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Nr. 191 35. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Einiges von unserer Lebensmittel­

Man schreibt uns:

versorgung.

Sonntag, 14. Juli 1910

ist der Schreck längst vorüber und das Gewerbe wird mit der alten entzogen wird! Aus dem Bezirk der Unterstützungsfommission Sicherheit weitergetrieben. Die Folge ist, daß die Klein- Xc( Steuerfaffe Treschowstraße) schreibt eine Striegerfrau einen ver­händler versuchen müssen, die Ware über den zweifelten Brief, der uns schildert, in welche Bedrängnis sie durch Höchstpreis abzusehen und vom Verkauf im offenen Laden Mieteschulden geraten ist und wie ihr die Unterstüßungsfommission zu einem Verschieben an zuverlässige Kunden übergehen. nun auch noch die Mietebeihilfe genommen hat. Bei 42 M. Miete Wie es scheint, fönnen wir in feinem Jahre einer Kartof­Das trifft besonders für den Obst handel zu. Es gibt wenige 4,20 M. Ermäßigung, so daß sie noch 22,80 W. in Monat zu zahlen erhielt sie von der Stadt 15 M. Mietebeihilfe und vom Hauswirt felfrise entgehen, denn auch in diesem Jahre sind wir nicht ver- Leute, die in diesem Jahre schon etwas von der Werderschen Obst- hatte. Infolge von Krankheit und fortdauernder Schwäche trieb sie schont geblieben. Wir hatten eine verhältnismäßig gute Kartoffel- einfuhr gesehen haben. Da behaupten die Kleinhändler vor einigen längere Zeit feine Erwerbsarbeit, blieb mit der Miete im Rückstande ernte, und noch im Frühjahr wurde von der Reichskartoffelstelle Wochen, die Obsteinfuhr sei wohl da, aber die Händler bekommen und häufte allmählich eine Mieteich rld von 228 M. auf. Sie die tröstliche Versicherung gegeben, daß in diesem Jahre die Beliefe- selten etwas von der Zufuhr, denn die Ware geht vom Großhandel arbeitet jebt, aber zur raschen Tilgung einer so bedeutenden Summe rung gesichert sei. Dennoch ist es nicht gelungen, von den Ueber- gleich in die Hände der Restaurateure, Hoteliers und anderer großer reichen ihre Einnahmen nicht. Vom 1. Juli ab ist ihr plöblich die Mietebeihilfe entzogen worden, womit auch die Mieteermäßigung schußgemeinden die zur Lieferung auferlegte Menge zu erfassen, die Abnehmer. Natürlich bleibt der städtischen Verwaltung dieser Zu- wegfällt, so daß sie jetzt die volle Miete mit 42 M. aus eigener Bestände