Nr. 208-1918
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Unterhaltungsblatt des Vorwärts
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Mittwoch, 31. Juli
Würdevoll, barhäuptig, in weiter Kutte, die Füße in Sandalen, seines Landes nach sich zog. Im Jahre 930 wurde durch Mifljot schritt der Naturdichter" durch die Straßen und glich mit dem isländischen Freistaat die erste Verfassung nach norvegischem jeinem weltentrückten Blick, dem gescheitelten, bis auf die Schultern Muster gegeben und ein Althing eingerichtet, das alljährlich zur Herabwallenden Haar, das Gesicht von einem weichen Vollbart um- Mittsommerszeit vierzehn Tage lang öffentlich Gericht abhielt. Das rahmt, eher einem Apostel. Wobl liefen die Kinder dem sonder- Althing war es auch, das im Jahre 1000 das Christentum einVon einer Zeit möchte ich sprechen, als uns noch keine Luft- baren Heiligen nach. Er aber fümmerte sich nicht um seine Um- zuführen beschloß und etwa 100 Jahre später zwei Bischofsjibe ein= fahrzeuge beschert waren, noch feine U- Boote die Schrecken der gebung, batte feinen Blick übrig für das, was um ihn her borging richtete, mit denen Schulen und Klöster verbunden waren. Durch Meere erhöhten, noch feine drahtlose Telegraphie erfunden war und feste unbeirrt seinen Weg fort. In seinen zahlreipen lyrischen diese gelangte die Kenntnis der lateinischen Sprache sowie abendhatte sich doch laum erst das Telephon ungläubigen Geistern gegen- Ergüffen herrschte immer wieder der Gedanke vor, die Welt sei zu ländische Literatur und Gelehrsamkeit in das damals starkbeüber durchgefeht. Dennoch ließ es fich leben in Berlin . Und berweichlicht und ginge an der Kultur noch zugrunde; wir müßten dölferte Band, das bald zu hoher geistiger und wirtschaftlicher Originale, gar wunderliche Typen, wie sie heute faum vorkommen, erst wieder zur Natur zurückkehren, um an Leib und Seele zu ge- Blüte gelangte. Erst als Ende des 12. Jahrhunderts durch innere gediehen damals üppig in den achtziger Jahren. funden. Und auch äußerlich sollten wir das in unserer Kleidung Streitigkeit der Großen die Kraft des Freistaates immer mehr und Aufmachung zum Ausdruck bringen; darin wollte er uns mit untergraben war, sah Norwegen seine Bestrebungen, sich Island gutem Beispiel vorangehen. Sonst war er, wie gesagt, ein stiller, anzugliedern, von Erfolg gekrönt. Im Jahre 1262 wurde die in sich gefehrter Mann, der nur seinen Ideen lebte. Insel mit Norwegen vereinigt, und unter dieser Herrschaft erhielt Nachts, wenn es schon längst nirgendsmehr warme Küche gab, fie ein neues Gesetzbuch, das in der Hauptsache heute noch Gültigwenn selbst die letzten Schwärmer an den Heimweg dachten, da trat feit befitt. 120 Jahre später fiel sie dann mit Norwegen an im Zuge der Friedrichstraße , am Uebergang der„ Linden" der Dänemark . Nun brach eine unglüdselige Spoche für das schon Würste Imann " in seine Rechte:„ Warme Heeßel Delikat!.. im Niedergang begriffene Land an. Durch Erdbeben und BulkanRehm'n Se'n Paar mit, Herr Jraf! vielleicht hat die Frau Fräfin ausbrüche wurde fast alles, was von dem früheren Wohlstand des poch Appetit, nich? Warme Heeße, Herr Baron, Landes noch übrig geblieben war, vernichtet; harte Steuern, Ueberdelikate Ware! Immer noch zwee Jute!" Und Männ - griffe der dänischen Statthalter und eine Seuche, die in den ersten lein wie Weiblein, die nach den langen Nachtsigungen Jahren des 15. Jahrhunderts die Bevölkerung bis auf ein Drittel schon wieder ein menschliches Rühren verspürten, be aussterben liek, taten das übrige. Auch die gewaltsame Ginnach dem ästhetischen Zee ber führung der Reformation durch Christian III. ging nicht spurios kam es nicht zur Ruhe. In dee Jahren 1627 und 1687 wurde es an Jeland vorüber. Auch in den folgenden Jahrhunderten von algerischen Seeräubern heimgesucht, und 1707 brach abermals eine verheerende Epidemie aus. Es folgten im 18. Jahrhundert darunter zwei schwere, im Gefolge hatten, und wiederum zwei 43 Jahre der Mißernte, die nicht weniger als 18 Sungersnöte, Außerdem hatte Dänemark Den furchtbare Bulfanausbrüche. isländischen Handel von 1602 bis 1786 zugunsten seiner Kaufleute monopolisiert, und so blieben die ohnehin verarmten Jeländer auf ben unsicheree Fischfang angewiesen.
