschränkung, und läuterungen bedurften, ohne daß sie dadurch fir ganche Parteibarstellen würde, sagte er: Bis zur Durchführung der Agrar. in diefer Sinficht laffen sich durch Pluralwahlrechtsfniffe be- genoffen oiel flarer wurden), der zweifelt daran. Was bei folcher reform werden die Großgrand- befizer durch ein Gefeh verpflichtet quem reaktionäre Wunderdinge berrichten. Wir wissen Be-„ Ergänzung" herauskommen würde, wäre nicht ein Utions. haben die Verpflichtung übernommen, die Reformen einzuführen, Marghiloman sicher, und nun scheints, daß er auch der Sturn wahre nach dem Kriege, für die Zeit der sogenannten Heber und wir werden diese Verp eng erfüllen. Glauben Sie, daß von links herausfordern mill. gangswirtschaft, aufstellt, sondern ein politisch- volkswirtschaftlich
Staate herrschen muß, burchgeführt werden. Nachdem der Ministerpräsident fich
für das Pluralwahlrecht