sind verschwunden; ehe noch zugegriffen werden konnte, ſtand vollständig verborgen und ebenso ist die Polizei in Berlin in Taiche zahlen mußte. Obenein hat der Wirt die Miete vom 1. Of­nahmen die Kartoffeln einen andern Weg als ihn die Reichsstelle vollständiger Unkenntnis, wo das Obst bleibt. Ist nun nach diesem tober ab auf 48 M. gesteigert, doch hat die Kriegerfrau selbstver= vorschrieb. Solange die Reichsstelle sich diese Behandlung gefallen Klagecuf der Händler etwas geschehen? Nein, es bleibt beim alten. ständlich auf Zahlung einer so hohen Miete nicht eingeben können, Aber wir haben während der Zeit Kirschen aus Polen und was dann die Kündigung zum 1. Oftober zur Folge hatte. In dem läßt, wird unsere Kartoffelversorgung nicht gesichert. Oberoft erhalten. Das Pfund zum Preise von 2,10 M. Die städti- Kündigungsbrief hat der Wirt die Abzahlung der Mieteschuld ver­iche Verwaltung stöhnt, trobem jei nichts zu verdienen, im Gegenteil, langt und der Frau angedroht, daß er sonst auf Räumung man gebe Geld zu. In der Tat, der Preis, den Oberoft" für lagen werde. Sie fragt uns, woher sie all das Geld nehmen soll, die Mieteschuld zu bezahlen, die Rosten eines Umzuges zu Kirschen in Ansas bringt, ist unerhört hoch. decken und die wahrscheinlich auch nicht geringe Miete der neuen So sieht die Berliner , Bevölkerung bald, hier, bald dort das We- Wohnung sofort heranzuschaffen. Wir müssen hier die Frage stellen, nige, was uns zum Lebensunterhalt geboten wird, noch durch un- ob die Unterstübungskommission, als sie dieser Kriegerfrau die zweckmäßige Maßnahmen vermindert oder es wird den Armen vor Miete beihilfe entzog, Kenntnis von ihrer Mieteschuld und ter Nase weggenommen mit der brutalen Bemerkung: Für Euch wir von der Androhung einer Räumungstlage hatte. Die Frau äußert in bittersten Worten ihre Entrüstung darüber, daß Kriegerfrauen, es nicht bestimmt. die in die Munitionsfabriken gehen und dort ihre Kraft hingeben, sich das durch Mietebeihilfeentziehung vergelten laffen sollen. Sie selber wäre fügt sie hinzu die erste, die der Fabrik den Rücken wenden würde, wenn man ihr ausreichende Unterstüßung gäbe. Bei der Unterstützungsfommission will sie beantragen, daß ihr die Miete­beihilfe wieder gewährt wird. Die Kommission wird gut fun, schleu­nigst so zu beschließen.