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Zu bestimmten Tageszeiten konnte man auf der Mittelpromenade Unter den Linden" einer feltsamen Figur begegnen: Wirres Haar, struppiger Bart, bei größter Hitze wie bei ftrengster Stälte stets denselben abgeschabten, in allen Regenbogenfarben fchillernden Ueberzicher und fpedigen Hut, ein buntgesprenkeltes Tuch um den Hals geschlungen, zögernd sich fortbewegend mit einem stillvergnügten, fast philosophisch anmutenden Lächeln, dabei einen betäubenden Dunsttreis um sich verbreitend, das war der Aether frige", wie ihn der Volksmund getauft hatte. Unter dem Arm eine fleine Bigarrenfifte sorgfam verwahrend, die, wie man sich erzählte, sein ganzes Hab und Gut enthielt, einen groben baumwollenen Schirm aus Urväters Hausrat in der anderen Hand, beides Gegenstände, von denen er sich nie, selbst nicht im Schlafe, getrennt haben soll. Der Mann hatte beffere Zeiten gesehen. Er Geheimrats hungrigen Wölfen glichen, stürzten sich auf die„ Heeßen" war nach dem siebziger Kriege unter die Gründer gegangen und hatte als wären sie eine Götterspeise. Manche Spötter brachten den durch glückliche Terrainspekulationen bereits vier Millionen ein- melancholischen Blick der Gäule am daneben liegenden Droichten gebeimst. Erst wollte er noch die fünfte Million voll beisammen stand mit bösen Vorahnungen für die zukünftigen Erzeugnisse des haben und dann aufhören. Da kam der große Strach, der alles Würstelmannes in Verbindung: aber geschmeckt haben die faftigen entwertete, den Millionär zum Bettler machte. Die Wandlung Dinger jedem, und gerade die Spötter waren die besten Kunden. konnte das arme Hirn nicht überwinden, und wie es dann weiter Berlin wußte sich damals noch eine persönliche Note zu befam, läßt sich unschwer erraten. wabren, die, jemehr sich die Stadt zur losmopolitischen Sammelftätte auswuchs, verloren ging.
sonders solche, die
An der Ede der Friedrich- und Franzöfifchen Straße oder auch zuweilen vor der Zylinderdestille"( Bols Liförstube) hatte der Adelige Dienstmann " seinen Stand. Er präsentierte sich im Gehrockanzug, tadellofen hoben Kragen und Krawatte; nur Die deutsche Uraufführung eines ruffifchen Dramas.