Groß- Berlin

Schafft erst genug Kohlen heran!

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Verschimmeltes Brot.

Nicht besser sieht es in der städtischen Verwaltung aus. In jedem Jahr hat die Stadt Berlin große Mengen, die als Ne­serve während der Frostperiode dienen sollten, im Herbst eingemietet und im Frühjahr ist ein nicht unerheblicher Teil verdorben fort­geworfen. Man hofft immer, daß die Verwaltung aus den Er­fahrungen der Vorjahre lernt, aber es wiederholt sich immer der selbe Zustand, so daß eine Besserung nicht zu erwarten ist. Man fragt sich vergeblich, wie es möglich ist, daß in den Mieten die Kar­tosseln so durch Fäulnis vernichtet würden, daß sie weder zu Bieh­futter noch zu Brennzwecken benußt werden konnten. Jeder Land­pirt kontrolliert seine Mieten und läßt, sobald Fäulnis eintritt, nicht die Zerstörung ungehindert fortgehen. Im ersten Kriegsjahre hat die städtische Verwaltung die Entschuldigung geltend gemacht, daß die Erfahrung auf diesem Gebiete fehle. Vielleicht kommt man in diesem Jahre mit derselben Ausrede, um zu betonen, daß nur die Seit Wochen wird vom Kohlenverband Groß- Berlin immer Händler die städtische Bevölkerung gut versorgen können. Die wieder durch Anzeigen in den Zeitungen und durch Anschläge an Zur Kleiderablieferung Deutsche Tageszeitung" hingegen behauptet wieder, daß die Kar - den Säulen gemahnt: Solt Eure Kohlen jetzt ab, damit Ihr nicht hat die Reichsbekleidungsstelle einige neue Bestimmungen getroffen. toffeln in der Hand des Landwirts solange belassen werden müssen, im Winter frieren müßt!" Die Mahnung sollte beherzigt werden während bisher keine Möglichkeit bestand, die einmal angebotenen bis sie unmittelbar in den Verbrauch übergehen. Die Berliner von allen, die etwa wirklich die Abnahme der für sie beim Händler Kleidungsstücke wieder zurückzuerhalten, selbst wenn der Preis Etadtverwaltung hat einen großen landwirtschaftlichen Besitz in Ver- bereit liegenden Kohlen nachlässigerweise verzögern. Warum aber einem nicht zusagte, wird von jest ab dem Ablieferer das Recht waltung, hat also die Fachleute zur Hand, die das Einmieten von bringend nach ihren Kohlen verlangen, von Tag nahmepreise einverstanden zu erklären, oder aber die Kleidungs­hören wir immer wieder, daß noch Kohlenkunden, die eingeräumt, nach Kenntnis der Abschätzung sich mit dem Ueber­Kartoffeln zweckmäßig besorgen fönnen. Man muß sagen, wenn die zu Tag auf Lieferung warten müssen und unter Hin- stücke zurückzufordern. Ferner dürfen Bezugsscheine auf Ober­städtischen Güter mit derselben Sachverständigkeit verwaltet werden weisen auf die Kohlenknappheit von Tag zu Tag vertröstet werden? fleidung bei Abgabe gebrauchter Stücke vom 1. August 1918 bis wie die Kartoffelbewirtschaftung, es dann recht trübe in der Ver- Schafft erst genug Stohlen heran, damit es jedem Kunden möglich 31. Juli 1919 für eine Person bis zu zwei Gegenständen derselben waltung aussehen muß. ist, die ihm zugedachte Kohlenration abzuholen! Eine in Berlin im Art erteilt werden und wird die Frist für die Sammlung getrage Zu der Kartoffelmißwirtschaft gesellte sich zu Be- äußeren Teil der Schönhauser Vorstadt wohnende Kriegerfrau schil- ner Kleidungsstüde bis zum 15. August 1918 verlängert. ginn des Jahres die Zufuhr von ganzen Kahnladungen verfaul- dert uns, in welche Verlegenheiten und Schwierigkeiten sie dadurch ter Kohlrüben. Die Kohlcüben waren per Schiff von Holstein geraten ist, daß sie von ihrem Kohlenhändler jogar auf die Kochkarte nach Hamburg befördert und langten hier in vollständig verdorbenem erhalten hat. Für die aus sechs Personen bestehende Familie auf bisher nur zwei Zentner( und auf die Cfentarte noch gar nichts) Zustande an. Fachleute hatten der Reichsstelle für Gemüse und Gas fochen, ist an sich schon ein teures Geschäft, und eine solche Obst gejagt, daß kein verständiger Mensch bei Frostwetter Kohlrüben Verschwendung" fönnte ihr bei notgedrungener Ueberschreitung des in Eisenkähnen transportieren läßt und der städtischen Ver- erlaubten Gasverbrauchs auch noch erhebliche Gasstrafen eintragen. waltung hatte man empfohlen, die Annahme der Sendung abzu- Der Kohlenhändler hat wiederholt versichert, daß er ihr einstweilen lehnen. Beide Ratschläge sind natürlich in den Wind geschlagen und noch nichts wieder liefern könne, weil er selber nicht ausreichend be­so find denn im Osthafen und in Rummelsburg große Mengen seine langjährige Kundin stets zufrieden gewesen sei und feine Bös­liefert werde. Die Frau sagt uns, daß sie mit diesem Händler als Kohlrüben ausgeladen, die weder Wieh noch Mensch genießen willigkeit bei ihm annehme. Wundern muß man sich ja, daß auf Tonnten. Wäre es in diesem Falle nicht flügec gewesen, die Kohl- Bläßen großer Händler bedeutende Mengen Kohlen liegen und bei rüben in der Landwirtschaft zu belassen, um sie als Viehfutter besser manchen fleinen Händlern immer noch nicht genug davon zu haben verwenden zu können, anstatt in Berlin den Dunghaufen damit zu ist. Kohlenhändlern, die für ihre Kunden nicht genug Kohlen erhal­vergrößern? Kann man sich wundern, wenn solchen Zuständen ben, hat die Kohlenstelle( Berlin , Bink it r. 25) geraten, sich gegenüber der 1x wille über unsere Lebensmittel- schleunigit bei ihr zu melden. Sie will dann sofort eingreifen und betsorgung fortgesetzt im Steigen begriffen ist, Mißmut und das Erforderliche veranlassen, um den fleinen Sändlern eine aus­Berdrossenheit in heftigen Anklagen sich geltend macht? reichende Belieferung zu sichern. Im Borwärts" wurde bereits Wie sieht es nun mit unserer Gemüse- und Obst ver- belieferten Kohlenfunden empfehlen, ihre Sändler an die Kohlen­Mitte Juni hierauf hingewiesen. Wir können nur allen noch nicht sorgung aus? Vor einigen Wochen wurden die Berliner Frauen stelle zu erinnern. Ob sie aber schon vielen zu ihren Kohlen ver freudig überrascht, als das Kriegswucheramt es unternahm, in der holfen hat, wissen wir nicht, Bentralmarkthalle den ehrbaren Handel" zu kontrollieren. Wer nur ein wenig mit den Verhältnissen vertraut ist, weiß, daß gar mancher In der Zeit vom 15. bis 21. Juli wird an diejenigen Kunden, Großhändler in der Berliner Markthalle die Höchstpreise feineswegs Bei der Unterstützung von Kriegerfamilien haben in Berlin die die in die Speisefettkundenlisten der in den Bezirken der 153.- 159., innehält und den Kleinhändlern ein reelles Gewicht nicht immer ge- Unterstübungsfommissionen von Kriegsbeginn an bis auf den heu- 186.- 189 und 198. Brotkommission Gegend Müllerstraße- Norden. geben wird. Wer dagegen sich auflehnt, bekommt fünftig überhaupt tigen Tag noch niemals ein lebermaß von Weitherzigkeit bewiesen. Berlins eingetragen sind, pro Kopf 125 Gramm äje verteilt nichts. Alle Kleinhändler flagen darüber, jeder kennt diesen uner- Lange genug überlegen fie sich's, ehe fie die durch Reichsgesetz und in denjenigen Geschäften, die durch ein Aushängeschild: Verkauf hörten Zustand, der in der Markthalle zu tun hat. Nur die städtische Gemeindebeſchlüſſe versprochenen Unterstützungsbeträge oder das von Käse der ettstelle Groß- Berlin" gekennzeichnet sind. Verwaltung weiß nichts davon. In der Markthalle gibt es ein Kriegerfrau, wenn sie ihre unzulänglichen Einnahmen durch Er- 48 der allgemeinen Lebensmittelfarte der Stadt Berlin 400 Gramm neben noch eine Mietebeihilfe bewilligen. Und wie bald fann eine Der Magistrat gibt bekannt, daß auf die Abschnitte 46, 47 und Bureau der Marktpolizei; natürlich ist man auch dort vollständig im werbsarbeit aufbessern will, es ecleben, daß ihr die Miete Nährmittel, und zwar 150 Gramm Graupen oder Grüße und 250 linflaren" darüber, was in der Markthalle vorgeht. Mittlerweile beihilfe oder sogar die ganze Unterstüßung wieder Gramm lose Suppen oder Morgentrant, entfallen. Die Abschnitte