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eine wie aus dem Ei gepellte rote Tuchmüge mit blankem Schild Aus München wird uns geschrieben: Jm Münchener Schauließ seinen Beruf erkennen. Als legter Sproß eines verarmten spielhause gelangte anläßlich des Hermine- Körner - Gastspiels Leonid polnischen Adelsgeschlechts, behauptete er, seine Familie wäre um Andrejews Drama Du sollst nicht töten" zur deutschen das ihr zukommende Erbteil von einer Seitenlinie betrogen Uraufführung. Das Werk ist einer der vielen russischen Ver worden. Nun suchte er sein Fortkommen auf eine aller suche, eine ethische Forderung, in diesem Falle ein biblisches Gebot dings etwas merkwürdige Weise, indem er auf der Straße und seine Berlegung in der Wirkung auf die menschlich- sündige Taut vor sich hin räfonnierte und so die Aufmerksamkeit der Seele zu zeigen. Ga ist eine Art Mysterium, das sich wie auch Borübergehenden auf sich au lenten suchte:" Ja, Sie gerade sollen andere Stücke dieses Dichters es wissen! Es ist ein Standal, wie die Menschen es treiben! Ja, Sinnbildliches steht neben Derb- Realem. aus Lyrik und Groteske aufbaut. Technisch zeigt die ja, Sie meine ich, mein Herr!... Bestohlen haben sie mich! Dichtung die typisch- russische Flächenhaftigkeit der Anlage, durch die Ja, hören Sie nur, befioblen, bestohlen!" In diesem Tone ging die Wirkung auf der Bühne sehr beeinträchtigt wird. So hatte das es weiter. Wem die Sache neu war, der stupte natürlich, blieb bei Stück denn auch keinen großen Erfolg. Inhaltlich zeigt es, wie diesen anzüglichen Reden betroffen steben, ärgerte sich wohl gar. eine Frau, die Mitschuldige an einem Morde geworden ist, trog Da wußte aber der schlaue Dienstmann dann ebenso schnell wie allen äußeren Aufstieges, zu Grunde geht: die Dämonen ihres Gegeschickt einzulenten. Schließlich lachte man über ihn, oder über- wissens treiben fie schließlich zum großen Bekenntnis und zu irug ihm obendrein eine Besorgung, wobei sich der kühne Eiferer sammenbruche. Sie, die durch Scheinbeirat fogar in den Fürstenim Handumdrehen in einen deboten Diener verwandelte. Später rang gestiegen ist, demütigt sich vor den Jüren und ruft selbst, nach soll er dann auf dem Gute eines feiner treuesten Kunden, der eben dem fie jahrelang alle Schuld von sich gewiesen und ihren Helfersfein väterliches Erbe übernommen hatte, cine austömmliche Auf- helfer genötigt hat, auch vor Gott alles auf sich zu nehmen, ihr fichtsstellung gefunden haben. ch habe getötet!", bevor sie zusammenbricht.
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Eine besonders im Zentrum und im Norden Berlins vollstüm liche Gestalt war die Harfenjule". Auf den Höfen startbevölferter Mietstasernen war sie regelmäßig au finden mit ihrer vor fintfluilichen, wetterharten Harfe und fang manch Lied zum „ Steinerweichen", das aber dort die Menschen nicht einmal rajend" machte, im Gegenteil bei harmlosen Gemütern ein dankbares Bublifum fand. Da war sie unumschränkte Herrscherin, beliebt bei Jung und Alt. Als Albert Kühne vor Jahren in der Alten Jakobstraße eine„ Bunte Bühne" eröffnete, die bald wieder einging, fam er auf den nicht glücklichen Gedanken, die Harfenjule in Perion aufs Brettl zu bringen. Was fünstlerisch umkleidet und parodistisch gehalten vielleicht noch angesprochen bäite, wirkte in feinem unverhüllten Realismus abstoßend und mitleiderweckend zugleich. Das leblosstumpfe, Teines Ausdrucks fähige Geficht, die freischende, feiner Modulation fähige Stimme paßten nicht auf eine Seleinkunstbühne und brachten in dem ungewohnten Rahmen das ganze Elend dieser„ Hofsängerin" nur um so peinlicher zum Bewußtsein. Der Harfenjule war es dort selber nicht geheuer und gerne fehrte sie wieder nach ihren geliebten Höfen zurück.
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R. R.
Zur Erklärung der Insel zum souveränen Staat. Durch socben veröffentlichten Gesebentwurf, der die staatsrechtlichen Verhältnisse zwischen Dänemark und Jeland neu ordnet und der zweifellos vom dänischen Reichstag wie vom isländischen Althing angenommen werden wird, erlangt das nordische Reich nach ausdauernden, zähen Verfassungskämpfen endlich die Selbständigkeit, nach der es so lange vergeblich gestrebt hat. Denn durch Jahrhunderte hindurch hat der isländische Staat unter so gut wie absoluter dänischer Regierung gestanden.
Gegen Ende des 8. Jahrhunderts von Irländern entdeckt und dann später von dem Norweger Naddod und anderen Nordländern wieder aufgefunden, erhielt Island ( Gisland) seinen Namen wegen des an seinen Küsten aufgehäuften Treibeises durch den Normannen Floke. Der erste Ansiedler war ein Nortveger, der sich in Reykjavik niederließ und viele andere unzufriedene Einwohner
Weinend kamen die Mädchen angestürzt. " Wandia will's auch haben." " Januschia auch!"
Sie baten mit weinerlichen Stimmchen und krabbelten auf Großpapas Beinen hinauf.
Durch die Aufhebung des Althings im Jahre 1800 wurde der Insel auch der letzte äußere Schein einer Selbstverwaltung genommen. Als dann der Dänisch- Englische Krieg( 1807-1814) ausbrach, bemächtigte sich der dänische Abenteurer Jürgensen Reykjaviks und der höchsten Gewalt und erklärte sich zum König von Island . Doch wurde er schon anderthalb Monate später von den Engländern selbst wieder verjagt, worauf Jsland zunächst für ein„ England befreundetes Band" erflärt und 1814 wieder mit Dänemark vereinigt wurde. Von da ab sette eine starke Selbständigkeitsbewegung ein, der im Jahre 1843 mit der Wiedereinsetzung des Althings ein erster Grfolg beschieden war. Andere Reformen, so die böllige Freigabe des Hanbels im Jahre 1854 und zwanzig Jahre später die Einführung einer neuen Verfassung, genügten den Forderungen der Jeländer nicht. Erst als zu Anfang des 20. Jahrhunderts die fonservative Barteiherrschaft in Dänemark gebrochen wurde, gewannen die Berfechter der isländischen Selbständigkeit immer mehr Boden unter den Füßen, und im Februar 1904 erhielt Jsland seinen ersten eingeborenen Minister. Nun tritt die Insel, auf der froß der targen Lebensbedingungen und aller Heimsuchungen stets der Drang nach Freiheit und Kultur lebendig geblieben ist, in die Reihe der selbständigen skandinavischen Staaten ein.
Notizen.
Die Handels Hochschule Berlin läßt soeben das Borlesungsverzeichnis für das Wintersemester 1918/19 erscheinen. ( Verlag Georg Reimer , Berlin .) Trotz des Strieges weisen alle Gebiete die gewohnte Ausdehnung auf. Aus den neuen Vorlesungen feien genannt: Berlagsbuchhändler Baschte über„ Die Organi fation des deutschen Buchhandels", Prof. Lusch an über Sozial Anthropologie ", Dr. Ba um über Gewerberecht mit besonderer Berücksichtigung des Arbeiterrechts", Prof. Güriler über„ Textilindustrie einst und jetzt".
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- Ein deutsches Forschungsinstitut für Textil industrie. Die bisherige Forschungsstelle für Tegtilstoffe am Technikum für Textilindustrie und das Prüfamt für Tegtilstoffe in Reutlingen ist als„ Deutsches Forschungsinstitut für Textilindustrie" zu einem selbständigen Institut erhoben worden. Die Anstalt umfaßt eine faferwissenschaftliche Abteilung, eine mechanischtechnische Abteilung, eine chemisch- technische Abteilung und eine Abteilung für Textil- Maschinenwefen.
Laß nur gut sein, Max, es wird ihm schon besser gehen in meiner Dbhut."