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Lodz.

Das gelobte Land.

Roman von W. St. Reymont .

Ich möchte deine Photographie haben, will, du siehst heut so start aus," meinte Rosa. In ihren großen, grauen Augen begannen grüne Feuer zu blizen. Sie biß ihre lang gezogenen schmalen Lippen, die wie ein roter Riß ihr langes, durchsichtig weißes Gesicht durchschnitten, das ein Schein reinsten Stupfers umrahmte. Das Haar war in der Mitte des Kopfes gescheitelt und über Stirn und Ohren so gekämmt, daß nur unten an den rosigen Ohren riesige, in Brillanten gefaßte Saphire schillerten.

Er ist wirklich ganz schön heute," meinte Toni und beugte sich über sein helles, junges, typisch deutsches Gesicht. ,, Er ist jung," rief Fela.

"

,, Magst du lieber den Wysocki?"

Der hat ja so dünne Beine."

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Still, Fela, red' doch nicht so dummes Zeug!" Warum?"

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Mietebeihilfe ,, überflüffig"?

Ja, Bernhard foll's erzählen, er war mein Sekundant." ,, Erzähl's, Bernhard."

,, Laßt mich in Ruh', ich habe teine Zeit," brummte dieser.

Will, wir haben doch verabredet, als wir unseren Verein gründeten, daß wir uns alles erzählen werden, alles," sagte Toni und rückte ihren Stuhl näher an ihn heran. lachte eigentümlich. Erzähl's, Wilhelm, ich heirat' dich zur Belohnung," Rosa

"

" Ich würde dich nehmen, Rosa, in dir steckt ein toller Teufel."

"

"

Und eine noch tollere Mitgift," warf sie spöttisch hin. Rosa, Mietschef will gehen, halt ihn doch zurück." Mjetschek, bleib doch! Was hast denn? Warum?" Weil ich keine Zeit habe, ich habe mich verabredet," entschuldigte er sich höflich.

Mietschef, bleib doch, ich bitt' dich sehr, du hast doch versprochen, mich nach Hause zu begleiten," flüsterte Mela warm und innig, und eine Röte der Erregung bedeckte ihr blasses Gesicht.

Er blieb, faß aber finster da und antwortete nicht einmal auf die spöttischen Bemerkungen Bernhards und die burschi­tofen Wize Müllers, der zu Rofas Füßen lag.

Es wurde ganz still.

Na, einfach darum, weil es sich nicht schickt." Liebe Rosa, warum soll es sich nicht schicken? Ich weiß, was die Männer von uns erzählen, Bernhard wiederholt mir das alles. Einen so komischen Wit hat er mir mal erzählt, und zerstäubte einen bläulichen Lichtschimmer im Raum. Das elektrische Licht zitterte in den kristallenen Blüten daß ich fast vor Lachen platte. Erzähl's doch", sagte Toni und gähnte vor Langeweile. Durch die geschlossenen Innenläden und die vorgeschobenen " Du, Kleine, wenn du es in meiner Anwesenheit erzählst, schwarzen schweren Portieren drang kein Laut aus der Stadt dann erzähl ich dir nie wieder was", widersetzte sich Bernhard, der auf dem Teppich lag. Rosa, ich langweile mich, ich langweile mich tödlich", " François, laß den Tee hereinbringen!" rief Rosa. Rosa, geh nicht weg, ich erzähl' dir den Wiz zu Ende." Will erhob sich auf die Ellenbogen und flüsterte, ihr rosiges Dhr füffend.

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Er schämt sich, ha, ha, ha!" sie sprang vom Sofa auf, lief wie verrückt im Zimmer herum, stürzte alles um und fiel über Toni her.

" Fela, was stellst du denn an?"

" Ich langweile mich. Rosa, ich werde toll vor Lange­weile."

herein.

stöhnte Toni.

Beiß mir den Ohrring nicht ab! Nicht so fest! Du haft so warme Lippen!" sagte sie leise, sich zu ihm nieder­Wo hast du den Schmiß her, Will?" fragte Roja, mit beugend. Sie biß die Lippen zusammen, und unter den halb­ihrem langen, dünnen Finger über den roten Streifen gefchlossenen, schweren, bläulichen Lidern begannen grüne fahrend, der vom Ohr bis zum Schnurrbart das Gesicht Blige zu funkeln. durchschnitt.

,, Also, er begann aus Furcht sich zu bekreuzen," erzählte ,, Vom Säbel ," antwortete er und versuchte, mit den will etwas lauter. Zähnen den Finger zu fangen. ,, Warum denn ist er fatholisch?" ,, Nein, aber was schadet das, sich zu versichern?"

Um eine Frau?"