,, Einen Tolpatsch macht ihr aus ihm." " Und was würdest du aus ihm machen?" „ Einen Menschen, einen Mann."
" In Kneipen würdest du ihn führen, zum Bummeln verleiten, und so weiter. Frizz erzählte mir schon manchmal mit Abscheu von eurem Junggesellenleben."
Er befreite sich rasch von ihnen und lief ihnen weg. Die Die Mutter jaz in einem tiefen Fauteuil und strickte. Sie Mädchen wußten schon, was das heißen sollte, und liefen, mochte an die sechzig Jahre alt sein; ihr Gesicht war sehr aus allen Sträften schreiend, dem Großpapa nach, der sich angenehm, sah aber frank aus; auf der langen Nase trug sie hinter Stühlen versteckte, hinter Kredenzen, und ihnen immer ,, Ha, ha, ha! Berta, das ist ein prachtvoller Wiz. Friz eine silberne Brille; das weiße Haar war glatt über die nied- entschlüpfte, bis er sich schließlich in einer Ecke einfangen ließ, und der Abschen vor dem luftigen Leben! Du bist ausrige, vorspringende Stirn gefämmt. Die Augen waren ver- sie hoch hob und an den Tisch zurückbrachte. Dann ließ er gezeichnet, du scheinst aber von deinem Mann nicht viel zu schwommen, die Lippenblaß. In der Tasche ihrer weißen Schürze sich untersuchen und die Puppen aus den Taschen heraus- wissen." Tag ein Baumwolltnäuel, mit dem sie einen Strumpf strickte. nehmen, die er für sie mitgebracht hatte. Wozu willst du ihr die Illusionen rauben, Mar?" fragte Eine große, süße Milde lag in ihrer Stimme und in ihrem Das Großelternpaar amüsierte sich glänzend, bloß leise der Alte. Lächeln. Ohne Unterbrechung zählte sie die Maschen und Berta fiopfte sich die Ohren zu und versant in ihrem Buch, ,, Hast recht, Vater, aber das irritiert mich, daß jeder erste lächelte ihrem Sohne zu und ihren Enkelinnen, der Tochter und Max pfiff laut, um diesen wilden Lärm zu übertönen. beste ihr was vorlügt, und sie daran glaubt und sich in Stücke Berta, die in einer Ecke des Zimmers las, Frau Auguste, Uebrigens war er dem Vater böse; er merkte es nämlich an reißen ließe für diese Wahrheit." der Wirtschafterin, den zwei Stredenzen, die nebeneinander seinem Wesen, daß er wiederumt einem Geld geliehen oder ,, Vergiß nicht, Max, daß du von meinem Mann sprichst." standen, dem Dien , dem alten Glasschrank, der mit kleinen für einen gebürgt hatte; jedesmal nämlich, wenn das der ,, Leider! Der Vater und ich, wir merken es nur zu Hunden aus Porzellan, Statuetten und Kleinen Tellern voll Fall war, brachte der Alte den Kindern und Enkelinnen oft, daß Frik dein Mann ist, daß er zu unserer Familie gegestopft war, den zwei grauen Kazen von Frau Augufte, die Spielzeug mit, mieb seinen Sohn, war sehr süß und herz- hört, sonst. immer hinter ihr hergingen nnd schnurrend sich an ihren lich mit allen und beteiligte sich lebhaft an jedem Gespräch;„ Sonst was?" rief sie mit Tränen in den Augen und Kleidern rieben sie lächelte immer und lächelte allen zu auf diese Weise wollte er eine Interpellation des Sohnes ver- war bereit, sich auf ihn zu stürzen, um ihren Mann in Schutz mit einem wie an den Lippen festgefrorenen Lächeln, mit dem hindern. zu nehmen. glatten Lächeln einer Leiche. Heute war's geradeso. Sonst würden wir ihn zur Tür rausschmeißen," brummte Der warme Frieden eines alten Patrizierhauses herrschte Beim Abendessen sprach er fortwährend, sette selbst die er ärgerlich. Du hast es gewollt, da hab' ich's dir auch in der Wohnung.. Alle waren so vertraut miteinander, so Kinder an den Tisch und paßte auf sie sorgfältigst auf, gesagt, jekt kannst du weinen, soviel du willst; vergiß nur einander angepaßt, daß sie sich mit Blicken verständigten, daß scherzte beständig mit Frau Auguste, die ihm immer dasselbe nicht, daß du nach dem Weinen immer sehr häßlich ausfie ineinander aufgingen. zur Antwort gab und sinnlos mit den langen, gelben, schiefen schaust. Du kriegst geschwollene Augen und eine rote Nase." Der Alte ließ seine Sorgen immer im Kontor und brachte Zähnen lächelte. Und wirklich fing Berta laut zu weinen an und ging aus in die Wohnung ein ruhiges, lächelndes Gesicht. Von einzelnen Nach dem Abendessen kam der junge Joseph Jaskulski. dem Zimmer. Angelegenheiten erzählte er seiner Frau, zanfte manchmal Er war sozusagen Kontorspraktikant, ein ganz armer Die Mutter begann ihm mild seine Brutalität vorzumit Mar, neckte sich seit zwanzig Jahren regelmäßig jeden Bursche, dessen Baum sich seit ein paar Jahren angenommen werfen. Abend mit Frau Auguste, spielte mit den Enfelinnen, deren hatte. Joseph war achtzehn Jahre alt, furchtbar groß, seine„ Laß doch, Mama, ich weiß, was ich tue. Fritz ist eines immer eine Menge im Hause gab alle vier Töchter Beine und Hände waren zu lang, der Kopf groß und stets fach ein Vich, das seine Fabrit nicht behütet, bloß immerwaren schon längst verheiratet. Tas ständig die ,, Sölnische zerzaust, das runde Gesicht schwißte immer, zu alledem war herumfneipt, und vor Berta spielt er den Unglücklichen, dem Zeitung und ein polnisches Blatt. Jeden Abend hörte er sich er auch noch sehr schüchtern und ungeschickt und kam ständig nichts gelingt, der sich für Frau und Kinder zu Tode Schindet, auch irgendeinen sentimentalen Roman aus den verschiedenen mit allen Türen und Möbeln in Konflikt. als hätte der Vater nicht vom ersten Tage der Hochzeit an ihr Familienblättern an, von denen Frau und Töchter lebten, Trotz seiner achtzehn Jahre und der Absolvierung der ganzes Haus mit seinem Gelde erhalten." und verbrachte so den Abend. Handwerksschule war er naiv wie ein Stind. So demütig, nachgiebig und gut war er, daß er alle immer mit den Augen um Berzeihung zu bitten schien, weil er es wagte, unter ihnen zu leben. Vor Mar hatte er große Angst, weil der ihn beständig aufzog und auch jest wieder, als er sah, daß Joseph beim Essen, alles aus der Hand fiel, zu lachen begann und sagte: Ich muß ihn Ihnen schon wegnehmen, Frau Auguste, und in meine Dbhut nehmen."
Heute ging es wieder so an; er setzte sich an den Tisch und winkte dem Entel zu, der in einem großen Schaufelstuhl
am Ofen schaufelte.
" Jaschiu, tomm zum Großpapa, tomm! Sieh her, was ist das?" er zeigte ihm eine Trompete, die er aus der Tasche herausnahm.
Lompete! Gib dem Jaschiu die Tompete!" bat der Kleine, die Händchen ausstreckend.
Still, Mar, wozu bringst du das vor?" ,, Deshalb, weil man damit endlich Schluß machen muß, weil das einfach eine kriminelle Lumpigkeit ist, dich ewig auszunüßen, Vater. Wir alle arbeiten hier, nur damit unsere Schwäger sich amüsieren können."
Er unterbrach sich; im Vorzimmer erklang die Glocke Er ging hinaus, um aufzumachen, und führte gleich danach Borowiecki herein. Gorts. folgt.)