"

Sanserem Artifel in Nr. 181 schreibt uns der Magistrat Wilmersdorf: Die Pommeriche Meierei, bei der die Beschwerde­führerin das Biot gekauft hatte, wird nicht von der Stadt Berlin­Wilmersdorf mit Mehl beliefert. Demgemäg war die der Be­schwerdeführerin erteilte ausfunft, daß die biesige Mehlverteilungs­stelle nicht zuständig sei, richtig.

für das Bublifum eine starke Belästigung bedeuten, und es ist Wir verkennen nicht, daß Fälle, wie der zur Rede stehende, deshalb folgende Einrichtung getroffen: Unsere Mehlverteilungs­stelle, Berliner Str. 136, bei der sich eine mit einem Chemifer be­fette Untersuchungsstelle befindet, nimmt auf Antrag die Prüfung von Brot vor, das zu Auslegungen Anlaß gibt und leistet Perionen, die sich als Wilmersdorfer Einwohner ausweisen, in geeigneten Fällen Ersaz. Die Beschränkung auf Wilmersdorfer ist verständ­lich, da natürlich eine Gemeinde unmöglich für alle anderen Groß­Berliner Gemeinden die Brotuntersuchung und eventuelle Graz­leistung auf sich nehmen kann."

Es wäre dringend zu wünschen, daß auch die anderen Groß­Berliner Gemeinden sich zu ähnlichen Entschlüssen aufrafften.

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Berliner Lebensmittel.

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Ste hörte ihit zu Ende an und lachte nicht, fo gelang­weilt war sie.

,, Wilhelm, du bist ein guter, lieber Junge," sagte sie, ihm das Gesicht streichelnd, aber deine Wize sind zu berlinerisch, langweilig und dumum. Ich komm' gleich wieder, unterdeffen spielt euch Bernhard vielleicht etwas vor."

Bernhard erhob sich, stieß ein Taburett ans Klavier und begann mit wütender Bravour die dritte Figur einer Quadrille zu spielen.

Alle rafften sich aus dem Schweigen und der Langeweile auf. Wilhelm erhob sich und begann die dritte Figur mit Fela zu tanzen.

Toni lag in Fauteuil und spähte mit trägen Blicken nach Wills Bewegungen.

Der Lakai stellte an der Seite fleine, mit Berlmasse in­fruſtierte Ebenholztische auf und richtete zum Lee an. Noja streckte sich träg, ging hinkend, sich in den breiten Hüften wiegend, zur Tür und blieb einen Augenblick bei Wysocki stehen, der halb. laut fagte:

Mein Wort, das ist keine Dekadenz, das ist etwas ganz anderes." Was ist es denn?" fragte Mela, Wysocki an den Händen festhaltend, damit er nicht seine Aufschläge abstäube und die Manschetten hineinschiebe.

weile," rief Toni. Ich möchte dekadent sein, Mjetschef, weil ich mich lang­

Das ist blog Müßiggang , der vom lleberfluß an Zeit und Reichen. Du langweilst dich, Wela, Nosa langweilt sich, Toni und Fela, auch, na, und mit euch langweilen sich diese zwei Tol­patsche und außer euch langweilt sich die Hälfte der Millionärs­töchter und-frauen. Alles langweilt euch, weil ihr alles haben fönnt. Nichts interessiert euch, ihr wollt euch bloß antüfieren, doch das tollste Vergnügen endet ebenfalls mit der Langeweile. Vom sozialen Standpunkt aus

Ueberfluß an Geld stammt. Langeweile ist Strankheit der

Mjetschek, du denfft aber nicht schlecht von mir?" unter­brach ihn Mela, ihm die Sände streichelnd.

dieser degenerierten Rafie, zu der Rasse, die sich am meisten von Ich mache keine Ausnahmen, übrigens gehörst du auch zu der Natur entfernt hat, und das rächt sich an euch selbst." ,, Hör' nur auf ihn, Mela, er wird dir noch aus allen ihm bekannten Standpunkten beiweisen, daß das größte Berbrechen auf der Welt der Reichtum ist." I

Komm, Rosa, fez dich zu uns."

( Forts. folgt.)